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BALLUNGSZENTREN UND KNOTENPUNKTE:
DIE HOCHBURGEN DER SEILSCHAFTEN

Versteckspiel in Braunschweig: Wo die Bundesbehörden ihre Felder anlegen ...


1. Einleitung
2. Es begann im Namen Gottes: IPK und die ersten Bioparks in Gatersleben
3. AgroBioTechnikum in Groß Lüsewitz, Uni Rostock und die Felder bei Sagerheide
4. Der letzte Versuch: BioTechFarm - Gehirnwäsche per Kaffeefahrt
5. Versteckspiel in Braunschweig: Wo die Bundesbehörden ihre Felder anlegen ...
6. Limburgerhof: Das Agrarzentrum der BASF
7. Gemeinsame Adresse: Mauerstraße in Berlin
8. Die Karte: Was ist wo in München?
9. Links und Materialien

Im Westen von Braunschweig, genauer an der Bundesallee als Nachbar der dort ebenfalls beheimateten Physikalisch-technischen Bundesanstalt (PTB), in der die berühmte Atomuhr der Welt die Zeit ansagt, liegt ein großes Gelände mit einem alten Zaun drum herum. Der stammt aus alten Zeiten, denn hier hatten die Nationalsozialisten Anlagen zur Rüstungsproduktion versteckt. Nach dem Krieg war landwirtschaftliche Forschung nötig, denn eine neue Versorgung mit Lebensmitteln musste im dicht bevölkerten Deutschland geschaffen werden. Das übernahm auf Regierungsseite die Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL). Sie war eine Bundesbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) - und nach ihr wurde auch das Gelände viele Jahrzehnte benannt. Zum 1. Januar 2008 aber war Schluss. Die Pflanzenbauinstitute der FAL wurdendas Julius Kühn-Institut, das Tierhaltungswesen auf das Friedrich-Loeffler-Institut und der Rest als etwas unzusammenhängendes Sammelsurium auf das Johann Heinrich von Thünen-Institut aufgeteilt. Sitz oder zumindest einige Abteilungen aller drei Fachbereiche sind weiter in Braunschweig ansässig. Zudem residiert dort die Zentrale des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL), dessen Gentechnikabteilung in der Berliner Mauerstr. 39-42 für das Durchwinken aller Gentechnikversuchsfelder verantwortlich ist.
Auf dem Gelände laufen seit vielen Jahren immer wieder auch gentechnische Experimente. Für die Öffentlichkeit sind sie wegen des Zaun, bewachtem Eingang und breitem Gehölzstreifen um das Gelände und kaum Blicken in das Innere möglich. Versuche, das Demonstrationsrecht für das Gelände zu erstreiten, scheiterten an Stadt und Verwaltungsgericht Braunschweig, die auf fast peinliche Art die GenpfuscherInnen an der Bundesallee vor jeder Störung bewahren wollten. Für 2009 waren verschiedene Versuche mit gentechnisch manipuliertem Mais auf dem Gelände angemeldet worden. Die RWTH Aachen, das Julius-Kühn-Institut (JKI) und eine weitere, noch unbekannte Institution wollten im Westen von Braunschweig an der Bundesallee zwischen Kanzlerfeld und Watenbüttel ihre Freiland-Experimente machen. Nach dem Mon810-Verbot bleibt nun nur noch der Versuch der RWTH Aachen übrig, weil der mit einem andere, in seiner ökologischen Wirkung aber ähnlichen Maissorte lief. Denn auch diese Genmais-Konstrukte, die dort trotz MON810-Verbot weiter ausgebracht wurden, produzieren permanent ein Insektengift, das so in der Natur nicht vorkommt.
Eine Besetzung der Flächen im April 2009 zerrte das Versuchsgeschehen ins Licht der Öffentlichkeit. Nun mussten sich auch die Macher des Versuchs, vTI-Mitarbeiter Prof. Christoph Tebbe und RWTH Aachen-Dozent Stefan Rauschen stärker zeigen. Vor allem ersterer tat das mit platten und polemischen Angriffen auf die GentechnikkritikerInnen, zudem ließen sie das Feld nach drei Tagen räumen und bewachen. Der Lohn kam prompt und zeigt, wie die Seilschaften funktionieren: Tebbe wurde in die europäische Genehmigungsbehörde EFSA berufen - einem der ganz wichtigen Durchwinkgremien in den Seilschaften der Agro-Gentechnik. Die Versuche fanden statt, liefen aber 2010 aus.


Oben: Luftbild des Geländes und besetzte Fläche. Unten: Räumung des besetzten Feldes am 27.4.2009



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