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Ö-PUNKTE 3/1998

Kontroverse über Belastung durch Getränkeverpackungen


1. Kurzmeldungen zu Müll
2. Wettbewerb "Müllfreie Schule"
3. Kontroverse über Belastung durch Getränkeverpackungen
4. Neues (Müll-)Spiel, neues Glück (?) in Berlin ...
5. Die Einweg-Offensive von Coca-Cola
6. 1000 Tonnen italienischen Sondermülls nach Biebesheim
7. Bundesverfassungsgericht lehnt Klage gegen Bayr. Müllvolksentscheid ab
8. Leitfäden zur Lösung von Abfallproblemen
9. Erkrankungen um Deponien

AGVU sieht Halbierung / BUND spricht von "Taschenspielertricks"
Nach einer Studie der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM) haben die Bundesbürger 1995 nur noch halb soviel Abfall durch gebrauchte Einweg-Getränkeverpackungen verursacht wie vor 25 Jahren. Während jeder Bürger im Jahr 1970 durchschnittlich 12,5 Kilogramm leere Einweg-Getränkeverpackungen dem Hausmüll zuführte, seien es 1995 nur noch 6,4 Kilogramm gewesen. Die Studie wurde im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft Verpackung und Umwelt (AGVU) erstellt.

Die meisten der hier verarbeiteten Informationen stammen aus dem "Abfallwirtschaftlichen Informationsdienst" bzw. dem MüllMagazin. Beide werden vom Rhombos-Verlag herausgeben und sind für alle, die in der Abfalldiskussion auf dem Laufenden bleiben wollen,
zu empfehlen.

Adresse:
Rhombos
Kurfürstenstr. 17
10785 Berlin
Tel. 030/2619461
Fax 030/2616845

Termine:

10.11.97 in Darmstadt
Fachtagung "Die Verpackungsverordnung - Umsetzungspraxis und Novellierung"
Veranstalter und Kontakt: Chemie Umweltberatung, Frau Dr. Kovacs-Bertrand, Karlstr. 16, 60329 Frankfurt, Tel. 069/25561590, Fax 6314391.

13.11.97 in Hamburg
Seminar "Lagerung von gefährlichen Stoffen (Stückgut), Technische Anforderungen"
Veranstalter und Kontakt: Koordinierungskreis Umweltmanagement c/o Beratungsstelle für Technologiefolgen und Qualifizierung, Jutta Lamers, Holstenwall 5, 20355 Hamburg, Tel. 040/349155-96, Fax -99

20.-21.11.97 in Offenbach
Fachtagung "Möglichkeiten und Grenzen der Umsetzung der EG-Öko-Audit-Verordnung in Kommunen"
Veranstalter und Kontakt: Umweltinstitut Offenbach, Nordring 82 B, D-63067 Berlin, Tel. 069/ 81 06 79, Fax 069/ 82 34 93.
21.11.97 in Berlin
Kongreß "Kreislaufwirtschaft im Krankenhaus - eine Führungsaufgabe"
Veranstalter und Kontakt: Kongreßbüro Blackwell GCM, Riedemannweg 59, 13627 Berlin, Tel. 030/38370-752, Fax -789.

8.12.97 in Würzburg
Grundlehrgang "Betriebsbeauftragter für Abfall"
Veranstalter und Kontakt: TÜV Akademie, Christa Ostermaier, Westendstr. 199, 80686 München, Tel. 089/5791-1180, Fax -2247. (Weitere Termine: 8.12.97 Hannover und Bayreuth)

11.-12.12.97 in Karlsruhe
Der Betriebsbeauftragte für Gewässerschutz.
Veranstalter und Kontakt: Fortbildungszentrum für Umwelt und Technik, Frau Gilliar, Postfach 36 40, 76021 Karlsruhe, Tel. 07247/824045, Fax 824857
Die GVM kommt zu dem Schluß, daß die Zunahme von Einwegverpackungen in den letzten 25 Jahren durch Verminderung der Verpackungsgewichte und durch Recycling mehr als wettgemacht worden ist. Seit 1990 sei der Abfall aus Einwegverpackungen für Getränke durch die verstärkte Wertstoffsammlung um 55 Prozent vermindert worden.

Diese Tendenz wird sich laut GVM fortsetzen, so daß im Jahr 2000 weniger als 3 Kilogramm Abfall je Einwohner anfallen werden.

Eher zurückhaltend beurteilt die Studie dagegen den Beitrag von Mehrwegflaschen zur Abfallverminderung. Für das Jahr 2000 rechnet die GVM damit, daß die durch weggeworfene Mehrwegflaschen verursachte Abfallmenge mit 324.000 Tonnen 50 Prozent größer sein wird als der gesamte Abfall aus Einweg-Getränkeverpackungen. Hierbei sei allerdings der dreimal höhere Marktanteil von Mehrweg zu beachten.

Weiterhin kommt die GVM zu dem Ergebnis, daß bei einer Abschaffung der nach der Verpackungsverordnung vorgeschriebenen Mehrwegquote der Marktanteil nur unwesentlich von etwa 72 Prozent auf 67,4 Prozent sinken würde. Auch bei einem Absinken der Quote würde sich die Abfallmenge aus Einweg und Mehrwegverpackungen auf 540.000 Tonnen reduzieren.

BUND: Fehler in der Studie

Nach Ansicht des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) dagegen sind sämtliche Kernaussagen der GVM-Studie bewußt irreführend. Das Hauptaufkommen an Getränkeverpackungen in der BRD seien Glasflaschen (ca. 82 %). Einweg-Glasflaschen seien erst 1968/69 in der BRD eingeführt worden. Davor hätten sie keinerlei Rolle auf dem deutschen Markt gespielt. Bezogen auf das Jahr 1969 hätte sich die Masse der Getränkeverpackungen im Müll trotz hoher Recyclingquoten von 75,1 Prozent (1995) im Gegensatz zur GVM-Studie um 300 Prozent auf 523.000 Tonnen (1995) erhöht.

Die von der GVM ausgewiesene Steigerung der Recyclingquote um 55 Prozent beruht nach Ansicht des BUND auf einer unbegründeten Verkürzung der Recyclingmengen bei Einweg-Glasflaschen. Im Gegensatz zur GVM (42,7%) gehe die GGA (Fachvereinigung Behälterglas) für 1990 von einer Recyclingquote von 53,9 % aus. Laut BUND gibt es keine empirisch nachgewiesenen getrennten Recyclingraten, weder für Einweg- noch für Mehrweg-Glasflaschen.

Berechnet auf Basis des Durchschnittswertes der GGA verringere sich die Quote damit von 50 auf 30 Prozent.

Bewußt irreführend seien in der GVM-Studie die Berechnungsgrundlagen für den vorausgesagten Rückgang der Mehrwegquote. Da dieser lediglich auf einen Zeitraum von drei Jahren prognostiziert würde, Investitionszeiträume in der Regel aber ein bis zwei Jahre betragen, könne in dieser Zeit nur ein geringer Umstieg auf Einweg eintreten. Bis zum Jahr 2003 erwartet der Bund für Naturschutz dann aber einen erdrutschartigen Einbruch bei Mehrwegverpackungen.

Ebenfalls zu völlig gegenteiligen Ergebnissen kommt der BUND bezüglich der Müllmengen-Prognose für das Jahr 2000. Auf der Basis der GGA-Durchschnittswerte ergäben sich demnach 190.00 Tonnen Mehrweg-Müll gegenüber 337.000 Tonnen Einwegmüll. Die GVM könne nur zu ihrem anderslautenden Ergebnis kommen, weil sie empirisch nicht belegte unterschiedliche Recyclingquoten für Einweg (90%) und Mehrweg (45%) ansetze.

Im Gegensatz zur GVM geht der Umweltverband davon aus, daß bei der Rücknahme der gesetzlichen Mehrwegquote zeitversetzt die Zahl der Einwegverpackungen rasant zunehmen würde. Bei Glasrecyclingquoten von ca. 80% würde bei einem eventuell verbleibenden 40%igen Mehrweganteil die Müllmenge um ca. 250 % gegenüber 1995 ansteigen.

Kontakt:

Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM), Dr. Gerhard Eisenblätter, Rheingaustr. 85, 65203 Wiesbaden, Tel. 0611/27804-27, Fax -50.
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Bereich Abfallvermeidung, Dr. B. Ludwig, Im Rheingarten 7, 53225 Bonn, Tel. 0228/40097-21, Fax -40.

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