Antirepression

Ö-PUNKTE 1/1998

Tree-spiking: Kampf gegen die Holzmafia:


1. Rubrik Widerstand im Hinterland
2. Baubeginn am Wesertunnel: Von Rotterdam zur Ostsee
3. Tree-spiking: Kampf gegen die Holzmafia:
4. Reclaim the streets party: Am 25. April '98 vom Hüttendorf gegen die A33

In der Nacht vom 15. zum 16. November '97 wurden in Zella-Mehlis (Thüringen) zahlreiche Bäume auf dem Gebiet der im Bau befindlichen Thüringer Wald Autobahn (A71/73) mit Metall- und Keramikstiften versehen. Die Nägel und Stifte wurden so in den Baumstamm eingetrieben, daß sie entweder direkt beim Fällen die Ketten der Motorsägen abstumpfen oder beschädigen, um das Roden der Bäume zu verzögern oder die Sägeblätter in den Sägewerken zu zerstören, damit den an der Waldzerstörung profitierenden Firmen ökonomischer Schaden zugefügt wird. Ein klares Zeichen also gegen die naturzerstörerische Politik und die damit verbundene Profitmaximierung.

Wie die AktivistInnen erklärten, verwendeten sie dazu verschiedene Nägel (bis zu 200mm lang) und Stifte verschiedenster Länge, Bolzenschneider, Silikonspritze, Taschenlampe, Akkubohrer, Fäustel (schwere Hämmer), Handschuhe, Signalgeber (Termitationspfeifen) und Verbandszeug (Erste Hilfe bei Verletzungen).

"In der Vorbereitung haben wir an toten Bäumen der selben Art unsere Ausrüstung (vor allem Nagelstärke und -härte sowie Bohrertauglichkeit) getestet und danach alle Werkzeuge mit Lösungsmittel (z.B. Spiritus) von Fingerabdrücken gereinigt. Gut arbeiten ließ sich bei den vorliegenden Bedingungen, mit zwei Gruppen zu je 2 bis 5 Personen. Die Gruppen können sich in einem verabredeten Rhythmus abwechseln. Eine vernagelt, die andere hält Wache. Eine Wachgruppe ist je nach den Bedingungen nicht immer notwendig. Da unser Waldstück aber schon als Widerstandsort bekannt war und von Cops observiert wurde, war dies notwendig. Für die Informationsweitergabe eignen sich Funken oder auch sog. Termitationspfeifen, welche Tierrufe nachahmen. Diese gibt es in Tier- oder Jagdgeschäfte zu ergattern. Mit mehreren Pfeifen können verschiedene Gefahrensituationen angezeigt werden. Als gut erwies sich, die einzelnen Arbeiten auf einzelne Leute zu verteilen. Dadurch sind die Verantwortlichkeiten für die Werkzeuge gut verteilt und die Chance, daß was liegenbleibt geringer."

Weiter erläutern sie, wie verschiedene Verfahren und unterschiedliche Stifte/Nägel zur Anwendung kamen: "Mit Akkubohrern (vor allem für härtere Hölzer wie Eiche, Buche geeignet) haben wir Löcher schräg nach unten in die Bäume gebohrt, da rein Silikon (die Farbe der Bäume verwenden, also i.d.R. braun) gespritzt und Metall- und Keramikstifte eingesetzt. Das Loch wurde mit Holzleim oder Silikon und Rinde abgedeckt. Beim Bohren auf die Haare achten, Drecklocken im Bohrer sind schmerzhaft. Der Akku hält aber nicht so viele Bohrungen aus. Wenn ihr einiges schaffen wollt, nehmt mehrere Ersatzakkus mit. Als bessere Bohrer haben sich bei uns wie wohl zu erwarten, die Holz- statt Spiralbohrer erwiesen. Mit dem Fäustel wurden in die Bäume in verschiedenen Höhen mehrere verschiedenartige Nägel getrieben. Dünne, kurze Nägel lassen sich natürlich leichter in den Stamm treiben und sind von einem Metalldedektor wahrscheinlich nicht von großen zu unterscheiden. Große Nägel sind schwerer zu entfernen und werden vermutlich als gefährlicher für Fällmaschinen eingeschätzt. Bevor der Nagel ganz im Holz verschwindet, ist es günstig, den Kopf mit einem Bolzenschneider abzutrennen und dann vollständig einzuschlagen und evtl. noch mit einem Dorn zu versenken. In weichem Holz (z.B. Pappel, Fichte, Birke, Linde) ist es auch möglich schon vorher entköpfte Nägel einzuschlagen. In härteren Hölzern rutscht mensch beim einschlagen leicht ab und die Nägel werden krumm. Damit die Nagelköpfe nicht evtl. verräterisch in der Landschaft liegenbleiben, ist es möglich einen Magneten an die Schneide des Bolzenschneiders zu befestigen, der die Köpfe auffängt. Ansonsten müßt ihr weggucken, da die Teile einer/m echt um die Ohren fliegen. Von der Lautstärke her sind die Akkubohrer nicht direkt leiser als die Hämmer aber das Geräusch ist nicht so kontrastreich und wird durch Wind und Regen eher geschluckt. Das laute Hämmern könnt ihr durch das Anbringen von festem Filz oder anderen Materialien an die Hammerfläche dämpfen. Gut ist es, einen Treffpunkt auszumachen, falls es zu Zwischenfällen kommt und evtl. einen EA (Ermittlungsauschuß) einzurichten oder ein Handy an einem für alle bekannten Ort zu verstecken." In ihrem Schreiben weisen die AktivistInnen zudem darauf hin, daß Werkzeuge und Klamotten zu reinigen sind und die bei der Aktion getragenen Schuhe zu entsorgen seien. Der Bolzenschneider könne mit einer Feile von den Nagelspuren gesäubert werden. Auch seien BekennerInnenschreiben sinnvoll, um die mit dem Fällen beschäftigten Leute nicht unnötig zu gefährden. Ein weiterer Hinweis betraf den Umgang mit den Materialien zum Verfassen des Briefes (gewöhnliches Papier, übliche Drucker, keine Schreibmaschine, keine Fingerabdrücke, Briefmarke nicht anlecken). Zudem verwiesen sie auf ein Buch namens "Notwehr - Sabotage im Namen der Erde", welches einen guten Einblick in die Thematik gäbe und in gut sortierten Infoläden erhältlich sei.



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Zuletzt überarbeitet am 5. Mai 1998
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