Demokratie

GREENWASHING UND VERSTECKSPIEL
KONZERNE UND DIE FASSADE DER KLEINFIRMEN

Deutsche Konzerne II: Bayer (genauer: Bayer CropScience)


1. Einleitung
2. Versteckspiel am Beispiel: Der Firmenverbund BioOK (inzwischen aufgelöst)
3. Staat und Konzerne - gemeinsam aktiv
4. Lieblingsfeind der Deutschen: Monsanto
5. Deutsche Konzerne I: BASF (genauer: BASF Plant Science)
6. Deutsche Konzerne II: Bayer (genauer: Bayer CropScience)
7. Deutsche Konzerne III: KWS (genauer: KWS Saat AG)
8. Und einige mehr ...
9. Eine Hand wäscht die andere ... und boxt die andere: Konkurrenz und Kooperation
10. Netzwerke, Tarnfirmen & Co.: Unternehmen und ihr Einfluss
11. Links

Der zweite deutsche Global Player ist Bayer CropScience - die Saatgut-Konzernsparte des Leverkusener Chemiemultis. Die Sparte selbst hat schon eine illustre Vergangenheit. Der Produktionsbereich wurde immer wieder ge- und verkauft - von einem großen Unternehmen zum anderen. Und in der Hand eines der Vor-Vor-Besitzer war CropScience schon einmal in Mittelhessen aktiv. Damals hieß das Ganze noch AgrEvo, gehörte Schering und Hoechst. Später, als der Gentechnikbereich zu Aventis gehörte und dort CropScience hieß, produzierte er eine der größten Pannen der bisherigen Agro-Gentechnik - den StarLink-Mais. Der tauchte, obwohl nur als Futtermittel zugelassen, plötzlich in Backwaren auf. Die Rückrufaktion war teuer - Zeit für einen Verkauf der Sparte: An Bayer.

AgrEvo - einer der ersten in Deutschland
Es begann mit Petunien, dann kamen die Versuche von Monsanto, KWS und einer Firma namens AgrEvo. Das war ein Joint Venture von Hoechst und Schering - beides Firmen, die inzwischen längst von anderen geschluckt worden sind. Von Anfang an trat AgrEvo polemisch und mit schönen Versprechungen öffentlich auf. Der Genuss genmanipulierter Lebensmittel sei "völlig unbedenklich", wusste AgrEvo-Sprecher Waitz schon 1996. Er war gegen eine Kennzeichnung und behauptete, DNA bleibe "in der eigenen Pflanzenart". Der Einzug der Agro-Gentechnik sei ohnehin nicht mehr aufzuhalten. AgrEvo säte den gentechnisch veränderten Mais auf dem stark umkämpften Acker des damals gentechnikbefürwortenden Landwirts Gottfried Glöckner in Melbach (Wetterau). Die Türme der BesetzerInnen waren in den 90er Jahren ein wichtiges Symbol des Protestes gegen die macht- und profitbringende Technik.

Im Original: AgrEvo ...
Aus einem Interview mit Dr. Gerhard Waitz von der Firma AgrEvo, in: Stern Nr. 37/1996 (S. 164)
Frage: Ist der Genuß genmanipulierter Lebensmittel gesundheitlich unbedenklich?
Völlig unbedenklich, denn außer den sowieso für Lebensmittel geltenden Vorschriften sind für gentechnisch veränderte Produkte zusätzliche Prüfverfahren festgeschrieben.
Sollen gentechnisch veränderte Lebensmittel gekennzeichnet werden?
Nicht grundsätzlich, sondern nur dann, wenn sich ihre Zusammensetzung deutlich von den traditionellen Lebensmitteln unterscheidet, wie etwa bei der haltbaren Tomate.
Besteht die Gefahr, daß sich genmanipuliertes Erbmaterial unkontrolliert ausbreitet?
Genmaterial kann sich immer ausbreiten, es bleibt aber in der eigenen Pflanzenart. Die Risiken sind bei gentechnisch veränderten Pflanzen nicht höher als bei herkömmlich gezüchteten Arten.
Ist der Einzug der Gentechnologie in der Landwirtschaft noch aufzuhalten?
Nein. In den USA werden schon jetzt auf über zwei Millionen Hektar gentechnisch veränderte Pflanzen angebaut. Voraussichtlich 1998 wird auch in Deutschland genveränderter Mais als Nutzpflanze ausgesät.


1999 fusionierte Hoechst mit Rhône-Poulenc zu Aventis. Das neue Unternehmen führte Agrevo mit der Agro-Sparte von Rhône-Poulenc zum neuen Unternehmen Aventis CropScience zusammen und siedelte den Unternehmenssitz in Lyon an. Der Standort Berlin wurde geschlossen. Aventis war unter anderem Hersteller von Herbiziden, Insektiziden und Fungiziden. Später stieg das Unternehmen in die Biotechnologie ein. Die transgene Maissorte StarLink stammte von Aventis. Der Konzern musste hohe Schadenersatzsummen für die unzulässige Einmischung dieses gv-Maises in andere Maissorten zahlen.
2002 verkauften Aventis und Schering, die noch mit 24 Prozent an der Aventis CropScience beteiligt waren, deshalb ihr gemeinsames Unternehmen an Bayer. Aventis kehrte sich damit vom Life-Science-Konzept ab und konzentrierte sich auf die Pharmaaktivitäten. Die Aventis CropScience wurde als Bayer CropScience in den Bayer-Konzern eingegliedert. Die Produktionsanlagen der ehemaligen Agrevo im Industriepark Höchst sowie im Chemiepark Knapsack bestehen weiterhin. (Quelle: Wikipedia)


Aus der Bayer-Gartenfibel 2012: Auch Bayer setzt den Roundup-Wirkstoff Glyphosat ein!

Im Original: Bayer für Kinder: Frühe Gehirnwäsche ...
Bayer-Memory für Kinder - bis zum Umdecken nur Werbung angucken (aus Bayers Mal- und Bastelbuch "Tierisch gut drauf"!)


Simple Botschaften auch in der übrigen Firmenwelt (aus Bayers Zeitung für Kinder "AgrarKIDS")



Der Firma Bayer steht mit der Coordination gegen Bayer-Gefahren (CBG) eine Protestorganisation gegenüber, die seit vielen Jahren Aktionen organisiert und die Praxis industrieller Produktion und ellbogenförmiger Durchsetzung dokumentiert. Deremb Berichte ermöglichten einen guten Einblick auch in das Geschehen zur Agro-Gentechnik und reichten von verzweifelten Bemühungen, sich ausbreitenden gv-Raps zu bekämpfen, der versehentlichen Ausbringung verunreinigter Saat "auf 15 Feldern mit konventionellem Raps" bis zu gebrochenen Versprechungen und immer neuen Firmenübernahmen oder Joint Ventures.

Im Original: Kritische Texte zu Bayer ...
Aus dem "Ticker" der Coordination gegen Bayer-Gefahren (Beilage zur Stichwort Bayer, Zeitschrift der CBG)
Im Jahre 1995 hatte die seit 2002 zu BAYER gehörende Firma PLANT GENETIC SYSTEMS in einem Freilandversuch Gentech-Rapspflanzen getestet, die gegen das Herbizid LIBERTY mit dem Wirkstoff Glufosinat oder andere Substanzen resistent sind. Nach Beendigung des Testlaufs besprühten die ForscherInnen das Feld mit Gift, pflügten es jedes Jahr um, pflanzten Weizen oder Gerste an und kappten rigoros jeden Halm, der sich wieder zeigen wollte. Aber es nützte alles nichts. WissenschaftlerInnen der schwedischen Lund-Universität und der TU Dänemark fanden 2005 noch 38 Rapspflanzen, davon 15 Glufosinat-resistente, die aller Unbill getrotzt hatten. Nach Meinung von Tina D'Hertefeldt, einer der Autorinnen der 2008 in der Zeitschrift biology letters veröffentlichen Studie, sind die Laborfrüchte unkaputtbar: Sie machen sich bis zum Ende aller Tage nicht mehr vom Acker. ... Bei BAYERs Freilandversuchen in Belgien hat sich ein "Betriebsunfall" ereignet. Auf 15 Feldern mit konventionellem Raps hat der Agroriese eine in Europa nicht zugelassene gentechnisch veränderte Sorte mit ausgesät. Fünf Prozent des Rapses ist verunreinigt. Als Ursache führt der Multi "menschliches Versagen" an. (2/2008, S. 10)
Nachdem die EU-LandwirtschaftsministerInnen sich nicht darauf einigen konnten, BAYERs Gensoja eine Importgenehmigung zu erteilen, landete die Entscheidung bei der traditionell gentechnik-freundlichen Brüsseler Kommission. Sie gab dann auch prompt grünes Licht für die gegen das Herbizid LIBERTY mit dem Wirkstoff Glufosinat resistente Sorte. Dass BAYER-Reis der gleichen Bauart vor zwei Jahren für den größten Gen-GAU der jüngeren Geschichte gesorgt hatte und sich - obwohl noch gar nicht zugelassen - in Proben von Supermarkt-Reis widerfand, hat die PolitikerInnen dabei ebenso wenig gestört wie die niedrigeren Erträge von gentechnisch manipuliertem Soja ... BAYER hat Südafrika zum Versuchsfeld für seine Gentech-Pflanzen auserkoren. ... Japan hingegen erlegt den GenköchInnen diese Einschränkungen nicht auf, und eben dort hat BAYER jetzt ein Patent zur Erzeugung von Stammzellen angemeldet, das ein weites Spektrum aufweist. (3/2008, S. 10)
Im Jahr 2004 hatte BAYER noch das Versprechen abgegeben, keine Testes mit gentechnisch veränderten Pflanzen in Indien durchzuführen. Dieses hat der Leverkusener Multi jetzt gebrochen. ... BAYER hat aus dem Akzeptanz-Problem gelernt und will nun in die Pflanzen besser vermarktbare Eigenschaften einbauen. ... (4/2008, S. 10)
USA: LL-Soja kommt ... EU: T45-Raps kommt ... Brasilien genehmigt Gen-Baumwolle ... BAYER&Co. wollen laxere Grenzwerte ... Biotech-Produkte sorgen bei BAYER CropScience bisher für zehn Prozent des Umsatzes. Die Landwirtschaftssparte des Leverkusener Multis will den Anteil jedoch erhöhen und investiert 750 Millionen Euro in entsprechende Forschungsvorhaben. (1/2009, S. 10)
Mexiko gibt der "grünen Gentechnik" grünes Licht und genehmigt Freisetzungsversuche. ... Genmais kann das Immunsystem schädigen. Zu diesem Ergebnis kam eine italienische FoscherInnen-Gruppe bei einem Fütterungsversuch. ... Der Leverkusener Multi will seinen Hybridreis, dessen sterile Samen die LandwirtInnen nicht zur Wiederaussaat verwenden können, künftig mit ertragssteigernden Genen aus dem Hause EVOGENE bestücken. (2/2009, S. 10)
Im letzten Jahr hat BAYERs Saatgut-Beizmittel PONCHO in Süddeutschland ein verheerendes Bienensterben ausgelöst (3/2009, S. 7) ... Das Pestizid Glyphosat, das in den BAYER-Mitteln GLYPHOS, KEEPER und USTINEX enthalten ist, hat es in sich. Der Wirkstoff, den der Konzern ab 2010 auch in Kombination mit seiner gentechnisch gegen die Substanz resistent gemachten "GlyTol"-Baumwolle anbieten will, kann nämlich menschliche Zellen schädigen. ... Mehr Kooperation mit Monsanto ... Der US-amerikanische Agro-Riese darf laut Vertrag BAYERs LIBERTY-Resistenzen zusätzlich zum Bt- oder Glyphosat-Gen in seine Raps- oder Soja-Kreationen einbauen und der Leverkusener Multi im Gegenzug auf MONSANTO-Entwicklungen zurückgreifen. (3/2009, S. 8) ... Barack Obama hat einige Schlüsselpositionen an Personen mit guten Kontakten zu den Gentech-Multis vergeben. ... Pestizide von BAYER und anderen Herstellern stellen eine Landplage für Bienen dar und sorgen regelmäßig für Sterbewellen. Da gilt es, sich des Wohlverhaltens der BienenzüchterInnen-Vebände zu versichern. In England tut BAYER das durch regelmäßige Spenden. So erhält die "British Bee Keepers Association" jährlich 17.000 Pfund und zeichnet die Ackergifte des Konzerns dafür im Gegenzug mit ihren Gütesiegeln aus. (2-3/2010, S. 8) ... Entgegen den Behauptungen von BAYER & Co. senkt die grüne Gentechnik den Pestizid-Verbrauch nicht. Das ergab eine Studie von Carles Benbrook, einem ehemaligen Mitarbeiter des US-amerikanischen Landwirtschaftsministeriums. Benbrook zufolge hat sich die verwendete Gift-Menge seit der Markteinführung gentechnisch manipulierter Pflanzen um 145.000 Tonnen erhöht. Die Wirksamkeit der Substanzen, welche die Hersteller gemeinsam mit den gegen sie resistenten Ackerfrüchten vermarkten, hat über die Jahre erheblich nachgelassen, weshalb die LandwirtInnen nach den Beobachtungen des Experten zusätzlich zu anderen Mitteln greifen müssen. Im Jahr 2008 brachten sie 28 Prozent mehr Agro-Chemikalien aus als ihre nicht auf die grüne Gentechnik setzenden KollegInnen. ... Der Agrosprit-Boom nimmt immer mehr Ackerflächen in Anspruch und verdrängt so die Kulturpflanzen von den Feldern. BAYER profitiert seit längerem von der Situation. So bietet der Agro-Riese den Biosprit-Baronen mit dem Gentech-Raps INVIGOR maßgeschneiderte, besonders viel Öl produzierende Pflanzen an. (2-3/2010, S. 10)

Aus Hartmann, Kathrin (2009): "Ende der Märchenstunde" (S. 178)
Arme Länder, die etwa günstige Generika von Aids-, Krebs- oder Malariamedikamenten entwickeln wollen, um eben diese Krankheiten kostengünstig bekämpfen zu können, müssen mit hohen Strafen oder Verboten seitens der Pharmamultis rechnen. So verklagte der weltgrößte Chemiekonzern Bayer zusammen mit 38 anderen Pharmakonzernen im Frühjahr 2001 die südafrikanische Regierung wegen Verletzung des Patentrechts: Das Kabinett hatte 1997 ein Gesetz erlassen, das die Behandlung von Aids-Patienten mit einem solchen günstigen Generikum erlaubte. Diese Klage ließen die Konzerne allerdings fallen, weil sie einen Imageschaden durch den massiven Protest von Menschenrechtsgruppen fürchteten. Im Februar 2009 wiederum verklagte Bayer die indischen Behörden, die einem preiswerten Nachahmerprodukt des Bayer-Krebsmittels Nexavar die Zulassung erteilt hatten.
"Unsere technische und wirtschaftliche Kompetenz ist für uns mit der Verantwortung verbunden, zum Nutzen der Menschen zu arbeiten, uns sozial zu engagieren und einen nachhaltigen Beitrag für eine dauerhafte und umweltgerechte Entwicklung zu leisten. Denn Ökonomie, Ökologie und soziales Engagement sind für uns gleichrangige Ziele innerhalb unserer Unternehmenspolitik." Das steht unter dem Stichwort "Verantwortung" auf der Bayer-Seite. Das Versprechen ist keinen Tropfen der Internettinte wert, mit der es
auf die Homepage von Bayer geschrieben ist. Denn die Liste der Vorwürfe gegen den Weltkonzern (Import von Rohstoffen aus Kriegsgebieten, Mitschuld an Kriegsverbrechen, Finanzierung von Medikamentenversuchen, Handel mit HIV-verseuchten Blutkonserven, Vertrieb gefährlicher Pflanzengifte, Ausbeutung von Arbeitern und Kinderarbeit bei Rohstofflieferanten, Umweltvergehen und Medikamentenskandale mit Todesfolge, Verstöße gegen das Kartellrecht, illegaler Anbau genmanipulierter Pflanzen und so weiter und so weiter) ist so lang, dass sie Bücher füllen könnte. Seit dreißig Jahren kämpft etwa die NGO "Coordination gegen BayerGefahren" nur gegen die Machenschaften dieses einen Konzerns.
Bayer rühmte sich 2006 dafür, in den vergangenen fünfzehn Jahren seine CO2-Emissionen freiwillig um 70 Prozent verringert zu haben. Die Coordination gegen Bayer-Gefahren fand jedoch heraus, dass diese große Zahl nur buchhalterischen Tricks geschuldet sei: Hatte Bayer im Jahr 1992 noch 83 Prozent des Energiebedarfs selbst erzeugt, so habe das Unternehmen in der Folge die Energiegewinnung auf externe Lieferanten ausgelagert. Im Unternehmensbericht habe Bayer diese einfach unterschlagen.
2007 stellte Bayer sein "Bayer Climate Program" vor - darin war dann nur noch von 36 Prozent Einsparung in fünfzehn Jahren die Rede .226 Derzeit plant Bayer zusammen mit dem Energieversorger Trianel ein überdimensioniertes Kohlekraftwerk für das Werk in Krefeld, das Jährlich 4,4 Millionen Tonnen CO2 in die Atmosphäre blasen würde.
In der CSR-Abtellung hingegen brüstet sich das Unternehmen, das 32,4 Milliarden Euro jährlich umsetzt, damit, bis 2010 eine Milliarde Euro in Klimaschutzprojekte investieren zu wollen, und macht sich angeblich für den weltweiten Zugang zu Medikamenten und für den Erhalt der Bio-Diversität stark. Das Klimaprogramm des Konzerns wurde im Juni 2009 mit dem European Risk Management Award in der Kategorie Best Environmental Initiative ausgezeichnet.
Und in Indien hat Bayer unter dem Motto "Hilfe für die Schwächsten" gleich mehrere Wohltätigkeitsprojekte laufen: "Die Initiative 'Voice' widmet sich der Ausbildung von Straßenkindern, 'Anand Ashram' versorgt Waisen oder ausgesetzte Kinder mit dem Nötigsten, 'Mobile Creches' hält Krippenplätze für die Kinder berufstätiger Mütter aus den Slums bereit. Mit großem Einsatz unterstützte Bayer den Kampf gegen die Kinderlähmung ('Pulse Polio'). In der Nachbarschaft der Produktionsstätten in Thane initiierte Bayer zudem in Zusammenarbeit mir mehreren Schulen ein Programm zur Förderung der Naturwissenschaften. In der Region Andhra Pradesh wird mit dem Projekt 'Learning for Life' Kindern der Schuleinstieg ermöglicht. " Nachweislich bis 2006 aber hatte die Bayer-Tochter Proagro geschätzt 500 Kinder auf ihren Baumwollfeldern in Indien arbeiten lassen.


Die Firmenlinie von AgrEvo über Aventis bis zu Bayer CropScience ist gespickt von Pannen. Der StarLink-Mais ist der erste berühmte Fall dieser Serie. Schlamperei und Geheimniskrämerei führen zu einer erheblichen Verunreinigung in Lebensmitteln und beim Saatgut. Der Schaden ist enorm, Aventis stößt die gv-Saatgutsparte am Ende ab. Käufer: Bayer.

Im Original: StarLink-Mais der Firma Aventis ...
Aus der Chronologie des StarLink-Skandals
8. August 1997: Die amerikanische Firma PGS (Plant Genetic Systems) beantragt die Registrierung des StarLink-Maises bei der EPA (amerikanische Umweltschutzbehörde).
10. April 1998: Die EPA erteilt eine vorrübergehende Genehmigung für StarLink (die inzwischen im Besitz von Aventis ist). Die Genehmigung ist ausschließlich auf die Verwendung von StarLink als Tierfutter oder für industrielle Zwecke (z.B. für die Herstellung von Alkohol) beschränkt.
17. August 1998: Die EPA gewährt PGS die Zulassung von StarLink - aber nur als Unkrautvernichtungsmittel (!), wobei die kommerzielle Nutzung des Maises ausschließlich für Tierfutter gestattet ist. Mit der Registrierung verpflichtet sich Aventis, sicherzustellen, dass bei der Produktion kein StarLink in die menschliche Nahrungskette gelangt. ...
18. September 2000: Ein Zusammenschluss von Gesundheits-, Verbraucher- und Umweltverbänden (=Genetically Engineered Food Alert) verkündet, dass in den Kraft-Tacohüllen, die unter der Marke "Taco Bell" im Handel vertrieben werden, StarLink gefunden wurde.
27. September 2000: Aventis erklärt, dass sie den Verkauf von StarLink-Saatgut einstellen werde. Zwei Tage später verkündet das amerikanische Landwirtschaftsdezernat (USDA), dass die StarLink-Bestände der Bauern zurückgekauft werden. Die Entschädigung soll von Aventis übernommen werden.
2. Oktober 2000: Eine Woche, nachdem Kraft freiwillig sein Produkt "Taco Bell" zurückruft, ordnet die zuständige Behörde für Nahrungs- und Arzneimittel (FDA) einen Rückruf der Stufe "II" der Taco-Hüllen an.
11. Oktober 2000: GE Food Alert verkündet, dass auch die Tacohüllen der Safeway-Supermärkte StarLink enthalten. ...
21. Oktober 2000: Kellogg's bestätigt Presseberichte, nach denen sie gezwungen wurden, die Produktion in ihrer Anlage in Memphis wegen des Verdachts von Kontamination durch StarLink einzustellen. ...
28. Oktober 2000: Landwirtschaftsexperten aus Iowa schätzen, dass allein in ihrem Bundesstaat mindestens 25 Millionen Tonnen Mais, nahezu die Hälfte der Gesamternte 2000, StarLink enthalten. Aventis hatte bei der Rückkaufaktion nur mit insgesamt ca. 600 Millionen Tonnen gerechnet.
30. Oktober 2000: Die EPA verkündet, dass sich 14 Personen nach dem Verzehr von Produkten, die StarLink enthalten hatten, bei den Bundesbehörden über negative Reaktionen beschwert haben.
31. Oktober 2000: Aventis gibt zu, dass bereits experimenteller Anbau von StarLink-Mais in anderen Ländern durchgeführt wurde, weigert sich aber, genauere Angaben zu machen, wo.
1. März 2001: Die USDA macht öffentlich, dass StarLink in "Nicht-StarLink"-Saatgut gefunden wurde, das für den Verkauf im Jahr 2001 bestimmt war.
21. März 2001: Aventis erklärt, dass StarLink nie wieder gänzlich aus der Nahrung verschwinden wird.
09. Juni 2001: Aventis kündigt an, dass sie Aventis CropScience verkaufen wollen.
30. Oktober 2001: Die Firma Bayer verkündet, dass sie Aventis CropScience kaufen werden. Die StarLink-Technologie und jegliche Haftung im Zusammenhang mit StarLink verbleiben bei Aventis.
10. Juni 2001: Die bolivianische Bürgerorganisation "Forum für Umwelt und Entwicklung" (FOBOMADE) veröffentlicht, dass StarLink-Mais in Lebensmittelhilfen der USA (USAID) nachgewiesen wurde.

Wikipedia zu transgenem Mais
StarLink war eine auf die USA beschränkte Bt-Mais-Variante von Aventis CropScience. Die kommerzielle Nutzung des Saatguts wurde von den US-Behörden nur mit der Auflage gestattet, dass keine für den menschlichen Verzehr bestimmten Produkte daraus entstehen dürften, da ein in StarLink eingefügtes Protein möglicherweise Allergien hervorrufen könnte. Als StarLink-Mais im Herbst 2000 dann doch in Nahrungsmitteln nachgewiesen wurde, entwickelte sich ein PR-Desaster für Aventis, das schließlich zur kompletten Einstellung des Verkaufs von StarLink-Saatgut führte. In späteren Untersuchungen konnte eine allergene Wirkung nicht bestätigt werden. (als Quelle für die letzte Aussage wird unüberprüft die Propagandaplattform TransGen angegeben).

Information auf der Einkaufsnetz-Internetseite
StarLink-Mais in den USA gerät in Nahrungsmittel
Die Befürchtung, dass die Gentechnik bei großflächigem Anbau außer Kontrolle gerät, hat sich bereits vielfach bestätigt: In den USA mussten Lebensmittel in großem Umfang aus dem Verkehr gezogen werden, weil sie möglicherweise Allergie auslösende Stoffe enthielten.
Obwohl der genmanipulierte "StarLink"-Mais nur eine beschränkte Zulassung für Tierfutter hatte, wurde er in Nahrungsmitteln gefunden. Die Firma Aventis, heute eine Bayer-Tochter, wurde nur mit der Auflage zugelassen, den Mais nicht in die menschliche Nahrung gelangen zu lassen. Dies passierte trotz spezieller Sicherheitsmaßnahmen.
Sogar Saatgut anderer Maissorten war verunreinigt. Das heißt, auch bei der Produktion von Saatgut breitete sich das "StarLink"-Gen unbemerkt aus. Aventis-Geschäftsführer John Wichtrich glaubt, das StarLink-Problem sei nie aus der Welt zu schaffen. Die Staatsgrenzen der USA waren keine Hürde für das bedenkliche Gen, es wurde sogar in Exportware für Asien gefunden.


Unter dem neuen Namen Bayer CropScience kam es 2006 zu einem ganz ähnlichen Fall, diesmal mit Reis. Hinsichtlich der Konsequenzen für die Auskreuzungs- und Koexistenzdebatte war der Ablauf noch dramatischer, denn hier handelte es sich um einen Selbstbestäuber, der nur auf Versuchsfeldern angebaut wurde. Dennoch gelangten gv-Bestandteile weltweit in Ladenregale. Der Fall des LL601-Reis ist deshalb Fallbeispiel im Kapitel zur Koexistenz(lüge).

Besonders an Bayer ist, dass der Konzern in Deutschland keine Versuchsfelder betreibt (jedenfalls keine offiziellen). Offenbar fürchtet Bayer die öffentliche Kritik und ist deshalb lieber z.B. in Nordamerika aktiv. Konkurrenzkampf bei gemeinsamer politischer Interessenvertretung ist aber auch bei Bayer prägendes Element im Verhältnis zu anderen Agrar- und Saatgutkonzernen. So könnte die Firma Nutznießer von Monsantos Problemen mit "Superunkräutern" werden, die gegen Glyphosat resistent werden und dann in den bislang totgespritzen Roundup-Ready-Äckern heranwachsen. Bayer stellt mit Liberty Link ein fast identisches Produkt und will Monsanto nun die Marktanteile in den USA abjagen (Inkota, 11.2.2010). Nachdenken darüber, ob vielleicht ein Fehler im System vorliegt, fällt wieder einmal aus. Die Konzerne verdienen auch noch am selbstproduzierten Desaster!

2013 veröffentlichte die Coordination gegen Bayer-Gefahren eine Liste, welche Konzerne wieviele Pflanzenpatente beim Europäischen Patentamt halten. Und siehe da: Bayer war auf Platz 1 (Monsanto nur auf Nr. 5).

Im Original: Geheime Partnerschaft: Uni Köln und Bayer ...
Text von Bernd Krämer aus der Coordination gegen Bayer-Gefahren vom 22.8.2011
Die Uni Köln hält einen Vertrag mit dem Pharmakonzern unter Verschluss. Dem Landesdatenschutzbeauftragten passt das nicht. Jetzt landet der Fall vor Gericht.
So viel Geheimniskrämerei ist ungewöhnlich: Erkundigt man sich beim Pharmariesen Bayer nach der Kooperation mit der Universität Köln, schweigt die Pressesprecherin sekundenlang ins Telefon, ehe sie sagt, dass sie nichts sagt. Je konkreter die Nachfragen, desto "alberner" findet sie sie. Sie muss sich erst mit dem Rektor absprechen, dann sagt sie: nichts.
Das industriekritische Bündnis "Coordination gegen Bayer-Gefahren" hat darum nun Klage auf Offenlegung des 28-seitigen Abkommens zwischen Universität und Pharmakonzern eingereicht. Es könnte ein Präzedenzfall werden, was die Zusammenarbeit von Hochschulen und Wirtschaft anbetrifft. Das Gericht hat die Universität und Bayer zu einer Stellungnahme bis Mitte Oktober aufgefordert.
Im März 2008 hatte die Kölner Universität mit dem Bayer-Konzern eine"präferierte Partnerschaft" vereinbart, wonach beide bei der Entwicklung neuer Medikamente vorrangig zusammenarbeiten. Auch ein Graduiertenkolleg für Doktoranden wurde mithilfe von Bayer eingerichtet. Der damalige Wissenschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) freute sich über eine Zusammenarbeit, die "beide Seiten stärkt": Diese Kooperation sei "die weitreichendste, die eine nordrhein-westfälische Universitätsklinik bislang eingegangen ist".
Wie weit die Zusammenarbeit konkret reicht, ist allerdings unklar. Die Universität hatte in einem Schreiben an das bayer-kritische Bündnis zwar eingeräumt, dass wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Kooperation erst nach "wechselseitiger Unterrichtung" publiziert werden. Bei der Entwicklung neuer Medikamente sehe der Vertrag eine "angemessene Vergütung" der Universität vor. "Auf die eigentlich kritischen Punkte gab es allerdings auf unsere Rückfragen keine Antwort", sagt Philipp Mimkes vom Vorstand der"Coordination gegen Bayer-Gefahren". Völlig offen bleibe etwa, wer die Verwertungsrechte an den Arzneien habe und wie die Vergütung genau geregelt sei. Mimkes Verdacht: Ein privater Pharmakonzern könnte hier eine staatliche Hochschule als billige Entwicklungsabteilung missbrauchen.

Datenschützer kann nur appellieren
Rückendeckung bekommen hat das Bündnis vom nordrhein-westfälischen Landesbeauftragten für Datenschutz, Ulrich Lepper, der Einblick in das Abkommen nehmen konnte und die Uni ebenfalls zur Veröffentlichung auffordert. Das Informationsfreiheitsgesetz des Landes NRW, über dessen Einhaltung Lepper wacht, sieht vor, dass Dokumente öffentlicher Stellen grundsätzlich zugänglich sein müssen. Die Universität beruft sich allerdings auf eine Ausnahmereglung, wonach Forschungsvorhaben nicht offengelegt werden müssen, um die Freiheit der Wissenschaft zu wahren.
"Eine Veröffentlichung von konkreten Forschungsthemen und Projekten wäre problematisch", sagt auch Lepper. Doch sei "in dem Vertrag nichts davon zu erkennen." Dieser regle vor allem Organisatorisches. "Dass die Universität hier mit der Wissenschaftsfreiheit argumentiert, überzeugt mich nicht."
Das Problem: Lepper kann allenfalls appellieren. Mimkes von den Bayer-Kritikern nennt es "unbefriedigend", dass die Landesregierung sich an Leppers Votum "nicht halten muss". Dem Bündnis bleibt daher nur der Klageweg. Für den Prozess vor dem Kölner Verwaltungsgericht haben Universität und Bayer aufgerüstet, was sich laut Mimkes darin zeigt, dass sich beide von renommierten Großkanzleien vertreten lassen. Der Bayer-Konzern wurde vom Gericht beigeladen und kann deswegen zu jedem Verfahrensschritt Stellung nehmen. "Die hängen das sehr hoch", sagt Mimkes."Wir schätzen, dass Bayer die Universität dazu drängen wird, die Sache bis zur letzten Instanz auszufechten." Von Bayer selbst heißt es dazu wenig überraschend: kein Kommentar.

Kommentar: Die Uni Köln glaubt, der Öffentlichkeit nichts schuldig zu sein: Ohne die geringste Transparenz
Die Kölner Universität schließt eine Kooperation mit dem Pharmariesen Bayer - und hält den Vertrag partout unter Verschluss. Das Erschütternde an diesem Fall ist, dass seit Jahren sämtliche Appelle an der Universität abprallen und sie es konsequent auf eine Klage hat ankommen lassen.
Diese Sturheit offenbart ein verqueres Selbstverständnis einer öffentlichen Institution, die der Öffentlichkeit nichts schuldig zu sein glaubt. Die Loyalität zu Kooperationspartnern aus der Wirtschaft wiegt offenbar höher als die gegenüber der Allgemeinheit, die die Hochschulen mit Steuergeldern finanziert. Dieses Verhalten ist grundfalsch.
Das gilt umso mehr, da die Kooperationen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft seit Jahren zunehmen. Deutschlandweit gibt es beispielsweise weit über 600 sogenannter Stiftungsprofessuren, die von Unternehmen oder Verbänden auf Zeit finanziert werden. Vor zehn Jahren waren es erst halb so viele. Der Einfluss der Geldgeber auf Forschung und Lehre ist dabei mal größer, mal kleiner - nur wirklich unabhängig wird eine gesponserte Wissenschaft allen Bekenntnissen zum Trotz wohl nie sein.
Deswegen sollten zumindest die Rahmenbedingungen solcher Kooperationen einsehbar sein, ein Minimum an Transparenz, das sogar der wirtschaftsnahe Stifterverband empfiehlt. Man würde gerne von der Kölner Uni wissen: Was passiert mit Forschungsergebnissen, die nicht im Geschäftsinteresse Bayers liegen? Wer verdient wie viel an gemeinsam entwickelten Arzneien? Und wie groß ist die Gefahr, dass sich Universitätsmediziner zu sehr der Entwicklung marktgängiger, aber unnützer Medikamente widmen statt aussichtsreicher Grundlagenforschung? Die Geheimniskrämerei lässt Schlimmes vermuten.



Rechts und unten: Ein ganzer Stadtteil im Besitz des Konzerns? Titel und Seite 1 einer Broschüre aus Berlin


Versteckte Forschung und Entwicklung
Bayer tritt selbst kaum offen auf mit seiner Gentechnik in Deutschland. Neu war im Dezember 2011 die Übernahme des maroden Bioparks von Gatersleben. Der Konzern Bayer CropScience "schluckte" den katholisch erbauten Gründerorts für Gentechnik-Kleinfirmen und baut nun dort sein Weizenzuchtzentrum auf (aus: MZ, 1.12.2011).

Außerdem kooperiert Bayer mit Universitäten - und lässt sich dabei nicht gern in die Karten schauen. Denn Unis unterliegen den Gesetzen zur Offenlegung von Akten.

Aus "Streit um den Geheimvertrag", in: taz, 9.1.2012 (Infos zur Klage der CBG)
Die Uni Köln will ihren Vertrag mit dem Bayer-Konzern unter Verschluss halten. Der Fall liegt jetzt beim Verwaltungsgericht Köln. Doch dem Pharmariesen passt das nicht.
Der Pharmariese Bayer fährt schwere Geschütze auf. Das industriekritische Bündnis Coordination gegen Bayer-Gefahren (CBG) hatte die Universität Köln vergeblich aufgefordert, ihren Kooperationsvertrag mit dem Konzern öffentlich zu machen.
Bündnis-Vorstand Philipp Mimkes reichte darum Klage beim Kölner Verwaltungsgericht ein - und berief sich dabei auf das Informationsfreiheitsgesetz des Landes NRW, das den Zugang zu Dokumenten öffentlicher Stellen regelt. Doch Bayer stellt nun die Rechtmäßigkeit dieses Verfahrens in Frage.
Der Konzern verweist auf einen Passus im Gesetz, wonach nur Privatpersonen, aber keine Vereine Anträge auf Offenlegung stellen dürften. Die Anwälte des Konzerns argumentieren nun, der Kläger Mimkes werde "lediglich vorgeschoben, um an die begehrten Informationen zu gelangen", wie es in einem Schreiben an das Gericht heißt.
Der Landesdatenschutzbeauftragte Ulrich Lepper, der die Uni ebenfalls zur Offenlegung des Vertrags aufgefordert hatte, zeigt sich über diese Logik verwundert: "Dem Informationsanspruch einer Einzelperson kann nicht entgegenstehen, dass sie in einer bestimmten Organisation tätig ist", sagte seine Sprecherin der taz.


Werben, werben, werben
Bayer gibt immer mehr Geld für Marketing und Vertrieb aus. 2016 stiegen die Zahlen gegenüber dem Vorjahr von 12,27 auf 12,47 Milliarden Euro. Obwohl das mehr als 26 Prozent des Gesamtumsatzes entspricht, verweitert der Konzern der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN auf der Hauptversammlung seit Jahren eine genauere Aufschlüsselung dieser Ausgaben. (Quelle: Ticker-Beilage zu Stichwort Bayer 3/2017 (S. 4)

Bayer in den Seilschaften
Natürlich ist auch Bayer in den deutschen Gentechnik-Seilschaften gut vertreten - wenn auch nicht ganz so intensiv wie die Konkurrenten KWS, Monsanto und BASF. Doch bei InnoPlanta, FNL, JKI und anderen sitzt Bayer überall da, wo BASF auch ein Pöstchen hat.
  • Ernst-Ludwig Winnacker, Ex-Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der entsprechenden Europäischen Organisation, ist Mitglied im Aufsichtsrat von Bayer.
  • Bayer und die UNO

Im Original: Bayer-Kritik zensiert ...
Wenn Staatsanwälte auftauchen ...
Aus einem Bericht über den Holzschutzmittelskandal bei der Bayer-Tochter Desowag
"Noch heute abend treffe ich in Bonn den Schäuble. Dann sind Sie erledigt!" Mit diesen Worten drohte der BAYER-Justitiar dem Staatsanwalt, als dieser beim Mutterkonzern der DESOWAG eine Hausdurchsuchung vornahm. Erledigt ist für Schöndorf bald darauf wirklich etwas: Das Beschwerdegericht untersagt ihm eine Einsicht in die sichergestellten Akten. Leichtes Spiel hatte die DESOWAG auch mit dem Bundesgesundheitsamt. Sie stellte der Behörde 240.000 Mark für eine Holzgifte-Studie zur Verfügung, die diese mit einem Tarnnamen versah, um den Industrie-Einfluss zu kaschieren. Öffentliche Aussagen zum Thema "Holzgifte" stimmte man bis ins Detail miteinander ab. Wie gefügig das BGA war, das eigentlich nur der Gesundheit der BürgerInnen verpflichtet sein sollte, dokumentieren Firmen-Unterlagen, auf denen es lapidar heißt, man müsse bei den Berliner Gesundheitsbürokraten in Sachen Lindan "die Weichen stellen".

An der Schule ...

Aus einer Mail der Coordination gegen Bayer-Gefahren am 10.9.2010 (ausführlicher Bericht hier)
100-Jahrfeier des Hildener Helmholtz-Gymnasiums: Kritische Beiträge aus Festschrift gestrichen
10. Sept. - Am morgigen Samstag findet in der Hildener Stadthalle die Jubiläumsfeier zum 100. Geburtstag des Helmholtz-Gymnasiums statt. Die Gala wird von ARD-Moderator Sven Lorig moderiert. Zu diesem Anlass erscheint auch eine etwa 100 Seiten starke Festschrift zur Geschichte der Schule. Dr. Walther Enßlin, jahrzehntelang Leiter der vielfach ausgezeichneten Chemie AG des Helmholtz-Gymnasiums, wurde gebeten, hierfür einige Beiträge zu verfassen.
Der Schulleiter Karl-Heinz Rädisch entschied jedoch, drei kritische Texte nicht in die Festschrift aufzunehmen, da er die Vertreter der Stadt nicht verärgern wolle. In den nicht gedruckten Beiträgen geht es u.a. um die Aushorchung der Schule durch den Werkschutz der Bayer AG sowie um die unrühmliche Rolle der Stadt Hilden bei der Asbestsanierung der Schule. Rädischs Vorgänger Bodo Wernicke hingegen befürwortet einen Abdruck.
Dr. Walther Enßlin: „Die Entscheidung der Schulleitung, kritische Bereiche der Schul-Geschichte in der Festschrift auszuklammern, ist enttäuschend. Mir geht es nicht um den Ruhm der Chemie-AG, sondern um die Frage, wie verantwortungsvoll mit den im Grundgesetz garantierten Gütern wie Meinungsfreiheit, Freiheit der Schule vom Druck durch Interessensvertreter und Recht auf körperliche Unversehrtheit umgegangen wird. Heutzutage geraten die Schulen immer mehr in finanzielle Abhängigkeit von Sponsoren - die Bespitzelung durch Bayer zeigt exemplarisch die hieraus erwachsenden Gefahren für die Beschäftigung mit industriekritischen Themen.“ Nach Ansicht von Enßlin wurde die Firma Bayer durch die heftige öffentliche Reaktion auf die damalige Aushorchung davon abgehalten, derartige Praktiken in anderen Schulen anzuwenden. „Wenn diese Vorgänge allerdings in Vergessenheit geraten, werden die Begehrlichkeiten von Bayer und anderen Firmen sicher wieder geweckt“, so Enßlin weiter.
Der Journalist Jürgen Streich, der in seinem Buch „Dem Gesetz zuwider“ über mehrere Hildener Umweltskandale berichtet hat, ergänzt: „Die Schüler der Chemie AG haben unter Anleitung von Dr. Enßlin engagiert und phantasievoll Aufgaben wahrgenommen, die eigentlich Aufgabe der Behörden bis hin zur Staatsanwaltschaft sind. Dies ist Erziehung und Ermutigung zu staatsbürgerlicher Verantwortung und Demokratie! Schade, dass für so etwas angeblich der Platz fehlt. Zensiert wird landauf, landab schon genug - immer weichgespültere und gleichgeschaltete Medien können wir nicht gebrauchen!“


Die Felder von Bayer in Europa und der Welt
Laut Liste der EU-Kommission befanden oder befinden sich Bayer-Felder vor allem in Spanien, zudem in Groß Britannien.

In den USA ist Bayer sehr aktiv.
  • Die Chemie-Konzerne BAYER und BASF beteiligten sich Ende 2012 mit millionenschweren Spenden an einer Kampagne amerikanischer Gentechnik- und Pestizid-Hersteller. Die Industrie will damit eine Initiative von Umweltverbänden zur Deklaration gentechnisch veränderter Lebensmittel stoppen.

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