Antirepression

Ö-PUNKTE STARTAUSGABE 1997

Umweltverbände und EXPO


1. Rubrik Aus aller UMwelt: EXPO-Neuigkeiten
2. Umweltverbände und EXPO
3. EXPO-Widerstand vor Ort

Am 6.12. fand in Bonn die Jahreshauptversammlung des Deutschen Naturschutzrings statt. Während die meisten Tagesordnungspunkte konfliktfrei abliefen, war der Punkt EXPO umstritten - und zwar dank eines DNR- Präsidiumsmitglieds, daß selbst im EXPO-Beirat ist und sich auch ganz offen zur EXPO bekennt: DNR-Schatzmeister Jürgen Resch. Er untermauerte seine Argumentation mit Zahlen, wieviele Umweltverbände unter Decknamen oder VertreterInnen in EXPO-Gremien schon dabei sind. Die Debatte entstand aufgrund der Kritik von BBU-Vertretern. Sie baten um Auskunft, wie der DNR weiter mit der EXPO umgehen wolle und wieweit er seine Beschlüsse gegen die EXPO ernstnehme angesichts dessen, daß doch wohl offensichtlich ist, daß sie unterlaufen würden. Zunächst wiesen DNRler den Verdacht zurück, daß in größerem Umfang EXPO-Nähe entstanden sei. Dann meldete sich Jürgen Resch zu Wort. Danach sieht das Bild zur Zeit wie folgt aus:
  • Zwei Organisationen (WWF und Euronatur) sind inzwischen offiziell bei der EXPO dabei.
  • 22 weitere DNR-Mitgliedsverbände (darunter auch BUND, Grüne Liga und NABU) sind unter anderen Namen dabei (z.B. Agendahaus Dresden, Bodenseestiftung, Elbtalaue usw.).
  • Fünf Organisationen haben bereits VertreterInnen in EXPO-Gremien entsandt (einer davon ist die Deutsche Umwelthilfe mit ihren Geschäftsführer Jürgen Resch, der ursprünglich sogar vom DNR selbst vorgeschlagen wurde, was aber dann, um der Kritik zu entgehen, geändert wurde).

Nach dem Statement von Resch stellte DNR-Präsidiumsmitglied Jochen Flasbarth die Äußerung von Resch als Privatmeinung dar, worauf Resch entgegnete, auch Flasbarths Verband (er ist NABU-Präsident) sei mehrfach dabei. So wurde deutlich, daß der Versuch, durch Lügen ein brisantes Thema zu unterdrücken, fehlgeschlagen war dank der offensiven Ehrlichkeit des EXPO-Mannes Resch. Konsequenzen hat es in der DNR-Runde natürlich trotzdem nicht gegeben. Der DNR hat, wie andere Spitzenverbände auch, seinen neuen Kurs inzwischen so festgelegt, daß die zentralen Veranstaltungen in Hannover nicht unterstützt werden, die weltweiten Projekte oder andere Teile der EXPO aber akzeptiert sind. Für diese Linie reichte eine Uminterpretation bisheriger Beschlüsse. War vor einigen Jahren festgelegt worden, die EXPO in Hannover zu boykottieren, so wird nun das "in Hannover" so ausgelegt, daß EXPO-Beteiligungen außerhalb des Stadtgebietes zulässig sind. Die Verbände glauben folglich, daß sich die EXPO in eigenständige Teile trennen ließe. Greenpeace hat in seinem neuen Magazin erstmals deutliche Kritik an der EXPO geübt, nachdem der Verband lange Zeit keine Stellung beziehen wollte. Einzig der inzwischen kaum noch aktive Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz ist unter den Umweltverbänden bei grundsätzlicher EXPO-Ablehnung geblieben.

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