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FILZ DER ENERGIEAGENTUREN UND LOBBYVERBÄNDE

NGOs: Gewerkschaften, Verbände usw.


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Aus "Alles bleibt, wie es ist", in: Junge Welt, 22.10.2013 (S. 15)
Zur IG BCE: Gleichzeitig soll aber die Braunkohle noch viele Jahre lang der wichtigste inländische Energieträger sein. Daher beabsichtigt die Gewerkschaft, Druck auf Öffentlichkeit und Politik auszuüben, daß Braunkohleabbaureviere erhalten bleiben, weitere erschlossen und neue Kohlekraftwerke gebaut werden. Nationale wie europäische Regulierungen, die dies behinderten wie etwa der CO2-Emmissionshandel seien zu bekämpfen. Auch an den Ausnahmen für energieintensive Betriebe und Industrien beim Erneuerbare Energien Gesetz dürfe nicht gerüttelt werden.

Aus "Tanzbären", Kommentar von Wolfgang Pomrehn in: Junge Welt, 24.10.2013 (S. 8)
Was treibt Gewerkschaften angesichts der beginnenden Koalitionsverhandlungen zwischen Union und SPD um? Hungerlöhne und Zeitverträge? Das nach wie vor bestehende Lohngefälle zwischen West und Ost? Die zunehmende Verarmung der Rentner? Die Industriegewerkschaften Bergbau, Chemie, Energie und Metall – IG BCE und IG Metall – haben andere Sorgen. Sie streiten für die Konkurrenzfähigkeit deutscher Konzerne. Ganz so, als ob diese ernsthaft in Gefahr wäre, als ob nicht viel mehr der hiesige notorisch hohe Außenhandelsüberschuß für erhebliche Ungleichgewichte innerhalb der EU im Besonderen und der Weltwirtschaft im Allgemeinen sorgen würde. Um was geht es? Die beiden Gewerkschaften haben am Mittwoch gemeinsam mit der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) und dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) eine Erklärung zur Energiewende verabschiedet, die es in sich hat. Im Namen der Wettbewerbsfähigkeit wird dort der Bau neuer Kraftwerke, die Zentralisierung der Energiepolitik und letztlich die Abkehr von politischen Zielvorgaben für den Ausbau der Nutzung erneuerbarer Energieträger gefordert. Alle Energieträger müßten sich am Markt behaupten, heißt es.

Im Original: VDEW gegen Kohle - aus Klimagründen
Axel Köhler-Schnura von der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) zur IG BCE, in: Direkte Aktion, Nov 2014
... es stimmt, dass die IG BCE in Deutschland eine ganz besondere Rolle spielt. Die IG BCE ist ein Klon der Industrie, wie kaum eine andere Gewerkschaft. Es gibt wichtige Informationen, die in der offiziellen Geschichtsschreibung der IG BCE nicht vorkommen. 1918, nach der Novemberrevolution, hat Carl Duisberg, der damalige berühmt-berüchtigte Generaldirektor von Bayer, nach dem Schulen, Straßen und Plätze in Deutschland benannt sind, eine programmatische Schrift veröffentlicht, die mit dem Satz beginnt: „Es soll nie wieder geschehen, dass Arbeiter mit roten Fahnen durch die Bayer-Werke ziehen.“ Er hat ein umfassendes Programm entworfen, das auf Zuckerbrot und Peitsche basiert und zum Ziel hatte, die Organisationen der Arbeiterbewegung, insbesondere die in den Betrieben aktiven Gewerkschaften, auf kaltem Weg, ohne konfrontative Auseinandersetzung mit dem Risiko neuer Aufstände, ihrer Wirkungskraft zu berauben. Das Prinzip war einfach: Gewerkschaften kriegen Unmengen Zucker, wenn sie nach der Pfeife des Konzerns tanzen, sie kriegen gnadenlos die Peitsche, wenn sie Widerspruch organisieren. Zucker etwa waren die Direktionsgehälter, Dienstwagen und Chauffeure für gewählte Betriebsräte, Peitsche war z.B. die maximale Verunmöglichung gewerkschaftlicher Betätigung im Betrieb, selbst die Vertrauensleutewahlen mussten außerhalb des Betriebs durchgeführt werden. Zugleich wurde ein System betrieblicher Vertrauensleute installiert, das der Geschäftsleitung untersteht, bei dem dafür gesorgt wurde, dass die betrieblichen und gewerkschaftlichen Vertrauensleute ein und dieselben Personen waren. Auch wurden die Weichen mit allen Mitteln so gestellt, dass die Betriebsräte mit für die Direktion genehmen Leuten besetzt wurden. Insgesamt wurden die Kolleginnen und Kollegen von der Wiege bis zur Bahre in ein Versorgungssystem des Konzerns mit tausend Annehmlichkeiten eingebunden, darunter komfortable Werkswohnungen, Freizeit- und Kulturvereine für alles nur Erdenkliche bis hin zu dem heute noch existierenden Bundesligaverein und eigenen Bayer-Kaufhäusern, in denen bargeldlos bereits im Sommer mit dem Weihnachtsgeld eingekauft werden konnte. Bei der geringsten Unbotmäßigkeit wurde allerdings sofort und radikal alles entzogen.
Im Rahmen des Zusammenschlusses der gesamten deutschen chemischen Industrie zur IG Farben unter Federführung von Carl Duisberg in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde diese Herangehensweise an die Gewerkschaften deutschlandweite Praxis in der Chemie-Industrie insgesamt. Und weil das dann tatsächlich so schön bei Bayer und in dem von Bayer betriebenen Zusammenschluss der gesamten deutschen chemischen Industrie zur IG Farben für betrieblichen und gewerkschaftlichen Frieden gesorgt hatte – mal von der von Bayer und IG Farben natürlich nur wohlwollend begleiteten Zerschlagung der Gewerkschaften insgesamt durch die Hitler-Faschisten abgesehen –, wurde dieses System zur Domestizierung der Gewerkschaften direkt nach der Zerschlagung des Dritten Reiches und der als Kriegsverbrecher verurteilten IG Farben in den Konzernen der chemischen Industrie wieder reaktiviert.
So war es beispielsweise in der chemischen Industrie bis in die frühen 80er Jahre hinein weiterhin nicht möglich, die gewerkschaftlichen Vertrauensleute innerhalb der Betriebe zu wählen. Es galt weiter knallhart das von Carl Duisberg ausgerufene Prinzip: Wer kooperiert, wird belohnt, wer stört, fliegt raus. Arbeitsrecht hin oder her. Willfährige „Mitarbeiter“ kamen in den Genuss vergleichsweise tatsächlich sehr hoher Löhne, konnten vom Segelsport bis zum Ballonfahren alles auf Bayer-Kosten betreiben, waren sich sicher, dass die Kinder und die Enkel „beim Bayer“ unterkamen, usw. Anzeige usf. Wer aufmuckte, wurde vom in Gestapo-Manier schwarz gekleideten und bewaffneten (!) Werkschutz am Arbeitsplatz abgeholt und musste den Betrieb verlassen. Selbst einer Betriebsrätin wurde wegen ihres von Bayer als kritisch empfundenen Landtagsmandats für die Grünen fristlos gekündigt, obwohl es keinerlei Rechtsgrundlage gab, auf der das möglich gewesen wäre.
Generation um Generation wurden so in der Chemiebranche willfährige GewerkschafterInnen herangezüchtet, vorneweg beim Bayer-Konzern, der in der Tradition der IG Farben noch bis in die 90er Jahre hinein die führende Rolle in der gesamten Chemiebranche innehatte. So ist nur bezeichnend, dass die Rechtsaußen unter den Vorsitzenden der IG BCE, Hermann Rappe und Michael Vassiliadis, der aktuell noch den Vorsitz innehat, beide aus dem Bayer-Stall kommen.
Diese von Carl Duisberg und Bayer betriebene Politik zur Brechung gewerkschaftlichen Bewusstseins zog Kreise. Das wird u.a. deutlich daran, dass bei Bayer nicht nur die Vorsitzenden der IG BCE, sondern auch die des DGB im Aufsichtsrat sitzen. Und dass die rechtssozialdemokratisch vom Weltgewerkschaftsbund abgespaltenen Gewerkschaftszusammenschlüsse, die Europäische Gewerkschaftsföderation bzw. die Weltgewerkschaftsföderation, über die IG BCE infiltriert und mit Funktionären besetzt wurden. So war Bayer-Klon Herman Rappe bis Mitte der 90er Präsident sowohl der Welt-Chemie-Föderation als auch der Europäischen Chemie-Föderation. Der aktuelle IG BCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis ist Lebensgefährte der SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi und Präsident der neuen IndustriALL Europe, in der sich 2012 die verschiedenen Europäischen Gewerkschaftsföderationen zusammengeschlossen haben. Mit dieser Funktion vertritt er Europa in der vom IG Metall-Vorsitzenden Berthold Huber geführten IndustriAll Global, dem parallel vollzogenen Zusammenschluss der internationalen Gewerkschaftsföderationen – nach wie vor in Abgrenzung zum Weltgewerkschaftsbund.
Das alles bekommen wir bei der CBG dann in unseren gewerkschaftlichen Kontakten natürlich zu spüren. Rechte GewerkschafterInnen der IG BCE werden vom Konzern-Vorstand gegen uns, aber auch gegen andere konzern- und gesellschaftskritische Bewegungen, ja selbst gegen fortschrittliche gewerkschaftliche Strömungen, in Position gebracht; die IG BCE und die Internationale Föderation der Chemiegewerkschaften grätschen dazwischen, wann immer Gewerkschaften aus anderen Ländern mit uns kooperieren.


  • Artikel "Aufstehen gegen das Klima" über Gewerkschaften gegen Klimaschutz, in: taz, 5.11.2014
  • Extra-Seite zu RWE mit Absatz über Verflechtungen mit Gewerkschaften

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