Antirepression

BLICKE VOR UND HINTER DIE KULISSEN: WIE SIEHT DIE PRAXIS DER ANARCHISTINNEN AUS?

Anarchistische Organisierung


1. Einleitung
2. Anarchistische Aktion
3. Anarchistische Organisierung
4. Projekte und Keimzellen
5. Wir sind gut, weil alt - Anarchie als Selbstzweck

Fehlende Selbstorganisierung
Der übliche Weg materieller Reproduktion ist heute der anonyme Markt, auf den die Früchte fremder (und meist fremdbestimmter) Arbeit oder die Dienstleistung selbst eingekauft werden kann. Der Zugang zu diesem Angebot erfolgt fast überall über das universelle Tauschmittel Geld. Das zieht eine Reihe grundsätzlicher Probleme nach sich. Neben der Neigung, allem einen Wert zu geben und es in Geld umsetzen zu wollen, führt der Markt zum Verlust an Wissen und damit der Kontrolle und Beeinflussung von Produktionswegen. Wer ein Produkt kauft, weiß in der Regel nichts mehr über dessen Entstehungsgeschichte, die bei der Herstellung geltenden Arbeitsbedingungen und nur selten mit gewisser Sicherheit - wenn entsprechende Zertifikate vorliegen - etwas über ökologische Folgen.
Zudem zwingt die Reproduktion über den Kauf fremder Leistung im anonymen Markt zur Beschaffung des dort gültigen Tauschmittels Geld. Das aber ist für die meisten Menschen nur über den Verkauf der eigenen Arbeitskraft oder eine unterwürfige bis unwürdige Anbiederung an staatliche Transferstrukturen möglich. Beides schafft Abhängigkeit, beides trennt die Menschen von einer möglichen selbstbestimmten Lebensgestaltung.

Nun wäre es denkbar, diese Zwangsverhältnisse einerseits zu bekämpfen, andererseits punktuell zu durchbrechen, um zumindest Nischen zu bilden, in denen andere Grundsätze der Produktion und des Güteraustausches gelten. Bedürfnisorientierte Produktion, produktive Selbstentfaltung, gleicher Zugang für alle zu den Ressourcen und Produkten könnten Merkmale solcher Alternativen sein. Doch von solchen Versuchen ist wenig zu sehen. Fast alle Menschen mit anarchistischer Attitüde leben vom Verkauf ihrer Arbeitskraft oder davon, dass andere ihre Arbeitskraft einsetzen, um sie mit durchzufüttern. Das soll nicht moralisch bewertet werden (zumal Moral als Versuch einer allgemeingültigen Ordnung von Wertungen immer herrschaftsförmig ist), sondern zunächst einmal festgestellt werden. Wer als AnarchistIn unterwegs ist, ist meist dem tristen Arbeitsprozessen fremdbestimmter Beschäftigung unterworfen oder lebt in einer Zwischenphase des Lebens davon, dass andere das tun. Das gilt auch für manche Leuchttürme anarchistischer Organisierung wie die bekannten Bewegungsagenturen .ausgestrahlt oder Campact, deren massive Jagd nach Spenden eher reicher Klientel alle Handlungen prägt.

Versuche (mehr meist nicht) einer Selbstorganisierung finden sich nur in zwei Strömungen: Zum einen der anarcho-syndikalistichen FAU, die ihre Organisationsarbeit per durch Votum auf Basisversammlungen auf rotierende, konkrete Basis- oder gesondert zusammenkommende Personengruppen überträgt. Als reproduktive Grundlage verbleibt jedoch die Lohnarbeit der Mitglieder, aus denen sich die Organisation finanziell wesentlich speist. Zudem hat die Binnenstrukturen einen bemerkenswerten Grad an Bürokratie erreicht, welche die Möglichkeiten zur spontanten Selbstorganisierung stark beschneidet.
Die zweite Gruppe sind Teile der unabhängigen AktivistInnen, zu deren Lebensstrategie es gehört, unabhängig vom Zwang zur geldorientierten Reproduktion zu leben. Viele von ihnen leben von den Abfällen einer kapitalistischen Gesellschaft, die nicht nur ständig Waren wegwirft, weil diese ihren Geldwert verloren haben (während der Nutzwert geblieben ist), sondern zwecks Erzielung höherer Preise auch systematisch Waren vernichtet. Damit auszukommen, ist zwar eine im Hier und Jetzt offenbar recht gut mögliche Lebenskunst, aber kein Modell einer herrschaftsfreien Gesellschaftsutopie. Zudem verwirklicht nur ein kleiner Teil der unabhängigen AktivistInnen eine solche Alltagspraxis für sich und für die Organisierung politischen Widerstands. Viele Andere beteiligen sich höchstens sporadisch, leben phasenweise einfach von den Reproduktionsaktivitäten anderer und verabschieden sich mangels eigener Überlebensfähigkeit außerhalb kapitalistischer Reproduktionsangebote recht schnell wieder in die Normalität, meist eine bürgerliche.

Ansonsten herrschen auch in als anarchistisch etikettierten Zusammenhänge die gleichen Hemmnisse wie überall:
  • Im durchorganisierten, hochkontrollierten modernen, demokratischen Rechtsstaat gibt es kaum Platz für eine Organisierung jenseits des Zwangs zum Verkauf der eigenen Arbeitskraft und des Einkaufs der Leistungen anderer. Die Produktionsmittel sind mit dem Übergang vom personalen Kapitalisten zur entpersonalisierten Kapitalbesitzgesellschaft noch weiter entfernt vom Zugriff der Einzelnen für ihre eigenen Ideen. Sie sind nur mehr Bausteine in der riesigen Maschine des Kapitalismus, die Mensch und Material dem großen Zwang der ständigen Verwertung von Werten und des Anhäufens von Profit bzw. Kapital unterwirft.
  • Es gibt kaum (noch) eine Neigung, sich eigenes Wissen für das selbstbestimmte Überleben in Alltag und politischer Organisierung anzueignen. Das ist zum Teil erst eine Entwicklung der letzten Jahre. Die heute immer stärker dominierenden Bewegungsagenturen organisieren politischen Widerstand als spendenfinanziertes Angebot zur Teilnahme an Instantaktionen ähnlich wie TUI den Sommerurlaub. Die zentralen Personen waren zu großen Teilen in ihrer eigenen Jugendzeit in politischen Bewegungen aktiv, die stark auf Selbstorganisierung gesetzt haben, in denen Seminare und Eigenfortbildung wichtig waren. Daher stammt auch ihr Wissen um Organisierungsprozesse, welches sie jetzt nutzen, um das Gegenteil von dem zu schaffen, was ihr eigener biografischer Hintergrund ist. Viele von ihnen "züchten" heute leicht lenkbare Menschenmassen in einer Kultur fremdbestimmter politischer Aktion nicht obwohl, sondern weil sie selbst einmal in anarchistischer oder zumindest dem nahestehender Tradition aufgewachsen sind.
  • Solange das Wissen um die Selbstorganisierung fehlt, erscheint diese anstrengend. Ob handwerkliche Arbeiten, materielle Reproduktion oder eigenständige Beschaffung von Informationen - wer das nicht kann oder übt (ob selbst oder als anzapfbares Wissen in einer Kooperation mehrerer Menschen), hat wenig andere Chancen als sich im gewohnten Rhythmus z.B. einer Erwerbsarbeit Geld zu beschaffen und dafür das einzukaufen, was nötig ist. Die Aneignung von Wissen um die Methoden der Selbstorganisierung und der Wille zu einem strategischen Verwirklichen der Handlungsmöglichkeiten bildet die Voraussetzung, ein Leben jenseits anonymer Märkte und fremdbestimmter Erwerbsarbeit zu wollen und als Befreiung zu erleben. Das gilt für den eigenen Alltag ebenso wie für die Organisierung politischen Protests. Wenn das Wissen abhanden kommt (und das ist in großen Teilen schon geschehen), wie eigene Flugblätter entstehen, wie ein Infostand klappt oder eine gezielte Sabotage zum gewünschten Ergebnis führt, wird sich - wie die ArbeiterIn der Erwerbsarbeit - den Bewegungsagenturen oder NGOs mit ihren Politangeboten unterwerfen.
  • Freie Kooperation als anarchistische Art der Organisierung bedarf der einzelnen Menschen als AkteurInnen. Sie bestimmen ihre eigene sozialen Bezüge - vom Zusammenwohnen über Produktion bis zum politischen Widerstand. Dazu bedürfen sie der Souveränität über ihre Außenkontakte, also die Kommunikation und Begegnung mit anderen Menschen. Das aber geschieht immer weniger. Politische Organisierung wird fast nur noch von hauptamtlichen oder sonstigen FunktionsträgerInnen vorangetrieben. Selbständige Prozesse fehlen weitgehend. Meist scheitert es schon an der Kommunikation: Es gibt kaum noch Orte, wo Menschen sich selbstbestimmt begegnen, aus diesem Kontakt Ideen entwickeln und gemeinsam aktiv werden. Meist ist alles schon vorgedacht - bis hin zu den sozialen Netzwerken im Internet, wo Computer berechnen, wer am besten wessen FreundInnenkreis bildet.

Die schöne freiheitlich wirkende Welt böte Freiräume zu selbstorganisierten Strukturen und Strategien in Widerstand und Alltag. Der Nutzung steht allerdings eine gewaltige Systematik der Verhaltenssteuerung entgegen. Es ist ein gegenkultureller Ansatz, sich das eigene Leben wieder anzueignen. Zur Zeit bringen kaum Menschen die Kraft dazu auf. Die Verlockung des Mitschwimmens im Strom und der Aufgabe des eigenen Willens zugunsten gefühlter Geborgenheit als Rädchen im System ist hoch.

  • Beispiele und Analysen zu modernen Hierarchien in anarchistischen und linken Gruppen, Kampagnen und Netzwerken im Folgekapitel

Kollektive Identität und Label
Kooperationen, die von den Menschen ausgehen, in denen deren Wille zu Kommunikation, Produktivität oder gegenseitiger Hilfe zum Ausdruck kommt, bedürfen keiner Bewerbung. Sie entstehen aus Bedürfnissen der Beteiligten. Diese sind frei, ihrer Kooperation einen Namen zu geben, um sich sichtbar und ansprechbar zu machen. Doch tragendes Motiv ist der Wille, in der Kooperation etwas Gewünschtes zu erreichen. Das sieht anders aus, wenn sich die Organisation als Selbstzweck verselbständigt. Parteien und große Verbände werden heute unabhängig von konkreten Absichten aufrecht erhalten. Die Arbeitsplätze der dort Beschäftigten mutieren ebenso zum Selbstzweck wie der Bekanntheitsgrad und das Image der Organisation. Die Frage, ob die jeweilige Organisierungsform zur Erreichung z.B. ideeller Ziele noch sinnvoll ist, wird nie gestellt, wenn das Überleben des Gesamtgebildes sich selbst begründet.
Kollektive Identität entsteht, d.h. das Gesamte wird zum eigenen Zweck, erlangt eine eigene Persönlichkeit und tritt oft sogar den Wünschen der Einzelnen konkurrierend gegenüber. Das ist lange bekannt und sichtbar in den großen Metaidentitäten Nation und Volk, dessen Eigenleben immer wieder gegen die Interessen der Teile gerichtet ist. Im Denken des "Du bist nichts, Dein Volk ist alles" fokussiert sich die Extremform dieses Denkens, in der nur noch das Interesse des Ganzen, der "Gemeinwille" zählt. Mit freier Kooperation hat das nichts zu tun - gut sichtbar ja auch darin, dass die Menschen nicht mehr gefragt werden, ob sie Teil des Kollektivs sein wollen oder nicht. Sie werden dort hineingesteckt oder draußen gehalten, wie es dem übergeordneten Zweck des Ganzen entspricht.

Verbände mit eigenen Labeln ähneln dieser Konstruktion in Vielem. Auch sie sind keine Kooperation, in der die Vielfalt der unterschiedlichen Menschen im Mittelpunkt steht, sondern der - auf welche Weise auch immer ermittelte - Gemeinwille. Das Wohl des Kollektivs, sein Konto- und Mitgliederbestand, sein Renomée in der Öffentlichkeit usw. sind wichtiger als die Ideen der Einzelnen. Eine Welt, in der viele Welten Platz haben, ist selten.
So auch in anarchistischen Kreisen. Vielfalt und Unterschiedlichkeit leben nur in den wenig vernetzten Zusammenhängen von Einzelgruppen und Einzelpersonen. Eine Organisierungskultur der gewollten Vielfalt in Kooperation zeigt sich aber auch dort selten - sei es aus Mangel an strategischem Willen oder schlicht aus der Isolation der Einzelnen voneinander. Wer es nicht einmal hinkriegt, miteinander zu kommunizieren, kann keine kollektive Identität, allerdings auch keine freie Kooperation aufbauen.
Die (relativ) großen AkteurInnen anarchistischer Strömungen wie FAU oder GraswurzlerInnen mit ihren Bewegungsagenturen setzen sehr stark auf kollektive Identität, sicht- und bewerbbare Label sowie den Selbsterhalt der Organisationen als Selbstzweck.

Im Original: CrimethInk zu Labeln
Aus dem Text „Du willst also einen Aufstand?“ aus dem Buch Message in a bottle – CrimethInc Communiques 1996-2011, übersetzt von der bm-Crew, Unrast 2012
Über das widerstehen gegen die Quarantäne von kleinen geschlossenen Kreisen der Überzeugten gibt es einiges zu sagen. Stell dir ein Molekül vor, dass sich mit anderen Molekülen über das Teilen von Elektronen verbindet. Wenn es freie Elektronen hat ist es für neue Verbindungen oder Spaltungen anfällig; wenn es andererseits alle Elektronen in stabilen Bindungen hat ist es ungewöhnlich, dass es neue Dynamiken zu den Molekülen rundum aufbaut. In ähnlicher Weise tendieren Anarchist_innen, die sich selbst in einer Gemeinschaft von überzeugten Ideolog_innen abkapseln, dazu statisch und berechenbar zu werden, während jene, die ihre Partizipation an explizit anarchistischen Kreisen beschränken um offen für andere Beziehungen zu bleiben manchmal Wellen der Veränderung vorantreiben können.

  • Der Streitfrage um kollektive Identität ist ein Kapitel gewidmet.

Konsens- und Basisdemokratie
In fast allen anarchistischen Zusammenhängen ist Basisdemokratie die prägende Form der Entscheidungsfindung. Das geschieht nicht nur mangels Alternativen, sondern bewusst und wird als gelebte Anarchie beschrieben. Meist werden Konsensverfahren angewendet, die nach Meinung derer, die so verfahren, eine weitere Steigerung der Selbstbestimmung der Einzelnen nach sich ziehen und deshalb besonders anarchistisch seien.
Diese Auffassungen sind überraschend, denn Konsens und Basisdemokratie basieren ziemlich auffällig auf abgegrenzten Kollektiven. Gerade Konsensverfahren bedürfen einer scharfen Grenzziehung zwischen Innen und Außen, d.h. Abstimmungsberechtigten und denen ohne Stimm- einschließlich Vetorecht. Da eine solche Grenzziehung immer ein Kriterium beinhalten muss - ob nun Wohnort, Geschlecht, Alter oder politische Orientierung -, ist sie immer mit der Bildung kollektiver Identität verbunden.
Hinzu kommt, dass Basisdemokratie Veränderungswünsche auf ein Gremium (Plenum, Vollversammlung ...) projiziert, statt sie zur Sache der direkten Intervention und freien Vereinbarung zu machen. Damit sind alle grundlegenden Mängel der Demokratie auch in den Untertypen wie Basis- und Konsensdemokratie anzutreffen. Dennoch gelten sie bei der Mehrheit der AnarchistInnen als gelebte Anarchie - ein sehr deutlicher Hinweis auf massive Theoriedefizite in diesen politischen Strömungen.


Informelle Hierarchien
Wo Mut und Wille fehlen, das Miteinander von Menschen und ihren freien Zusammenschlüssen offene Dynamik horizontaler Kommunikation und freier Kooperation zu organisieren, schleichen sich schnell informelle Hierarchien ein. Sie bestehen aus der Mischung Vieler, die zufrieden sind, nicht selbst denken und entscheiden zu müssen, mit dem Willen Weniger, ihre eigenen Ideen oder sogar das Wohl kollektiver Identitäten (Verbände, Labels ...) durchzusetzen.

Im Original: Informelle Hierarchien
Aus Gordon, Uri (2010): "Hier und jetzt", Nautilus in Hamburg
Der Soziologe Mario Diani erklärt, dass sich Führungsrollen in sozialen Bewegungen häufig aus der Verortung von "gewissen Akteuren im Mittelpunkt des Austauschs praktischer und symbolischer Ressourcen" ergäben wie beispielsweise ihrer Möglichkeit und "Fähigkeit, Bündnisse zwischen Organisatorinnen und Organisatoren von Bewegungen zu fördern". Kurz gesagt, gewisse politische Ressourcen sind erforderlich, um im Rahmen anarchistischer Aktivitäten Einfluss zu nehmen. ... (S. 91)
Gruppenstrukturen sollten so formalisiert werden, dass die Hierarchien, die sie bilden, demokratisch konstituiert sind. Da sie annimmt, eine Elite werde kaum bereit sein, auf ihre Macht zu verzichten, auch wenn sie herausgefordert würde, "bleibt als einzige Alternative die, der Gruppe eine formalisierte Struktur zu geben, die dafür sorgt, dass die ursprüngliche Macht institutionalisiert wird. ...
In einer gezielten Zurückweisung unterstreicht die Anarcho-Feministin Cathy Levine, dass die formale Festschreibung von Eliten ein inakzeptables Zugeständnis an die verknöcherten Muster der traditionellen Linken mit ihrem patriarchalischen Weltbild sei. Levine lehnt "einfache Antworten, vorfabrizierte Alternativen" und eine Theorie rundweg ab, die "keinen Raum dafür lässt, dass wir unser eigenes Leben gestalten", und unterstreicht die Unabdingbarkeit eines radikalen Milieus, in dem die Beteiligten geachtet werden und das ihnen großzügige, umfassende Unterstützung und Förderung bietet. Die groben Mechanismen formaler Strukturen seien da nicht angebracht. Jason McQuinn geht so weit zu behaupten, dass die von Freeman angesprochenen Probleme genau so, wenn nicht in schlimmerer Form in formell strukturierten Organisationen anzutreffen seien: "Es ist sehr viel üblicher (wahrscheinlich, weil es verdammt viel einfacher ist), dass die ‚Starken oder vom Glück Begünstigten unhinterfragte Hegemonie über andere’ etablieren, indem sie formale Organisationen gründen oder übernehmen. Warum sollen sie sich schließlich mit einer aufwändigen ‚Vernebelungsstrategie’ herumschlagen, um eine wacklige Hegemonie über eine kleine, informelle Gruppe zu verbergen, wenn es viel einfacher ist, sich innerhalb von formalen Organisationen in Rollen hineinzumanövrieren, in denen man tatsächlich Macht hat." (S. 100 f.)

Aus Bookchin, Murray (1992): "Die Neugestaltung der Gesellschaft", Trotzdem-Verlag in Grafenau (S. 143, mehr Auszüge)
Es wird berichtet, daß während der Mai-Juni Unruhen 1968 in Frankreich, in verschiedenen Pariser arrondissements Nachbarschaftsversammlungen abgehalten wurden. In den Vereinigten Staaten wurden halbherzige Nachbarschaftsprojekte, insbesondere Mietstreik-Gruppen und Ghetto-orientierte Unterstützerkollektive ins Leben gerufen. Jedoch konnte der Gedanke, neue Arten libertärer städtischer Formen, als Gegenmacht zu den vorherrschenden staatlichen Formen zu entwickeln, nirgends Wurzeln schlagen außer in Spanien, wo die Madrider Bürgerbewegung eine wichtige Rolle im öffentlichen Protest gegen das Franco-Regime spielte. Somit blieb die Forderung nach Dezentralisierung ein wichtiger inspirierender Slogan, wurde allerdings nie außerhalb des Universitätscampus spürbar, wo sich die radikalen Bestrebungen auf "Student Power" konzentrierten.


Akzeptierte, formale Hierarchien
Damit ist es nicht getan. Mit Tomaten auf den Augen oder hoher Akzeptanz fremder Führung (auch aus Bequemlichkeit, dann nicht selbst denken zu müssen) entstehen schnell informelle Hierarchien. AnarchistInnen haben aber auch Hierarchien offen gefordert. Ihnen fehlte und fehlt sichtbar der Mut, sich eine Handlungsfähigkeit vorzustellen, die ohne steuernde Strukturen als komplexer Raum voll horizontaler Kommunikation und freier Kooperation besteht. In der Folge der Annahme, Hierarchien seien nötig, floss der Hauptteil strategischen Denkens in die - z.B. basisdemokratische - Ausgestaltung der Steuerung und Kontrolle statt in horizontale Modelle des Miteinanders.

Im Original: Konzepte pro Hierarchisierung
Aus Mühsam, Erich (1933): "Die Befreiung der Gesellschaft vom Staat", Nachdruck bei Syndikat A und im Internet
Wir Anarchisten verabscheuen eine Führerschaft mit Befehlsgewalt und auf Dauer gesicherter Wirksamkeit, also jede Staatsregierung, Beamtenschaft und Parteizentrale, jede Diktatur und jede Klüngelherrschaft. Aber wir leugnen weder die Nützlichkeit des Spielleiters im Theater noch des Vorsitzenden einer Versammlung oder des Kapitäns auf einem Schiff.

Avantgarde nötig - Volk als Legitimation

Text mit Auszügen aus: Bakunin, gesammelte Werke Bd. 3 (S. 97, zitiert auf www.anarchismus.at)
Ein System von Betriebskomitees und Räten, ja selbst eine starke anarchosyndikalistische Bewegung reicht aber nicht aus, um eine Revolution effektiv vorzubereiten und durchzuführen: Es müssen Leute vorhanden sein, die sich in bestimmten Gebieten auskennen, die sich auf die Vorbereitung der Revolution konzentrieren, die Unternehmungen planen und durchführen können, ohne dabei auf ihre Arbeit oder ähnliche Verpflichtungen Rücksicht nehmen zu müssen. Vor allem in den Aufständen vor (und z.T. auch während) der spanischen Revolution sah mensch, dass dezentrale Räte in der vorrevolutionären Phase nicht die nötige Schlagkraft besaßen. Diese bittere Erfahrung haben die spanischen AnarchosyndikalistInnen machen müssen. Sie begannen wiederholt bewaffnete Aufstände gegen die Regierung, die nach anfänglichem Erfolg wegen der schlechten überregionalen Organisation blutig zerschlagen wurden (hier soll kein Zentralismus propagiert werden, aber es hat sich gezeigt, dass es notwendig ist, dass die revolutionären Aktivitäten der Räte aufeinander abgestimmt werden müssen, damit die Räte nicht zersplittert agieren und ihre Kräfte verzetteln). Je nachdem, wie stark der Terror des Staates ist, arbeitet die Avantgarde einer Revolution mehr oder weniger stark konspirativ (geheim). Konspiration bedeutet für die Anarchisten allerdings nicht, als selbsternannte Chefs der proletarischen Massen, diese zu putschistischen Abenteuern anzustiften. Bakunin nannte die konspirativen Organisationen, die er selbst mitbegründete, die „GeburtshelferInnen" der Revolution. Natürlich ist die Avantgarde nicht mit der Masse der RevolutionärInnen zu verwechseln, der revolutionären Armee, die aus dem Volke selbst kommt. „Die Armee muss immer das Volk sein", nie kann und darf es diese Aufgabe an eine intellektuelle Minderheit abgeben. Diese Individuen müssen im revolutionären Kollektiv „aufgelöst" sein, dürfen also keine Autoritäten bilden. In „Staatlichkeit und Anarchie" beschreibt Bakunin eingehender die Rolle solcher Kader: „Diesen Schichten (gemeint sind: den ProletarierInnen) schließen sich aus der bürgerlichen Welt nur einige Individuen an, die der Klassen, der sie entstammen, den Rücken gekehrt und sich völlig den Interessen des Volkes angenommen haben, weil sie die gegenwärtige Ordnung, sei es nun die politische, soziale oder ökonomische, von ganzem Herzen hassen." Bakunin spricht hier vornehmlich von Kadern aus der bürgerlichen Klasse; natürlich kommen auch sehr viele aus den Reihen des Proletariats, besonders während sehr revolutionärer Epochen; oft sind es aber tatsächlich hauptsächlich Personen aus dem Bürgertum, die ihren Klassen den Rücken kehren und zur Avantgarde werden. (Dies war vor allem zu Bakunins Zeiten der Fall, als die ArbeiterInnen und Bauernschaft täglich zwischen 12 und 16 Stunden arbeiteten. Wenn sie dann nach Hause kamen, hatten sie meist andere Sorgen, als Bücher zu lesen oder sich sonstwie geistig zu betätigen. Auch fehlte ihnen oft die finanzielle Möglichkeit, sich längere Zeit revolutionär zu betätigen. Woran es heute liegt, dass z.B. in Österreich meist Intellektuelle eine Avantgarde darstellen, ist ein vollkommen anderer Grund. Zum Teil liegt dies in der faschistischen Vergangenheit Österreichs begründet, die bewirkt, dass die Menschen durch die Massenmedien in einem total unpolitischen Zustand gehalten werden; Bürgerinitiativen werden verteufelt und die Illustrierten, die in Millionen Auflagen verkauft werden, bauschen unwichtige und unpolitische Kleinigkeiten immens auf). Aber zurück zur intellektuellen Avantgarde: „Diese Individuen sind nicht zahlreich, aber dafür wertvoll, natürlich unter der Bedingung, dass sie durch ihren Hass auf das Herrschaftsstreben der Bourgeoisie in sich selbst auch die letzten Überreste von persönlichem Ehrgeiz gelöscht haben - in diesem Falle, so wiederhole ich, sind sie wirklich wertvoll. Das Volk schenkt ihnen Leben, elementare Kraft und ein Aktionsfeld; als Gegenleistung bringen sie ihre positiven Kenntnisse mit, Methoden der Abstraktion und der Analyse, sowie die Kunst, sich zu organisieren, Allianzen zu bilden, die ihrerseits diese aufgeklärte, kämpferischen Kraft bilden, ohne die der Sieg unerreichbar bleibt.(…) Damit sie (die Kader) aber handeln, müssen sie vorhanden sein und dazu muss man sie vorbereiten und im Voraus organisieren, denn Sie wird nicht ganz von selbst entstehen - weder durch Diskussion, noch durch Auseinandersetzungen und prinzipielle Debatten, noch durch Volksversammlungen." (Bakunin, gesammelte Werke Bd. 3, Seite 97) ...
Diese Art der Avantgarde wirkt also wie in der Chemie ein Katalysator: d.h. sie macht die Revolution nicht selbst, sondern gibt in günstigen Gelegenheiten nur den Anstoß dafür. Hat die Revolution gesiegt, ist er überflüssig geworden.

Vereine, Mitglieder, Spenden, Wirtschaftstätigkeit
Aus Stehn, Jan (1997): "Manjana. Ideen für eine anarchistische Gesellschaft"
Beachtlich ist, dass diese Vereinigungen sich ausschließlich durch Engagement, von Mitgliedsbeiträgen und Spenden oder durch den Verkauf von Leistungen tragen. ... (S. 9)
Der Einsatz der meisten Menschen beschränkt sich darauf, sich zu entscheiden, welche Vereinigung sie durch (passive) Mitgliedschaft und finanzielle Beiträge unterstützen. ...
Viele Entscheidungen in den Vereinen sind delegiert an Arbeitsausschüsse und gewählte Vereinsräte. ... (S. 11)

Aus Andreas Speck: "Nach Straßbourg. Zum Umgang mit Gewalt in den eigenen Reihen", in: GWR Mai 2009 (S. 11 f.)
Es ist klar, dass es dabei nicht um eine Zusammenarbeit mit der Polizei gehen kann oder um einen eigenen "Sicherheitsdienst". Das den Demonstrationen inhärente Problem ist jedoch, dass sie als unorganisierte Masse in der Regel nicht handlungsfähig sind. Es wäre daher vielleicht über trainierte Bezugsgruppen nachzudenken, die schnell deeskalierend eingreifen können, ohne Menschen auszugrenzen oder gar der Polizei auszuliefern.


Parteien
Darwin Dante schlägt in seinen anarchistischen Büchern sogar die Gründung einer Partei vor - und zwar (wenn schon, denn schon) nach § 4 richtig bürokratisch mit "Ortsgruppenvorstand, ... Mandatsverwaltungsbeauftragten ... Landes- und Kontinentalräte und ... Weltrat" (Quelle: Aus der Satzung der Partei "Basisdemokratie Jetzt/Die Libertären Basisdemokraten", in: Darwin Dante, a.a.O.). Parteigründungsphantasien lebte auch schon der zwar nicht mit anarchistischer Attitüde agierende, aber dennoch viel theoretische Vorarbeit für freiheitliche Orientierungen leistende Erich Fromm mit seinem Vorschlag einer Partei humanistischer SozialistInnen aus.

Im Original: Die Partei, die Partei, die hat immer recht
Aus Fromm, Erich (1985): "Über den Ungehorsam", dtv München (S. 96 f.)
Die SP-SDF muß zum moralischen und intellektuellen Gewissen der Vereinigten Staaten werden und ihre Analysen und Beurteilungen so weit wie möglich verbreiten.
2. Die Ausrichtung der Aktivitäten der SP-SDF muß sich nach den Prinzipien der optimalen Dezentralisierung und der aktiven, verantwortungsbewußten Teilnahme ihrer Mitglieder an Diskussionen und Entscheidungen richten. Sie muß zudem der Äußerung und Verbreitung von Minderheitsmeinungen großen Raum bieten. Das sozialistische Programm kann kein fertiger Plan sein, sondern muß wachsen und sich durch kontinuierliche Aktivität, Anstrengung und Interesse aller Parteimitglieder entwickeln.
3. Die SP-SDF muß sich von anderen politischen Parteien nicht nur durch Programm und Ideale unterscheiden, sondern darüber hinaus in ihrer Struktur und Arbeitsweise. Sie muß zur geistigen und sozialen Heimat für alle Mitglieder werden, denen humanistischer Realismus und Urteilsfähigkeit gemeinsam sind, in der Solidarität des gemeinsamen Interesses und im Glauben an den Menschen und seine Zukunft.
4. Die SP-SDF muß ein breit gestreutes Erziehungsprogramm in Gang setzen bei Arbeitern, Studenten, Fachleuten und Angehörigen aller sozialen Schichten, von denen ein mögliches Verständnis für sozialistische Kritik und Ziele erwartet werden kann.
5. Die SP-SDF kann einen Erfolg nicht in kurzer Zeit erwarten, jedoch soll dies nicht heißen, daß sie nicht nach größtmöglichem gesellschaftlichen Einfluß streben soll. Sie muß sich bemühen, die Unterstützung einer ständig wachsenden Zahl von Menschen zu gewinnen, die - durch die Partei - ihre Stimmen in den Vereinigten Staaten und der ganzen Welt hören lassen.

Hegemonialkämpfe, Ausgrenzung und Zensur
Wenn schon Hierarchien, dass auch richtig. Wo Macht besteht, entwickeln sich auch Konkurrenzen und Angst um die eigenen Privilegien. Diese führen zu Hegemonialkämpfen - in basisdemokratischen Zusammenhängen regelmäßig perfider ausgeführt als in den Mehrheitsschlachten der NormaldemokratInnen. Dabei wären Letztere bereits abschreckend genug angesichts des ständigen Ringens um Ressourcen und Diskurssteuerung zwischen ohnehin privilegierten Gruppen, die die Masse der Menschen nur als Abstimmvieh und damit Werkzeug in den Kämpfen der Eliten betrachten.
In basisdemokratischen oder rein informell gesteuerten Zirkeln ist vieles ähnlich. Hier gibt es keine offenen Systeme. Ressourcen, Zugang zu Medien und Mächtigen, Wissen und Kontakte - das alles wird exklusiv verwaltet von den Eliten und steht den einfachen AktivistInnen regelmäßig nicht zur Verfügung.
In allen überregionalen anarchistischen Printmedien herrschen Regeln und Zensur, selbst das relativ offene Indymedia ermöglicht es in Deutschland technisch, Beiträge ganz zu elimineren. Das typisch deutsch zu nennen, mag übertrieben sein - ganz falsch ist es aber auch nicht.
Sehr ähnlich wirkt sich die Arbeitsweise der meisten anarchistischen Buchverlage aus, die vor allem ihr eigenes soziales Umfeld schreiben lassen und so kaum selbst zu einer Streitkultur um Theorie- und Praxisansätze beitragen.

Damit widerlegt sich die Erwartungshaltung Ilija Trojanow, der im Einstiegskapitel (S. 6) des Buches "Anarchistische Welten" (Nautilus) schrieb:

Die meisten Gegner, ob der herrschenden Meinung untertan oder aus vermeintlciher Konkurrenz um eine progressive Alleinvertretung, begnügen sich damit, den Anarchismus verächtlich zu machen. Selten hat es über die letzten zwei Jahrhunderte hinweg eine ernstzunehmende Auseinandersetzung, eine sachliche Kritik gegeben, die Anarchistinnen und Anarchisten willkommen sein dürfte, denn gerade eine auf Freiheit, Vielfalt und Skepsis gegründete Haltung ist bestrebt, die eigenen Annahmen und Schlussfolgerungen regelmäßig in Frage zu stellen.

Gerade in anarchistischen Kreisen herrscht überwiegend eine starke Abneigung gegen Vielfalt, Unterschiedlichkeit und Streitkultur. Geschlossene Marschformationen, Konsens und kollektive Identitäten dominieren.

  • Mehr Zensurfälle (Übersicht)
  • Auf der Linkseite verspricht die FDA Links zu allen möglichen deutschsprachigen Anarchist_innen. Aber von der Projektwerkstatt und irgendwelchen Projekten (also weder die dortigen Anarchie- noch die Herrschaftstheorieseiten) dort gibt es keine Spur. Zufall?

Im Original: Zensur und Hegemonie
Text des Informationsflyers "Zur Zensur auf der Libertären Medienmesse (24.-26.8.2012 in Bochum)"
Zunächst gab es auf eine Anfrage eine Zusage, dass die Veranstaltung laufen könne. Dortige Begründung in erster Mail von Faudu4 : "wir können die veranstaltung mit titel "Freie Menschen in Freien Vereinbarungen: Grundlegungen für eine herr-schaftsfreie Welt" nicht machen. es gab im vorfeld starke bedenken in bezug auf frühere verhaltensweisen deiner person, die wir nicht so beiseite schieben können und jene sonst die anderen veranstaltungen überschatten würden. wir bitten darum diese ent-scheidung zu respektieren. diese entscheidung ist unabhängig von dem geplanten verlagsstand, der natürlich nicht davon betroffen ist. der verlag ist auch ein teil des libertären spektrums den es abzubilden gilt. letztendlich kann das entsprechende buch auch da angeboten werden." (Hinweis: Für Buchverkaufsstände wird eine Gebühr bezahlt - wer bezahlt, durfte also trotzdem auf der Messe sein)
Auf Nachfrage zu den Gründen stand in einer zweiten Mail aus der Orgagruppe: "natürlich ist die begründung leider etwas schwammig. tatsächlich bezieht sie sich auf das damalige verhältnis zum vs. und die entscheidung, die es zu respektieren gilt, ist die gruppenkonsens absage zur veranstaltung hinzunehmen. trotzdem finden wir das es ein ausreichender kompromiss ist, wenn du mit dem verlag ausstellen kannst."
Im weiteren Verlauf wurden von verschiedenen Seiten immer neue Gründe konstruiert. Die Behauptungen und Vorwürfe waren regelmäßig anonym, so dass eine eindeutige Zuordnung zur LiMesse-Orgagruppe auch nicht klar ist. Mehrfach wurde behauptet, die Zensur sei eingebildet und eben nur der Vortrag nicht ins Programm genommen worden. Das haben viele geglaubt (weil Menschen gerne dazu neigen, hinter Vorgängen keine systematischen Machtspiele sehen zu wollen, weil das die Laune verdirbt). Als Grund für die Nichtaufnahme des Vortrags wurde eine Zeit lang behauptet, dass der Vortrag ja 2010 schon auf der LiMesse gelaufen sei. Das jedoch war frei erfunden (der Referent war überhaupt nicht auf der LiMesse 2010). Es zeigt von einigem Machtkalkül, dass sogar Gründe komplett konstruiert werden, um eine Zensur zu verschleiern.
Allerdings zeigen die Texte aus der Orgagruppe ja selbst, dass es Zensur war - ganz besonders der später dann öffentlich gestreute Titeltext in der Bochumer Stadtzeitung (siehe unten).
Noch vor der sogenannt libertären Messe gingen ZensorInnen oder ihre Hinterleute (wieder anonym) an die Öffentlichkeit und schmissen dort mit Dreck. Interessant: Nun wurde eine völlig neue Begründung angegeben - eine, von der bereits seit Monaten be-kannt war, dass sie so nicht stimmte. Für eine Schlammschlacht aber ist auch jedes Gerücht nützlich. Die Bochumer Stadtzeitung veröffentlichte folgende Passage: "Der Ökoaktivist Jörg Bergstedt hat für den Messesamstag eine Demonstration für eine „zensurfreie Zone“ angekündigt. Der aus Mittelhessen stammende Autor und Aktivist war zuvor von der Teilnahme an der Limesse ausgeschlossen worden, unter anderem weil er 2011 bei dem rechten verschwörungstheoretischen 7. Anti-Zensur-Kongress aufgetreten ist. In die Kritik war Bergstedt aber auch wegen seines zeitweiligen Kon-takts zum Verfassungsschutz geraten. Der AZK-Kongress wird von dem Gründer der autoriären und evangelikal-esoterischen „Organischen Christus Generation“ Ivo Sasek organisiert und bietet HolocaustleugnerInnen, rechtsextremen PoulistInnen und antisemitischen VerschwörungstheoretikerInnen ein Forum. Deswegen möchten die VeranstalterInnen ihn nicht auf der Limesse haben."
Die Begründung ist doppelt schwach: Erstens zu diesem Zeitpunkt neu aus dem Hut gezaubert (vorher wurde anderes gesagt, siehe oben zitierte Mails). Zweitens ist über den AZK-Auftritt weitgehend bekannt und an vielen Stellen beschrieben, dass der Autor dort war, weil er für einen (kritischen!) Reader über solche Zusammenhänge recherchierte (Titel „Den Kopf entlasten“ siehe auch www.kopfentlastung.siehe.website). Immerhin aber gaben die VeranstalterInnen mit diesem Text selbst zu, einen Ausschluss vollzogen zu haben. Zudem eskalierten sie – und zensierten erneut. Eine Gegendarstellung zu den Behauptungen ging der Redaktion zu, wurde aber nicht veröffentlicht – wie üblich liegt hier das Niveau libertärer Kultur unter dem der bürgerlichen Normalgesellschaft.


Auch der Protest gegen die Zensur wird zensiert ... aus Indymedia


Solche Formen von Zensur und Ausgrenzung sind, ziemlich üblich. Das mag manche überraschen, die mit „Wir wollen doch alle das Gleiche“ den kritischen Blick vernebeln oder über „das ist bestimmt nicht so gemeint“ fast alles der Bewegungseliten durchgehen lassen.
Der heute auf der LiMesse zensierte Autor ist bereits mehrfach auf sogenannten anarchistischen und liber-tären Camps und Veranstaltungen als unerwünscht erklärt und seine Veranstaltungen unterbunden worden. Dabei sind AutorInnen, die anarchistische Theorie erarbeiten, im deutschsprachigen Raum sehr selten. Der Ausgegrenzte ist mit Werken wie „Freie Menschen in freien Vereinbarungen“, „Anarchie“, „Herrschaftsfrei wirtschaften“, „Autonomie und Kooperation“ und anderen eher selten – und fliegt raus. U.a.:
- Mehrfach auf A-Camps (soweit sie auf der Burg Lutter stattfinden, die für diese Verbote mit der Androhung auch von körperlicher Gewalt sorgten)
- Auf dem Rebellischen Zusammentreffen 2012
- Auf dem Vernetzungstreffen Z.U.G.A.Be (dort auch unerwünscht: Autorin Hanna Poddig)

Anarch@s und Polizei ergänzen sich prima, wenn es um Macht geht: Demo gegen Zensur vor Ort nicht erlaubt!

Ein Text zur Kritik der Basisdemokratie wurde an Graswurzelrevolution (GWR) und Direkte Aktion (DA) geschickt mit der Bitte um Veröffentlichung. Beide lehnten ab. Aus den Begründungen:
Graswurzelrevolution: „in Deinem Text steht u.a., „dass es anarchistische Zeitungen gar nicht gibt, auch wenn sich einige so nennen.“
Demnach gibt es also die anarchistische Monatszeitung Graswurzelrevolution gar nicht. Und da es uns nicht gibt, können wir Dir auch nicht antworten. Und diese Antwort ist wiederum nur eine Illusion. Denn uns gibt’s ja gar nicht. Auch wenn Du demnächst behauptest, dass die Erde eine Scheibe ist, würde das die GWR voraussichtlich nicht abdrucken, da es im GWR-HerausgeberInnenkreis einen Konsens gibt, dass die Erde rund ist, damit das Denken die Richtung wechseln kann. Zu Deinem Artikelangebot: Ich würde es mal so sagen, ‚eher positiv’, weniger unter Umständen ‚ja’, dabei dennoch nicht so eindeutig, wie ‚vielleicht’. Alles klar? Na dann.“
Zudem informierte die GWR auch andere Zeitungen über ihre Meinung – auffordernd, den Text auch dort abzulehnen. Offenbar war den BasisdemokratInnen wichtig, dass die abweichende Meinung ganz unterdrückt bleibt.
Direkte Aktion: In der DA würde ich ihn lieber nicht unterbringen, weil er da nicht reinpasst. Du hast schon recht: die DA ist keine anarchistische Zeitung, sondern eine anarchosyndikalistische. Sie versteht sich als Sprachrohr der Syndikate in der DA und nicht als anarchistische Diskussionszeitung. Wir haben in der FAU interne Diskussionsplattformen. Allerdings fokussiert sich die Diskussion bei uns auf andere Schwerpunkte, bei denen Deine Thesen z. T. sicher einer kritischen Würdigung wert sind und zur Hinterfragung der eigenen Haltung interessant sind.
Als Diskussionsgrundlage für eine neue Diskussion des Selbstverständnisses innerhalb der FAU finde ich ihn auch deshalb ungeeignet, weil wir uns bewusst anders organisiert haben, als einige grundsätzliche Forderungen von Dir es verlangen würden. Nur als Beispiel: Wir konstruieren bewusst ein starkes „Wir“. Wir wollen das halt so. Und weil wir das wollen, ist es auch nicht unanarchistisch.“

In einem Text gleich beides: Erst den Zensurvorwurf zurückweisen - und dann die Zensur aussprechen
Aus der "Dokumentation zu den Methoden der politischen Diffamierung des Jörg Bergstedt" (von GWR-HerausgeberInnen)
Die Behauptung der Spaltung und der Zensur ist falsch und wird als politische Diffamierung der Graswurzelrevolution betrachtet. ... Zensur findet in der Graswurzelrevolution nicht statt. ...
Wer so schlampig recherchiert, wer uns politisch so offensichtlich und gleichzeitig dummdreist dinamiert, mit demlder arbeiten wir nicht zusammen, es sei dem, die Person entschuldigt sich öffentlich und sorgt dafür, da0 solches nicht mehr vorkommt. Wir haben nämlich weder die Energie noch die Zeit noch den politischen Willen, auf jeden Quatsch des Herrn Bergstedt ausfUhrliche Gegendarstellungen wie diese hier zu schreiben.
i.A. einzelner Leute aus dem GWR-Herausgeberlnnenkreis, die ein Veto gegen Austauschanzeigen und Beilagen mit Bergstedt/Ö-Punkten einlegen

Rechts: Interview zu Stuttgart-21 in der GWR Januar 2014. Am Ende hatte die Interviewte auch den Namen Jörg Bergstedt aufgezählt. Er wurde von der GWR-Führung wegzensiert, d.h. hier wurde sogar ein Interview verfälscht!

Im Buch von Jonathan Eibisch, "Politische Theorie des Anarchismus" hat der Autor die aktivistischen Teile des Anarchismus komplett weggelassen. Da er die kennt, ist Absicht zu vermuten - was dann eine Art Zensur wäre. Offensichtlich will er mit seinem Buch in der (pseudo-)wissenschaftlichen Elite beeindrucken, in der alles, was mit Praxis zu tun hat, verleugnet wird (was die Theorie höchst lückenhaft bis falsch macht).

Kritik ist nicht erwünscht - und wer was sagen darf, entscheidet die GWR!
Aus der "Dokumentation zu den Methoden der politischen Diffamierung des Jörg Bergstedt" (von GWR-HerausgeberInnen)
Auf Seite 115f findet sich bei Bergstedt (Daten, Fakten, Hintergründe!!!) seine Darstellung der Ereignisse und der Bewertung der X-1000malquer-Blockade im Rahmen der Aktionen gegen den Castor im März 1997.
Darin heißt es - neben dem damals üblichen Spaltungsvorwurf: „Durch ihr Verhalten haben sich die 'X-tausendmal-quer'-DrahtzieherInnen, organisiert vor allem tim die
Kurve Wustrow im Wendland, die Umweltwerkstatt in Verden und die Graswurzelrevolution in Oldenburg, weitgehend außerhalb der Anti-Atom-Bewegung gestellt." (S. 115)
Diese Behauptung wird als bewußte Ausgrenzung betrachtet. Es wird erklärt, daß Herr Bergstedt in keiner Weise befugt ist, solche Ausgrenzungen auszusprechen. Für wen hält er sich? Für die Inquisition der Anti-AKW-Bewegung?

Und mit Dreck schmeißen ...
Zitat aus der gleichen Quelle mit quellenfreien Behauptungen
Das einzige, was GWR-Redakteurinnen je von Jugendumweltkongressen abzockten, sind finanzielle Fahrtkosten und Honorare für Arbeitskreise. Und wir sind sicher, daß die Einkünfte aus diesen Quellen bei Herrn Bergstedt bedeutend höher sind, als sie es für die Graswurzelrevolution jemals waren.

Im Editorial der GWR Nr .278:
Außerdem gibt es ein neues Titelseitenlayout. Ob das aber die Staatsschutzbehörden,Jungle World-Redakteure und Jörg Bergstedts dieser Welt davon abhält, weiterhin Quark über die graswurzelrevolution zu verbreiten? Während Bergstedt in seinen Verschwörungsbüchern3 die böse, weil gewaltfreie (und „elitäre") GWR mit ÖDP, Greenpeace u.a. gleichsetzt und verrührt, ...

Weiter unten die Fußnote:
3 J. Bergstedt: Nachhaltig, modern, staatstreu?, Raiskirchen-Saasen 2003; Agenda, Expo, Sponsoring, Raiskirchen-Saasen 1999

Insbesondere GWR-Chef Bernd Drücke personifiziert einen seltsamen Bergstedt-Hass. Wenn er andere Menschen etwas Kritisches über seine Zeitung schreiben, wähnt er sofort sein Feindbild hinter allen, auch wenn keinerlei Zusammenhang besteht. Absurderweise unterstellt er seiner Feindbild-Projektion dann auch noch, dass er die GWR hassen würde - wo auch immer er das herhat. Wer sich in der Projektwerkstatt umschaut, findet z.B. die GWR dort immer in der Zeitschriften-Leine. Da sich die meisten Leute in der Projektwerkstatt um die Routinearbeiten nicht kümmern, darf getrost davon ausgegangen werden, dass es immer genau der angebliche GWR-Hasser ist, der die GWR in der Projektwerkstatt zum Lesen regelmäßig aushängt. Aus Bernd Drückes Mail am 4.12.2014 an die Redaktion "grünes blatt":
Anti-GWR-Buch "Anarchie. Kampf und Krampf im deutschen Anarchismus" ...
Ich habe Deine "Kritik" im GB gestern als feindselig empfunden, mein Eindruck war, dass Du/Ihr vom selbst erklärten GWR-Hasser Bergstedt verhetzt wurdet. ...
Was ich für die "Bullen" reklamiere, sollte natürlich auch für
MitstreiterInnen gelten.
Anlass war ein Artikel im "grünen blatt", in dem zwei Personen sich beschwerten, dass ohne Rückfrage ein Foto von ihnen bei einer Aktion als Abo-Werbebild von der GWR eingesetzt wurde. Die erste Reaktion von GWR-Chef Drücke enthielt diese Zeilen:
Es wäre m.E. dagegen ausgesprochen kontraproduktiv und dumm, eine solche Aktion "vermummt" zu machen und - wie Du im GB schreibst - "andere eventuell störungswillige Polizist_innen mittels Schottersteinen auf Distanz zu halten". Letzteres lehnen wir tatsächlich ab. Ich bin froh, dass Du eine solche Dummheit nicht gemacht hast. Vielleicht handelt es sich bei Deiner "Schottersteine"-Äußerung um eine testosterongesteuerte (post-)pubertäre Mackerphantasie und -Pose? Wie dem auch sei: Die eigene Utopie sollte sich m.E. schon in den eigenen Aktionsformen widerspiegeln, und wer andere Menschen ("Bullen") mit "Schottersteinen auf Distanz" hält, tut eben dies nicht. Im Gegenteil, er verletzt andere und gefährdet Menschenleben. Das ist m.E. in der Tat konterrevolutionär und menschenverachtend. Gehört ein gewalttätiges Macho-Handeln, das andere Menschen gefährdet, tatsächlich zu Deiner Utopie?

Verschleiert ... Selbstbeschreibungen der GWR suggeriert Offenheit und Vielfalt
Aus einem Interview mit Bernd Drücke von den Bloggern Sören Weber (herrschaftsfrei.org) und Maurice W. (netz betrieb.de)
Ein gutes Beispiel dafür, wie anarchistische Organisierung im Kleinen stattfinden kann, ist auch die gewaltfrei anarchistische Monatszeitung Graswurzelrevolution, bei der ich arbeite. Dort wird seit 1972 nach anarchistischen Prinzipien, in basisdemokratischen Strukturen, mit Konsensprinzip gearbeitet. Das ist keine ausbeuterische Lohnarbeit, sondern weitgehend selbstbestimmte Arbeit, wie ich sie mir in allen gesellschaftlichen Bereichen wünsche. Menschenwürdige und sinnvolle Arbeit, aber auch Entschleunigung, Müßiggang, das Recht auf Faulheit für alle, so stelle ich mir die Anarchie vor. ...
Das Beispiel der Graswurzelrevolution zeigt auch, dass anarchistische Organisierung funktionieren kann. Wir diskutieren in der Regel die Texte vorab. Zum Beispiel wenn eines der rund vierzig Mitglieder des GWR HerausgeberInnenkreises sagt, "dieser Artikel gefällt nür ganz und gar nicht, da lege ich jetzt ein Veto gegen ein", dann hat das erst einmal eine aufschiebende Wirkung. Der Artikel erscheint zunächst nicht. Das Veto muss aber begründet werden, es wird darüber diskutiert, per Mail und während der GWR-HerausgeberInnentreffen. Im besten Fall hat man den Effekt, dass am Ende dann zwei konträre Texte nebeneinander stehen und eine Diskussion in der GWR entfacht wird. Das kann auch sehr konstruktiv sein. Der positive Effekt ist, dass die Menschen, die zum Beispiel für die Zeitung arbeiten oder auch interviewt werden, doch wesentlich zufriedener damit sind, weil sie bis kurz vor Drucklegung noch Änderungen einfordern können.
Bei anderen Zeitungen weißt du oft nicht, was sie aus einem Interview, das sie mit dir geführt haben, machen. Da habe ich schlechte Erfahrungen gemacht. Mich hat vor kurzem die Neue Zürcher Zeitung telefonisch zu Griechenland interviewt. Am Ende wurde dann ohne Rücksprache ein aus dem Kontext gerissenes Zitat von mir im Rahmen eines Hetzartikels gegen griechische Anarchisten gedruckt. Auch die „linke Wochenzeitung" Jungle World arbeitet in diesem Zusammenhang nicht anarchistisch. Die hat mich 2007 interviewt und anschließend das Interview gedruckt. Ohne dass ich das verhindern konnte, haben sie zum Teil Kernaussagen, die ihnen nicht in den Kram passen, rausgenommen und stattdessen eher die witzigen Sachen stehen gelassen. Ein fairer Umgang sieht anders aus.
In diesem Sinne ist anarchistischer Journalismus, so wie ich ihn verstehe, fairer und oft seriöser als der schnelllebige Mainstreamjournalismus. Wenn wir für die GWR ein Interview führen, machen wir es so, dass wir den Text anschließend transkribieren und behutsam überarbeiten. Die gesprochene Sprache wird von uns redaktionell überarbeitet und der Text gegebenenfalls gekürzt. Wir schicken dann die Texte im Korrekturmodus an die Interviewten. Die können alles nochmal durchgucken und sagen, das und das ist mir wichtig, das soll drin bleiben, das kann raus, und so weiter. Es wird also sichergestellt, dass alle Beteiligten mit dem Ergebnis zufrieden sein können und dass nicht über die Köpfe hinweg entschieden wird. Das unterscheidet die GWR von vielen anderen Medien.

Suche nach dem Theoriewerk "Freie Menschen in freien Vereinbarungen" auf www.anarchismus.at: Vergeblich!


Bücher verbieten?
In Hannover gingen "Linke" zu linken Buchläden und Zentren, um dort zu verlangen, Bücher des herrschaftskritischen Autors Jörg Bergstedt aus dem Angebot zu nehmen. Ein anarchistischer Mailorder erhielt am 15.1.2015 die folgende anonyme Mail: "Ich schätze euren Shop sehr und erkenne an dass ihr echt viel Arbeit hier reinsteckt. Ich finde es ebenfalls grundsätzlich sehr gut, dass verschiedene anarchistische Strömungen gleichberechtigt hier nebeneinander stehen. Daher befremdet es mich ungemein, dass man hier so einiges von Jörg Bergstedt erwerben kann. Der hat nicht nur ein total problematisches Verhältnis zum Verfassungsschutz, sondern ist im Umgang mit seinen fellow-anarchists grob unsolidarisch. Trotzdem: Weiter so mit eurem Shop!"


Die Steigerung: Vom Etikettenschwindel zum Machtspiel
Die Gräben zwischen anarchistischem Schein und organisationsegoistischer Realität sind tief. Anarchische Ideen dienen eher als Verschleierung denn als ideelle Grundlage. Das kann sehr weit gehen, wenn z.B. basisdemokratische Abstimmungsmethoden nicht nur als Etikett dienen, sondern sogar als knallhartes Machtmittel. Ein spektakuläres Beispiel lieferte der ständig auch mit anarchistischer Attitüde agierende Bewegungsführer Jochen Stay, als er versuchte, per Veto Workshops zur Aneignung von Aktionsmethoden (z.B. Anketten an Schienen) auf dem Wendlandcamp 2010 zu verhindern. Dahinter stand die entlarvende Hoffnung, dass Menschen bei den geplanten Instantaktionen mitmachen, wenn sie möglichst wenig eigenes Knowhow hatten. Hier wurden Menschen systematisch dumm gehalten, um sie steuern und vereinnahmen zu können. Das ähnelt der Strategie des Kapitalismus, Menschen Wissen, Willen und Möglichkeiten zum selbstbestimmten Leben zu entziehen, um sie für die Teilnahme am Arbeitsmarkt gefügig zu machen.

Neben diesem Extrembeispiel bietet aber auch der Alltagsbetrieb der meisten anarchistischen Netzwerke und Organisationen, die gleichzeitig basisdemokratisch organisiert sind, Anschauung dafür, wie kollektive Gleichschaltung wichtiger genommen wird als Selbstentfaltung der Einzelnen und freie Kooperation. Konsens und Vetorecht bevorteilen einen Mainstream, weil durch sie vor allem kreative Minderheiten und abweichende Ideen ausgeschaltet werden.


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