Antirepression

OFFENE PLATTFORMEN

Beispiele aus den vergangenen Jahren


1. Einleitung
2. Schon wieder keine Spraydose da?
3. Beispiele aus den vergangenen Jahren
4. Das Beispiel „Offene Presseplattform“ - selbstorganisiert, kreativ, eine unter vielen

Die „Offene Presseplattform“ bei den Anti-NATO-Aktionen in München 2002
Dieses erste Experiment lief in München bei den Protesten gegen die NATO-Tagung 1.-3.2.2002. Dort hatten alle die gleiche Infrastruktur und die Adressen der JournalistInnen nutzen können. Es gab offene und direkte Begegnungen der daran interessierten AkteurInnen mit der Presse und keine SprecherInnen oder ähnliches. Das Modell funktionierte trotz eingeschränkter technischer Möglichkeiten überraschend gut. Die „Offene Presseplattform“ war der einzige spürbare selbstorganisierte Zugang zu den Medien außerhalb der Bewegungen. Von Seiten der Eliten und formalen Leitungsgremien der Anti-NATO-Bündnisse wurde die Idee nicht unterstützt. Bei nachfolgenden Aktionen, wo ein erneuter Anlauf unternommen wurde, wurde sie sogar ausgegrenzt (Atomforum im Mai 2002 in Stuttgart) oder per Hausrecht (!) verboten (Anti-Castor-Aktionen im Nov. 2002 in Lüneburg und Anti-NATO-Aktionen in München 2003). Die Idee der „Offenen Presseplattform" wird unten genauer beschrieben).

Zeitungen und Internetseiten als offene Plattformen, also ohne Zentralredaktion, Zensur usw.
Zeitungen und andere Medien sind meist von intransparenten Eliten geprägt. Sie kontrollieren, was hineinkommt. Dabei gehen sie unterschiedlich stark sortierend vor, die meisten Medien veröffentlichen nur, was aus ihren Seilschaften, ihrem Verband usw. kommt oder ihre Meinung widergibt. “Offene Plattformen“ gibt es in Deutschland kaum. Einige sind aber teilweise so organisiert. Das bekannteste Beispiel ist Indymedia, wo einerseits alle gleichberechtigt etwas hineingeben können, andererseits aber in intransparenten Runden und nach nicht inhaltlichen Kriterien entschieden wird, was auf den Titel kommt oder gar im Giftschrank landet. Das wäre anders vorstellbar und auch so veränderbar, daß die NutzerInnen stärker „regeln“, was wie intensiv wahrgenommen wird. Eine „offene Plattform“ vollständiger Art ist etliche Projekte aus der Oekonux-Debatte wie „Opentheory“ (www.opentheory.org) und „Co-Forum“ (www.coforum.de).
Auch Zeitungen, Radiosender usw. können als offene Plattformen organisiert sein. Einige Freie Radios bieten autonome Sendeplätze, was diesem Prinzip entspricht.

Offene Aktionsplattformen
Bei größeren Aktionen können verschiedene Bereiche als „offene Plattformen“ organisiert werden. Dazu gehören die bereits oben genannten Teile, aber auch Aktionsplattformen. Das wären Räume u.ä., in denen Aktionsmaterialien und -möglichkeiten für alle zugänglich lagern und genutzt werden können (je nach Aktion Handwerkzeug, Transpis, Farbe usw.). Zur Zeit sind riesige Aktionsmaterialbestände fein säuberlich nur bestimmten Herrschaftsstrukturen zugänglich. Ein krasses Beispiel ist der Castor-Protest, wo Greenpeace, X-1000malquer und die BI Lüchow-Dannenberg riesige Schätze an Material horten und weitgehend exclusiv für sich einsetzen - genauso wie die Pressekontakte (auf der Medienwiese stehen neben den Wagen der Medien und von Bullen bzw. BGS dann noch die der großen Organisationen, von denen aus dann der Eindruck vermittelt wird, sie würden für die Bewegung sprechen). Der Versuch, beim Castor-Protest Nov. 2002 eine offene Direct-Action-Plattform in Lüneburg zu errichten, wurde von den Eliten des Castor-Widerstandes verboten (!), die dann errichtete Widerstandsbaustelle war von der Idee hier wenigstens ein Stück weit in die Richtung „offene Plattform“ - in der Praxis allerdings wurde alles durch Plena und Elitentreffen geregelt.



Aktionszelt mit viel Material und Infos auf dem Grenzcamp in Köln 2003 (oben) und dem Herzbergfestival (unten, fand damals ausnahmsweise in Wilhelmstal statt)

Politische FreiRäume
Projektwerkstätten und ähnliche Räume sind dann „offene Plattformen“, wenn alle Infrastruktur ohne Einschränkung allen zur Verfügung steht. Dann gibt es keine Besitzrechte mehr und keine Räume einzelner Gruppen. Keine Schlösser und keine Paßwörter. Alles, was vorhanden ist dient als Plattform für alle mit ihren Ideen. Das bekannteste Beispiel ist die Projektwerkstatt in Saasen, wo Archive, Bibliotheken, Computerräume, Direct-Action-Werkstätten usw. immer allen offenstehen. Das Haus entwickelt sich ständig weiter durch die dort Agierenden. Es gibt keine formalen Gremien, die sie kümmern, sondern die Möglichkeiten ergeben sich aus dem, was Menschen an Infrastruktur aufbauen. Ständig kommen Ideen und damit neue Möglichkeiten hinzu - leider gibt es auch immer Gruppen und Personen, die durch Klau oder Zerstörung die „offene Plattform“ wieder einschränken (Klau bedeutet in diesem Fall dann Reprivatisierung!). Mehr unter www.projektwerkstatt.de/saasen.

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