Antirepression

RELIGION? NEIN DANKE ...

Definitionen zu "Religion"


1. Definitionen zu "Religion"
2. Merkmale und Gemeinsamkeiten von Religionen
3. Weltliche Gottheiten & transzendentale Quellen des Richtigen
4. Besondere Formen irrationalen Glaubens
5. Kritik und Überwindung der Religion
6. Links und Materialien

Schmidt, Manfred G. (1995): Wörterbuch zur Politik, Kröner Verlag in Stuttgart
Bezeichnung für ein System von Glaubensüberzeugungen und zeremoniellen Riten, das auf einer - allgemeinere Verbindlichkeit beanspruchenden - Unterscheidung zwischen heiligen und profanen ... Dingen und der positiven Bezugnahme auf eine überweltliche, göttliche Wesenheit beruht.

Meyers Großes Taschenlexikon (1992), B.I.Taschenbuchverlag in Mannheim
Zusammenfassende Bez. für eine Fülle histor. Erscheinungen, denen ein spezif. Bezug zw. dem überwelt., transzendenten Heiligen in personaler Gestalt einer oder mehrerer Gottheiten einerseits und den Menschen andererseits in einer deren Verhalten normativ bestimmenden Weise zugrunde liegt. ...
Mit der Gottheit als Zentrum jeder R. verbindet sich das Offenbarungserlebnis des Stifters ... Diese Offenbarungsinhalte werden in sog. Buch-R. in hl. Texten festgehalten und können in Dogmen kodifiziert werden.


Klaus, Georg/Buhr, Manfred (1975): Philosophisches Wörterbuch, VEB Bibliographsiches Institut in Leipzig
Form des gesellschaftlichen Bewußtseins mit Weltanschauungscharakter, deren Besonderheit in einer verzerrten, verkehrten Widerspiegelung der Natur und Gesellschaft im Bewußtsein der Menschen besteht, dergestalt, daß die Erscheinungen der Natur und Gesellschaft auf übernatürliche Ursachen und Zwecke zurückgeführt bwz. als übernatürliche Vorgänge und Mächte vorgestellt werden, zu denen die Menschen in einem unmittelbaren Abhängigkeitsverhältnis stehen und denen gegenüber sie sich zu ihrem Wohle zum Vollzug bestimmter Handlungen ... verpflichtet fühlen.

Auszug aus einem Text der Jungen Linken
Religion ist der Glaube an übernatürliche Mächte, die die Welt und die Menschen — wenn sie sie nicht sowieso gleich geschaffen hat — beherrschen und leiten, in das Weltgeschehen eingreifen und bei Wohlverhalten in der Regel noch ein besseres Leben nach dem Tode (Christentum, Islam, Judentum, Sikhs, Bahai) eine Wiedergeburt in der Luxusklasse (Hinduismus, Mormonen) oder aber die wenigstens den Ausstieg aus dem Wiedergeburtskarussel (Buddhismus) anzubieten haben.

Aus Salcher, Ernst F. (2007): Gott? Das Ende einer Idee. VAS in Frankfurt (S. 19 f.)
Über den genauen Ursprung des Begriffs Religion herrscht nach wie vor Unstimmigkeit. In Luthers Bibelübersetzung z.B. kommt der Begriff kein einziges Mal vor. Führt man ihn aufs Lateinische zurück, so bedeutet „religare“ das Gebundensein an eine höhere Macht und der Begriff "relegere" die gewissenhafte Beach tung des religiösen Kults. Aus den vielen vorliegenden Begriffsbestimmungen eine kleine Auswahl:
  • Religion = der Glaube an das Vorhandensein und Eingreifen hö herer Mächte in das Leben sowie in das Naturgeschehen (H. Fastenrath: Religionskritik)
  • Religion = die erlebte Beziehung zwischen dem Menschen und einer übermenschlichen Macht, an die er glaubt und von der er sich abhängig fühlt (H.J. Schoeps: Religionen)
  • Religion = das unwillkürliche Gefühl der Abhängigkeit von einer höheren Macht und des Bedürfnisses, sich des Beistands derselben zu versichern (Brockhaus, 1898)
  • Religion = Anerkennung einer überirdischen herrschenden Macht mit Anspruch auf Gehorsam (Oxford Dictionary)
  • Religion = der Glaube an eine unsichtbare Macht, die die höchste Autorität über das Leben des Menschen ist (P Wurm)

Die bisherigen Definitionen beziehen sich eher auf das Religionsverständnis früher Menschen mit ihrem Gefühl der Abhängigkeit und des Schutzbedürfnisses gegenüber einer übermächtigen Welt, wohingegen die nachfolgenden Begriffsbestimmungen auch die späteren und kulturell fortgeschritteneren Epochen einbeziehen:
  • Religion = der Wunsch des Menschen, alles endliche, in Raum und Zeit erscheinende Dasein auf seinen unendlichen und ewigen Grund zurückzuführen (Brockhaus, 1898)
  • Religion = die Überschreitung der mit den Sinnen erfahrbaren Welt zu einem sinngebenden Jenseits. Dieser Weltgrund wird als das Unbedingte, Unvergängliche, als das wahre Sein gegenüber der Welt der Erscheinungen empfunden, das als heilig gilt und das Verhalten wie die Lebensführung zu bestimmen vermag (Brockhaus, 1980)
  • Religion = die Suche nach dem Sinn des Lebens und der Frage nach dem jenseits (A. Fischer: Die 7 Weltreligionen)
  • Religion = der Ausdruck des ewigen und unzerstörbaren metaphysischen (über alle Erfahrung hinausgehenden) Bedürfnisses der Menschennatur (Jacob Burckhardt)
  • Religion = die Beziehung des Menschen zur übersinnlichen und ewigen Welt (F. Heiler: Die Religionen der Menschheit)
  • Religion = ein schlechthiniges Abhängigkeitsgefühl (F. Schleiermacher)

Neue Begriffe und Inhalte scheinen hier auf. Das am Anfang stehende Schutzbedürfnis wird erweitert durch Fragen, die über das gegenwärtige Leben des Menschen hinausgehen, die nach dem Sinn desselben fragen und danach, was nach dem Tode mit dem Menschen bzw. seiner Seele geschieht (Jenseitserwartungen). Erkennbar versucht der Mensch nun, sich von anderen Lebewesen abzusetzen, seine Sonderrolle zu definieren und zu hinterfragen, einen besonderen Sinn für sein Dasein zu verlangen und sich mit einem endgültigen Tod nicht abfinden zu wollen.
Ein letztes wesentliches Element fehlt in unserem bisher herausgearbeiteten Religionsbegriff: die Verpflichtung auf ein von Gott vorgegebenes Sittengesetz! Alle Religionen haben einen solchen Sittencodex, dessen Befolgung von Gott belohnt und dessen Missachtung von Gott bestraft wird. Nicht unbedingt gleich im Diesseits, aber umso wirkungsvoller, weil auf alle Ewigkeit, im jenseits. Man könnte also sagen, dass die so drängenden Fragen des Menschen nach dem Sinn seines Lebens und nach allgemeingültigen und endgültigen Werten geradezu zum Glauben an eine Macht führen mussten, die mit höchster Autorität diese Werte vorgibt und deren Befolgung einfordert (Gott).


Um den Überblick nicht zu verlieren, wollen wir uns auf die wesentlichen Bestimmungsmerkmale der monotheistischen Re ligionen konzentrieren:
  • das Vorhandensein einer höheren Macht (Gott)
  • das Eingreifen dieser Macht in das Leben des Menschen
  • Antworten auf das Woher und Wohin des Menschen
  • Antworten auf die Fragen nach dem Sinn des Lebens, nach dem Sinn von Leid und Tod
  • Festlegung auf ein von Gott gegebenes Sittengesetz
  • Vorstellungen über ein Weiterleben im jenseits, gemäß dem Richterspruch Gottes

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