Projektwerkstatt

STREICHELZOO FÜR GVO IN ÜPLINGEN: WO MON810 NOCH STAND, ALS ER VERBOTEN WAR!

Who is who im Schaugarten?


1. Vom Ende der Agrogentechnik-Ausbringung ...
2. Was war 2012 zu erwarten - und was wurde draus?
3. Hintergrundtexte
4. Schaugarten in Üplingen (Betreiber: BioTechFarm)
5. Who is who im Schaugarten?
6. Landesfilz: Börde&Sachsen-Anhalt im Zentrum deutscher Agro-Gentechnik
7. Rückblick auf Aktionen
8. Links und Materialien

Schild am Hofgut ÜplingenDas Hofgut Üplingen, die landwirtschaftlichen Anlagen dort und der Schaugarten samt Deutschlandtreff der Agro-GentechnikerInnen werden nicht nur von einer Firma organisiert. Vielmehr sind etliche beteiligt - als Eigentümer, Pächter und Betreiber der verschiedenen Teile.
  • Anfrage der Grünen im Landtag zu Geflechten und Finanzierungen (PDF)

Eigentümer, Verpächter und landwirtschaftliche Firmen

Rechts: Schautafel auf dem Gelände des Hofgutes Üplingen. Die SBK verpachtet nicht nur den Acker für den Schaugarten, sondern saniert selbst das Gebäude für die bundesweiten Seilschaften-Treffen - natürlich wieder mit Steuergeldern der EU! (größer durch Anklicken)

Das Hofgut und die umgebenden, genutzten Ackerflächen haben zwei Eigentümer. Ein Teil wurde von einer Firma aus dem Lichtschläger-Konsortium gekauft. Ein anderer Teil und die meisten Flächen gehören der Stiftung Braunschweiger Kulturbesitz. Die hat diese an die Gentechnikfirmen verpachtet. Jahrelang duckte sie sich einfach weg, antwortete auf kritische Anfragen gar nicht oder erklärte sich in Gesprächen für neutral. Das aber stimmte nicht: Am InnoPlanta-Forum 2009 nahmen mit Tobias Henkel und Renate Ringeln nicht nur zwei VertreterInnen der SBK, sondern zudem zwei Personen der niedersächsischen Landesverwaltung teil, die im Auftrag der Stiftung die Verpachtung der Stiftungsflächen organisiert hatten. Die Behauptung, es sei vielleicht gar nicht richtig klar gewesen, an wen und für welchen Zweck die Ländereien vergeben wurden, war damit widerlegt. Wieder einmal waren staatliche Institutionen und eine Stiftung, bei der Kirchenchefs, der Braunschweiger Oberbürgermeister und andere Gesellschaftseliten prägend sind, für die Agro-Gentechnikbranche aktiv. Eine Hand wäscht die andere ...

Die Hauptpersonen der SKB sind (Stand: 2011) Braunschweigs Bürgermeister als Präsident, der Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Kirchen Braunschweig als Vizepräsident, SPD- und FDP-Leute, der Landrat des Kreises Wolfenbüttel, Wirtschafts- und Medienvertreter sowie eine Ministerialdirgentin im niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur (siehe Organigramm der Personen und Zuständigkeiten und Stiftungsrat mit ihren Herkunftsämtern).

Geldquelle Staat: Regionales Geld, Wirtschaftsförderung und die Gentechnik als Lieblingskind
Der geldschwere und autoritäre Staat ist aus vielerlei Sicht der größte Unterstützer der Gentechnik insgesamt und der Anlagen in Üplingen. In die Organisationen und Firmen, die die BioTechFarm aufbauten oder später nutzten, flossen Millionen der Landes- und Bundesregierung.

Ohne die umfangreiche EU-Regionalförderung für den Aufbau der Hofgutsubstanz wäre die gesamte Sache aber kaum denkbar. Die Gelder flossen unter dem Anspekt eines UN-Dekaden-Nachhaltigkeitsprojekts. Sie dienen heute als Basis für den feudalen Treffpunkt deutscher Gentechnikseilschaften. Weitere krude Mittelumleitungen in den Gentechnikknoten finden auch heute noch statt. Juli 2010 gelang den MacherInnen ein neuer Coup. "Die ehemalige Brennerei in Üplingen wird saniert und für 560 000 Euro in ein dörfliches Begegnungszentrum umgebaut. Es soll für Veranstaltungen von Vereinen und Verbänden genauso offen stehen wie für Tagungen oder Konferenzen. Gestern wurden dafür Fördermittel überreicht." So berichtete die Volksstimme am 17.7.2010 etwas naiv - zitierte aber selbst die Inhaber: "Es geht darum, diesen Ort zu einem Treffpunkt weiterzuentwickeln – für Agrarverbände und Züchter, aber auch für Vereine." Klar erkennbar also, wer die Hauptzielgruppe darstellt.

Geldgeber und Organisator: Ein Mäzen aus dem Westen (2009 gestorben)

Aus dem Register der Agrarsubventionen für 2008


Ohne den vorherigen Ausbau des Hofgutes Üplingen unter dem Banner der Nachhaltigkeit hätte die Basis gefehlt, das neue Headquarter der Gentechnik-Seilschaften just in diesem kleinen Ort unterzubringen. Damit aber wurde zunächst zum wichtigsten Mann im ganzen Spiel derjenige, der das Hofgut wesentlich sanierte und in der für die begrenzte Größe des Dorfes fast größenwahnsinnigen Form entwickelte: Karlheinz Lichtschläger aus Erftstadt bei Köln (am 31.7.2009 verstorben). In Folge seiner Investitionen und der Zuschüsse aus staatlichen Quellen konnten Straßen, Fußwege und mehr neu gemacht werden - dem Ort ist es anzusehen. Weil die Gentechnik-DrahtzieherInnen Lichtschläger dann für ihre Ideen gewannen, ergab sich die Chance, auf Riesenflächen und in großen, sanierten Gebäuden den Stützpunkt der Agro-Gentechnik zu schaffen. Insofern wurde eine Nachhaltigkeitsprojekt zum Ausgangspunkt für die jetzige Gentechnikfarm.
Lichtschläger erwarb über eine Firma aus seinem Saatgutimperium das Üplinger Gut. Eigentlich ist er Wessi, ein umtriebiger Unternehmer vom Niederrhein. Er brachte sich durch Kauf und Pacht in die Verfügungsgewalt sowohl des mittelalterlichen Stiftsguts im Ortskern von Üplingen wie auch von fast 500 ha Ackerfläche im Umland. Auf einem 45 ha großen Teil dieses Gebietes, nämlich dem Flurstück unmittelbar am nördlichen Ortsrand von Üplingen, befindet sich der Schaugarten der BioTechFarm plus weiteren Schauflächen für konventionelles Saatgut vor allem der S.G.L., Lichtschlägers Firma.
Ganz neu ist das Thema Gentechnik auch für Lichtschläger nicht. Die TIBO Landwirtschaftsgesellschaft in Neutrebbin führte 2008 für Lichtschlägers S.G.L. im brandenburgischen Oderbruch Sortenversuche durch. Auf ca. 112 ha wuchs dort der Genmais MON810. Seit Mai 2008 ist Lichtschläger Vorsitzender des Dachverbandes der deutschen Saatgutvermehrer. Dessen Aufgabe ist „die Förderung der allgemeinen, ideellen und wirtschaftlichen Interessen der an der Erzeugung und dem Vertrieb von Saatgut beteiligten Handelsfirmen“. Darunter fallen die Forderung nach schärferen Gesetzen zum Schutz geistigen Eigentums an Saatgut, aber auch die Verwässerung der Trennung zwischen gentechnisch verändertem und konventionellem Saatgut: „Einführung eines praxisgerechten GVO-Kennzeichnungs-Schwellenwertes für Saatgut“ heißt das verschleiernd und meint die verkaufsfördernde Deklaration gentechnisch verunreinigten Saatgutes als gentechnikfrei. Zu den Sponsoren des BVO zählen BASF, Bayer, Syngenta Eurofins GeneScan, auf der Jahrestagung 2009 refererierten auffällig viele Bedienstete von Gentechnikfirmen.
Die Geschichte des Üplinger Gutes vom Nachhaltigkeitsprojekt zum Vielfach-Freilandversuch mit Gentechnik ist ein bemerkenswertes Beispiel moderner Kolonialpolitik reicher Wessie-Mäzene im (vermeintlich) armen Osten. Aufgrund seiner Geldinvestitionen und etlicher abhängig Beschäftigter kann sich Lichtschläger in der Region viel leisten. Viele Firmen, Partei- und andere gesellschaftliche AkteurInnen fressen ihm aus der Hand. So ließ sich bislang auch die eigentlich unbeliebte Gentechnik im Dorf Üplingen und in den zuständigen Gremien durchsetzen - auch wenn die ersten Berichte über Drangsalierungen der BewohnerInnen durch Polizeikontrollen längst vorliegen. Auch Gewaltdrohungen gegen GentechnikgegnerInnen oder die Reichskriegsflagge im Garten gehören zum Alltagsleben des Dorfes in der Hand der deutschen Gentechniknetzwerke.
Für den Gentechnikwiderstand könnte aber gerade die Tatsache, dass hier Akzeptanz mit Geld gekauft wurde, reizvoll sei. Denn einerseits muss das Gegenstand der Kritik sein. Andererseits haben viele ortsansässige Firmen und landwirtschaftliche Betriebe einiges zu verlieren. Eine solche Zusammenballung auskreuzungsintensiver gv-Pflanzen mitten in der Börde kann schnell die Landwirtschaft der Region ruinieren. Viele Lebensmittelverarbeiter meiden solche Gegenden, weil die Gentechnikfreiheit der eingebrachten Ernte nicht mehr garantiert werden kann.

Im Original: Lichtschläger-Firmen und Gentechnik
Auch auf der Seite der Firma S.G.L. GmbH des Mäzens Lichtschläger findet sich ein entsprechender Passus zum Schaugarten:
Im Jahr 2008 wurde in der Magdeburger Börde ein neuer Versuchsstandort errichtet. Auf dem 500 ha großen Stiftungsgut Üplingen werden umfangreiche Anbauversuche durchgeführt, die wertvolle Informationen zu den einzelnen Sortenleistungen und pflanzenbaulichen Maßnahmen liefern. Neben dem Anbau konventioneller Sorten werden an diesem Standort durch die BioTechFarm GmbH & Co. KG (www.biotechfarm.de) gv-Pflanzen in einem Schaugarten präsentiert. Gemeinsam mit Politik, Industrie, Forschung und Wissenschaft wird dieser Standort in naher Zukunft zu einem internationalen Zentrum moderner Pflanzenzüchtung ausgebaut.

Lichtschläger, seine S.G.L. und der Bundesverband der Saatgutvermehrer (BVO) sind nicht unbeleckt in Sachen Gentechnik:
  • 2008 ließ die S.G.L. von der Firma TIBO Saatgut vermehren. TIBO baute auch ca. 112 Hektar Genmais an
  • Zwischen BVO und dem Gentechnik-Lobbyisten BDP gibt es Kontakte und ein gemeinsames Saatgutprojekt
  • Kontakte bestehen auch zu anderen Organisationen, die mit Gentechnik arbeiten (Linkliste)
In einem Forderungskatolog der Saatgutvermehrer (BVO) findet sich die Forderung nach Erlaubnis für Gentechnikbeimengungen:
  • Einführung eines Toleranzwertes in Höhe von 0,5 Prozent („Schweizer Modell“) für diejenigen GVO in Lebens- und Futtermitteln, die in Drittländern bereits kommerziell genutzt werden und damit auch eine behördliche Sicherheitsprüfung mit positivem Urteil durchlaufen haben.
  • Einführung eines praxisgerechten GVO-Kennzeichnungs-Schwellenwertes für Saatgut (ganzer Text)

Lichtschläger verstarb am 31.7.2009. Seine Stellung im Dorf war die unantastbar: Er wurde gehuldigt, geachtet, aber nicht geliebt. Als am Rande einer Protestaktion am 19.4.2009 Lichtschläger zu einem Gespräch von GentechnikkritikerInnen mit AnwohnerInnen dazu stieß, wurde er überschwenglich und unterwürfig begrüßt, nach seinem und dem Wohlergehen seiner Frau befragt. Als er wieder ging, warteten die AnwohnerInnen, bis er außer Hörweite war. Dann sagte einer in überraschenden Klarheit: "Arschloch!". Ein König, solange er da war ... Denn auch, seit Lichtschläger tot ist, sinkt die Zustimmung im Ort. Ein Schreiner beklagte sich über ausbleibende Aufträge und beim InnoPlanta-Forum vertraute Geschäftsführerin Schmidt lieber auf die Wachschützer aus Rostock, die auch am AgroBioTechnikum eingesetzt wurden. Nur ein Einwohner von Üplingen hat einen festen Job in der Gentechnik-Hochburg.


Noch im Tod huldigt das Dorf seinen Mäzen ... Anzeige einer "Dorfgemeinschaft"


Die MacherInnen der Agro-Gentechnik: Schrader, Schmidt, ihre Clubs und Firmen
Für Schaugarten, Werbefahrten, Propagandatagungen und mehr aber sind weder Lichtschläger noch seine Firmen oder NachfolgerInnen verantwortlich. Betreiber des Schaugartens ist die BiotechFarm GmbH & Co. KG mit Sitz in Üplingen (vormals: Gatersleben77), Geschäftsführerin die schon benannte Kerstin Schmidt aus den Seilschaften um das AgroBioTechnikum. Ehrenamtlicher Beirat und mit Schmidt zusammen die dominierende Figur ist Uwe Schrader, der in Wulferstedt wohnt - nicht weit von Üplingen entfernt. Die Firmenkonstruktion ist nicht gerade ein Hinweis, dass die AkteurInnen ihrem eigenen Tun vertrauen. Denn hier ist vor allem jede Haftung ausgeschlossen. Die Beteiligten sacken über ihr undurchsichtiges Geflecht an Firmen wie biovativ und BioOK, Vereinen und universitären Instituten umfangreiche Firmen- und Steuergelder ein. Wenn es aber zu Problemen käme, wäre da eine Firma, die für wenig bis nichts haftet. Und die MacherInnen wären fein raus. Gentechnik mutiert so noch stärker zum großem Lottospiel auf Kosten der Menschen und der Umwelt.

Erster Geschäftsführer der BioTechFarm und damit Vorgänger von Kerstin Schmidt war Uwe Schrader. Im Biopark am IPK Gatersleben hing ein Briefkasten mit seinem Namen und der Aufschrift der BioTechFarm - gleich neben dem Gebäude, in dem InnoPlanta sitzt, dessen Vorsitzender Schrader ist. Schrader unterzeichnete den Vertrag zur Pacht der Ländereien für den Schaugarten. Im Konflikt mit BesetzerInnen des Schaugartens im März 2009 beanspruchte Kerstin Schmidt mit der Firma das Hausrecht über das gesamte Gelände des Hofgutes und einigen Teilen des Dorfes.


Erstes Bild: Für das blau umrandete Feld sprach BioTechFarm-Geschäftsführerin Kerstin Schmidt den BesetzerInnen ein Betretungsverbot aus - hier also beansprucht sie Hausrecht und damit die Gestaltungsmacht (Schreiben vom 17.3.2009). Nach Protest reduzierte Schmidt die Fläche.
Zweites Bild: Auskunft zu den Domaindaten von www.biotechfarm.de. Schon im März 2007 sicherte sich Kerstin Schmidt die Domain - ob damals auch schon für Üplingen, ist nicht ersichtlich. Denkbar wäre auch, dass der Schaugarten zunächst für Groß Lüsewitz vorgesehen war.


Die Firma BioTechFarm hat ihre Postanschrift im Stiftsgut, das sie auch für Vortrags- und Seminarveranstaltungen sowie für Bewirtung von Gästen nutzt. Wie an anderen Standorten auch, werden bei genauerem Hinsehen hinter den Kleinfirmen auch die großen Konzerne sichtbar. So am 9.4.2009, als ein Rechtsanwalt im Auftrag der BioTechFarm GmbH & Co. KG an das Amtsgericht Oschersleben schrieb, um dafür zu sorgen, dass die unerwünschten GentechnikkritikerInnen nicht mehr in die Nähe des Versuchsfeldes gelangen und den Schaugarten bedrohen konnten. Wie andernorts auch waren die willigen VollstreckerInnen in Roben genauso gefügig wie die vor Ort den Schaugarten immer wieder schützenden StaatsdienerInnen in Uniform. Sie verhängten entsprechende Verfügungen (z.B. Beschluss vom 15.4.2009 mit Az. 3 C 181/09). Mit solchen Drohungen vom 'großen Bruder' Staatsmacht wird Gentechnik auch gegen die Menschen durchsetzbar.
Der Rechtsanwalt, der hier handelte, war ein alter Bekannter: Hartwig Stiebler mit Büro in der Goltsteinstr. 31 in 40211 Düsseldorf. Das ist die Stadt der deutschen Filiale von Monsanto - und Stiebler agiert auch seit Jahren als Monsanto-Anwalt. So ist der lange Arm des Konzerns mit von der Partie. Die Firmen zeigen sich nicht offen, aber sie sind erkennbar! In Üplingen zeigen KWS und BASF ihre gv-Pflanzen im Schaugarten. Der Flyer der BioTechFarm lag lange auf der BASF-Webseite! Zusammen mit Bayer, Pioneer und Monsanto nahm der Konzern regelmäßig an den zentralen Tagungen auf dem Hofgut teil.

InnoPlanta mit seinem Chef Schrader unterstützt den Schaugarten propagandistisch. Höhepunkt waren im April 2009 zwei Demonstrationen auf einem Niveau, dass kaum zu kellern war: "Keine Anarchie!" und "Feldzerstörer raus!" war auf den Plakaten der teilweise der 'DemonstrantInnen' zu lesen. Von der immer wieder gepriesenen Sachlichkeit keine Spur ... Motto der Demo am 17.4.2009 war die Forschungsfreiheit in Üplingen. Das auf den Versuchsflächen gar nicht geforscht werden kann, weil Versuchslabore fehlten, verschwiegen sie lieber. Ebenso fehlte jeder Hinweis, dass Felder mit gv-Pflanzen angelegt werden, weil es dafür Geld gibt. Passend dazu gab es auch die Wiederholung der Demonstration zwei Tage später nur, weil es dafür Geld gab: Mehrere TeilnehmerInnen gaben an, 45 oder 75 Euro erhalten zu haben. Die Tageszeitung der Region (Volksstimme) kündigte die Demo groß an und berichtete auch am Folgetag mit einem großen Text. So bekamen die BefürworterInnen der Gentechnik breiten Raum ohne kritisches Hinterfragen. Eine Hand wäscht die andere auch hier ...


Unglaublich platt: Null Argumente, aber viele Parolen - LobbyistInnen, gekaufte Bauern und ein paar mehr bei der Demo am 17.4.2009 in Üplingen. Das Foto erschien neben dem einseitigen Artikel in der Volksstimme am Tag darauf.


Kritische Veranstaltungen sind in und um Üplingen sehr schwer möglich. Für einen Vortrag am 26. März 2009 verweigerte die Gemeinde Ausleben alle Räume. Untergebracht wurde sie schließlich in der Kirche von Warsleben - doch am Abend vorher versuchten Polizeipräsident und der FDP-Landtagsabgeordnete und BioTechFarm-Chef Uwe Schrader, den Pastor zum Verbot der Veranstaltung zu bewegen. Zum Glück ohne Erfolg. Statt sachlicher Argumente streuten sie Angst vor Chaoten und Krawall. Auch das ist typisch deutsche Gentechnik: Kritik und Diskussion darf nicht stattfinden. Wenn die Akzeptanz der Menschen fehlt, benutzen die LobbyistInnen schmutzige Tricks und die Mittel der Macht.

PR-Agenturen als Unterstützer
Der Propagandagarten in Üplingen wird von verschiedenen Seiten als Werbeobjekt vermarktet - von TransGen, von verschieden Firmen und Lobbyverbänden. Für Presseinformationen steht die Werbeagentur bpublic von Anja Bartelt helfend zur Seite, z.B. am 15.8.2011. Zu den Kunden von bpublic gehören laut Referenzenliste auch EuropaBio, BASF und Bayer.

Biogasfirma BKN mischt beim Gentechnik-Schaugarten in Üplingen mit
Hinter dem Hofgut wird eine Biogasanlage gebaut. Die ist Teil des Nachhaltigkeitskonzepts für Üplingen, weil hier aus Biomasse Energie gewonnen werden soll. Schon da wären Bedenken angebracht, denn spätestens, wenn nicht nur Biomassereste vergoren oder verbrannt, sondern Getreide oder Mais vom Acker dorthin geliefert werden, gerät die Anlage unter dem schönen Etikett der regenerativen Energie zu einer Konkurrenz zur Nahrungsmittelversorgung, zudem hat die Energiebilanz bei der intensiven Landwirtschaft ohne eine erhebliche Schieflage. Denn dort werden erhebliche Mengen Dünger, Pestizide und viele Traktorstunden investiert - alles mit hohem Verbrauch fossiler Energien.
Doch überstrahlt wird diese Debatte durch die Entscheidung des Anlagenbetreibers, den Schwenk vom Projekt mit Öko-Touch zum Vorzeige-Gentechnikprojekt mitzumachen. Die BKN biostrom AG unterstützt das als "Kompetenzzentrum für nachhaltige Entwicklung (Center for Sustainable Development - CSD)" bezeichnete Hofgut mit seinen Einrichtungen - die passende Ergänzung ist die schon verkündete Planung, das Kraftwerk zukünftig mit gv-Mais fahren zu wollen.

Im Original: Biogasanlage am Gentechnikzentrum
"Gebündelte Kompetenz im Bereich der nachhaltigen Landwirtschaft"
Aus einer Pressemitteilung vom 30.9.2009
Die BKN biostrom AG hat auf dem Gelände des Stiftungsguts Üplingen unweit der Sachsen-Anhaltinischen Hauptstadt Magdeburg ein neues Schulungs- und Technologiezentrum eröffnet. Das Schulungszentrum wird Lehrgänge für Betreiber von Biogasanlagen anbieten und anderen Interessierten die Gelegenheit geben sich über das Thema Biogas zu informieren. In einem Demonstrationslabor können Lehrgangsteilnehmer Einblicke in die Durchführung von Substrat- und Gärrestanalysen erhalten.
Darüber hinaus sollen überregionale Veranstaltungen mit Referenten aus der Landwirtschaft, der Pflanzenzüchtung und natürlich dem Bereich der Erneuerbaren Energien, die Themen zukunftsorientierte Landwirtschaft und Energieerzeugung interessierten Kreisen näher bringen. ...
Im Stiftsgut Üplingen entsteht Schritt für Schritt ein Kompetenzzentrum für nachhaltige Entwicklung (Center for Sustainable Development - CSD). Dort werden die regionalen und überregionalen Kompetenzen gebündelt, in den unterschiedlichen Teilprojekten zur Entwicklung des ländlichen Raums angewendet und damit die Erschließung innovativer Handlungsfelder ermöglicht. So befindet sich z.B. unmittelbar angrenzend der Schaugarten Üplingen der Biotechfarm GmbH&Co. KG, in dem Feldversuche mit neuartigen Pflanzenzüchtungen anschaulich demonstriert werden. Bedeutende Unternehmen der Saatguterstellung wie KWS Saat AG oder Monsanto führen hier ihre Feldversuche in Zusammenarbeit mit Biotechfarm durch. Der Standort Üplingen ist so mit gebündelter Kompetenz im Bereich der nachhaltigen Landwirtschaft ausgestattet.


Die Gemeinde: Gegen den Schaugarten - aber kein Einfluss!
Im Genehmigungsverfahren kam es im Gemeinderat von Ausleben zu einer Abstimmung über die Stellungnahme. Mit 7 zu 4 Stimmen lehnten die GemeindevertreterInnen den Schaugarten ab. CDU und Linke waren der Auffassung, dass die Gentechnikkonzerne aus der Gemeinde kein Versuchskaninchen machen sollten.

Aus einer Stellungnahme der CDU-Fraktion (Februar 2008)
Die Aussage des Bürgermeisters, dass sich die Ratsmitglieder nicht gegen das Anlegen des Schaugartens aussprachen, sondern lediglich Bedenken gegen die drei geplanten Freisetzungsversuche noch nicht zugelassener gentechnisch veränderter Pflanzen haben, ist falsch. Richtig ist, dass wir als Ratsmitglieder auf das Anlegen bzw. Nichtanlagen des Schaugartens für gentechnisch veränderte Pflanzen, deren Freisetzung vom Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz bereits genehmigt ist, leider keinerlei Einfluss haben. ... Offenbar hat der Bürgermeister damit ein Problem, zumal die eindeutig mehrheitliche Stellungnahme nicht seine Meinung (...) widerspiegelt. ... Wie gut, dass wir nun schon im achtzehnten Jahr in einer Demokratie leben, schade nur, dass es noch nicht jeder bemerkt hat! ...
Es zeigte sich sehr schnell und eindeutig, dass
- Gentechnik europa- und weltweit mehrheitlich als Risikotechnik betrachtet wird und unerwartete Nebenwirkungen, insbesondere langfristig, selbst durch ihre eifrigsten Befürworter nicht ausgeschlossen werden können.
- Gen-Pflanzen eine erhebliche Gefahr für das ökologische Gleichgewicht darstellen können (siehe ungewollte Verbreitung von Gen-Raps in Kanada), einmal in unsere Umwelt freigesetzt sind sie nicht mehr rückholbar. ...
- Die objektive Gefahr besteht, dass sich wenige mächtige Konzerne das Monopol über die landwirtschaftliche Produktion und die Ernährung der Weltbevölkerung verschaffen. Beispiele wie Gen-Mais MON863 (dessen verfütterung an Laborratten schwere Leberschäden verursachte) zeigen, dass stattliche Zulassungsstellen nicht immer wirksam genug sind.
- In den Anträgen zu den Freisetzungsversuchen keinerlei Aussagen zur Regelung von Haftungs- und Schadenersatzansprüchen zu finden sind.
Obwohl diese Liste beliebig fortgeführt und vertieft werden könnte, sind uns diese Fakten genug, um unsere Gemeinde nicht zu einem Versuchslabor zu machen. Wir sehen die Option für die Zukunft der Mitbürger unserer Gemiende nicht in der eines Versuchskaninchens der Gentechnik-Konzerne und können nur hoffen, dass sich das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz dieser Meinung anschließt.
Frank Eggert, Mitglied der CDU-Fraktion des Gemeindesrates Ausleben


Inzwischen hat die Schaugarten-befürwortende Partei (Freie Wähler) die Mehrheit im Gemeinderat. Mit dabei ist Matthias Klings, Angestellter der BioTechFarm und - wie pikant - Unterzeichner eines Strafantrags gegen SpaziergängerInnen im Ort Üplingen, die den dortigen als "Betreten auf eigene Gefahr" gekennzeichneten, also zum Nutzen erlaubten Weg in den Gutpark entlang gingen.

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