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LIMNOLOGISCHE UNTERSUCHUNGEN (AM BEISPIEL DER SIEBER)

Die makroskopisch-biologische Wassergütebeurteilung nach MEYER (1983)


1. Einleitung
2. Einführung in den Lebensraum Mittelgebirgsbach
3. Der Einfluß von abiotischen Faktoren auf die Lebewesen im Mittelgebirgsbach und deren Anpassungen an diese Faktoren
4. Kriterien der Probestellenauswahl
5. Chemische Untersuchung des Sieberwassers
6. Die makroskopisch-biologische Wassergütebeurteilung nach MEYER (1983)
7. Die Gewässergüte der Sieber

Die makroskopisch-biologische Methode nach MEYER (1983) kam in den letzten Jahren mehrfach bei Projekten des DJN zur Anwendung, und wurde auch in den "NaBei's" schon ausführlich dargestellt. (LUTZ 1981 und HOLZAPFEL 1982). Da aber diese inzwischen relativ weit zurückliegenden Veröffentlichungen nicht jedem verfügbar sein werden, sei die Methode noch einmal kurz beschrieben.
Der biologischen Gewässergütebeurteilung liegt ein sogenanntes Saprobiensystem zugrunde. Das ist eine Zusammenstellung von Pflanzen und Tieren, die durch ihr Auftreten quantitativ und qualitativ verschiedene Verunreinigungen der Gewässer mit vorwiegend organischen Abwässern anzeigen. Das Auftreten und die Vergesellschaftung solcher Organismen erlaubt besonders in Fließgewässern Rück schlüsse auf deren Abwasserbelastung. Die meisten Verfahren biologischer Wassergütebeurteilung legen starkes Gewicht auf mikroskopisch kleine Organismen, und sind deshalb mit DJN-Mitteln kaum anzuwenden. Die Methode nach MEYER beschränkt sich auf Arten, für deren Bestimmung das bloße Auge oder eine l0fach vergrößernde Lupe ausreicht.
Um die Gewässergüte eines Baches oder Flusses zu bestimmen, entnimmt man dem Gewässer an den jeweiligen Probestellen eine bestimmte Anzahl von Steinen aus allen Strömungsbereichen und sammelt alle dort aufzufindenden Tiere ab. Das geschieht am besten mit einem feinen Pinsel, mit dem die Tiere in ein flaches Wassergefäß, z.B. eine Petrischale oder ein Glasdeckel, gestrichen werden. Darin kann man sie gut nach dem Buch von MEYER bestimmen. Massenhaft auftretende Organismen können natürlich gleich am Stein ausgezählt werden. Sandiges Substrat am Boden wird am besten mit einem Küchensieb durchsucht. Angeschwemmtes Laub, Holz, etc. sollte ebenfalls abgesucht werden. Wichtig ist dabei, daß alle Probestellen gleich behandelt werden, damit die erhaltenen Zahlen verglichen werden können. MEYER geht von 10 handgroßen Steinen, 5 Netzzügen im Kraut und 5 Netzzügen im Bodengrund aus, wobei er fehlendes Substrat durch entsprechend größere Untersuchung eines anderen Substrates ausgeglichen sehen will.
Für jede Art wird die Anzahl der Tiere bestimmt, der entsprechende Häufigkeitswert (s.Tab.3) und der Saprobienindex zugeordnet. Das Produkt aus Häufigkeitswert und Saprobienindex ergibt die Einzelsumme für jede Art, die Summe der Einzelsummen die Gesamtsumme. Diese wird durch die Summe der Häufigkeitswerte dividiert, und das Ergeb nis liefert den Saprobienindex der Probestelle. Der Zahlenwert des ermittelten Saprobienindex kann den vier Gewässergüteklassen zugeordnet werden.

Tab.2: Beispiel zur Errechnung des Saprobienindex
ArtHäufigkeitswertx Saprobienindex= Einzelwertsumme
Flußnapfschnecke21,83,6
Habrophlebia spec.21,63,2
Baetidae22,04,0
Leuctra spec.21,53,0
Plectrocnemia spec.21,22,4
Gesamt1016,2
720m hinter Zulauf Sieberaner Kläranlage17,0
8l5Om unterhalb Zulauf Sieberaner Kläranlage 307,0m üNN17,15

16,2 (Gesamtsumme) : 10 (Gesamthäufigkeit) = 1,62 (Saprobienindex). Dies entspricht Gewässergüteklasse I-II

Tab.3: Zur Zuordnung des Häufigkeitswertes
HäufigkeitswertAnzahl
1 = Einzelfund1-2 Tiere
2 = wenig3-10
3 = wenig-mittel11-30
4 = mittel31-60
5 = mittel-viel61-100
6 = viel101-150
7 = massenhaftüber 150 Tiere

Tab.4: Zur Zuordnung der Gewässergüteklassen
GüteklasseGrad der organischen BelastungSaprobienindex
Iunbelastet bis gering belastet1,0
I-IIgering belastet
IImäßig belastet2,0
II-IIIkritisch belastet
IIIstark verschmutzt3,0
III-IVsehr stark verschmutzt
IVübermäßig stark verschmutzt4,0

Nach unseren Erfahrungen vom Harz-Lager, ist der MEYER zur Einführung in die biologische Wassergütebeurteilung bestens geeignet. Schon nach relativ kurzer Einarbeitungszeit erhielten wir brauchbare Ergebnisse. Mit zunehmender Übung wurde allerdings deutlich, daß die Beschreibungen der Indikatorarten im MEYER oft zur eindeutigen Bestimmung nicht ausreichen:
- es sind nicht alle Arten aufgeführt, sondern nur solche mit Aussagewert für die Wassergüte, bzw. mit Lupe bestimmbare Arten. Das kann zunächst verwirren, wenn gefundene Tiere nicht zugeordnet werden können.
In einigen Fällen war es sehr hilfreich, sich bei der Bestimmung nicht allein auf die Beschreibungen von MEYER verlassen zu müssen, sondern auf spezielle Bestimmungs literatur zurückgreifen zu können (s. Literaturverzeichnis). Um etwas Sicherheit im Ansprechen der Arten zu erhalten, ist es außerdem sehr zu empfehlen, sich schwierige Arten einmal genauer unter dem Binokular anzusehen und zu bestimmen. Auf diesem Wege kann man gleichzeitig Einblick in die oft erstaunlichen Anpassungen der Tiere an ihren Lebensraum erhalten und lernt sie nicht nur als Informationsträger zur Wassergütebeurteilung, sondern als Teil der faszinierenden Lebensgemeinschaft unserer Fließgewässer kennen.

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