Demokratie

NACHHALTIGKEITSSTRATEGIE FÜR DEUTSCHLAND

Nachhaltigkeit als Modernisierungs-Schmieröl


1. Aus dem Entwurf der Bundesregierung
2. Nachhaltigkeitsberichte
3. Nachhaltigkeit als Modernisierungs-Schmieröl
4. Links

Hierzulande ist für viele "grün" immer noch eine politische Farbe, verbunden mit ewi gem Protest und langen Haaren. Aber "grün" ist längst jenseits von rechts und links angesiedelt, "grün" ist die Farbe der Versöhnung von Ökonomie und Ökologie. Unsere Zukunft wird grün sein oder gar nicht. (aus: Michael Müller/Kai Nieberg, 2009: "Epochenwechsel", S. 9)


Im Original
Aus: Freitag, 13. Juli 2001 (S. 5)
Wir sind für den Wettbewerb der Eigentumsformen, um die Form zu finden, die am meisten nachhaltige Effizienz zeitigt ...

Richard Häusler in Toolbox, punct.um 12/2001 (S. 17)
Nachhaltige Entwicklung (sustainable development) ist das Leitbild, das den Globalisierungsprozess durch die Beteiligung aller Bevölkerungsgruppen zu einer allseitigen Win-Win-Situation machen soll.

Saral Sarkar, Nachhaltige Entwicklung, in: Tarantel Dez. 2001, Vierteljahresschrift der ökologischen Plattform bei PDS
Nachhaltige Entwicklung, wie sie z.B. im Brundtland-Bericht definiert wird, will einerseits ökologische Probleme einer globalen Industrialisierung eindämmen, andererseits soll an der Maxime eines weiteren weltweiten Wirtschaftswachstums nicht gerüttelt werden. VerfechterInnen einer so definierten nachhaltigen Entwicklung verschließen jedoch die Augen vor einer wesentlichen und alten Erkenntnis: Die Erde ist und bleibt begrenzt. Weder verstärktes Recycling noch technologischer Umweltschutz noch eine zunehmende Nutzung von Sonnenenergie führen an dem Problem vorbei, dass quantitatives Wirtschaftswachstum an stoffliche Grenzen stößt. ... es gibt auch Grenzen des Recyclings ... von diesen immer knapper werdenden Metallen gehen im Durchschnitt gegenwärtig noch etwas 70% der jährlich geförderten Mengen verloren. Auch wenn der Rest von 30% früher oder später wiedergewonnen wird, bleiben davon nach zehn "Lebenszyklen" nur 0,1% übrig.

Werbung ist alles - was dahinter steht, eher unwichtig
So geht Werbung - ganz offene Beschreibung, dass es beim Image von Autokonzernen nur auf die Außendarstellung ankommt:
Aus Joachim Schöpfer, "Wer schweigt, verliert das Vertrauen seiner Kunden", in: B.A.U.M. Jahrbuch 2016 (S. 25ff)
Die Untersuchung zeigt auch, dass es in der Hand der Unternehmen legt, ihr Nachhaltigkeitsimage aufzubauen und zu pflegen. Audi (Platz 7) und BMW (Platz 12) ist das für Autobauer gute Nachhaltigkeitsimage sicher nicht in den Schoß gefallen. Die Premiumhersteller bauen nun mal eher große, sportliche Autos, darunter SUVs, die für viele zum Öko-Menetekel geworden sind. Trotzdem punkten sie bei ihren Kunden. Woran liegt das? Den Kunden gefällt offensichtlich, was die Konzerne machen. Genannt seien Stichworte wie "Zukunft der Elektromobilität", "Vorsprung durch Technik" und "Efficient Dynamics". Und das wird auch richtig und wahrnehmbar kommuniziert. Nachhaltigkeitsthemen haben eigene Kampagnen und eigene Events. Automobilunternehmen, die zwar faktisch ökologischer sind, weil sie kleinere Autos herstellen, fallen dagegen ab, weil sie ihre Leistungen nicht richtig darstellen. ...
Nachhaltigkeitsimages sind von Kommunikation abhängig, denn faktische Nachhaltigkeit lässt sich schwer überprüfen. Wer schmeckt schon, ob Hipps Babybrei tatsächlich bio ist? Der Kunde glaubt, was er glaubwürdig vermittelt bekommt. Vermittelt wird auf verschiedenen Kanälen, von Medienberichten bis zur Werbung. Wer also sein Nachhaltigkeitimage verbessern will, braucht nicht nur Substanz, sondern auch die richtige Kommunikation. ...
Ein Merkmal von Unternehmen mit gutem Nachhaltigkeitsimage ist, dass Nachhaltigkeits-Kommunikation tatsächlich stattfindet. ...
Bis zu 10 Prozent des Umsatzes machen Unternehmen mit gutem Nachhaltigkeitsimage eben durch dessen guten Ruf. Das führt auch dazu, dass die Kunden treu bleiben.


Am Ende stand diese Abbildung:

EU-Verfassung ohne Nachhaltigkeit?
Die Europäische Union könnte eine Verfassung bekommen, in der eine nachhaltige Entwicklung der Wirtschaft und ein hohes Maß an Umweltschutz als politische Ziele nicht vorkommen. Das befürchtet das Europäische Umweltbüro (eeb) in Brüssel. Das eeb appelliert an den Konvent, die Ziele für eine nachhaltige EU-Politik aus den Amsterdamer Verträgen vollständig und ohne Abschwächungen auch in die künftige Verfassung zu übernehmen.

Im Original
BUND für die asoziale Agenda 2010 (von Gerhard Schröder) ... nur grün angestrichen werden soll sie!
Pressemitteilung vom 10. Juni 2003
BUND für „Öko-Agenda 2010“
Berlin, 10.06.03: Vom Sonderparteitag von Bündnis 90/Die Grünen am kommenden Wochenende in Cottbus erwartet der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) die Aufnahme ökologischer Inhalte in die Agenda 2010. Es sei Aufgabe der Bündnisgrünen, ungenutzte Potentiale im Umweltschutz zu thematisieren und in praktisches Handeln umzusetzen.
In einem Offenen Brief an die Delegierten des Sonderparteitages fordert die BUND-Bundesvorsitzende Dr. Angelika Zahrnt, dass die Bündnisgrünen versuchen müssten, wirtschaftliche und soziale mit den notwendigen ökologischen Reformen zu kombinieren. ...

Volker Hauff, Vorsitzender des Rates für Nachhaltige Entwicklung, im Vorwort der Zeitung punkt.um 7/2003 (S. 1)
Es ist in der Politik sehr ruhig um die Nachhaltigkeit geworden. Ich bedauere, dass die Agenda 2010 nicht deutlicher an die Nachhaltigkeitsstrategie anknüpft. Man mag über sie durchaus streiten; insgesamt ist mit ihr aber ein guter Auftakt gelungen.

Fritz Vorholt in "Die Zeit" Nr. 25/2003
Mit der viel kritisierten Agenda 2010 vergibt die Bundesregierung auch die Chance, notwendige gesellschaftliche Reformen mit einer nachhaltigen Entwicklung zum Nutzen von Mensch und Umwelt zu verknüpfen. Gerade dies würde nach Ansicht vieler in der Ökoszene der Reform vieles von ihren Schwerzen nehmen.

Positionen und Forderungen von Vorständlern von "UnternehmensGrün" (Forum, Sonderheft 2003)
Absenkung des Rentenniveaus ... Anhebung des Renteneintrittsalters ... Der anhaltende Trend zur Frühpensionierung bei Beamten ... wird nur über die Festlegung und Umsetzung von schärferen Beurteilungskriterien bei den zuständigen Behörden umzukehren sein ... Liberalisierung des "Marktes" Gesundheitssystem ... Viele der gegenwärtigen Probleme im Gesundheitssystem sind nur über mehr Liberalisierung und die Einführung von marktwirtschaftlichen Elementen lösbar ... Abschaffung des Kundigungsschutzes in den ersten zwei Jahren des Bestehens eines Arbeitsverhältnisses ... Agenda 2010 unzureichend ... Freier Wettbewerb im gesamten Gesundheitssystem ...

Sozialabbau ja, aber grün anstreichen!
Aus Wolf von Fabecks Text "Hartz IV ohne Erhöhung der Energiesteuern wirkungslos" in: Solarbrief 3/04 (S. 6)
Die Hartz IV Reform ist ein Projekt zur Vermittlung von Arbeitslosen. ... Eine Verminderung der Unterstützungen soll der Versuchung entgegenwirken, sich in der "sozialen Hängematte auszuruhen". ... Diesem wachsenden Druck auf die Arbeitslosen stimmen viele Menschen zu. Fast jeder kann Beispiele für echte Schmarotzer im Sozialwesen nennen oder hat zumindest davon gelesen. ... Zahlen deuten darauf hin, dass es sich bei den erwähnten Missbrauchsfällen eher um die Ausnahme als die Regel handelt. Der immense organisatorische Aufwand und die drastischen Maßnahmen bei Hartz IV erwecken jedoch den Eindruck, es ginge darum, Millionen arbeitsentwöhnter Menschen an die Selbstverständlichkeit zu erinnern, dass jeder erwerbsfähige Mensch einen eigenen Anteil zu seinem Lebensunterhalt beitragen soll. Doch genau darum geht es in Deutschland nicht - jedenfalls nicht in erster Linie. ... Statistisch gesehen hat nur jeder dreizahnte Arbeitslose überhaupt eine Chance. Daran ändern auch viele gute Neuregelungen der Hartz IV-Reform nichts.

Kritik an Monetarisierung der Umwelt
Müller, Christa, 1997: Von der lokalen Ökonomie zum globalen Dorf, Frankfurt/Main (S. 209)
Das Instrumentarium der Ökonomie soll durch die Einführung des „Ökosozialprodukts“, das Naturverbrauch als Kapitalverbrauch verbucht, sogar noch optimiert werden. Die Monetarisierung der Natur reproduziert jedoch die Reduktion von Natur auf ihren Tauschwert innerhalb der einseitigen Wertzuweisung einer Ökonomie, die nur auf quantitative Tauschwerte bzw. Preise reagieren kann. ... Von dieser Warte aus betrachtet schreibt eine Monetarisierung der Natur lediglich ihren zweifelhaften Aufstieg zur gesellschaftlich anerkannten Ware fest und bedeutet nicht mehr als die künstliche Verknappung der Natur. Über die Konstruktion des Ökosozialprodukts erscheint Natur nur noch mit ihrem Kapitalwert in den Produktionsfunktionen.

Aus P.M. (2012): "Kartoffeln und Computer", Nautilus in Hamburg
Insbesondere stellen solche Nachbarschaften ein ideales Soziotop für nachhaltige Kooperation dar … (S. 19)
Es darf weder die Natur ruiniert noch dürfen Menschen ausgebeutet werden. Es geht um eine nachhaltige Logistik. ... (S. 50)
Die Isolation von Gebäuden, die Einrichtung lokaler Energiegewinnung und ökologisches Re Design für industrielle Güter würde ein letztes industrielles Wachstum erzeugen vor der endgültigen und notwendigen Stagnation. Dieser Aspekt könnte wichtig sein, um einige der etwas aufgeklärteren (grünen) Kapitalisten an Bord zu bekommen (vgl. Green Economy). … (S. 59f.)
Daher muss das Programm des Green New Deal die Form eines Kompromisses zwischen den Klassen annehmen: (kleine) Profite werden gemacht, anständige Löhne werden verdient, ein Green Business Kreislauf wird konstruiert. Es ist klar, dass wir (Arbeitnehmer, Landwirte usw.) die Kosten tragen, aber auf die Großzügigkeit der alten Ollgarchen zu hoffen, wäre illusorisch. Die Reichen lassen sich nicht ausbeuten, weil sie unproduktiv sind. Der Green New Deal ist ein implizites Friedensangebot, Gesetze werden beachtet, und es gibt keine Enteignungen, es werden Aquivalente getauscht. Eigentum wird respektiert, solange es sich nicht selbst aufhebt (wie es in der gegenwärtigen Finanzkrise passiert). (S. 62)


Integration des Ex-Kritischen
Im Original
Waldemar Schindowski in einem Tagungsbericht des TAK AÖ (Sommer 2000)
Die Revolution ist vorbei – wir haben gesiegt! Die gesellschaftliche Akzeptanz für selbstverwaltetes Wirtschaften hat mittlerweile dazu geführt, daß ein „Aha-Effekt" nicht mehr da ist. Ausgehend von der Oppenheimerschen These bedeutet dies für selbstverwaltete Betriebe, daß sie entweder marktgerechte Produkte und Dienstleistungen herstellen, die auch nachgefragt werden, oder sie verschwinden vom Markt. Einzig und allein auf seine Betriebsstruktur verweisend, kann sich kaum noch ein selbstverwaltetes Projekt behaupten.

Aus Helmut Höge: "Moderne vs. Ökologie", in: Junge Welt am 26.03.2013 (S. 12)
Die Grünen haben keinen Zulauf ... weil sie in der "Moderne" dieser "Planer" stehen, d.h. sie greifen Bürgerproteste zwar auf (mit denen gegen Atomkraft sind die großgeworden), bringen sie dann jedoch auf die handelsüblichen Lösungswege. Die da wären: Einzäunen und Nutzung reduzieren (Nationalparks und Schutzzonen); besser, wenn auch teurer, produzieren und verkaufen (Biosupermärkte); industrielle Verfahren optimieren (entgiften, recyceln, den CO2-Ausstoß reduzieren); wissenschaftlich erforschen; anerkannte Experten (zahlenverliebte Darwinisten) heranziehen, selbst zu solchen werden - und ganz allgemein die "Performance" verbessern, "optimieren". All diese Wege enden früher oder später im Etikettenschwindel.

Smart City: Auch Small-is-beautiful vom Kapitalismus geentert
Aus "Nachrichten heute"
„Bei Smart-City-Projekten handelt es sich um einen enormen Wachstumsmarkt, in dem sich Unternehmen frühzeitig positionieren müssen“, so HPI-Institutsdirektor Professor Christoph Meinel. Der Wettbewerbsdruck sei hier besonders hoch und die Teilnahme an internationalen Großprojekten für die Etablierung einer Lösung oft ausschlaggebend.
(*HPI = Hasso-Plattner-Institut, nach Selbstdarstellung "Deutschlands universitäres Exzellenz-Zentrum für Digital Engineering")

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