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KLIMAGERECHTIGKEIT: SOZIALE UND ÖKOLOGISCHE ZIELE VERWIRKLICHEN!

Gegenmodelle und -projekte der Energieversorgung


1. Umfassende Strategien zum Klimaschutz
3. Gegenmodelle und -projekte der Energieversorgung
4. Das Gegenteil, meist Realität: Energie von oben
5. Links

Die Theorie

Aus Robert Kurz: Antiökonomie und Antipolitik
Die Reproduktion kann zu einer dezentralen Form zurückkehren, aber nicht mehr zu den voneinander vergleichsweise isolierten dezentralen Reproduktionsformen der Agrargesellschaft, die nur äußerlich durch Strukturen der Herrschaft verbunden waren, sondern auf höherer Entwicklungsstufe zu einer allseitig kommunikativ vernetzten dezentralen Struktur. Das gilt im übrigen nicht nur für die Mikroelektronik, sondern zumindest perspektivisch auch für die Ablösung der fossilen durch solare Energie. Erfordern die energetischen Systeme der fossilen Brennstoffe große, zentralisierte Technologien und Organisationsformen, so ist die Solartechnik ebenso dezentral und im kleinen Maßstab einsetzbar wie die Mikroelektronik. Die Repräsentanten des Kapitals schrecken vielleicht auch deshalb vor der forcierten Entwicklung solarer Energietechnik zurück, weil sie ahnen, daß damit dem Kapitalismus und seinen zentralisierten Formen der Herrschaft endgültig die Felle davonschwimmen könnten.

Hermann Scheer in „Solare Weltwirtschaft“, 2000, Verlag Antje Kunstmann (S. 255)
So richtig es ist, die Energiekonzerne auch zur Mitwirkung am Wandel zur solaren Weltwirtschaft zu veranlassen – durch öffentlichen Druck, Überzeugungsarbeit oder politische Auflagen -, so wenig kann man erwarten, daß sie das im Sinne einer forcierten Substitutionsstrategie tun, also gegen sich selbst. Auch wenn es aus den ... genannten Gründen nicht möglich ist, die Versorgung mit erneuerbaren Energien so zu kontrollieren wie die atomar/fossile Energieversorgung: Es ist von ausschlaggebender Bedeutung, wer das Tempo der Einführung solarer Ressourcen vorgibt und nach welchen Interessen dabei vorgegangen wird. Die Schrittmacher der Einführung erneuerbarer Energien waren und sind unabhängige, nicht eingebundene Akteure: „grass-roots“-Organisationen, individuelle Betreiber, neue Unternehmen, Stadtwerke, Politiker. Sie haben die Aufklärungsarbeit in der Öffentlichkeit geleistet und den Markt für Solartechniken vorbereitet. Ihre Aktivitäten müssen verstärkt werden, statt sich darauf zu verlassen, daß die Entwicklung nun von Konzernen und von Regierungen in die Hand genommen wird – nach dem Motto: „Wir haben verstanden.“ ... Der Wandel zur solaren Weltwirtschaft ist ohne die gebündelten Aktivitäten lokaler und unabhängiger Kräfte sowie zahlloser individueller Investoren nicht vorstellbar.

Aus der Beschreibung des Projektes "Ökostrom von unten"
Die Auseinandersetzung um die Stromversorgung findet nach der Liberalisierung des Strommarktes im Markt statt. Werbekampagnen, Versprechungen, mehr oder minder glaubwürdige Zertifikate sowie viele Verwirrungen um Preise prägen das Geschehen. Das ist typisch für alles: Was sich im Markt organisiert, unterwirft sich den dortigen Gesetzen. Umweltschutz, Mitbestimmungsrechte und Dezentralität gelten dort aber wenig oder nichts. Profit, Rationalisierung und Machtsicherung durch Zugriff auf Ressourcen und Marktanteile stehen im Vordergrund. Scheinbar sind alle diesem Trend des „Wachse oder weiche“ unterworfen. Da bleibt keine Zeit für ökologische Glaubwürdigkeitsdebatten oder Mitbestimmungsrechte – höchstens da, wo sich mit solchen Begriffen eine KundInnenschicht ansprechen läßt. Die ist aber klein und zudem oft nicht gewillt, genau hinzugucken, so daß die großen Energieversorgungsunternehmen mit Lockangeboten im Öko-Touch viele KundInnen gewinnen können, die danach drängen, etwas Gutes zu tun.
Das Projekt „Ökostrom von unten“ versucht etwas anderes: Raus aus der Marktlogik, rein in mitbestimmungsorientierte Formen der Stromversorgung. Die Menschen, sonst nur als im Markt umworbene KundInnen betrachtet, sollen selbst zu den Handelnden werden. Es soll „ihr“ Strom sein, gewonnen in „ihren“ Anlagen, verteilt über „ihr“ Netz hin zu ihren Häusern, die individuell oder in VerbraucherInnen-Gemeinschaften den Strom beziehen.


Aus einer Rede auf der Demonstration vor dem Grünen Parteitag am 10.3.2001 in Stuttgart - die ganze Rede als Diskussionsforum
Hinter dem Castor steht das System! Der Widerstand gegen den Castor gilt dem System!

Der Castor fährt nicht nur, weil Grüne so schlapp sind. Weil Trittin und Schröder nur früher gegen die Atomkraft kämpften, als sie wenig zu sagen hatten. Weil Gutachten gekauft sind und überall Lügen und Betrug herrschen. Das alles stimmt auch, aber es ist nicht der Grund.
Sondern: Der Castor kann rollen, weil wir in einer Welt leben, in der es Herrschaft und Verwertungslogik gibt, allen voran in der Form von Markt und Kapital.



Die Praxis
Sicherlich nicht aus überzeugtem Umweltdenken, sondern aus rein betriebswirtschaftlicher Kalkulation bauen einige Unternehmen eine Eigenstromversorgung auf. Meist fehlt ein umweltgerechter Energielieferant, aber durch die verbrauchsnahe Produktion kann die Energie besser ausgenutzt werden.

Aus Wolfgang Pomrehn, "Energiewende rückwärts" in: Junge Welt, 31.8.2013 (S. 9)
Neuestes Beispiel dafür ist der Trend zum Eigenverbrauch von Unternehmen, der von den meisten Abgaben befreit ist. Für die Struktur der Energieerzeugung und das Klima ist dies sogar gut.
So nahm der Handelskonzern Metro im Juli in zwei seiner Märkte Blockheizkraftwerke in Betrieb, die diese zugleich mit Strom und Wärme versorgen. Das nutzt den Brennstoff wesentlich besser aus. Ein Wirkungsgrad von 80 bis 90 Prozent ist möglich. Ältere Braunkohlekraftwerke bringen es nur auf etwa 32 Prozent, und selbst die modernen Megakraftwerke, die RWE im Rheinland baut, nutzen maximal 43 Prozent der Braunkohle aus. Die hat zudem ein sehr schlechtes Verhältnis von Heizwert zu Schadstoffausstoß.



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