Prozesstipps

VERSUCHSFELD MIT TRANSGENER GERSTE:
KÖNNEN DIE LANDWIRTSCHAFT?

Einblicke in den Versuchsablauf


1. Die Uni, die Stadt und das Beet
2. Die Ziele des Gerstenversuchs: Täuschung und Wahrheit
3. Sicherheitsforschung war es nicht - was aber dann? Die tatsächlichen Versuchsziele
4. Umgang mit Fördergeldern und anderen Geldbeträgen
5. Vertuschte Risiken: Lügen und Täuschungen zu Auskreuzung und Gentransfer
6. Transparenz und Öffentlichkeitsarbeit
7. Stellungnahmen zum Versuch und zum Bedarf an transgener Gerste
8. Kritik an den MacherInnen des Gersten-Versuchsfeldes
9. Zusatzinfos zum Gengerstefeld
10. Wer wird da tätig? Kogel, das IFZ und sein Kollege Sonnewald
11. Der lange Weg zur Aussaat: Viele Jahre Labor, wenige Monate PR-Kampagne!
12. Einblicke in den Versuchsablauf
13. 2008: Eine Besetzung beendete den Versuch - aber nicht die Lügen!
14. Nachschlag 2009: Versuch in Groß Lüsewitz
15. Links

Am 3. April 2006 erhielt die Universität Gießen die Genehmigung - eilig vom BVL mit Vorabfax zugestellt. Da werden keine Kosten und Mühen gescheut, um die Agro-Gentechnik voranzubringen. Ein Sofortvollzug wurde verhängt, damit nicht irgendwelche Einwendungen oder Klagen das Ganze behindern konnten. Dennoch wirft bereits das Genehmigungsdatum einige Fragen auf. Hier sollten - so wurde jedenfalls behauptet - die Umweltauswirkungen von gentechnisch veränderten Pflanzen untersucht werden. Dafür wäre nötig, ungefähr im gleichen Zeitplan zu forschen, wie auch LandwirtInnen die Pflanze ausbringen. Sommergerste kommt als erste Aussaat im Jahreszyklus der Landwirtschaft in die Erde. Da ist der 3. April schon etwas spät - aber gerade noch akzeptabel, zumal es ein kaltes Frühjahr war. Doch am 3.4. kommt ja auch erst die Genehmigung. Ausgesät wird am 25.4., von den Versuchsbetreibern aber in den Folgejahren noch getoppt. Das letzte und einzige auswertbare Jahr lief 2009 mit Aussaat am 27. Mai! Aber es ging ja auch nicht um Sicherheitsforschung, das war nur behauptet, um an die Fördermittel zu gelangen ...
Es kam der 25. April 2006 und Kogel lud zum Medienspektakel "Aussaat". Noch immer sah er sein Feld als PR-Speerspitze der Agro-Gentechnik und verkaufte deshalb sein Treiben offensiv nach draußen. Dann stand das Feld da und Presse, Medien, NachbarInnen und auch die wenigen KritikerInnen des Feldes konnten sehen, was dort jetzt heranwächst. Und wie das geschah. Denn schnell stellte sich heraus, dass da einiges nicht stimmt.


Das Feld wird angelegt (aus: Biotechnews 2/2006)

Der Mäuseschutz ...
Wie hieß es noch im Beschwichtigungstext des BVL? Ein "Wildschutzzaun" sollte den Kontakt zu Tieren verhindern. Das wurde auch von politischer Seite verkündet: "Die Verbreitung durch Wildtiere ist ebenfalls unterbunden, da die gesamte Versuchsfläche von einem engmaschigen Vogelnetz umgeben ist. " (hessen biotech News 2/2006, S .15) Ein solcher Schutz war schlicht und ergreifend auch vorgeschrieben - im Punkt II.7 der Sicherheitsauflagen im Genehmigungsbescheid.

Doch vor Ort sah das etwas anders aus. Fand auch die Überwachungsbehörde. Die schaute sich das Feld nach der Errichtung an und meldete sich dann bei der Universität, um den "engmaschigen Wildschutzzaun" zu erörtern. Deren Umgang mit der Meldung immerhin ja der offiziellen Überwachungsbehörde ist aus einem Aktenvermerk der Versuchsdurchführenden (Institut für Phytopathologie, Leiter: Prof. Kogel) zu sehen. Sehen wir dabei mal über die leichten Wissensschwächen auf dem Gebiet der Biologie hinweg ("Abhaltung von Kleinsäugern (z.B. Vögeln, ...") und lesen, was geschah: "Es wurde von Seiten der Überwachungsbehörde (...) die Befürchtung geäußert, dass auf Grund der Maschenweite des Wildschutzzauns von 2,5 cm insbesondere Mäuse nicht vom Versuchsfeld abgehalten werden könnten." In der Tat: Am Versuchsfeld war ein simpler Kaninchendraht angebracht - ein deutlicher Verstoß gegen die klar formulierten Sicherheitsauflagen. Doch selbst jetzt, als die Überwachungsbehörde sich meldet und das Versäumnis anmahnt, denken Kogel und seine Leute nicht daran, sich an die Vorschriften zu halten. Stattdessen intellektualisierten sie das das Problem einfach weg. Augen zu und durch auf wissenschaftlich. Das geht so ... zunächst wird festgestellt, was jedeR weiß: "Grundsätzlich muss angemerkt werden, dass auch ein Zaun mit geringerer Maschenweite kein Abhalten von Mäusen garantieren könnte, da Mäuse auch solche Zäune entlang der Befestigungspfähle überwinden könnten." Klar - deshalb sind im Handel erhältliche Zäune ja auch oben umgebogen. Für die GentechnikerInnen aber reichen die Überlegungen schon. Sie lamentieren noch etwas herum, dass sie noch gar keine Mäuse in der Nähe des Feldes gesehen hätten und ziehen dann ein bemerkenswertes Fazit: "Die ausführende Stelle (Institut für Phytopathologie ...) sieht folglich die Maßnahmen entsprechend der Nebenbestimmungen des BVL ... als erfüllt an." Der Nicht-Mäuseschutzzaun blieb stehen. Und mensch darf sich merken: Ein Mäuseschutzzaun, der kein Mäuseschutzzaun ist, ist doch ein Mäuseschutzzaun, wenn ein anderer Zaun auch keiner ist! Das ist Spitzenwissenschaft!

Im Original: Mäuseschutzzaun: Auflagen und Wirklichkeit
Aus dem Antrag der Uni an das BVL (18.10.2005, S. 26 und 46)



Auszüge aus dem Genehmigungsbescheid vom 3.4.2006 (S. 6 und S. 20)


Vermerk der Versuchsbetreiber an der Uni Gießen (aus der Überwachungsakte beim RP)

Spätestens ab diesem Moment war der Feldversuch, für den bei Fördermittel- und Genehmigungsantrag schon geschummelt wurde, auch von der Durchführung her illegal. Aber wen stört das, wenn kommunalpolitisch kein Protest existiert und die Genehmigungsbehörde aus Leuten besteht, die Kontrolle von Agro-Gentechnik gar nicht wollen? Noch schlimmer: Eine Beschwerde beim BVL führte dazu, dass diese offiziell bestätigte, dass ein Wildschutzzaun mit 2,5cm Maschenweite die Bedingungen erfüllt. Per Behörde also definiert, was nicht sein kann. Das Ergebnis: Auch in den Folgejahren und an weiteren Feldern mit gentechnisch verändertem Getreide findet und fand sich immer dieser Mäuseschutz, der keiner ist.
Bewiesen ist damit zwar, dass das Feld nicht, wie angekündigt, von der umgebenden Tierwelt isoliert war. Aber ob das auch zum Austrag von Gerste führte und diese daraufhin unkontrolliert in der Landschaft stand, ist unbekannt. Das aber schafften in beiden Jahren, 2006 und 2007, die ForscherInnen selbst - und das bei einem übersichtlichen 9,6qm-Beet mit einer Pflanzenart, die nicht besonders stark zur selbständigen Ausbreitung neigt!

2006 zum ersten Mal: Gerste in der freien Landschaft
Der Versuch im Jahr 2006 verlief unruhig. Nachdem Kogel und sein Team die Aussaat mit Propagandalügen begleiteten, mit gefälschen Anträgen Genehmigungen und Förderungen ergaunerten, um dann schlampig, z.B.ohne Mäuseschutz das Feld anzulegen, folgte wenige Tage später eine Ankündigung aus den Reihen unabhängiger AktivistInnen: "Wir, die UnterzeichnerInnen, kündigen an, Pfingsten 2006 den Genversuch der Uni Gießen am Alten Steinbacher Weg 44 zu beenden. Veränderte Gene sind aus der Natur nicht mehr rückholbar, die Risiken werden bereits geschaffen, während sie untersucht werden. Konkret betroffen sind alle Menschen, besonders aber LandwirtInnen, GartenbesitzerInnen und alle, die selbst mit dem Boden, Pflanzen und Tieren umgehen. Eine solche Technologie dient nicht den Menschen, sondern vor allem Konzernen, die damit Profite machen wollen. Da auch die Gesetze Eigentum und Profit über die Menschen stellen und gleichberechtigte Beteiligungsmöglichkeiten nicht vorgesehen sind, haben wir uns entschlossen, soziale Notwehr zu leisten und mit einem not-wendigen Akt zivilen Ungehorsams das Feld zu besuchen und den Versuch zu beenden. Sollte unser Handeln von denen kriminalisiert werden, die solche Genversuche schützen und durchsetzen, so werden wir das nutzen, um unsere Motive öffentlich zu benennen." Kogel schimpfte, Forschungsministerin Schavan rief dazu auf, das schöne Feld in Ruhe zu lassen - aber es halt nichts: Am 2. Juni schritten die FeldbefreierInnen zur Tat. Obwohl öffentlich angekündigt und unter den Augen von Medien einschließlich dem Hessischen Fernsehen betraten sie den umgebenden Acker und schließlich das Feld. Viele Gerüchte ranken seitdem um die Frage, warum die informierte und vorbereitete Polizei nicht einschritt. Gab es auch unter Uniformierten GegnerInnen der Gentechnik? Oder hofften, was einige Uniformierte später auch so einräumten, die Polizeichefs darauf, durch teilweises Zulassen der Aktion die ungeliebten AktivistInnen mal hinter Gitter zu kriegen? Für das weitere Geschehen sind diese Fragen gleichgültig. Entscheidend war: Die Versuchsparzelle war erheblich beschädigt - die verzögert eingreifende Polizei zertrampelte einen gutenTeil des Feldes selbst. Am 5. Juli brach die Uni den Versuch wegen der erheblichen Beschädigungen vorzeitig ab. Und steuerte auf ein neues Problem mit einer Sicherheitsauflage zu. Denn im Genehmigungsbescheid war klar festgelegt, wie am Ende des Versuchszeitraumes vorzugehen war - nämlich die Ähren "per Hand" und sofort (also auf der Versuchsparzelle) "in entsprechend deklarierte Säcke" hinein. Das stand im Antrag, im Genehmigungsbescheid und die Uni hatte selbst vorher angekündigt: "Nach Beendigung des Versuchs werden alle Gerstenähren per Hand geerntet und in geschlossenen Behältern gelagert." Zudem regelte die mit der Überwachungsbehörde abgestimmte Betriebsanweisungen zum Versuch, es werde "von Hand geerntet". Außerdem musste direkt nach dem Entfernen der Ähren per Einzelabschneiden "verbleibendes Pflanzenmaterial durch ein nicht-selektives Herbizid abgetötet, zerkleiner und zur Verrottung in den Boden eingearbeitet werden".

Im Original: Sicherheitsauflagen zur Erntemethode
Aus dem Antrag der Uni an das BVL (18.10.2005, S. 8 und 33)

Auszug
Genehmigungsbescheid
vom 3.4.2006


Als nun der 5. Juli gekommen war, die Uni den Versuch abbrach und folglich das tun musste, was im Bescheid als "Ernte" gedacht war, fielen Kogel und seinem Team die Auflagen ein. Was sie selbst vorgeschlagen hatten, wollten sie plötzlich nicht mehr. 9,6 Quadratmeter waren zwar nicht viel, aber für laborverwöhnte MitarbeiterInnen einer Uni offenbar zu anstrengend. Also wandte sich das Institut an die Überwachungsbehörde und jammerte: "Die Gerste in noch unreif ..., die Samenkörner können in diesem Stadium nicht auskeimen" usw. Die Überwachungsbehörde ließ sich belabern und die Uni durfte die noch grüne Gerste ohne vorherige Ernte der Ähren einfach in den Boden einarbeiten. So kam es dann auch. Am 5.7.2006 notierte die Versuchsleitung im Tagesprotokoll: "Die Ähre befanden sich im Stadium der Kornfüllungsphase, so dass kein vermehrungsfähiges Kornmaterial vorlag. Daher konnte das gesamte Pflanzenmaterial (inklusive Mantelsaat) als vegetativ bezeichnet werden und wurde mit einer Fräse mehrmals zerkleinert und in den Boden nicht-wendend eingearbeitet." Damit war das Feld für 2006 Geschichte. Der funktionsuntüchtige Mäuseschutzzaun, das Vogelnetz, Flutlicht und Wachschutz verschwanden.

Im Original: Absprachen und Durchführung der Ernte 2006
Vermerke der Überwachungsbehörde zur Ernte (5.7.2006, Akte beim RP)

Nach getaner Arbeit verschwanden die GentechnikerInnen in ihren Labors. Zunächst gucktennoch - wie vorgeschrieben - MitarbeiterInnen wöchentlich nach, was passiert. Sie stießen auf: Gerste, die neu heranwuchs! Die tollen WissenschaftlerInnen hatten sich geirrt. Doch vor Ort wurde das Ereignis gar nicht weitergemeldet, sondern die verbliebenden MitarbeiterInnen an den Gewächshäusern des Instituts, wo die Fläche in der Nähe lag, bekämpfen das Desaster auf eigene Faust. Die Begehungsprotokolle dieser Zeit lauteten:

  • 19.7.06: Nicht-wendende Einarbeitung der Ernterückstände
  • 26.7.06: gestrichen: "Einarbeitung der Ernterückstände", es steht noch: "Spritzung mit Round up zum Abtöten des grünen Blattmaterials"

Am 2.8. dann schaute die Überwachungsbehörde nochmals vorbei. Ihr Besichtigungsprotokoll ist verheerend: "Bei der heutigen Besichtigung wurde festgestellt, dass auf der gesamten Fläche relativ dicht Gerste aufläuft (ca. 3-10cm hoch), d.h. die Annahmen, das Fräsen allein zu einer Zerstörung aller Gerstenpflanzen führt und dass die Gerste in dem Stadium am 5.07.06 nicht keimfähig war, haben sich als unrichtig herausgestellt!"
Top-Wissenschaftler, Beauftragte für biologische Sicherheit, Leute, die behaupten Sicherheitsforschung an landwirtschaftlichen Pflanzen zu machen - alle völlig ahnungslos zum Objekt ihrer Forschung! Aber statt ihnen endlich ihr Spielzeug aus der Hand zu nehmen, ging es im Folgejahr weiter. Und endete ähnlich!

Im Original:
Nach der Ernte - Gerstendurchwuchs unkontrolliert
Aus der Akte beim RP:und zum Durchwuchs (unten, 2.8.2006)

Pressefoto in der Gießener Allgemeinen nach der Ernte 2006 (Akte beim RP)
Neben der Tatsache, dass hier eine verheerende Fehleinschätzung der sogenannten Wissenschaftler vorlag, stellt sich die Frage, warum erst die Überwachungsbehörde feststellte, dass Gerstensaat keimte. Denn die Uni hätte eine mindestens wöchentliche Kontrolle durchführen müssen.

Aus dem Schreiben des BVL zur Forderung des Bundesamtes für Naturschutz, mindestens 1x wöchentlich zu kontrollieren. Die "Auflage wird übernommen", also tatsächlich der Uni zur Vorschrift gemacht (Bl. 814 Akte beim BVL).

Als die Überwachungsbehörde vor Ort war, stand die Gerste 3-10cm hoch. Die war da schon länger gewachsen - unbemerkt oder es hat keinen interessiert. Dieser Versuch war eine Aneinanderreihung von Schlamperei und beeindruckender Gleichgültigkeit gegenüber Sicherheitsauflagen. Nach Gentechnikgesetz hätte ein Bußgeld- oder gar Strafverfahren folgen und die Genehmigung wegen Unzuverlässigkeit und mangelnder fachlicher Qualifikation der Versuchsleitung zurückgezogen werden müssen. Doch in Behörden und Justiz gibt es niemanden, der an so etwas Interesse hätte. In solchen Seilschaften hackt keine Krähe der anderen ein Auge aus ...

2007 gleich noch einmal: Gerste diesmal sogar wochenlang frei herumstehend
Nun sollte mensch meinen, Menschen seien Wesen, die aus Fehlern lernen - und so würde sich die Panne mit der unkontrolliert in der Landschaft stehenden Gerste sicher nicht wiederholen. Immerhin gelobten die Versuchsleiter in ihrem Jahresbericht Besserung. So "sollten künftig sämtliche Ähren des Versuchsfeldes und der Mantelsaat abtransportiert" werden. In der Betriebsanweisung für 2007 hieß es genauer: "Die Ernte der Gerste des Versuchsfeldes und der Mantelsaat erfolgt innerhalb eines Tages. Die Ernte beginnt, bevor die Pflanzen die volle Reife erreicht haben, um das Ausfallen von Körnern zu vermeiden." Zu Mantelsaat: "Die Ernte erfolgt ebenfalls bevor die Ähren die volle Reife erreicht haben, um Getreideausfall zu vermeiden." ... "Das noch nicht zerkleinerte bzw. grüne Pflanzenmaterial (Halmbasis und Wurzel)" sollte abgetötet und eingefräst werden. Doch praktisch zeigte die Uni erst einmal Lernfähigkeit an einer ganz anderen Stelle: Den Sicherungsanlagen. Nun wurde das Feld mit einem Drahtkäfig vor FeldbefreierInnen gesichert, rundherum Mantelsaat und Schwarzbrache. Nachts erhellten Scheinwerfe das Geschehen,Wachschützern mit Hunden standen am Feld.Kameras übertrugen das Geschehen ständig Richtung Polizei, Regierungspräsidium und auf einen Monitor im Institutsgebäude neben dem Feld, wo die Wachschützer in einem Raum sitzen konnten.

Im Original: Feldaufbau und Sicherungsanlagen 2007
Gute Vorsätze für neue Jahr: Jahresbericht an die EU-Behörden (Schlussfolgerung, S. 28, Akte des RP)

Gengerstenfeld am 25.3.2007. Die Versuchsfläche ist ein kleines Quadrat in der Mitte des gesamten Feldes, also hier am linken Bildrand. Im Hintergrund die Universität-Bibliothek (rechts) mit Gewächshäusern vom Institut davor und dem Uni-Parkplatz (links). Größeres Bild durch Klick auf das Bild.


Protokoll der Ortsbesichtigung am 28.3.2007 (Akte des RP)


Foto des Aufbaus: Drahtkäfig und Natodraht


Nach der Aussaat: Foto vom Alten Steinbacher Weg (Fußweg) aus (größer durch Klick).
Der Kern mit den gentechnisch veränderten Pflanzen ist durch Bauzäune gesichert. Seitlich (rechts) befinden sich Kameraüberwachung und Flutlicht (auch tagsüber an). Das Foto entstand bei einer Ortsbesichtigung mit einem auswärtigen Journalisten. Zu diesem Zeitpunkt waren mehrere Polizeiwagen an verschiedenen Seiten des Feldes anwesend.


Am 19.4.2007 sah es im Inneren des Käfigs so aus:


Am 24.4. dann so (oben: ca. 19.30 Uhr, unten kurz vor Mitternacht - Flutlicht und bewacht von Security mit Hund)

Das Feld wuchs und gedeihte. Nur halfen die Sicherungen auch dieses Jahr nichts. Am 13. Juni 2007 war das das Feld platt - fast alles herausgerissen, wie die Presse berichtete. Die Polizei sinnierte (das zeigten ihre Akten später), wie dieser Coup überhaupt gelingen konnte angesichtsvon Flutlicht, Kameras, Hunden und Wachschützern. Niemand hat die genauen Abläufe je beschrieben - aber es mag ein Zeichen gewesen sein, dass menschliche Kreativität technischen Lösungen mitunter doch ein Schnippchen schlagen kann.

Foto am 19.6.2007 nach der Zerstörung: Links stehen noch ein paar Reihen und hinten rechts ein Quadrat.

Jedenfalls musste die Versuchsleitung zum zweiten Mal vorzeitig ernten. Die Variante vom letzten Jahr fiel weg - 2x das gleiche Desaster wäre dann wohl zu auffällig gewesen. Also mussten die Ähren ab. Danach hätte das Feld, wie in Sicherheitsauflagen und Betriebsanweisungfestgelegt (siehe oben), totgespritzt undin den Boden eingearbeitet werden müssen. Was genau wann geschah, ist nicht mehr zu ermitteln. Denn in den nach Umweltinformationsgesetz eingesehenen Akten fehlten die Begehungsprotokolle mehrerer Wochen. Hatte die Uni das geräumte Feld wieder sich selbst überlassen und - rechtswidrig - nicht mehr überwacht? Oder waren die Protokolle vor der Akteneinsicht - rechtswidrig - entfernt worden, weil sie unangenehme Details enthielten? Der letzte Eintrag stammt vom 13.6.2007: "Zerstörung der Versuchsfläche in der Nacht vom 12. auf den 13.6.07 ca. 3.00 Uhr (Information vom Wachdienst). 3 unbekannte Personen wurden auf der Flucht vom Wachdienst gesehen und Polizei sofort benachrichtigt." Der Folgeeintrag in der Akte dann am 1.8.2007: "Reste von nicht zerstörten Parzellen geerntet, gekennzeichnet, in geschlossenen Behältern gelagert. Lagert S1 Gewächshaus. Mähdrescher für Ernte der Mantelsaat steht nicht zur Verfügung. Versuchsfläche gekennzeichnet." Neun Tage späterdann schon: "Abbau von Schutznetz, Bauzaun, Hasenschutzdraht. Rücklieferung des Zaunes, Ernte der Randsaat wegen starker Nässe nicht möglich." Die Ernte selbst wird nirgends beschrieben. Das Ergebnis aber war beeindruckend: Am 2. September entdeckten AktivistInnen, dass die zentrale Fläche immer noch vorhanden war. Die bisherigen Sicherungen fehlten zwar, aber das vorgeschriebene sofortige Einarbeiten in den Boden hatte offensichtlich nicht stattgefunden. Da niemand zu sehen war und außer dem äußeren Maschendrahtzaun um das Gesamtgelände nichts mehr am Betreten hinderte, lief ein Gentechnikkritiker zu der Fläche und machte ein aufschlussreiches Foto (siehe oben rechts: Bilder vom 2.9.2007 mit sichtbaren Gerstenähren auf der Fläche und gepflückt (Feldlage im Kreis; größer durch Klick!).

Eigentlich hätte kein Halm dort stehen dürfen ... BfN-Auflage im Genehmigungsverfahren

Im Genehmigungsbescheid des BVL stand klipp und klar: "Nach der Ernte soll verbleibendes Pflanzenmaterial durch ein nicht-selektives Herbizid abgetötet, zerkleinert und zur Verrottung in den Boden eingearbeitet werden." Doch die Realität war eine andere. Auch im zweiten Jahr schaffte es die Versuchsleitung, durch unglaubliche Schlamperei dafür zu sorgen, dass transgene Gerste unkontrolliert in der Landschaft herumstand. Doch wieder wurde der Versuchsleitung die Genehmigung nicht entzogen. Die hatte stattdessen andere Probleme undschickte eine Anfrage an den Genehmigungsbehördenchef Buhk vom BLV, ob es denn rechtmäßig sei, dass der Genehmigungsbescheid im Internet zu finden sei. Kogel, dieser PR-orientierte Typ, der vor Beginn seines Versuches noch alle Transparenz versprach, ärgerte sich jetzt sogar darüber, dass der Genehmigungsbescheid im Netz zu finden und so zu lesen war, welche Rechtsverstöße zum Alltag seines Versuches gehörten. Dabei hätte er sich weiterhin beruhigt zurücklehnen können: Das BVL stärke ihm den Rücken, die Gießener Parteien guckten weiterhin weg, die Medien verbreiteten nur die Meldungen aus der Uni-Pressestelle und das Forschungszentrum Jülich beriet den Versuchsleiter freundlich, wie er einen neuen Antrag fälschen könnte, um einen ordentlichen Geldnachschlag zu erhalten. Beim öffentlich einsehbaren Genehmigungsbescheid konnte das BVL allerdings nicht helfen. Am 28.7.2007 schrieb BVL-Mitarbeiter Leggewie (BVL) an Kogel, dass der Bescheid an alle EinwenderInnen ging, und auch im RP einsehbar war und auch handschriftliche Eintragungen, "von jedermann nach Erhalt des Bescheides nachträglich aufgebracht sein können“.

Was noch geschah ...
  • Die Uni weitet ihre Genversuche aus: In der Weststadt soll es Sortenversuche mit MON810-Mais geben
  • Standort verseucht? Ein BekennerInnenschreiben verkündet, dass der Boden der Versuchsparzelle unbrauchbar gemacht wurde. Kogel interessiert das gar nicht ...
  • FeldfreierInnen beantragen Verbot des Gengerstefeldes in Gießen. Der Text ...
  • Kogel verkündet, dass die Ergebnisse schon feststehen. Die Gengerste hat keine nachteiligen Auswirkungen auf die Umwelt. Der Versuch würde nur noch der Form halber gemacht. Stand das Ergebnis schon vorher fest?
  • Schlechtes Jahr für Genversuchsfelder in Gießen: Auch das Maisfeld wurde zerstört!
  • Viele Pannen exakt aufgeführt und belegt auf der Seite mit den Auszügen aus den Versuchsakten!
  • Mehr Geld: Uni bekommt Zusatzförderung wegen Protesten und Zerstörungen

Aus dem Abschlussbericht
Als alles vorbei war, veröffentlichten Kogel & Co. einen Abschlussbericht - und auch der wies wieder einige erhellende Passagen auf.

Im Original: Aus dem Abschlussbericht


Es beginnt mit einer allgemeinen Übersicht und einer ordentlichen Polemik. Dann folgen die Kooperationspartner*innen und der Hinweis, dass Forschungsgelder für Bewachung eingesetzt werden musste.





Die Untersuchungen über Pilzbefall auf den Blattoberflächen konnten wegen des Protestes nicht stattfinden (oben). Allerdings gab schon ein oberflächlicher Blick Auskunft darüber, dass gentechnisch veränderte Pflanzen genauso befallen waren wie die unmanipulierten - ein kompletter Fehlschlag der Gentechnik also.




Kogel trauerte dann nicht nur scheinheilig den Steuermitteln nach, die er durch Falschangaben im Fördermittelantrag ja selbst erschlichen hatte, sondern er übte sich auch als Hellseher. Obwohl 2007 bis 2009 nie irgendwelche Täter*innen für die Feldzerstörungen ermittelt wurden, schob Kogel sie der "Saasener Gruppe" zu.

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