Antirepression

MARXISMUS - SOZIALISMUS - KOMMUNISMUS

Politische Positionen von Marx und MarxistInnen


1. Manifest der Kommunistischen Partei
2. Politische Positionen von Marx und MarxistInnen
3. Autoritärer Kommunismus
4. Doch war das Kommunismus?

Zur Fehllenkung der Produktivkräfte:
Marx 1856, MEW 12/3-4*
In unseren Tagen scheint jedes Ding mit seinem Gegenteil schwanger zu gehen. Wir sehen, daß die Maschinerie, die mit der wundervollen Kraft begabt ist, die menschliche Arbeit zu verringern und fruchtbarer zu machen, sie verkümmern läßt und bis zur Erschöpfung auszehrt. Die neuen Quellen des Reichtums verwandeln sich durch einen seltsamen Zauberbann zu Quellen der Not. Die Siege der Wissenschaft scheinen erkauft durch Verlust an Charakter. In dem Maße, wie die Menschheit die Natur bezwingt, scheint der Mensch durch andere Menschen oder durch seine eigne Niedertracht unterjocht zu werden.

Zu Deutschland:
Marx, Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie, Einleitung, MEW 1**
Krieg den deutschen Zuständen! Allerdings! Sie stehn unter dem Niveau der Geschichte, sie sind unter aller Kritik, aber sie bleiben ein Gegenstand der Kritik, wie der Verbrecher, der unter dem Niveau der Humanität steht, ein Gegenstand des Scharfrichters bleibt.

Zur höheren Moral:
Marx 1843/44, MEW 1/385**
Die Kritik der Religion endet mit der Lehre, daß der Mensch das höchste Wesen für den Menschen sei, also mit dem kategorischen Imperativ, alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist ...

Arbeit und Ökonomie
Die Junge Welt veröffentlichte zum 200jährigen Marx-Jubiläum eine kleine Artikelserie zur Marxschen Ökonomieerklärung, die wunderbar kurz und verständlich rüberbringt, welche Gedanken dort entwickelt wurden.

Zum Arbeitswahn:
(Marx 1875, MEW 18/570**
Die Gesellschaft findet nun einmal nicht ihr Gleichgewicht, bis sie sich um die Sonne der Arbeit dreht.

Marx 1870, erste Adresse des Generalrats über den Deutsch-Französischen Krieg, MEW 17/7**
... im Gegensatz zur alten Gesellschaft mit ihrem ökonomischen Elend und ihrem politischen Wahnwitz (entsteht) eine neue Gesellschaft, deren internationales Prinzip der Friede sein wird, weil bei jeder Nation dasselbe Prinzip herrscht – die Arbeit!

Werbeplakat der PDS im Bundestagswahlkamp 2002
Arbeit soll die Welt regieren

Marx, 1875, Randglossen zum Programm der deutschen Arbeiterpartei (Gothaer Programm), MEW 19/21**
In einer höheren Phase der kommunistischen Gesellschaft, nachdem die knechtende Unterordnung der Individuen unter die Teilung der Arbeit, damit auch der Gegensatz geistiger und körperlicher Arbeit verschwunden ist; nachdem die Arbeit nicht nur Mittel zum Leben, sondern selbst das erste Lebensbedürfnis geworden nachdem mit der allseitigen Entwicklung der Individuen auch ihre Produktivkräfte gewachsen und alle Springquellen des genossenschaftlichen Reichtums voller fließen – erst dann kann der enge bürgerliche Rechtshorizont ganz überschritten werden und die Gesellschaft auf ihre Fahnen schreiben: Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen.

Freiheit
Rosa Luxemburg über die Entwicklung in Russland, in: Franz Mehring (2001), "Karl Marx" (S. 127f)
Freiheit nur für die Anhänger der Regierung, nur für Mitglieder einer Partei – mögen sie noch so zahlreich sein – ist keine Freiheit. Freiheit ist immer nur Freiheit der anders Denkenden. Nicht wegen des Fanatismus der „Gerechtigkeit“, sondern weil all das belehrende, Heilsame und Reinigende der politischen Freiheit an diesem Wesen hängt und seine Wirkung versagt, wenn die „Freiheit“ zum Privilegium wird.

Umerziehung von oben
Veränderung des Umweltbewusstseins
Aus Werner Seppmann, "Mit der Natur versöhnen", in: Junge Welt, 3.2.2016 (S. 12f)
Der von Marx zu Recht hervorgehobene Zusammenhang von Produktion und Konsum sollte nicht unbedacht bleiben. Er gilt allemal auch für die Zukunftsgesellschaft: Die gemeinwirtschaftlich orientierte Produktion wird auch die Konsumbedürfnisse und ihre Formen ändern. "Wenn es einmal kein Monopol mehr gibt, wird sich rasch zeigen, dass die Massen den Schund, den die Kulturmonopole (...) ihnen liefern, nicht ›brauchen‹." (Adorno)
Den alten Bedürfnissen müssen neue entgegengesetzt werden, oder besser gesagt: Sie müssen sich aus der Vielfalt widersprüchlicher Bedürfnisstrukturen entwickeln. Das erfordert mehr, als "den Konsum der Individuen zu kontrollieren" (Harich), sondern bedingt einen kulturrevolutionären Prozess, durch den die äußere Befreiung durch eine "innere" komplettiert wird. Er müsste auch zur Befreiung von selbstunterdrückenden Bedürfnissen und psychische Deformationen beitragen, die in einer langen klassengesellschaftlichen Entwicklungsgeschichte entstanden sind. Qualitative Vorstellungen über den Reichtum menschlicher Wesenskräfte, die dazu einen Kontrast bildeten, fänden ihren Ausdruck ebenso in einem schöpferischen Weltverhältnis, wie in der Universalität der gesellschaftlichen Beziehungen der Individuen. Erst dann könnte, wie Engels es genannt hat, eine "Versöhnung der Menschheit mit der Natur und mit sich selbst" stattfinden.

Organisierung, Widerstand, Revolution
Zur Organisierungsfrage:
Marx/Engels, Zirkularbrief an Bebel; Liebknecht, Bracke u.a., MEW 19/165**
Die Befreiung der Arbeiterklasse muß das Werk der Arbeiterklasse sein. Wir können also nicht zusammengehn mit Leuten, die es offen aussprechen, daß die Arbeiter zu ungebildet sind, sich selbst zu befreien, und erst von oben herab befreit werden müssen, durch philanthropische Groß- und Kleinbürger.

Das sagte also Marx ... aber auch das:
Marx an Adolf Cluß, 1852 (MEW 28, 537)***
Komplettere Esel als diese Arbeiter gibt es wohl nicht.

Marx an Adolf Cluß, 1853 (MEW 28, 596)***
Ich habe nie, besoffen oder nüchtern, Äußerungen gemacht, daß die Arbeiter nur zu Kanonenfutter gut, obgleich ich die Knoten...kaum gut genug dafür halte.
[Anmerkung: "Knoten" = abfällige Bezeichnung für junge Handwerker und Arbeiter]

Zu internen Hierarchien:
Marx an Wilhelm Blos, 10.11.1877, MEW 34/308**
Der erste Eintritt von Engels und mir in die geheime Kommunistengesellschaft geschah nur unter der Bedingung, daß alles aus den Statuten entfernt würde, was dem Autoritätsglauben förderlich.

Zu Gewerkschaften:
Marx in Lohn, Preis und Profit, 1865, MEW 16/152**
Gewerkschaften tun gute Dienste als Sammelpunkte des Widerstands gegen die Gewalttaten des Kapitals. Sie verfehlen ihren Zweck zum Teil, sobald sie von ihrer Macht einen unsachgemäßen Gebrauch machen. Sie verfehlen ihren Zweck gänzlich, sobald sie sich darauf beschränken, einen Kleinkrieg gegen die Wirkungen des bestehenden Systems zu führen.

Parlamentarismus und Staatsmacht
Zu Parteien und Parlamenten:
Marx 1848, MEW 5/385**
Die Linke könnte an einem schönen Morgen finden, daß ihr parlamentarischer Sieg und ihre wirkliche Niederlage zusammenfallen.

Marx, Der Bürgerkrieg in Frankreich, MEW 17/340**
Statt einmal in drei oder sechs Jahren zu entscheiden, welches Mitglied der herrschenden Klasse das Volk im Parlament ver- und zertreten soll, sollte das allgemeine Stimmrecht dem in Kammern konstituierten Volk dienen, wie das individuelle Stimmrecht jedem andern Arbeitgeber dazu dient, Arbeiter, Aufseher und Buchhalter in seinem Geschäft auszusuchen.

Rosa Luxemburg in „Zur russischen Revolution“, in: GW 4 (S. 353f)
Wie sehr widerspricht dem alle geschichtliche Erfahrung! Diese zeigt uns umgekehrt, dass das lebendige Fluidum der Volksstimmung beständig die Vertretungskörperschaften umspült, in sie eindringt, sie lenkt. Wie wäre es sonst möglich, dass wir in jedem bürgerlichen Parlament zu Zeiten die ergötzlichsten Kapriolen der „Volksvertreter“ erleben, die plötzlich von einem neuen »Geist« belebt, ganz unerwartete Töne hervorbringen, dass die vertrockneten Mumien sich zu Zeiten jugendlich gebärden und die verschiedenen Scheidemännchen auf einmal in ihrer Brust revolutionäre Tine finden - wenn es in den Fabriken, Werkstätten und auf der Straße rumort?
Und diese ständig lebendige Einwirkung der Stimmung und der politischen Reife der Massen auf die gewählten Körperschaften sollte gerade in einer Revolution vor dem starren Schema der Parteischilder und der Wahllisten versagen? Gerade umgekehrt! Gerade die Revolution schafft durch ihre Gluthitze jene dünne, vibrierende, empfängliche politische Luft, in der die Wellen der Volksstimmung, der Pulsschlag des Volkslebens augenblicklich in wunderbarster Weise auf die Vertretungskörperschaften einwirken. Gerade darauf beruhen ja immer die bekannten effektvollen Szenen aus dem Anfangsstadium aller Revolutionen, wo alte reaktionäre oder höchst gemäßigte unter altem Regime aus beschränktem Wahlrecht gewählte Parlamente plötzlich zu heroischen Wortführern des Umsturzes, zu Stürmern und Drängern werden. Das klassische Beispiel bietet ja das berühmte »lange Parlament« in England [...]
Das alles zeigt, dass »der schwerfällige Mechanismus« der demokratischen Institutionen einen kräftigen Korrektor hat - eben in der lebendigen Bewegung der Massen, in ihrem unausgesetzten Druck. Und je demokratischer die Institution, je lebendiger und kräftiger der Pulsschlag des politischen Lebens der Masse ist, umso unmittelbarer und genauer ist die Wirkung - trotz starrer Parteischilder, veralteter Wahllisten etc. Gewiss, jede demokratische Institution hat ihre Schranken und Mängel, was sie wohl mit sämtlichen menschlichen Institutionen teilt. Nur ist das Heilmittel, das Trotzki und Lenin gefunden: die Beseitigung der Demokratie überhaupt, noch schlimmer als das Übel, dem es steuern soll. Es verschüttet nämlich den lebendigen Quell selbst, aus dem heraus alle angeborenen Unzulänglichkeiten der sozialen Institutionen allein korrigiert werden können, das aktive, ungehemmte, energische politische Leben der breitesten Volksmassen. […]
Hingegen ist es eine offenkundige unbestreitbare Tatsache, dass ohne freie ungehemmte Presse, ohne ungehindertes Vereins- und Versammlungsleben gerade die Herrschaft breiter Volksmassen völlig undenkbar ist.


Kritik am bürgerlichen Staat - naive Befürwortung eines "revolutionären Staates"
Aus "Vom Staat", in: Junge Welt, 19.7.2022 (S.12f)
Der Staat hebt die bürgerliche Gesellschaft auf, indem er sie integriert. Sein Gedanke ist der folgende. Die bürgerliche Gesellschaft bildet das System von Einzelinteressen, die sich zu einem Gesamtzusammenhang von Interessen vermitteln. Im Streben nach Verwirklichung ihrer Interessen stehen die einzelnen in Beziehung auf andere einzelne. Dadurch wird die Gestaltung ihrer Beziehungen notwendig. ... Auch der eingeführte Not- und Verstandesstaat kann diesen Widerspruch nicht bewältigen. Als ein Bestandteil der bürgerlichen Gesellschaft regelt er die Widersprüche des Systems unter dessen Bedingungen. Aufgehoben werden sie erst durch einen Staat, der diesen Namen im vollen Sinne verdient. Er wäre der Gesamtzusammenhang, in dem die einzelnen sich wiedererkennen können. ...
Den bürgerlichen Staat hatte Marx auf das zurechtgestutzt, was Hegel einen ›Not- und Verstandesstaat‹ genannt hatte: Er ist nicht mehr als eine Steuerungsfunktion der bürgerlichen Gesellschaft. Tritt nun der revolutionäre Staat an seine Stelle, so bildet auch er nichts anderes als eine Steuerungsfunktion, wenn auch diesmal zur Organisation des Übergangs zur neuen Gesellschaft. Er ist der Not- und Verstandesstaat der Revolution. Entsprechend kann der revolutionäre Staat niemals die versöhnende Aufgabe wahrnehmen, die Hegel dem Staat zugesprochen hatte. Er muss seinem Begriff nach ein Unterdrückungsorgan darstellen und bleiben: Der Ausdruck ›Diktatur des Proletariats‹ ist ehrlich. Versöhnung gewährt erst die klassenlose Gesellschaft. Hieraus folgt aber, dass im Zuge des Übergangs zu ihr der revolutionäre Staat zu verschwinden hat. Er muss absterben. ...
Hiernach ist der revolutionäre Staat, der sich als der Not- und Verstandesstaat der Übergangsperiode zur klassenlosen Gesellschaft entpuppt hat, ein Staat, der sein eigenes Absterben zur Aufgabe hat. Der revolutionäre Staat ist der sich selbst abschaffende Staat. ...
Es ist schlechterdings unleugbar, dass die Verbindung der Anforderungen globaler Problemlösungen mit der Änderung der gesellschaftlichen Verhältnisse und Lebensweisen zusammenfällt und nur durch eine Ordnungsinstanz bewerkstelligt werden kann, die über die Kapazitäten, Ressourcen, Fähigkeiten und Reichweiten verfügt, beide Problemkonstellationen im Sinne der Zukunftsfähigkeit einer zu erreichenden menschlichen Gesellschaft angemessen zu bewältigen. Diese Ordnungsinstanz ist und bleibt der Staat, wobei gerade die voreilige und höchst geschichtsvergessene Übertreibung, im Sozialismus müsse der Staat sofort oder zumindest absehbar absterben, trotz aller Warnungen beträchtlichen Schaden angerichtet hat. ...
Die Erfahrung lehrt, dass auch konservative und liberale Staatstheorien, wenn sie ihren Gegenstand ernstgenommen haben, Wesentliches zu den Ausführungs- und Übertragungsbestimmungen des Staates in Richtung Sozialismus/Kommunismus beitragen können. Nicht umsonst hat man ja manchmal das Gefühl, dass gerade die Kräfte, die den Status quo erhalten wollen, mehr von den Mechanismen ihrer eigenen Funktionsfähigkeit verstanden haben als ihre Widersacher. ... Dass dies ein fataler Fehler ist, macht sich immer dann bemerkbar, wenn revolutionäre oder prekäre Situationen und Klassenkampflagen progressive staatliche Eingriffe erfordern, diese aber unterbleiben, weil dem Staat aufgrund theoretischer und praktischer Defizite gar keine Eingriffsmacht zugestanden wird.


Marx zum Staat:
Aus Kritik des Hegelschen Staatsrechts, 1843, MEW 1/247**
Die ‚Bürokratie’ ist der ‚Staatsformalismus’ der bürgerlichen Gesellschaft. Die ist das ‚Staatsbewußtsein’, der ‚Staatswille’, die ‚Staatsmacht’ ... Die Autorität ist daher das Prinzip ihres Wissens, und die Vergötterung der Autorität ist ihre Gesinnung ... Der Staats existiert nur mehr als verschiedene fixe Bürogeister, deren Zusammenhang die Subordination und der passive Gehorsam ist.

Marx zu Diskursen:
Zur Kritik der politischen Ökonomie, Vorwort, 1859, MEW 13/8**
Es ist nicht das Bewußtsein der Menschen, das ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein, dass ihr Bewußtsein bestimmt.


Gleiche Quelle:
Die Ökonomisten verlieren nicht aus den Augen, daß die Produktion unter der heutigen Polizei leichter ist als z. B. unter dem Zeichen des 'Gesetz des Stärkeren'. Sie vergessen nur, daß das 'Gesetz des Stärkeren' auch ein Gesetz war und in einer anderen Form in ihrem Rechtsstaat überlebt.

Matthias Fritz, Vertrauensmann bei der Firma Mahle, in der linken Gewerkschaftszeitung "Express" 6-7/2005 (S. 14)
Frage: Was schützt die "Linkspartei" vor dem Weg der Grünen?
M.F.: Eine politische Kontrolle der Partei durch die Bewegung und die Erkenntnis, dass der Staat das Machtorgan der Herrschenden ist und nicht neutrales Politikfeld, dass eine Regierung, die Maßnahmen gegen das Kapitals durchsetzen will, sich auf die mobilisierten Massen und Machtorgane wie Räte stützen muss.


Nationalismus und Rassismus
Marx an Engels, 1863 (MEW 30, 371)
Die interessanteste Bekanntschaft, die ich hier gemacht, ist die des Oberst Lapinski. Er ist unbedingt der geistreichste Pole - dabei homme d'action -, den ich bisher kennengelernt... Statt des Nationalitätenkampfs kennt er nur den Rassenkampf. Er haßt alle Orientalen, wozu er Russen, Türken, Griechen, Armenier usw. mit gleicher Vorliebe zählt.

KIM JONG IL
Die Imperialisten und andere Reaktionäre nehmen den Mund voll, als ob zwischen dem Kommunismus und dem Nationalismus ein Abgrund bestünde, der nicht zu überbrücken ist, um in die Nation einen Keil des Haders und der Uneinigkeit hineinzutreiben, aber der Kommunismus und der Nationalismus haben ein gemeinsames Anliegen und Bestreben, nämlich die Liebe zu Vaterland und Nation. Der nationale Zusammenschluß ist unerreichbar, wenn aufgrund der Beschränktheit des Nationalismus dessen progressive Seite ignoriert und abgewiesen wird. Im Gegensatz zum Kommunismus steht nicht der Nationalismus im allgemeinen, sondern der bürgerliche Nationalismus, der im Gewand des Nationalismus die gemeinsamen Interessen der Nation den Interessen einer Handvoll von Elementen der Ausbeuterklasse unterwirft, ebenso der nationale Egoismus und Chauvinismus. Wir hoben die Gemeinsamkeiten, die Liebe zur Nation und die Wertschätzung des nationalen Charakters, als Hauptsache heraus, verwirklichten initiativreich die Geschlossenheit und Zusammenarbeit mit den Nationalisten, führten sie unermüdlich in einer Weise, daß diese bis ins letzte den Weg der Liebe zu Vaterland und Nation gehen, im Kampf um die nationale Unabhängigkeit und den Sozialismus ihr Schicksal mit den Kommunisten teilen und einen großen Beitrag leisten.

Ernst Thälmann 1944 / Bautzen, Brief an einen Mitgefangenen
Mein Volk, dem ich angehöre und das ich liebe, ist das deutsche Volk, und meine Nation, die ich mit großem Stolz verehre, ist die deutsche Nation. Eine ritterliche, stolze und harte Nation. Ich bin Blut vom Blute und Fleisch vom Fleische der deutschen Arbeiter und bin deshalb als ihr revolutionäres Kind später ihr revolutionärer Führer geworden.

Klassen und soziale Schichten
In einem Artikel in der Jungen Welt zur Berlin-Blockade 1949 interpretierte der Autor die Auseinandersetzung als Klassenkampf: "Berlin war zu einer Frontstadt der internationalen Klassenauseinandersetzung geworden." Der Autor verriet nicht direkt, welche Klasse auf welcher Seite der anderen gegenüber stand, der Kontext aber machte klar, dass die sowjetische Führung (damals unter Stalin) die Arbeiterklasse darstellte. Deutlicher kann mensch kaum formulieren, dass die Arbeiterklasse nur in Form ihrer Führung existierte, hier sogar eines (brutalen) Diktators, der Arbeiter*innen einsperrte, verschleppte, umsiedelte ... doch offenbar bleibt er die (gute) Klasse.

Aus Brüchert, Oliver (2005), „Autoritäres Programm in aufklärerischer Absicht“, Westf. Dampfboot in Münster (S. 61)
In seinen "16 Thesen zur Zukunft der Intelligenz als neuer Klasse" führte Gouldner (1980) die viel zitierte Unterscheidung zwischen Intellektuellen und technischer Intelligenz ein: Ausgangspunkt war die (seinerzeit noch dynamisch fortschreitende) Vergrößerung der gebildeten Klasse und die Beobachtung, dass die Kontrolle über die Unternehmen zunehmend nicht mehr von den Kapitalisten selbst ausgeübt wird, sondern von "Managern", von Angestellter also, die aufgrund ihres Fachwissens besser qualifiziert sind, Entscheidungen zu treffen als die Eigentümer. Die Stärke und Eigenständigkeit der "Intelligenz" gegenüber der alten Herrschaft der Bourgeoisie, verdankt sich einer öffentlichen "Kultur des kritischen Diskurses". Gouldner geht in seiner ersten These auf die "Unzulänglichkeiten" des marxistischen Klassenmodells ein: Erstens habe es die Rolle der Bauernschaft bei den revolutionären Kämpfen des zwanzigsten Jahrhunderts vernachlässigt (in Russland, vor allem aber in China). Zweitens vernachlässige es die Rolle der Intellektuellen: "Das marxistische Szenario des Klassenkampfes war nie in der Lage, das eigene Handeln zu erklären, d.h. das Handeln derjenigen, die das Drehbuch schrieben, das Handeln von Marx und Engels selbst. Wie passten die Theoretiker dieses Klassenkampfes in die behauptete Auf spaltung der Gesellschaft in Proletariat und Kapitalistenklasse. Wenn die Frage jemand gestellt wird, begegnet man nur verlegenem Schweigen. (Niemand erwartet, dass man das Fernsehpublikum fragt, welche Rolle der Kameramann spielt.)" (S. 24, Hervorhebung im Original)

Aus "Organizing Cultural Commons" (S. 9)
Die entscheidende Frage ist doch, ob Theaterschaffende ideologisch an der Seite der globalen Arbeiter*innenklasse stehen oder doch an der Seite der Kaspital-Bourgeoisie ...


Im Original: Wissenschaftlicher Sozialismus
Aus Lotter, K./Meiners, R./Treptow, E. (2006): "Das Marx-Engels-Lexikon", Papyrossa Verlag Köln zum Stichwort "Wissenschaftlicher Sozialismus " (S. 390 ff.)

Zusammenfassung der Autoren:
Der wissenschaftliche Sozialismus stellt den theoretischen Ausdruck der modernen Arbeiterbewegung dar. Er begreift die geschichtliche Entwicklung in ihrem gesetzmäßigen Verlauf, speziell in ihrem Übergang vom Kapitalismus zum ---) Sozialismus und ---> Kommunismus, und bildet damit den Ausgangspunkt sozialistischer Politik (1). Die Fortschritte der objektiven Bedingungen für die Umwandlung der Gesellschaft sowie die Herausbildung der Arbeiterklasse als einer bewußten und organisierten Kraft ermöglichten den Übergang des Sozialismus von der Utopie (St. Simon, Fourier, Owen) zur Wissenschaft (2). Im Ziel, nämlich der sozialistischen Gesellschaft, mit der Utopie übereinstimmend gibt der wissenschaftliche Sozialismus darüber hinaus die Mittel zu deren Verwirklichung an (3). Mit der Entdeckung der materialistischen Geschichtsauffassung und des Mehrwertgesetzes wird der Sozialismus zur Wissenschaft (4). Seine Konkretisierung hinsichtlich seiner Wissenschaftlichkeit wie seiner Parteilichkeit für die Arbeiterklasse erfährt er in der Kritik insbesondere des ethisch begründeten "wahren" Sozialismus, des sich auf administrative Reformen beschränkenden Bourgeoissozialismus, schließlich des preußischen Staatssozialismus.

(1) Mit der Besitzergreifung der Produktionsmittel durch die Gesellschaft ist die Warenproduktion beseitigt und damit die Herrschaft des Produkts über die Produzenten. Die Anarchie innerhalb der gesellschaftlichen Produktion wird ersetzt durch planmäßige bewußte Organisation. Der Kampf ums Einzeldasein hört auf. Damit erst scheidet der Mensch, in gewissem Sinn, endgültig aus dem Tierreich, tritt aus tierischen Daseinsbedingungen in wirklich menschliche. Der Umkreis der die Menschen umgebenden Lebensbedingungen, der die Menschen bis jetzt beherrschte, trittjetzt unter die Herrschaft und Kontrolle der Menschen, die nun zum ersten Male bewußte, wirkliche Herren der Natur, weil und indem sie Herren ihrer eignen Vergesellschaftung werden. Die Gesetze ihres eignen gesellschaftlichen Tuns, die ihnen bisher als fremde, sie beherrschende Naturgesetze gegenüberstanden, werden dann von den Menschen mit voller Sachkenntnis angewandt und damit beherrscht. [ ... 1 Es ist der Sprung der Menschheit aus dem Reiche der Notwendigkeit in das Reich der Freiheit. - Diese weltbefreiende Tat durchzuführen, ist der geschichtliche Beruf des modernen Proletariats. Ihre geschichtlichen Bedingungen und damit ihre Natur selbst zu ergründen, und so der zur Aktion berufenen, heute unterdrückten Klasse die Bedingungen und die Natur ihrer eignen Aktion zum Bewußtsein zu bringen, ist die Aufgabe des theoretischen Ausdrucks der proletarischeu Bewegung, des wissenschaftlichen Sozialismus. (Anti-Dühring, 1876/78, MEW 20,264 f.)

(2) Die utopischen Gründer von Sekten, die in ihrer Kritik der gegenwärtigen Gesellschaft das Ziel der sozialen Bewegung klar beschrieben - die Beseitigung des Systems der Lohnarbeit mit allen seinen ökonomischen Bedingungen der Klassenherrschaft -, fanden weder in der Gesellschaft selbst die materiellen Bedingungen ihrer Umgestaltung noch in der Arbeiterklasse die organisierte Macht und das Bewußtsein der Bewegung. Sie versuchten, die fehlenden historischen Bedingungen der Bewegung durch phantastische Bilder und Pläne einer neuen Gesellschaft zu kompensieren, in deren Propaganda sie das wahre Mittel des Heils sahen. Von dem Moment an, da die Bewegung der Arbeiterklasse Wirklichkeit wurde, schwanden die phantastischen Utopien, nicht weil die Arbeiterklasse das Ziel aufgegeben hatte, das diese Utopisten anstrebten, sondern weil sie die wirklichen Mittel gefunden hatte, sie zu verwirklichen, weil an die Stelle phantastischer Utopien die wirkliche Einsicht in die historischen Bedingungen der Bewegung trat und die Kräfte für eine Kampforganisation der Arbeiterklasse sich immer mehr zu sammeln begannen. (Erster Entwurf zum "Bürgerkrieg in Frankreich", 1871, MEW 17,557)

(3) Die ersten Sozialisten (Fourier, Owen, Saint-Simon etc.) mußten sich - da die sozialen Verhänltnisse noch nicht genug entwickelt waren, um der Arbeiterklasse die Konstituierung als politische Partei zu ermöglichen - auf Träume von der Mustergesellschaji der Zukunft beschränken und alle Versuche, wie Streiks, Koalitionen, politische Aktionen, verurteilen, die von Arbeitern unternommen worden waren, um ihre Lage etwas zu verbessern. Wenn wir aber kein Recht haben, diese Patriarchen des Sozialismus zu verleugnen, ebensowenig wie die modernen Chemiker das Recht haben, ihre Väter, die Alchimisten, zu verleugnen, müssen wir uns doch hüten, in ihre Fehler zurückzufallen, die, würden sie von uns begangen, unverzeihlich wären. (Der politische Indifferentismus, 1873, MEW 18, 301)

(4) Die neuen Tatsachen zwangen dazu, die ganze bisherige Geschichte einer neuen Untersuchung zu unter-werfen, und da zeigte sich, daß alle bisherige Geschichte die Geschichte von Klassenkämpfen war, daß diese einander bekämpfenden Klassen der Gesellschaft jedesmal Erzeugnisse sind der Produktions- und Verkehrsverhältnisse, mit Einem Wort der ökonomischen Verhältnisse ihrer Epoche; daß also die jedesmalige ökonomische Struktur der Gesellschaft die reale Grundlage bildet, aus der der gesamte Überbau der rechtlichen und politischen Einrichtungen sowie der religiösen, philosophischen und sonstigen Vorstellungsweise einesjeden geschichtlichen Zeitabschnittes in letzter Instanz zu erklären sind. [ ... j Mit dieser materialistischen Geschichtsauffassung war aber der bisherige Sozialismus ebenso unverträglich wie die Naturauffassung des französischen Materialismus mit der Dialektik und der neueren Naturwissenschaft. Der bisherige Sozialismus kritisierte zwar die bestehende kapitalistische Produktionsweise und ihre Folgen, konnte sie aber nicht erklären, also auch nicht mit ihr fertig werden; er konnte sie nur einfach als schlecht verwerfen. Es handelte sich aber darum, diese kapitalistische Produktionsweise einerseits in ihrem geschichtlichen Zusammenhang und ihrer Notwendigkeit für einen bestimmten geschichtlichen Zeitabschnitt, also auch die Notwendigkeit ihres Untergangs, darzustellen, andrerseits aber auch ihren innern Charakter zu enthüllen, der noch immer verborgen war, da die bisherige Kritik sich mehr auf die üblen Folgen als auf den Gang der Sache selbst geworfen hatte. Dies geschah durch die Entdeckung des Mehrwerts. [ ... ] Diese beiden großen Entdeckungen: die materialistische Geschichtsauffassung und die Enthüllung des Geheimnisses der kapitalistischen Produktion vermittelst des Mehrwerts, verdanken wir Marx. Mit ihnen wurde der Sozialismus eine Wissenschaft, die es sich nun zunächst darum handelt, in allen ihren Einzelnheiten und Zusammenhängen weiter auszuarbeiten. (Anti-Dühring, 1876/78, MEW 20, 25 f.)


  • MEW 4, 482 ff.: Unterscheidung von reaktionärem Sozialismus, konservativem Bourgeois-Sozialismus und kritisch-utopischem Sozialismus (vgl. ebd., 377 ff.).
  • MEW 18, 517: Notwendigkeit des Studiums und der Verbreitung des wissenschaftlichen Sozialismus.
  • MEW, 19, 15 ff.: Kritik an Lassalles Sozialismus und seinem Einfluß auf das Gothaer Programm.
  • MEW 19, 167 ff.: Kritik an Bismarcks Staats-Sozialismus des Zolltarifs und der Eisenbahn (vgl. MEW 20,259 f.).
  • MEW 19, 187 f.: Die dialektische Philosophie als theoretische Wurzel des wissenschaftlichen Sozialismus.
  • MEW 27, 60 ff.: Kritik an K. Grüns "wahrem" Sozialismus (vgl. MEW 3, 441 ff; MEW 4,207 ff., 248 ff.)

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