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Türme


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Gab es zum Beispiel bei der legendären Bauplatzbesetzung von Gorleben und auf etlichen besetzten Genfeldern der 90er Jahre. Foto unten: Besetztes Feld Mitte der 90er in Melbach (Wetterau).



Um bei Flächenbesetzungen eine schnelle Räumung zu verhindern, loht es sich, einen Turm aufzustellen. Das wirkt offener als Befestigungsanlagen wie Zäune und Gräben, hindert die "Freunde und Helfer" aber trotzdem, euch einfach vom Platz zu fegen.

Zeit und Handlungsmöglichkeiten schaffen
Wenn erstmal Leute auf dem Turm drauf sind, werden Spezialeinheiten gebraucht, um sie da wieder runter zu kriegen. Solange kann von oben mit Kofetti und Krach für Stimmung gesorgt, mit Kompost und anderen unangenehmen Sachen auf Behelmte geworfen und die Vorgänge unten gefilmt werden. Wenn dann irgendwann ein Räumtrupp nach oben kommt, können sich die Aktivistis anketten, um den Beamten noch mehr Arbeit zu bereiten.

Die Baumstämme
Wenn sich Menschen auf dem Turm befinden, kann dieser nicht einfach umgesägt werden und die Leute nicht so leicht geräumt. Vorausgesetzt, der Turm ist so hoch, dass keine zur Verfügung stehende Leiter dran kommt. Lange Baumstämme bringen allerdings eine Schwierigkeit mit sich: Pro Meter eines frisch geschlagenen Stammes braucht es schon mindestens eine Person, um ihn von A nach B zu tragen. Ein Jahr abgelagerte Stämme sind leichter.
Für die Stämme müssen am Aufbauort Löcher gegraben werden, deren Boden im Idealfall noch mit Kies oder Schotter gefüllt wird. Damit die Stämme auch wirklich da reinrutschen, machen sich Ausrichtungsgräben ganz gut. Bei jahrelang stehenden Bauten sollten mindestens die in der Erde stehenden Enden geschält und abgeschmort werden.

Technik
Als Technik zum Aufbau von dreibeinigen Türmen hat sich folgendes bewährt: Zwei Beine zeigen in die Zugrichtung wie ein A, das andere zeigt in die andere Richtung und wird beim Hochziehen hinterhergezogen. Dabei muss es ein wenig gelenkt werden. Bei der Methode, das Bein vorne weg zu schieben, würde es sich in den Boden bohren. Die Verbindung der drei Stämme muss bei der ersten Möglichkeit beweglich sein, weil sich der hintere Stamm um über 90° dreht. Als erstes werden also die beiden A-Stämme zusammengebracht und dann der dritte flexibel damit verbunden. Verstärkt werden kann die Konstruktion später, wenn der Turm steht.
Um den Turm direkt aus dem Liegen hochzuziehen ist der Winkel zu flach. Deshalb sollte der Turm vorher angehoben oder das Zugseil über ein Zweibein umgelenkt werden, um den Winkel herzustellen. Das Zweibein kann, nachdem es seinen Dienst getan hat auch zerbrechen. Das Seil dagegen muss wirklich viel aushalten, denn beim Hochziehen von drei 17m-Stämmen wirkt eine Last von 4t und bei Stößen kann sich diese Kraft vervielfachen. Mit 10mm Durchmesser aus Draht ist mensch auf der sicheren Seite. Damit das Drahtseil nicht die Verbindungsseile an der Spitze zerschneidet oder die Stäbe vom Zweibein zerdrückt, wird ein Schutzmantel (z.B. Metallrohre) gebraucht.

Aufbau
Wie der Turm hochgezogen werden kann, hängt vom Gelände ab. In dem Extremfall, dass es sich um Ackerboden handelt, reicht ein üblicher Traktor nicht aus. Ein schwerer LKW mit Allrad, Differentialsperren und Ballonreifen ist bei solchen Bodenbedingungen Pflicht. Um dieses Problem zu umgehen, kann das Seil umgelenkt werden, damit das Gefährt auf festerem Gelände in der Nähe fahren kann. Wenn der Turm nicht von einer Hebebühne erreichbar sein soll, muss er aber weit genug weg davon aufgebaut werden. Andere Möglichkeiten sind ein Seilzug (langsam) oder pure Muskelkraft. Hier ist eine Rücksicherung angebracht, falls das Seil aus der Hand gleitet.
Damit der Turm während dem Hochziehen nicht kippt, muss alles genau ausgerichtet werden: Die Spitze des Dreibeins, des Zweibeins und der Punkt, wo gezogen wird müssen sich auf einer Linie befinden. Nachts im Dunkeln eignen sich z.B. Fahrradblinklichter dazu - aber nur dort, wo es nicht bemerkt werden kann. Sonst muss viel hin- und hergerannt oder mit Seilen als Ausrichtungsschnur gearbeitet werden.
Und dann kann es endlich losgehen:

Schritt für Schritt: Turm zusammenknoten und aufrichten

Schritt 1 ist, die Stämme zu holen, passend zuzusägen, Äste entfernen und sie dann so zu legen, dass zwei parallel liegen und einer gegenüber in der Mitte der beiden anderen. Die dünneren Enden liegen dann in der Mitte nebeneinander - sie bilden später den Knotenpunkt. Das Seil wird dann mehrfach um die Balken gewickelt (Beginn oben). Am Ende werde dann die Überkreuzstellen nochmals mehrfach umwickelt, damit der Knoten stramm sitzt (unten).



Dann werden die beiden bisher parallel liegenden Beine gespreizt und so gelegt, dass ihre dicken (später unteren) Enden vor den für sie gegrabenen Löchern liegen. Auch für das dritte Bein ist schon ein Loch vorbereitet, das aber vom Bein weit entfernt ist. Oben: Der gespreizte Knoten. Unten: Foto in die andere Richtung mit den beiden Beinen vor ihren Löchern. In der Mitte erkennbar das Loch für das dritte Bein.



Nun wird an einem der beiden Beine direkt unter dem Knoten ein langes Zugseil befestigt. Die Mehrzahl der mithelfenden Personen postiert sich am Knoten, einige ziehen das Zugseil stramm. Dann geht es los:


Der Knoten wird angehoben (oben). Das Zugseil spielt noch keine Rolle, weil der Winkel dafür zu flach ist. Dann den Knoten so hoch wie möglich, um dann (kleinere Leute jeweils nach vorne) die drei Beine des Turms Zentimeter für Zentimeter hochzudrücken (unten). Nun kann auch schon am Seil gezogen werden, weil der Winkel immer besser wird.



So geht es weiter Zentimeter um Zentimeter. Oft stockt es, weil der Kraftaufwand hoch ist. Dann auf Kommando drücken und das Ganze ruckweise aufrichten. Zurückfallen kann der Turm nicht, da das hintere Bein nachgezogen wird und immer wie eine Sicherung wirkt. Wichtig noch: An den unteren Enden der Beine sind kleine Seile (Ruckelbänder) befestigt, an denen die Richtung der Beine korrigiert werden kann. Sie sollen ja in die Löcher rutschen.



Am Ende steht der Turm fast aufrecht. Die Hauptzuglast kommt jetzt über das Seil, weil dieses nun einen besseren Kraftansatz hat, während das Hochdrücken der Turmbeine kaum noch geht. Deshalb sollten im Laufe der Zeit Leute von den Turmbeinen an das Seil wechseln.


Dann: Vorsicht! Kurz vor dem Einlochen des hinteren Beines erstmal Stoppen. Es besteht die Gefahr, dass durch hektisches Ziehen am Seil der Turm zu weit gezogen wird und dann Richtung Seil rüberkippt. Den letzten Meter vorsichtig und in Etappen vollziehen. Oft reicht es, wenn eine Handvoll Menschen am letzten Bein dieses direkt in das Loch hineindrückt.



Irgendwann dann ist fertig. Der Turm kann geschmückt werden, zudem können durch Querstreben Auflagepunkte für eine Plattform geschaffen werden. Dieser Turm diente keiner Besetzung, sondern stand auf dem Camp der Aktion "Gendreck weg!" im Jahr 2008 - unter anderem als Blickfang neben der Bühne (unten).




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