Anarchie

TUTTE BIANCHES IN ITALIEN

Der Körper als Waffe des Zivilen Ungehorsams: ”Wenn die Welt zu verkaufen ist, ist rebellieren selbstverständlich”


1. Der Körper als Waffe des Zivilen Ungehorsams: ”Wenn die Welt zu verkaufen ist, ist rebellieren selbstverständlich”
2. Zapatismus, Ya Basta und die Tutte Bianches
3. Die Rolle der Kommunikation: Die Unsichtbaren sichtbar machen
4. Organisation und ‘Centri Soziale’
5. Grüne Züge
6. Perspektiven
7. Quellen

Die Tutte Bianches sind gut ausgerüstet und benutzen dazu hauptsächlich billige Materialien und ihre Kreativität: Matratzen, alte Reifen, Baustellenhelme, Rettungsjacken, Armpolster aus Isomatten und Isolierband, Gasmasken, aber auch Luftballons, Wasserpistolen oder selbstgemachte Schutzschilder kann mensch in ihrem Repertoire finden. Wieso ? "Gegen eine Welt in der das Geld alles regiert, bleiben uns nur noch unsere Körper, um gegen die Ungerechtigkeit zu rebellieren”, meint Don Vitaliano, ein Pfarrer, der auch unter den Tutte Bianches zu finden ist. ” Wir sind nicht bewaffnet, wir agieren als Menschen und setzen unsere Person ins Spiel. Wir fürchten uns vor der Polizeigewalt, deshalb schützen wir uns.”
Diese Aktionsform begann vor knapp einem Jahr in Italien und überraschte alle durch ihren Erfolg. Im Januar 2000 gab es bundesweite Mobilisierungen gegen Abschiebeknäste in Italien. Mehrere zehntausend Menschen sind dafür auf die Straße gegangen. Die Demonstration gegen den Abschiebeknast Via Corelli war ein besonderer Erfolg. Die Tutte Bianches hatten ihre Entschlossenheit angekündigt in den Abschiebeknast einzudringen und zu schliessen. Die mehrere Tausend Tutte Bianches marschierten vorne und mussten stundenlang Auseinandersetzungen mit der Polizei aushalten, bevor diese dann aufgeben musste und die Leute ins Lager eindringen konnten. Abends kündigte der Innenminister die Schliessung von Via Corelli an.
Die aufgeblasenen Reifen dienen dazu die Schlagstöcke der Robocops rückprallen zu lassen. ”Über 150 Tränengaspatronen haben wir bei dieser Aktion gezählt” grinst ein junger Aktivist. Die rauchenden Tränengaspatronen werden in Kisten oder unter Eimer geworfen, um sie zu neutralisieren. Es erinnert an eine Beschreibung Ghandis des zivilen Ungehorsams: ‘Feuer mit Wasser löschen’.
Seit dem sind Tutte Bianches auf vielen Mobilisierungen zu sehen: Antifaschistische Demos, Mobilisierungen gegen den OECD Gipfel in Bologna oder gegen die Eröffnung der Gentechweltausstellung in Genua bei der sie bis zum Eingang eingedrungen sind und die Ausstellung zum Fiasko und nationalen Debatte gezwungen haben.

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