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ANTWORT AUF DEN VORWURF DES SEXISMUS GEGEN MICH

Einleitung


1. Einleitung
2. Zum Umgang mit dem Sexismusvorwurf
3. Die Fragestellung
4. Der Kontext
5. Stellungnahme zum konkreten Brief
6. Eigene Positionen zur antisexistischen Praxis
7. Kritik
8. Vorschläge
9. Zu meinem eigenen Verhalten
10. Meine (begrenzten) Versuche antisexistischer Praxis sind zur Zeit ...
11. Weitere Debatte und Links

  • Einleitung
  • Zum Umgang mit dem Sexismusvorwurf gegen mich
  • Klärung der Fragestellung und des Kontextes
  • Widerlegung von Lügen und Unterstellungen, Eingeständnis von Fehlern
  • Antisexistische Praxis statt Denunziation von Einzelnen!

Seit Anfang September 2000 kursiert ein Papier, in dem mir Sexismus vorgeworfenund dafür die Höchststrafe, den Rauswurf aus allen linken Zusammenhängenund und sozialen Räumen gefordert wird. Dieses Papier trägt denAbsender GIgA (Gießener Initiative gegen Atomanlagen) und vier falscheNamen.
Die Entscheidung, ob ich auf das Papier antworte, treffe ich hiermitpositiv. Ich fühle mich dazu gezwungen. Nicht von dem Brief, sondernvon der Reaktion vieler anderer, die den Rauswurfantrag unterstützen,OHNE (!) den Brief überhaupt gelesen zu haben. Hauptargument ist „keineLust mehr zur Debatte, also raus“ oder ähnliches.
In allen bisherigen Fällen, in denen über den Brief in meinerAnwesenheit diskutiert wurde, hatte ich den Brief selbst dort eingebracht,weil er offenbar bislang nur über sehr unvollständige Verteiler(vor allem im Anti-Atom-Bereich) verbreitet wurde. Jedesmal habe ich überlegtund mit etlichen Einzelpersonen Rücksprache gehalten, wann denn dasEinbringen dieses Themas günstig wäre, da klar war, daßdie Thematisierung sofort die vorgesehene Tagesordnung sprengen würde.Spontane Forderungen nach einem sofortigen Rauswurf von mir ohne Kenntnisnahmedes Briefes gab es auch immer – das zeugt von einem Zustand der Diskussions-und Entscheidungsunfähigkeit in politischen Zusammenhängen, diesich offenbar freuen, wenn irgendjemand ihnen das Denken abnimmt und eineForderung stellt. Begründet wird dieses üblicherweise überein festdefiniertes Definitionsrecht. Das halte ich als solches nur füreinen Zwischenschritt und eine Notlösung angesichts der bestehendenrelativen Dominanz von Männern und der ständigen Verschleppungvon Konsequenzen bzw. der typischen Zerlaberung aller Themen in Plena linkerGruppen. Allerdings trifft es auf meinen „Fall“ gar nicht zu, denn es stütztsich auf das Definitionsrecht des Opfers, das mittlerweile zu einem Definitionsrechtder Frau mutiert ist – bislang aber immer noch im Zusammenhang mit einemtatsächlichen Übergriff stehen mußte, also als Definitionsrechtder betroffenen, nicht irgendeiner unbeteiligten Frau.

Das alles trifft auch mich nicht zu. Es gibt keinen Vorwurf eines Übergriffs. Es gibt keine betroffene Frau, die sich äußert. Bei genauer Analyse des Textes über mich, reduziert sich der Vorwurf auf einige Texte von mir, die mehr als 5 Jahre alt sind. Auf diese Texte will ich auch eingehen, weil ich selbst längst nicht mehr hinter allem stehe, was ich damals (mangels Auseinandersetzung mit vielen Punkten und aus der Wut der damaligen Situation heraus) geschrieben habe. Das ist den SchreiberInnen der Anklage gegen mich auch bekannt. Noch mehr: Es sind überwiegend Menschen, die mit mir in den Jahren danach und bei voller Kenntnisse der Texte und Vorgänge aus 1993-95 teilweise intensiv zusammengearbeitet, z.T. zusammen gewohnt haben. Daß selbst die beiden dominanten Frauen unter den AbsenderInnen jeweils mit mir mehrere Monate bis einem Jahr zusammen gewohnt und z.B. in Projekten (Anti-Gentechnik, Anti-Atom und Ö-Punkte, wo eine Person Redakteurin war) zusammen gearbeitet haben, aber ihnen aus dieser Zeit nicht ein einziges Beispiel für sexistische Übergriffe einfiel, zeigt, wie wenig Material da ist.
Alle Behauptungen, die noch zusätzlich zu den Zitaten genannt werden, sind gelogen oder gezielt mißverständlich und unterstellend. Ich gehe darauf ein.

Zum Beginn stehen Überlegungen zum Umgang mit dem Brief - ich möchte verdeutlichen, daß es mir angesichts der sehr widersprüchlichen und teils (gewollt oder ungewollt) unerfüllbaren Forderungen an mich nicht möglich ist, "richtig" zu handeln. Alle weiteren Schritte, auch die Veröffentlichung dieser Stellungnahme, sind Ergebnisse von Abwägungen, bei denen ich jeweils selbst immer Gründe sehe, die ein anderes Handeln sinnvoller erscheinen ließen - aber dann spricht auch wieder vieles gegen die andere Wege.
Als zweites möchte ich die Fragestellung klären und den Kontext. Das ist wichtig. Diese Passagen enthalten Denunziationen gegen die Absenderinnen des Briefes gegen mich. Es wird deutlich, daß es sich um einen persönlichen und politischen Konflikt handelt. Es ist schmutzige Wäsche. Ich wasche sie nicht freiwillig, sehe aber keine Alternative dazu.
Anschließend gehe ich auf den Brief im Detail ein und widerlege Lügen bzw. Unterstellungen, will aber auch meine eigenen Äußerungen kritisieren, wenn ich nicht (mehr) hinter ihnen stehe.
Am Ende folgen einige Überlegungen zu antisexistischer Praxis - sehr kurz. Der Abschnitt ist mir aber dennoch der Wichtigste. Mit geht es nicht um das eigene Überleben innerhalb der Bewegung gegenüber dem Versuch, mich rauszuwerfen, sondern um die Weiterentwicklung politischer Positionen und Strategien - Theorie und Praxis. Den Willen dazu erkenne ich heute in großen Teilen der "Linken" nicht mehr. Ich kann das nicht trennen, die Denunziation mit dem Sexismusvorwurf einerseits und die Unfähigkeit zum tatsächlichen antisexistischen Verhalten andererseits.

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