Antirepression

GREENWASHING UND VERSTECKSPIEL
KONZERNE UND DIE FASSADE DER KLEINFIRMEN

Eine Hand wäscht die andere ... und boxt die andere: Konkurrenz und Kooperation


1. Einleitung
2. Versteckspiel am Beispiel: Der Firmenverbund BioOK (inzwischen aufgelöst)
3. Staat und Konzerne - gemeinsam aktiv
4. Lieblingsfeind der Deutschen: Monsanto
5. Deutsche Konzerne I: BASF (genauer: BASF Plant Science)
6. Deutsche Konzerne II: Bayer (genauer: Bayer CropScience)
7. Deutsche Konzerne III: KWS (genauer: KWS Saat AG)
8. Und einige mehr ...
9. Eine Hand wäscht die andere ... und boxt die andere: Konkurrenz und Kooperation
10. Netzwerke, Tarnfirmen & Co.: Unternehmen und ihr Einfluss
11. Links

Dieses Kapitel der Konzerne und ihrer Tarnkappen könnte sehr lang sein. Es gibt weitere große Konzerne, die auch in den deutschen Seilschaften agieren - Syngenta zum Beispiel oder Du Pont, Pioneer und andere. Kleine Saatgutfirmen und ein buntes Umfeld an Biotechnologieunternehmen rund um die großen Konzerne komplettieren das Geschehen. Dachverbände wie die Deutsche Industrievereinigung Biotechnologie (DIB) trommeln für mehr Wachstum durch die Gentechnik - und auch die einschlägigen Landwirtschaftskonzerne der Marke Raiffeisen wirken im großen Spiel um Marktanteile, Patente und Profite mit. Zwischen ihnen und mit anderen Akteursgruppen der deutschen Gentechnik gibt es vielfältige Beziehungen und Verflechtungen - trotz ebenso erbittert geführtem Konkurrenzkampf.
Seit den 90er Jahren kaufen sich die Gentechnikkonzerne groß - die vielen Kleinfirmen, oft aufgepäppelt mit Steuermillionen, sind die Beute der Großen. Am "erfolgreichsten" konnte sich Monsanto großkaufen. Das Gezeter über den Weltmarktführer ist aber oft blanker Neid - denn deutsche und europäische Firmen pokern überall mit. Seit langem ...

Aus einem Artikel im Manager-Magazin 4/1999
Agrevo-Chef Prante erwarb seit 1994 sieben Saatgutfirmen. Der neueste Coup war Ende Februar der Kauf der Biogentic Technologies B. V., zu der Proagro gehört, Indiens Nummer eins bei Mais und Hirse.
Das vier- oder sogar zehnfache des Umsatzes müssen die Konzerne für eine innovative Saatgutfirma ausgeben. Strategisch wichtige Betriebe sind noch teurer. Der US-Konzern Monsanto, der innerhalb von drei Jahren 8 Milliarden Dollar in Saatgut investierte, zahlte sogar das 20fache des Umsatzes, 525 Millionen Dollar, für den Getreidespezialisten PBIC und das 22,7fache, 1,02 Milliarden Dollar, für den Maisexperten Holden. Agrevo hatte für die beiden Betriebe nur 350 beziehungsweise 700 Millionen Dollar geboten - und prompt verloren.


  • Namenssalat: Text im Managermagazin brand eins 3/2001 bringt einige Klarheit in Fusionen, Umbenennungen und Firmenkäufe in der Agro- und Gentech-Industrie (leider nur bis 2001)

Geld aus Staatskassen an Konzerne
Zentraler Aspekt jeder Verflechtung ist immer das Geld. Staatliche Fördermittel flossen in den vergangen Jahren nicht nur getarnt an Institute und Kleinfirmen, sondern zum Teil auch direkt an große Konzerne. Teile dieser Subventionen liefen unter dem Banner der Forschungsförderung. Andere stammten aus der Wirtschaftsförderung: "Exporterstattungen für landwirtschaftliche Produkte fließen in erster Linie an die Industrie", nicht an LandwirtInnen oder Lebensmittelverarbeitung. "Als die Bundesregierung nach wochenlangem Zögern im Juni 2009 endlich die Empfängerliste der milliardenhohen EU-Agrarsubventionen in Brüssel vorlegte, fanden sich darauf eine Menge Industrieriesen: etwa Südzucker, die Marketinggesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft CMA, die deutsche Filiale des größten europäischen Geflügelkonzerns Doux, der Molkereikonzern Campina, der Schokoladenhersteller Storck oder der Fleischkonzern Tönnies, der Energiekonzern RWE, die Lufthansa ebenso wie die Großkonzerne Bayer, BASF, Merck oder Thyssen-Krupp."

Im Original: Steuergelder für die Industrie ...
Steuergelder an Gentechnikfirmen: Bundestagsdrucksache 16/6208 (S. 6)


Aus "Millionen für die Agrarindustrie", auf: top agrar, 10.6.2009
Exporterstattungen für landwirtschaftliche Produkte fließen in erster Linie an die Industrie. Davon zeigt sich die taz in ihrer heutigen Ausgabe überrascht, war sie doch davon ausgegangen, dass die Gelder für die Bauern bestimmt sind. Einblicke gewähren hierzu zwei Listen, die das Hauptzollamt Hamburg-Jonas jetzt nach einem jahrelangen Rechtsstreit veröffentlichen musste. Damit seien jetzt die 40 Firmen bekannt, die in Deutschland während der Haushaltsjahre 2004/2005 und 2003/2004 die meisten Subventionen erhalten hätten ...

Aus Hartmann, Kathrin (2009): "Ende der Märchenstunde" (S. 178)
Und als die Bundesregierung nach wochenlangem Zögern im Juni 2009 endlich die Empfängerliste der milliardenhohen EU-Agrarsubventionen in Brüssel vorlegte, fanden sich darauf eine Menge Industrieriesen: etwa Südzucker, die Marketinggesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft CMA, die deutsche Filiale des größten europäischen Geflügelkonzerns Doux, der Molkereikonzern Campina, der Schokoladenhersteller Storck oder der Fleischkonzern Tönnies, der Energiekonzern RWE, die Lufthansa ebenso wie die Großkonzerne Bayer, BASF, Merck oder Thyssen-Krupp.

Geld für die Großen
Aus "Das sind die größten Empfänger von EU-Agrarsubventionen", in: SZ, 26.4.2014
Fast 500 private Produzenten profitierten von mehr als 500 000 Euro Förderung. Darunter sind einige große Empfänger: Die Agrargenossenschaft Rhönperle in Thüringen erhielt mehr als drei Millionen Euro. Eine ähnlich hohe Summe kam dem Spreenhagener Vermehrungsbetrieb für Legehennen zugute, einem der großen Eierproduzenten Deutschlands. Die großen Empfänger konzentrieren sich im ländlichen Raum der neuen Bundesländer und Norddeutschlands.
Am prominentesten unter den großen Empfängern ist wohl der Zuckerhersteller Südzucker mit mehr als zwei Millionen Euro. Das Deutsche Milchkontor, der größte deutsche Molkereikonzern, erhielt mehr als 700 000 Euro.
Die direkten Zahlungen, die vor allem an Unternehmen fließen, sind ungleich verteilt, zeigen die Zahlen des Landwirtschaftsministeriums: Zwei Prozent der Betriebe bekamen 30 Prozent der Gesamtsumme, das sind mehr als 1,7 Milliarden Euro. Die große Masse der Empfänger - drei Viertel - erhielt weniger als 20 000 Euro
Auch Großkonzerne kassieren Agrarsubventionen. Das Chemieunternehmen BASF erhielt 131 557 Euro für den Gutshof "Rehhütte", der an das Agrarzentrum des Konzerns im pfälzischen Limburgerhof angegliedert ist. In dem Zentrum erforschen Chemiker gemeinsam mit Landwirten und Gärtnern Pflanzenschutzmittel, der Gutshof liefert den Forschern unter anderem Rückmeldungen über ihre Mittel aus der Praxis. BASF nutzt die Rehhütte auch als Veranstaltungsort. Die Bayer AG erhielt unter anderem für ihre Agrobusiness-Sparte Crop Sciences, die genveränderte Pflanzen entwickelt, mehr als 170 000 Euro.
RWE erhielt 425 510 Euro, Eon 101 917 Euro. Die Energiekonzerne konnten sich das Geld sichern, weil sie Raps, Getreide oder Rüben in Gebieten anbauen, in denen sie Braunkohle abgebaut haben, die so genannte Rekultivierung. Ein RWE-Sprecher betont, dass die Flächen durchgehend bewirtschaftet würden, was Voraussetzung für EU-Förderung ist. Zudem unterstütze der Konzern mit dem Geld die Feldvogelpopulation.
Auch der Panzerbauer Rheinmetall erhielt erneut Geld, mehr als 10 000 Euro. Die Summe floss für einen 50 Quadratkilometer großen Schießplatz im niedersächsischen Unterlüß, oder wie Rheinmetall es nennt: ein "Erprobungszentrum". Dort betreibt das Unternehmen Forstwirtschaft und testet Waffen, Munition und Fahrzeuge.


FirmenmanagerInnen an Schreibtischen der Ministerien
Seit 2004, also beginnend zu Zeiten der rot-grünen Bundesregierung, begann ein abenteuerlicher Personalaustausch zwischen großen Konzernen und Bundesministerien. Personen, die weiter bei Privatfirmen in Lohn und Brot standen, richteten sich ihren Schreibtisch nun in passenden Ministerien ein - und konnten so Tag für Tag in die dortigen Abläufe hineinschauen oder diese sogar beeinflussen. Bayer und BASFschickten ihre Leute ins Bundesumwelt- und ins Forschungsministerium (Bundestagsdrucksache 16/3395 vom 13.11.2006).

Im Original: Firmenbedienstete in Ministerien...
Aus Kathrin Hartmann (2009): "Ende der Märchenstunde" (S. 197 f.)
Bei ihren Recherchen stießen Adamek und Otto auf einen "zeitweiligen Beamten" aus dem Hause BASF, der an der Neufassung der REACH-Verordnung (Registration, Evaluation and Authorisation of Chemicals) mitarbeitete - sowohl in der EU-Kommission als auch im Bundeswirtschaftsministerium. Gemäß der vorherigen Fassung von REACH hätten Chemiekonzerne ab einer bestimmten Jahresproduktion die sichere Verwendung von etwa 100 000 chemischen Stoffen nachweisen und mengenmäßig Chemikalien in allen Konsumprodukten angeben müssen.
"Doch der Lobby gelang es, den betroffenen Stoffkreis über die Jahre mächtig zu reduzieren und die Anforderungen an die verbliebenen Stoffe mit wenigen Ausnahmen herunterzuschrauben." jetzt müssen bestimmte Mindestdaten nur noch bei 16 000 Stoffen vorgelegt werden.
In Deutschland war es die rot-grüne Regierung, die für die Industrie die Tore weit aufmachte. Der damalige Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) initiierte das "Personalaustauschprogramm Seitenwechsel" zusammen mit dem Personalvorstand der Deutschen Bank, Tessen von Heydebreck. Es startete im Oktober 2004. Damit Politik und Privatwirtschaft schneller zueinander fanden, durften Vertreter von Konzernen Schreibtische in Ministerien beziehen, und Bundesbeamte sollten wiederum in die Unternehmen gehen. "Die bestehenden Grenzen zwischen den Sektoren sollen abgebaut und Wissenstransfer ermöglicht werden. Wissenschaft, Wirtschaft und Politik wollen einen Mentalitätswandel einläuten. Beschäftigte sollen Prozesse und Strukturen der Gegenseite kennen lernen. So soll Verständnis für deren Belange und Interessen erhöht werden", heißt es in der Erklärung der Bundesregierung."' Zu den Teilnehmern der Wirtschaft gehörten Großkonzerne wie unter anderem Deutsche Bank, Siemens, BASF, SAP, Lufthansa, ABB, DaimlerChrysler, Volkswagen, AOK, EADS, Deutsche BP, Bayer, Deutsche Telekom, IBM. Die Teilnahme am Programm war freiwillig - und erfreute sich großen Zulaufs vonseiten der Wirtschaft. Warum sollte gerade diese ein so großzügiges Angebot mit umfangreichen Gestaltungsmöglichkeiten ablehnen?
Elf Bundesministerien stellen seitdem zwischen drei und zwölf Monate Schreibtische und Telefone mit eigener Durchwahl für die Industriellen zur Verfügung, denn der Austausch kann, so die Bundesregierung, "nur klappen, wenn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vollständig in das Tagesgeschäft eingebunden werden".
Die Vertreter der Wirtschaft wurden weiter von ihrem Arbeitgeber bezahlt - für den galt das Vordringen ins Innerste des Staates als gute Investition. Der Austausch soll dem "Wissenstransfer" dienen: Die Wirtschaft möge ihr (interessengeleitetes) Wissen dem Staat übertragen, dieser wiederum seine Informationen der Wirtschaft zur Verfügung stellen, "zurn Zwecke der 'Chromosomenpaarung', der Entstehung eines großen Ganzen".
Mehr als hundert Vertreter sitzen oder saßen seither an Schreibtischen in Bundesministerien und arbeiten an Projekten mit. Dagegen haben aber nur zwölf Bundesbeamte einen Ausflug in die Wirtschaft unternommen. Eine gesetzliche Regelung für externe Mitarbeiter oder unabhängige Kontrolle gibt es nicht, ein erster Bericht des Innenministeriums wurde erst fünf Jahre nach Programmstart vorgelegt. Zuvor existierte nur eine Studie der Hertie School of Governance, der zufolge „viele Erwartungen erfüllt wurden. Insbesondere der Wunsch, nützliche Kontakte zu knüpfen und neue Fachkompetenzen zu erwerben“.
In der Öffentlichkeit wurde der Vorgang kaum bekannt. 2007 fand die Organisation Lobbycontrol, die zur linksorientierten Bewegungsstiftung gehört, heraus, welche Unternehmens- und Verbandsvertreter in welchen Regierungsstellen saßen. So arbeiteten etwa Beschäftigte von e.on und BP im Außenministerium mit - und zwar in dem Referat, in dem über strategische Energiepolltik entschieden wird. Die Lufthansa und der Rüstungskonzern EADS schickten Fitmenangehörige ins Auswärtige Amt. Im Bundesfinanzministerium saßen Vertreter der Deutschen Bank, der Dresdner Bank, der Kreditanstalt für Wiederaufbau und der Deutschen Börse. In einem Beitrag von Ralph Hötte, Kim Otto und Markus Schmidt im ARD-Polltmagazin Monitor vom ... 2006 sagte der Verwaltungsrechtler Hans Herbert von Arnim: „Es ist für mich etwas ganz Neues und Überraschendes. Die Betreffenden sind zwar in die Ministerien eingegliedert, ihre Loyalität gehört aber denen aus der Wirtschaft, die sie bezahlen, und die tun das nicht für Gotteslohn, sondern weil sie sich davon etwas versprechen, nämlich die Förderung ihrer Interessen, die bevorzugte Information, die sie auf diese Weise bekommen. Das ist eine besonders gefährliche Form des Lobbyismus, ja es bewegt sich sogar im Dunstkreis der Korruption.“
Zwar bekam das Autorenteam den Grimme-Preis für die Aufdeckung dieses Politskandals. Einen Aufschrei in den Medien oder in der Bevölkerung gab es indes nicht. Und das, obwohl die von ihr gewählten Politiker die Demokratie untergraben und ihre Aufgabe, dem Gemeinwohl zu dienen und die Interessen des Volkes zu vertreten, zugunsten der Industrie aufgegeben haben.


Exkurs: Eigentum und Verwertungslogik
Die Benennung der Firmen und ihrer Geflechte, von Scheinfirmen und dubiosen Geschäften kratzt nur an der Oberfläche. Der Impuls, der solches Handeln antreibt, liegt tiefer und betrifft profitorientiertes Wirtschaften insgesamt. Denn dem wohnen Antriebe inne, die von Unternehmen im Konkurrenzkampf bei Strafe ihres Untergangs beachtet werden müssen: Die ständige und sofortige Verwertung aller Werte (Geld, Produktionsmittel, Arbeitskraft, Rohstoffe ...), die Bildung von Machtpositionen im Markt (Monopole, Patente ...), die Reduzierung von Kosten (Ausbeutung von Mensch und Natur) sowie die Eroberung immer neuer Geschäftsfelder. Zu letzteren gehört die Unterwerfung natürlicher Allgemeingüter unter privatwirtschaftliche Logiken, d.h. die Kauf- und Verkaufsbarkeit von Luft, Wasser, Boden oder, mit Hilfe der Gentechnik, von Leben. Diese zwanghaften Regeln kapitalistischer Wirtschaft lassen sich nicht durch Entflechtung von Firmen, Behörden und Lobbying ausschalten. Tiefergehende gesellschaftliche Veränderungen sind daher notwenig.

Jean Jacques Rousseau:
Der erste, welcher ein Stück Land umzäunte, sich in den Sinn kommen ließ zu sagen, dies ist mein, und der einfältige Leute antraf, die es ihm glaubten, der war der wahre Stifter der bürgerlichen Gesellschaft. Wie viel Laster, wie viel Krieg, wie viel Mord, Elend und Gräuel hätte einer verhüten können, der die Pfähle ausgerissen, den Graben verschüttet und seinen Mitmenschen zugerufen hätte: Glaubt diesem Betrüger nicht. Ihr seid verloren, wenn ihr vergesset, dass die Früchte euch allen, der Boden aber niemandem gehört.

Oft wird es so dargestellt, als wäre Monsanto was Böses und die deutsche bzw. europäische Gentechnik besser. Das ist in der Sache ohnehin Blödsinn - alle streben nach Macht und Profit. Auch die Vergangenheit ist bei vielen sehr, sehr dunkel. Ständig auf das Agent Orange von Monsanto hinzuweisen und Zyklon B der deutschen Chemiegiganten zu vergessen, ist auch eine Art von Geschichtsverzerrung.

Aber ohnehin: In vielen Bereichen prägen ohnehin Joint Ventures das Geschehen. Außerdem hocken die Konzernleute in etlichen Gremien zusammen und kungeln mit Behörden und Forschung.
  • Mehr zu den Seilschaften auf der Seite zum Gentechnik-Filz!
  • KWS Saat AG vertreibt den MON810-Mais unter dem Markennamen YieldGard in Mittel- und Osteuropa
  • KWS Saat AG führt Versuche mit Rüben durch, die in Lizenz mit Monsanto entwickelt wurden
  • KWS und BASF kooperieren

BASF und Monsanto
Aus einer Presseinformation am 7.7.2010
Die weltweit größte Biotechnologie-Kooperation wird weiter ausgebaut. BASF und Monsanto gaben heute bekannt, dass sie die gemeinsame Entwicklung ertragreicherer und stresstoleranter Nutzpflanzen um Weizen als weitere Pflanze ausdehnen. Darüber hinaus erhöhen die Unternehmen ihre Investitionen in die Zusammenarbeit. Grund sind die erfolgreich identifizierten Ertragsgene und die kommerziellen Erwartungen. BASF und Monsanto arbeiten seit 2007 gemeinsam an Mais, Soja, Baumwolle und Raps. Ursprünglich umfasste das gemeinsame Budget ca. 1,5 Mrd. US-Dollar. Durch die neue Vereinbarung können im Laufe der Zusammenarbeit Investitionen in Höhe von über 1 Mrd. US-Dollar hinzukommen.


Konkurrenzkämpfe
Nicht nur in den USA haben Gen-Pflanzen aus MONSANTOs ROUND UP-Produktlinie eine marktbeherrschende Stellung inne. Mittlerweile haben sich die Unkräuter jedoch auf das gemeinsam mit den Ackerfrüchten verkaufte Herbizid Glyphosat eingestellt und vermehren sich auf den Feldern wieder kräftig. Die Folge: Die FarmerInnen müssen zusätzlich noch weitere Pestizide ausbringen. Der Leverkusener Mulit hofft jetzt davon zu profitieren, dass im Falle "ROUND UP" "die Natur zurückschlägt", wie BAYER-Forscher Hermann Stübler sich ausdrückt. Der Agro-Riese spekuliert auf eine erhöhte Nachfrage nach Produkten aus seiner LIBERTY-LINK-Serie ... (Quelle: "Ticker" (Beilage zur Stichwort Bayer 1/2010, S. 10)

Dachverband I: Deutsche Industrievereinigung Biotechnologie (DIB)
Im Original: Gentechnikpropaganda vom Industriedachverband DIB ...
Das Konzept einer biobasierten Wirtschaft eröffnet Deutschland enorme Wachs tumschancen für die Zukunft. Deshalb hat die Bundesregierung dieses Ziel auch in ihren Koalitionsvertrag aufgenommen. Ohne gentechnisch optimierte Pflanzen lässt sich diese Vision nach Auffassung der Deutschen Industrievereinigung Biotechnologie (DIB) aber nicht realisieren. (Presseinformation am 20. Mai 2010)
Chancen für Welternährung, Gesundheits- und Rohstoffversorgung ...
Nationale Anbauverbote oder verbindliche "gentechnikfreie Zonen" verstoßen gegen Grundrechte, Europarecht und internationales Handelsrecht. Damit ist auch die Verfassungsmäßigkeit in Frage gestellt.
(aus: Botschaften und Forderungen mit Stand: 2.6.2010)

Ablehnung sozioökonomischer Kriterien bei der Zulassung von GVO (im BioTech-Brief 1/2010)
Die DIB betrachtet es jedoch als unzulässig, sozioökonomische Kriterien bei Entscheidungen zu GVO-Marktzulassungen einzubeziehen. Sozioökonomische Faktoren sind oft rein subjektiv und sehr variabel. Zuverlässige Einschätzungen sozioökonomischer Folgen wie die Veränderungen von Preis- und Marktstrukturen und der gesellschaftlichen Akzeptanz sind im Vorfeld von Markteinführungen nicht möglich.

Ähnlich wie der BDP streitet auch der DIB energisch für starke Patente - kein Wunder, denn hier ist zukünftig richtig Geld zu verdienen.

Aus "Biopatente - Anreiz und unverzichtbarer Motor für Innovation" vom 4.7.2009
Die regelmäßig wiederkehrenden Diskussionen über die Frage, ob die Biopatentrichtlinie in ihrer geltenden Fassung dem Anspruch gerecht werde, Schutzregelungen vor zu weit reichenden Patentansprüchen auf Lebewesen und biologische Züchtungsverfahren einzuziehen ist ungerechtfertigt und schadet dem Industriestandort Deutschland. Die zentralen Argumente für einen starken Patentschutz sind:

  • Der Patentschutz schützt geistiges Eigentum und Investitionen in Forschung und Entwicklung. Er fördert die universitäre und industrielle Forschung, die technische Weiterentwicklung und den allgemeinen medizinischen Fortschritt. Damit stimuliert der Patentschutz neue Investitionen am Standort Deutschland.
  • Ein starker, effektiver Patentschutz in der Biotechnologie ist nicht nur für große forschungsorientierte Firmen sondern auch für die universitäre Forschung und KMUs wichtig. Patente sind ein wichtiges Instrument für die Bewertung und Finanzierung eines Start-up-Unternehmens. Nur starke Patente ermöglichen die Beschaffung von Risikokapital und ebnen den Weg für die Vereinbarung von Kooperationen mit anderen Unternehmen.
  • Der Besitz starker Patente ist zentrales Interesse der Forschung. Würde der starke Patentschutz nicht gewährt werden, würde dies zur längst möglichen Geheimhaltung der Erfindungen führen, um auf diese Weise vor dem Mitbewerber geschützt zu sein. Die Publikation der Patentanmeldung sorgt für die Bereicherung des Standes der Technik und eine rasche Ausbreitung von Wissen und Fortschritt. Forschung wird dadurch transparent und Doppelforschung vermieden.

Dachverband II: BIO Mitteldeutschland
Das Typische nochmal: Standortgeprotze ohne Argumente - diesmal als Presseinformation am 23.6.2010 von BIO Mitteldeutschland. "Die Biotechnologie-Branche fordert anlässlich der heute beim Bundesverfassungsgericht begonnenen Überprüfung des deutschen Gentechnikgesetzes (GenTG) ein radikales Umdenken im Umgang mit der Pflanzenbiotechnik. 'Nur eine Innovationen fördernde und Rechtssicherheit bietende Politik wird deutschen Unternehmen, die an gentechnisch verbesserten Pflanzen arbeiten, die Möglichkeit eröffnen, am globalen Wettbewerb teilzunehmen'". Koexistenz heißt, alle geprüften gv-Pflanzen auch überall auszubringen: "BIO Deutschland setzt sich darüber hinaus für die Wahlfreiheit ein: Bereits nach wissenschaftlichen Kriterien auf ihre Sicherheit hin untersuchte neue Pflanzen und deren Produkte sollten auch allen zugänglich gemacht werden."

Dachverband III auf Europaebene: EuropaBio

Stiftungen und Netzwerke international

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