Prozesstipps

WAS DIE GENTECHNIK-BEFÜRWORTER*INNEN VERSPRECHEN UND WAS DAVON ZU HALTEN IST ...

Mythos 3: Gentechnik schützt die Umwelt


1. Einleitung
2. Mythos 1: Gentechnik hilft gegen Hunger und Armut
3. Mythos 2: Gentechnik hilft den Landwirt_innen
4. Mythos 3: Gentechnik schützt die Umwelt
5. Mythos 4: Gentechnik fördert Nahrungsqualität und Gesundheit
6. Mythos 5: Fortschritt, Arbeitsplätze und die gerettete Nation
7. Mythos 6: Alles unter Kontrolle - noch keine Schäden oder Unfälle
8. Mythos 7: Alles normal - Gentechnik ist auch nur Züchtung
9. Schwätzer, Hetzer, Bauernfänger
10. Links und Materialien


Roundup als Naturereignis ... ++ kritische Studie zum Wirkstoff Glyphosat (Nabu-Seite und Studie)
Und plötzlich doch: Experten stufen Glyphosat als wahrscheinlich krebserregend ein (Fakt in der ARD, 1.4.2015 ++ Manuskript der Sendung)


Als sich der Mythos vom Kampf gegen den Hunger abnutzte, erstrahlte eine neue Werbebotschaft am Himmel der Agro-Gentechnik. Die manipulierten Pflanzen sollten plötzlich die Umwelt schützen. Seit etlichen Jahren nun ist vielerorts zu lesen, die neuen Pflanzen "erlauben einen verringerten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und wirken sich somit positiv auf die Umwelt aus" (KWS). "Eine klare Pestizidreduktion im Anbau bei gentechnischen Pflanzen" sieht Gießens Gentechnik-Professor Kogel. Das bezieht sich vor allem auf den Einsatz von Pflanzen, die per gentechnischer Manipulation ihr eigenes Bt-Pestizid produzieren. MON810 ist ein Beispiel. Für Kogel ist "diese Technik umweltfreundlicher". Kirsten Sinemus und Klaus Minol, die - vollgestopft mit Fördermillionen - im Auftrag der Bundesregierung die offizielle Propagandaseite der Sicherheitsforschung betreiben, wissen, dass "sich beim Anbau von B.t.-Baumwolle in Indien der Verbrauch an Pflanzenschutzmitteln um teilweise 70 Prozent reduzierte (Anbausaison 2001/ 2002). Die Erträge stiegen im Durchschnitt um 80 Prozent gegenüber den Erträgen konventioneller Baumwollsorten." Woher sie die Zahlen haben, blieb unbekannt. Das BVL, immerhin ja die offizielle Bundesbehörde für die Genehmigung gentechnischer Experimente verharmloste das Bt von gv-Pflanzen: "Der dadurch von der gentechnisch veränderten Pflanze erzeugte Wirkstoff, der auch in zugelassenen biologischen Pflanzenschutzmitteln enthalten ist, hat dieselbe Wirkung wie das großflächig ausgebrachte Pflanzenschutzmittel.". Deshalb sei er völlig ungefährlich.

Im Original: BT-Toxin: Nicht-Gleiches gleich reden
Aus der BVL-Broschüre "Die Grüne Gentechnik" (3. Auflage, S. 43)
Bt: Bacillus thuringiensis. Bodenbakterium, das ein für Fraßinsekten giftiges Protein bildet, aber bislang als harmlos für andere Lebewesen angesehen wird. Deshalb werden die Sporen von B. thuringiensis auch im ökologischen Landbau und in der Forstwirtschaft als Pflanzenschutzmittel eingesetzt.
Bt-Mais: Gentechnisch veränderter Mais, der ein Gen des Bakteriums Bacillus thuringiensis enthält und deshalb ein Gift (Bt-Toxin) produziert, welches auf verschiedene Insekten, vor allem auf die Larven des Maiszünslers (Ostrinia nubilalis) und des westlichen Maiswurzelbohrers, wirkt.
Bt-Toxin: Ein für Fraßinsekten giftiges Protein, das vom Bodenbakterium Bacillus thuringiensis gebildet wird und seit langem als biologisches Schädlingsbekämpfungsmittel eingesetzt wird.


Nur stimmt das mit der Gleichheit gar nicht. "Zwischen den von Bt-Pflanzen exprimierten Bt-Toxinen und denen, die in Bt-Präparaten eingesetzt werden bestehen mehrere Unterschiede." (Diss. RWTH) Zudem werden Bt-Toxine unter anderem "durch UV-Strahlen inaktiviert" (UBA), was aber nur außerhalb der Pflanze geschehen kann. In der Pflanze existieren sie in voller Konzentration bis in den Magen z.B. von Kühen, die den Mais fressen. Es ist bemerkenswert, wie ein Verbraucherschutzamt mit schlichten Lügen arbeitet. BVL-Vizechef ist Detlev Bartsch. Er arbeitet nebenbei als Privatdozent an der RWTH Aachen. Als solcher betreute und begutachtete er die Dissertation, die die Unterschiede von Bt im gv-Mais und als Spritzmittel untersuchte und beschrieb. Diese Doktorarbeit erschien 2006. Die Broschüre, in der das Märchen vom Bt-Toxin aufgetischt wurde, kam 2008 heraus. Alles spricht dafür, dass Bartsch & Co. es besser wussten und absichtlich logen.
Große Verlierer des Anbaus von Bt-Pflanzen kann am Ende der ökologische Landbau - und zwar nicht nur wegen der Gefahr der Auskreuzung. Bt-Toxine sind als natürliche Substanz im ökologischen Landbau zugelassen. Entstehen nun durch die Agro-Gentechnik Resistenzen gegen das Bt, fehlt im Öko-Anbau ein umweltverträgliches Spritzmittel. Wer aber die Denkmuster der Agro-Gentechnik-Befürworter_innen begreift, wird kaum erwarten können, dass sie das als Hindernis werten. Eher im Gegenteil: Dem gentechnikfreien Öko-Landbau zu schaden, schafft neue Marktchancen. So wie Pharmaunternehmen an Krankheiten und nicht an wachsender Gesundheit profitieren, haben die Agrokonzerne ein wirtschaftliches Interesse am Desaster in der Landschaft!

Im Original: Pestizide sparen, gut für Klima und Boden
Aus dem Positionspapier "Chancen der Grünen Gentechnik" des Bundesverbandes Deutscher Pflanzenzüchter (BDP)
Die Gentechnik wird die klassischen Methoden der Pflanzenzüchtung nicht ersetzen können, sondern bietet ergänzend Lösungen für bestimmte Problemstellungen an. Diese nützen nicht nur der Pflanzenzüchtung sondern kommen auch Landwirten und Verbrauchern zugute. So wurden mit Hilfe der Gentechnik Pflanzen entwickelt, die resistent gegenüber bestimmten Schadinsekten oder Pflanzenkrankheiten sind. Für die Landwirte bedeutet das höhere Erträge und eine umweltschonendere Bekämpfung, der Verbraucher profitiert durch die geringere Belastung mit Pestiziden.
Weitere Einsatzmöglichkeiten der Grünen Gentechnik bestehen in der Entwicklung von Sorten, die an extreme Bedingungen wie Trockenheit oder salzige Böden angepasst sind. Dadurch werden auch ungünstigste Standorte für die Landwirtschaft erschlossen, was wiederum dazu beitragen kann, artenreiche und schützenswerte Gebiete, wie den tropischen Regenwald, zu erhalten. ...
Aus diesen Gründen fordert der Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter eine sachliche und konstruktive öffentliche Diskussion über den Einsatz von Gentechnik in Pflanzenzüchtung und Landwirtschaft, bei der nicht unbegründete Ängste geschürt werden, sondern Chancen und Risiken dieser Technologie objektiv gegeneinander abgewogen werden.


Aus der Broschüre "Grüne Gentechnik" der KWS Saat AG
Gentechnisch veränderte Pflanzen ermöglichen Einkommenszuwächse bei Landwirten, erlauben einen verringerten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und wirken sich somit positiv auf die Umwelt aus.

"Grüne Gentechnik - ein Beitrag zur Nachhaltigkeit?", in: mensch+umwelt spezial 2004, S. 48
Mit der Einführung von insektenresistenten B.t.-Baumwollpflanzen, also transgenen Pflanzen, die das Insektizid des Bakteriums Bacillus thuringiensis selbst produzieren, wurden insbesondere in den Entwicklungsländern große Einsparungseffekte erzielt. ... der kalifornischen Universität in Berkeley haben ergeben, dass sich beim Anbau von B.t.-Baumwolle in Indien der Verbrauch an Pflanzenschutzmitteln um teilweise 70 Prozent reduzierte (Anbausaison 2001/ 2002). Die Erträge stiegen im Durchschnitt um 80 Prozent gegenüber den Erträgen konventioneller Baumwollsorten.

Kogel im Interview bei HR-Info am 23.4.2009
Wir haben eine klare Pestizidreduktion im Anbau bei gentechnischen Pflanzen ... die sind dadurch, dass weniger Pestizide eingesetzt werden müssen, im Grunde risikoärmer und sauberer für die Umwelt. Das ist unbestritten, so argumentieren ja auch im Grunde alle Wissenschaftsorganisation in Deutschland im Moment.

Interview mit Prof. Kogel im Deutschlandfunk am 24.6.2009 auf die Frage "Sehen Sie auch Gefahren?"
Wir als Wissenschaftler sehen, dass diese Technik positive Umweltwirkung hat ... Alle Studien zeigen, wenn wir vergleichen: Gentechnik mit konventionellem Anbau, also Einsatz von Herbiziden, von Pflanzenschutzstoffen, ist diese Technik umweltfreundlicher. Und deshalb läuft auch die Diskussion um die Auskreuzung ein bisschen ins Leere. ... ich sage nur, es gibt halt diese vermuteten Umweltwirkungen nicht.

Aus der BVL-Broschüre "Die Grüne Gentechnik" (erschienen 2008, S. 14)
Dazu wurde den Pflanzen eine Erbinformation aus einem Bodenbakterium (Bacillus thuringiensis, Bt) eingebaut. Der dadurch von der gentechnisch veränderten Pflanze erzeugte Wirkstoff, der auch in zugelassenen biologischen Pflanzenschutzmitteln enthalten ist, hat dieselbe Wirkung wie das großflächig ausgebrachte Pflanzenschutzmittel. ... Gefunden wurden nachteilige Wirkungen in der Umwelt bislang allerdings nicht.

Aus der Dissertation "Effekte des Anbaus von Bt-Mais auf Nichtzielarthropoden der Krautschichtfauna – Monitoringorganismen und praktikable Erfassungsmethoden" von Jörg Eckert an der RWTH Aachen (erschienen 2006)
Zwischen den von Bt-Pflanzen exprimierten Bt-Toxinen und denen, die in Bt-Präparaten eingesetzt werden bestehen mehrere Unterschiede. In Bt-Insektiziden wird eine Mischung aus Bacillus thuringiensis Sporen und Toxinkristallen angewendet. Bevor die insektizide Wirkung eintritt, ist ein biochemischer Aktivierungsprozess durch enzymatische Spaltung im Insektendarm notwendig (Moar et al. 1990, Gill et al. 1992, Kumar et al. 1996). In Bt-Pflanzen wird das Toxin direkt in seiner aktivierten Form exprimiert, dieses ist zudem etwa 4 kDa größer als das im Insektendarm aktivierte Cry1Ab aus Bt-Präparaten.

Aus der Broschüre der FNL "Ressourceneffizienz" (S. 3)
Effizienter Umgang mit Ressourcen bedeutet, mit weniger Einsatz mehr zu produzieren. Bezogen auf die Landwirtschaft heißt das beispielsweise, je Hektar Ackerland, je Kilogramm Pflanzennährstoffe, je Liter Wasser oder je Gigajoule eingesetzter Energie einen höheren Ertrag zu erwirtschaften als bisher. Gleiches gilt für die Verwertung von Futter in der Tierhaltung oder für den Einsatz menschlicher Arbeitskraft.

Soweit zum Bt-Toxin - schon hier zeigt sich eine brisante Mischung aus Propagandalügen und Unsicherheiten. Das aber ist noch harmlos, denn Bt-Toxine in gv-Pflanzen sind nur eine Anwendung der Agro-Gentechnik. Die zweite zur Zeit flächenmäßig wichtige ist die der Kombination von gv-Pflanzen mit Totalherbiziden. Damit ist gemeint, dass eine ganz spezielle Pflanze durch die Genmanipulation so verändert wurde, dass sie einen Giftstoff, der sonst alles pflanzliche Leben tötet, überlebt. Der Agrarkonzern verkauft dann Pflanze und Spritzmittel im Kombipack - ein lukratives Geschäft. Marktführer ist Monsanto mit dem dem glyphosat-haltigen Round up. Zusammen mit der jeweiligen gv-Pflanze wird das Paket als Roundup-Ready verkauft. Die Buchstabenkombination RR steht deshalb auch einigen Pflanzennamen vorweg. Einzig bisher vermarktetes Konkurrenzprodukt ist das glufosinat-haltige Liberty der Firma Bayer. Im Paket heißt es Liberty Link - und daher stammt auch hier das Kürzel vor dem Pflanzenproduktnamen, z.B. der berüchtigte LL601-Reis.
Die Wirkung der Anwendung von Totalherbiziden auf die Umwelt, ja erst durch die gv-Pflanzen im Ackerbau möglich, scheint noch verheerender als Bt-Toxine. Einer Studie von Carles Benbrook, einem ehemaligen Mitarbeiter des US-amerikanischen Landwirtschaftsministeriums, zufolge hat sich die verwendete Gift-Menge seit der Markteinführung gentechnisch manipulierter Pflanzen um 145.000 Tonnen erhöht. Die Wirksamkeit der Substanzen, welche die Hersteller gemeinsam mit den gegen sie resistenten Ackerfrüchten vermarkten, hat über die Jahre erheblich nachgelassen, weshalb die Landwirt_innen nach den Beobachtungen des Experten zusätzlich zu anderen Mitteln greifen müssen. Im Jahr 2008 brachten sie 28 Prozent mehr Agro-Chemikalien aus als ihre nicht auf die grüne Gentechnik setzenden Kolleg_innen. (Quelle: Ticker, Beilage zur Stichwort Bayer 2-3/10, S. 10)
Hauptursache sind Resistenzen, die sich gegen die Totalherbizide bilden. So wurde bereits "nachgewiesen, dass der Einsatz von Gentech-Bauwolle zu Resistenzbildungen beim Baumwollkapselbohrer führt", und , Im Jahr 2010 entstanden in den USA "zunehmend Probleme mit Unkräutern, die gegen bestimmte Herbizide resistent geworden sind" Die Präsidentin des deutschen Bundesamtes für Naturschutz hegte deshalb sogar schon "grundsätzliche Zweifel am Nutzen der Gentechnik auf dem Acker". Denn: "Herbizidresistente Pflanzen wiederum können leicht selbst zu Unkräutern werden, die aufgrund ihrer Resistenz gegen Spritzmittel schwer zu bekämpfen sind. Zudem kann durch den ständigen einseitigen Einsatz des Herbizids die Entwicklung von gegen den Wirkstoff resistenten Unkräutern befördert werden. Diese so genannten „Superunkräuter“ erfordern wiederum einen erhöhten Einsatz von anderen Herbiziden. Es kann also eine Entwicklung eintreten, in der sich Resistenzen und Herbizideinsatz schrittweise gegenseitig hochschaukeln."

Noch etwas Weiteres kommt hinzu, was in den Darstellungen der Gentechniklobby verschwiegen wird. Die Vielfalt der Arten existiert aufgrund der optimalen Einpassung in bestimmte ökologische Nischen, also die konkreten Lebensbedingungen im Kleinen. Es gibt viele Arten, die auch unter anderen Bedingungen existieren können als in ihren Stammnischen, aber meist sind diese anderen Orte dann durch besser angepasste Arten besetzt. Wird nun eine Art gezielt vertrieben, so kann nun eine nicht ganz so gut angepasste andere Art in die freigewordene Nische hineinstoßen - und mitunter gleichen oder sogar größeren Schaden anrichten. Dieser Effekt ist bei BT-Pflanzen bereits aufgetreten.

Im Original: Resistenzbildung
Baumwollschädling entwickelt Resistenzen gegen Pflanzenschutzmittel
Aus einem Pressetext vom 12.2.2008
Tucson/Wien (pte/12.02.2008/13:54) - Wissenschaftler der University of Arizona in Tucson haben in einer aktuellen Freiland-Untersuchung nachgewiesen, dass der Einsatz von Gentech-Bauwolle zu Resistenzbildungen beim Baumwollkapselbohrer führt. Diese Raupe ist der Hauptschädling der Baumwollproduktion. Die Gentech-Baumwolle produziert das Toxin Bacillus-thuringensis (Bt), das eigentlich Schädlinge töten sollte. Die Studie wurde vom Entymologen Bruce Tabashnik vom College of Agriculture and Life Sciences durchgeführt.

Aus Frankfurter Rundschau am 28.12.2008
Jessel hat grundsätzliche Zweifel am Nutzen der Gentechnik auf dem Acker. "Für die Verbraucher haben die bisher auf dem Markt befindlichen gentechnisch veränderten Pflanzen bislang weder die Preise gesenkt noch wurden gesündere Lebensmittel produziert." Überdies hätten "auch auch nach mehr als 15 Jahren intensiver Forschung mit Methoden der Gentechnik entwickelte stresstolerante Pflanzen sowie Pflanzen mit höheren Erträgen noch nicht bis zur Marktreife geführt".
Beate Jessel ist die Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN).

Süddeutsche Zeitung am 19.3.2009
Das Bundesamt für Naturschutz betrachtet den Einsatz der Gentechnik in der Landwirtschaft als riskant.
"Schädlingsresistente Kulturen können direkte Auswirkungen auf die Natur und die Umwelt haben, wenn sie über die Schädlinge hinaus weitere Organismengruppen beeinträchtigen", hieß es in einem Bericht zu Gentechnik und Welternährung, über den am Mittwoch der Bundestags-Agrarausschuss debattierte.

Aus einer Studie von Greenpeace im Jahr 2003
Der Anbau gentechnisch manipulierter Pflanzen hat in den USA zu gesteigertem Pestizideinsatz geführt. So das Ergebnis einer Studie von Dr. Charles Benbrook, ehemaliger Geschäftsführer des Landwirtschaftsausschusses der US-amerikanischen National Academy of Sciences. Herausgegeben wurde der Bericht vom Northwest Science and Environmental Policy Center.

Bericht auf ProPlanta zu "Super-Unkräutern" (15.1.2010)
Landwirte in den USA bekommen zunehmend Probleme mit Unkräutern, die gegen bestimmte Herbizide resistent geworden sind. Eine aktuelle Studie sieht den großflächigen Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen als Ursache.

Aus dem Positionspapier des BfN (2009), "Welternährung, Biodiversität und Gentechnik" (S. 7 f.)
Herbizidresistente Pflanzen wiederum können leicht selbst zu Unkräutern werden, die aufgrund ihrer Resistenz gegen Spritzmittel schwer zu bekämpfen sind. Zudem kann durch den ständigen einseitigen Einsatz des Herbizids die Entwicklung von gegen den Wirkstoff resistenten Unkräutern befördert werden. Diese so genannten „Superunkräuter“ erfordern wiederum einen erhöhten Einsatz von anderen Herbiziden. Es kann also eine Entwicklung eintreten, in der sich Resistenzen und Herbizideinsatz schrittweise gegenseitig hochschaukeln. Es ist also stets auf den Gesamtkomplex möglicherweise eintretender Auswirkungen (direkte Wirkungen und Folgewirkungen), auch langfristig zu achten, um einen GV-Einsatz oder entsprechende Alternativmethoden im Hinblick auf ihre Naturverträglichkeit zu beurteilen.

Aus der Bundestagsdrucksache 17/8819 (S. 7)
Sofern kein Wirkstoffwechsel bei dem Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen erfolgt, ist auch hier ein größeres Risiko der Resistenzbildung gegeben. Entsprechende Berichte aus Süd- und Nordamerika sind der Bndesregierung bekannt.

Aus der BVL-Broschüre "Die Grüne Gentechnik" (3. Auflage, S. 23)
Die zu häufige Anwendung der gleichen Herbizide birgt sowohl beim konventionellen als auch beim Anbau von herbizidtoleranten Bt-Pflanzen die Gefahr der Selektion resistenter Unkräuter.

Resistenzbildung schon nach einem Jahr - sagt Bayer selbst
Dass ein Herbizid wirkt, ist leider nicht für alle Zeiten in Stein gemeißelt. Denn es kann passieren, dass die Schadpflanzen - ähnlich wie auch Insekten oder pilzliche Erreger - Resistenzen gegen bestimmte Wirkstoffe oder Wirkstoffklassen entwickeln. Das ist üblicherweise ein Prozess, der sich über einige Pflanzengenerationen hinzieht. Die Besatzdichte nimmt dabei mit jeder Saison zu - von einzelnen resistenten Schadpflanzen im ersten Jahr bis zur sogenannten Feldresistenz mit großflächigem Auftreten der Unkräuter oder Ungräser nach einigen Jahren.


In einer Präsentation des Industrieverbandes Agrar wird ein vermeintlicher Wirkstoffrückgang beklagt. Die Ursachen werden nicht näher beleuchtet. Offenbar steht das Regime des Totspritzens selbst aus deren Sicht vor dem Kollaps. Die Abbildungen zeigen zwei ausgewählte Folien aus der Pressemappe (größer durch Klick).



Zudem sind Totalherbizide schlicht Gifte - und können damit Umwelt und Gesundheit schädigen. Für glyphosat-haltige Mittel (also z.B. Roundup) ist das inzwischen auch mehrfach nachgewiesen. Besonders gravierend wirkt sich das in Zonen aus, wo große Monokulturen vom Flugzeug aus besprüht werden und deshalb viele Menschen durch die starke Verteilung des Giftes direkt betroffen sind. Die Folge: "In Argentinien ist das Leben auf dem Land eine gesundheitsgefährliche Angelegenheit geworden."

Im Original: Gesundheitsrisiken durch Totalherbizide
Aus Informationsdienst Gentechnik am 14.1.2009
Rückstände auf Gentech-Pflanzen schädigen menschliche Zellen
Rückstände des Glyfosat-Herbizids "Roundup", die bei den meisten auf dem Markt befindlichen Gentech-Lebens- und Futtermitteln nachweisbar sind, können bei menschlichen Zellen schädlich und sogar tödlich wirken - selbst bei sehr niedrigen Mengen. Das ergibt eine französische Studie der Universität Caen. Damit liegt eine weitere Untersuchung zur Gefährlichkeit von Gentechnik für Mensch und Tier vor. Unter dem Handelsnamen "Roundup" vertreibt der Chemiekonzern Monsanto dieses Totalherbizid. Das französische Forscher-Team untersuchte die Wirkung von vier Herbiziden in der Zusammensetzung des Monsanto-Produkts auf unterschiedliche menschliche Zellgruppen. Trotz einer 100.000-fachen Verdünnung führte der Einsatz zu einem völligen Zellsterben in nur 24 Stunden, er blockierte die Zellatmung und verursachte DNA-Schäden.

Aus "ARGENTINIEN: Kranke Dörfer - Gesundheitskrise durch herbizidintensive Sojaproduktion", in: IPS am 5.3.2009
In Argentinien ist das Leben auf dem Land eine gesundheitsgefährliche Angelegenheit geworden. Dies gilt vor allem für die Regionen, in denen das Hauptexportgut Soja in großem Stil angebaut wird. Dort fürchten sich die Menschen vor Krankheit und Tod, die die monokulturelle Landwirtschaft in Form von Pestiziden mit sich bringt. ...
Die hohe Nachfrage in Asien haben der argentinischen Sojaproduktion seit Mitte der 90er Jahre einen unerhörten Auftrieb beschert - auf Kosten der Nahrungsmittelvielfalt, der Viehzucht, der Umwelt und der menschlichen Gesundheit. Der GRR-Studie ''Stoppt das Ausräuchern' ('Paren de fumigar') zufolge werden kleine Familienbetriebe in den Sojaanbauregionen von riesigen Monokulturen umzingelt, mit Glyphosat besprüht und häufig zum Aufgeben gezwungen. Glyphosat wird unter dem Markennamen 'Roundup' vom Biotechnologiekonzern 'Monsanto' vertrieben, der das Produkt in Kombination mit seinem 'Roundup Ready'-Soja anbietet. Dem Multi zufolge ist Glyphosat bei richtiger Anwendung für die menschliche Gesundheit unbedenklich. ...
Eine Untersuchung des Garibaldi-Krankenhauses in der Stadt Rosario in der Provinz Santa Fe bringt Hoden- und Magenkrebserkrankungen in sechs Dörfern mit dem Herbizid in Verbindung. Die Krankheitsrate liegt um das Dreifache über dem nationalen Durchschnitt. Auch Leberkrebs tritt dort zehnmal häufiger auf, Bauchspeicheldrüsen- und Lungenkrebs werden doppelt so diagnostiziert.

Gentechnik erhöht Pestizidverbrauch um 145.000 Tonnen
Resistente Unkräuter zwingen US-Farmer zu verstärktem Gift-Einsatz

Aus einem Artikel über den Benbrook-Report, von: pressetext.austria
Wien (pte/18.11.2009/13:45) - Verheißungsvoll waren die Versprechen der"Grünen Gentechnologie", kaum mehr Pestizide verwenden zu müssen. Nun zeichnet ein neuer Bericht allerdings ein völlig anderes Bild. Seit dem Beginn des kommerziellen Anbaus von Gentech-Pflanzen wurden in den USA rund 145 Mio. Kilogramm mehr Pestizide ausgebracht als zuvor. Ein Grund dafür ist der rasante Anstieg an Unkräutern, die gegen die Totalherbizide immun sind. Die Studie von Charles Benbrook vom Organic Center www.organiccenter.org basiert auf Daten des US-Department of Agriculture.
"Die US-Gentech-Landwirte versuchen nun mit noch mehr Chemie den Unkräutern Herr zu werden", meint Global 2000-Gentechnik-Experte Werner Müller www.global2000.at im pressetext-Interview. "In ihrem ausweglosen Kampf greifen die Bauern zu immer brutaleren Methoden gegen Umwelt und letztlich auch den Menschen", kritisiert der Experte. So setzen sie "Uralt-Gifte" wie Paraquat und 2,4D - einen Stoff der im Vietnamkrieg als "Agent Orange" verwendet wurde - ein.

Nur geringe Insektizid-Einsparungen bei Baumwolle und Mais
Geringe Einsparungen von Insektiziden konnten bei Baumwolle und Mais erreicht werden, bestätigt die Studie. "Doch auch hier dürfte sich das Blatt bald wenden, sobald die ersten resistenten Insekten die Maisfelder treffen", meint Müller. Kritiker hätten bereits von Beginn an angezweifelt, dass es Einsparungen im Pestizidbereich geben werde. "Außerdem befürchtete man schon damals, dass es bald resistente Unkräuter und Insekten geben wird."
"Doch der enorme Anstieg des Pestizideinsatzes in den USA überrascht selbst die Kritiker", so Müller. "Man sieht, wie verzweifelt die US-Landwirte gegen die Folgen der Gentechnik ankämpfen." Es sei davon auszugehen, dass die "grüne Gentechnik" auch in den USA bereits ihren Höhepunkt überschritten habe. "Angesichts des dramatischen Anstiegs von Problemunkräutern kehren immer mehr US-Landwirte der Gentechnik den Rücken."


Gentech-Unternehmen drängen stärker nach Europa
"Warum man in Europa immer noch auf die Einführung der Gentechnik drängt, ist angesichts dieser Zahlen völlig unverständlich", meint Müller. Europa sollte anstatt in Gentechforschung in den Biolandbau investieren, damit solche Katastrophen wie der Einsatz von Agent Orange gegen Unkräuter erspart bleibe.
"An einem vernünftigen Umgang mit der Natur wie es der Biolandbau vorzeigt, führt kein Weg vorbei. Das lehrt uns die Geschichte der Gentechnik", so Müller. "Mit der Holzhammermethode die Natur zu unterdrücken, gelingt nur wenige Jahre, danach schlägt sie umso unbarmherziger zurück."


Aktualisierte Fassung der Benbrook-Studie schafft neue Belege (aus GM-Watch im August 2012)
In Dutzenden Studien, publiziert in der Fachliteratur, wurde festgestellt, dass Gentech-Pflanzen die Anwendung von Pestiziden reduzieren. Doch diese Behauptungen entlarvten sich durch eine aktualisierte Analyse von Dr. Charles Benbrook wiedermal als Lügen. Basierend auf Daten der Us-amerikanischen Regierung untersuchte Benbrook den Verbrauch von Pestiziden bei Gentech-Pflanzen im Vergleich zu entsprechenden Gentechnik-freien Sorten über die ersten 16 Jahre ihres Anbaus hinweg - von 1996 bis 2011. Zu den Pflanzenarten, welche berücksichtigt wurden, gehörten Herbizid-tolerater (HT) Mais, Soja und Baumwolle; Bt. Mais und Bt. Baumwolle. Benbrooks Analyse zeigt:
*Der Einsatz von Glyphosaten STIEG auf Flächen mit gv Roundup Ready (RR) Soja von 0,69 amerikanischen Pfund je Acre (circa 4000 Quadratkilometer) im Jahr 1996 auf 1,56 im Jahr 2011.
*Die absolute Verwendung von Herbiziden auf Feldern mit gv RR Soja NAHM von 0,89 amerikanischen Pfund je Acre (circa 4000 Quadratkilometers) im Jahr 1996 auf 1,56 im Jahr 2011 ZU.
*Die Differenz zwischen der verbrauchten Menge an Herbiziden für gv RR Soja und für Gentechnik-freies Soja wird größer. Das zeigt, dass gv RR Soja langfristig den Einsatz von Herbiziden erhöht, während Gentechnik-freies Soja den Herbizidverbrauch senkt.
*HT-Pflanzen STEIGERTEN den Herbizidverbrauch in absoluten Zahlen um 527 Millionen amerikanischen Pfund (239 Kilogramm)
*HT-Soja ist allein für 72 Prozent des Herbizidanstiegs verantwortlich, den die drei HT-Pflanzen zusammen verursachen.
*Bt. Pflanzen produzieren weit mehr Gift als die chemischen Insektizide, die durch die Pflanzen ersetzt werden sollen. Das bedeutet, dass Bt. Pflanzen Insektizide weder reduzieren noch überflüssig machen. Sie ändern einfach nur die Form, in der die Pestizide eingesetzt werden – statt die Pflanzen damit zu spritzen, werden sie ihnen eingebaut.
* In Feldern mit Gentech SmartStax Mais findet man 3,73% Bt. Proteine pro Acre (circa 4000 Quadratkilometer) – 12 Mal mehr als die dort verwendeten chemischen Insektensprays (0,31 Pfund aktive Inhaltsstoffe).


2012 wurde dann ganz offiziell um die Zulassung härterer Spritzmittel gerungen. Die Lügen der Gentechnik-Industrie wichen nun auch offen sichtbar dem Versuch, immer mehr und stärkere Gift zu versprühen. Eines neues gv-Soja wurde dafür gegen 2,4-D resistent gemacht, einer höchst giftigen Chemikalie, die schon Bestandteil des im Vietnamkrieg zu trauriger Berühmtheit gelangten Entlaubungsmittels „Agent Orange“ war (Quelle: Infodienst).

Stört das die Agrokonzerne und Gentechnik-Protagonist_innen? Kein Stück. Im Gegenteil. Sie verdienen an jeder weiteren Panne. Während sie in ihren bunten Prospekten den Umweltschutz als Ziel ihrer Neuschöpfungen kreieren, freuen sie sich schon auf dicke Zusatzgewinnen. Denn der erhöhte Spritzmitteleinsatz als Folge des Einsatzes von Gentechnik ist keine Panne, sondern schlicht das Ziel der ganzen Sache. Uwe Schrader, Chef des Lobbyverbandes InnoPlanta, beschrieb 1999 als Ziel der Einführung von Gentechnik im landwirtschaftlichen Bereich "die Aussicht, in dem stagnierenden Pflanzenschutzmittelmarkt durch Anwendung der Pflanzenbiotechnologie Positionsverbesserungen zu erzielen". Es bedarf keiner großen Statistiken und Studien, dass der Gifteinsatz steigt. Das war immer Ziel der Gentechnikbranche. An den Spritzmitteln ist nämlich mehr Kasse zu machen - und darum ging es. Immer.

Im Original: Gentechnik für mehr Spritzmittelabsatz
Gentechnik, weil das den Absatz von Pestizide steigere
Aus dem Konzeptpapier für die Biotechnologieregion Sachsen-Anhalt von Uwe Schrader (Chef von InnoPlanta)
Der Weltmarkt für Pflanzenschutzmittel beträgt ca. 32 Mrd. $, wovon die Hälfte auf Herbizide, ein Viertel auf lnsektizide, 20% auf Fungizide und der Rest auf Nematozide etc. fällt. Biologische Pflanzenschutzmittel haben keine nennenswerte Bedeutung. Das Pflanzenschutzmittelgeschäft ist oligopolistisch strukturiert. 80% des Weltmarktes werden von 10 führenden Herstellern bedient. Das geringe Marktwachstum bei gleichzeitig hohen Entwicklungsaufwendungen führte zu einer Branchenrestrukturierung, in deren Verlauf Hoechst und Schering ihre Pflanzenschutzmittelaktivitäten 1994 in der AgrEvo zusammenschlossen. Die beiden Baseler Firmen Ciba-Geigy und Sandoz fusionierten 1996 aufgrund des Konzentrationsdruckes in der Pharmaindustrie zur Novartis, womit gleichzeitig der weltgrößte Pflanzenschutzmittelhersteller, Novartis Crop Protection AG, und der zweitgrößte Saatzüchter, Novartis Seed AG, entstanden. 1997 trennte sich das Pharmaunternehmen Eli Lilly von seinem agrochemischen Geschäft und gab es an seinen J.V.-Partner Dow Chemicals ab (...).
Die Aussicht, in dem stagnierenden Pflanzenschutzmittelmarkt durch Anwendung der Pflanzenbiotechnologie Positionsverbesserungen zu erzielen, erklärt die für das Marktvolumen und die Profitabilität der Branche unerwartet hohe interne und externe F&E- Intensität. Die sich abzeichnenden Erfolge in der Einführung von transgenen Kulturpflanzen in Nordamerika, Argentinien und Brasilien haben der durch Übernahme und Fusion von Pflanzenschutzmittelherstellern erfolgten Marktkonsolidierung weiteres Momentum gegeben und zu einer regen Akquisitionstätigkeit der Unternehmen in die Biotechnologie- und Saatzuchtbranche geführt.
(F&E = Forschung und Entwicklung)

Indirekt beschreibt das auch BAYER als Ziel ...
Aus dem Interview mit Bayer-Vorstand Dr. Wolfgang Plischke, in: "research" Nr. 18 (S. 31)
... sind wir die weltweite Nummer eins im Bereich des konventionellen Pflanzenschutzes. Um diese Position zu halten und auszubauen, müssen wir Forschung und Entwicklung vorantreiben ... Entscheidend stärken wollen wir auch den Bereich Bio-Science.

Monsanto jubelt: Mehr Spritzmittelverkauf! (Zitat boerse.ARD.de)
"Wir sind gut ins Jahr gestartet", freute sich Monsanto-Boss Hugh Grant. Besonders in Lateinamerika sei die Nachfrage groß gewesen. Die dortigen Bauern hätten mehr Saatgut und Unkrautvernichter abgenommen, erklärte Grant.

Aus "Versagende Gentech-Pflanzen stärken Pestizidindustrie", in: GM-Watch Rückblick Nr. 333 vom 6.8.2013
Da sich herbizidresistentes Unkraut und gegen Bt-Pflanzen resistentes Schädlinge verbreiten, erzielen die Gentech-Unternehmen mehr Profite aus dem Verkauf von Chemikalien, schreibt Tom Philpott in „Mother Jones“. Der Artikel bezieht sich auf „Food and Water Watch“ Bericht „Superunkraut: Wie biotechnologische Pflanzen die Pestizidindustrie stärken“.
Europäische Version ++ US-amerikanische Version ++ begleitendes Video


  • Gentechnik-Soja: Studie bestätigt mehr Gift und mehr Resistenzen
  • Blattläuse bevorzugen Weizen mit gentechnisch veränderter Mehltauresistenz, in: Innovationsreport am 23.8.2011

Es hat geklappt: Die Industrialisierung der Landwirtschaft ist überall mit mehr Chemikalieneinsatz verbunden. Die Gentechnik trug ihren Teil dazu bei stattt das aufzuhalten.

Aus "Immer mehr Pestizide auf deutschen Äckern" (19.5.2014)
Im dritten Jahr in Folge konnten Hersteller und Anbieter von Pestiziden ihre Nettoumsätze auf dem deutschen Markt um 7,5 Prozent steigern, von 1,401 Milliarden Euro auf 1,506 Milliarden Euro. Der Zuwachs ist nicht nur ein monetärer. Auch real, in Tonnen gemessen, gelangen mehr Pestizide auf die Äcker. In den vergangenen 10 Jahren (2002 bis 2012) stieg der Inlandsumsatz an Pestizid-Wirkstoffen um ein Drittel von 34.678 auf 45.527 Tonnen an.


Deutlich mehr Spritzmittel in den USA seit Einführung der Gentechnik (nach: Benbrook-Studie 2012)


Wenn aber ein Spritzmittel oder Wirkstoff kein Geld mehr bringt, wird er schnell uninteressant. Zwischen aufkommenden Debatten um die Umweltschädlichkeit von Spritzmitteln, die Übernahme dieser Kritik durch Kontrollbehörden und den auslaufenden Patenten scheint ein Zusammenhang zu bestehen ... sagt Udo Pollmer, ein der industriellen Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung sonst eher nahestehender Dampfplauderer und Vielfach-Schriftsteller in Sachen Nahrung.

Ablaufende Patente und Kritik an Umweltwirkungen - ein Zusammenhang?
Aus Udo Pollmer: "Streit um "Glyphosat" ist auch ein Hersteller-Streit", auf: Deutschlandradio Kultur, 21.10.12
Warum steht dann das Glyphosat in der Kritik? Ganz einfach. Das Patent läuft aus, die Preise gehen in den Keller und der Gewinn der Chemiefirmen schmilzt. Unter der Billigkonkurrenz leiden alle Anbieter von Herbiziden. Glyphosat schadet nicht so sehr der Umwelt sondern dem Umsatz. Über die dubioseren Tallowamine redet komischerweise kaum jemand. Die braucht man ja noch.
Ähnliches widerfuhr vor Jahren dem Atrazin, ebenfalls ein Totalherbizid. Auch damals geriet das Mittel ins Visier von Umweltschützern, als der Patentschutz abgelaufen war. Als es schließlich zu einem Chemieunfall kam, bei dem erhebliche Mengen in den Rhein gelangt sein sollen, war ein Verbot nicht mehr aufzuhalten. Unter Fachleuten hält sich hartnäckig das Gerücht, dass es den Chemieunfall niemals gegeben habe. Mit der – wie es heißt - fingierten Pressemeldung sei es der Branche wieder gelungen, richtig Geld zu verdienen.
Sollte es etwa hinter den Fassaden ein feines Zusammenspiel zwischen den Agrochemiekonzernen und den Spendensammelorganisationen geben – etwa zum gegenseitigen Vorteil? Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Mahlzeit!


Genauso sieht es auch bei den Düngemitteln aus. Ganz offen wird in Tipps für Geldanleger dafür geworben, Aktien von Düngerherstellern zu kaufen, weil "der wachsende Einsatz der Gentechnik, einen steigenden Einsatz von Düngemitteln erfordert".

Im Original: Gentechnik bringt mehr Düngerabsatz
Aus Miriam Kraus, "Gentechnologie erhöht den Bedarf an Düngemitteln" (3.6.2009)
Auch wenn ich nicht glaube, dass Europa in absehbarer Zeit auf den Gentechnik-Zug aufspringen wird, gehe ich dennoch davon aus, dass die Gentechnik, gerade für die Staaten, welche sie bereits nutzen, zu einem der wichtigsten Faktoren für die Zukunft ihrer Landwirtschaft geworden ist. Das Interessante daran ist aber...
... dass der wachsende Einsatz der Gentechnik, einen steigenden Einsatz von Düngemitteln erfordert. Denn aufgrund der genetischen Veränderung steigt der Nährstoffbedarf der Pflanze rasant, die dem Boden damit ebenso schnell verstärkt seine Nährstoffe entzieht. Diese Nährstoffe müssen dem Boden aber wieder zugefügt werden, in Form von - natürlich - Düngemitteln.


In der Not kommt die Gentechnikbranche auf immer neue Ideen, ihr Produkt als Weltretter zu präsentieren. Die „Lösung des Klimaproblems“ wird zunehmend als Vorwand für das Zocken mit Hochrisikotechnologien benutzt, schreibt Jim Thomas in einem Artikel für ‚The Ecologist’. Zu den gefährlichen Technologien, denen nachgegangen wird, gehören Gentech-Pflanzen und das Sprühen von Schadstoffen in die Atmosphäre zur Änderung des Wetters. Leugner des Klimawandels begrüßen diese Ideen, so Thomas, und versuchen damit das Ausbleiben von grundsätzliches Handeln zur Reduzierung von Emissionen zu rechtfertigen. Die Gentechniklobby hingegen mutiert zu Gewinner der Umweltzerstörung. An Dürre, Überschwemmungen und mehr wird wieder nur neues Geld verdient.
  • Weiteres Propagandathema zur Gentechnik: Nachhaltigkeit
  • GID August 2010 zum Mythos "Klimaschutz durch Gentechnik"

Im Original: Konventionelle besser als ökologische Landwirtschaft?
Aus "Moderner Pflanzenschutz", einem Propagandaheft des Industrieverbandes Agrar
Moderner Pflanzenschutz schützt und nützt. Forschung, Industrie, Landwirtschaft und Handel arbeiten intensiv zusammen. Am Ende profitieren Menschen und Natur. (S. 3)

Abbildung im Kapitel "Im Einklang mit der Natur: Erträge sichern und steigern" (S. 20, größer durch Klick)

Abbildung im Kapitel "Einkaufen wie im Schlaraffenland" (S. 29, größer durch Klick)


Aus der Broschüre der FNL "Nahrungssicherheit" (S. 12)
Qualitative Unterschiede zwischen ökologisch und konventionell erzeugter Ware gibt es nicht. So lassen beispielsweise die vorliegenden Daten für Obst, Gemüse und Getreide keine markanten anbauspezifischen Unterschiede erkennen. Der Gehalt an Nähr- und Ballaststoffen ist nicht vom Anbauverfahren abhängig. ...
Doch wenige Sätze weiter steht das glatte Gegenteil - wenn auch hier immer noch einseitig:
Zwar sind die Rückstände von Pflanzenschutzmitteln in Bioware meist geringer als in konventioneller Ware, doch gänzlich frei – so haben verschiedene Untersuchungen ergeben – ist auch Ökoware nicht.

Aus der Broschüre der FNL "Ressourceneffizienz" (S. 10f)
Bei flächendeckender Umstellung auf ökologischen Landbau wäre mehr als die doppelte Anbaufläche erforderlich, um die gleiche Getreidemenge zu erzeugen. Den Herausforderungen, die sich aus der wachsenden Erdbevölkerung und der steigenden Nachfrage nach Biorohstoffen ergeben, kann nur mit intensiven, also mit gleichzeitig ertragreichen und umweltschonenden Systemen begegnet werden. Ein Hektar intensiv angebauten Weizens erbringt bei ähnlichen Standortbedingungen eine höhere Ernte und Flächeneffizienz als ein Hektar Extensivanbau. So lag in Deutschland der durchschnittliche Weizenertrag bei intensivem Anbau bei 7,2 Tonnen pro Hektar (2006), während im ökologischen Landbau, also bei extensiver Wirtschaftsweise, durchschnittlich 3,5 Tonnen pro Hektar erzielt wurden.
Interessant: Offenbar sind die Zahlen völlig willkürlich ausgewählt, denn in einer anderen FNL-Broschüre ("Chemischer Pflanzenschutz") sind für das gleiche Jahr (2006) "nur" 6,7 Hektar im konventionellen Landbau angegeben (S. 21).

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