Projektwerkstatt

JEDEN TAG AN JEDEM ORT

"Dramatisierung fehl am Platze ..."? - Zum Beispiel: Antisemitismus


1. "Dramatisierung fehl am Platze ..."? - Zum Beispiel: Antisemitismus
2. Juden in Osthessen
3. Schändung jüdischer Einrichtungen
4. "Für Landfahrer verboten"- Zum Beispiel: Sinti/Roma in Bad Hersfeld
5. Die Geschichte des A. Sis - Zum Beispiel Abschiebung

"Antisemitismus": a) Abneigung oder Feindschaft gegenüber den Juden; b) [politische] Bewegung mit ausgeprägten judenfeindlichen Tendenzen." [1]

"Der Antisemitismus ist wie jeder Rufmord sehr langlebig, genau genommen seit Enstehung des Judentums durch die Gabe der Tora durch Gott an Moses auf dem Berg Sinai, sieben Wochen nach dem Auszug der Kinder Israels aus Ägypten, also im frühen 13. Jahrhundert vor der Zeit", erklärt Linde-Leah Weiland, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Fulda. "Die Judenfeindschaft wurde im Mittelalter durch den ökonomischen Aspekt ergänzt, der Jude wurde als Geld-Wucherer angesehen", erläutert Weiland. Nach dem rassistischen Antisemitismus der Kaiserzeit und der Verfolgung und Vernichtung im Dritten Reich wurde er seit 1948 durch den Antizionismus erweitert (Anmerkung: Antizionismus besagt, daß Eigenschaften, die früher in antisemitischer Manier "den" Juden zugeschrieben wurden, jetzt als Kritik an der Politik des Staates Israel verpackt werden). "Ganz aktuell richtet sich der Antisemitismus gegen die sogenannten 'Kontingentflüchtlinge' also diejenigen Juden, die aus den GUS-Staaten nach Deutschland einreisen", so Weiland weiter.

Die Wurzeln des Antisemitismus liegen zwar in der Geschichte, nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Holocaust kam allerdings eine Problematik hinzu, die das Zusammenleben von Juden und Nicht-Juden weiter belastete: das Nicht-erinnert-werden-wollen und der Versuch vieler Deutschen zu vergessen. Dies äußert sich zum Beispiel darin, daß es oftmals sehr schwierig ist, Gedenktafeln für die Opfer des Nationalsozialismus aufzustellen oder in dem Unwillen vieler Menschen, über den Nationalsozialismus als Teil der deutschen Vergangenheit zu reden. Aber auch ein Aufleben des aggressiveren Antisemitismus ist zu bemerken: Schändungen von jüdischen Friedhöfen - so machte z.B. Ignatz Bubis, Vorsitzender des Zentralrates der Juden in Deutschland, darauf aufmerksam, daß allein 1991 ebenso viel jüdische Friedhöfe geschändet wurden wie in den Jahren 1926 bis 1931 - [2] und Brandanschläge auf Synagogen, Computerspiele und Internetseiten mit antisemitischem und rassistischem Inhalt oder das hartnäckige Leugnen oder Relativieren des Holocaust als Bestandteil rechter und rechtsradikaler Propaganda sind einige Beispiele hierfür. Aber auch Stereotypen werden wiederbelebt. So zeigt eine Studie von 1988, daß der Antisemitismus unter jungen Leuten in der Bundesrepublik stark abgenommen habe, aber "immer noch bestehende Stereotype wie die vom 'geldgierigen Juden' oder die Vorstellung von einem angeblich starken jüdischen Einfluß in der Welt Anlaß zur Besorgnis" gäben.[3]

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