Organisierung

VEREIN FÜR DAS DEUTSCHTUM IM AUSLAND II

Praktisches Wechselspiel


1. Der Clou
2. Praktisches Wechselspiel
3. Zweifelhafte Bekanntschaften
4. Das Ende vom (Deutschland-)Lied?

Neben revisionistisch anmutenden Tönen gerieten auch die engen Verknüpfungen führender Bundespolitiker mit dem VDA und dessen Finanzgebaren im Laufe der letzten Jahre verstärkt ins Zwielicht. So verwaltete ab 1989 der parlamentarische Staatssekretär Horst Waffenschmidt als Mitglied des VDA-Verwaltungsrates nach Feierabend Gelder, die er quasi in seiner Arbeitszeit als Aussiedlerbeauftragter der Bundesregierung dem VDA zukommen ließ.

Weiterhin gehörten dem Verwaltungsrat des Vereins auch folgende Persönlichkeiten an: der Legationsrat erster Klasse und Referent des Historischen Archivs des Auswärtigen Amtes, Dr. Ludwig Biewer, der Abteilungsleiter für auswärtige Kulturpolitik im Auswärtigen Amt, Dr. Barthold Witte, und auch der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU im Bundestag Prof. Dr. Karl-Heinz Hornhues, zugleich Vorsitzender des parlamentarischen Kontrollgremiums des VDA, dem Bundestagsuntersuchungsausschuß ?Auswärtige Kulturpolitik".

Zur gleichen Zeit unterhielt mindestens ein Minister, nämlich der zeitweilige Leiter des Bundespresseamtes und spätere Bundestagsvizepräsident Hans Klein (CSU), einen Sitz im VDA-Verwaltungsrat. Mit von Partie in den höheren Chargen des VDA waren oder sind auch Rolf Sauerzapf, der den VDA-Mitgliedern schon mal das antisemitische ?Handbuch des Grenz- und Auslandsdeutschen" von 1993 empfiehlt und Helmut Kowarik, Chef der ?Österreichischen Landsmannschaft", der den rechtsradikalen ?Eckhartboten" (näheres im Kapitel Hintergründe) herausgibt. Nicht zu letzt in Kanzlerberater Horst Teltschik (CDU) und Kanzler Helmut Kohl selbst fand der millionenschwere Club wichtige Fürsprecher.[19 Wilfried Böhms Bundestagsmandat und seine Mitgliedschaft im VDA standen bei ihm wie bei anderen Funktionären in einer vielfältigen praktischen Wechselwirkung: So traten VDA-Führungsmitglieder in der parlamentarischen Ausschußarbeit in der Rolle als Sachverständige auf und ließen sich von VDA-Führungsmitgliedern, die gleichzeitig Abgeordnete waren, befragen.

Multifunktionäre traten einerseits in Aufsichtsgremien des VDA als Privatpersonen auf, die kontrollierten, was sie zugleich an Geldern als Bestandteile der staatlichen Bewilligungsinstanzen und Fachbehörden zur Verfügung stellten (s.o.). Bundestagsabgeordnete waren zugleich Verwaltungsratsmitglieder und saßen an der Seite zahlreicher Ministerialbeamter, für die sie zugleich parlamentarische Vorgesetzte wie auch Auftragnehmer des VDA waren.[20]

Prominente VDA-Mitglieder und Multifunktionäre dieser Couleur waren und sind neben den schon genannten: Der bayrische CSU-Staatsminister Alfred Dick[21], Staatssekretär in Baden-Württemberg Gustav Wabro, Kanzleramtsminister Friedrich Bohl, Eberhard Diepgen (sämtliche CDU), Günther Herterich und Horst Sielaff (beide SPD)(näheres im Kapitel Hintergründe), Friedrich Neuhausen (FDP) [22], und Dr. Heinz Lange (FDP), der auch Mitglied des ?Witiko-Bunds" [23] (näheres im Kapitel Hintergründe) und der Sudetendeutschen Landsmannschaft ist.

Auch ein einflußreicher Finanzier gehörte zur VDA-Spitze: Rolf Rodenstock, Mitglied des ?Wirtschaftsbeirat der Union e.V." und Multifunktionär des ?Deutschen-Industrie und Handelstages".[24]

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