Demokratie

IDEE UND ORGANISIERUNG VON PROJEKTWERKSTÄTTEN

Werkstatt-Team


1. Einleitung
2. Schafft FreiRÄUME!
3. Die Grundsätze
4. Konkret: Möglichkeiten, Lösungen, Vorgehen
5. Werkstatt-Team
6. Karte und Liste der Projektwerkstätten
7. Bleibende Projekte, die in Projektwerkstätten entstanden
8. Links zu mehr ...

Die Projektwerkstätten sind offene Häuser bzw. Räume, die von allen genutzt werden können. Dabei muß klar sein, daß selbst die attraktivste Ausstattung noch nicht reicht, um auch genutzt zu werden. Viele Gruppen kommen kaum aus ihrem eigenen "Sumpf' heraus. Sie müssen direkt angesprochen und für die Nutzung bzw. auch das Mitmachen im Netzwerk mit den gemeinsamen Projekten gewonnen werden. Aber selbst wenn das gelingt, fehlt noch ein Wichtiges: Das Team von Leuten, das die Werkstatt aufrecht erhält.
Meist ist es das gleiche Team, das gemeinsame, vernetzende Projekte voranbringt, z.B. eine JugendUmweltzeitung, ein Umweltmobil oder Vorschläge für gemeinsame Aktionen. Im Gegensatz zu den Projektgruppen, die die Räume nutzen, muß das Werkstatt-Team auch eine gewisse Kontinuität wahren. Manche sehen daher die Notwendigkeit, Hauptamtliche in die zentralen Aufgaben aufzunehmen. Das kann nützlich, aber auch gefährlich sein, denn es schafft eine mehrfache Ungleichheit.
Hauptamtliche können sein: PraktikantInnen, Zivildienstleistende, TeilnehmerInnen des freiwilligen ökologischen Jahres (FÖJ), hauptamtliche Mitwirkende wie ABM (Arbeitsbeschaffungsmaßnahme über das Arbeitsamt) oder JugendbildungsreferentInnen aus Verbänden oder Bildungseinrichtungen. Wichtiger als hauptamtliche Kräfte ist der Aufbau eines dauerhaften Stamms von Mitwirkenden.
Teil dieses Koordinationsteams können sein:
  • Eine oder mehrere Wohngemeinschaften in der Werkstatt, wenn das möglich ist, bzw. im gleichen Ort. Ein solches Werkstattsteam ist nicht nur am dichtesten dran an der Arbeit und fast immer ansprechbar, es bietet auch die Möglichkeit für ein anderes Alltagsleben. Die Wohngemeinschaft kann Keimzelle von ErzeugerVerbraucher?Gemeinschaften sein, gemeinsames Lernen und Leben, Verzicht auf Wegwerfkonsum, Auto und billigen Zeitvertreib, gemeinsame Arbeit, Musik und Erleben können im Mittelpunkt stehen und sich dann auch von der Lebensart her beispielhaft auf die Umgebung auswirken.
  • Eine Vernetzungsrunde aus den an der Werkstattsarbeit interessierten Leuten der Projektgruppen, Umweltverbände usw. am Ort. Eine Zusammenarbeit hier kann zudem dem Infoaustausch dienen. Zudem erleichtert es das anzustrebende Ziel, Gemeinschaftsarbeiten auf die beteiligten Gruppen zu verteilen (z.B. eine Gruppe betreut die Bibliothek, eine andere das Labor ... ).
  • Und natürlich: Überhaupt alle, die Lust haben, sich daran zu beteiligen. Es gibt viele Werkstätten, in denen nur ehrenamtlich jugendliche wirbeln ?und es trotzdem hinbekommen!

Problemfelder
In schwierigen Entwicklungen der Personal? und Aktivenstruktur liegt die häufigste Ursache für das Scheitern von Projektwerkstätten, Umweltzentren usw. Die Erfahrung zeigt folgende Probleme:
  • Hinnahme von Hierarchien
    In einigen Fällen haben sich Werkstätten selbst vereinsähnliche Strukturen gegeben, Vorstände oder SprecherInnenräte gewählt und so bestimmte Personen aus der Gleichberechtigung emporgehoben. Viel häufiger aber tritt der Fall auf, daß schleichend einige Personen mehr Einfluß gewinnen, weil sie sich um die Koordination, um Finanzen und Geschäftsführung kümmen und somit eher die Lage einschätzen können als andere. In der Folge wird ihre Stimme gewichtiger. Dieser Prozeß wird nur selten aktiv durch die dann zentral stehenden Personen herbeigeführt, sondern fast immer durch die Verantwortungslosigkeit, das Sich?nichtkümmern bzw. das bequeme Andere-machenIassen der anderen. So wie Chefs dem Sinn einer Projektwerkstatt widersprechen, tun das ebenso all die, die sich nicht an der Verantwortung und an den Entscheidungsprozessen beteiligen wollen, weil es für sie bequemer und einfacher ist, andere machen zu lassen und so für nichts einstehen zu müssen.
  • Hauptamtlichkeit
    Werden einzelne als PraktikantInnen, FöjlerInnen, ABM oder Zivis bezahlt, entsteht ein mehrfaches Gefälle zwischen ihnen und den anderen. Sie verbringen mehr Zeit in der Projektwerkstatt, sie haben mehr Informationen und werden von anderen oft für die ungeliebten Geschäftsführungsaufgaben eingesetzt (was ihren Informationsvorsprung gerade dort noch weiter vergrößert). Auf der anderen Seite erhalten die "Hauptamtlichen" oft ein festes Honorar, was, der Idee selbstbestimmter Arbeit zuwiderläuft. Sie leben meist vom Geld anderer (bzw. aller) - und das völlig unabhängig von ihrer tatsächlichen Arbeit. Für einige sind Projektwerkstätten in der Vergangenheit zu "sozialen Hängematten mit Öko-Touch" geworden.

Alter
Inzwischen sind die ersten der Jugend-ProjektwerkstättengründerInnen über 30 Jahre alt. Deutlich merkbar entstehen Probleme zwischen den "alten Hasen", den jahrelang geübten und erfahrenen KämpferInnen der Selbstbestimmung und Selbstverwaltung auf der einen Seite sowie den gerade von Zuhause, aus einem Verband o.ä. stammenden Neulingen. Das Ideal, alle in einem Team zu integrieren, scheitert meist. Die "Neuen" sind überfordert, die "Alten" trauern alten Zeiten hinterher, wo sie selbst das Arbeitstempo bestimmten und wesentlich effektiver arbeiteten. Immer öft er zeigen sich auch Unterschiede in der politischen Radikalität: Die jüngeren beklagen die radikalen Alten, die Alten lästern über die "schlaffe Jugend". In Natur? oder Umweltzentren herrschen meist deutlich Ältere oder gar RenterInnen. Dort ist es umgekehrt ? jüngere finden die "Oberen" zu lasch und fühlen sich in ihrer Kreativität eingeengt.

Lösungsmöglichkeiten
Naheliegend ist es, die Freiheit im Arbeitsstil auch auf das Nebeneinander von Menschen mit unterschiedlichen Rahmenbedingungen zu beziehen. Danach sollten Hauptamtliche und Ehrenamtliche im Team der Werkstatt gleich dastehen, aber in den Projektgruppen kann es sehr unterschiedlich sein. Bereiche der Geschäftsführung sollten weitestmöglich in Projektgruppen verlegt werden (z.B. jede Projektgruppe macht ihre eigene Abrechnung, jede Projektgruppe übernimmt möglichst noch eine Sonderaufgabe aus dem gemeinschaftlichen Bereich, der Jahresabschluß wird auf einem Abschluß- und Neuplanungs-Wochenendcamp erledigt usw.).
Für die Altersfrage wird zu klären sein, wieweit auch altersmäßige Trennungen sinnvoll sind (bzw. auch Trennungen nach Frauen und Männern usw.). So können spezifische Projekte entstehen oder auch Wohngemeinschaften im Umfeld oder sogar in der Projektwerkstatt. Entschärft werden können die Probleme durch die Einstellung vonHauptamtlichen für klar abgegrenzte Projektbereiche oder Tätigkeiten, die anschließend abgeschlossen sind (z.B. Renovierungen, Aufbau einer Bibliothek).

Wer hilft?
Am einfachsten ist der Draht zu anderen Werkstätten und Zentren. Die Adressen stehen in dieser Mappe. Zwischen einigen, politisch orientierten Werkstätten gibt es einen regelmäßigen Austausch, viele kennen sich untereinander, immer mal wieder finden gemeinsame Aktionen landes- oder bundesweit statt. Als solidarische Selbsthilfe existiert ,der Jugend-Umwelt-Projektfonds (JUPF). Das ist ein loser Zusammenschluß von Projekten und Werkstätten bundesweit und Basis für gegenseitige Hilfe bzw. für Starthilfe neuer Projektwerkstätten. Beratung, ein Sachwertepool sowie in begrenztem Umfang auch Gelder stehen bereit.
JedeR kann jederzeit in den anderen Werkstätten anrufen oder Briefe schreiben. Viele helfen sich gegenseitig und sind im Verbund alle gleichberechtigt! Der Jugend-Umwelt?Projektfonds und das Netzwerk der offenen Aktionsplattformen ist auch offen für Umwelt- und Naturschutzzentren, die die gleichen Grundsätze verfolgen. Der Name spielt keine Rolle!

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