Projektwerkstatt

MEINUNGEN ÜBER DEN 11.9.2001

Auswahl aus sehr, sehr vielen Mails auf der Hoppetosse-Mailingliste


1. Offener Brief an alle Menschen dieser Welt
2. Heidelberger Flugblatt
3. Aufruf aus Leipzig „Jetzt aufstehen - Stoppt den Krieg“
4. Auswahl aus sehr, sehr vielen Mails auf der Hoppetosse-Mailingliste
5. Sie versuchen es noch einmal
6. Kreuzzug gegen den Terrorismus?
7. Seid Ihr sicher?
8. Interview mit den "Ärzten"
9. Gegen Repression und Polizeiterror
10. Die USA unter Feuer...
11. Leichen pflastern ihren Weg: Imperialistische Generalmobilmachung
12. Declaración de Cochabamba ++ Erklärung von Cochabamba
13. Solidarität mit den Opfern! Kampf den Kriegstreibern!
14. Terror  der  Wirtschaft ++ Wirtschaft  des  Terrors
15. Den eigenen Mördern Steuern zahlen
16. gegen eine vermeintlich antideutsche relativierung von auschwitz (von der gruppe sinistra)
17. Seid Ihr sicher? (aus der FAU)
18. DIE RÜCKKEHR DER ASSASSINEN
19. Japan-RAF oder CIA ?
20. WELTHANDEL UND WORLD TRADE CENTER
21. IST DAS DER COUP D ETAT ??? Pearl Harbour oder Reichstagsbrand?
22. Die USA unter Feuer...
23. Leichen pflastern ihren Weg: Imperialistische Generalmobilmachung
24. PEOPLES´ GLOBAL ACTION (PGA)
25. Sozialismus oder Barbarei - EXTRA
26. Brot, Bomben und Lügen
27. Vorher geschrieben ... „Weil wir gehasst werden“ -  Terrorismus und USA
28. Zivilisation?
29. Islam und Antikapitalismus
30. Mehr Meinungen und Texte

seit jahren herrscht ein terrorkrieg, der von der uSA und von der wTO ausgeht. jeden tag gibt es zehntausende tote, der großteil der menschheit lebt in elend und armut. das ist tatsache, und tatsache ist auch, daß niemand in unserer gesellschaft diese toten beklagt. wenn jemand in einer diskussion darauf hinweist, dann sehen die reaktionen so aus, als wäre es den leuten EGAL! und nun auf einmal werden überall schwarze fahnen aufgezogen.... merkwürdig.
die leute in den büros der wTO, die militärs, usw., sie haben gedacht, sie können ihren krieg vom schreibtisch aus, wie in einem videospiel führen - ohne daß ihnen etwas passiert... wer hinter diesen ereignissen steht, und mit was für welchen zielen, ist in der öffentlichkeit noch nicht bekannt - vergessen wir nicht die lügen der behörde in der vergangenheit - aber wer auch immer das sein mag, unser kampf ist FÜR den FRIEDEN. dafür stehen unsere proteste von Seattle bis Genua, das ist unser ZIEL! natürlich sind wir auf der seite der terrorisierten, natürlich sind wir gegen den terror der uSA, aber genauso natürlich wissen wir, daß die probleme mit militärischen mitteln nicht gelöst werden können, sondern nur in der „abwicklung von herrschaft“ wie Christoph Spehr sagt. wir müssen ENDLICH - und darin liegt für UNS die bedeutung dieses ereignisses - konsequent sein, und - wenn auch nur in kleinen schritten - beginnen die „Freie Kooperation“ zu leben, die theorie, die wir uns mühsam erarbeitet haben, in der praxis anzuwenden, die konzerne wirklich abzulehnen (man kann doch nicht über sie schimpfen und dann ihre produkte kaufen!).
für diejenigen, die sich haben korrumpieren lassen, die nachlässig sind im „menschlichsein“, die sich den gesetzen des systems unterordnen, für die liegt die bedeutung im erlebten entsetzen, in der erkenntnis der unmenschlichkeit, die dieses system hervorbringt und für sie geht es nun darum, die richtigen schlüsse daraus zu ziehen, sich endlich von diesem system abzuwenden. es geht nun darum, ob auch sie sagen: „es reicht“ - Ya Basta.
leider steht zu befürchten, daß es nicht so kommt, daß die rechnung der uS-terroristen aufgeht, und die menschen sich wieder auf eine brutalere ebene ziehen lassen
ciao, franz
--
GÉNOVA LIBERA!
VOI g8
NOI 6.000.000.000 - (Carlo Giuliani)

Tausende von Menschen sind den Terroranschlägen in New York und Washington zum Opfer gefallen, Tausende weitere wurden verletzt. Die große Mehrheit der Opfer waren normale ArbeitnehmerInnen, die in keiner Weise verantwortlich sind für die Politik der amerikanischen Regierung. Wir teilen die Trauer um die Opfer und deren Angehörige. Doch wir wehren uns dagegen, das unsere Gefühle der Bestürzung missbraucht werden, um noch grösseres Leid, noch mehr unschuldige Opfer zu verursachen. Wir wollen keinen Krieg, keine Bombardierungen, keine Invasionen.
Gegenschlägen erfolgt im Interesse unserer Sicherheit. Das ist nicht wahr. Terroranschläge können nicht durch brutale Gewalt, durch Bombardierungen bekämpft werden, denn die Ausübung von Gewalt durch die US-Regierung ist selbst mit Ursache für den Terror. Bisherige Vermutungen der US-Regierung gehen dahin, dass die Attentäter aus dem Nahen Osten stammen könnten. Noch liegen keine endgültigen Beweise vor. Wenn es jedoch Menschen aus dem Nahen Osten waren, dann glaubten diese Menschen – fälschlicherweise – dass dies der einzige Weg sei, wie sie sich gegen erlittene Greueltaten durch US-Regierungen rächen konnten. Die tragischen Szenen von New York und Washington sind der bittere Preis der US-Politik im Nahen Osten und weltweit. US-Präsident George Bush spricht von einem beispiellosen Terrorismus und Kanzler Schröder von einer “Kriegserklärung” an die “zivilisierte Welt”. Doch diese “zivilisierte Welt”, allen voran der US-Staat, sind verantwortlich dafür, dass im Golfkrieg 1991 über 100.000 Menschen, darunter zahlreiche Zivilisten, durch Bombenangriffe getötet wurden. Dieser Krieg gegen Irak war ein Krieg um Ölprofite. Seitdem sind etwa eine halbe Million Kinder im Irak an den Folgen des Wirtschaftsembargos der USA und seiner Verbündeten gestorben sind, in Folge von Unterernährung und mangelnder medizinischer Versorgung. Madeleine Albright, die Außenministerin Bill Clintons, sagte dazu: “Wir denken, dass es diesen Preis wert ist.”
Die USA und die NATO vor zwei Jahren 78 Tage lang Dörfer und Städte Serbiens und des Kosovos, auch mit uranangereicherter Munition, beschossen. Kinder, Kranke, alte Menschen – diese und andere wurden genauso wenig vor den Bomben gewarnt, die auf sie fallen würden, wie die Menschen von New York und Washington in diesen Tagen. Außerdem züchteten sich die Vereinigten Staaten ihre jetzigen Feinde selbst heran: Die inzwischen verdächtigte Miliz des saudischen Millionärs Bin Laden wurde von US-Regierungen in den 80er Jahren unterstützt, ebenso die fundamentalistische Taliban-Partei Afghanistans und der “Oberschurke” Saddam Hussein. Sie alle waren einmal Waffenbrüder Amerikas.
Nur vor diesem Hintergrund ist das Aufkommen terroristischer Organisationen erklärbar.
Wir befürchten, dass die USA die Spirale der Gewalt, die sie selbst in Gang gesetzt haben, weiter antreiben wird. Wir befürchten, dass die Mächtigen die Anschläge benutzen werden, um ihre Kriegsmaschinerie weiter aufzurüsten. Wir befürchten, das Menschen mit dunkler Hautfarbe rassistische Verfolgung erleiden werden.
Wir müssen die Gewalt stoppen und einen Krieg verhindern. Eine breite Bewegung gegen den Krieg muss her! Jeder der helfen möchte, diese Bewegung aufzubauen sollte sich melden unter: für Hannover: Jeannine
Tel: 0174-6698660, bundesweit: Irmi 0177/6920006

Mail
Die groesste Bedrohung fuer die Welt ist zur Zeit GeorgeBush und Gerhard Schroeder. Ihnen sind offensichtlich noch nicht
Antwort:
Nein. Wenn das so waere, wuerde ich anders Politik machen. Naemlich mir eine Knarre besorgen und die beiden weghauen. Wer mit zwei Toten Hunderttausende retten kann, hat wenig Gruende dagegen.
Aber es ist so nicht. Es wuerde nix nuetzen.
Die groesste Bedrohung fuer die Welt sind ...
  • die konstruktion von Nationen, Rassen, Geschlechtern usw.
  • Die Diskriminierung der so Konstruierten
  • die selbstverschuldete und fremdverschuldete Unfaehigkeit zum selbstbestimmten Denken und Handeln
  • die Zwangsintegration in die Marktoekonomie als inzwischen weitgehend einzige Chance der Reproduktion
  • die strukturellen Verhaeltnisse und Strukturen von Gewalt, Herrschaft usw.
  • und einiges mehr

Die Herrschafts- und Verwertungsverhaeltnisse sind nur aufzuheben, wenn wir neben den institutionellen Herrschaftsstrukturen auch die diskursiven treffen und beenden koennen. Das aber geht nur ueber die Aktionslogik des Erregungskorridors, der dann zu fuellen ist. Diskurse befinden sich in den Koepfen und Debatten. Sie zu erreichen, bedarf der „Erregung“ - Interesse, Verwirrung, Aufmerksamkeit oder was auch immer.
Die klaren Aktionen, die Langeweile ausstrahlen (Maersche gegen Faschos, Schuesse auf SpitzenpolitikerInnen usw.), schaffen das kaum.
Joerg

Der Anschlag auf die Zentren amerikanischer Finanz- und Militärmacht erschüttert die USA und die ganze Weltöffentlichkeit. Angesichts der Tat ist jedermann zur Parteinahme herausgefordert, für Amerika und gegen die mutmaßlichen islamischen Drahtzieher. Ein Gedanke fällt offenbar beim angesprochenen Publikum der freiwilligen Selbstkontrolle zum Opfer: Könnte es nicht sein, dass es keineswegs selbstverständlich ist, sich im Streit zweier Parteien für eine der beiden Seiten stark zu machen? Wäre es nicht denkbar, dass Zweck und Motiv beider Seiten einer wohlwollenden Parteinahme nicht würdig sind? Dass also weder das Handwerk der Attentäter noch die Weltmacht und ihr Projekt eines „monumentalen Feldzuges gegen das Böse“ unser aller Beifall verdienen?
Schon das Mitleid mit den Opfern gebietet den Schulterschluss mit den USA, sagen viele. Unter diesem Motto ist eine Großdemonstration in Berlin auf Geheiß der Bundesregierung angetreten. Gewiss, Mitleid mit den Opfern mag manch einer empfinden, der die Fernsehbilder des Grauens auf allen Kanälen geliefert bekommt. Aber dieses Gefühl zu haben, ist das eine. Es zu fordern und auch noch in Aufmärschen oder Schweigeminuten in Ämtern oder Fabriken zu organisieren, ist etwas ganz anderes. Nämlich der Zugriff auf den Gefühlshaushalt in berechnender politischer Absicht. Die Festlegung des Mitleids mit den Opfern zielt nämlich auf das Bekenntnis zu deren Staat: „Ab heute sind wir alle Amerikaner.“ Waren wir gestern „alle Iraker“, als die Opfer nicht in New York, sondern am Golf anfielen? Sind wir morgen „alle Afghanen“, wenn der Feldzug der USA seine Ankündigung einlöst?
Die pflichtschuldige und demonstrative Äußerung von Betroffenheit scheint eher einem politischen Kalkül als einem ehrlichen Gefühl zu folgen. Vielleicht sollte man deshalb einmal Abstand davon nehmen und die Sache, den Anschlag wie die Antwort der Weltmacht, nüchtern analysieren. Mag sein, dass daraus keine Freundschaft mit dieser unserer Weltordnung erwächst. Aber die Gefühle sollten ja für einen Moment außen vor bleiben.

Vorweg: Dies ist keine Kritik am Friedensratschlag als solchem und ich hoffe, die Aktionswochen werden phantasievoll gefüllt (woran ich zweifle, aber naja ...).
Ich will aber zu folgenden Passagen was loswerden:dürfe. „Bestrafung: ja, Rache und Vergeltung: nein!“
>September mit vielfältigen und unzähligen Aktionen in der ganzenBundesrepublik nicht nur ihre Trauer um die Opfer zum Ausdruckgebracht,
Mit der besonderen „Behandlung“ der Opfer des Terroranschlages wird die Trennung in „Gut“ und „Böse“, hier präziser „Wertvoll“ und „Wertlos“ mit unterstützt. Da wir die viel größere Zahl von Toten, die täglich als Opfer von Gewalt, Vertreibung, Ausbeutung usw. nicht weiter beachten, stützen wir die Wahrnehmung, daß diese Toten wichtiger sind als andere.
Jörg

Antwort darauf:
Ich sehe auch, dass Teile der Friedensbewegung eine falsche Position vertreten. Um diese kurz zu benennen:
Es gibt die Forderung nach nicht-militärischen Lösungen, wobei aber z.T. expliziet der Einsatz von Polizei genannt wurde.
Ich glaube, dass diese Positionen sehr problematisch sind. Natürlich ist es besser als ein Massenbombardement. Aber:
1. Sollten wir nicht das Spiel mitmachen, Bin Laden als Täter zu akzeptieren, solange es keine Beweise gibt.
2. Sollten wir das Asylrecht verteidigen (Bin Laden geniesst in Afganistan „Asyl“), ich bin voll dagegen das Afghanistan Oppositionelle, die in den USA oder in der BRD leben ausgeliefert bekommt. Und die Konsequenz ist, dass Bin Laden nicht der USA ausgeliefert wird um dort Hingerichtet zu werden.
3. Es ist die Fortsetzung der Gewaltspirale mit anderen Mitteln, stellt euch vor, die „Isalamisten“ würden nun eine Bestrafung der USA oder Bushs oder des Richters/Henkers von Bin Laden fordern... Es durchbricht diese Eskalationslogik nicht.
und sehr wichtig:
4. Es bringt nix. Friedenspolitik heisst, dass die USA wie jedes andere imperialistische Land ihre Truppen hinter ihre eignen Grenzen zurückziehen. Solang z.B. in Saudi-Arabien immer noch US-Truppen (Grund war der Golfkrieg „gute Welt“ gegen den Irak) stationiert sind, werden sich weiter islamische Gruppen gegen die Besatzung auf ihrem „heiligen Boden“ wenden.
Friedenspolitik heisst weiter, keine Waffen mehr zu exportieren. Es gibt danach noch ganz vieles, z.B. Fairer Handel, Schuldenerlass (der Rüstungseta in den USA pro Jahr ist grösser als die gesamten staatlichen Schulden aller afrikanischer Länder!), freier Zugang zu Technologien usw.
Ich finde, es gibt Titel, die durchaus besser sind, z.B. Gegen Terror und Krieg! Für Frieden! Nicht noch mehr zivile Opfer (kollateralschäden)!
Ich finde es wichtig, dass niemensch ausgegrenzt wird. Wer will, kann mit diesen Forderungen durchaus auftauchen. Aber es gibt menschen wie mich, die nicht hinter der Forderung nach Bestrafung stehen. Ich toleriere viele Meinungen (nee, Faschos nicht), z.B. wenn die Antideutschen umbedingt eine „Solidarität mit Israel“ fordern, dass selbst Menschen jüdischen Glaubens den Kopf schütteln und sich fragen warum die auf der Demo sind, aber es gibt menschen die empfinden Trauer, und es gibt menschen, die empfinden keine Trauer (ich kenn auch keinen, der gerade im WTC gestorben ist).
Also überlegt einfach die Titel besser, unter denen wir alle Auftreten sollen (mir persönlich ist der Frieden wichtiger als der Titel).
--
Die Revolution muss sexy sein!
Sexismus ist nicht sexy!
Felix

TRAUERN MIT ZWEIERLEI MAß?
Das Attentat auf das World Trade Center hat die „Spaßgesellschaft“ betroffen gemacht. Trauer und Schock über so viele Tote. Richtig und menschlich – doch was ist mit den anderen Toten? Wann haben wir je in dieser Form auf die Bombardierungen von kurdischen Dörfern, auf das Massensterben im hungernden Afrika, auf die Erschießung von palästinensischen Kindern reagiert? Auf das Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens, auf das Gemetzel der Taliban in Afghanistan, auf die durch Selbstmordattentäter zerfetzten Menschen in Jerusalem?
Oder auf den Völkermord in Ruanda 1994, bei dem eine Million Frauen, Männer und Kinder ermordet wurden? Die gerade jetzt so viel beschworene Menschenverachtung - wir erleben sie doch Tag für Tag! Doch es musste erst Amerika treffen, damit Fußballspiele abgesagt, Trauerbeflaggung angeordnet und sogar von einem Mann wie Uli Hoeneß im Fernsehen angemerkt wird, dass man sich einmal „über die Rolle der USA in der Welt“ Gedanken machen müsse und darüber, „wie die Reichen eigentlich mit den Armen umgehen.“ Nur zur Erinnerung: Am Datum des Terroranschlages vor 28 Jahren (dem 11.09.73) gelang Diktator Pinochet mit Hilfe Amerikas in Chile an die Macht.
Zehntausende Menschen ließen in den Jahren der Diktatur ihr Leben. Und was ist mit Hiroshima, was mit Vietnam? Was ist mit den hunderten oder tausenden unschuldigen Zivilisten, die im Laufe der nun folgenden Vergeltung Amerikas ihr Leben werden lassen müssen? Was ist mit den 826 Millionen Menschen, die hungern, während 1/6 der Menschheit über 80% des Welteinkommens verfügt? (Q: FAO) Gibt es Kordolenzlisten für die Opfer der Weltwirtschaftsordnung?
Trauern wir! Aber trauern wir bitte NICHT mit zweierlei Maß! Das einzige, was den Hass, der zu solchen Anschlägen führt, verhindern kann, ist ein couragiertes Eintreten für Diplomatie, Kommunikation, Frieden und eine andere Welt- und Wirtschaftsordnung! Eine in die Flucht getriebene afghanische Bevölkerung dient dem ebensowenig wie jeder noch so bejubelte tote Soldat, der als Held nach Hause geflogen wird.

Im Rahmen einer Debatte um Patriarchat und Krieg:
es gibt, meiner meinung nach EINIGE wichtige punkte, die anhand der mail aufgezeigt werden koennen:
---es ist falsch maenner und patriarchat gleichzusetzen. das ist eine unzulaessige vermischung. ueberdies ist diese form von argumentation wasser auf den muehlen derjeniger die behaupten, die frauen waeren „selber schuld“, sie erziehen ja die kinder.....
---haette Reh-zi den zusatz „...ohne „Innen“, das sind alles nur Maenner in ihrer seltsamen Logik)...“ nicht geschrieben, dann haette die „maennliche“ form „Unterstuetzer“ durchaus ihre berechtigung, eben als symbolischer ausdruck fuer das patriarchat.
>---allgemein: es ist IMMER gefaehrlich, probleme zu personalisieren. das verleitet dazu die schuldigen zu suchen, und dann „wird alles wieder gut...“. aber es wird GAR NICHTS gut, das SYSTEM ist das problem und wir muessen es radikal ablehnen (das ein aussteigen aus dem kapitalismus von heute auf morgen unmoeglich ist, ist klar. es sind viele kleine schritte noetig, aber man darf das ziel nicht relativieren, und man musz vor allem JETZT anfangen. von einer reform des kapitalismus reden nur diejenigen, die den wahren ursprung der probleme nicht erkannt haben, und wenn man da nicht tief genug geht, dann nuetzt es alles nichts. erregungskorridore sind noetig, um bewusztseinsprozesse in gang zu bringen - das hat uebrigens Augusto Boal mit seinem theater auch gemacht - eine gewisse auseinandersetzung - wie in Genua - unvermeidbar, da dort die noetige energie entsteht. beschwichtigung und reform des systems, wie zb. von ATTAC sind schaedlich und SYSTEMERHALTEND. dafuer gibt es genug beispiele in linken parteien: sozialdemokraten am anfang des 20. jh, die kommunisten in Spanien, die gruenen in Deutschland....) ----prinzipiell: die konkurrenz. die KONKURRENZ ist ein wesentlicher bestandteil des kapitalismus, und sie steckt in UNS ALLEN tief drinnen. da ist selbstreflexion noetig, in allen lebenslagen, was gefragt ist, ist FREIE KOOPERATION. nicht maenner gegen frauen, sondern gemeinsam gegen patriarchat, herrschaft und kapitalismus. bleiben wir realistisch....

KOOPERATION statt konkurrenz
MENSCH statt profit
LEBEN statt arbeit*

*im sprachgebrauch unserer gesellschaft ist arbeit gleichbedeutend mit erwerbsarbeit.
ciao, franz
Und ausserdem ist es interessant, wie er die Zivilisation als Hort derUnmenschlichkeit entlarvt, mensch also im Prinzip einen „Angriff auf dieZivilisation“ als etwas positives sehen muesste. (was der WTC Anschlag jagar nicht war, abgesehen davon, dass er scheisse war und unmenschlich,selbst wenn er der Zivilisation als solches gegolten haette)
Die Abwehr richtet sich nicht nur gegen den Terrorismus (die Schwarzarbeit im Kriegshandwerk ;-) sondern auch gegen jegliche Kritik an der Zivilisation. Deutlich wird das am jetzt häufig benutzten Begriff der Barbarei.
Der Anschlag aufs WTC ist von äußerst zivilisierten und disziplinierten Leuten durchgeführt worden und wäre anders weder technisch noch psychisch möglich gewesen. Um Menschen dahin zu bringen, braucht es eine Menge Erziehung. In den Anweisungen für die Attentäter war zu lesen, wie wichtig es ist, sich vorher die Schuhe fest zu schnüren, sich zu rasieren und die Kleidung in Ordnung zu halten. Ein Ritual, ein Rückgriff auf die Erziehung, um klarzumachen, dass individuelle Gefühle und Eigensinn überwunden werden müssen, weil es um einen Auftrag für ein höheres Ziel und eine höhere Ordnung geht. Das Ganze ist ein Konflikt zwischen Zivilisationen mit zivilisierten Methoden (Erziehung zu Hass, Gefühllosigkeit und Effizienz) und zivilisierten Mitteln (Flugzeuge, Wolkenkratzer).
Doch das will die zivilisierte Welt beider Seiten nicht wahrhaben. Die ihr eigene Grausamkeit wird projeziert auf die Unzivilisierten, die „Barbaren“. Da wird sich gestritten, was schlimmer ist, die Barbarei des Islams oder die Barbarei des Kapitalismus, doch einig sind sich fast alle darin, wie gut es ist zivilisiert zu sein und dass es notwendig ist, mit allen Mitteln gegen die Barbarei zu kämpfen.
Doch wo liegt die Barbarei, was und wo sind die Barbaren ? Das Wort heißt soviel wie „die Bärtigen“ und kommt aus dem Latein als Bezeichnung für die Wilden am Rande des römischen Imperiums, die sich nicht an die römischen Sitten und Gebräuche hielten. Auch wenn nicht allzuviel über diese Barbaren bekannt ist, sicher ist, dass sie weder für die Grausamkeiten der Taliban und anderer islamischer Extremisten noch für die des (christlichen?) Kapitalismus verantwortlich gemacht werden können.
Und die weniger zivilisierten Menschen aus den seltenen jetzigen naturnahen Stammeskulturen haben wahrhaft besseres zu tun, als zentrale Ausbeutungsstrukturen aufzubauen oder einzureißen. Es mag sein, dass auch Barbaren grausam waren und sind, doch schon wegen ihrer begrenzten Möglichkeiten müßte doch klar sein, dass sie nicht diejenigen sind, vor denen sich die Welt fürchten muß.
Doch um eine reales Feindbild geht es wohl auch nicht, sondern darum eine Wertskala von Gut nach Böse anzulegen oder wiederherzustellen. Mit der eigenen Kultur oben und der Barbarei, egal ob es sie wirklich gibt, unten. Alles was sich von der modernen Kultur unterscheidet oder distanziert, geht in Richtung Barbarei, Rückständigkeit, Primitivität, Feudalismus, Faustrecht und was sich sonst noch im Horrorkabinett der Modernen befindet. Andere Kulturen werden nicht daraufhin betrachtet, ob wir was von ihnen lernen können, sondern diffamiert, damit die eigene Kultur und die Richtung ihrer Entwicklung als einzig diskutable stehenbleibt.
Was gegen das Herrschaftssystem erkämpft wurde, wie Meinungsfreiheit oder Emanzipation, wird jetzt vereinnahmt und herausgestellt als Errungenschaften dieses Systems. Dagegen wird zB das Recht des Stärkeren, das in der „zivilisierten Welt“ sowohl wirtschaftlich als auch militärisch nahezu uneingeschränkt gültig ist, auf die anderen projeziert.
Die Art und Heftigkeit der Abwehr zeigt, dass die Zivilisation nicht von außen anzugreifen ist. Sie braucht geradezu Angriffe, um sich zu erhalten und zu regenerieren. Die einzige Möglichkeit zur Überwindung dieser Zivilisation ist dezentrale Subversion, und die stärkste Subversion ist die Entwicklung einer Kultur der Autonomie und des Mitgefühls, die ohne Erziehung und Unterdrückung auskommt!

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