Prozesstipps

RANDALEFÜHRERIN: AKTIONSTIPPS DURCH DAS JAHR 2002

CASTORTRANSPORTE


1. CASTORTRANSPORTE
2. NAZI-AUFMÄRSCHE
3. 12.-16. Mai: ATOMFORUM IN STUTTGART
4. 22./22. Juni: EU-GIPFEL IN SEVILLA
5. 26.8-24. September: RIO + 10
6. 22. September: BUNDESTAGSWAHL
7. Was bleibt: Über die Events hinaus

Auch dieses Jahr rollen wieder Castoren. Die massive Polizeipräsenz bei den letzen Transporten und die Einfallslosigkeit der AktivistInnen haben dazu geführt, dass der Widerstand am Ende des Jahres doch recht blaß aussah. Aber: die Polizeitaktik ist nur aufgegangen, weil die Aktionsformen so berechenbar waren, wenig Neues dabei war: Immer nur Sitzblockaden und simple Ankettaktionen bedeuten irgendwann Stillstand. Und leider ist es immer noch so, dass gelungene Aktionen immer von wenigen Gruppen ausgehen; der Großteil der CastorgegnerInnen kommt völlig unvorbereitet ins Wendland und betreibt damit maximal plattes Eventhopping.

Es hilft also nicht, die gesteigerte Repression anzuprangern - notwendig ist die ständige Weiterentwicklung von Aktionsformen - und Methoden sowie deren Weitergabe innerhalb der Bewegung: Direct-Action-Gatherings, bei denen wir uns Aktionstechniken beibringen und aneignen; Debatten darüber, wie der Protest gegen Atomkraft in einen grundsätzlichen Widerstand gegen Herrschaft und Verwertung verwandelt werden kann; Ideen, wie eine inhaltliche Vermittlung gegenüber Presse und Bürgis aussehen könnte, die in den Händen von BasisaktuerInnen liegt...anstatt es weiter BUND-FuntionärInnen und selbsternannten Pressegruppen zu überlassen. Es ist nichts zu hoffen, es ist alles zu tun - werdet widerständig, werdet kreativ! Hier eine unvollständige Sammlung von Ideen...

Direct Action:
Offene Presseplattform
Während Basishoppel Aktionen auf den Schienen & anderswo machen, erzählen BUND-FunktionärInnen den Medien Scheisse darüber, warum ihr das macht ("Castor zu unsicher" usw.) und instrumentalisieren somit den Widerstand von Basisgruppen. Auch spezielle Pressegruppen agieren oft ohne Rückkopplung mit den Handelnden. Eine eigene inhaltliche Vermittlung fehlt oft komplett - dass muß sich ändern: Ein Teil selbstorganisierter Vermittlung wäre z.B. eine offene Presseplattform, die es Aktionsgruppen ermöglicht, direkten Kontakt mit JournalistInnen herzustellen, ihre eigene Pressearbeit zu machen. Aussehen könnt es so: es gibt Listen und eine Internetseite, auf denen sowohl Kontaktnummern von Basisgruppen und AktuerInnen (die das wollen...versteht sich!), als auch von interessierten Journis stehen. Pressegruppen der NGOs stehen doof da - dafür haben Basishoppel direkten Draht zu MedienvertreterInnen und umgekehrt. Eine Idee, die in München zur NATO-Tagung erstmalig umgesetzt wurde...mit beachtlichem Erfolg. Bald ein Standard für alle Aktionen?

Blockade & Sabotage
Eine Kombination aus Blockade und Sabotage, die es beim letzen Castor wohl schon gab, aber wesentlich unspektakulärer ausfiel als erwartet: Mit Barrikaden und einer geschickten Traktorblockade wird ein vorher ausgewählter Streckenabschnitt gegen PolizistInnen abgeschirmt. Inmitten dieser können friedliche SitzblockiererInnen in aller Ruhe die Gleise auseinander nehmen (X..!) und das ganze Gleisbett abtragen. (Ablenkungsmanöver, Falschmeldungen u.ä. im Vorfeld einsetzen, damit die Polizei die Blockade nicht bereits im Aufbau verhindern kann.) Der Castor muss mindestens eine Nacht aussetzen.

Langes Wochenende
Nach dem Castor fahrt ihr nicht wie sonst direkt nach hause. Statt dessen besetzt ihr zusammen mit hunderten Gruppen und Personen überall im Wendland öffentliche Einrichtungen wie z.B. Arbeitsämter, Behörden, Polizeistationen, wo ihr Debatten anzettelt und gegenüber BürgerInnen und Presse visionäre Inhalte vermittelt. Ziel ist, den Ein-Punkt-Bezug praktisch zu überwinden und den Zusammenhang von Atomkraft mit Herrschafts - und Verwertungsstrukturen, die sie erst ermöglichen, zu vermitteln. Rüber kommen soll: Atomkraft muß weg, aber das System als Ganzes ist scheiße...auch mit ,sauberem', solarem Strom.

Für Fortgeschrittene: Castor stinkt..!
Von beiden Seiten stürmen Gruppen auf den Wagen des / der LokführerIn zu. Bevor diesR beide Fenster schließen kann, ist mindestens ein Mensch am Wagen hochgeklettert. Mit einer Wasserpistole spritzt dieser Buttersäure zielsicher (!) aufs Armaturenbrett...das stinkt gewaltig - so wird keineR weiterfahren wollen! Achtung: bisher existiert diese Aktionsform nur in der Theorie. Deshalb ist es wichtig, alles vorher sehr intensiv im Trockenen zu üben, damit beispielsweise nicht die LokführerIn getroffen wird (Buttersäure wirkt ätzend!).

Castor ,fest schweißen'
Mehrere Gruppen täuschen an verschiedenen Stellen Angriffe auf den Castor vor. Durch diese Ablenkungsmanöver reißt ihr eine Lücke in die Bullenreihen, die von einer Gruppe genutzt wird, um unmittelbar an den Castor zu gelangen. Dort entzündet diese Termit, dessen Temperaturen dazu führen, dass die Räder des Castors mit den Gleisen verschmelzen. Wenn es klappt bedeutet dass: Nichts geht mehr...der gesamte Wagen muss samt Schienen heraus gehoben werden...Weiterfahrt in weiter Ferne! Wichtig: Während der kritischen Phase wird die Zündelkombo durch weitere Gruppen mit Riesentranspis abgeschirmt, damit keine konkreten Personen bei Straftaten abgefilmt werden können. Sehr genau zu überlegen ist dennoch, wie ihr euch nach gelungener Aktion in Sicherheit bringt - eine Aktion, die nur mit gutem Training und sehr guter Kooperation verschiedener Basisgruppen zu realisieren ist!

Unsere Polizei bleibt hier
Aus unterschiedlichsten Gründen wollen bzw. können nicht alle nach Ahaus oder ins Wendland kommen, wenn Castoralarm herrscht. Daher ist es sinnvoll, wenn zeitgleich zum Castor in vielen Städten des Bundesgebiets dezentrale Aktionen unter dem Motto ,Unsere Polizei bleibt hier' statt finden, die vermitteln, was gegen Atomkraft und Profitlogik einzuwenden ist. Einsatzkräfte werden mglw. gebunden; auf jeden Fall werden die Kosten gesteigert!

hacken...statt auf den Gleisen hocken
Du mußt nicht unbedingt auf den Gleisen hocken, um die Anti-Atom-Bewegung zu unterstützen. Auch vorm Computer kann mensch der Atomwirtschaft eins auswischen: Richtig cool wär's, wenn du www.kernenergie.de crashst, auf der plötzlich atomfeindliche Inhalte zum Vorschein kommen.

Anti-Repression:
Sich als ,armes, unschuldiges Opfer' staatlicher Repression zu wähnen, ändert nichts an Sicherheitsvorkehrungen, Polizeibrutalität usw. Statt dessen wäre es netter, endlich einmal Gegenstrategien zu überlegen und umzusetzen, die Repression angreifen, außer Kraft setzen oder subversiv unterlaufen. Nicht einschüchtern lassen...angreifen, agieren statt reagieren! Ein paar Ideen dazu:

Repression im Wege stehen
Sitzblockaden machen nicht nur auf Gleisen Sinn, sondern können auch mal anders eingesetzt werden: Blockiert doch mal Gefangentransporter/-züge. Gewaltfreie Aktionsgruppen haben das auch schon praktiziert - Solidarität zur Waffe werden lassen!

Polizei Infrastruktur lahmlegen
Die massive Polizeipräsenz bei den letzen Transporten hat viele Aktionen verhindert. Denkbar ist daher, dass es beim nächsten Castor ,Beschäftigungstherapie' für Polizei & Co. gibt, z.B. Gruppen, die gezielt Infrastruktur schwächen, indem massenweise Bullenfahrzeuge lahmgelegt werden.

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