Organisierung

STRAFE - RECHT AUF GEWALT

Wieso straft Mensch?


1. Die Kapitel des Fragend-voran-Büchleins
2. Wieso straft Mensch?
3. Von Orten der Gewalt und bösen Taten
4. Strafe – die gute Gewalt
5. Im Namen des Rechts und der Gerechtigkeit
6. Der offizielle Strafzweck
7. Das grosse Ziel
8. Was ich eigentlich sagen wollte...
9. „Es gibt eine gewisse Eigenverantwortung“
10. „Wenn nichts mehr geschützt ist, kann nichts mehr gelebt werden“
11. „Kriminalität ist ein gesellschaftlicher Prozess“
12. Eine gewaltfreie Welt ... und wie man das nicht erreicht
13. Versuch über Perspektiven
14. Impressum

Es ist ein wunderschöner, warmer Tag im Frühling, an dem ich mit meiner Arbeit fertig werde. Die Sonne scheint, Blumen blühen, Vögel zwitschern, Menschen spazieren durch die erwachende Natur. Man kann wieder im Pullover nach draussen gehen, der Himmel stahlblau, am Horizont ein paar schneeweisse Schleierwolken. Es scheint alles schön zu sein. Alle sind fröhlich, zufrieden mit dem was sie haben.

Unsere Turnschuhe, made by unterdrückten und ausgebeuteten Arbeiterinnen in China, sind uns egal. Dass jeder achte Mensch auf der Erde an Hunger leidet und heute 100’000 Menschen gestorben sind, weil sie nichts zu Essen hatten, ist vergessen. Dass selbst in unserem Land 231'000 Personen als „arm“ gelten ebenso. Und dies, während 60% des Weltvermögens in den Händen von 6% aller Menschen liegt. Dass Tausende täglich dazu gezwungen werden, ihr Leben in irgendwelchen Anstalten (Psychiatrie, Erziehungsanstalten usw.) zu fristen, weil man der Meinung ist, sie hätten sich der Gesellschaft zu fügen, nimmt in keinem unserer Köpfe einen relevanten Platz ein. Und schon gar nicht, dass täglich alleine in unserem kleinen Land inmitten des „freien Europas“ Millionen von Menschen ein Leben fristen, welches sie (sofern sie es sich denn einmal genau überlegt haben) eigentlich gar nicht leben wollen. Sie tun Dinge, weil man ihnen befiehlt, dass sie es zu tun haben – und tun andere Dinge nicht, weil man ihnen befiehlt, sie zu lassen. Meist reicht es, ihnen das Bild eines Zimmers mit Gitterstäben vor dem Fenster zu zeigen, damit sie ohne Widerrede tun, was man von ihnen verlangt.

Um es anders zu sagen: es herrscht Gewalt. Nahezu überall, auch wenn man nicht immer klar erkennen kann, wer wem Gewalt zufügt. Ich habe gerade einige Beispiele für Gewalt geschildert, die man sonst nie als Gewalt bezeichnet. Die nie zusammen mit den Einbrüchen, Drogendelikten, Körperverletzungen, Morden und Sexualverbrechen auf der Liste strafbarer Gewalt stehen. Nein, es gibt eben gute und schlechte Gewalt. Und letztere ist nicht selten eine Folge der ersteren.

Auf dem heutigen Spaziergang geht kaum jemandem durch den Kopf, dass zur selben Zeit über 6'000 Menschen in diesem Land nicht so wie Sie und ich den Frühling geniessen können, nicht frei herumgehen und selber sagen können, was sie tun wollen, sondern eingesperrt in kleinen Zellen ihr klägliches Leben fristen – Menschen, die einmal genau glich ins Leben gestiegen sind wie Sie und ich. Nein, Strafe ist eine gute Gewalt. Aber wieso straft Mensch? Oder wieso darf Mensch strafen? Wieso ist Gewalt richtig und gut? Wieso wird Gewalt gerechtfertigt? Zweifellos gehen ihnen gerade eine ganze Menge schlagkräftiger Argumente durch den Kopf. Nun dann, schreiben sie diese einmal auf. Und wenn sie immer noch schlagkräftig sind, nachdem sie die letzte Seite dieser Arbeit umgeblättert haben, würde es mich freuen, sie würden mir diese zukommen lassen.

PS: Diese Arbeit geht nur am Rande auf Alternativen ein, wie im zwischen-menschlichen ohne Strafe mit Gewalt umgegangen und diese zurückgedrängt werden kann. Nicht, weil dies weniger wichtig wäre. Aber vielmehr weil es dafür zuerst die Einsicht braucht, dass Gewalt, auch in der Strafe, keine Rechtfertigung hat. Dies sei die Aufgabe der Seiten, die Sie gerade vor sich liegen haben.

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