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"ZWEI FEHLEN NOCH"
ÜBER ELITEN IN DER POLITISCHEN BEWEGUNG

Einleitung


1. Einleitung
2. Definition
3. Abgrenzungen zu ähnlichen Begriffen
4. Merkmale von Eliten
5. Die Alternative: Weg mit aller Kontrolle! Offene Plattformen statt Eliten, Vereine usw.!
6. Elitebegriff - am Beispiel von Bildungseliten in der Gesellschaft
7. Links

Definition aus "Meyers grosses Taschenlexikon", Band 6
Elite (frz.), die gesellschaftl. Minderheit, die polit. oder sozial führend bzw. herrschend ist und bes. Einfluß auf die Gesellschaft und deren Entwicklung ausübt ... neuere Theorien verbinden jedoch mit dem E.begriff keinen Qualitäts- oder Wertbegriff mehr, sondern sehen E. als Inhaber von (auf Grund der in der Industriegesellschaft notwendigen Arbeitsteilung entstandenen) bes. wichtige n gesellschaftl. Positionen an; solche Funktions-E. widersprechen nur dann nicht demokrat. Prinzipien*, wenn diese Positionen Vertretern aller Gesellschaftsschichten offenstehen und diese E. demokrat. legitimiert und kontrolliert werden.

*Anmerkung (steht nicht im Lexikon): Das ist ein interessantes Verständnis von Demokratie, was durchaus zutreffend ist. Demokratie will Eliten nicht überwinden, sondern ganz im Gegenteil "demokratisieren" und öffnen. Frei nach dem Motto: Elite werden kann jedeR, aber nicht alle. Demokratie ist geradezu unauflösbar verbunden mit dem Prinzip der Elite, denn es formalisiert den Weg in die Elite.

Herrschaft ist ein komplexes System aus diskursiven Elementen ("herrschende Meinung", Normen, Standards, Zurichtung auf Rollen und Verhaltensweisen, gerichtete Kommunikation und Wissensvermittlung, "was sich gehört" und mehr) und formaler Herrschaft (Gewalt, Institutionen der Macht, Sanktionen und Strafen, Grenzen, Kapitalakkumulation, Eigentum und Besitz). Jeder Mensch wächst unter heutigen Bedingungen innerhalb von vielfältigen, ineinandergeschachtelten Herrschaftslogiken auf und reproduziert diese selbst wieder – alltäglich. Herrschaft ist überall, wirkt durch alle Teile von Gesellschaft hindurch und entsteht aufgrund der völlig einseitigen Zurichtung aller Menschen auf herrschaftsförmiges Denken und Handeln "wie von selbst" immer wieder neu.
Das gilt, wie könnte es anders sein, auch in politischen Gruppen. Sehr viele und sehr unterschiedliche Formen der Herrschaft treten dort auf. Oftmals und gerade dort, wo ein emanzipatorischer Anspruch besteht bzw. als Parole ausgegeben wird, sind versteckte, manipulative, intransparente Herrschaftsformen besonders häufig. Der Grund ist klar: In "linken" oder nahestehenden politischen Gruppen ist Herrschaft eigentlich verpönt. Wer sich offen darauf bezieht, gerät in die Kritik und verliert an Einfluß. Daher haben sich verdecktere Formen des Herrschens, d.h. der möglichen zielgerichteten Beeinflussung von Menschen und Abläufen ohne Wissen bzw. ohne Zustimmung anderer Beteiligter, herausgebildet. Sie zu entdecken, ist oft schwieriger als bei offener Repression oder Kommandogewalt, seien es Schläge von Erwachsenen gegenüber Kindern, der Bullenknüppel oder der auch als solches bezeichnete Beschluß eines Vorstandes bzw. die Anweisung eines Vorgesetzten. Wegen ihrer gewollten und gleichzeitig erzwungenen (denn es darf sie ja nicht geben) Verdecktheit können Eliten aber noch gefährlicher werden – und sie haben das Zeug, Herrschaft ständig zu modernisieren. Immer wieder machen Ex-Linke und ehemalige politische Aktive Karriere in Vereinen, Regierungsämtern, Behörden oder Firmen. Was sie dort einbringen, ist ihr Know-How aus den politischen Bewegungen, d.h. ihr Wissen und ihre Erfahrung mit besonders modernen, weil unscheinbaren, manipulativen und gut verschleierten Herrschaftsformen. Die Organisationsformen von X-1000malquer und attac (personell in den Führungsstrukturen ohnehin zu Teilen identisch), die rotgrüne Kriegsregierung und -rhetorik oder das Durchdrücken von Ökoprojekten ohne Bürgerbeteiligung sind Beispiele dafür, daß „Linke“ immer wieder zu den moderneren HerrscherInnen gehören.

In diesem Text geht es um eine moderne Form der Herrschaft -die Eliten. Sie sind die NachfolgerInnen der Regierungen, Vereinsvorstände usw., die immer schnell erkennbar und daher auch leichter angreifbar waren. In „linken“ Gruppen sind Eliten der Normalzustand von Herrschaft. Es gibt sie nicht nur dort, aber dort sind sie fast überall die normale Praxis. Nur wenige orthodox zentralistische Gruppen mit starken formalen Gremien haben mehr Regierungen als Eliten.

"Zwei fehlen noch" - die Kurzgeschichte, 1. Folge: "Zwei fehlen noch" war einer der scheinbar harmlosen Sätze, an denen die Existenz und das Wirken von Eliten erkennbar wurden. Er fiel im Castor-Widerstand im November 2002 in Lüneburg ... und was er aussagte und versteckte, soll in den kommenden Zeilen deutlich werden.

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