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MODERNE FORMEN VON HIERARCHIE: FÜHRUNG IN HIERARCHIEKRITISCHEN GRUPPEN

Von Staat und Bewegungsoligarchen gefürchtet: Unberechenbarer Protest


1. Einleitung
2. Modern führen: Methoden für versteckte Dominanz
3. Assimilieren - die sanfte Übernahme
4. Herrschen, ohne dass es jemand merkt: Instrumentalisierung
5. Kontrolle der Außenvertretung
6. Geschichtsschreibung als Herrschaft
7. Bewegungsagenturen und -kraken
8. Aufstehen!
9. Von Staat und Bewegungsoligarchen gefürchtet: Unberechenbarer Protest
10. Links zu Alternativen ...

Wenn Menschen eigene Ideen umsetzen, entsteht unkontrollierbarer Protest. Einziges Beispiel dieser Art, bei dem das in Deutschland seit Jahren geschieht, ist der Castorprotest. Zwar kommt es hier auch zu Kanalisierungsversuchen und Werbung für berechenbare Aktionen (.ausgestrahlt, X-1000malquer), aber die Tradition wirkt eher dahin, dass viele Gruppen ihre spontanen oder gut geplanten Sachen machen. Darunter sind auch wendländische Kreise wie die BäuerInnen, die erkennbar immer wieder neue Blockadekonzepte fahren und sich den Vereinnahmungsversuchen durch Vielredner und selbsternannte SprecherInnen des Protestes entziehen.

In anderen Fällen entstehen unberechenbare Aktionsformen nur in geringem Umfang (Spaßguerillagruppen, BlockiererInnen- und BesetzerInnenszene usw.) oder in den dynamischen Anfangsphasen von Protest, den die schwerfälligen Bewegungsapparate erst im Laufe der Zeit unter Kontrolle bringen. Ein prägnantes Beispiel waren die Montagsdemonstrationen gegen Sozialabbau. Diese begannen aus einer kleinen, spontan versammelten Runde und wuchsen binnen weniger Tage in den ersten Städten auf das Zehn- bis Hundertfache an. Es kam sehr schnell zur Ausbreitung in die Fläche. Ab der dritten oder vierten Woche drangen die Bewegungseliten in die Montagsdemonstrationen ein und wandelten die spontanen, möglicherweise aktionsbereiten und im Laufe der Zeit aktionsfähigen Ansammlungen zu billigen ApplaudiererInnen von LinksparteipolitikerInnen oder GewerkschafterInnen mit ihren mehr oder weniger langweiligen Reden. Mit der Gründung der Linken als gesamtdeutsche Partei gelang den dortigen Parteioberen, das Thema für sich aufzusaugen - obwohl so gut wie niemand der vom Sozialabbau Betroffenen in der Partei irgendwas zu sagen oder ein Pöstchen ergattert hat.

Im Original: Pro unberechenbarer Protest
Aus dem Indymedia-Text "Von Protestböen zum Proteststurm"
Entscheidend wird in den kommenden Wochen und Monaten sein, dass die Phase des Bewegungsaufschwungs nicht durch die KontrolleurInnen sozialer Bewegungspolitik bestimmt bleibt. Die Kampagnenprofis von attac, die linksparteilichen SonntagsrednerInnen bis hin zu Resten der bewegungsnahen Grünen werden Vieles unternehmen, um die Zügel festzuhalten, damit sich Protestformen nicht „verselbständigen“.
Aber genau um eine solche „Verselbständigung“, oder besser gesagt, um eine Emanzipation von den „bewegungsinternen AufpasserInnen“ geht es. Soziale Bewegungen sind auch immer ein Terrain von „Richtungsauseinandersetzungen“; wer bestimmt unter welchen Vorzeichen mit welchen Ausdrucksformen und mit welchen Zielsetzungen die Protest-Szenerie.



Mehr:

Links zur Debatte um die Professionalisierung sozialer Bewegungen auf Schattenblick

Texte zu Elitenstrukturen ...

Zum nächsten Text über ein Update für anarchistische Theorie, dem ersten im Kapitel über Perspektiven der Anarchie

Diskussion über Massenpsychologie & Organisierung politischer Bewegungen (Live-Mitschnitt eines Seminars mit Jörg Bergstedt)

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