Antirepression

TEXTE ZU UND ÜBER DIRECT ACTION

Aufruf zur Gründung von Direct-Action-Gruppen überall sowie eines bundesweiten Netzwerks


1. Einleitung
2. Aufruf zur Gründung von Direct-Action-Gruppen überall sowie eines bundesweiten Netzwerks
3. Antwort von Ulrike Laubenthal, X1000mal-quer-Moderatorin
4. Entgegnung von Jörg Bergstedt, Demo-Teilnehmer am 15.10.
5. Weitere Diskussionsbeiträge
6. Protokoll des Gründungstreffens des Direct-Action-Netzwerks vom 23. -26.11. auf dem BÖT
7. Einladung zum Direct-Action-Camp 2003
8. Einladung zum Treffen für kreativen Widerstand (Trefükrewi) in Dresden vom 4. bis 7. Oktober
9. Schon wieder keine Spraydose da? Schafft eins, zwei, viele Direct-Action-Ecken
10. Bericht einer DA-Veranstaltung
11. „Alles ist Scheiße?“ ... oder: Es gibt keine Sachzwänge, außer wir akzeptieren sie!
12. Nein sagen - wichtig, nicht einfach!

Statt langer Begründungenverweisen wir auf den aktuellen Zustand politischer Bewegung. Außerden traditionellen Aktionsformen ist kaum noch eine Interventionsfähigkeitzu spüren (Ausnahmen bestätigen die Regel). Statt vieler Wortedaher Wirklichkeit und Vision:

Wirklichkeit: 15.10., ca. 16 Uhr, am AKW Philippsburg

Wie eine Schafherde latschen die DemonstrantInnen zunächst in den NATO-Draht-Kessel. In zwei getrennten Plena (X1000malquer und sog. „unabhängige Strukturen“) wird über das weitere Vorgehen diskutiert. Der Weg zurück ist noch offen. Dominanzstrukturen in beiden Plena. Die jeweiligen Obergurus wissen immer alles. Neue Vorschläge sind ohnehin zögerlich und werden mit Pseudo-Erfahrung und Wichtig-wichtig-Getue abgewürgt (z.B. im „Unabhängigen“-Plenum immer wieder: „Da steht auch eine Hundertschaft, die siehst Du nur nicht, aber ich weiß, wie ich gucken muß“ usw. ... später stellt sich heraus, daß es diese Hundertschaften an den Orten gar nicht gab). Nach über zwei Stunden spektakulär langatmiger und ideenloser Plena beschließen die „Unabhängigen“, aus dem Kessel herauszugehen und dann zu versuchen, irgendwo einen Platz für Camp und Schienenbesetzung zu finden. Eigentlich war das ja schon der Sinn der ganzen Demo, aber Plena sind inzwischen Selbstzweck in einem Verein orientierungsloser PolitaktivistInnen, die nicht mehr wissen, was sie wollen. Das X1000malquer-Plenum ist noch schlimmer: Die debattieren sogar, ob sie im NATO-Draht-Kessel bleiben. Dabei hatte X1000malquer sogar angekündigt, an diesem Tag ein Schienenstück besetzen und ein Camp aufbauen zu wollen. Einige schlagen nun ernsthaft vor, das könnte doch im Kessel geschehen. Die „Unabhängigen“ ziehen los, die ganzen Orientierungslosen gehen mit, das X1000malquer-Plenum (ca. 20 FunktionärInnen) bleibt allein zurück und beschließt in Panik, doch mitzugehen. Die Demo verläßt den Drahtkessel und bewegt sich unentschlossen die Schienen entlang.
Und dann wird’s spannend: Wo die Demoroute von den Schienen abzweigt, stehen ca. 30 Bullen und sollen das Weiterlaufen auf den Schienen verhindern. Ohne Schilder. Und die Hundertschaften-Halluzinationen der Anti-Atom-ObercheckerInnen sind auch nicht da. Vorne diskutieren einige Leute in der Demo: „Da kommen wir durch. Los, Ihr rechts, wir links. Wir ziehen sie auseinander und dann durch.“ Wenige Minuten später prallen wir auf die Bullenkette: Rechts ca. 10 Leute, links eine Person. Der Rest bleibt stehen und gafft. Die Orientierungslosen, die erfahrenen Anti-Atomis der „Unabhängigen“ und X1000malquer sowieso und ganz hinten. Die Wichtigleute von X1000malquer verlassen sogar diese Situation und gehen genau jetzt in Richtung ihres warmen Büros in den Ort, lassen „ihre“ Leute allein. Es wird wieder diskutiert, Versuch 2. Dasselbe passiert. Massive Aufforderungen an den Demozug: Es gab den Beschluß, ein Stück Schiene und Wiese zu erobern, wenn es ginge. Es ist klar, daß es ginge: 500 DemonstrantInnen gegen 30 schlecht ausgerüstete Bullen, die auf ca. 50 Meter Breite den Durchgang absichern müßten. Eine dritte Gruppe aus wenigen Personen kann gewonnen werden, ganz nach links zu gehen. Die Bullenkette wird auseinandergerissen, Lücken bis zu 5 Metern zwischen den einzelnen Bullen. Ich kann einfach durchgehen, stehe allein auf der anderen Seite und rufe, der Demozug solle weitergehen. Nichts passiert. Ich gehe wieder zurück – niemand kann mich verhaften (trotz Androhung), weil die Bullen zu wenig dazusind. Wieder Diskussionen in der Demo, flehende Versuche, die DemonstrantInnen zum Weitergehen zu bekommen. Auch für X1000malquer wäre das möglich: Gewaltanwendung ist überflüssig geworden, die Bullenkette ist längst nicht mehr handlungsfähig. Der vierte Versuch, wieder gehen noch ganz wenige (ca. 5) mit. Diesmal Prügelei mit einigen Bullen, ich werde verletzt und steige aus der Aktion aus. Verändern tut sich nichts mehr. Die Bullen haben gewonnen. Es gibt kein Camp und keine Aktion auf den Schienen, nur Hilflosigkeit, Desorganisation und die Ersatzbefriedigung Dauerplenum.

Vision: 15.10., ca. 16 Uhr, am AKW Philippsburg

Die Demo latscht zum AKW. Alles sieht langweilig aus, aber der Weg ist wichtig. Ca. ein Viertel der DemoteilnehmerInnen kommt aus Gruppen, die im Direct-Action-Netzwerk zusammenarbeiten. Sie trainieren solche Situationen: Bullenketten und –kessel durchbrechen, Blockaden, Festketten und Klettern, Wasserwerfer lahmlegen usw. Zwar haben die meisten Gruppen so ihre Vorlieben, aber im Netzwerk wissen das alle voneinander. So ist vorher gecheckt worden, wer alles kommen will und wer was mitbringt. Auf dem Weg zum AKW werden die Verhältnisse ausgekundschaftet. Die Bullenkette mit den 30 Leuten ist allen aufgefallen. „Die stoppen uns nicht“, geht es durch die Köpfe. Die Plena gehen entsprechend schnell. Das Ziel, Schienen und eine Campfläche zu besetzen, war ja ohnehin das Ziel des Tages. Verschiedene Leute aus den Direct-Action-Gruppen machen Vorschläge. Nach 30 min setzt sich der Demozug in Bewegung. Vorne gehen 7 Direct-Action-Gruppen, die das Durchbrechen von Bullenketten trainiert haben. Sie reden auf dem Weg mit anderen DemoteilnehmerInnen. Etliche schließen sich jeweils einer Gruppe an. Andere überlegen sich weitere Unterstützungsmaßnahmen, wollen fotografieren oder die Sanis informieren, was abgehen wird. Kurz vor dem Aufprall auf die Bullenkette: Die 7 Gruppen driften nach links und rechts auseinander, die Demo teilt sich vielfach. Die 30 Bullen müssen die gesamte Breite von 50 Metern Durchgangsmöglichkeit abdecken – und haben keine Chance. In den sieben Zügen sind die Menschen eingehakt, die wenigen Bullen können niemanden rausziehen. Auch X1000malquer verläßt sich diesmal nicht auf den Eid auf Gewaltverzicht und Strukturen, sondern hat sich vorbereitet und geht im eigenen Stil durch den Bereich der Ex-Bullenkette - Gewalt gegen Personen ist gar nicht nötig. Wenige Minuten später sind die ersten Gruppen hinter der Ex-Bullenkette wieder auf den Schienen und die Demo zieht weiter – jetzt wieder als Block. Die Stimmung steigt. Von Ferne rauschen Bullenwannen heran, auf den nächsten kreuzenden Feldweg zu. Zwei Wasserwerfer tauchen in der Ferne auf. Zwei Gruppen aus dem Direct-Action-Netzwerk, trainiert im Umgang mit Wasserwerfern, lösen sich aus dem Demozug und begeben sich an den Straßenrand. Die Wasserwerfer dort fahren vorbei. Auf ihren Frontscheiben zerschellen Farbeier mit einer speziellen Flüssigkeit, die an Glas unabwischbar haftet. Die FahrerInnen sehen nichts mehr. Die Wasserwerfer stoppen. Der Demozug läuft weiter. Vor ihm baut sich eine massive Bullenkette auf. Da stoppt der Demozug. Vier weitere Gruppen aus dem Direct-Action-Netzwerk, die bisher noch nicht in Erscheinung getreten sind, ketten sich an den Schienen fest, geben anderen Tipps, wie sich blockieren können.
Eine weitere Gruppe baut auf der Wiese daneben zwei Dreigebeine auf – oben sitzen jeweils eine oder zwei Personen, ziemlich räumungssicher. Schienenblockade und Campplatz sind erobert.

Nie wieder Aktionsunfähigkeit! Nie wieder Plenieren statt Agieren!

Aufruf zu Gründung von Direct-Action-Gruppen in allen Städten und Regionen
– am besten als gemeinsames Projekt vieler Gruppen am Ort, die das unterstützen und aus denen ein Teil der AktivistInnen jeweils kommt, damit das Know-How und die Planungen für Aktionen wieder zurückfließen können.

Aufruf zur Gründung eines bundesweiten Direct-Action-Netzwerkes
...damit wir größere Aktionen gemeinsam planen, uns austauschen können usw.

Reaktionen
Der Vorschlag für ein Direct-Action-Netzwerk (DAN) wird inzwischen auf mehreren Mailinglisten diskutiert, u.a.
  • Expo-no
  • X-tausendmal quer
  • Umweltschutz-von-unten

Antwort von Ulrike Laubenthal, X1000mal-quer-Moderatorin

Schade, dass ich gar nicht so recht weiß, wessen Vision es ist, mit der ich mich jetzt auseinandersetze. das ging aus der Mail nicht so recht hervor. Hörte sich jedenfalls nach einer einzelnen person an und nicht nach der Projektwerkstatt, von der die Mail zu kommen scheint.
Ich bin eine der Moderatorinnen des SprecherInnenrates von x-tausendmal quer. Ich habe die Ereignisse in Philippsburg ganz anders erlebt und teile auch die dargestellte Vision nicht.

>Aufruf zur Gründung von Direct-Action-Gruppen in allen Städten und Regionen
>sowie eines bundesweiten Netzwerks
Es gibt bereits bundesweit Aktionsgruppen, die sich auf Aktionen vorbereiten, und sie sind auch vernetzt. Ein Knoten in dem Netz ist x-tausendmal-quer: Hier vernetzen sich Gruppen und einzelne, die den nächsten CASTOR-Transport mit einer gewaltfreien Schienenblockade blockieren und den polizeilichen Aufforderungen zur Räumung nicht weichen wollen. Dieser Knoten im Netz hat wiederum Verbindung zu anderen Gruppen, die andere Aktionen vorbereiten.
Was es sicher nie geben wird: dass all diese vernetzten Gruppen genau das tun, was der Autor oder die Autorin der kürzlich hier verbreiteten Vision gerne möchte. Für viele Menschen gehört es eben zu einer Aktion dazu, dass jede und jeder selber für sich entscheidet, welche Risiken er/sie eingehen will, und dass wir dann gemeinsam entscheiden, wie wir in einer bestimmten Situation handeln.

>Wirklichkeit: 15.10., ca. 16 Uhr, am AKW Philippsburg
>Wie eine Schafherde latschen die DemonstrantInnen zunächst in den
>NATO-Draht-Kessel.
Der Demonstrationszug bewegte sich, wie geplant, auf den Gleisen auf das Schienentor zu. Das letzte Schienenstück war abgesperrt. Irgendjemand hat aber mit der Polizei verhandelt, so dass es dann doch geöffnet wurde. Am Ende des Demonstrationszuges befanden wir uns also auf den Gleisen unmittelbar vor dem Tor, rechts von uns der Zaun, links ein Wassergraben, hinter uns der schmale Durchgang im NATO-Draht. Einigen von uns hat es gefallen, so dicht am Tor auf den Gleisen zu sein. Viele haben sich in der Mausefalle nicht ganz wohl gefühlt.
In zwei getrennten Plena (X1000malquer und sog. „unabhängige
>Strukturen“) wird über das weitere Vorgehen diskutiert. Es gab ein plenum der unabhängigen Strukturen und einen SprecherInnenrat von x-tausendmal quer, bei dem ich war.

>offen. Dominanzstrukturen in beiden Plena. Die jeweiligen Obergurus wissen
>immer alles.
Ich weiß nicht, wie es hierjemand fertiggebracht hat, bei zwei Plena dabei zu sein, zumal es ja auch nur eines gab. Ich war beim x-tausendmal-quer SprecherInnenrat. Der dauerte auch nicht zwei Stunden, sondern es gab zwischendruch Phasen der Rückkoppelung mit den Bezugsgruppen. Dominanzstrukturen habe ich nicht beobachtet, aber es gab eine starke Diskrepanz der Bedürfnisse: die meisten TeilnehmerInnen wollten an einem besser zugänglichen Ort auf die Gleise, einige sehr stark in der Kampagne engagierte Leute fanden es toll, so direkt am Tor zu sein, und hielten es auch für sinnvoll, zu bleiben - gehen könne man schließlich immer noch, aber zurückkommen wohl kaum.

>beschließen die
>“Unabhängigen“, aus dem Kessel herauszugehen und dann zu versuchen, irgendwo
>einen Platz für Camp und Schienenbesetzung zu finden.
Richtig, und das haben sie dem xtq-SprecherInnenrat mitgeteilt.

? Das X1000malquer-Plenum ist noch schlimmer: Die debattieren sogar, ob
? >sie im NATO-Draht-Kessel bleiben. Dabei hatte X1000malquer sogar angekündigt,
? >an diesem Tag ein Schienenstück besetzen und ein Camp aufbauen zu wollen.
Richtig. Und wir waren auf einem Schienenstück und überlegten, ob wir gleich dort das Camp aufbauen. Oder ob wir auf ein anderes Schienenstück gehen.

>Die „Unabhängigen“ ziehen los, die ganzen Orientierungslosen gehen mit, das
>X1000malquer-Plenum (ca. 20 FunktionärInnen) bleibt allein zurück und
>beschließt in Panik, doch mitzugehen.
Tatsächlich gingen die „Unabhängigen“ los, und die Unentschlossenen gingen mit. Auf den Gleisen blieben meiner Schätzung nach so 30 Leute aus den Bezugsgruppen von xtq zurück, neben den Gleisen traf sich zu dem Zeitpunkt der SprecherInnenrat. Unsere „FunktionärInnen“ funktionierten zu dem Zeitpunkt vor allem anderswo, kümmerten sich ums Camp etc. - am Ort waren vor allem noch die ModeratorInnen des SprecherInnenrates. Beim Abzug der Unabhängigen gab es einen großen Sog, mitzugehen, der sicher auch viele in Bezugsgruppen organisierte Leute erfasste. Der SR hatte aber dann doch noch die Ruhe, unseren sowieso beinahe abgeschlossenen Entscheidungsprozess zu Ende zu bringen und in einer letzten Konsultation mit den Gruppen zu entscheiden, wo wir genau weiter blockieren wollen.

>Die Demo verläßt den Drahtkessel und
>bewegt sich unentschlossen die Schienen entlang.
>Und dann wird‘s spannend: Wo die Demoroute von den Schienen abzweigt, stehen
>ca. 30 Bullen und sollen das Weiterlaufen auf den Schienen verhindern. Ohne
>Schilder. Und die Hundertschaften-Halluzinationen der
>Anti-Atom-ObercheckerInnen sind auch nicht da. Vorne diskutieren einige Leute
>in der Demo: „Da kommen wir durch. Los, Ihr rechts, wir links. Wir ziehen sie
>auseinander und dann durch.“ Wenige Minuten später prallen wir auf die
>Bullenkette: Rechts ca. 10 Leute, links eine Person. Der Rest bleibt stehen und
>gafft. Die Orientierungslosen, die erfahrenen Anti-Atomis der „Unabhängigen“
>und X1000malquer sowieso und ganz hinten.
Diejenigen Leute, die in dem Moment über den xtausendmal quer-SprecherInnenrat organisiert waren, waren in dieser Situation gar nicht dabei. Wir saßen ja noch am Tor auf den Gleisen. Auch wir wären gern auf dem Gleisstück hinter der Polizeiabsperrung gewesen - aber durch Rückfrage in den Bezugsgruppen hatten wir geklärt, dass sich wenige vorstellen konnten, einen Durchbruch durch die Absperrung zu versuchen. So mussten wir das nicht erst praktisch ausprobieren und daran scheitern. Wir wollten das Gleis auch nicht verlassen, um dann an einer anderen Stelle wieder den Versuch zum Draufkommen zu machen. Wir einigten uns darauf, das abgesperrte Stück zu verlassen und ein Stück weiter vorne zu blockieren.

>Die Wichtigleute von X1000malquer
>verlassen sogar diese Situation und gehen genau jetzt in Richtung ihres
>warmen Büros in den Ort, lassen „ihre“ Leute allein.
Ich bin froh, dass es so viele Leute gab, die über Monate hinweg Kraft in die Vorbereitung der Aktion gesteckt haben. Sie haben in den letzten Tagen bis an die Grenze ihrer Belastbarkeit gearbeitet. Obwohl viele von ihnen sehr gern mit auf der Straße und dem Gleis gesessen hätten, habe sie die Priorität darauf gelegt, die übernommenen Aufgaben im Bereich von Pressearbeit, Infrastruktur, Mobilisierung usw. zu übernehmen. Wenn sie in der Situation nicht gegangen wären, hätten wir z.B. nicht nachher ein Camp vorgefunden, das in bewundernswerter Eile hochgezogen wurde.

>wenig dazusind. Wieder Diskussionen in der Demo, flehende Versuche, die
>DemonstrantInnen zum Weitergehen zu bekommen. Auch für X1000malquer wäre das
>möglich: Gewaltanwendung ist überflüssig geworden, die Bullenkette ist längst
>nicht mehr handlungsfähig.
Klar kann man gewaltfrei durch Polizeiabsperrungen gehen. Haben wir ja am Mittwoch auch praktiziert.( Da sind wir am Ortsausgang zweimal durch halbherzige Absperrungsversuche der Polzei mit Fahrzeugen einfach durchgegangen.) Aber zu meinem Bild gewaltfreier Aktion gehört es, sich für sowas vorher gemeinsam zu entscheiden. (Also gemeinsam zu wissen, wohin wir wollen und welches Riskio wir dafür einzugehen bereit sind.) Diejenigen, die sich gerade im Rahmen eínes SprecherInnenrates für ein gemeinsames Vorgehen entschieden, waren in dieser Situation am Sonntag nicht dabei. In der Situation dabei waren Leute, die keine Gewalt anwenden wollen, sich aber in diesem Moment aus den xtq-Strukturen ausgeklinkt hatten oder nie drin waren.
Vielleicht sollte ich das nochmal sagen: x1000malquer ist keine
Sammelbezeichnung für alle Leute, die keine Gewalt wollen. x1000malquer ist eine Kampagne zur gewaltfreien Blockade des nächsten Castor-Transportes. Wenn Leute in der Aktion die xtq-Struktur verlassen und mit dem unabhängigen Spektrum losziehen, dann ist das ihr gutes Recht. Aber wenn sie dann dort nicht gut organisert sind, liegt das nicht an xtausendmal quer.

>Es gibt kein Camp und keine Aktion auf den Schienen, nur Hilflosigkeit,
>Desorganisation und die Ersatzbefriedigung Dauerplenum.
Ein Stück weiter hinten, kurz vor dem Beginn der Rheinschanzinsel, blockierten derweil ca. 50 Leute, die Bezugsgruppen von x-tausendmal Quer, die Schienen. In Oberhausen wurde derweil das Camp aufgebaut und gekocht. An den Schienen drohte die Polizei mit Räumung uns Ingewahrsamnahme. Die Schienen für die nächsten Tage zu halten, dazu wären wir nicht in der Lage gewesen. So stand eigentlich nur die Frage an, ob wir freiwillig zum Camp gehen oder uns räumen und evtl. in Gewahrsam nehmen lassen. Da in Bezug auf Polizeigewahrsam noch eine große Unsicherheit bestand, entschieden wir uns gegen die Räumung. Im Camp gab es am nächsten Tag einen Workshop, um diese Unsicherheit zu überwinden.
Fazit, es gab eine Aktion auf den Schienen, es gab Organisation, es gab Entscheidungen. Da wir uns noch wenig kannten und die Bezugsgruppen sich gerade erst gebildet hatten, halte ich es auch nach wie vor für eine gute Entscheidung, dass wir in dem Moment noch nicht stärker in die Konfrontation mit der Polizei eingestiegen sind. Dazu hatten wir ja in den darauffolgenden Tagen noch reichlich Gelegenheit.

>Vision: 15.10., ca. 16 Uhr, am AKW Philippsburg
>Die Demo latscht zum AKW. Alles sieht langweilig aus, aber der Weg ist wichtig.
>Ca. ein Viertel der DemoteilnehmerInnen kommt aus Gruppen, die im
>Direct-Action-Netzwerk zusammenarbeiten. Sie trainieren solche Situationen:
>Bullenketten und -kessel durchbrechen, Blockaden, Festketten und Klettern,
>Wasserwerfer lahmlegen usw. Zwar haben die meisten Gruppen so ihre Vorlieben,
>aber im Netzwerk wissen das alle voneinander. So ist vorher gecheckt worden,
>wer alles kommen will und wer was mitbringt. Auf dem Weg zum AKW werden die
>Verhältnisse ausgekundschaftet. Die Bullenkette mit den 30 Leuten ist allen
>aufgefallen. „Die stoppen uns nicht“, geht es durch die Köpfe. Die Plena gehen
>entsprechend schnell. Das Ziel, Schienen und eine Campfläche zu besetzen, war
>ja ohnehin das Ziel des Tages.
Das hört sich für mich schon nach der vorher monierten Dominanzstruktur an:
ein Viertel der Leute sind gut organisiert und trainiert, aber was ist mit den drei Vierteln, die neu dazu kommen? Wo bleiben die mit ihren Ängsten, und wie können sie ihre Stärken einbringen, wenn es keine Bezugsgruppen, sondern nur kurze Plenba gibt?

>Verschiedene Leute aus den Direct-Action-Gruppen
>machen Vorschläge. Nach 30 min setzt sich der Demozug in Bewegung. Vorne gehen
>7 Direct-Action-Gruppen, die das Durchbrechen von Bullenketten trainiert haben.
>Sie reden auf dem Weg mit anderen DemoteilnehmerInnen. Etliche schließen sich
>jeweils einer Gruppe an. Andere überlegen sich weitere Unterstützungsmaßnahmen,
>wollen fotografieren oder die Sanis informieren, was abgehen wird. Kurz vor dem
>Aufprall auf die Bullenkette: Die 7 Gruppen driften nach links und rechts
>auseinander, die Demo teilt sich vielfach. Die 30 Bullen müssen die gesamte
>Breite von 50 Metern Durchgangsmöglichkeit abdecken - und haben keine Chance.
Ich habe auf der Demo eine Menge Leute mit Kindern gesehen. Außerdem Leute, die wichtige Aufgaben in der Organisation der Aktionen für die nächsten Tage hatten und nicht einfach im Gewahrsam verschwinden konnten. Meine 70jährige Mutter war auch dabei. Ich denke, die Demo war ein gemeinsamer Auftakt für alle. Das Durchbrechen der Polizeiketten und Besetzen der Gleise konnte niemals eine gemeinsame Aktion aller werden. Übrigens: wenn wir so toll organisieret wären, wie es hier phantasiert wird, dann stünden da evtl. auch mehr als 30 PolizistInnen.

>In den sieben Zügen sind die Menschen eingehakt, die wenigen Bullen können
>niemanden rausziehen. Auch X1000malquer verläßt sich diesmal nicht auf den Eid
>auf Gewaltverzicht und Strukturen, sondern hat sich vorbereitet und geht im
>eigenen Stil durch den Bereich der Ex-Bullenkette - Gewalt gegen Personen ist
>gar nicht nötig.
Was soll denn das heißen, Eid auf Gewaltverzicht und Strukturen? Wir können uns doch vorbereiten und im eigenen Stil durch eine Polizeiabsperrung gehen, ohne deshalb unsere gewaltfreie Grundüberzeugung und die Übereinkunft, die wir als x1000malquer getroffen haben, auch nur im geringsten in Frage zu stellen. Unsere Strukturen zum gewaltfreien Umgang miteinander können dabei ebenfalls nur helfen.

>Zwei Gruppen aus dem Direct-Action-Netzwerk, trainiert im Umgang mit
>Wasserwerfern, lösen sich aus dem Demozug und begeben sich an den Straßenrand.
>Die Wasserwerfer dort fahren vorbei. Auf ihren Frontscheiben zerschellen
>Farbeier mit einer speziellen Flüssigkeit, die an Glas unabwischbar haftet. Die
>FahrerInnen sehen nichts mehr.
Es gibt Menschen - mich eingeschlossen -, die sowas für politisch nicht sinnvoll halten und sich durch solche Maßnahmen auch in der Aktion nicht sicherer, sondern unsicherer fühlen. Für eine Vision einer gemeinsamen Aktion fehlt mir hier die Auskunft darüber, wie denn die Kommunikation unter den AktionsteilnehmerInnen laufen soll, damit nur Sachen laufen, die für alle akzeptabel sind. Und wie bei einem so unterschiedlichen Spektrum vermieden werden soll, dass wir uns ständig in Grundsatzdiskussionen befinden.
Ich selber fand es sehr hilfreich, dass sich in Philippsburg im Zusammenhang mit der Campräumung am Montag die verschiedenen Spektren getrennt haben. So wurden beide Gruppen sehr viel handlungsfähiger, und unsere Aktionen haben sich dann doch wohl sehr gut ergänzt.

>Nie wieder Aktionsunfähigkeit! Nie wieder Plenieren statt Agieren!
Wie soll das denn aussehen bei der Gründung dieses Netzwerkes - wird es da ein Plenum geben? ;-)

.
„Wir können auch anders!“ -- Trainings für gewaltfreies Handeln
Ulrike Laubenthal, Bergstr.1a, 36179 Bebra - Solz, Tel. 06627-915944
www.gewaltfreiheitstrainings.de

Entgegnung von Jörg Bergstedt, Demo-Teilnehmer am 15.10.
quer. Ich habe die Ereignisse in Philippsburg ganz anders erlebtund teile auch die dargestellte Vision nicht.
Hallo,
Deine Mail hat mich erreicht und ich antworte Dir - als Einzelperson, logisch. Ich gehe nicht auf den Ablauf ein. Meines Erachtens haben wir ihn ähnlich wahrgenommen, aber bewerten ihn anders (wenn sich Leute aus Orientierungslosigkeit (oder Langeweile?) am Ende eienr Demo hinsetzen, ist das keine Schienenblockade usw.).
Deine Spekulation, wer den DA-Aufruf geschrieben hat, verstehe ich gar nicht: Warum ist das wichtig?

Wobei ich allerdings in jedem Fall bleibe: x1000 ist organisiert. Sie hatten vorher überlegt, was sie machen wollten. Am Ort des Geschehens zeigte sich aber ziemliche bis totale Handlungsunfähigkeit und auch eine Unfähigkeit der Bezugsgruppen zum eigenständigen Handeln. Genau das werfe ich x1000 vor: Es ist eine Struktur zum Abtrainieren des eigenen Denkens und Handelns.
Die Durchorganisierung mit dem Manipulationsinstrumentarium Moderation verunmöglicht den Menschen und Bezugsgruppen, in unvorhergesehenen Situationen zu handeln. Unvorhergesehen war an der Polizeikette nicht, daß es da Auseinandersetzungen geben wurde, sondern daß es es 10 Entschlossenen tatsächlich gelangt, die Kette zu sprengen. DerRest hätte nur noch weitergehen brauchen. Das hat er nicht getan. Es war aber Beschluß, so weit zu gehen, wie es geht! In beiden Plena!!! Das war auch vorher schon klar. Hat nur niemand dran geglaubt. Dann setzt Ihr Euch hin ans Ende einer Demo, um hinterher sagen zu können, Ihr hättet die Schienen blockiert. Das ist doch keine Aktionsfähigkeit!
Ein Stück weiter hinten, kurz vor dem Beginn der Rheinschanzinsel,blockierten derweil ca. 50 Leute, die Bezugsgruppen vonx-tausendmal Quer, die Schienen. In Oberhausen wurde derweil dasCamp aufgebaut und gekocht. An den Schienen drohte die Polizei mitRäumung uns Ingewahrsamnahme.
Nein, nein, nein. Während die Möglichkeit bestand, weiter auf den Schienen zu gehen in den Bereich, wo dann auch Wiesenflächen daneben wären, gab es keine Räumungsandrohungen u.ä. gegen x1000. Das ist jetzt schlicht eine falsche Darstellung. Ob Ihr Euch noch viel später hingesetzt habt, als ohnehin alle Chancen vertan waren, weiß ich nicht. Finde ich auch nicht relevant.
Das hört sich für mich schon nach der vorher moniertenDominanzstruktur an:
Natürlich sind vorbereitete Gruppen dominant gegenüber orientierungslosen. Ziel ist, die Zahl der vorbereiteten und dadurch handlungsfähigen ständig zu erhöhen. Das schafft Dominanzstrukturen nicht ab, aber vermindert sie kontinuierlich. X1000 macht das Gegenteil: Durch den Aufbau eines Apparates (als wir nach Philippsburg kamen, sprangen da doch längst die schick gekleideten Oberfuzzies rum, posierten vor der Presse und zogen eine Kundgebung mit beschissenen Redebeiträge von ausgesuchten RednerInnen durch) wird ohnehin alles, was wichtig ist, schon vorweggenommen. Der Rest wird in Bezugsherden aufgeteilt mit Zwangsmoderation usw. Wo soll da noch eigenständiges Denken und Handeln, ein Vorbereiten in der Gruppe wachsen?
Wo bleiben die mit ihren Ängsten, und wie können sie ihre Stärkeneinbringen, wenn es keine Bezugsgruppen, sondern nur kurze Plenbagibt?
Es ist nicht möglich, vor der Bullenkette Plena u.ä. zu machen, um mit den Ängsten umzugehen. Diese Pseudopsychologie und -demokratie organisiert x1000, um ihre harten Hierarchien- und Manipulationsmechanismen zu verdecken. Ich würde eher sagen: Es muß klar gemacht werden, daß so etwas vorher laufen muß. Echte Bezugsgruppen mit Vertrauen der Menschen zueinander entstehen nicht vor einer Polizeikette.
Wir müssen das vermitteln. Wer das aber nicht will, kann nicht vor der Polizeikette einfordern, daß jetzt alle anderen auch nicht handeln dürfen.
die wichtige Aufgaben in der Organisation der Aktionen für dienächsten Tage hatten und nicht einfach im Gewahrsam verschwindenkonnten.
Cool. Das ist ja eine richtig offene Begründung für die Einteilung in wichtige und unwichtige Leute, pro Hierarchie. Fußvolk draußen und Oberfuzzies im Hotel halt. So habe ich x1000 wahrgenommen - viel schlimmer als gedacht. Und dieser Satz bestätigt das eindrucksvoll
Meine 70jährige Mutter war auch dabei.
Das sind alles Scheißklischees. Vorne an der Bullenkette haben einige recht alte Leute die Versuche unterstützt.
Das Durchbrechen der Polizeiketten und Besetzen derGleise konnte niemals eine gemeinsame Aktion aller werden.
Die Bullenkette gab es nach kurzer Zeit nicht mehr.
Übrigens: wenn wir so toll organisieret wären, wie es hierphantasiert wird, dann stünden da evtl. auch mehr als 30PolizistInnen.
Wo ist das Argument? Hilflose Verteidigungsrhetorik? Selbst wenn: Behauptet x1000 nicht auch, daß es ein Ziel ist, Öffentlich Protest sichtbar und den Castor möglichst teuer zu machen? Jetzt, wo es paßt, plötzlich andersherum? Hast Du eigentlich klare Ziele?
Was soll denn das heißen, Eid auf Gewaltverzicht und Strukturen?Wir können uns doch vorbereiten und im eigenen Stil durch einePolizeiabsperrung gehen,
Ich habe noch nie den Gewaltverzicht von x1000 kritisiert. Ich finde den zwar falsch, aber ist eben Auffassungssache. Ich kritisiere aber die krass-hierarchischen und bevormundenden Strukturen und den Eid auf Gewaltverzicht.
Unsere Strukturen zum gewaltfreien Umgangmiteinander können dabei ebenfalls nur helfen.
Eure Sturkturen sind hierarchisch und manipulierend. Die Gewaltfreiheit ist das Thema, unter dem eine ziemlich zentralistische Organisation aufgebaut wird - deren Mehrheit noch nicht einmal davor zurückscheut, eine Agentur zur eigenen Koordination zu beauftragen (aber zum Glück gab es 4 Vetos).
sinnvoll halten und sich durch solche Maßnahmen auch in der Aktionnicht sicherer, sondern unsicherer fühlen.
Wie: Wenn Wasserwerfer nicht mehr weiterfahren können, fühlt Ihr Euch unsicherer als wenn sie Euch wegspritzen?
damit nur Sachen laufen, die für alle akzeptabel sind.
Warum muß das sein? Dann würde ich Euren Rauswurf verlangen, weil Euer Vorgehen für mich nicht akzeptabel ist. Aber ich mache bei Euer Aktion ja auch nicht mit. Eine Aktion kann sehr wohl sehr vielfältigt sein, d.h. aus vielen Teilen bestehen. Und für Euch wäre es eher gut, wenn andere die wasserwerfer lahmlegen. Oder warst Du bisher immer nur Funktionärin und hast so ein Ding noch nicht abgekriegt.
Wie schon oben gesagt: In der Aktion kannst Du überhaupt nur dann diskutieren, wenn handlungsfähige Aktionsgruppen da sind. Die entstehen aber nciht während der Aktion.
Wie soll das denn aussehen bei der Gründung dieses Netzwerkes -wird es da ein Plenum geben? ;-)
Natürlich gibt es Plena. Aber im optimalen Falle hat das genau nichts mehr zu sagen. Denn: "von unten" bedeutet, daß der zentralste Teil am wenigsten zu entscheiden hat.
"Wir können auch anders!"
Das war gut zu sehen ...

Gruß ... Jörg
(Streit ist keine Ausgrenzung, daher freue ich mich über die Diskussion)

Hinweis: Der Mailwechsel dauert noch etwas länger an.

Weitere Diskussionsbeiträge:
Ich habe mir Deine Ideen auch mal durchgelesen und bin zu folgendem Ergebnis gekommen:
Ein Direct Action-Netzwerk ist zwar sinnvoll, aber Deine Ideen sind ein bischen utopisch. So eine Professionalität gibt es in der Linken selten, und ist auch nur durch einen sehr guten Organisationsgrad möglich. Wir sollten uns also als erstes einmal überlegen, wie wir es schaffen, eine bundesweite Struktur zu schaffen, die aus vielen Basisgruppen besteht bzw. auf viele Basisgruppen einen mobilisierenden Charakter ausübt.
Ich sehe zwei Möglichkeiten, um die Mobilisierung und die Ausbildung der TeilnehmerInnen zu verbessern:
a) direktes Ansprechen von Basisgruppen
Die schlechte Mobilisierung von X1000 hat gezeigt, dass es (warum auch immer) nicht geschafft wurde, Gruppen von den großen Umweltverbänden (NABU/NAJU bzw. BUND/BUNDjugend, Greenteams) zu mobilisieren. Genausowenig hat es im autonomen und linksradikalen Spektrum funktioniert, Antifa-Gruppen oder Basisgruppen von Linksruck, Solid, SAV etc. zu mobilisieren (von ein paar Hänselchen mal abgesehen). Was bedeutet das fürs nächste Mal? Wir werden nicht darum herumkommen, uns Informationen über die Organisationsstrukturen oben genannter Gruppen zu beschaffen um dann die Basisgruppen direkt anzuschreiben (oder anzurufen?). Ich denke dabei an einen ansprechend layouteten Aufruf (wie wir ihn aus linksradikalen Zusammenhängen, Umweltverbönden usw. kennen, aber eigentlich sollte ja jedeR für seine Veranstaltung auch ordentlich werben oder?) mit Informationen und dem Grund, warum ausgerechnet jetzt Castoren blockiert werden müssen. Vielleicht sogar 2 verschiedene Fassungen (denn linkradikale lassen sich anders als Ökos und Peaceleute ansprechen und umgekehrt).
b) Mobilisierung über bestehende Strukturen hinaus Die zweite Sache ist dann wohl eher die von DA-Gruppen. In einigen Orten existieren Anti-Atom-Gruppen. Diese können sich überlegen, wie sie in ihrem Ort/Region die Mobilisierung verbessern können. Hierzu fällt mir nicht so viel neues ein: Infostände, an Schulen verteilen, Plakatieren, in linken Kneipen/Kulturzentren etc. verteilen, vielleicht Solikonzerte, ... Zwecks Wehrsportübungen usw. sollten sich vielleicht mal einige schlaue Köpfe zusammensetzen und ein paar Papiere verfassen, wie Mensch mit besagten Problemen am besten fertig wird (Wasserwerfen, Bullenketten etc.). Diese Dinge sind aber nicht only for Castor, sondern können auch in anderen politischen Bereichen eingesetzt werden. Gut ich gebe zu, Bullenketten zu durchbrechen ist nicht so schwer, es ist nur Entschlossenheit und zahlreiches Erscheinen notwendig (bestenfalls ein kleiner Selbstverteidigungskurs, um Bullengewalt richtig erkennen und die Situation abschätzen zu können) und das mit den Wasserwerfern und den Farbeiern ist zwar ne schöne Sache, aber mal schaun ob das dann wirklich so gut klappt und so.

Achso, und noch ein dritter Punkt, der mich tierisch gestört hat: Absolute Fehleinschätzung, Lahmarschigkeit, Ineffizienz, sinnloses Diskutieren.
Ich war an besagtem Datum auch vor Ort um „mitzuwirken“. Aber ich muss doch noch einige Kritik loswerden: Wenn Leute 1-2 Stunden (keine Übertreibung) brauchen, um über eine Situation vor Ort zu diskutieren, die zwar zu Beginn der Planung noch aktuell war, danach aber unter Umständen eine komplett andere ist, frage ich mich, ob die betreffenden Leute noch klar denken können. Darüber hinaus dann noch eine Entscheidung zu treffen, die natürlich so nicht funktioniert hat (Situation hatte sich geändert, Bullen waren am Start usw.), was natürlich auch einige Leute in den ersten fünf Minuten dieser Diskussion vorhersahen (michmalaufdieschulterklopfe)... Dann noch mehrmals auf die Karte schauen (damit auch der/die letzte Schlafmütze aufwacht) statt einmal die Lage abzuchecken und schließlich noch eine ellenlange ergebnislose Diskussion zu führen (bzw. hatte sich das Ergebnis innerhalb von 1 Stunde nicht geändert) ist doch wirklich blöd. Zum Glück ist kein Castor gerollt und es war in diesem Fall sowieso egal. Achso und die Delegiertenplena sind nicht zum Zweck-Diskutieren da, sondern um Entscheidungen zu fällen (diese natürlich in Diskussionen) und zwar in gewissen Situationen mit hoher Geschwindigkeit.
;-) Das muss besser werden!
Jens

Um dieDiskussion über die Bildung eines Direkte-Aktions-Netzwerkes nichtnur im Internet stattfinden zu lassen, wende ich mich an Euch. Ichhalte solch einen Vorschlag bzw. dessen Umsetzung für überfällig. Entschlossene direkte Aktionen finden bisher wohl eher selten im Rahmenvon Massenmobilisierungen wie Gorleben oder ähnlichem statt. Stattdessenist eine andere Geisteshaltung die Regel: „Erst mal hinfahren. Vielleichtkann ich mich ja irgendwo anschließen; wird sich schon irgendwasergeben.“ Häufig wird die Spannung am Dabeisein und das spätere„Ich war da“-Gerede zum Selbstzweck. Wer glaubt denn noch daran, alleindurch die Zahl der anwesenden DemonstrantInnen etwas bewirken zu können?Bei mehreren Tausend vielleicht eingeschränkt aber wann ist das derFall?
Auchaus Angst vor Reppression oder der Befürchtung, sich durch Dominanzvorwürfeo.ä. angreifbar zu machen wird ein entschlossenes Vorgehen und eingewisses Maß an Selbstorganisation verhindert. Ich möchte michdiesen Ängsten stellen und damit umgehen lernen. Es gibt viele Schwachpunktebei Massenmobilisierungen, die verändert werden sollten. Fürmich ist nicht alles verwerflich und sollte abgelehnt werden, nur weiles als militärisch oder potentiell dominanzhervorrufend gilt. Diesesklassisch linke Abwehrverhalten gegen jegliches Vorgehen/Verhalten der„Gegenseite“ ist für mich nicht akzeptabel.
Wenneine gewisser Grad an Organisierung notwendig ist, dann sollte die Umsetzungmöglichst gleichberechtigt erfolgen, aber: sie sollte erfolgen undnicht aus Angst vor Dominanz-oder anderen Vorwürfen unterbleiben.Ich halte die Mobilität bei Massenveranstaltungen für unserenentscheidenden Vorteil. Wenn wir schnell sind, können wir vielVerwirrung stiften, angreifen und unerkannt entkommen u.s.w. Überdie Absprachen untereinander, d.h, den einzelnen Direkte-Aktionsgruppenmuss noch gesprochen werden. Da ich Schnelligkeit für den wichtigstenPunkt auch im Hinblick auf Repression sehe, würde ich auch den Erwerbeiner gewissen Ausdauer für zeitweiliges Laufen vorschlagen.
Fernersollte jede Person über Kenntnisse in bezug auf Klettern u.ä.verfügen und eine bestimmte Ausrüstung auf Aktionen immer dabeihaben.Für Situationen, in denen Repression stark greift (Bullenketten durchbrechen)muss ein Umgang gefunden werden, damit nicht ein großer Teil derGruppen durch entsprechende Verfahren für eine Zeitlang aktionsunfähigwird. Lasst uns auf dem BÖT nach einer Antwort auf diese Fragen suchen!!!
Markus

 

bei Facebook teilen bei Twitter teilen

Kommentare

Bisher wurden noch keine Kommentare abgegeben.


Kommentar abgeben

Deine aktuelle Netzadresse: 52.14.178.241
Name
Kommentar
Smileys :-) ;-) :-o ;-( :-D 8-) :-O :-( (?) (!)
Anti-Spam