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FÄLSCHUNGEN, BETRUG, PROPAGANDA? VERSUCHSFELD MIT TRANSGENER GERSTE

Die Ziele des Gerstenversuchs: Täuschung und Wahrheit


1. Die Uni, die Stadt und das Beet
2. Die Ziele des Gerstenversuchs: Täuschung und Wahrheit
3. Sicherheitsforschung war es nicht - was aber dann? Die tatsächlichen Versuchsziele
4. Umgang mit Fördergeldern und anderen Geldbeträgen
5. Vertuschte Risiken: Lügen und Täuschungen zu Auskreuzung und Gentransfer
6. Transparenz und Öffentlichkeitsarbeit
7. Stellungnahmen zum Versuch und zum Bedarf an transgener Gerste
8. Kritik an den MacherInnen des Gersten-Versuchsfeldes
9. Zusatzinfos zum Gengerstefeld
10. Wer wird da tätig? Kogel, das IFZ und sein Kollege Sonnewald
11. Der lange Weg zur Aussaat: Viele Jahre Labor, wenige Monate PR-Kampagne!
12. Einblicke in den Versuchsablauf
13. 2008: Eine Besetzung beendete den Versuch - aber nicht die Lügen!
14. Nachschlag 2009: Versuch in Groß Lüsewitz
15. Links

Ziel ist nicht die Risikoforschung, sondern die Gentechnik in den Köpfen durchzusetzen
Aus einem Interview mit Prof. Kogel (Quelle: Biosicherheitsforschung)
Die Skepsis, auf die wir treffen, ist Ausdruck eines erklärbaren, ja notwendigen Schutzmechanismus, der ja auch aus evolutionsbiologischer Sicht sinnvoll ist. Für uns Wissenschaftler heißt das: Wir müssen zeigen, dass diese Technik, die wir einführen wollen, große Vorteile hat – und dass diese Vorteile begreifbar werden. Erst dann, glaube ich, kann man die Bevölkerung wirklich überzeugen. Unsere Aufgabe ist es, stetig und mit viel Geduld Überzeugungsarbeit zu leisten.


Täuschung: Es ging (nur) um Sicherheitsforschung
Das Versuchsfeld mit transgener Gerste wurde als Forschungsfeld für Fragen der "Biosicherheit", d.h. der Auswirkungen auf die Umwelt, beim BVL beantragt und genehmigt. Zudem wurden entsprechende Fördermittel beantragt und ausbezahlt. Doch die Zweifel daran, ob das stimmt, sind zahlreich. Vieles deutet darauf hin, dass bei beiden Anträgen geschummelt wurde. Das Feld diente offensichtlich anderen Zielen, wurde aber als Biosicherheitsversuch deklariert, um Akzeptanz, eine einfachere Genehmigung und Fördergeldeinnahmen zu erreichen.

Behauptungen, dass es (nur) um Sicherheitsforschung ginge
Nicht nur in den Anträgen und Genehmigungen ist nur von Umweltbegleitforschung die Rede. Dieses Ziel wurde auch in Medien und gegenüber Medien ständig wiederholt.

Im Original: Darstellung in den Medien ...
Aus dem Giessener Anzeiger vom 25.04.2006
Erster Freilandversuch mit transgener Gerste
Gießener Wissenschaftler werden 5000 Pflanzen auf zwölf Quadratmetern ausbringen - Deutschlandweite Premiere
GIESSEN (soh). Es ist deutschlandweit das erste Mal, dass transgene Gerste in einem Freilandversuch wissenschaftlich untersucht wird. Dabei werden in Gießen voraussichtlich am Mittwoch auf rund zwölf Quadratmetern einer insgesamt 400 Quadratmeter großen Versuchsfläche am Alten Steinbacher Weg rund 5000 Gerstenpflanzen von Wissenschaftlern des Instituts für Phytopathologie und Zoologie der Justus-Liebig-Universität (JLU) ausgebracht werden. Dieser erste Freilandanbau, der am 3. April von der zuständigen Behörde genehmigt wurde, soll die Frage klären, ob sich die gentechnisch veränderten Pflanzen negativ auf die für die Pflanzen wichtigen Bodenpilze, die Mykorrhiza auswirken, die ein essentieller Bestandteil in Ökosystemen darstellen und in beträchtlicher Weise zur Förderung der Pflanzengesundheit beitragen. Die Feldversuche seien von geringen Umfang und sorgfältig geplant, um eine Isolation der genetisch veränderten Gerste zu garantieren, versicherten Dr. Patrick Schäfer und Prof. Karl-Heinz Kogel vom Institut für Phytopathologie und Angewandter Zoologie der JLU gestern bei einer Pressekonferenz. Erste Ergebnisse erhoffe man sich nach etwa drei Monaten.
Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Projekt "zur biologischen Sicherheit gentechnisch veränderten Getreides" (Biosafety), das rein universitären Charakter habe und nicht von der Wirtschaft unterstützt werde, wird ebenfalls im Rahmen des Biosicherheitsprogramms der Bundesregierung "Biologische Sicherheit gentechnisch veränderter Pflanzen" gefördert. Neben dem Institut für Phytopathologie und angewandter Zoologie der Universität Gießen, ist an diesem Projekt der Lehrstuhl für Biochemie an der Universität Erlangen-Nürnberg beteiligt.
Es werden zwei gentechnisch veränderte Gerstenlinien auf negative Effekte gegenüber nützlichen Bodenpilzen untersucht. Eine der beiden Gerstenlinien enthalte zusätzlich zu ihren natürlichen Genen ein eingebautes Gen, welches die Information für eine so genannte Endochitinase trage. Dabei handele es sich um ein chitin-abbauendes Enzym. Chitin ist Bestandteil von Pilzen, welche die Gerstenpflanze befallen können. Die Gerste soll dementsprechend widerstandsfähiger gegen Pilzbefall sein. Eine Wirkung gegenüber Insekten, deren Außenhaut ebenfalls teilweise aus Chitin besteht, werde ausgeschlossen, weil diese chemisch verschieden seien. Die Wirkung der Pflanzen auf nützliche Bodenpilze, wie den Mykorrhiza, die in Symbiose mit den Pflanzen leben, soll in diesem Freilandversuch untersucht werden, schilderten die beiden Wissenschaftler.
Die zweite transgene Gerstenlinie enthalte ein bakterielles Kohlenhydratabbauendes Enzym, die so genannte Beta-Glucanase. Diese Gerste besitze keine erhöhte Widerstandsfähigkeit gegen Krankheitserreger, sondern sei wegen ihrer positiven Eigenschaften als Futtermittel für Hühner erzeugt worden, die normale Gerste nur schwer verdauen könnten. Der Einsatz der gentechnisch veränderten Pflanzen bewirke eine Reduzierung von Pestiziden und Arbeitskosten, sagte Kogel. Die transgenen Pflanzen würden nach Abschluss der Forschungen auf jeden Fall vernichtet werden, versicherte er.
"Die Möglichkeit der Auskreuzung ist im Falle von Gerste äußerst gering", betonte er. Zahlreiche, vorab durchgeführte Risikoabschätzungen zur Ausbreitung von Gerstenpollen hätten eine Auskreuzung - ein Kreuzen mit anderen Pflanzen - als nicht messbar bewertet. Aufgrund ihrer fehlenden Konkurrenzfähigkeit seien Wachstum und Ausbreitung der Gerste an ackerbauliche Maßnahmen gebunden, zudem sei die Gerste ein Selbstbestäuber. Es seien, so die Wissenschaftler, umfangreiche Maßnahmen ergriffen worden, um trotzdem das Risiko einer Verbreitung der Pflanzen noch weiter zu minimieren. So sei die Flora des Versuchsgeländes vor der Freisetzung auf mögliche sexuell kompatible Arten überprüft worden. Andere Getreidearten würden nicht während des Versuchszeitraum auf dem Gelände kultivier, und das Versuchsfeld wiederum werde von einem fünf Meter breiten Randstreifen mit konventioneller Gerste umfasst, der wiederum von Schwarzbrache und einem 25 Meter breitem Streifen Weißklee umschlossen sei, erläuterten die beiden Forscher.
Besorgt zeigte sich dagegen Christian Otto von der Hochschulgruppe Unigrün. "Solche Forschungen ebnen den Einstieg der Landwirtschaft in die Gentechnik", sagte er. Gerade die Argumente der Widerstandsfähigkeit gegenüber Pilzen und die damit verbundene Reduzierung von Pestiziden sei problematisch, da auch die Pilze ihrerseits Resistenzen gegenüber den gentechnisch veränderten Pflanzen bilden könnten und dieser Vorteil wieder dann nicht mehr gegeben sei.

"Einzig und allein"
Aus einer Presseinformation des Bundesforschungsministeriums zum Versuch in Gießen (auch: Gießener Allgemeine, 2.6.2006, S. 23)
"Die Arbeit der Forscher dient einzig und allein dazu, sicherheitsrelevante Fragen zu beantworten", sagte Thielen.

Aus dem Stern, 28.5.2006
Kogel will mit dem auf drei Jahre angelegten Versuch herausfinden, ob die gentechnisch veränderten Pflanzen schädliche Auswirkungen auf das Bodenleben haben. Vor allem interessiert die Forscher, ob nützliche Bodenpilze wie die praktisch überall vorkommenden Mykorrhiza verändert oder zerstört werden.

Gen-Gerstefeld unmittelbar vor der Aussaat, in: Gießener Anzeiger vom 27.3.2007
Universität sät gentechnisch veränderte Gerste aus
Kogel: Fortsetzung des im vergangenen Jahr begonnenen Versuchs - "Keine negativen Nebeneffekte für die Umwelt"
GIESSEN (tt). Neben der in Kürze von Prof. Wolfgang Friedt geplanten Aussaat von gentechnisch verändertem Mais der Firma Monsanto im Westen der Stadt, beabsichtigen Wissenschaftler um Prof. Karl-Heinz Kogel ebenfalls in wenigen Tagen einen weiteren Versuch mit genmanipuliertem Getreide auf städtischem Gebiet. Kogel, Professor für Pflanzenkrankheiten und Pflanzenschutz an der Gießener Justus-Liebig-Universität (JLU) und zugleich Vizepräsident der Hochschule, bestätigte die Ausbringung transgener Gerste auf dem Versuchsfeld des Instituts für Phytopathologie und Angewandte Zoologie im Alten Steinbacher Weg.
Bei dem Projekt handelt es sich um die Fortsetzung des im vergangenen Jahr begonnenen auf drei Jahre angelegten Versuchs, bei dem erstmals in Deutschland gentechnisch veränderte Gerste im Freiland angebaut wird. Die Genehmigung des Forschungsprojekts geht noch auf die rot-grüne Bundesregierung zurück. "Uns interessiert die Frage, ob sich neben der verbesserten Futterqualität und der erhöhten Widerstandsfähigkeit auch unerwünschte Eigenschaften zeigen. Es geht vor allem um das Bodenleben, um schädliche Auswirkungen auf nützliche Pilze wie Mykorrhiza, die den Wurzelraum von Nutz- und Wildpflanzen besiedeln", erläuterte Kogel.
Erste Antworten auf diese Fragen liegen bereits vor. "So wissen wir mittlerweile, dass es keine negativen Nebeneffekte für die Umwelt gibt." Jedoch verlange die "gute landwirtschaftliche Praxis" eine Versuchsdauer von drei Jahren, "um die Erkenntnisse auch wissenschaftlich abzusichern". Kogel betonte, dass es sich bei dem Versuch um "intensive Forschung im Rahmen der Bio-Sicherheitsforschung" handele. Geplant sei die Ausbringung von 5000 gentechnisch veränderten Pflanzen. Erfreut zeigte sich der Wissenschaftler über die "äußerst positive" Resonanz, die er auf das Projekt vor allem in Schulen erhalten habe. "Die Akzeptanz war sehr hoch, wie aus ökologischen Gründen so eine Technik genutzt werden soll."
Mit Blick auf immer wieder geäußerte Befürchtungen, der Freisetzungsversuch könnte zu Auskreuzungen führen, sagte Kogel: "Gerste ist in diesem Zusammenhang eine sichere Pflanze, da sie zu 99 Prozent Selbstbestäuber ist. Das heißt: Der Gerstenpollen befruchtet die Narbe der eigenen Blüte. Das geschieht - zumindest bei unseren Pflanzen - bei geschlossenen Blüten, so dass es kaum zu einem Kontakt mit Insekten oder zu einer Windverbreitung des Pollens kommt."
Im vergangenen Jahr hatten so genannte Feldbefreier Teile des Versuchsfeldes im Alten Steinbacher Weg zerstört.


Auch Versuchsleiter, beteiligte Institutionen, Geldgeber usw. behaupteten ständig, es ginge um Biosicherheitsforschung.

Im Original: Eigene Zitate und Selbstdarstellung ...
Weiterer Auszug von der Internetseite zur Biosicherheitsforschung
Für die Befallsstudien im Freiland wird eine Hälfte des Versuchsfeldes mit einem kommerziell erhältlichen Mykorrhizapilz behandelt. Dieser wird auf das Feld ausgebracht und in den Boden eingearbeitet. Sowohl die zwei transgenen Linien als auch die nicht-transgenen Ausgangslinien werden auf dieser Fläche ausgebracht. Auf der zweiten Versuchshälfte wird das gleiche Pflanzenmaterial ausgesät, jedoch wird kein Mykorrhizapilz ausgebracht.
Im Falle eines negativen Effekts auf Symbionten wird vermutet, dass die gentechnisch veränderten Pflanzen im Vergleich zu den nicht-transgenen Organismen mit geringerem Wachstum auf nährstoffarmen Böden reagieren. Neben der Wachstumsmessung wird auch die Wurzelbesiedlung der transgenen Linien mit Hilfe moderner Mikroskopieverfahren analysiert.

Aus einem Streitgespräch mit Prof. Dr. Uwe Sonnewald, Uni Erlangen-Nürnberg, Leiter des Lehrstuhls für Biochemie, beteiligt am Gießener Gengersteversuch (Quelle: IHK Regensburg)
In dem von der Universität Gießen koordinierten Forschungsvorhaben, an welchem auch mein Arbeitskreis beteiligt ist, geht es u.a. um Untersuchungen zur Auswirkung einer gentechnisch eingeführten Pilzresistenz auf Mycorrhizapilze. Diese Bodenpilze besiedeln die Pflanzenwurzeln und können unter bestimmten Umweltbedingungen die Mineralstoffversorgung der Pflanzen verbessern. Die eingeführte Pilzresistenz wird durch die Aktivität eines Enzyms aus Trichoderma harzianum, welches Chitin, einem Zellwandbestandteil der Pilze, abbaut, erreicht. Da Chitin nicht nur in den Zellwänden von Schadpilzen vorkommt, sondern auch in den Zellwänden der Mycorrhizapilze, soll die Wirkung der transgenen Pflanzen auf diese Pilzgruppe studiert werden. Dieses Beispiel zeigt weniger, dass die Folgen genmanipulierter Pflanzen auf die Umgebung nicht erforscht sind, sondern, dass mit großer Sorgfalt bei der Bewertung von Gen-Pflanzen vorgegangen wird.

Sonnewald war einer der beiden Versuchsleiter des Gerstenfeldes. Dieselbe Person äußert sich an anderer Stelle dann deutlich: Es geht um Markteinführung (siehe unten unter "Die tatsächlichen Versuchsziele, 1.").

Wahrheit: Die Versuchsdurchführung passte nicht zu den angegebenen Zielen
Behauptet wurden drei verschiedene Ziel. Zum einen ging es um die Auswirkungen der gentechnischen Veränderung und des dadurch durch die Pflanze produzierten Enzyms auf Pilze. Dieses Teilziel war angeblich Versuchsgegenstand der Uni Gießen (Prof. Kogel). Unterteilen ließ es sich in zwei Unterziele:
  • Messungen des Pilzbefalls auf den Blättern (im Endbericht als "epidemiologische Studien" bezeichnet)
  • Untersuchungen der bodenbewohnenden Mykorrhiza-Pilze im Wurzelraum der Gerste

Zudem untersuchte die Uni Erlangen die sog. substanzielle Äquivalenz, d.h. die Frage, ob die Inhaltsstoffe bei gentechnisch veränderter und unveränderter Pflanze verschieden oder gleich seien.

Doch die Wirklichkeit dürfte eine andere gewesen sein. Denn im Versuchsablauf und zum Teil auch schon bei der Beantragung kam es zu mehreren Handlungen, die nicht zu diesem Ziel passen.

Der Zustand des Bodens interessierte die Forscher gar nicht
Nach Aktenlage sind Bodenqualität und eingebrachte Zusatzstoffe für die Untersuchung der Mykorrhiza und damit einen wichtigen Teil des Versuchs von zentraler Bedeutung.


Aus den Akten zum Versuch: Betriebsanweisung für die MitarbeiterInnen (1. Fassung, S. 3 und S. 4)


Doch Kogel ging Hinweisen auf Bodenverseuchung nicht nach: Am 28.3. nachmittags rief die FR in der Projektwerkstatt an. Bei der Zeitung war ein Brief eingegangen (offenbar bei anderen Zeitungen auch und beim Versuchschef Prof. Kogel), dass eine Gruppe (nannte sich, soweit der Angerufene sich an das Telefonat erinnert, "Unbekannt" oder "Unbekannte") das Genfeld verseucht habe und ein Versuch unmöglich wäre. Der FR-Redakteur meinte, das Maisfeld sei gemeint. Aus den Passagen, die er vorlas (das Schreiben ist als Ganzes noch unbekannt), schien es aber eher so, als sei das Gerste-Feld gemeint.
Der Journalist berichtete noch, dass Kogel nach Erhalt des Briefe hingegangen ist und (offenbar per flüchtigem Draufgucken) befand: Is nix. Mag sein, dass Kogel recht hat und alles ein Aprilscherz ist. Aber Kogel hat in den vergangenen 12 Monaten derart viel und vor allem mediengerecht gelogen, dass es nur so trieft. Leider hat er viele Fans. Unter anderem hat er gestern im Gießener Anzeiger (siehe oben) zu Protokoll gegeben, dass der Gengersteversuch schon das gewünschte Ergebnis (Gentechnik ist sicher) gebracht hätte. Mensch höre und staune: Der Versuch ist auf drei Jahre angelegt - Kogel verkündet schon nach dem ersten Jahr das Ergebnis, obwohl in diesem ersten Jahr das Feld auch noch zerstört wurde!!!
Wissenschaft nach Profitinteressen. Das Ergebnis steht vorher fest. Der Kogel ist einfach extrem unseriös: Bodenanalysen per Hingucken, Ergebnisse stehen vor dem Versuch fest ...

Direkt danach: Die Gerste wird ausgesät!
Links: Gießener Allgemeine zur Aussaat auf dem Gengerstefeld am 29.3.2007 (S. 25) ++ ganzer Artikel: Auf Bild klicken
Internet am 28.3.2007 abends:
Forscher säen gentechnisch veränderte Gerste aus
Die Justus-Liebig-Universität hat am Mittwoch im Alten Steinbacher Weg einen zweiten Feldversuch mit gentechnisch veränderter Gerste gestartet. Karl-Heinz Kogel, Professor für Pflanzenkrankheiten und und Pflanzenschutz, geht dabei erneut der Frage nach, ob das Getreide von geringfügigen Veränderung im Erbgut von nützlichen Bodenpilzen profitieren kann und gegen Krankheitserreger widerstandsfähiger wird. Er überprüft damit die Ergebnisse der ersten Versuchsreihe vom letzten Sommer, die größtenteils zu Ende geführt werden konnte, obwohl Gentechnikgegner ein Teil des Feldes zerstört hatten. Die Bundesregierung fördert das Projekt im Rahmen ihres Biosicherheitsprogramms. Das Gießener Stadtparlament hatte gentechnische Forschungen dieser Art im vergangenen November einstimmig gebilligt.


Im Original: Der Ablauf im Genaueren...
Text "Sicherheitsforschung an Gen-Gerste: Das Ergebnis steht schon fest " und "Was wussten die Gießener Versuchsleiter" (mit Infokästen zu "Chronik des MON810-Skandals" und "Koexistenz"), in: grünes blatt 3/2007 (Bestellseite)

Nach der Aussaat: Foto vom Alten Steinbacher Weg (Fußweg) aus (größer durch Klick). Der Kern mit den gentechnisch veränderten Pflanzen ist durch Bauzäune gesichert. Seitlich (rechts) befinden sich Kameraüberwachung und Flutlicht (auch tagsüber an). Das Foto entstand bei einer Ortsbesichtigung mit einem auswärtigen Journalisten. Zu diesem Zeitpunkt waren mehrere Polizeiwagen an verschiedenen Seiten des Feldes anwesend.


Ein zweiter anonymer Brief zur Sache

Am 4.4.2007 lag mittags ein Brief im Briefkasten der Projektwerkstatt. Er sah von außen so aus:

Im Inneren befand sich ein sehr kleingedruckter Text auf zwei Seiten. Die zweite Seite war sehr schlecht lesbar, die erste ging und ist hier abgebildet.

Der Text lautete (automatisch gelesen, daher voller Fehler - Hinweise auf UNLESERLICH eingefügt):
Seite 1
this is not a love song
zweite erklaerung der unbekannten zur anpflanzung genetisch manipulierter gerste in giessen
wir koennen nicht jeden lag nach giessen kornmen. aber wir wissen, was wir getan haben. auszerdem koennen wir lesen. genau das haben wir auch
gemacht. wir sind erschrocken, aber wir haben such gelernt. danke der guten sammlung von arfikeln im web. google hilft mehr zur wahrheit als saerntliche behoerden, politiker und nioechtegOn-protestgruppen in gieszen.
um was geht es?
kurze chronologie mit auszuegen aus dem internet.
im februar und maerz haben wir in mehreren vor allem naechtlichen einsaetzen zentnerweise rnaterial auf dem acker am steinbacher weg in giessen
ausgebracht. wir haben uns fuer einen stoff entschieden, der nicht jahrelang das bodenleben verseucht. aber ausreichend lange. der auszerdem nicht zu sehen ist nach der jeweiligen nacht.
kurz bevor die genpfuscher und ihre lobbyl steh dann ihre profitsaat ausbringen wollten, planten wir die verteilung
von schreiben in giessen, die darauf
hinwies, dass der versuch keinen sinn ergeben wuerde. das ist auch so, denn selbst wenn die eine andere gerste da raus kommt, sind serioese
wissenschaftliche daten, nicht mehr zu haben.
unser plan klappfe, das ist bekannt melrere zeitungcn terichteten davon, dass unser brief einging. auch im internet sind hinweise zu finden, zum bsp. dieser hier:

zitat anfang
Aktuelle Meldung vom 28.3.2007 Am 28,3. nachmittags rief die FR in der Projektwerkstatt an. Bei der Zeitung war ein Brief eingegangen (offenbar bei anderen Zeitungen auch und beim
Versuchschef Prof. Kogel), dass eine Gruppe (nannte sich, soweit der Angerufene sich an das Te4efonat erinnert, "Unbekannt" oder "Unbekannte")
das Genfeld verseucht habe und ein Versuch unfnöglich wäre. Der FR-Mensch meinte, das Maisfeld sei gemeint. Aus den Passagen, die er vorlas
(das Schreiben ist als Ganzes poch unbekannt), schien es aber eher so, als sei das Gerste-Feld gemeint. Cer Journalist berichtete noch, dass Kogel nach Erha!! des Briefe hingegangen ist und (offenbar per flüchtigem Draufgucken) befand: Is nix. Mag sein,
dass Kogel recht hat und alles ein Aprilscherz ist. Aber Kogel hat in-den vergangenen 12 Monaten derart viel und vor allem mediengerecht gelogen,
dass es nur so trieft. Leider hat er viele Fans.
... zitat ende ... 11 stammt aus: http:l/gendreck-giessen.siehe.website/

das haetten wir nicht gedacht. der teure, teure versuch, bei dem der versuchschef im vergangenen jahr noch so flennte, dass die teilvernichtung fast
eine halbe millionen euro schaden verursacht haette (wie teuer musz dann das ganze sein??????), wird einfach so auf eine flaeche geknallt, wo es sein kann, dasz alles umsonst ist.

. zitate aus 2006 zum schaden anfang
Klar ist nach seinen Worten allerdings schon jetzt. daß Nachwuchsforschef nachhaltig unter dem Angriff auf ihre Arbeit leiden: Da einige

Seite 2
Forschungsergebniim nun erst verspätet vorgelegt werden können, müssen zwei Doktoranden ihre Abschtußarbeiten um ein Jahr verschieben. Dabei
hatten Mitarbeiter des Instituts vor dem Angriff vorsorglich einige Pflanzen geerntet.

... zitat ende 11 das stammt aus der frankturter allgemeinen zeitung 06.06.06)
wieso interessiert den herrn kogef die frage nicht, ob der versuch auf dem standort ueberhaupt geht? wieso interessiert das sonst niemanden? denn in
den zeitungen haben wir kaum etwas gehoert. stecken da alle unter einer decke? wenn ja, unter welcher denn eigentlich? was ist das zielt des ganzen?
sehen wir uns die lege an. kogel und seine cornpany will einen genversuch machen. er behauptet, die wirkungen seiner tollen pflanzen auf
bodenorganismen zu ueberpruefen. wenn er eine information erhaelt dass der boden chemisch veraendert worden ist, und das ist er 11!!!!, dann
interessiert es ihn nicht. die frage ist aber gar nicht so offen. im gegenteil. wir erfuhreri durch die zeitungen von der bevorstehenden saat und haben dann unsere schreiben verteilt. in den gleich" texten sagt kogel etwas was ihn entlarvt.
... zitat anfang

"Sc wissen wir mittlerweile, dass es keine negativen Nebeneffebte für die Umwelt gibt!' Jedoch verlange die "gute landwirtschaftliche Praxis" eine
Versuchsdauer von drei Jahren, "um die Erkenntnisse auch abzusichern".

zitat ende 11 aus dem giessener anzeiger und zwar am 27.03.07
das macht unserer meinung nach alles klar. da ist ein vers uch mit drei jahren. noch einem jahir weisz kogel schon,
daß gentechinik keine schaoden
erzeugt. er braucht also keine weiteren versuche. daher kann ihM auch egal sein, ob der boden verseucht ist. er
Wird ohnehin nichts mehr
untersuchen. aber die fiskante gentechnikfracht packt er in die erde, weit die versuchsbedingungen das so wollen. wahrscheinlich kriegt er sonst die
forschungsmiRionen nicht. mehr umwelt und gesundheit wird gespieft im- poker um geld.
wir glauben aber, dass es noch schlimmer ist. daszkogel nach einem jahr schon alle ergebrüsse hat, ist ja auch schon alleine ziemlich seitsarn,
denn irn ersten jahr wurde ja einiges zerstoert vom feld. zum glueck. der versuch wurde fruehzeitig abgebrochen. und trotzdem gibt es alle ergebnisse.
gerste ist recht trittempfirrdlich. die bullenverteidigung des feldes gegen die befreier hat aber das feld dicke zertrampelt. ist auf dem filim doch gut zu
sehen. trotzdem Sind alle ergebnisse schon gewonnen. als da feld kaputt ging, hat kogel auch noch anders geredet.
nochmal ein zitat anfang ...

Der genaue Schaden steht noch nicht fest. "Wir wissen bisher nur, dass Pflanzen herausgerissen worden sind" sagte Versuchslleiter Prof. Kad-Heinz
Kogel, Leiter des Instituts für Phytopathologie und Angewandte Zoologie der Gießener Universität. Jetzt werde es ganz kritisch, 'wissenschaftliche Analysen durchzuführen'.

zitat ende ... 11 stammt aus: 03.06.06 giessener anzeiger 11
nein, mit wissenschaftlicher serlioesitaet hat das nichts zu tun vielmehr ist wahrscheinlich, dass von anfang an gar nichts untersucht worden sollte

Seite 3
sondern das ergebnis feststand. der versuch dient anderen zielen. er soll gentechnik verbreiten. er soll einfach alles mit veraenderten genen
ueberschwemmen. so wie es in den usa und in canada laengst ist. da nuetzt es nichts mehr gegen das zeug zu sein, weil es ueberali ist. eine boese
strategie, aber in diesem system erfolgreich. fuer die marktzulassung sind versuche vorgeschrieben. also musz so getan werden als finden sie statt.
das ist eher verarschung als wissenschaft. fuer geld aber machen die herren mit den tollen titeln alles. wer das wissen wollte, konnte das auch schon frueher lesen.

... zitat anfang
Ich bin sicher, dass sich künftige pilzresistente Pflanzen am Markt behaupten könnten. Insbesondere bin ich davon überzeugt, dass in den nächsten
Jahren ein Fokus der Biotechnologie auf Getreide liegen wird. Gerade unter den Aspekten der biologischen Sicherheit eignet sich Getreide besonders
(ZEILE UNLESERLICH)
(ANFANG ZEILE UNLESERLICH) vorgang um die genfelder in gieszen und einem (UNLESERLICH) teuren versuch, der einfach
auf verseuchtem boden angelejt wird. dazu haben wir nicht hinzuzufuegen. so wird es sein.

zitat anfang
Sehr, sehr seltsam ... wenn das mit dem Bekennerlnnenschreiben stimmt, so spricht alles dafür, dass Prof. Kogel ohne jegliche Überprüfung einfach
ausgesäen ließ. Der Versuch sei Millionen wert, so ließ sich aus seinen Sprüchen aus dem Jahr 2006 nach der teilweisen Feldbefreiung ablesen.
Genau diese Millionen vergräbt er nun in einer Erde, von der Unbekannte behauptet haben, dass dort ein Versuch nicht möglich sei. Bodenanalysen
konnte er in dieser Schnelligkeit gar nicht machen. Daher ist anzunehmen, dass er es riskiert, seinen Versuch ohne auswertbare Ergebnisse zu
vollziehen. Schon das macht stutzig.
Wer aber seine Äußerung vom Tag davor (siehe oben, Text vom 27.3.20o7 im Giebener Anzeiger) hinzunimmt, erkennt etwas viel dramatischeres:
Hier wird gar kein Versuch durchgeführt. Das Ganze ist nur eine Show, es ist die Simulation eines Versuchs. Wissenschaftlich gearbeitet wird gar
nicht, sondern der Versuch dient der Akzeptanzgewinnung und der Frfüllutig von Normen, die für eine Zulassung nötig sind. Gentechnik soll
durchgesetzt, nicht untersucht werden. Das ist der Auftrag an Kogel. Der Rest ist Lüge. An Ergebnissen von Forschungen war Kogel von Anfang an
gar nicht interessiert. Er betreibt keinerlei seriösen Versuch. er betreibt keinerlei Sicherheillsforschung, sondern er
betreibt vor allem gar keine l~
Forschung. Wem es gleichgültig ist, ob sein Versuch überhaupt Ergebnisse bringen kann, der braucht die Forschung nicht für ein Ergebnis. Sondern
der weiß das Ergebnis schon vorher. Aussaat und Ernte sind nur dafür da, damit möglichst viele glauben, dass ein Versuch stattgefunden hat und
dass da tolle Männer und (wahrscheinlich deutlich weniger) Frauen beteiligt waren, die dann auf Karrieresprünge hoffen dürfen, wie es Kogel schon

Seite 4
nach dem ersten Jahr gelang. Die Forschungsmillionen ffießen weiter und die Gentechnik-Industrie rebt sich die Hände, weil ja wissenschaftlich und
unabhängig bewiesen wurde, dass die Genpflanzen unproblematisch sind. Dass der Versuch im ersten Jahr teilzerstört wurde und im zweiten Jahr
möglicherweise auf einem verseuchten, unauswertbaren,31landort wuchs (falls er wächst), wird ein paar Jahre später ohnehin niemand mehr fragen.
Mit der neuen Pflanze wird dann dickes Geld verdient und in, den Zulassungsunterlagen wird stehen, dass die Pflanze unbedenklich ist. Das wurde in
Gießen am Allen Steinbacher Weg genauestens untersuchll
zitat ende ... 11 stammt aus: ligendreck-giessen.siehe.website
Kogel und seine conrpany lebt nicht von wissenschafflicher leistung. er recht betreiben diese leute seriese forschung. vielmehr geht es ihnen um
die eigene kanniere, um forschungsmiliionen, um konkurrenzen zwischen universitaeten. sie leten aber auch von der dummheit derer, die einfach nur
(ZEILE UNLESERLICH)
gieszen war doch nur der endguelfige
beweis. trotzdem hat niemand unser schreiben ernst genommen.
so steht jetzt ein vermeintl (UNLESERLICH) jeden Fall aber fiskanter versuch auf einem verseuchten boden. da kann nichts geforscht werden. kogel wird
aber behaupten, dass es geklappt hat. er kann den wege der totalen luege nicht mehr verlassen die frage ist aber
ob ihm endlich andere auf die
finjer schauen und dann auf die finger hauen. sonst waere es irgendwie auch gerecht, wenn im naechsten jahr noch mehr genversuche in gieszen
(UNLESERLICH)
wir bleiben dabei keine gentechnik auf die aecber. der boden am steinbacher weg ist voeilig unbrauchbar. der
versuch von kogel und company ist eine
luege, dreis! ist, wer so liiegt. dumm isl, wer sich blenden
wir wissen, was wir getan haben. wirwollen die sache ancers klaeren als letztesjahr die feldbefreier. das haben wir
auch schon geschrieben. wir 1
haetten nie gedacht, dass kogel derar1 einfach seinz luegen durchziehen kann, deshalb nielden wir uns noch mal zu wort . ob es jetzt besser ist? nun
sind wir doch skcpt;sch gewürden, ob die lage in gieszen n ichl doch so unglaublich verfilzt ist, wie es ja oefter zu lesen ist. dasz es kritischen
joumalismus ebensowenig gibt wie kritische wissenschaft und kritische politische vereine. noch wollen wir es nicht glauben. kommt es aber doch so,
dass auch dieses schreiben wieder unterdrueckt wird. dann wuenschen wir uns, wieder von einer feldbefreiung zu hoeren. hitft ja nichts.
wieder mal unbekannte. ihr kriegt uns nicht wollten wir noch sagen.

Der Vorgang zeigt: Es ging nicht ums Bodenleben. Schon kurz danach formulierten KritikerInnen den folgenden Kommentar zum Vorgang: Wenn das mit dem BekennerInnenschreiben stimmt, so spricht alles dafür, dass Prof. Kogel ohne jegliche Überprüfung einfach ausgesäen ließ. Der Versuch sei Millionen wert, so ließ sich aus seinen Sprüchen aus dem Jahr 2006 nach der teilweisen Feldbefreiung ablesen. Genau diese Millionen vergräbt er nun in einer Erde, von der Unbekannte behauptet haben, dass dort ein Versuch nicht möglich sei. Bodenanalysen konnte er in dieser Schnelligkeit gar nicht machen. Daher ist anzunehmen, dass er es riskiert, seinen Versuch ohne auswertbare Ergebnisse zu vollziehen. Schon das macht stutzig.
Wer aber seine Äußerung vom Tag davor (siehe oben, Text vom 29.3.2007 im Gießener Allgemeine) hinzunimmt, erkennt etwas viel Dramatischeres: Hier wird gar kein Versuch durchgeführt. Das Ganze ist nur eine Show, es ist die Simulation eines Versuchs. Wissenschaftlich gearbeitet wird gar nicht, sondern der Versuch dient der Akzeptanzgewinnung und der Erfüllung von Normen, die für eine Zulassung nötig sind. Gentechnik soll durchgesetzt, nicht untersucht werden. Das ist der Auftrag an Kogel. Der Rest ist Lüge. An Ergebnissen von Forschungen war Kogel von Anfang an gar nicht interessiert. Er betreibt keinerlei seriösen Versuch. er betreibt keinerlei Sicherheitsforschung, sondern er betreibt vor allem gar keine Forschung. Wem es gleichgültig ist, ob sein Versuch überhaupt Ergebnisse bringen kann, der braucht die Forschung nicht für ein Ergebnis. Sondern der weiß das Ergebnis schon vorher. Aussaat und Ernte sind nur dafür da, damit möglichst viele glauben, dass ein Versuch stattgefunden hat und dass da tolle Männer und (wahrscheinlich deutlich weniger) Frauen beteiligt waren, die dann auf Karrieresprünge hoffen dürfen, wie es Kogel schon nach dem ersten Jahr gelang. Die Forschungsmillionen fließen weiter und die Gentechnik-Industrie reibt sich die Hände, weil ja wissenschaftlich und unabhängig bewiesen wurde, dass die Genpflanzen unproblematisch sind. Dass der Versuch im ersten Jahr teilzerstört wurde und im zweiten Jahr möglicherweise auf einem verseuchten, unauswertbaren Standort wuchs (falls er wächst), wird ein paar Jahre später ohnehin niemand mehr fragen. Mit der neuen Pflanze wird dann dickes Geld verdient und in den Zulassungsunterlagen wird stehen, dass die Pflanze unbedenklich ist. Das wurde in Gießen am Alten Steinbacher Weg genauestens untersucht ...

Leserbrief dazu von Jochen Kirdorf, Wetzlar im Gießener Anzeiger, 19.4.2007
Das Ergebnis steht schon fest
Zum Gen-Gerstenversuch in Gießen:
Auf dem Gelände der Gießener Universität wurde zum zweiten Mal genetisch veränderte Gerste ausgesät. Offiziell steht der Versuch unter dem Zeichen der "Sicherheitsforschung". Gleichzeitig und vor allen Dingen ist dieses so genannte "wissenschaftliche" Projekt aber Wegbereiter für die großflächige Freisetzung genmanipulierter Gerstepflanzen. Nun erklärte Uni-Vizepräsident Prof. Kogel als verantwortlicher Versuchsleiter aber in einem Interview mit dem Anzeiger kurz vor der Aussaat, dass "die gute landwirtschaftliche Praxis" eine dreijährige Versuchsdauer erfordere. Das eigentliche Ergebnis - "dass es keine negativen Nebeneffekte für die Umwelt gibt" - stehe bereits fest. Ob die vorliegenden Feldversuche ausreichen würden, alle möglichen Umweltrisiken mit einzuschließen, sei dahingestellt. Erst der letztlich nicht mehr zu kontrollierende kommerzielle Anbau wird irgendwann zeigen, ob dem so war. Eine Forschung allerdings, bei der die Ergebnisse schon am Anfang des Tests feststehen, ist unseriös.
Schmückte sich doch gerade Kogel in der Vergangenheit mit dem Argument, mögliche Risiken müssten erforscht werden, bevor eine Zulassung für gen-veränderte Pflanzen erfolgen könne, so enthüllt er seinen eigenen mit viel Geld geförderten Gen-Gerste-Versuch nun selbst als Feigenblatt. In Wirklichkeit geht es um die Marktzulassung der Gentech-Pflanzen" und Forschungsgelder für die Uni Gießen. Hinzu kommt, dass, obwohl offenbar ein Bekennerschreiben vorlag, in dem Unbekannte die Verseuchung des Versuchsbodens bekannt gaben, alsbald, nämlich wie man hört, nach reiner Inaugenscheinnahme, verkündet wurde, dass es sich bei dem vorliegenden Schreiben um einen Bluff von Versuchsgegnern handelt. Frei nach dem Motto "weil nicht sein kann, was nicht sein darf", wurde dann direkt am darauffolgenden Tag ausgesät.
Wenn es im vorliegenden Versuch tatsächlich um mögliche Auswirkungen auf die Umwelt, konkret die Wirkung der neuen Pflanze auf Bodenpilze gegangen wäre, dann hätte Kogel eine mögliche Verseuchung des Bodens fürchten müssen. Dann nämlich wäre der Versuchsaufbau, wissenschaftlich betrachtet, zerstört. Das Endergebnis des Versuches steht ja aber bereits fest. Ich glaube, dass vollkommen richtig liegt, wer, angesichts der Umstände, Zweifel an den Aussagen des Herrn Kogel hegen mag und unabhängige Untersuchungen fordert.

Abgekartetes Spiel?
Aus Falk Beyer*, "Sicherheitsforschung an Gen-Gerste: Das Ergebnis steht schon fest", in: "grünes blatt" 2/2007 (S. 13)
Vor wenigen Tagen wurde auf dem Gelände der Gießener Universität zum zweiten Mal genetisch veränderte Gerste ausgesät. Laut Versuchsleiter Prof. Karl-Heinz Kogel ist ein wesentliches Ziel des gentechnischen Freilandversuchs die Untersuchung der Auswirkungen der Manipulation auf Bodenorganismen. Die jetzige Aussaat wurde vorgenommen, obwohl Kogel ein anonymes Bekennerschreiben vorlag, aus dem die Verseuchung des Standorts hervorging.
Vier Genveränderungen umfasst der in der BRD einmalige Versuch: eine erhöhte Widerstandskraft gegen Pilzbefall, Einsatzmöglichkeit als Futtergetreide, ein Resistenzgen gegen das BAYER-Pestizid Basta und ein Markergen für die gentechnischen Arbeiten. Als Vorhaben der „Sicherheitsforschung“ wird dieser Freisetzungsversuch von der Bundesregierung gefördert. Gleichzeitig ist dieses wissenschaftliche Projekt Wegbereiter für die großflächige Freisetzung genmanipulierter Gerstepflanzen. Kogel erklärte dazu in einem Interview mit der Lokalzeitung Gießener Anzeiger kurz vor der Aussaat, dass „die gute landwirtschaftliche Praxis“ eine dreijährige Versuchsdauer erfordere. Das eigentliche Ergebnis - „dass es keine negativen Nebeneffekte für die Umwelt gibt“ - stehe bereits fest.
Jochen Kirdorf, Gentech-Kritiker aus der Nähe von Gießen, sieht sich durch solche Aussagen in seinen Befürchtungen bestätigt: „Kogel enthüllt den Gen-Gerste-Versuch nun selbst als Feigenblatt. Eine Forschung, bei der die Ergebnisse schon am Anfang des Tests feststehen, ist unseriös. In Wirklichkeit geht es um die Marktzulassung der Gentech-Pflanzen“. Laut Kirdorf dürfte Kogel der Hinweis, der Boden sei durch Unbekannte verseucht worden, nicht kalt gelassen haben, wenn es tatsächlich um mögliche Auswirkungen auf die Umwelt gegangen wäre. Dann nämlich wäre der Versuchsaufbau wissenschaftlich betrachtet zerstört. Stattdessen habe er ohne weitere Untersuchungen verbreitet, dass es sich um einen Bluff von Versuchsgegnern handele und sofort ausgesät.
Vor diesem Hintergrund erregt die mehrfache Abwehr unabhängiger Medienvertreter ebenfalls Misstrauen. Beim Versuch, das Gen-Gerste-Feld zu fotografieren schritt am vergangenen Sonntag sofort die Polizei ein und verhaftete den Journalisten und die Vertreter einer lokalen Initiative, die ihm das Feld zeigen wollten. Bereits im Jahr zuvor war ein Journalist beim Filmen einer „Feldbefreiungsaktion“ des Feldes verwiesen worden. Selbst der Hessische Rundfunk wurde nach der Berichterstattung über die Kritik an dem Versuch von Politikern dafür angegriffen.

*Der Journalist wurde am 1.4.2007 auf der Straße am Feld beim Fotografieren für diesen Artikel verhaftet!

Fast jede Veränderung im Boden hätte den Versuch zum Scheitern gebracht. Obwohl Kogel das klar war, kümmerte er sich um die mögliche Einbringung von Fremdstoffen durch Dritte nicht. Neben wachstumsbeeinflussenden Stoffen (z.B. Dünger, Gifte, Salz ...) hätte auch ein Auftrag von Mykorrhiza den Versuch unauswertbar gemacht. Denn für den Versuch war eine solche Ausbringung vorgesehen - allerdings nur auf einer Teilfläche. Auszug aus dem Abschlussbericht (S. 28 = Bl. 413/535):


Laut der Internetseite zur Biosicherheitsforschung war das Bodenleben von entscheidender Bedeutung. Sollten z.B. Unbekannte Giftstoffe oder Mykorrhizapilze auf der gesamten Fläche eingebracht haben, wäre der Versuch hinfällig. Zitat auf www.biosicherheit.de: „Für die Befallsstudien im Freiland wird eine Hälfte des Versuchsfeldes mit einem kommerziell erhältlichen Mykorrhizapilz behandelt. Dieser wird auf das Feld ausgebracht und in den Boden eingearbeitet. Sowohl die zwei transgenen Linien als auch die nicht-transgenen Ausgangslinien werden auf dieser Fläche ausgebracht. Auf der zweiten Versuchshälfte wird das gleiche Pflanzenmaterial ausgesät, jedoch wird kein Mykorrhizapilz ausgebracht.
Die Anfälligkeit des Versuchs gegen Veränderungen im Boden ist auch in der Betriebsanweisung für die MitarbeiterInnen zu erkennen: „Erhöhte Stickstoffzufuhr würde die Lagerneigung der Gerste erhöhen und folglich die Versuchsdurchführung gefährden“ (siehe oben).

2008 und 2009 waren mögliche Bodenveränderungen denn auch plötzlich wichtig. Auszüge aus dem Abschlussbericht:

S. 14 = Bl. 300/521

S. 44 = Bl. 420/551

S. 53 = Bl. 438/560


Noch viel krasser: Am 29.6.2009 töteten die Versuchsdurchführenden den Gegenstand ihrer Forschung
Laut Abschlussbericht kam es im Versuchsverlauf 2009 zu einem Pilzbefall auf allen Pflanzen. Dieser wurde mit einem Breitband-Fungizid behandelt, also einem Mittel, welches alle Pilze auf den Pflanzen töten soll - und die im Boden zumindest schädigt (Abb. größer).

S. 48 = Bl. 433/555


Ein Versuch, der das Auftreten von Pilzen zum Untersuchungsgegenstand hat, entzieht mit dem Einsatz eines Total-Fungizids den eigenen Untersuchungsgegenstand. Der Einsatz des Spritzmittels im einzigen Untersuchungsjahr ist deshalb bereits für sich allein ein eindeutiger und ausreichender Beweis dafür, dass die epidemiologischen Studien nicht stattgefunden haben und das später veröffentlichte Ergebnis eine Fälschung ist.
Also doppelt: Die standardmäßig dreijährige Untersuchungszeit wurde nicht eingehalten - und im einzigen Jahr wurde der Untersuchungsgegenstand totgespritzt. Trotzdem: Im Abschlussbericht wurde ein Ergebnis präsentiert. Angesichts des Versuchsverlaufs muss es frei erfunden sein.

S. 59 = Bl. 444/566


Der extrem späte Aussaatzeitpunkt 2009 ist für Pilzstudien völlig ungeeignet
Laut Abschlussbericht wurden nur im Jahr 2009 (Gerstenfeld nahe Sagerheide am AgroBioTechnikum) Untersuchungen über den Blattbefall mit Pilzen gemacht. In diesem Jahr erfolgte die Aussaat des dann für Versuchszwecke genutzten Feldes aber am 24. oder 25. Mai, wie der Abschlussbericht zeigt:



Das ist im Vergleich zu üblichen Sommergerstezeiten ca. zwei Monate zu spät - und über einen Monat nach der empfohlenen spätesten Aussaatzeit.

Im Original: Aussaatzeitpunkt von Sommergerste
Verspäteter Aussaatzeitpunkt macht Versuch unbrauchbar!
Aus den Pflanzenbauliche Basisinformationen auf ProPlanta:
Sommergerste sollte im Frühjahr so früh wie möglich gesät werden. Eine verspätete Aussaat der Braugerste geht zu Lasten der TKM, des Eiweißgehaltes und des Spelzenanteils. Eine Aussaat noch vor Ende März wirkt sich dagegen positiv auf die Bestockungsneigung und Ährchendifferenzierung aus.

Anbautipps der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen
Wie bei allen Sommergetreidearten, muss auch bei der Sommergerste durch eine möglichst frühe Aussaat die ohnehin knappe Vegetationszeit ausgenutzt werden. Insbesondere die noch verfügbare Zeit unter Kurztagsbedingungen, also die Zeitspanne vom Saattermin bis etwa zum 20. April, sorgt für gute Bestockungs- und Bewurzelungsverhältnisse, als Voraussetzung für ausreichend hohe Bestandesdichten bei noch moderaten Aussaatstärken.

Für Pilzstudien ist der Aussaatzeitpunkt von besonderer Bedeutung, denn Pilze sind stark abhängig von Feuchtigkeit und Temperatur. Ein Versuch, der zwei Monate zu spät startet und damit die Hauptwuchszeit in den Sommer und die Phase mit den längsten Tageszeiten verlegt, ist nicht verwertbar. Dass er dennoch durchgeführt wurde, legt den Verdacht nahe, dass keine oder andere Versuchsziele bestanden.

Das Problem ist in der Biosicherheitsforschung sogar nachweislich bekannt. In der Versuchsbeschreibung eines gv-Weizenversuchs auf www.biosicherheit.de findet sich folgende Formulierung: „Der Antrag zur Genehmigung des Freisetzungsversuchs wurde beim zuständigen Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) eingereicht. Bis zur geplanten Aussaat Anfang April ist jedoch nicht mit einer Entscheidung zu rechnen. Bei einer späteren Aussaat des KP-4 Weizens ist mit einer weniger feuchten Vegetationsperiode zu rechnen. Unter diesen Umständen sind keine aussagekräftigen Ergebnisse zu Pilzbefall und Resistenzverhalten des Weizens zu gewinnen.“ Für Gerste gilt das Gleiche.

Die für landwirtschaftliche Versuche nötige Dauer von drei Jahren wurde bei keiner Untersuchung erreicht
Es gab drei Teilversuche. Bei keinem wurde drei Jahre lang geforscht.
  • Laut Abschlussbericht wurden nur im Jahr 2009 (Gerstenfeld nahe Sagerheide am AgroBioTechnikum) Untersuchungen über den Blattbefall mit Pilzen gemacht. Auszüge aus dem Endbericht für die Jahre 2006 und 2007:

  • Untersuchungen der Mykorrhiza konnten mindestens 2009 nicht ausgewertet werden:

    S. 53 = Bl. 438/560
  • Die Forschungen zur substantiellen Äquivalenz hätten höchstens 2006 und 2007 stattfinden können, denn danach beteiligte sich die damit befasste Uni Erlangen nicht mehr an dem Versuch. Allerdings bestehen auch für 2006 und 2007 erhebliche Zweifel. Versuchsleiter Sonnewald räumte in seiner Vernehmung am 16.9.2013 vor dem OLG Saarbrücken ein, nie das Versuchsfeld in Gießen gesehen zu haben. Auszug aus dem Abschlußbericht von Sonnewald:

Bl. 320/442
Bl. 388/510


Seltsam ist vor diesem Hintergrund eine Verkürzung des Versuchs. Eigentlich war das Jahr 2010 noch für eine Freisetzung vorgesehen. Das geht sowohl aus der Eintragung im Standortregister wie auch aus dem Antrag bei der Genehmigungsbehörde hervor:



Laut Vernehmung von Kogel am 16.9.2013 am OLG Saarbrücken entnahmen Bedienstete der Firma biovativ Proben und schickten sie nach Gießen. Kogel selbst konnte sich weder richtig an den Ort (Thulendorf) noch die Firma (biovativ) noch das Forschungszentrum (AgroBioTechnikum) erinnern. Das spricht dafür, dass er mit dem Versuch kaum etwas zu tun hatte und sich auch nicht drum gekümmert hat. Der Versuch wäre im Jahr 2009 dann überwiegend eine Simulation gewesen, um Ergebnisse erfinden und somit die Gelder einstreichen zu können. Kein Wunder, dass die AnwohnerInnen nie Autos aus Gießen oder Erlangen sagen.


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