Antirepression

BLICKE HINTER DIE MAUERN

Leben, Gesundheit und Sterben im Knast


1. Informationen zum "Leben" im Knast
2. Berichte vom Umgang der Knastleitungen mit politischen Engagement und Solidarität
3. Berichte von eingesperrten Polit-Aktivistis
4. Leben, Gesundheit und Sterben im Knast
5. Pit Scherzls Notizen über die Missstände, die er im Knast erlebte
6. 12 Jahre Knast für Anschlag auf Arbeitsamts-Chef
7. Berichte von Thomas Meyer-Falk
8. Berichte aus dem Gießener Gefängnis (Gutfleischstraße)
9. Gerichtlich geklärte Bedingungen
10. Mehr Knastberichte
11. Rechte Ideologieschmiede Knast

Zitat aus dem IvI-Rundbrief 6/2009 (S. 4)
Übelst sind u.a. auch die sonstigen Vorgehens- und Verhaltesweisen der s.g. medizinischen "Dienste" (allein dieses Wort ist vielfach eine Verhöhnung!!) zu bezeichnen. Passiert etwas, - z.B. wenn ein Gefangener in der Freistunde umkippt, - oder er in der Zelle liegt ... so dauert es oft unendlich lange, bis sich die Sanitäter blicken lassen. So geschehen vor einiger Zeit in Rheinbach. Da wird der Gefangene v.E. in der Zelle (offene Wohngruppe) aufgefunden ... und es dauerte fast 40 Minuten, bis der Sani die 3 Treppen hochkam (keine 75m Wegstrecke) und lediglich ein Stethoskop bei sich trug. Im Nachhinein sagte er dann, er habe ja nicht ahnen können, dass es so ernst sei. H.V.E. ist dann anderstags in der Klinik draussen verstorben, nachdem ihn 2 Beamte die Treppen hinunterschlurrten. Vor kurzem fiel auch ein älterer Gefangener mit Kreislaufbeschwerden hier in der Freistunde um. DieSanis wurden sofort per Funk informiert. Sie kamen und kamen nicht. Der ältere Gfangene wurde dann durch den Mitgefangenen N.D. ins Haus getragen und auf dem Wagen zum Essenausteilen zur Krankenabteilung gefahren. Derartige Vorkommnisse sind keine Ausnahmen !!!!

Als der Informant (heute: die Informantin) von Wikileaks im Jahr 2010 eingesperrt wurde, kam es zu einigen seltsamen Presseberichten. Offensichtlich hatten bildungsbürgerliche Kreise, die sonst nie mit der Materie "Knast" in Kontakt kamen und Strafe aus einer abstrakten, lebensfremden Gerechtigkeitslogik befürworteten, erstmals einen Einblick, was Knast überhaupt bedeutet. Mit der Folge, dass das 23 Stunden lange Einsperren von Menschen als Folter empfunden wurde. Dann werden alle Strafgefangenen in Deutschland gefoltert. Denn eine Stunde ist Hofgang, der Rest Eingesperrtsein. Immer. Überall. Jahre und Jahrzehnte lang.


Entsolidarisierungsmethoden
Aus einem Bericht über Verhältnisse in Berliner Gefängnissen
Der ausgeübte Druck auf die Menschen ist in den Anstalten differenziert, bei Widerstand wird der Gefangene immer wieder in den Zustand kurz nach der Festnahme versetzt: Überall gibt es besonders „gesicherte“ Hafträume. Wer in Moabit Kontakt zu anderen aufnimmt, lärmt oder diskutiert…der Beamte gibt Alarm, Einsatz des Knüppelkommandos, Verbringung in den Bunker, eventuell mit anketten.

Selbstmorde häufig
Aus "Mehr Suizidfälle in deutschen Haftanstalten", auf: aerzteblatt.de am 25.11.2019
Die Zahl der Suizidfälle in deutschen Haftanstalten hat zugenommen. Wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linksfraktion hervorgeht, star ben 2017 im Justizvollzug 173 Menschen, 82 von ihnen durch Selbsttötung. So viele Sui zide in der Haft hat es seit 2005 nicht gegeben.

Ulla Jelpke (MdB von Die Linke) in einer Pressemeldung am 26.11.2019
2017 haben sich in deutschen Gefängnissen 82 Menschen das Leben genommen, so viele wie seit 2005 nicht mehr. Dass sich so viele Gefangene gezwungen sehen, das eigene Leben zu beenden, ist entsetzlich. Der Staat trägt für diese Menschen eine Verantwortung - der er aber regelmäßig nicht nachkommt", kommentiert die innenpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE, Ulla Jelpke, die Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage zu Todesfällen in Haft. Jelpke weiter:
"Wenn Gefangene eines unnatürlichen Todes sterben, spielt nicht selten menschliches Fehlverhalten eine Rolle. Häufig wird eine akute Suizidgefährdung bei Inhaftierten nicht erkannt, die psychologische und medizinische Versorgung ist miserabel, und für Angehörige und Freunde ist im Nachhinein kaum nachzuprüfen, was sich in der Blackbox Knast ereignet hat. Alle Todesfälle in Haft müssen lückenlos aufgeklärt werden!
Es muss endlich Schluss sein mit dem Irrglauben, dass sich eine Person dadurch bessere, dass sie mit vielen anderen über Jahre oder Jahrzehnte auf kleinstem Raum eingeschlossen wird. Wir brauchen keine Knäste, sondern Rehabilitationszentren, in denen sich mit den gesellschaftlichen und persönlichen Umständen der Täter auseinandergesetzt wird und sie auf ein Leben in Freiheit vorbereitet werden.
Anfrage und Antwort können hier eingesehen werden: gleft.de/3lK

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