Projektwerkstatt

SS-TREFFEN IN BAD HERSFELD

Ende gut, alles gut?


1. Scherbenhaufen für die Stadt
2. Wie alles begann
3. Das Ansehen Hersfelds droht Schaden zu erleiden
4. Eine fassungslose Unbegreiflichkeit
5. Klausmann will die Festspiele torpedieren
6. Geben Sie Gedankenfreiheit
7. Ende gut, alles gut?
8. Widerstand gegen den 'braunen Sud' - Interview mit dem Ex-DGB Kreisvorsitzenden Julius Klausmann

Die SS-Treffen haben 1983 zum letzten Mal in Bad Hersfeld stattgefunden. Von den Diskussionen und den Protesten scheinbar zermürbt, wollten die Kameraden sich im kommenden Jahr an anderer Stelle treffen.

In den darauffolgenden Jahren fanden weitere HIAG-Treffen statt, so zum Beispiel im Nachbarkreis in Oberaula und in Nesselwang (Allgäu), die wiederum von stürmischen Protesten und Gegenveranstaltungen begleitet waren.

Hartmut Boehmer ist seit 1996 erneut Bürgermeister von Bad Hersfeld. In seiner Antrittsrede im Mai 1996 ging Boehmer auch auf 1983 ein: ?(...) Als Scherbenhaufen für unsere Stadt sehe ich insbesonders die Ereignisse im Frühsommer 1983 an. Es ist der Stadt damals schwerer Schaden zugefügt worden. Wir alle wissen: Es geht nicht darum, die Vergangenheit zu bewältigen. Das können wir nicht. Sie läßt sich ja nicht nachträglich ändern oder ungeschehen machen. Wer aber vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für Gegenwart und Zukunft. Und deshalb entschuldige ich mich, soweit ich für die Ereignisse im Frühsommer 1983 Verantwortung getragen habe, und versichere, alles zu tun, damit solches oder ähnliches sich nicht noch einmal in unserer Stadt abspielen wird."

14 Jahre nach dem ?Festspielskandal" kehrte Eva Renzi nach Bad Hersfeld zurück, weil Festspielregisseur Helmut Stauss sie dazu berief. Sie wurde als ?erste Bürgerin" in Georg Büchners ?Dantons Tod" engagiert und übernahm dann sogar noch eine Hauptrolle, als eine Kollegin wegen Krankheit ausfiel. Julius Klausmann hatte noch in einem Interview mit dem Regionalmagazin Projektor Ende Februar gesagt: ?Die vier Schauspieler, die sich an exponierter Stelle mit dem DGB hingestellt haben, sind sozusagen verurteilt worden, sind der schlechten Leistung bezichtigt worden, man hat ihre Ehre gekränkt, man hat sie diffamiert."29 Doch das war nicht alles. Vielmehr sei es so, daß Eva Renzi, Gabriele Kloske, Imo Moszkowicz und Günther Mack seit 1983 ?de facto Berufsverbot in Bad Hersfeld haben", formulierte Klausmann. ?Sie sind bislang nicht mehr engagiert worden, auch ihre Namen sind bei den jeweiligen Agenturen seit 1983 nicht mehr abgefragt worden." Julius Klausmann: ?Das bedeutet in der Künstlerwelt die totale Isolation."

Während einer Pressekonferenz Mitte März jedoch, in deren Rahmen die Verpflichtung Eva Renzis bekanntgegeben wurde, stellte Regisseur Stauss klar, daß diese nicht als Provokation verstanden werden dürfe, sondern eine rein künstlerische Entscheidung sei. Er habe Eva Renzi über deren Tochter Anuschka, die ebenfalls Schauspielerin ist, kennengelernt. Gleichzeitig bat er die Bürger von Bad Hersfeld, zu überdenken, ob die Vorfälle von 1983 jetzt nicht vergessen werden könnten. Vielleicht sei die Verpflichtung von Eva Renzi sogar eine Möglichkeit, die Stadtgeschichte zu ?bewältigen". Der Intendant der Festspiele, Volker Lechtenbrink, warnte davor, die Ereignisse von 1983 wieder aufzuwärmen und den Auftritt Eva Renzis zum Generalthema werden zu lassen. ?Bad Hersfeld lebt jetzt", betonte er. Er akzeptiere zudem jede künstlerische Entscheidung der Regisseure.

Auf Anfrage der Hersfelder Zeitung zu der Verpflichtung Eva Renzis zeigten sich Hartmut Boehmer und der Kulturdezernent Michael Bock (CDU) einig: ?Kein Kommentar", die Verpflichtung von Eva Renzi sei ausschließlich Sache des Regisseurs und des Intendanten.

Ebenso lehnte Hartmut Boehmer die Anfrage für ein Interview des Regionalmagazins Projektor ab, in dessen Rahmen er zu den Geschehnissen im Jahr 1983 befragt werden sollte. Diese seien für ihn ?Vergangenheit", er wolle sich nicht mehr dazu äußern, ließ Bürgermeister Boehmer durch seine Sekretärin ausrichten und verwies auf seine Antrittsrede.30

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