NATUR- UND UMWELTSCHUTZ
Newsletter-Archiv
Nachrichten-Sammlungen in Rundmails vergangener Jahre
Kritischer Film über Holger Strohm: Strohm scheitert mit Verbotsklage!
Schon wieder sollte ein kritisches Werk aus der Projektwerkstatt verboten werden - und wieder klappte es nicht. Diesmal ging es um Verschwörungsglauben und rechte Ideologien am Beispiel des ehemalligen Anti-Atom-Kämpfers Holger Strohm. Der klagte gegen einen Film ... siehe Indymediabericht! Doch am 25.2.2016 wurde die Klage abgewiesen. Bericht darüber unter dem Titel "Holger Strohm – Angekommen im rechten Sumpf und Klage verloren". Auszug: Holger Strohm – Autor des Buches (1973) und Films (2012) "Friedlich in die Katastrophe" – hat die vom ihm angestrengte Urheberrechts-Klage vor dem Landgericht Hamburg verloren. Jörg Bergstedt hatte Strohm in einem Video Verschwörungstheorien vorgeworfen und das anhand ausführlicher Filmsequenzen belegt. Strohm sah darin einen Urheberrechtsverstoß. Dass Holger Strohm inzwischen im Sumpf rechter Verschwörungsfantasien absäuft, zeigt dieses Video-Interview auf Bewusst.TV (hier bei Youtube). Anlass ist demnach eine Broschüre von Strohm zum Thema "Asyl". Was er dort an wirren Dingen von sich gibt, ist nicht nur ekelhaft.
Aus "BASF streicht Gentechnik zusammen", in: taz, 26.2.2016
Der Chemiegigant BASF will weniger in die umstrittene Agro-Gentechnik investieren. Rund die Hälfte der derzeit etwa 700 Stellen in der Forschung und Entwicklung für die Pflanzenbiotechnologie würden abgebaut, teilte das Unternehmen mit. In Europa würden 180, in Nordamerika 140 Stellen wegfallen. Der Ludwigshafener Konzern hatte bereits vor vier Jahren den Schwerpunkt seiner Gentechnik-Forschung in die USA verlegt - nachdem er den politischen Kampf um den Anbau seiner Gentech-Kartoffel Amflora in Deutschland gegen Kritiker der Technik verloren hatte.
Beteiligungsrechte und Assimilierung
Moderne Politiken setzen auf Dialog mit denen, von denen Protest zu erwarten ist. Die Hoffnung auf Mediationen, runde Tische und freundliche Gesten der Mächtigen schwächt oft den Willen zum Widerstand – zum Vorteil derer, die Projekte durchsetzen wollen. Michael Wilk und Bernd Sahler berichten in ihrem Buch "Strategische Einbindung" (2014, edition AV in Lich, 170 S.) von solchen Erfahrungen z.B. beim Flughafenausbau Frankfurt, beim Projekt "Stuttgart 21" oder Atomprojekten. Die wichtige Kritik kommt weitgehend jedoch ohne Perspektive aus. Wirksamer Widerstand sei nur möglich, wenn er sich nicht integrieren lässt. Doch wie das gehen soll, bleibt unbenannt. Stattdessen werden die problematisierten Mediationverfahren für politische Bewegungen zur Streitschlichtung und Konsensfindung vorgeschlagen. Doch auch hier dienen sie oft der Unterdrückung von Protest, nur das die beiden Autoren dort eher selbst zur Machtelite gehören. Mathieu Rousselin ist da in seinem Buch "Widerstand" (2014, Westfälisches Dampfboot in Münster, 198 S.) konsequenten. Es beginnt mit einer bemerkenswerten Kampfansage an die Kultur des Konsenses. Dieser würde die Zahl von Möglichkeiten einengen. Der Autor fügt dazu aus Texte und Filme mit unterschiedlichen Blickwinkel der französischen Kapitalismuskritik zusammen – und spannend zu lesen.
Drei Freisprüche im Gießener Schwarzfahr-Prozess
Es dauerte nur etwa eine Stunde, dann war der Prozess gegen den Aktionsschwarzfahrer Jörg Bergstedt am 21.12.2015 zu Ende: Drei angeklagte Fahrten - drei Freisprüche. Damit hat (nach mehreren absurden gegenteiligen Gerichtsurteilen) wieder ein Gericht die Frage bejaht, dass offensiv gekennzeichnetes Schwarzfahren keine "Erschleichung von Leistungen" sei. Das gilt zumindest für das demonstrative Schwarzfahren, also die Fälle, wo neben der gut sichtbaren Kennzeichnung (z.B. Schild(er) am Körper) auch Flyer verteilt werden für Nulltarif, gegen Schwarzfahr-Bestrafung u.ä. Ein weiterer Prozess könnte die Frage klären, ab wann eine Kennzeichnung der Fahrscheinlosigkeit strafbefreiend wirkt. Das Verfahren gegen den gleichen Angeklagten, aber anderen Fällen, ist schon in der zweiten Instanz. Als Verhandlungstermin ist Montag, der 18.4., um 9 Uhr im Landgericht Gießen angesetzt. Rechtliche Hintergründe, Termine und Berichte bisheriger Aktivitäten unter www.schwarzstrafen.siehe.website.
Bundestagsfraktion DIE LINKE beantragt Streichung des § 265a StGB
Ein Ende der Bestrafung des Fahrens ohne Ticket beantragte DIE LINKE am 27.1.2016 im Deutschen Bundestag. Aus dem Antrag: "Die Härte der Sanktionierung des "Schwarzfahrens" nach § 265a StGB mit den entsprechenden Folgen für die Betroffenen (Eintragung ins Strafregister bis hin zur Einstufung als vorbestraft und ggf. Abschiebegrund von Menschen ohne deutsche Staatsbürgerschaft) ist ein unverhältnismäßiger Eingriff des Staates und widerspricht der gebotenen Zurückhaltung des Gesetzgebers beim Einsatz des Strafgesetzes ...
Der Deutsche Bundestag fordert die Bundesregierung auf,
1. den Tatbestand der Leistungserschleichung aus § 265a des Strafgesetzbuch (StGB) so abzuändern, dass die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel ohne gültigen Fahrschein auch im Wiederholungsfalle nicht als Straftat geahndet wird. Auch eine Ahndung als Betrug gemäß § 263 StGB ist auszuschließen;
2. sich dafür einzusetzen, dass § 12 der Eisenbahn-Verkehrsordnung (EVO) und § 9 der Verordnung über die Allgemeinen Beförderungsbedingungen für den Straßenbahn- und Omnibusverkehr sowie den Linienverkehr mit Kraftfahrzeugen (BefBedV) so verändert werden, dass das erhöhte Beförderungsentgelt reduziert wird; zu prüfen ist, ob das erhöhte Beförderungsentgelt im Sinne der Verhältnismäßigkeit je nach Tarifgebiet differenziert werden kann und sollte (z.B. die Hälfte der Kosten einer Monatskarte); ..."
Die gesamte Drucksache 18/7374 steht unter dip.bundestag.de/btd/18/073/1807374.pdf.
Hallo,
ereignisreiche Tage stehen bevor - und wir hoffen, dass sich noch ein paar Menschen aufraffen, mitzumischen. In Berlin und Braunschweig wollen wir 5 Tage für die Abschaffung des Fahrkartenwesens demonstrieren, damit Busse, Bahnen, Rad und Fuß zur tragenden Säule der Mobilität werden - statt des Autoverkehrs, der Ressourcen frisst ohne Ende, das direkte Lebensumfeld und oft ganz direkt die Gesundheit beeinträchtigt.
Neben dieser allgemeinen Einleitungen gibt es aber auch ein paar News, die ich gleich anhänge … viel Spaß beim Lesen und Gruß aus der Projektwerkstatt ...
Für Kurzentschlossene: Aktionen ab morgen in Berlin, ab Sonntag in Braunschweig!!!
Freie Fahrt für alle – weg mit Fahrkarten und dem §265a StGB
Seit der ersten Aktionsschwarzfahrt gab es nur einige kleine Aktionen, z.B. im Zuge der Anarchistischen Buchmesse in Mannheim. Prägend waren Gerichtsprozessen, die aber hatten es in sich. Wer das nachlesen will, findet eine Extraseite zu Prozessen unter www.schwarzstrafen.siehe.website. Doch: Nur im Gerichtssaal … das ist doch langweilig! Daher laden wir mal wieder zu einigen Aktionstagen ein – und zwar nach Berlin und Braunschweig. Gerade die Berliner Tage könnten für den Kampf gegen den Fahrkartenzwang interessant werden. Denn Berlin ist auch die Hauptstadt des Schwarzfahrens. Unser Vorschlag für Aktionen und Treffen:
• Donnerstagabend: Eintreffen im Offenen Raum des Kubiz (Bernkasteler Str. 78a, Berlin-Weißensee, Zugang links um Gebäude), dort erste Besprechung und Übernachtung möglich
• Freitag 8-21 Uhr, Samstag 9-21 Uhr, Sonntag 9-12 Uhr: Infostand zusammen mit weiteren Initiativen (Nulltarif, Ticketteilen usw.) auf dem Kongress Solidarische Ökonomie (TU Berlin)
• Freitag/Samstag jeweils ca. 16.30 Uhr auf dem Kongress oder im TU-Foyer: Info-, Vernetzungs- und Aktionsplanungstreffen zu Aktionsschwarzfahren und Nulltarif
• Freitag/Samstag jeweils ca. 21 Uhr: Aufbruch vom Kongress zum Bahnhof Zoo, dann Aktionsschwarzfahrt Demo durch Bahnhof Zoo - Fahrt zum Haupfbahnhof - Demo dort - Fahrt zum Alex - Demo dort
• Sonntag nachmittag: Aktionsschwarzfahrt von Berlin Richtung Magdeburg - Braunschweig (und so weit, wie Leute wollen)
• Montag, 14.9.: Aktionstag in Braunschweig (offensives Schwarzfahren mit Flyern und Demos durch Bahnhöfe, Start um 12 Uhr vor dem Hauptbahnhof, ca. 13.15 Uhr am Amtsgericht, ca. 14.30 Uhr am Rathaus) ++ 19 Uhr im Stratum0 (Hamburgerstr. 173A): Infoveranstaltung zum Thema mit Kurzvorträgen
• Di, 15.9. um 11 Uhr am Landgericht Braunschweig: Prozess wegen vierfachen offenen Umsonstfahrens (Vorwurf: Beförderungserschleichung)
Neue Videos
Gentechnik-Podiumsdiskussion am 6.7.2015 in Offenburg
Es diskutierten Fragen der Agrogentechnik: Klaus-Dieter Jany (Ex-Spitzenbeamter der Lebensmittelüberwachung, zudem aktiv bei InnoPlanta und um WGG), Veronika Schwarz (BUND Ortenau), Jörg Bergstedt (Feldbefreier und Autor von "Monsanto auf Deutsch" sowie Wilhelm Arntz (Waldorflehrer).
Veranstaltungsmitschnitt von "Den Kopf entlasten" in Halle (mit recht kontroverser Debatte über Verschwörungstheorien & Co.)
Und dann ist da ja noch der Video über rechte Gedanken und vereinfachte Welterklärungen im Holger Strohms Film "Friedlich in die Katastrophe". Eine Kritik daran will Strohm verbieten lassen. Eigentlich hätte der Gerichtstermin in wenigen Tagen stattfinden sollen, aber: VERSCHOBEN WEGEN KRANKHEIT! NEUER TERMIN: 17.12.! Do, 17.9. um 11 Uhr in Hamburg (Landgericht, Sievekingplatz 1 im Ziviljustizgebäude, Saal A 265/2. Etage): Prozess des Filmemachers Holger Strohm gegen den Filmemacher Jörg Bergstedt wegen einer Kritik an Strohms rechtslastiger und weltvereinfachender Positionen im Film "Friedlich in die Katastrophe".
Übrigens: Zur Zeit entsteht ein umfangreicherer Film, der Holger Strohms Weg nach rechts und in Verschwörungstheorien umfangreich porträtiert - auch als Beispiel für andere. Er soll in den Wochen vor dem 17.12. gezeigt werden können. Wer daran Interesse hat, kann sich gerne melden!
Weitere aktuelle Materialien
Ein Roman aus der Projektwerkstatt: "Hinter den Laboren"
Es ist ein alter Menschheitstraum: Nicht zu altern und nicht zu sterben. Mit einer bahnbrechenden Entdeckung in den Laboren der Spezialfirma BioGeronto scheint er Wirklichkeit zu werden. Doch Komplikationen treten auf. Die Technik wird teuer - und es bedarf der Forschung an Embryonen. Gesellschaftlicher Widerstand regt sich - üblicherweise kein Problem für die FirmenmanagerInnen. Denn soziale Bewegungen sind handzahm geworden. Doch diesmal verläuft die Sache anders. Die Branche gerät unter Druck - und macht Fehler. Laborbaustellen werden besetzt, dann zerstört. Die Polizei nimmt ihre GegnerInnen auch zu leicht. Und muss lernen. Eine Sonderkommission ermittelt. Das Drama nimmt seinen Lauf. Zwischen Spurensicherung, Vernehmungen, öffentlichen Debatten und Strippenziehen hinter den Kulissen der Finanzförderungen entwickelt sich ein Krimi der besonderen Art. Glauben Sie ja nicht, die phantastische Erzählung könnte nicht wahr sein. 10 Euro ++ ISBN 978-3-86747-056-8
Ein Film aus der Projektwerkstatt: "Aufstieg und Fall einer Patentlösung"
102 spannende Minuten (in der Langfassung sogar 123 Minuten) über die Hintergründe der aufstrebenden, profitträchtigen Technik und den Widerstand dagegen. In Hunderten von Zitaten, Interviews, Bildern und Filmsequenzen wird nachgezeichnet, wie Parteien, Landesregierung, Universität Rostock, große Welt- und dubiose Kleinstfirmen in Mecklenburg-Vorpommern ein Eldorado der Agro-Gentechnik aufbauten.
Doch aus der vermutet widerstandslosen Region wurde ein bemerkenswertes Symbol für die Kraft des Widerstandes, in dem sich kreative Aktivist*innen, Umweltschützer*innen und Anwohner*innen gegen die scheinbare Übermacht verbündeten. Spektakuläre Bilder von Feldbesetzungen, O-Töne von Ohrenzeug*innen der nächtlichen Feldbefreiungen und Dokumente aus dem Inneren der Gentechnik-Seilschaften machen den Film zu einem bemerkenswerten Rückblick auf fast zehn Jahre Aufstieg und Fall der Agro-Gentechnik. Am Ende siegte, zumindest in Deutschland und vorläufig, der Widerstand - ein nicht alltägliches Ergebnis. Wie das kam, zeigt der Film am Beispiel von Mecklenburg-Vorpommern.
•Zur Zeit nicht auf Youtube, weil Stefan Raabs Produktionsfirma Brainpool das Video bekämpft und auf den Konzern Youtube (gehört zu Google) offenbar auch ohne Argumente genug Einfluss hat..
Was keine Probleme macht:
•Download in HD-Auflösung zur Vorführung (102 min) oder Langfassung (123 min)
•als DVD bestellen
Es gibt den Film auch als Vorführ-DVD "Aufstieg und Fall einer Patentlösung", dann gleich mi drei MP4-Filmen im HD-Format. Solche höhere Auflösung ist besser geeignet für Veranstaltungen. Die DVD enthält:
•Den Film "Aufstieg und Fall einer Patentlösung" (102min)
•Den Film "Aufstieg und Fall einer Patentlösung" als Langfassung (123min)
•Die Ton-Bilder-Schau "Die Mischung macht's!" (108min)
Die DVD startet im Browserfenster des Computers. Die Filme liegen als MP4-Datei auf der DVD und sind auch einzeln anwählbar. Die DVD darf öffentlich vorgeführt werden. Der Kauf beinhaltet die Aufführrechte für alle nicht-kommerziellen Veranstaltungen.
Mehr Filme in Planung …
Die Filmschneideecke in Saasen, in der der Film entsteht, ist durch allerlei Spenden inzwischen einigermaßen gut ausgestattet. Was noch fehlt, ist eine hochwertige Kamera mit der Möglichkeit, externe Mikrofone anzuschließen. Entsprechende Buchsen müssen also vorhanden sein. Außerdem braucht es immer wieder Festplatten – so Filme sind ungeheuer speicherintensiv. IDE- oder SATA-Festplatten ab 100 GB sind weiter hilfreich. Ansonsten findet sich die Sachspendensuchliste immer unter www.projektwerkstatt.de/gesucht.
NEUES AUS DEN AGRO-SEILSCHAFTEN
Verschwindet Glyphosat aus Profitinteresse?
Wenn ein Spritzmittel oder Wirkstoff kein Geld mehr bringt, wird er schnell uninteressant. Zwischen aufkommenden Debatten um die Umweltschädlichkeit von Spritzmitteln, die Übernahme dieser Kritik durch Kontrollbehörden und den auslaufenden Patenten scheint ein Zusammenhang zu bestehen ... sagt Udo Pollmer, ein der industriellen Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung sonst eher nahestehender Dampfplauderer und Vielfach-Schriftsteller in Sachen Nahrung. Ablaufende Patente und Kritik an Umweltwirkungen - ein Zusammenhang? Aus Udo Pollmer: "Streit um "Glyphosat" ist auch ein Hersteller-Streit", auf: Deutschlandradio Kultur, 21.10.12 Warum steht dann das Glyphosat in der Kritik? Ganz einfach. Das Patent läuft aus, die Preise gehen in den Keller und der Gewinn der Chemiefirmen schmilzt. Unter der Billigkonkurrenz leiden alle Anbieter von Herbiziden. Glyphosat schadet nicht so sehr der Umwelt sondern dem Umsatz. Über die dubioseren Tallowamine redet komischerweise kaum jemand. Die braucht man ja noch. Ähnliches widerfuhr vor Jahren dem Atrazin, ebenfalls ein Totalherbizid. Auch damals geriet das Mittel ins Visier von Umweltschützern, als der Patentschutz abgelaufen war. Als es schließlich zu einem Chemieunfall kam, bei dem erhebliche Mengen in den Rhein gelangt sein sollen, war ein Verbot nicht mehr aufzuhalten. Unter Fachleuten hält sich hartnäckig das Gerücht, dass es den Chemieunfall niemals gegeben habe. Mit der – wie es heißt - fingierten Pressemeldung sei es der Branche wieder gelungen, richtig Geld zu verdienen. Sollte es etwa hinter den Fassaden ein feines Zusammenspiel zwischen den Agrochemiekonzernen und den Spendensammelorganisationen geben – etwa zum gegenseitigen Vorteil? Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Mahlzeit!
PRAKTISCHES
Revision gewonnen!!! Stuttgarter Rathausbesetzer_innen setzen sich durch!
Aus einer Pressemitteilung der Angeklagten: Im Prozess vor dem Amtsgericht hatten sie offensiv auf ihr Versammlungsrecht gepocht und die Vertreter_innen der Stadt in langen Zeug_innenbefragungen vernommen. Das Gericht folgte ihren Argumenten nicht und verurteilte alle Angeklagten wegen Besetzung des Rathauses aus Protest gegen Stuttgart21-Bauvorhaben. Doch jetzt haben sie den Spieß umgedreht: Das Verfahren muss wiederholt werden – die Revision des Anwaltes und der zwei Laienverteidiger_innen war erfolgreich. Damit steht wieder alles auf null – und die Angeklagten freuen sich auf die neue Runde vor dem Amtsgericht. "Wir hoffen auf ein neues und diesmal faires Verfahren, bei dem unsere Beweisanträge endlich gewürdigt werden" äußert sich Bernd-Christoph K. zuversichtlich. Katharine E. fügt hinzu: "Eine Menge Fragen blieben nur unzureichend beantwortet. Ich freue mich darauf, endlich die richtigen Zeugen befragen zu können. Z.B. war der Erste Bürgermeister H. Föll den ganzen Abend über als Graue Eminenz im Hintergrund, im Zeugenstand war er aber bisher nicht. Das wird sich jetzt ändern." Zugute kam den Angeklagten ihre Beharrlichkeit und ihr Mut, den Prozess offensiv zu führen. Erfolg in juristischen Auseinandersetzungen sei eben auch Einstellungssache. "Es scheint doch noch Reste von Rechtsstaatlichkeit in Stuttgart zu geben. Bisher hatten wir eher Stuttgarter Landrecht erlebt" sagt Peter G. "Vielleicht erleben wir die Staatsanwaltschaft ja nun auch endlich als Ermittlungs- anstatt als Verfolgungsbehörde mit Bestrafungsneurose. Und hoffentlich endet damit endlich die Willkür, die politisch Aktiven in dieser Stadt seit Jahren entgegengebracht wird. Jedenfalls hoffen wir, dass dieser Erfolg vor Gericht allen noch immer Aktiven gegen Stuttgart 21 und andere unsinnige Projekte Mut macht, sich weiter, offensiver und kreativer zu wehren." Die ganze Presseinfo steht auf www.parkschuetzer.de//statements/182657.
Hallo,
dieser Newsletter ist nötig, weil sich etwas ganz Technisches geändert hat: Die www.projektwerkstatt.de ist umgezogen – und mit ihr die ganzen de.vu-Adressen zu verschiedenen Themen, die Mailinglisten und unsere Mailadressen. Das führt zu einigen Neuerungen – unter anderen, dass alle, die auf unseren Mailinglisten sind, eine neue Adresse nutzen müssen, um selbst dort etwas zu schreiben. Das ist ja der Vorteil an Mailinglisten, dass mensch nicht nur mitlesen, sondern auch selbst Informationen und Beiträge streuen kann.
Wer also diesen Newsletter über eine unserer Mailinglisten erhält, sollte diese bitte umstellen. Der erste Teil (alles vor dem „@“ bleibt gleich. Dann aber statt bisher @listi.jpberlin.de jetzt @lists.projektwerkstatt.de. Wir haben alle Adressen schon umgeschrieben auf die neue Liste, so dass Ihr Euch nicht extra nochmal anmelden müsst.
Wer schauen will, was es alles für Newsletter (bei den Yahoo-Listen hat sich nichts geändert) und Mailinglisten gibt, kann auf dieser Seite gucken, sich dort auch ein- und austragen.
Soweit das Technische. Bei den Internetadressen ändert sich für Euch nicht spürbar etwas. Alles liegt halt jetzt auf anderen Computern, aber das ist für Euch egal. Wir wollten halt weg von dem Provider, der mal als politisches Projekt gestartet ist und heute (wie so vieles, was mal politisch war) sehr kommerziell agiert und sich nicht einmal zu blöd ist, Staatsanwaltschaften zu beraten, die mit dem KnowHow dann politische Aktivist_innen ins Gefängnis schicken …
Neben dieser allgemeinen Einleitungen gibt es aber auch ein paar News, die ich gleich anhänge … viel Spaß beim Lesen und Gruß aus der Projektwerkstatt, Jörg
„Aufstieg und Fall einer Patentlösung“ – der erste große Film aus der Projektwerkstatt
102 spannende Minuten (in der Langfassung sogar 123 Minuten) über die Hintergründe der aufstrebenden, profitträchtigen Technik und den Widerstand dagegen. In Hunderten von Zitaten, Interviews, Bildern und Filmsequenzen wird nachgezeichnet, wie Parteien, Landesregierung, Universität Rostock, große Welt- und dubiose Kleinstfirmen in Mecklenburg-Vorpommern ein Eldorado der Agro-Gentechnik aufbauten.
Doch aus der vermutet widerstandslosen Region wurde ein bemerkenswertes Symbol für die Kraft des Widerstandes, in dem sich kreative Aktivist*innen, Umweltschützer*innen und Anwohner*innen gegen die scheinbare Übermacht verbündeten. Spektakuläre Bilder von Feldbesetzungen, O-Töne von Ohrenzeug*innen der nächtlichen Feldbefreiungen und Dokumente aus dem Inneren der Gentechnik-Seilschaften machen den Film zu einem bemerkenswerten Rückblick auf fast zehn Jahre Aufstieg und Fall der Agro-Gentechnik. Am Ende siegte, zumindest in Deutschland und vorläufig, der Widerstand - ein nicht alltägliches Ergebnis. Wie das kam, zeigt der Film am Beispiel von Mecklenburg-Vorpommern.
• Film "Aufstieg und Fall einer Patentlösung - Agro-Gentechnik in Mecklenburg-Vorpommmern" auf Youtube (Achtung: Stefan Raabs Filmproduktionsfirma versucht, den Film verbieten zu lassen – es kann daher sein, dass er auf Youtube gesperrt ist).
• Trailer zum Film
• Entstanden in der Projektwerkstatt. Buch, Regie und Schnitt: Jörg Bergstedt. Kamera: Michael Leitner und Andreas Winkler. Musik: Maximilian Bless, Sascha Ende und Christian Petermann (www.ende.tv) und aus dem Cayzland-Studio (www.cayzland-music.de).
• Download in HD-Auflösung (102 min)
• Download Langfassung (123 min)
• als DVD bestellen
Es gibt den Film auch als Vorführ-DVD "Aufstieg und Fall einer Patentlösung“, dann gleich mi drei MP4-Filmen im HD-Format. Solche höhere Auflösung ist besser geeignet für Veranstaltungen. Die DVD enthält:
• Den Film "Aufstieg und Fall einer Patentlösung" (102min)
• Den FIlm "Aufstieg und Fall einer Patentlösung" als Langfassung (123min)
• Die Ton-Bilder-Schau "Die Mischung macht's!" (108min)
Die DVD startet im Browserfenster des Computers. Die Filme liegen als MP4-Datei auf der DVD und sind auch einzeln anwählbar. Die DVD darf öffentlich vorgeführt werden. Der Kauf beinhaltet die Aufführrechte für alle nicht-kommerziellen Veranstaltungen.
Mehr Filme in Planung …
Die Filmschneideecke in Saasen, in der der Film entsteht, ist durch allerlei Spenden inzwischen einigermaßen gut ausgestattet. Was noch fehlt, ist eine hochwertige Kamera mit der Möglichkeit, externe Mikrofone anzuschließen. Entsprechende Buchsen müssen also vorhanden sein. Außerdem braucht es immer wieder Festplatten – so Filme sind ungeheuer speicherintensiv. IDE- oder SATA-Festplatten ab 100 GB sind weiter hilfreich. Ansonsten findet sich die Sachspendensuchliste immer unter www.projektwerkstatt.de/gesucht.
NEUES AUS DEN AGRO-SEILSCHAFTEN
Alles nur aus wirtschaftlichem Interesse
Sehr schön … wenn die Gentechnik-Seilschaften selbst zugeben, was Sache ist … aus einem Interview mit Tübinger Nobelpreisträgerin und Biologin Christiane Nüsslein-Volhard, auf: SWR, 25.3.2015
„Die zusätzlichen Gene, die da drin sind, haben nichts mit Nahrung zu tun, also die sind eigentlich nur, um die ganze Geschichte wirtschaftlicher zu machen ... Verbessert heißt: Wirtschaftlicher, also der Anbau ist wirtschaftlicher. Das ist das verbesserte daran.“
PRAKTISCHES
Die Kombination: Direkte Aktion und Aneignung
Alles, was Menschen tun oder von sich geben, ist beeinflusst durch die eigenen Ziele, Erfahrungen, Sichtweisen und Interessen. Das ist bei diesem Newsletter so – und überall. Insofern interpretieren Menschen selbst die Vorgänge unterschiedlich, wenn sie am gleichen Ort in das gleiche Geschehen eingebunden sind. Hinsichtlich der Wirksamkeit von politischem Protest ist daher immer richtig, dass genaue Voraussagen nicht möglich sind. Vieles spricht aber dafür, dass allein Appelle an die Mächtigen nicht reichen – egal ob sie über Demos, Überschriftenlisten oder die in Mode gekommenen Klicks auf vorgefertigte Massenmails abgesandt werden. Im Kampf gegen die Agrogentechnik, der 2012 immerhin dazu führte, dass es in Deutschland keine Felder mehr gibt, spielten direkte Aktionen an den Konfliktorten eine herausragende Rolle. Insofern wirkt zunächst seltsam, dass sie in vielen Rückblicken großer Verbände gar nicht erwähnt werden. Das ist aber erklärbar, weil die PR-Abteilungen der von hauptamtlichen Apparaten geführten Organisationen dafür sorgen, dass Text und Inhalt an das Interesse, Spenden zu akquirieren, angepasst werden. Neuestes Beispiel ist eine Beilage des Gen-ethischen Netzwerks zur „taz“ unter dem Titel „25 Jahre Widerstand“. Nur wenn es um eines gar nicht geht in dieser Veröffentlichung, dann um Widerstand. Vermeintlich wird die Geschichte des Agrogentechnikwiderstands dargestellt, aber Feldbefreiungen und –besetzungen tauchen in der Schrift schlicht gar nicht auf. Das ist umso überraschender, als das GeN hier seinen Ursprung hat – in der Vernetzung von Basisinitiativen und unter anderem Feldbesetzungen. Doch offenbar ist selbst die eigene Geschichtsschreibung bedarfsgerecht für die Spendenakquise im gut situierten Bildungsbürger_innentum optimiert. Unter dem Stichwort „Widerstand“ findet sich nur die Mitgliedschaft des GeN in einem Aktionsbündnis. Mehr nicht. Da braucht es absurderweise die Öffentlichkeitsarbeit der geschlagenen Gentechniklobby, die nicht müde wird, die kreativen und militanten direkten Aktionen als Hauptproblem zu brandmarken.
Allerdings ist das so oder so zu wenig. Aktion, die Konzernen und Regierungen bei ihrem Treiben wehtun, ist gut. Aber sie ist immer das Hinterherlaufen hinter Entwicklungen. Besser ist, gewonnene Kraft auch dafür zu nutzen, sich die Gestaltungsmittel in dieser Welt auf Dauer anzueignen. Beispiele:
• Versorgungsnetze aneignen: Wenn Strom- oder Wassernetze den Menschen gehören, können die selbst entscheiden, wie alles abläuft, welche Umweltgesichtspunkte berücksichtigt werden usw.: Keine ständiges Appellieren mehr an die Mächtigen, kein Zittern vor den Wahlen. Allerdings muss dazu auch wirklich eine Trägerstruktur gebildet werden, die eine Beteiligung der Menschen auf gleicher Augenhöhe garantiert. Kommunale Träger, in denen abgehalfterte oder über Korruptionsskandale gestolperte Politiker_innen untergebracht werden, sind das sicher nicht. Als jahrzehntelang bereits agierendes Vorbild können die Elektrizitätswerke Schönau dienen.
• SoLaWi: Für den landwirtschaftlichen Bereich geht die Idee der solidarischen Landwirtschaften in diese Richtung. Sicherlich ist das nur ein Anfang und noch immer sehr stark an Geldflüssen ausgerichtet – zumindest dann, wenn die Einteilung in Produzent_innen und Konsument_innen noch sehr klar ist. Trotzdem werden hier wichtige Lebensbereich dem Diktat von Markt und Konkurrenzdruck entzogen. Das schafft Freiräume für selbstbestimmte Gestaltung. Deshalb sei hier auch noch einmal eine deutliche Lanze dafür gebrochen, solidarische Landwirtschaften aufzubauen statt weiter in der Marktwirtschaft die bessere Welt zusammenkaufen zu wollen!
Schwarzstrafen – die Aktionskampagne für den Nulltarif in Bussen und Bahnen
Mensch glaubt es kaum: Mit bis zu einem Drittel aller Strafprozesse füllen Verhandlungen wegen "Schwarzfahren" in manchen Regionen die Strafgerichte - und ebenso hoch ist der Anteil von Menschen vor allem in Großstadt-Gefängnissen. Da wird deutlich, warum es beim Strafen geht: Um die Durchsetzung abstrakter Rechtsordnungen ohne Sinn und Verstand ... und um die Aufrechterhaltung eines Reichtumsgefälles mit seinen Folgen. Dabei ist die ganze Sache höchst ineffizient: Je nach Berechnungen fällt die Zahl zwar etwas unterschiedlich aus, aber ca. ein Fünftel aller Einnahmen für Fahrkarten müssen für das Fahrkartenwesen selbst ausgegeben werden (Automaten, Kontrolleur_innen, Kartendruck, Buchhaltung und all das Drumherum). Hinzu käme noch der Werbeetat, der wegfallen könnte, wenn es heißen würde: Freie Fahrt für alle Menschen! Weg mit den Fahrkarten! Wer macht mit?
Um diese Forderungen spektakulär einbringen zu können und gleichzeitig die Kriminalisierung von Schwarzfahrer_innen zu verhindern, ist die Aktion „Schwarzstrafen – offensives Fahren ohne Ticket: Für Nulltarif, gegen Knäste!“ gegründet worden. Dabei wird eine Lücke genutzt, die durch die Formulierung „Leistungserschleichung“ in Strafgesetzbuch entsteht: Schwarzfahren, welches offen sichtbar ist, ist keine Straftat (erhöhter Fahrpreis bleibt allerdings). Offen sichtbar ist es am besten mit Schild und Flyern. Will heißen: Politische Aktionen und straffreies Schwarzfahren in Bussen und Bahnen passen gut zueinander. Das könnte die Chance sein, Zigtausende von Menschen, die einfach bisher nur „normal“ schwarzfahren, dafür zu gewinnen, offen für Nulltarif und gegen die Kriminalisierung von Schwarzfahrer_innen einzutreten. Der strafwütige Staat hat nun begonnen, auch solche Leute vor Gericht zu stellen – aber so richtig voran kommt er damit nicht, denn auch das lässt sich wieder zu einer Aktion machen. Mehr Infos und hilfreiche Materialien (Schild, Flyer usw. zum Ausdrucken, Anträge für Gerichtsverhandlungen … sind unter www.schwarzstrafen.siehe.website zu finden).
ZUM NACHDENKEN
Ein Blick zum Himmel
Viele von Euch werden sicherlich schon die vielen Fotos mit den Kondensstreifen gesehen haben. Mitunter entsteht da am Himmel ein fast regelmäßiges Gitternetz. „Jetzt sprühen sie wieder …“, sagt dann vielleicht jemand in Deiner Nähe – oder Du sagst es selbst, weil Du die Sache auch glaubst. Sieht in der Tat frappierend aus wie absichtlich gemacht. Neulich gab es einen Tag mit solchem Gitternetz am Himmel direkt über der Projektwerkstatt. Da habe ich mir die Zeit genommen, mal zu beobachten, wie das entsteht. Das Ergebnis war erstaunlich simpel.
Ein Flugzeug fliegt über mich hinweg, ganz weit oben. Es hinterlässt den weißen Streifen und verschwindet in der Ferne. Irgendwann kommt das nächste und fliegt tatsächlich in einem gewissen Abstand zum letzten, inzwischen etwas unscharf (verwehten) Streifen des Flugzeuges davor. Aber halt: Fliegt es nicht doch auf der gleichen Route? Hat sich vielleicht der vorherige Kondensstreifen bewegt? Na klar: Da oben geht ein Wind. Der drückt den Streifen allmählich zur Seite. Da oftmals (um die Flugrouten auszuschöpfen) die Flugzeuge in mehr oder weniger ähnlichem Abstand fliegen, wird jedes Mal der Streifen um das etwas gleiche Stück verschoben, bis das nächste Flugzeug kommt. Ich achte jetzt darauf und kann das genau nachvollziehen. Ich sehe dann auch, dass je weiter seitlich ein Streifen ist, desto mehr verwaschener ist er – weil er vor längerer Zeit entstanden und inzwischen weit gewandert ist. Irgendwann kommt wieder ein scharfer Streifen: Die nächste Flugroute. Bei den kreuzenden Streifen sehe ich das gleiche – ein bisschen anders, weil der Wind sich da ja anders auswirkt. Eigentlich einfach – und ich hätte darauf schon selbst kommen können, dass die Gitternetze eigentlich logisch sind, wenn die Wetterlage dazu führt, dass die Streifen eine Weile bestehen bleiben. Es wäre eher überraschend, wenn es sie nicht gäbe …
Viele so einfache Erklärungen für das, was manche zu „Chemtrails“ erklären, enthält das Chemtrails-Handbuch – rundum empfehlenswert, wenn nicht der Macho Jörg Kachelmann ein sehr unqualifiziertes Vorwort geschrieben hätte. Der Rest entlarvt aber eine Fälschung nach der anderen bzw. erklärt das, was als unerklärlich definiert wird.
Apropos Vereinfachungen: Für meinen Vortrag/Workshop „Den Kopf entlasten“ hätte ich gern mal als Anschauung das Winkelement von Campact „CETA stoppen“ mit dem Monsanto-Motiv. Hat jemand so eine und kann mir die vermachen? Wäre nett …
TERMINE
Wer hat Lust auf weitere Veranstaltungen?
Gerne können weitere Vorträge, Workshops und Trainingsrundtouren geplant werden: Wer Lust auf eine Abendveranstaltung, ein Training/Seminar oder etwas anderes hat, darf sich gerne schon mal melden.
Besonders passend wären Termine in einer Region, wo schon Veranstaltungen feststehen … damit sich die Anreise lohnt und dann gleich ein paar Tage hintereinander dort etwas stattfindet. Vorausschau:
• Rund um den 25.7., Mitte August, ab 20.9. und um den 17.10. (nächste Termine der Anarchie-Vorlesungsreihe in Köln) in Nordrhein-Westfalen
• Vor dem 17.9. in und um Hamburg (besonderes Interesse: Zumindest einmal die Veranstaltung „Den Kopf entlasten“, da Anlass ein Gerichtsverfahren ist, in dem Holger Strohm einen kritischen Film über seine rechten und verschwörungstheoretischen Aussagen im Film „Friedlich in die Katastrophe“ verbieten lassen will) … auch vor dem 17.9. entlang der Anreise von Hessen nach Hamburg
• Rund um den 9.-11.10. in und um Kassel und weitere Umgebung
Ich empfehle (neben dem Film „Aufstieg und Fall einer Patentlösung“, der ja jederzeit überall gezeigt werden kann) drei neuere Themen, mit denen ich auch gerade immer wieder unterwegs bin:
• Ton-Bilder-Schau „Die Mischung macht's - erfolgreiche Strategien des Widerstandes (am Beispiel der Agrogentechnik)“
Wie lassen sich politische Auseinandersetzungen gewinnen? Am Beispiel der Agrogentechnik wird das anschaulich, doch die Ton-Bilder-Schau soll Handwerkzeug für alle politischen Themen und Aktionsfelder geben. Die Story: 2004 starteten Gentechnikkonzerne und Lobbygruppen eine neue Kampagne zur Durchsetzung ihrer Profitinteressen und zur Anlage von Feldern mit manipulierten Pflanzen. Ab 2005 entwickelte sich - wie schon Mitte der 90er Jahre - eine spannende Mischung des Widerstandes: Feldbefreiungen, Feldbesetzungen, Aktionen vor Konzernzentralen und -versammlungen, Recherchen hinter den Kulissen, brisante Veröffentlichungen und viele informative Veranstaltungen. Mit Erfolg: 2011 wurden die letzten Versuchsfelder in einer spektakulären Aktion zerstört. Monsanto, BASF & Co. kündigten ihren Abgang aus Deutschland an. Seit 2012 ist Deutschland gv-Felder-frei. Da lohnt sich der Rückblick: Was macht solche Widerstandsstrategien aus? Was lässt sich daraus für andere Kampagnen und Aktionen lernen, also für den Widerstand gegen Atom oder Kohle, Tierfabriken oder übergriffige Behörden, Nazis oder Sozialabbau, Militär oder Repression. Fotos, kurze Filme und ausgewählte Anekdoten machen die Ton-Bilder-Schau zu einer rasanten Erinnerung an vergangene Protestjahre - immer verbunden mit Tipps und Thesen für eine entschlossene Protestkultur überall. Am Ende besteht die Gelegenheit zur Debatte, Entwicklung eigener Ideen und für konkrete Verabredungen.
Form der Veranstaltung: Ton-Bilder-Schau (Power-Point, Audio, Filme) oder Workshop (ohne Beamer/Leinwand) ++ Notwendige Technik: Beamer, Leinwand, Lautsprecher (zum Anschluss an Laptop mit kleiner Klinke, also z.B. Computer-/Aktivboxen)
• Vortrag und Diskussion "Macht macht Umwelt kaputt"
Herrschaft bedeutet die Möglichkeit, Abläufe und Verhältnisse so regeln zu können, dass andere die negativen Folgen erleiden müssen. Umweltzerstörung basiert regelmäßig auf diesem Prinzip: Industrie und ihre Staaten graben in armen Regionen nach Energiequellen und Rohstoffen, transportieren schiffeweise Nahrungsmittel oder Holz zu sich und kippen den Müll wieder in die Peripherien zurück. Städte nutzen das Umland als Baufläche, Straßentrassen oder für Müllhalden. Die Natur zählt nichts, weil die Menschen in ihr still sind oder still gehalten werden. Wer Umwelt dauerhaft schützen will, muss daher die Machtfrage stellen. Doch was geschieht tatsächlich? Umweltverbände setzen auf Staat, Umweltpolizei, Gesetze und Firmen, um die Welt grün zu halten. Diese Schüsse gehen nach hinten los - schon seit Jahrzehnten. Nötig ist eine Umweltschutzstrategie, die die Menschen ermächtigt, ihr Leben wieder selbst zu organisieren - ohne Hierarchien und Privilegien. Nur ein Umweltschutz von unten ist ein wirksamer Umweltschutz. Infoseite: www.umwelt-und-macht.siehe.website
• Vortrag und Diskussion "Den Kopf entlasten: Kritik anti-emanzipatorischer Positionen in politischen Bewegungen"
Monsanto ist schuld. Nein, die Bilderberger. Quatsch, der Finanzkapital macht alles kaputt. Hinter allem stecken zwei Bankersfamilien. Europa wird immer mehr amerikanisiert. Geht doch gar nicht, weil Deutschland ohnehin von den USA besetzt ist. Oder gar nicht existiert ... So oder ähnlich klingen viele Erklärungsmodelle für die Ursachen empfundener Missstände. Was sie gemeinsam haben: Sie vereinfachen, verkürzen komplexe Herrschaftsanalysen und spielen mit den Mitteln des Populismus. Statt Menschen zu eigenständigem Denken und kritischem Hinterfragen anzuregen, wandeln sie Ohnmacht oder Empörung in billige Zustimmung - zwecks politischer Beeinflussung, Sammeln von AnhängerInnen und WählerInnen oder auf der Suche nach dem schnöden Mammon in Form von Spenden und Mitgliedsbeiträgen. Vor allem aber können sie gefährlich sein, wenn plumpe Feindbilder und verkürzte Ursache-Wirkungsketten zu einem Hass gegen Bevölkerungsgruppen führen, denen die Schuld für das Böse auf der Welt zugeschoben wird - der Antisemitismus ist nur ein Beispiel dafür, die Folgen sind bekannt.
Im Vortrag (bzw. Workshop) werden Prinzipien vereinfachter Welterklärungen benannt und dann Beispiele vorgestellt, über die jeweils auch kurze Debatten möglich sind. Abschluss ist eine 8-Punkte-Liste für skeptisches Denken. Infoseite: www.kopfentlastung.siehe.website
Weitere Themen unter www.vortragsangebote.siehe.website.
INFOS AUS DER PROJEKTWERKSTATT
25 Jahre Projektwerkstatt
Naja – ob mensch das feiern sollte? Ende November wäre es soweit. Vielleicht hat jemand Ideen? Noch ist nicht klar, ob das Jubiläum überhaupt beachtet werden sollte. Unsere ersten Gedanken und Ideen stehen auf dieser Seite.
In den letzten Wochen waren vermehrt wieder Menschen im Haus, die die Einrichtungen nutzten. Hoffentlich geht das so weiter, dass wieder mehr in Gang kommt. Im Prinzip ist der Laden ja gut in Schuss. Viele kleine Sachen stehen immer an oder werden als Sachspenden gesucht – Infos im Internet auf dieser Seite oder an den Pinnwänden im Haus. Teile der Zwischengebäude werden gerade grundlegend saniert. Die Gruppenküche bekommt eine neue Wandgestaltung und der Kleingruppenraum wir mit Lehmwänden und Wandheizung ausgestattet.
MATERIALIEN
SeitenHieb-Verlag startet etwas Neues: Drei Romane
Unsere Romane sind ein bisschen Science Fiction, aber nicht in klassischer Form einer zukünftigen Welt. Jedes Buch bietet Ausschnitte aus einem möglichen Alltag auf der Welt - heute, morgen oder ganz weit weg. Alle zusammen kosten 22 Euro.
Die Aliens sind unter uns (von Christoph Spehr)
Sie gehen nicht einkaufen. Sie kochen nicht, sie ziehen ihre Kinder nicht selbst groß, sie produzieren nichts, was man essen, anziehen, lesen oder anschauen kann. Dafür gibt es andere: normale Menschen eben. Und denen können sie ganz genau begründen, warum sie effizienter werden und den Gürtel enger schnallen müssen, warum alle mitmachen müssen, um den Planeten zu retten, den Standort, das Abendland oder was immer.
Christoph Spehr spürt die "Aliens" unter uns auf, in Regierungen und Konzernen genauso wie im Betrieb, in der Familie, in Schule und Universität. Er zeigt, wie in unserer Gesellschaft Macht ausgeübt und begründet wird - gerade dort, wo sie sich vernünftig, offen und demokratisch gibt. Spehr fordert eine "Politik der Autonomie", die sich nicht der immer besseren Verwaltung der Welt verschreibt, sondern Herrschaft abwickelt. Und er fragt, wie wir künftig mit den Aliens in uns selbst umgehen sollen. (Beschreibung auf Amazon) 320 S., Erschienen im Mai 2015.
10 Euro ++ ISBN 978-3-86747-054-4
Suizidalien (von Jörg Bergstedt)
Irene hatte für eine freie Welt gekämpft. Rückblickend war schon vieles besser geworden, aber Irene war nie zufrieden. Dann trafen sie mehrere Schicksalsschläge. Ihr Leben geriet aus den Fugen, sie schaffte es nicht mehr, sich neu zu motivieren. Um den Alltag zu vergessen, half sie nach und stürzte immer weiter ab. Mehrere Anläufe, sich wieder zu fangen, scheiterten. Dann hörte Irene von einer Neuerung in der sich weiter von den alten Herrschaftsstrukturen befreienden Welt: Es gab einen Ort, an dem Menschen ihrem Leben ein Ende setzen konnten – ohne Angst vor dem Sterben in einem angenehmen Umfeld. Zwei Jahre kämpfte Irene mit dem Gedanken und war zunehmend fasziniert von der Hoffnung auf ein würdiges Ende. Sie schlich mehrfach um das Gelände. Doch einen Einblick erhielt sie erst, nachdem sie sich entschloss, diesen Weg zu gehen. Der Roman schildert die letzten Stunden von Irene. Sie erlebt eine eingemauerte Welt mit Menschen, die nicht mehr zu verlieren haben, wo Macht oder Reichtum keinen Sinn mehr ergeben. Es werden die interessantesten Stunden im Leben von Irene. Nie zuvor lernte sie so viele Menschen neu kennen, führte so intensive Gespräche und entwickelte so kreative Ideen – jetzt, wo es nichts mehr nützte. Begleiten Sie Irene durch die letzten Stunden ihres Lebens und lassen Sie sich anstecken von dem, was Menschen miteinander machen, wenn sie nur noch sich selbst und wenige Tage Zeit haben. Erschienen im Mai 2015.
10 Euro ++ ISBN 978-3-86747-055-1
Hinter den Laboren (von Jörg Bergstedt)
Es ist ein alter Menschheitstraum: Nicht zu altern und nicht zu sterben. Mit einer bahnbrechenden Entdeckung in den Laboren der Spezialfirma BioGeronto scheint er Wirklichkeit zu werden. Doch Komplikationen treten auf. Die Technik wird teuer - und es bedarf der Forschung an Embryonen. Gesellschaftlicher Widerstand regt sich - üblicherweise kein Problem für die FirmenmanagerInnen. Denn soziale Bewegungen sind handzahm geworden. Doch diesmal verläuft die Sache anders. Die Branche gerät unter Druck - und macht Fehler. Laborbaustellen werden besetzt, dann zerstört. Die Polizei nimmt ihre GegnerInnen auch zu leicht. Und muss lernen. Eine Sonderkommission ermittelt. Das Drama nimmt seinen Lauf. Zwischen Spurensicherung, Vernehmungen, öffentlichen Debatten und Strippenziehen hinter den Kulissen der Finanzförderungen entwickelt sich ein Krimi der besonderen Art. Glauben Sie ja nicht, die phantastische Erzählung könnte nicht wahr sein. Erscheint ca. Juli 2015.
10 Euro ++ ISBN 978-3-86747-056-8
Und dann sind natürlich noch der Film „Aufstieg und Fall einer Patentlösung“ (siehe oben) und weiteres DVDs neu. Schau auf www.aktionsversand.siehe.website!
Kabrack!archiv – wer hat Lust z.B. einen Themenbereich zu übernehmen?
Die Bibliotheken und Themensammlungen der Projektwerkstatt gehören zu den umfangreichsten unabhängigen und selbstorganisierten Bewegungsarchiven. Hier stehen über 20.000 Bücher, ein besonderer Schatz aber sind etliche Kopien, Flugblätter, Zeitungstexte, unveröffentlichte Manuskripte zu vielen politischen Themen. Richtig gut nutzbar wären die aber nur, wenn sie wenigstens ab und zu ergänzt, durchsortiert und neue Infos eingeaktet werden. Und darum geht es: Wer hat Lust, an diesem Archive mitzuwirken? Das Ganze ist thematisch sortiert. Das macht es möglich, einen konkreten Themenbereich zu übernehmen, d.h. zu sortieren, zu gestalten, neue Materialien zu beschaffen, eventuell auch zu erfassen und mehr (also z.B. Gentechnik oder Landwirtschaft, Medizin, Umwelt-NGOs, Energiewende, Anti-Atom, Verkehr oder noch andere Themen … es sind viele da drin!!!). Bibliotheken und Archive würden dann zu einer bunten Kooperation mehrerer Leute, die einzelne Themen oder Bereiche übernehmen – vom Einsortieren über das Organisieren weiterer Materialien bis zur Gestaltung von Regalen, bei Interesse auch gerne den angrenzenden Flächen (mal eine Sitzhecke, eine Hängematte, ein Schreibtisch …). Ein paar Einblicke bietet die Seite www.projektwerkstatt.de/kabrack.
Hallo,
Hauptthema dieses Newsletters sind die Aktionstage für einen Nulltarif im öffentlichen Personenverkehr vom 2.-5.3. - endlich mal wieder erfrischende Direct-Action mit erheblicherÖffentlichkeitswirkung (siehe Bericht unten). Leider haben nur sehr wenig Menschen mitgemischt, auch aus der Aktivist_innenszene hielten sich die meisten raus. Da ist ohnehin viel die Luft raus. Es wäre also Zeit, dass auch mal neue Leute aktivistischer werden. Wo seid Ihr?
Dazu passt der Protest gegen das TTIP. Ich hatte mich schon vor längerer Zeit mal kritisch zur Fokussierung auf dieses Thema geäußert, was einige Menschen befremdet hat. Seitdem beobachte ich das Geschehen aus gewisser Distanz - und möchte mich erneut äußern. Auch diesmal wieder kritisch. Ich bin auch ein bisschen enttäuscht,
dass aus dem relativen Erfolg des Gentechnik-Widerstandes offenbar kein Lernen erfolgt. TTIP steht für mich als Abkürzung für eine"Taktik zur Transformation politische Initiativen in eine Profi-Protestkultur". Aber dazu mehr, auch wenn ich hier - wieüblich - eine Außenseiterposition innerhalb politischer Bewegung beziehe.
Für alle, die Lust haben, kreative Aktionsformen zu lernen, gibt es gleich drei Möglichkeiten in den nächsten Wochen:
- 21./22. März: Direct-Action-Training in Stuttgart
- 28./29. März das gleiche mit Schwerpunkt Psychiatriekritik in Wasserburg
- 17.-19. April: Direct-Action-Training in Hildesheim
Außerdem führen Veranstaltungstouren Ende März nach Bayern, Ende April in den Norden und Westen sowie Anfang Mai in den Norden und Nordosten. Bei allen Touren sind noch Termine frei - wer hat Lust auf eine Veranstaltung?
Zu all dem mehr also nun mehr im Newsletter - noch dazu viele Nachrichten ... Gruß aus der Projektwerkstatt, Jörg
TOPTHEMA: „Schwarzfahren“ mit Kennzeichnung
Die Zusammenfassung: Schwarzfahr-Aktionstage vom 2. bis 5.3.2015
Direct-Action nach Bilderbuch: Mit einer 30-stündigen Aktionserie haben einige Aktivist_innen eine Debatte angezettelt um den Unsinn des Bestrafens von Schwarzfahrer_innen, von Fahrkarten überhaupt und gleich noch für eine andere Verkehrspolitik geworden. Start war in Kempten, es folgte eine erste Aktions-Zugfahrt nach München, dort Aktionen, Demos und ein Strafprozess. Die nachfolgende Aktions-Zugfahrt nach Frankfurt war am aufreibendsten, aber nötig. Denn am 3.3.ging es - wieder per Aktionszugfahrt - nach Gießen und dem Prozess dort. Richtig toll: Unabhängig organisierten Aktivist_innen abends eine weitere Aktionszugfahrt ab Göttingen. Nach einem Tag Pause folgte am 5.3.2015 in Gießen dann noch ein weiterer Strafprozess (erster Überblick über alles).
Der Hintergrund: Mobilität für alle & Nulltarif in Bussen und Bahnen - weg mit dem Autowahn!
Es ging von Anfang an um mehr als "nur" die Kritik an der Kriminalisierung des Fahrens ohne Ticket. So wurde auf dem dann während der Aktion genutzten Flugblatt (welches zeitlos ist, also bei Aktionen und z.B. auch beim offenen Schwarzfahren weiterhin eingesetzt werden kann). Dort wurde das gesamte Fahrkartensystem und überhaupt die Unterwerfung der Mobilität unter Kapitalzwänge kritisiert. Auszug:
• Wer sich kein Ticket leisten kann oder will, tut das oft aus Mangel an Geld. So sind die arm gehaltenen Menschen weniger unterwegs, leben sozial isolierter und sind in ihren Möglichkeiten erheblich eingeschränkt. Für Menschen mit sehr wenig Geld bleibt nur die Qual der Wahl zwischen Schwarzfahren oder dem Verzicht auf Fortbewegung.
• Wenn etwas richtig viel Geld verschwendet, dann das Fahrkartenwesen selbst. Ungefähr ein Fünftel der Einnahmen werden von Buchhaltung, Automaten, Preisberatung, Kontrollen und der Werbung für Fahrkarten aufgefressen. Dabei sind die Kosten für Gerichtsverfahren und Gefängnisse noch gar nicht mitgerechnet.
Fazit: Wenn Sie mit Ticket in einer Bahn sitzen, neben Ihnen jemensch schwarz fährt oder sein_ihr Ticket teilt, dann ist Ihr Fahrpreis dadurch nicht höher geworden. Stattdessen müssen Sie aber nicht die Kontrolleur _innen mitbezahlen, sondern den_die Kontrolleur_in.
Es geht auch anders! Wir fordern eine Abkehr vom Fahrkartenwesen. Mobilität ist Menschenrecht. Daher: Nulltarif für alle!
Fahrpreise halten Menschen davon ab, den öffentlichen Verkehr zu nutzen. Würden jedoch mehr Menschen Busse und Bahnen nutzen, müssten mehr Linien in dichterem Takt fahren – auch in abgelegene Bezirke und Regionen. Das wäre doch gut, oder? Das verbessert die Mobilität für alle. Und hat noch weitere Vorteile:
• Freiflächen und sichere Aufenthaltsräume in Dörfern und Städten verschwinden durch den massiven Autoverkehr. Wenn mehr Menschen mit Bussen und Bahnen unterwegs sind, könnten Tiere, Kinder oder Erwachsene viele der bisher für den Autoverkehr genutzten Parkplätze und Straßen zurückerobern als ruhige und kreative Spiel-, Flanier-, Erholungs- oder Gestaltungsräume direkt am Wohnort.
• Ob Millionär_in oder HartzIV – das Ticket von A nach B kostet für beide gleich viel. Ist das nicht völlig ungerecht? Mit einem Nulltarif können alle Menschen in gleicher Weise mobil sein.
Einen genauen Bericht über den Aktionsverlauf mit Links auf noch genauere Berichte findet Ihr unter ... angucken, genießen!
Wie weiter?
Viele weitere Aktionen sind möglich, unter anderem die Idee kleinerer Aktionsschwarzfahrten an verschiedenen Orten (z.B. bei einer Station einsteigen, flyern und informieren, wieder raus). Wie wäre es, wenn Leute, die sowieso schwarzfahren, das künftig mit Kennzeichnung, offensiv und mit Flyern machen? Und die, die vor Gericht stehen, daraus Aktionen machen? Wer beteiligt sich an einer Massenzeitung, die als bunter, inhaltsreicher Flyer überall eingesetzt werden kann?
Wo laufen noch Prozesse? Wer macht darauf Aktion? In Gießen gehen die beiden Prozesse ohnehin weiter. Für die Berufungsverhandlung ist auch schon der Folgetermin klar: Mittwoch, den 18.3., um 9 Uhr im Landgericht Gießen (Raum 15). Wieder die Konstellation Jörg B. gegen Richter Nink. Könnte sich also lohnen, obwohl der Angeklagte um den Blockupy-Aktionstag weiß. "Ich stelle einen Antrag, den Prozess abzukürzen, damit alle zumindest zu den Demos rechtzeitig ins nahe Frankfurt weiterfahren können - auch wenn ich die direkten Blockaden wichtiger finde", kündigt der Angeklagte an. Denn draußen auf der Straße gilt wie im Gerichtssaal: Wichtiger als Mitlatschen oder Zugucken ist Selbermachen! Sicher ist wohl auch: Es werden nicht die einzigen Prozesse bleiben - und am Ende dürften ohnehin Revisions- oder sogar Verfassungsgericht darüber entscheiden, ob provinzielle Richter_innen so einfach mit ihren Urteilen unter Strafe stellen können, wofür es keine gesetzliche Grundlage gibt. Unabhängig davon wäre es schön, die Kampagnen für Fahrkarten-Teilen, pinke Punkte, Nulltarife in Kommunen usw. wieder in Gang zu bringen. Die sind vielfach eingeschlafen. Kreative Aktionsformen können helfen, das Thema nochmals auf die politische Agenda zu bringen - als Ende des Nazi-§265a und als Beginn des Freifahrens in Bussen und Bahnen.
Alle Informationen, Gesetzestexte und -kommentare, Urteile und Studien zum Nulltarif unter www.schwarzstrafen.siehe.website!
Aktionen und Projekte
Zwei neue Veranstaltungsangebote zum Gentechnik-Widerstand
Die Ton-Bilder-Schau „Monsanto auf Deutsch“ ist Geschichte – fast alle Hauptdarsteller_innen sind besiegt: FINAB – aufgelöst. BioOK – aufgelöst. Biovativ – in der Restverwaltung von Kerstin Schmidt. Das BioSicherheits-Programm – weg. Seit 2013 wurde keine gv-Pflanze mehr ausgebracht. Da lohnt es sich, auf die Abläufe der vergangenen Jahre zu schauen. Denn der Erfolg, eine solche Technologie samt großen Konzernen und vielen ambitionierten Universitäten zu verdrängen, kann ja Hoffnung machen und Anregung sein für viele Kämpfe – sei es gegen das TTIP, gegen Massentierhaltung, Fracking, Braunkohle und vieles mehr. Ein abendfüllender Film und die neue Ton-Bilder-Schau mit dem Rückblick auf die Auseinandersetzungen seien empfohlen – auch und gerade allen, die aus dem Widerstand gegen die Gentechnik für ihre eigenen Themen Mut und Ideen entnehmen wollen.
1. Für einen spannenden Kino-/Filmabend: Film "Aufstieg und Fall der Agro-Gentechnik"
124 spannende Minuten über die Hintergründe der aufstrebenden, profitträchtigen Technik und den Widerstand dagegen. In Hunderten von Zitaten, Interviews, Bildern und Filmsequenzen wird nachgezeichnet, wie Parteien, Landesregierung, Universität Rostock, große Welt- und dubiose Kleinstfirmen in Mecklenburg-Vorpommern ein Eldorado der Agro-Gentechnik aufbauten. Doch aus der vermutet widerstandslosen Region wurde ein bemerkenswertes Symbol für die Kraft des Widerstandes, in dem sich kreative Aktivist_innen, Umweltschützer_innen und Anwohner_innen gegen die scheinbare Übermacht verbündeten. Spektakuläre Bilder von Feldbesetzungen, O-Töne von Ohrenzeug_innen der nächtlichen Feldbefreiungen und Dokumente aus dem Inneren der Gentechnik-Seilschaften machen den Film zu einem bemerkenswerten Rückblick auf fast zehn Jahre Aufstieg und Fall der Agro-Gentechnik. Am Ende siegte, zumindest in Deutschland und vorläufig, der Widerstand - ein nicht alltägliches Ergebnis. Wie das kam, zeigt der Film - am Beispiel von Mecklenburg-Vorpommern.
Alles weitere auf www.projektwerkstatt.de/filme.
2. Ton-Bilder-Schau „Gene, Gelder, Gegenwehr“
Mit viel Geld, der Power großer Konzerne und einem geberfreundlichen Staat im Rücken startete 1990 das Projekt, die Landwirtschaft weiter dem Diktat von Markt und Macht zu unterwerfen. Die neue Waffe: Gentechnik. Damit schienen Saatgutkontrolle und Patente möglich - der Traum aller, die Profite erhöhen und Kapital akkumulieren, also kapitalistisch erfolgreich sein wollen. Um ihr Ziel zu erreichen, schufen sie dubiose Firmenkonstrukte, platzierten ihre Leute überall in Behörden und Regierungen und vernetzten die wichtigen Stellen zu Seilschaften der Agrogentechnik. Doch diesmal gewannen sie nicht, zumindest in Deutschland nicht (was nicht reicht!). Denn schon Mitte der 90er Jahre udn dann wieder b 2005 entwickelte sich eine spannende Mischung des Widerstandes: Feldbefreiungen, Feldbesetzungen, Aktionen vor Konzernzentralen und -versammlungen, Recherchen hinter den Kulissen, brisante Veröffentlichungen und viele informative Veranstaltungen. Mit Erfolg: 2011 wurden die letzten Versuchsfelder in einer spektakulären Aktion zerstört. Monsanto, BASF & Co. kündigten ihren Abgang aus Deutschland an. Seit 2013 wächst keine gv-Pflanze mehr. Wie gelang das? Was lässt sich daraus für andere Kampagnen und Aktionen lernen - z.B. für den Widerstand gegen Atom oder Kohle, Tierfabriken oder übergriffige Behörden, Nazis oder Sozialabbau, Militär oder Repression. Fotos, kurze Filme und ausgewählte Anekdoten machen die Ton-Bilder-Schau zu einer rasanten Erinnerung an den Aufstieg und Fall der Agrogentechnik in Deutschland.
Mehr Infos und weitere Veranstaltungsthemen auf www.vortragangebote.siehe.website.
Mehr Filme in Planung …
Die Filmschneideecke in Saasen, in der der Film entsteht, ist durch allerlei Spenden inzwischen einigermaßen gut ausgestattet. Was noch fehlt, ist eine hochwertige Kamera mit der Möglichkeit, externe Mikrofone anzuschließen. Entsprechende Buchsen müssen also vorhanden sein. Außerdem braucht es immer wieder Festplatten – so Filme sind ungeheuer speicherintensiv. IDE- oder SATA-Festplatten ab 100 GB sind weiter hilfreich. Ansonsten findet sich die Sachspendensuchliste immer unter www.projektwerkstatt.de/gesucht.
NEUES AUS DEN AGRO-SEILSCHAFTEN
Polemik aus dem Gentechnik-Fanblock: „Wir haben es satt“ = PEDIGA???
Mit Nazi-Vergleichen sind die Gentechniklobbyist_innen ja geübt – mensch denke an die absurde Behauptung des Prof. Klaus Ammann, die Lage der Gentechniker_innen in Deutschland sei ähnlich der von Juden im Dritten Reich. Nicht viel besser war der Versuch, aus der Kritik profitgeleiteter Wissenschaft eine neue Variante der Bücherverbrennung zu basteln. Aktuell dienen die dumpfen bis braunen Pegida-Aufläufe für solche Niveaulosigkeiten. In einem Kommentar von Joachim Müller-Jung, seit 2003 Ressortleiter der FAZ für Natur und Wissenschaft heißt es (FAZ am 22.1.2014, www.faz.net/aktuell/wissen/verbot-der-gentechnik-pegida-in-gruen-ein-kommentar-13379736.html): „Die Großdemonstration zum Start der Grünen Woche in Berlin war das Pegida der Wissenschaft. Wut statt Vernunft, das hat auch dieser Marsch von Zehntausenden gegen Gentechnik, Intensivlandwirtschaft und Freihandelsabkommen gezeigt, ist ein lautes und ergo probates Mittel der Öffentlichkeitsarbeit. ... Nun kann man den Menschen sehr wohl ihre Meinung und ihre Verschwörungstheorien lassen, ohne gleichzeitig die Politik aus ihrer Verantwortung für die Wahrheit zu entlassen. Denn sie treibt damit ein doppeltes Spiel auf dem Rücken der Wissenschaft. Der Präsident der Royal Society, Nobelpreisträger Paul Nurse, hat die politische Rede gegen unpopuläres Wissen kürzlich als einen Mangel an Führungsstärke bezeichnet. Es ist mehr: die Feigheit vor den Fakten und die Kapitulation vor der Demagogie. Eine Bankrotterklärung der Aufgeklärten.“
Aktualisierte Übersicht über Seilschaften
Andreas Bauer-Panskus und Christoph Then haben zusammengetragen, was sich in den letzten Jahren Neues getan hat in den Gentechnik-Seilschaften – quasi ein Update zu „Monsanto auf Deutsch“. Die Veröffentlichung unter dem Titel „Der lange Arm der Industrie: Einflussnahme auf Forschung und Behörden in Deutschland im Bereich Gentechnik und Lebensmittelsicherheit“ kann unter www.testbiotech.org/sites/default/files/Langer_Arm_der_Industrie.pdf heruntergeladen werden. Wie bei den beiden Autoren üblich, ist die Schrift sehr empfehlenswert. Neue Namen werden benannt, während gescheiterte Existenzen wie Kerstin Schmidt sogar noch vom an Genehmigungsverfahren beteiligten BfR in die Gentechnikkommission gehievt wurden. Eine Mathematikerin, die Raps und Rüben nicht unterscheiden kann (siehe www.gentechnik-seilschaften.siehe.website) als Risikowissenschaftlerin – offenbar gibt es in der „Szene“ kein besseres Personal. Zusammenfassend meinen die Autoren: „Insgesamt ergab sich das Bild einer organisierten und zum Teil verdeckten Einflussnahme auf Behörden
und Forschung insbesondere im Bereich der Agro-Gentechnik. ...
Es zeigt sich, dass die Politik auch bei äußerst problematischen Personalien über Jahre hinweg nicht aktiv wird. Der gegenwärtige Zustand ist das Ergebnis einer regelrechten Tradition der institutionellen Verflechtung zwischen Behörden und industrienahen Einrichtungen in Deutschland. Dabei scheint sich die Bundesregierung auf den Standpunkt zu stellen, dass man Interessenkonflikte am besten einfach verleugnet. Ähnlich wie dies im Umfeld der Tabakindustrie über Jahrzehnte hinweg üblich war (siehe zum Beispiel Kyriss et al., 2008; Grüning et al., 2012), hat sich hier eine gewisse Selbstverständlichkeit im distanzlosen Umgang mit den Interessen der Industrie entwickelt, eine Überprüfung der Unabhängigkeit findet oft nicht statt. Damit leistet die Bundesregierung einem äußerst bedenklichen Zustand Vorschub: Die vielfältigen Verflechtungen weisen darauf hin, dass die Industrie über verschiedene Institutionen versucht, systematisch Einfluss auf Behörden, Forschung und Risikobewertung zu nehmen.
Die beschriebenen Netzwerke nehmen Einfluss auf die Forschungspolitik, die Risikoforschung, die Durchführung von Forschungsprojekten, die Entscheidungsfindung in der Politik und die öffentliche Meinung. Gleichzeitig hat der Einfluss der Industrie über Drittmittel-Projekte auch an den Universitäten in den letzten Jahrzehnten deutlich zugenommen. Heute dominiert daher die Sichtweise der Industrie in der Diskussion über Gentechnik-Risiken. Dies gibt Anlass zur Sorge, dass beispielsweise eine kritische Untersuchung der Risiken gentechnisch veränderter Pflanzen erheblich be- bzw. verhindert wird. Damit haben Politik und Gesellschaft keine ausreichende Basis, um Chancen und Risiken des Einsatzes der Agro-Gentechnik wirklich abzuwägen.“
Leider fehlen wieder alle Hinweise auf „Monsanto auf Deutsch“ als Quelle. Wer von den Geldern der Obrigkeit lebt, spielt halt nicht gern mit den Schmuddelkindern …
Gentechnikverbreitung weltweit
Burkhard Roloff vom BUND Mecklenburg-Vorpommern schickte den folgenden Text – danke sehr!
Die Lobbyagentur ISAAA (International Service for the Acquisition of Agri-Biotech Applications) hat ihren Bericht über die weltweiten Gentech-Anbauzahlen für das Jahr 2014 herausgegeben (s. Anhang). Der jährlich erscheinende Bericht wird von der Gentech-Industrie finanziert. Da keine Quellen genannt werden, sind die in den Berichten aufgeführten Zahlen nicht überprüfbar. Unabhängige Statistiken zum Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen stehen bisher kaum zur Verfügung, da viele Länder den Anbau von Gentech-Pflanzen nicht gesondert erfassen.
Damit ihr die neuen Zahlen besser einordnen könnt, habe ich sie zu den geeigneten Gesamtgrößen in Bezug gesetzt.
• Weltweiter Gentech-Anbau: Die ISAAA vermeldet für das Jahr 2014 insgesamt eine Gentech-Anbaufläche von 181 Millionen Hektar. Bezogen auf die weltweite landwirtschaftliche Nutzfläche von rund fünf Milliarden Hektar sind das etwa 3,6 Prozent. Bezogen auf die weltweite Ackerfläche von rund 1,4 Milliarden Hektar sind das etwa 12,9 Prozent. Wie in ihrem letzten Bericht spricht die ISAAA von 18 Millionen Gentech-Landwirten. Bezogen auf 2,6 Milliarden Landwirte weltweit (Weltagrarbericht 2009) sind das nur rund 0,7 Prozent.
• EU-weiter Gentech-Anbau: Genau wie im letzten Jahr wuchs die einzige Gentech-Pflanze mit einer EU-Anbauzulassung - der MON810-Mais - in Spanien, Portugal, Tschechien, Rumänien und der Slowakei. Im Jahr 2014 sollen es insgesamt rund 143.000 Hektar gewesen sein. Bezogen auf die landwirtschaftliche Nutzfläche der EU sind das 0,08 Prozent. Bezogen auf die EU-Ackerfläche sind das 0,13 Prozent. Das Gros der Gentech-Pflanzen wuchs wieder in Spanien (131.538 ha, 92%) und Portugal (8.542 ha, 6%). Dort lagen im Jahr 2014 rund 98 Prozent der EU-weiten Gentech-Anbauflächen. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Gentech-Anbaufläche um vier Prozent geschrumpft. Die ISAAA nennt in ihrem Bericht nur die Gentech-Anbauzahl für Spanien. Mute Schimpf (Friends of the Earth Europe) hat eine tabellarische Übersicht mit den Gentech-Anbauzahlen für die EU erstellt. Die Zahlen beruhen auf offiziellen Regierungsangaben. Eine deutsche Fassung findet ihr im Anhang. Aber auch diese Daten können kein genaues Abbild der Wirklichkeit liefern, da sie lediglich auf Schätzungen beruhen. Einige Länder berechnen ihre Gentech-Anbauflächen, indem sie bei den Saatgut-Verkäufern die Verkaufszahlen des Gentech-Saatguts abfragen. In Spanien geht man davon aus, dass Landwirte für die Bestellung eines Hektars 85.000 Saatkörner benötigen.
Was ist mit RTDS?
Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hat in einem Bescheid vom 5. Februar 2015 einen mit Hilfe von kurzen Abschnitten synthetischen Erbguts (Oligonukleotiden) entwickelten sogenannten RTDS-Raps der Firma Cibus als - nicht als Gentechnik im Sinne des Gentechnikgesetzes - eingestuft. Dadurch könnten jetzt entsprechende herbizidresistente Pflanzen ohne Sicherheitsprüfung und Kennzeichnung angebaut werden. Gegen diesen Bescheid legen zahlreiche Organisationen und Unternehmen Widerspruch beim BVL ein. Zudem veröffentlichen sie ein gemeinsames Forderungspapier und appellieren an Landwirtschaftsminister Schmidt, die Freisetzung zu stoppen. Sie befürchten eine unkontrollierte Ausbreitung der Pflanzen in der Umwelt und warnen vor einer Aushöhlung des EU Gentechnikrechtes.
„Verfahren, bei denen künstliches Erbgut zur Manipulation der Gene von Pflanzen oder Tieren ein ge setzt wird, sind nach EU-Recht eindeutig als Gentechnik einzustufen. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit muss seinen Bescheid, in dem es einen herbizidresistenten Raps der Firma Cibus nicht als Gentechnik einstuft, zurücknehmen - aus Vorsorgegründen und zum Schutz der gentechnikfreien konventionellen und ökologischen Land- und Lebensmittelwirtschaft. Raps kreuzt in der Natur sehr schnell aus und kann seine Eigenschaften an andere Kulturpflanzen und Wildkräuter weiter geben, aber auch selbst zum Unkraut werden. Diese manipulierten Pflanzen sind weder kontrollierbar noch rückholbar. Landwirtschaftsminister Schmidt muss umgehend handeln“, sagt Annemarie Volling von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) e.V. im Namen der Verbände und Betroffenen.
RTDS steht für „Rapid Trait Development System“ und gehört zur so genannten ODM-Technik, der Oligonukleotid-gerichteten Mutagenese. Hier werden sehr kurze Abschnitte der Erbsubstanz (DNA) synthetisch im Labor nachgebaut und mit zusätzlichen Eigenschaften versehen - zum Beispiel einer Herbizidresistenz. Diese kurzen syntheti sierten DNA-Abschnitte (Oligonukleotide) werden in die Zellen eingeschleust. Die Pflanzenzelle wird dabei veranlasst, die eigene DNA-Sequenz dem fremden Vorbild anzupassen, wodurch es zu einer Veränderung der pflanzlichen DNA an der gewünschten Stelle kommen soll. Der genaue Mechanismus ist noch unverstanden. Es hat bisher weder eine systematische Sicherheits- und Risikobewertung der Technik, noch der damit erzeugten Pflanzen stattgefunden. Gemäß der EU-Richtlinie 2001/18 sind Technologien zur Veränderung des Erbgutes, bei denen DNA außerhalb des Organismus aufbereitet wird und zur Veränderung der Genetik in die Zellen eingeführt wird, als Gentechnik einzustufen.
Die den Widerspruch einlegenden Organisationen und Unternehmen fordern den zuständigen Minister auf, das BVL zur Aufhebung des Bescheids anzuweisen. Gemeinsam fordern sie von der Politik die Stär kung des in der EU gültigen Vorsorgeprinzips. Eine umfassende Sicherheitsprüfung und Kennzeichnung für Pflanzen und Tiere, deren Erbanlagen mit Hilfe von sogenannten Oligonukleotiden verändert wurden, ist sicher zu stellen. Zudem muss in der EU der Anbau von herbizidresistentem Raps grundsätzlich verboten werden. (siehe auch unter www.abl-ev.de/themen/gentechnikfrei/hintergruende-positionen.html)
Wer regelmäßig Nachrichten aus der Agrogentechnik-Welt haben will, kann auf dem Nachrichtenportal www.keine-gentechnik.de nachsehen und/oder den GMwatch-Newsletter beziehen, den es auch als deutsche Übersetzung gibt. Mehr unter www.gmwatch.org/index.php?domain_id=35&/news/newsletter-subscription.
ZUM NACHDENKEN: TTIP
Es ist unheimlich. Niemand weiß so richtig, was in dem Vertrag stehen wird. Und was kann mensch dagegen schon tun? Alles unklar und keine konkreten Aktionsideen - das ist der Stoff, aus dem in heutiger Zeit die prägenden politischen Kampagnen entstehen: Angst und Ohnmacht formen eine Empörung ohne eigene Handlungsoptionen. Professionelle Bewegungsagenturen nutzen das aus und präsentieren sich als Rettung – gesetz dem Fall, dass genügend Menschen Geld spenden und so die scheinbar handlungskompetenten Apparate mit ihren aufgeblähten Hauptamtlichenbüros sichern. Damit verschärft sich, was ohnehin gerade läuft: Handlungsfähige Basisinitiativen lösen sich mehr und mehr auf oder werden zu reinen Zuarbeits-Vereinen für die Hauptamtlichenapparate namens Campact, Umweltinstitut und andere. Die klassischen Umwelt-NGOs, von den modernen Massenmail-Agenturen ein wenig abgehängt, hecheln hinterher und bauen ihre Strategien nun ebenfalls auf diese Arbeitsweise um. Ziel ist hier nicht (mehr), die Menschen zum Widerstand zu ermutigen oder gar zu schulen (wer macht das eigentlich noch?), sondern Herden bereitwilliger Spender_innen aufzubauen und zu unterhalten, damit der Euro rollt. Keine Frage: Hier wächst zusammen, was zusammen gehört. Denn die Masse der Menschen ist müde, ausgebrannt, fühlt sich ohnmächtig – zumindest die, die länger dabei sind. Die jüngeren Aktiven sind oft ohnehin auf Internetklicks fixiert und in ihrem Leben gewöhnt, nicht selbst die Dinge zu organisieren und bei Bedarf auch zu ändern. So entsteht ein Geben und Nehmen im doppelten Sinne: Die einen geben Geld – richtig viel Geld -, welches in den riesigen Hauptamtlichenapparaten versickert. Aber es wirkt auch umgekehrt, denn die Spender_innen bekommen auch etwas von Campact, Umweltinstitut & Co. – nämlich das gute Gefühl, trotz Wenig- oder Nichtstuns aktiv zu sein: Durch Spenden, Unterschreiben, Klicken. Vermeintliche Erfolgsmeldungen aus den Bewegungsagenturen erhalten dieses gute Gefühl. Insofern ist es tatsächlich Geben und Nehmen: Geld zahlen, dafür gutes Gefühl bekommen.
Für den Widerstand ist das fatal – und TTIP ist eine Extremform dieser Entwicklung. Das Thema ist für den beschriebenen Trend bestens geeignet, weil ohnehin niemand recht weiß, worum es überhaupt geht und wie mensch aktiv werden könnte. Also bleibt nur: spenden, Veranstaltungen machen, die Massenmails der irgendwie schlauer wirkenden und sich so darstellenden Hauptamtlichenapparate weiterleiten (am besten 10x über alle möglichen Mailverteiler – viel hilft bestimmt viel …) – und ansonsten die eigene Ohnmacht und Handlungsunfähigkeit kultivieren. Ach, was waren das noch für anstrengende Zeit, als wir gegen Genfelder, Tierhaltungsanlagen, Autobahnen, Stromtrassen oder für eine Entprivatisierung von Wasser- oder Energienetzen stritten. Als wir uns dem Castor entgegenwarfen oder eine Abschiebung verhinderten. Davon ist viel vorbei – und TTIP ist ein Sargnagel beim Tod handlungsfähiger Bewegung.
Doch Ohnmacht ist nicht das einzige, was die Debatte um das TTIP auslöst und dem Umbau politischer Bewegung in einer Hauptamtlichen-Spenden-Logik fördert. Die inhaltliche Unbestimmtheit bietet den optimalen Humus für vereinfachte Welterklärungen aller Art. Als die Debatte aufkam, wurde vor allem mit der Angst „argumentiert“, dass die tollen EU-Standards durch die schlechteren US-Standards verdrängt würden. Das ist nicht nur falsch (z.B. das Haftungsrecht ist im angloamerikanischen Rechtsraum viel schärfer), sondern schildert auch das Ziel des TTIP völlig falsch. Es geht um eine Machtverschiebung zugunsten der Konzerne und auf Kosten der Menschen. Ob es europäische oder US-Konzerne sind, die dann davon profitieren, ist völlig egal. Doch das ist offenbar zu kompliziert. Antiamerikanismus zieht in Deutschland mehr. So verteilte Campact auf der diesjährigen Demo „Wir haben es satt!“ industriegefertigte Fahnen (in einem Land billig gedruckt, mit dem Deutschland ein Freihandelsabkommen hat???) mit zwei Symbolen, die als Monster Angst schüren sollten: Monsanto und der Dollar. Das ist primitiver Antiamerikanismus … die Menschen haben die Fahnen massenweise geschwungen.
Der Protest gegen das TTIP wird aus zwei Gründen die Debatte noch lange prägen. Erstens ist es das gefundene (Spenden-)Fressen für die modernen Bewegungsführungen. Sie können große Massen von Menschen zu bereitwilligen Melkkühen machen. Vorbei ist das Zeitalter, wo sie sich Bedrohungen durch vermeintliche Neuzulassungen von Genpflanzen ausdenken mussten, um die dadurch schockierten Menschen zum Spenden zu animieren. Ja, wirklich, ihr habt euch nicht verlesen: Campact, Umweltinstitut und andere sind derart geldgierig, dass sie sich Bedrohungen manchmal auch ausdenken, um an euer Geld zu kommen. Dummerweise haben sie damit auch noch Erfolg und kaum jemand wird auf Demos wie „Wir haben es satt!“ so bejubelt wie die Leute, die mit Panikmache, Erfindungen und professioneller Inszenierung eigener (vermeintlicher) Erfolge die Spendengelder locker machen – euer Geld! TTIP steigert das ins Unendliche: Ihr habt gar keine eigene Aktionsmöglichkeit, die großen Hauptamtlichenapparate erscheinen euch als Rettung. Das lässt die Kasse klingeln.
Zweitens aber ist gerade die Unbestimmtheit von TTIP gut für die hohe Akzeptanz des Protestes dagegen. Denn wir leben im Zeitalter der vereinfachten Welterklärungen. TTIP passt nicht nur zum weit verbreiteten Antiamerikanismus, sondern auch zu den sich ausbreitenden Behauptungen über Weltverschwörungen, neue Weltordnungen usw. Nicht, dass die Mächtigen in Nationen, Institutionen, Konzernen und den sie überlagernden Seilschaften untätig herumsitzen. Natürlich basteln sie an allen möglichen Strategien, noch mehr auszubeuten, noch mehr zu kontrollieren, noch mächtiger und reicher zu werden. Das ist der Impuls eines Systems, welches (fast) alle Menschen dazu zwingt, sich konkurrierend gegen andere durchzusetzen und aus Geld mehr Geld zu machen. Dass dieses System existiert und die Mächtigen genauso antreibt wie uns, ist aber sehr breit akzeptiert und wird kaum kritisiert. Die meisten derer, die diesen Text lesen, sind unterstützender Teil dieses durch und durch unmenschlichen Systems. Deren Nutznießer_innen aber dürften sich freuen, dass wir uns immer mehr mit absurden Gerüchten über die neue Weltordnung beschäftigen. Völlig egal ist, ob die stimmen oder nicht – es macht uns ohnmächtig. Es gibt da keine Handlungsoptionen. Wir können nur denen Geld spenden, die uns versprechen, uns zu retten. Dummerweise sind die dann Teil des ewigen Spiels um mehr Profit und werden nach immer Geld streben (hier: Spenden) – da sind Campact, Greenpeace, BUND und andere nicht anders als Karstadt, Daimler, BASF oder Tupperware. TTIP passt wunderbar in das Gedankenmodell der Verschwörungen, denen wir ohnmächtig gegenüber stehen. Und in diesem Sinne, perverserweise, ist unser ohnmächtiger Hass auf „die da oben“ genau das, was „die da oben“ brauchen. Wir machen uns selbst zum Kaninchen vor der Schlange. TTIP nimmt uns die letzte Kampffähigkeit. Dabei müssen wir nicht aufhören, auch gegen solche Konzernmachtübernahmen zu kämpfen. Aber wir müssen wieder lernen, dass politische Aktion am Konkreten das Symbolische angreift. Gegen den Castor, weil wir eine andere Energiepolitik wollen. Gegen den konkreten Knast vor Ort, weil uns Strafe und Disziplinierung nicht gefallen. Gegen die Genehmigungsbehörde oder das konkrete Genversuchsfeld, weil uns die Landwirtschaftspolitik nicht passt. Usw. Der Widerstand gegen das TTIP ist, wenn er so weiterläuft wie bisher, eine weitere Beerdigung handlungsfähiger Bewegung – und der weitere Ausbau geldgeiler Hauptamtlichenapparate in Berlin, Hamburg, Verden, München oder sonst wo.
Hallo,
zwei Veranstaltungstouren des Herbstes sind schon rum – einmal durch Niedersachsen, einmal durch Sachsen (mit Abstecher nach Berlin). Im Mittelpunkt standen Aktionstrainings, rundherum gab es Workshops und Vorträge. Nur noch einmal war die Ton-Bilder-Schau „Monsanto auf Deutsch“ dabei, hätte aber fast den Besucher_innenrekord einer Abend-Einzelveranstaltung (bisher: Kammerstein 2009 mit 180 Menschen) geknackt. 165 waren in Höckendorf nahe der berühmt-berüchtigten Weißeritz dabei.
Die nächste Tour führt in den Süden, zunächst in Kempten (react!OR, Frühlingsstr. 17):
• Fr, 31.10. um 20 Uhr: Ton-Bilder-Schau "Die Mischung macht's - erfolgreiche Strategien des Widerstandes am Beispiel der Agrogentechnik"
• Sa, 1.11. 15 Uhr: Vortrag und Diskussion "Macht macht Umwelt kaputt"
• Sa, 2.11. 20 Uhr: Vortrag und Diskussion "Den Kopf entlasten: Kritik anti-emanzipatorischer Positionen in politischen Bewegungen"
Danach folgt ein Training zu kreativen Protestformen ("Direct Action" besonders für Landwirt_innen, aber offen auch für alle anderen Interessierten): So, 3., und Mo, 4.11. auf einem Hof nahe Bad Grönenbach (jeweils ab 10 Uhr bis ca. 17 Uhr, Näheres per Mail an muhlinger@t-online.de oder 08334-307).
Danach geht es weiter Richtung Münchener Raum (der 5.11. ist noch frei … wer hat Interesse an einer Abendveranstaltung?). Am 6.11. läuft „Fiese Tricks von Polizei und Justiz“ in München (mal ein anderes Thema, aber ebenso rasant vorgetragen wie „Monsanto auf Deutsch“).
In diesem Newsletter gibt es wieder einige Nachrichten und Aktivitäten zu Umweltschutzprojekten mit emanzipatorischem Anspruch – oder Kritik, wo dieser fehlt. Auch Blicke hinter die Seilschaften z.B. der Gentechnik fehlen nicht.
In der Projektwerkstatt beginnen außerdem Mitte November wieder Seminare und Veranstaltungsreihen zu unterschiedlichen Themen. Sehr spannend und zum Thema passen:
21.-23.11. in der Projektwerkstatt in Saasen (Kreis Gießen): Artgerechte oder keine Tierhaltung?
Eine genauere Beschreibung und die weiteren Termine finden sich unten im Terminkalender.
AKTIONEN UND TERMINE HERBST/WINTER 2014
Die Kampagne "Kein Patent auf Leben!" ruft noch einmal zu einer Demonstration zu Brokkoli und Tomate auf. Es geht dabei um die letzte Entscheidung der Großen Beschwerdekammer, ob konventionell gezüchtete Pflanzen (und Tiere) patentierbare Erfindungen sind. Das Europäische Patentamt mag keine Beteiligung der betroffenen Menschen. Sie möchten unter sich entscheiden. Bitte kommt gerade deshalb und zeigt, dass die Entscheidung uns alle betrifft, die Landwirte und die Verbraucher.
Die Entscheidung wird für alle zukünftigen Patente auf Pflanzen (und Tiere) gelten.
Montag, 27. Oktober 2014, 9-17 Uhr: Europäisches Patentamt, Erhardtstr. 27, Bob von Benthem Platz 1 ++ Weiteres
Militante Tierrechtler_innen
Vor einigen Wochen berichtete die ZEIT über das Milieu der militanten Tierrechtler_innen. Ein Teil der Recherche war die Suche nach Delikten aus der Szene. Mehr als 2.000 Straftaten sollen sie in den vergangenen zehn Jahren in Deutschland verübt haben. In keinem Verfassungsschutzbericht tauchen diese Taten bosher auf. Darum hatte die ZEIT Bekenner_innenschreiben, Blogs, Szene-Magazine, Dokumente von Sicherheitsbehörden sowie Nachrichten in Lokalzeitungen durchforstet. Alle Daten flossen in eine Datenbank über die Anschläge von Animal Liberation Front & Co. ein. Jetzt zeigt ZEIT ONLINE erstmals alle bekannten Taten der vergangenen fünf Jahre in einer interaktiven Karte. Sollte eine Aktion vergessen worden sein, kann diese vertraulich an den anonymen Briefkasten der Zeitung geschickt werden.
MEHR PROJEKTE
Filme
Schon über die Hälfte fertig ist nun der Dokumentarfilm "Aufstieg und Fall der AgroGentechnik in Mecklenburg-Vorpommmern". Mein Plan ist, im November die Vorabfassung fertigzustellen. Die kann dann auch schon angeguckt werden – aber noch nicht öffentlich oder nur mit dem Hinweis, dass es eine Vorabfassung ist und jedes Angucken dazu dient, die Fehler herauszufinden und zu notieren. Wer Lust dazu hat, kann sich gerne melden. Ab Dezember sollte der dann öffentlich vorführbar sein – Termine können gerne schon geplant werden. Es wird dann eine DVD und eine Internetfassung geben. Ein Ankündigungstrailer ist schon zu bestaunen – aber das ist nicht mehr als der Anfang.
Die Filmschneideecke in Saasen, in der der Film entsteht, ist durch allerlei Spenden inzwischen einigermaßen gut ausgestattet. Was noch fehlt, ist eine hochwertige Kamera mit der Möglichkeit, externe Mikrofone anzuschließen. Entsprechende Buchsen müssen also vorhanden sein. Außerdem braucht es immer wieder Festplatten – so Filme sind ungeheuer speicherintensiv. IDE- oder SATA-Festplatten ab 100 GB sind weiter hilfreich. Ansonsten findet sich die Sachspendensuchliste immer unter www.projektwerkstatt.de/gesucht.
NEUES AUS DEN AGRO-SEILSCHAFTEN
TTN wirbt für Agrogentechnik
Das Bundesforschungsministerium hat 25 Jahre lang die Entwicklung der Agrogentechnik finanziert – getarnt unter dem Label „Biosicherheit“. Nur wenige Versuche dienten tatsächlich diesem Ziel, das meiste war Produkt- oder Methodenentwicklung. Nun ist eine Broschüre erschienen, in der die Ergebnisse zusammengefasst werden. Wenig überraschend die Gesamtbilanz: „Gentechnisch veränderte Pflanzen zeigen im Vergleich zu konventionell gezüchteten kein höheres Risiko für Umweltbeeinträchtigungen“ (www.transgen.de/aktuell/1795.doku.html). Wer sich die Broschüre bestellt, entdeckt etwas Interessantes: Das verzweifelte Vorwort stammt aus der Propagandastelle TTN von Evangelischer Kirche und Uni München. Es enthält den Aufruf dazu, politische Meinungen aus den Zulassungsverfahren rauszuhalten. Im Wortlaut: "Biologische Sicherheitsforschung findet sich in einer paradoxen Grundsituation wieder. Zum einen erfüllt sie ein gesellschaftliches Bedürfnis: Sie prüft an konkreten Szenarien viel diskutierte Risiken einer Technologie und stellt ihre Resultate – beispielsweise auf der Website bioSicherheit.de – transparent und in einer für den interessierten Bürger verständlichen Art und Weise dar. Zum anderen
finden die Erkenntnisse der Sicherheitsforschung gentechnisch veränderter Pflanzen jedoch nur bedingt Niederschlag in der gesellschaftlichen Auseinandersetzung wie auch in den politischen Entscheidungsprozessen. Im Besonderen nimmt die Öffentlichkeit die Risiken der Grünen Gentechnik als bedrohlicher wahr als es die Ergebnisse der biologischen Sicherheitsforschung tatsächlich nahelegen würden. ... In der Diskussion sind verschiedenste sozioökonomische Kriterien, wenngleich dies ein heikles Unterfangen ist. Im Kontext der gesetzlich regulierten Zulassungsentscheidung von gentechnisch veränderten Pflanzen können sie keinen Platz haben, da eine Zulassungsentscheidung nicht an unbestimmte Kriterien geknüpft werden darf." Das TTN sitzt in München und organisiert von dort Schriften, Seminare, Veranstaltungen und Predigten pro Agrogentechnik.
FINAB aufgelöst
„Diese Internetseite ist abgeschaltet“ steht auf dem Bildschirm nach Aufruf von www.finab.de. Dahinter steckt das komplette Ende des mecklenburg-vorpommerschen Lobbyverbandes. Nicht viel anders auf www.bio-ok.com: „This website is shut down.“ Nur bei www.biovativ.de ist noch die stark veraltete Seite zu erreichen. Damit gilt: Die Strukturen verschwinden tatsächlich! Übrig bleiben Unis, globale Konzerne und einige mehr – aber die Tarnfirmen und in Deutschland agierenden Dienstleister sind durch den Protest offenbar vernichtend, im wahrsten Sinne des Wortes, geschlagen.
Monsanto warnt vor sich selbst
Eine Meldung vom empfehlenswerten Informationsdienst Gentechnik (www.keine-gentechnik.de/news-gentechnik/news/de/29808.html): „Eine Studie, an der Mitarbeiter von Monsanto beteiligt waren, warnt, beim Anbau von Gentechnik-Soja des Agrochemie-Konzerns könne es zu unerwünschten Effekten kommen. Eine in Nord- und Südamerika auftretende Schädlingsart könne sich dadurch besser verbreiten. „Unsere Ergebnisse sollten als Alarm interpretiert werden, dass der Befall mit S. eridania auf Feldern mit Bt-Sojabohnen zunehmen kann“, schreiben die Forscher.
Bt steht für Bacillus thuringiensis. Die Sojapflanzen haben mittels Gentechnik ein Gen des Bakteriums eingebaut bekommen und sondern dadurch ein Gift ab, das Insekten töten soll. Bei der Falterart Spodoptera eridania klappt das aber offenbar nicht so wie geplant. Sie gedeiht prächtig auf der Gentech-Soja „Intacta“, die nicht nur ein Gift produziert, sondern auch noch gegen das Herbizid „Roundup“ immun ist.“
Bringt das TTIP die Gentechnik nach Europa?
Viele Dinge sind erst skandalös, wenn sie aus den USA kommen. Das hat selten Gründe in der Sache als solches, sondern in der anti-amerikanischen Stimmung, die weit verbreitet ist. So auch mit dem TTIP. Zig solcher Freihandelsabkommen haben Deutschland und die EU schon geschlossen – gekümmert hat es nur wenige. Nun steht das mit den USA an – und schon regt sich viel Widerstand. Unberechtigt ist der nicht, denn Freihandelsabkommen bergen große Probleme. Sie sind eine Art Ermächtigungsgesetz für Konzerne. Sie sind intransparent und zeigen, dass Grenzen für alles geöffnet werden, was dem Kapital dient, während Menschen sich nicht frei bewegen können auf dieser Welt.
Aber es ist falsch, ein Freihandelsabkommen als Übernahme Europas durch die USA zu kritisieren. Denn es sind die Konzerne beider Seiten, die profitieren. Ebenso ist falsch, dass durch das TTIP die Gentechnik von den USA nach Europa kommt. Denn: Da ist sie längst. In der EU sitzen mehr weltweit agierende Gentechnik-Agrokonzerne als in den USA. Am meisten: In Deutschland (auch wenn sie wegen des Widerstandes nicht mehr im Land selbst agieren). Etliche EU-Länder fördern die Gentechnik sehr stark. Das TTIP würde all das stärken. Es ist unter anderem deshalb ein schweres Geschütz des Kapitalismus gegen die Menschen. Aber es ist keine feindliche Übernahme der EU durch die USA. Hier gilt, was auch bei vielen anderen Fragen wichtig ist: Analytisch und skeptisch denken. Kritik muss die Strukturen und Hintergründe durchdringen und darf nicht platten Vorurteilen oder Weltvereinfachungen dienen.
Aus "BLACKROCK beherrscht BAYER" in: Stichwort Bayer 4/2014 ++ Quelle
BAYERs Aktionärsstruktur hat sich in den Zeiten des forcierten Finanzkapitalismus stark verändert. [...] Die meisten Aktien erwarb der Finanzinvestor BLACKROCK. Auf rund 30 Prozent beläuft sich der Anteil des 1988 gegründeten US-amerikanischen Vermögensverwalters am BAYER-Grundkapital. Damit es nicht so auffällt, hat er den Kuchen in zumeist ca. 5-Prozent großen Stücken auf Unter-Gesellschaften wie BLACKROCK GROUP LIMITED, BR JERSEY INTERNATIONAL HOLDINGS oder BLACKROCK INTERNATIONAL HOLDINGS verteilt. Auf eine vergleichbar hohe Prozentzahl kommt BLACKROCK bei DAIMLER, ALLIANZ und BASF. Auch an anderen DAX-Unternehmen ist die Gesellschaft noch beteiligt. Ihre US-amerikanischen Investitionen erstrecken sich unter anderem auf APPLE, MICROSOFT, GENERAL ELECTRIC und GOOGLE sowie die beiden Rating-Agenturen STANDARD & POOR’S und MOODY’S. Damit entwickelte BLACKROCK sich zum größten Vermögensverwaltungskonzern der Erde.
BASF drängt mit eigener Gentechnik-Spritzmittel-Kombination auf den Markt
Vom Gen-ethischen-Netzwerk kommt ein neues Faltblatt zu BASF. Titel: „Aus den Augen aus dem Sinn?“ Darin wird über Dicamba und Imidazolinone berichtet – zwei Herbizide, gegen die Pflanzen mit gentechnischen Methoden resistent gemacht wurden. So beteiligt sich BASF am Ringen um die Nachfolge des Monsanto-Paket „Roundup Ready“, welches wegen dem ausgelaufenen Glyphosat-Patents verdrängt werden kann und aus kommerziellen Gründen sicher auch soll.
WEITERE NACHRICHTEN ZUR AGROGENTECHNIK
Komplizierte Wirkungsweisen von Genen machen Risikoforschung zweifelhaft
Auf telepolis fand sich ein spannender Artikel über das Problem, dass sich Wirkungen von Genen nicht sicher voraussagen und folglich auch nicht messen lassen: „Durchaus kritisch äußerte sich dahingegen Dr. David Williams, ein angesehener Zellbiologe in der Augenforschung, der ebenfalls an der UCLA lehrt. Beim Pushen der grünen Gentechnik wäre viel "naive Wissenschaft" beteiligt gewesen, so Williams sinngemäß. Vor dreißig Jahren hätte man nicht gewusst, dass das Genom reagiert, sobald man ein Gen einbringt. Heute wüsste aber jeder, der in diesem Bereich forscht, dass das Genom nicht statisch wäre. Eingebrachte Gene könnten aus verschiedenen Gründen transformiert werden und das könnte auch noch Generationen später geschehen, erklärte Williams gegenüber Scientific American. Man müsste deshalb sehr wohl davon ausgehen, dass auch potenziell toxische Pflanzen durch Testreihen rutschen könnten.“
Liberale EU-Abgeordnete empfiehlt deutlich stärkere Gentechnik-Verbote
Gefunden hier:“ Anders als die Minister will die Liberale nicht nur Verbote einzelner Gentechnik-Pflanzen (z.B. ein bestimmter Mais von Pioneer oder eine Soja von Monsanto), sondern auch generelle Anbaubeschränkungen ermöglichen. Ries schlägt außerdem weitere Gründe vor, die zur Begründung von Anbauverboten herangezogen werden könnten. Zudem sollen die Verbote insgesamt rechtssicherer werden, dazu sollen sie im Umweltrecht der EU verankert werden. Die Minister hatten hingegen das Binnenmarktrecht vorgeschlagen.“
Hallo,
der Gentechnik-Newsletter ist tot –es lebe der Umweltschutz-von-unten-Newsletter. Das hat mehrere Gründe. Zum einen ganz persönliche: Die jahrelange Kampagne gegen die Agrogentechnik mit den Recherchen hinter den Kulissen der Seilschaften, mit Vorträgen, Seminaren und mehr, dazu die vielen Aktionen, ein halbes Jahr Knast, die Anfeindungen aus Gentechniklobby und Umweltschutz-Eliten gleichzeitig – all das schlaucht. Ich mag Wiederholungen nicht. Daher musste ich im letzten Jahr mit dem Schwerpunkt auf das Thema aufhören, bevor ich ganz ausgebrannt war. Welch Glück, dass es mit dem zweiten Grund zusammenfiel.
Zum zweiten nämlich können die direkten Aktionen an und um Felder mit gentechnisch veränderten Organismen ebenso deutschlandweit ruhen wie die gegen die Infrastruktur. Denn Felder gibt es im Moment nicht, und vom AgroBioTechnikum über die BioTechFarm bis zu Förderprogrammen der Marken BioSicherheit oder ForPlanta ist alles eingestellt. Ohne Aussicht auf Profit aber passiert in dieser Gesellschaft nicht mehr viel. Das ist kein Ruhekissen. Kapitalist_innen und Eliten bleiben immer in den Startlöchern, stets zum Sprung bereit, wenn Posten, Einfluss oder Profit in Aussicht stehen. Trotzdem ist es richtig, die Kraft und die Erfahrungen nun für andere, genauso wichtige Themen zu nutzen.
Der dritte Grund ist mir aber der wichtigste. Ich fand es immer falsch, das Thema Agrogentechnik aus dem Kontext herauszureißen. Ist Massentierhaltung gut, wenn sie gentechnikfrei geführt wird? Fällt der Regenwald umweltfreundlicher um, wenn hinterher gentechnikfreies Soja angebaut wird? Die Verkürzungen, die hinter der Idee gentechnikfreier Landwirtschaft standen und stehen, sind fatal. Darum möchte ich aus dem Gentechnik-Newsletter einen erweiterten Newsletter zu Fragen des emanzipatorischen Umweltschutzes machen. Dazu passend habe ich ja auch die Veranstaltung „Macht macht Umwelt kaputt“ im Angebot und schon einige Male gemacht. Demnächst gibt es da auch einen Mitschnitt der Veranstaltung am 2. Juni auf Schloss Tonndorf (inzwischen hier hochgeladen).
Also … dieses ist das letzte Mal ein Newsletter zu Gentechnik – und die Ankündigung des Newsletters „Umweltschutz von unten“. Passend dazu auch schon ein paar Infos zu Umweltthemen … Ich hoffe, wir lesen, hören und sehen uns … vielleicht schon am kommenden Wochenende, wo das erste Klimacamp dieses Jahres startet (in Hohenmölsen, mit Demonstrationen in Weißenfels und an den Tagebauen südlich Halle/Leipzig). Ich bin auf jeden Fall da … wer noch?
WIDERSTAND, AKTIONEN, PROJEKTE: SOMMERCAMPS 2014
11.-13. Juli im mitteldeutschen Braunkohlerevier: Klimacamp
Die Tagebaue südlich von Halle und Leipzig sind etwas vergessen. Es gibt nur wenig Protest. Wir wollen das ändern. Vom 11. bis 13. Juli soll es drei Tage lang Aktionen geben. Der Freitag (11.) ist mehr regional gedacht, aber auch schon offen für alle. Es gibt dort ein Programm mit Workshops und Vorträgen – alles in Hohenmölsen (siehe www.klimacamp.eu).
Samstag und Sonntag sollen dann mit Aktionen und Besichtigungen der Tagebaue sowie der betroffenen Orte gefüllt sein. Das bietet die Chance für alle, die von weiter weg kommen, z.B. entlang der Stromtrasse Richtung Süden (entlang der Grenze zwischen Thüringen und Sachsen, dann durch Bayern bis kurz vor Augsburg). Denn der Strom der dort fließen wird, kommt aus den Braunkohlekraftwerken, die hier südlich von Halle und Leipzig die Landschaft zerfressen, das Grundwasser verdrängen, die Luft mit Feinstaub, CO2 und vielem mehr belasten. Um 11 Uhr ist für alle, die Sa/So kommen, in Weißenfels der Auftakt mit einer Demo gegen die geplante Braunkohlestromtrasse durch den Thüringer Wald bis nach Bayern. Danach geht es zu den Tagebauen und nachmittags zum Imbiss in Röcken im Pfarrgarten bei der Nietzsche-Gedenkstätte (mit Führung, wenn erwünscht – auch die Gedenkstätte würde dem Tagebau weichen müssen. Abends ist ein Workshop zu alternativen Energien angesetzt. Im Mittelpunkt bleiben aber vor allem Aktionen, Besichtigungen der riesigen Braunkohlelöcher und Begegnungen mit den Betroffenen vor Ort. Übernachtungsgelegenheiten mit Isomatte/Schlafsack sind unbegrenzt vorhanden. Anmeldung und Infos über die Internetseite (wo nicht alle Programminfos eingefügt wurden – also nicht irritieren lassen).
Weitere Camps in diesem Sommer
• 26.7.-3.8. in Borschemich am Tagebau Garzweiler: Klimacamp 2014
• 6.-10.8.in Asendorf bei Nienburg: Aktionscamp gegen Tierfabriken
• 8.-17.8. in Potsdam (FreiLand, ): 4in1-Kongress zum Umweltschutz, Tierrechten und direkter Aktion
• 9.-16.8. bei Kiel: Campen gegen Atomkraft
MEHR PROJEKTE
Ankündigung des Films "Aufstieg und Fall der AgroGentechnik in Mecklenburg-Vorpommmern"
Ca. im Herbst soll der Film über die Seilschaften in und den Widerstand gegen die Agrogentechnik am Beispiel Mecklenburg-Vorpommerns fertig werden. Es ist der zweite Versuch, die schon über ein Jahr alten Aufnahmen zu einem Film zusammenzubringen. Der erste scheiterte am Versagen der Technik. Nun soll es in der neuen Filmschneideecke der Projektwerkstatt wieder vorangehen. Ein Ankündigungstrailer ist schon zu bestaunen – aber das ist nicht mehr als der Anfang: www.youtube.com/embed/MVGB4PLqtfk. Um in Zukunft besser und schneller auch Filmprojekte verwirklichen zu können, braucht die Filmschneideecke in Saasen noch einige technische Verbesserungen. Von dieser Seite (Sachspendensuchliste der Projektwerkstatt) stammt der Ausschnitt dazu:
• RAM-Bausteine für Computer: vor allem DDR2 ab 2 GB (1066/800/667/533 non-ECC, un-buffered)
• RAM-Bausteine für Notebooks, vor allem DDR2 ab 1,5 GB mit 800er Taktung und DDR1 ab 1 GB (PC 2700, 333mhz, 2,5 Volt)
• Weitere gesuchte RAMs siehe auf dieser Seite
• Prozessor für AM3-Sockel (z.B. AMD Athlon II, Sempron 1xx-Serie, AMD Phenom II)
• Festplatten für S-ATA- oder IDE-Anschluss) ab 100 GB
• Flachbildschirme mit VGA- oder DVI-Anschluss
Freispruch für Feldbefreiung in Frankreich
Es stand bei Zeit-Online am 14.5.2015: „Im Berufungsprozess um die Zerstörung von 70 gentechnisch veränderten Rebstöcken auf einem Versuchsfeld im Elsass hat das Berufungsgericht in Colmar alle 54 Angeklagten freigesprochen. Die Genehmigung für diese Versuchsfeld durch die Pariser Regierung sei "illegal" gewesen, stellte das Gericht am Mittwoch fest. Daher sei die Zerstörung der Rebstöcke im August 2008 kein Delikt gewesen.“
NEUES AUS DEN GENTECHNIK-SEILSCHAFTEN
Kein Themenzentrum Gentechnik auf den DLG-Feldtagen 2014
Letztes Mal (2012, weil es nur alle zwei Jahre stattfindet) stand da noch das fette Werbezelt, wo ich Filmaufnahmen machen wollte, aber alle wegliefen. Dieses Jahr war nichts mehr im Programm angekündigt. Auch hier also ein Verlust an Infrastruktur der Gentech-Lobby.
Seilschaften zwischen Bauernfunktionär_innen und Bonzen
Nicht mehr ganz frisch, aber trotzdem nachgereicht … Topagrar vermeldete am 18.9.2013: „Wie die Agrar- und Ernährungswirtschaft mit der Interessenvertretung in Spitzenverbänden und in der Politik verknüpft ist, soll eine aktuelle Studie der Grünen verdeutlichen. Dipl.-Ing. agr.Veikko Heintz hat dazu eine Netzwerkbetrachtung angefertigt.“ ++ Studie
Einsamer Kämpfer: Rehberger
Hat eigentlich jemand was von Kerstin Schmidt gehört? Oder Karl-Heinzkogel, Uwe Sonnewald & Co? Nicht mehr viel los da … doch, einer kämpft noch: Horst Rehberger, Hans Dampf in allen Gentechnikgossen. Sein letztes Meisterwerk: Ein Brief am 10.6.2014 im Schadenersatzprozess wegen dem zerstörten gv-Weizenversuchsfeld in Gatersleben. Muss mensch selbst lesen, hier die schönsten Zitate: „Anlass fur den anhängigen Rechtsstreit ist die dreiste Anmaßung der sechs Beklagten, irn Wege des Faustrechts und damit in krimineller Art und Weise das Gnindrecht der Forschungsfreiheit der Wissenschaftler des Klägers im Falle des Winterweizen-Freisetzungsversuches außer Kraft zu setzen und dabei auch einen großen materiellen Schaden anrichten zu dürfen. Keiner der Beklagten ist selbst ein studierter Biologe oder gar Wissenschaftler. Die Beklagten bilden sich vielmehr ein, indem sie Ammenmärchen glauben und Angstparolen folgen, besser als jeder Wissenschaftler sach- und fachkundig Fragen der Gentechnik beurteilen zu können und sich deshalb über Recht und Gesetz hinwegsetzen zu dürfen.“
WEITERE NACHRICHTEN ZUR AGROGENTECHNIK
Datenbank zu GVO in Europa
Nur wenige gentechnisch veränderten Pflanzen dürfen in Europa angebaut werden – und das auch nicht in allen Ländern. Ganz anders sieht es auch bei der Zulassung für den reinen Handel oder von Lebensmitteln und Futtermitteln. Da gibt es jede Menge zugelassene Sorten, nicht nur etliche landwirtschaftliche Pflanzen, sondern z.B. auch Zierblumen. Die Propagandaseite pro Agrogentechnik (ursprünglich mal von kritischen Verbraucher_innenverbänden gegründet, aber dann sanft eingekauft) namens „Transgen“ bietet ein Abfrageformular, mit dem sich herausfinden lässt, was alles zugelassen ist oder war. Die Datenbank findet sich hier, eine Infoseite beim Umweltbundesamt Österreich informiert ebenfalls.
Die nächsten Veranstaltungstouren
Es soll auch mit „Touren“ weitergehen – jeweils gern als Mischung von Ton-Bilder-Schauen, Workshops und Trainings. Wer Lust hat, einen Abend oder Tag zu organisieren, sollte sich melden …
In Planung:
- Ende September/Anfang Oktober durch Niedersachsen Süden (Anfragen bisher: Direct-Action-Training auf einem Bauernhof irgendwo zwischen Oldenburg und Ostfriesland; Vorträge in Buchholz und Hildesheim)
- Mitte Oktober durch Sachsen, bislang stehen: 14.10. in Döbeln (Näheres folgt) Vortrag und Diskussion "Macht macht Umwelt kaputt" ++ 15.10. in Höckendorf (Sachsen, Näheres folgt): Ton-Bilder-Schau "Monsanto auf Deutsch - Seilschaften zwischen Behörden, Forschung und Gentechnikkonzernen"
- Anfang November durch den Süden (Anfragen bisher: Direct-Action-Training auf einem Bauernhof im Allgäu)
Wer hat Lust auf weitere Veranstaltungen?
Ob in nächster Zeit oder dann wieder im Winterhalbjahr: Wer Lust auf eine Abendveranstaltung, ein Training/Seminar oder etwas anderes hat, darf sich gerne schon mal melden.
MATERIALIEN
Neue DVD "Die Mischung macht's!" ... Richtwert 7 Euro
Professioneller Mitschnitt der Veranstaltung "Die Mischung macht's - erfolgreiche Strategien des Widerstandes am Beispiel der Agrogentechnik" (3.4.2014 in Bayreuth, Referent: Jörg Bergstedt ). Er enthält gut 1,5 Stunden spannende Rückblicke auf den Aufstieg und Fall der Agrogentechnik Deutschland. Seit 2013 gibt es kein Feld mit GVO mehr: Was macht solche Widerstandsstrategien aus? Und was lässt sich daraus für andere Kampagnen und Aktionen lernen - z.B. für den Widerstand gegen Atom oder Kohle, Tierfabriken oder Schlachthöfe, Nazis oder Sozialabbau, Militär oder Repression. Fotos, kurze Filme und ausgewählte Anekdoten machen die Ton-Bilder-Schau zu einer rasanten Erinnerung an vergangene Protestjahre. Am Ende folgen Thesen für eine entschlossenere Protestkultur auch zu anderen Themen.
Die DVD kann auch öffentlich vorgeführt werden. Der Kauf beinhaltet die Aufführrechte für alle nicht-kommerziellen Veranstaltungen. ISBN im SeitenHieb-Verlag 978-3-86747-068-1 (108min)
Neues Buch „Gentechnik und Macht“
Nummer 5 und 6 der kleinen Bücher zu Theoriethemen sind erschienen – und eines heißt „Gentechnik und Macht“. Es ist ein kleines Büchlein mit Texten und Zitaten zum Zusammenhang von Herrschaft und gentechnischer Manipulation an Nutztieren und -pflanzen. Im Mittelpunkt steht die Kritik an Saatgutkontrolle, Patenten und Ingenieursmethoden im Sozialen. Ebenso beleuchtet werden die spendenorientierten Strategien von Umweltverbänden, Grünen und anderen, die auf Herrschaftsanalyse und deshalb in gefährliche Argumentationen abrutschen. Das Büchlein hat 64 Seiten und kostet 3 Euro.
Unter den ersten vier der Buchreihe waren zudem schon zwei zu Themen, die eng mit „Monsanto auf Deutsch“ verbunden sind und auch jeweils 3 Euro kosten.
• Den Kopf entlasten: Sog. „Verschwörungstheorien“: Woher kommen sie? Was bewirken sie? Und was ist von ihnen zu halten?
11.9., Bilderberger, BRD GmbH, das böse Finanzkapital, Chemtrails, Zinsen - das und mehr taucht auch in politischen Debatten immer wieder in Form verkürzter Weltanalysen auf. Das Büchlein erklärt die Funktionsweise solcher Mythen, was an ihnen nützlich und was gefährlich ist. Etliche vereinfachte Welterklärungen werden vorgestellt und gezeigt, wo sie fälschen oder vereinfachen. Gegenbelege sind aufgeführt. Zum Schluss gibt es Tipps zum skeptischen Denken.
Ab 3 St.: 2,50 Euro, ab 10 St.: 2 Euro. Quadratisch 15x15cm, 76 S.. ISBN 978-3-86747-064-3
• Macht und Umwelt: Über den Zusammenhang von Herrschaft und Umweltzerstörung
Texte und Thesen zur Verknüpfung von Herrschaft und Umweltzerstörung. Es zeigt sich, dass machtförmige Verhältnisse gleichzeitig die Voraussetzung wie auch das Mittel der rücksichtslosen Aneignung von Rohstoffen, Land und allen anderen Lebensgrundlagen ist. Natur und Mensch sind die Faktoren, die zum Zwecke von Herrschaftsausbau und -sicherung sowie ständigem Profit ausgebeutet werden.
Ab 3 St.: 2,50 Euro, ab 10 St.: 2 Euro. Quadratisch 15x15cm, 64 S. ISBN 978-3-86747-060-5
Der neue Newsletter
Das Thema Agrogentechnik soll nicht verschwinden, aber im Kontext von Umweltfragen, Alternativen in der Landwirtschaft usw. betrachtet werden. Daher bleibt der Verteiler zur Gentechnik erhalten und bekommt fortan den neuen Umweltschutz-von-unten-Newsletter. Wer das nicht will oder, falls noch nicht für den Newsletter angemeldet, kann sich an- oder abmelden– per Formular auf www.gentechnik-seilschaften.siehe.website oder Mail an saasen@projektwerkstatt.de.
Kabrack!archiv – wer hat Lust z.B. auf den Bereich zu Gentechnik???
Die Bibliotheken und Themensammlungen der Projektwerkstatt gehören zu den umfangreichsten unabhängigen und selbstorganisierten Bewegungsarchiven. Hier stehen über 20.000 Bücher, ein besonderer Schatz aber sind etliche Kopien, Flugblätter, Zeitungstexte, unveröffentlichte Manuskripte zu vielen politischen Themen. Richtig gut nutzbar wären die aber nur, wenn sie wenigstens ab und zu ergänzt, durchsortiert und neue Infos eingeaktet werden. Und darum geht es: Wer hat Lust, an diesem Archive mitzuwirken? Das Ganze ist thematisch sortiert. Das macht es möglich, einen konkreten Themenbereich zu übernehmen, d.h. zu sortieren, zu gestalten, neue Materialien zu beschaffen, eventuell auch zu erfassen und mehr (also z.B. Gentechnik oder Landwirtschaft, Medizin, Umwelt-NGOs, Energiewende, Anti-Atom, Verkehr oder noch andere Themen … es sind viele da drin!!!). Bibliotheken und Archive würden dann zu einer bunten Kooperation mehrerer Leute, die einzelne Themen oder Bereiche übernehmen – vom Einsortieren über das Organisieren weiterer Materialien bis zur Gestaltung von Regalen, bei Interesse auch gerne den angrenzenden Flächen (mal eine Sitzhecke, eine Hängematte, ein Schreibtisch …). Ein paar Einblicke bietet die Infoseite zum Archiv. Also los … wer Lust hat, eine Themenecke zu übernehmen, an einer mitzuwirken oder auch über das „große Ganze“ des Archivs und der Raumgestaltung nachzudenken, sollte sich melden – gerne auch mit Wünschen, an welchen Themen Interesse besteht.
In den Jahren davor gab es regelmäßig einen Newsletter zu den Gentechnik-Seilschaften. Hier ist das Archiv all dieser Texte ...
Kritischer Film über Holger Strohm: Strohm scheitert mit Verbotsklage!
Schon wieder sollte ein kritisches Werk aus der Projektwerkstatt verboten werden - und wieder klappte es nicht. Diesmal ging es um Verschwörungsglauben und rechte Ideologien am Beispiel des ehemalligen Anti-Atom-Kämpfers Holger Strohm. Der klagte gegen einen Film ... siehe Indymediabericht! Doch am 25.2.2016 wurde die Klage abgewiesen. Bericht darüber unter dem Titel "Holger Strohm – Angekommen im rechten Sumpf und Klage verloren". Auszug: Holger Strohm – Autor des Buches (1973) und Films (2012) "Friedlich in die Katastrophe" – hat die vom ihm angestrengte Urheberrechts-Klage vor dem Landgericht Hamburg verloren. Jörg Bergstedt hatte Strohm in einem Video Verschwörungstheorien vorgeworfen und das anhand ausführlicher Filmsequenzen belegt. Strohm sah darin einen Urheberrechtsverstoß. Dass Holger Strohm inzwischen im Sumpf rechter Verschwörungsfantasien absäuft, zeigt dieses Video-Interview auf Bewusst.TV (hier bei Youtube). Anlass ist demnach eine Broschüre von Strohm zum Thema "Asyl". Was er dort an wirren Dingen von sich gibt, ist nicht nur ekelhaft.
Aus "BASF streicht Gentechnik zusammen", in: taz, 26.2.2016
Der Chemiegigant BASF will weniger in die umstrittene Agro-Gentechnik investieren. Rund die Hälfte der derzeit etwa 700 Stellen in der Forschung und Entwicklung für die Pflanzenbiotechnologie würden abgebaut, teilte das Unternehmen mit. In Europa würden 180, in Nordamerika 140 Stellen wegfallen. Der Ludwigshafener Konzern hatte bereits vor vier Jahren den Schwerpunkt seiner Gentechnik-Forschung in die USA verlegt - nachdem er den politischen Kampf um den Anbau seiner Gentech-Kartoffel Amflora in Deutschland gegen Kritiker der Technik verloren hatte.
Beteiligungsrechte und Assimilierung
Moderne Politiken setzen auf Dialog mit denen, von denen Protest zu erwarten ist. Die Hoffnung auf Mediationen, runde Tische und freundliche Gesten der Mächtigen schwächt oft den Willen zum Widerstand – zum Vorteil derer, die Projekte durchsetzen wollen. Michael Wilk und Bernd Sahler berichten in ihrem Buch "Strategische Einbindung" (2014, edition AV in Lich, 170 S.) von solchen Erfahrungen z.B. beim Flughafenausbau Frankfurt, beim Projekt "Stuttgart 21" oder Atomprojekten. Die wichtige Kritik kommt weitgehend jedoch ohne Perspektive aus. Wirksamer Widerstand sei nur möglich, wenn er sich nicht integrieren lässt. Doch wie das gehen soll, bleibt unbenannt. Stattdessen werden die problematisierten Mediationverfahren für politische Bewegungen zur Streitschlichtung und Konsensfindung vorgeschlagen. Doch auch hier dienen sie oft der Unterdrückung von Protest, nur das die beiden Autoren dort eher selbst zur Machtelite gehören. Mathieu Rousselin ist da in seinem Buch "Widerstand" (2014, Westfälisches Dampfboot in Münster, 198 S.) konsequenten. Es beginnt mit einer bemerkenswerten Kampfansage an die Kultur des Konsenses. Dieser würde die Zahl von Möglichkeiten einengen. Der Autor fügt dazu aus Texte und Filme mit unterschiedlichen Blickwinkel der französischen Kapitalismuskritik zusammen – und spannend zu lesen.
Drei Freisprüche im Gießener Schwarzfahr-Prozess
Es dauerte nur etwa eine Stunde, dann war der Prozess gegen den Aktionsschwarzfahrer Jörg Bergstedt am 21.12.2015 zu Ende: Drei angeklagte Fahrten - drei Freisprüche. Damit hat (nach mehreren absurden gegenteiligen Gerichtsurteilen) wieder ein Gericht die Frage bejaht, dass offensiv gekennzeichnetes Schwarzfahren keine "Erschleichung von Leistungen" sei. Das gilt zumindest für das demonstrative Schwarzfahren, also die Fälle, wo neben der gut sichtbaren Kennzeichnung (z.B. Schild(er) am Körper) auch Flyer verteilt werden für Nulltarif, gegen Schwarzfahr-Bestrafung u.ä. Ein weiterer Prozess könnte die Frage klären, ab wann eine Kennzeichnung der Fahrscheinlosigkeit strafbefreiend wirkt. Das Verfahren gegen den gleichen Angeklagten, aber anderen Fällen, ist schon in der zweiten Instanz. Als Verhandlungstermin ist Montag, der 18.4., um 9 Uhr im Landgericht Gießen angesetzt. Rechtliche Hintergründe, Termine und Berichte bisheriger Aktivitäten unter www.schwarzstrafen.siehe.website.
Bundestagsfraktion DIE LINKE beantragt Streichung des § 265a StGB
Ein Ende der Bestrafung des Fahrens ohne Ticket beantragte DIE LINKE am 27.1.2016 im Deutschen Bundestag. Aus dem Antrag: "Die Härte der Sanktionierung des "Schwarzfahrens" nach § 265a StGB mit den entsprechenden Folgen für die Betroffenen (Eintragung ins Strafregister bis hin zur Einstufung als vorbestraft und ggf. Abschiebegrund von Menschen ohne deutsche Staatsbürgerschaft) ist ein unverhältnismäßiger Eingriff des Staates und widerspricht der gebotenen Zurückhaltung des Gesetzgebers beim Einsatz des Strafgesetzes ...
Der Deutsche Bundestag fordert die Bundesregierung auf,
1. den Tatbestand der Leistungserschleichung aus § 265a des Strafgesetzbuch (StGB) so abzuändern, dass die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel ohne gültigen Fahrschein auch im Wiederholungsfalle nicht als Straftat geahndet wird. Auch eine Ahndung als Betrug gemäß § 263 StGB ist auszuschließen;
2. sich dafür einzusetzen, dass § 12 der Eisenbahn-Verkehrsordnung (EVO) und § 9 der Verordnung über die Allgemeinen Beförderungsbedingungen für den Straßenbahn- und Omnibusverkehr sowie den Linienverkehr mit Kraftfahrzeugen (BefBedV) so verändert werden, dass das erhöhte Beförderungsentgelt reduziert wird; zu prüfen ist, ob das erhöhte Beförderungsentgelt im Sinne der Verhältnismäßigkeit je nach Tarifgebiet differenziert werden kann und sollte (z.B. die Hälfte der Kosten einer Monatskarte); ..."
Die gesamte Drucksache 18/7374 steht unter dip.bundestag.de/btd/18/073/1807374.pdf.
Umweltschutz-von-unten-Newsletter am 9.9.2015
(mit Nachrichten zu den Gentechnik-Seilschaften)Hallo,
ereignisreiche Tage stehen bevor - und wir hoffen, dass sich noch ein paar Menschen aufraffen, mitzumischen. In Berlin und Braunschweig wollen wir 5 Tage für die Abschaffung des Fahrkartenwesens demonstrieren, damit Busse, Bahnen, Rad und Fuß zur tragenden Säule der Mobilität werden - statt des Autoverkehrs, der Ressourcen frisst ohne Ende, das direkte Lebensumfeld und oft ganz direkt die Gesundheit beeinträchtigt.
Neben dieser allgemeinen Einleitungen gibt es aber auch ein paar News, die ich gleich anhänge … viel Spaß beim Lesen und Gruß aus der Projektwerkstatt ...
Für Kurzentschlossene: Aktionen ab morgen in Berlin, ab Sonntag in Braunschweig!!!
Freie Fahrt für alle – weg mit Fahrkarten und dem §265a StGB
Seit der ersten Aktionsschwarzfahrt gab es nur einige kleine Aktionen, z.B. im Zuge der Anarchistischen Buchmesse in Mannheim. Prägend waren Gerichtsprozessen, die aber hatten es in sich. Wer das nachlesen will, findet eine Extraseite zu Prozessen unter www.schwarzstrafen.siehe.website. Doch: Nur im Gerichtssaal … das ist doch langweilig! Daher laden wir mal wieder zu einigen Aktionstagen ein – und zwar nach Berlin und Braunschweig. Gerade die Berliner Tage könnten für den Kampf gegen den Fahrkartenzwang interessant werden. Denn Berlin ist auch die Hauptstadt des Schwarzfahrens. Unser Vorschlag für Aktionen und Treffen:
• Donnerstagabend: Eintreffen im Offenen Raum des Kubiz (Bernkasteler Str. 78a, Berlin-Weißensee, Zugang links um Gebäude), dort erste Besprechung und Übernachtung möglich
• Freitag 8-21 Uhr, Samstag 9-21 Uhr, Sonntag 9-12 Uhr: Infostand zusammen mit weiteren Initiativen (Nulltarif, Ticketteilen usw.) auf dem Kongress Solidarische Ökonomie (TU Berlin)
• Freitag/Samstag jeweils ca. 16.30 Uhr auf dem Kongress oder im TU-Foyer: Info-, Vernetzungs- und Aktionsplanungstreffen zu Aktionsschwarzfahren und Nulltarif
• Freitag/Samstag jeweils ca. 21 Uhr: Aufbruch vom Kongress zum Bahnhof Zoo, dann Aktionsschwarzfahrt Demo durch Bahnhof Zoo - Fahrt zum Haupfbahnhof - Demo dort - Fahrt zum Alex - Demo dort
• Sonntag nachmittag: Aktionsschwarzfahrt von Berlin Richtung Magdeburg - Braunschweig (und so weit, wie Leute wollen)
• Montag, 14.9.: Aktionstag in Braunschweig (offensives Schwarzfahren mit Flyern und Demos durch Bahnhöfe, Start um 12 Uhr vor dem Hauptbahnhof, ca. 13.15 Uhr am Amtsgericht, ca. 14.30 Uhr am Rathaus) ++ 19 Uhr im Stratum0 (Hamburgerstr. 173A): Infoveranstaltung zum Thema mit Kurzvorträgen
• Di, 15.9. um 11 Uhr am Landgericht Braunschweig: Prozess wegen vierfachen offenen Umsonstfahrens (Vorwurf: Beförderungserschleichung)
Neue Videos
Gentechnik-Podiumsdiskussion am 6.7.2015 in Offenburg
Es diskutierten Fragen der Agrogentechnik: Klaus-Dieter Jany (Ex-Spitzenbeamter der Lebensmittelüberwachung, zudem aktiv bei InnoPlanta und um WGG), Veronika Schwarz (BUND Ortenau), Jörg Bergstedt (Feldbefreier und Autor von "Monsanto auf Deutsch" sowie Wilhelm Arntz (Waldorflehrer).
Veranstaltungsmitschnitt von "Den Kopf entlasten" in Halle (mit recht kontroverser Debatte über Verschwörungstheorien & Co.)
Und dann ist da ja noch der Video über rechte Gedanken und vereinfachte Welterklärungen im Holger Strohms Film "Friedlich in die Katastrophe". Eine Kritik daran will Strohm verbieten lassen. Eigentlich hätte der Gerichtstermin in wenigen Tagen stattfinden sollen, aber: VERSCHOBEN WEGEN KRANKHEIT! NEUER TERMIN: 17.12.! Do, 17.9. um 11 Uhr in Hamburg (Landgericht, Sievekingplatz 1 im Ziviljustizgebäude, Saal A 265/2. Etage): Prozess des Filmemachers Holger Strohm gegen den Filmemacher Jörg Bergstedt wegen einer Kritik an Strohms rechtslastiger und weltvereinfachender Positionen im Film "Friedlich in die Katastrophe".
Übrigens: Zur Zeit entsteht ein umfangreicherer Film, der Holger Strohms Weg nach rechts und in Verschwörungstheorien umfangreich porträtiert - auch als Beispiel für andere. Er soll in den Wochen vor dem 17.12. gezeigt werden können. Wer daran Interesse hat, kann sich gerne melden!
Weitere aktuelle Materialien
Ein Roman aus der Projektwerkstatt: "Hinter den Laboren"
Es ist ein alter Menschheitstraum: Nicht zu altern und nicht zu sterben. Mit einer bahnbrechenden Entdeckung in den Laboren der Spezialfirma BioGeronto scheint er Wirklichkeit zu werden. Doch Komplikationen treten auf. Die Technik wird teuer - und es bedarf der Forschung an Embryonen. Gesellschaftlicher Widerstand regt sich - üblicherweise kein Problem für die FirmenmanagerInnen. Denn soziale Bewegungen sind handzahm geworden. Doch diesmal verläuft die Sache anders. Die Branche gerät unter Druck - und macht Fehler. Laborbaustellen werden besetzt, dann zerstört. Die Polizei nimmt ihre GegnerInnen auch zu leicht. Und muss lernen. Eine Sonderkommission ermittelt. Das Drama nimmt seinen Lauf. Zwischen Spurensicherung, Vernehmungen, öffentlichen Debatten und Strippenziehen hinter den Kulissen der Finanzförderungen entwickelt sich ein Krimi der besonderen Art. Glauben Sie ja nicht, die phantastische Erzählung könnte nicht wahr sein. 10 Euro ++ ISBN 978-3-86747-056-8
Ein Film aus der Projektwerkstatt: "Aufstieg und Fall einer Patentlösung"
102 spannende Minuten (in der Langfassung sogar 123 Minuten) über die Hintergründe der aufstrebenden, profitträchtigen Technik und den Widerstand dagegen. In Hunderten von Zitaten, Interviews, Bildern und Filmsequenzen wird nachgezeichnet, wie Parteien, Landesregierung, Universität Rostock, große Welt- und dubiose Kleinstfirmen in Mecklenburg-Vorpommern ein Eldorado der Agro-Gentechnik aufbauten.
Doch aus der vermutet widerstandslosen Region wurde ein bemerkenswertes Symbol für die Kraft des Widerstandes, in dem sich kreative Aktivist*innen, Umweltschützer*innen und Anwohner*innen gegen die scheinbare Übermacht verbündeten. Spektakuläre Bilder von Feldbesetzungen, O-Töne von Ohrenzeug*innen der nächtlichen Feldbefreiungen und Dokumente aus dem Inneren der Gentechnik-Seilschaften machen den Film zu einem bemerkenswerten Rückblick auf fast zehn Jahre Aufstieg und Fall der Agro-Gentechnik. Am Ende siegte, zumindest in Deutschland und vorläufig, der Widerstand - ein nicht alltägliches Ergebnis. Wie das kam, zeigt der Film am Beispiel von Mecklenburg-Vorpommern.
•Zur Zeit nicht auf Youtube, weil Stefan Raabs Produktionsfirma Brainpool das Video bekämpft und auf den Konzern Youtube (gehört zu Google) offenbar auch ohne Argumente genug Einfluss hat..
Was keine Probleme macht:
•Download in HD-Auflösung zur Vorführung (102 min) oder Langfassung (123 min)
•als DVD bestellen
Es gibt den Film auch als Vorführ-DVD "Aufstieg und Fall einer Patentlösung", dann gleich mi drei MP4-Filmen im HD-Format. Solche höhere Auflösung ist besser geeignet für Veranstaltungen. Die DVD enthält:
•Den Film "Aufstieg und Fall einer Patentlösung" (102min)
•Den Film "Aufstieg und Fall einer Patentlösung" als Langfassung (123min)
•Die Ton-Bilder-Schau "Die Mischung macht's!" (108min)
Die DVD startet im Browserfenster des Computers. Die Filme liegen als MP4-Datei auf der DVD und sind auch einzeln anwählbar. Die DVD darf öffentlich vorgeführt werden. Der Kauf beinhaltet die Aufführrechte für alle nicht-kommerziellen Veranstaltungen.
Mehr Filme in Planung …
Die Filmschneideecke in Saasen, in der der Film entsteht, ist durch allerlei Spenden inzwischen einigermaßen gut ausgestattet. Was noch fehlt, ist eine hochwertige Kamera mit der Möglichkeit, externe Mikrofone anzuschließen. Entsprechende Buchsen müssen also vorhanden sein. Außerdem braucht es immer wieder Festplatten – so Filme sind ungeheuer speicherintensiv. IDE- oder SATA-Festplatten ab 100 GB sind weiter hilfreich. Ansonsten findet sich die Sachspendensuchliste immer unter www.projektwerkstatt.de/gesucht.
NEUES AUS DEN AGRO-SEILSCHAFTEN
Verschwindet Glyphosat aus Profitinteresse?
Wenn ein Spritzmittel oder Wirkstoff kein Geld mehr bringt, wird er schnell uninteressant. Zwischen aufkommenden Debatten um die Umweltschädlichkeit von Spritzmitteln, die Übernahme dieser Kritik durch Kontrollbehörden und den auslaufenden Patenten scheint ein Zusammenhang zu bestehen ... sagt Udo Pollmer, ein der industriellen Landwirtschaft und Lebensmittelverarbeitung sonst eher nahestehender Dampfplauderer und Vielfach-Schriftsteller in Sachen Nahrung. Ablaufende Patente und Kritik an Umweltwirkungen - ein Zusammenhang? Aus Udo Pollmer: "Streit um "Glyphosat" ist auch ein Hersteller-Streit", auf: Deutschlandradio Kultur, 21.10.12 Warum steht dann das Glyphosat in der Kritik? Ganz einfach. Das Patent läuft aus, die Preise gehen in den Keller und der Gewinn der Chemiefirmen schmilzt. Unter der Billigkonkurrenz leiden alle Anbieter von Herbiziden. Glyphosat schadet nicht so sehr der Umwelt sondern dem Umsatz. Über die dubioseren Tallowamine redet komischerweise kaum jemand. Die braucht man ja noch. Ähnliches widerfuhr vor Jahren dem Atrazin, ebenfalls ein Totalherbizid. Auch damals geriet das Mittel ins Visier von Umweltschützern, als der Patentschutz abgelaufen war. Als es schließlich zu einem Chemieunfall kam, bei dem erhebliche Mengen in den Rhein gelangt sein sollen, war ein Verbot nicht mehr aufzuhalten. Unter Fachleuten hält sich hartnäckig das Gerücht, dass es den Chemieunfall niemals gegeben habe. Mit der – wie es heißt - fingierten Pressemeldung sei es der Branche wieder gelungen, richtig Geld zu verdienen. Sollte es etwa hinter den Fassaden ein feines Zusammenspiel zwischen den Agrochemiekonzernen und den Spendensammelorganisationen geben – etwa zum gegenseitigen Vorteil? Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Mahlzeit!
PRAKTISCHES
Revision gewonnen!!! Stuttgarter Rathausbesetzer_innen setzen sich durch!
Aus einer Pressemitteilung der Angeklagten: Im Prozess vor dem Amtsgericht hatten sie offensiv auf ihr Versammlungsrecht gepocht und die Vertreter_innen der Stadt in langen Zeug_innenbefragungen vernommen. Das Gericht folgte ihren Argumenten nicht und verurteilte alle Angeklagten wegen Besetzung des Rathauses aus Protest gegen Stuttgart21-Bauvorhaben. Doch jetzt haben sie den Spieß umgedreht: Das Verfahren muss wiederholt werden – die Revision des Anwaltes und der zwei Laienverteidiger_innen war erfolgreich. Damit steht wieder alles auf null – und die Angeklagten freuen sich auf die neue Runde vor dem Amtsgericht. "Wir hoffen auf ein neues und diesmal faires Verfahren, bei dem unsere Beweisanträge endlich gewürdigt werden" äußert sich Bernd-Christoph K. zuversichtlich. Katharine E. fügt hinzu: "Eine Menge Fragen blieben nur unzureichend beantwortet. Ich freue mich darauf, endlich die richtigen Zeugen befragen zu können. Z.B. war der Erste Bürgermeister H. Föll den ganzen Abend über als Graue Eminenz im Hintergrund, im Zeugenstand war er aber bisher nicht. Das wird sich jetzt ändern." Zugute kam den Angeklagten ihre Beharrlichkeit und ihr Mut, den Prozess offensiv zu führen. Erfolg in juristischen Auseinandersetzungen sei eben auch Einstellungssache. "Es scheint doch noch Reste von Rechtsstaatlichkeit in Stuttgart zu geben. Bisher hatten wir eher Stuttgarter Landrecht erlebt" sagt Peter G. "Vielleicht erleben wir die Staatsanwaltschaft ja nun auch endlich als Ermittlungs- anstatt als Verfolgungsbehörde mit Bestrafungsneurose. Und hoffentlich endet damit endlich die Willkür, die politisch Aktiven in dieser Stadt seit Jahren entgegengebracht wird. Jedenfalls hoffen wir, dass dieser Erfolg vor Gericht allen noch immer Aktiven gegen Stuttgart 21 und andere unsinnige Projekte Mut macht, sich weiter, offensiver und kreativer zu wehren." Die ganze Presseinfo steht auf www.parkschuetzer.de//statements/182657.
Umweltschutz-von-unten-Newsletter
(mit Gentechnik-Seilschaften-Nachrichten) – verfasst am 4.6.2014Hallo,
dieser Newsletter ist nötig, weil sich etwas ganz Technisches geändert hat: Die www.projektwerkstatt.de ist umgezogen – und mit ihr die ganzen de.vu-Adressen zu verschiedenen Themen, die Mailinglisten und unsere Mailadressen. Das führt zu einigen Neuerungen – unter anderen, dass alle, die auf unseren Mailinglisten sind, eine neue Adresse nutzen müssen, um selbst dort etwas zu schreiben. Das ist ja der Vorteil an Mailinglisten, dass mensch nicht nur mitlesen, sondern auch selbst Informationen und Beiträge streuen kann.
Wer also diesen Newsletter über eine unserer Mailinglisten erhält, sollte diese bitte umstellen. Der erste Teil (alles vor dem „@“ bleibt gleich. Dann aber statt bisher @listi.jpberlin.de jetzt @lists.projektwerkstatt.de. Wir haben alle Adressen schon umgeschrieben auf die neue Liste, so dass Ihr Euch nicht extra nochmal anmelden müsst.
Wer schauen will, was es alles für Newsletter (bei den Yahoo-Listen hat sich nichts geändert) und Mailinglisten gibt, kann auf dieser Seite gucken, sich dort auch ein- und austragen.
Soweit das Technische. Bei den Internetadressen ändert sich für Euch nicht spürbar etwas. Alles liegt halt jetzt auf anderen Computern, aber das ist für Euch egal. Wir wollten halt weg von dem Provider, der mal als politisches Projekt gestartet ist und heute (wie so vieles, was mal politisch war) sehr kommerziell agiert und sich nicht einmal zu blöd ist, Staatsanwaltschaften zu beraten, die mit dem KnowHow dann politische Aktivist_innen ins Gefängnis schicken …
Neben dieser allgemeinen Einleitungen gibt es aber auch ein paar News, die ich gleich anhänge … viel Spaß beim Lesen und Gruß aus der Projektwerkstatt, Jörg
„Aufstieg und Fall einer Patentlösung“ – der erste große Film aus der Projektwerkstatt
102 spannende Minuten (in der Langfassung sogar 123 Minuten) über die Hintergründe der aufstrebenden, profitträchtigen Technik und den Widerstand dagegen. In Hunderten von Zitaten, Interviews, Bildern und Filmsequenzen wird nachgezeichnet, wie Parteien, Landesregierung, Universität Rostock, große Welt- und dubiose Kleinstfirmen in Mecklenburg-Vorpommern ein Eldorado der Agro-Gentechnik aufbauten.
Doch aus der vermutet widerstandslosen Region wurde ein bemerkenswertes Symbol für die Kraft des Widerstandes, in dem sich kreative Aktivist*innen, Umweltschützer*innen und Anwohner*innen gegen die scheinbare Übermacht verbündeten. Spektakuläre Bilder von Feldbesetzungen, O-Töne von Ohrenzeug*innen der nächtlichen Feldbefreiungen und Dokumente aus dem Inneren der Gentechnik-Seilschaften machen den Film zu einem bemerkenswerten Rückblick auf fast zehn Jahre Aufstieg und Fall der Agro-Gentechnik. Am Ende siegte, zumindest in Deutschland und vorläufig, der Widerstand - ein nicht alltägliches Ergebnis. Wie das kam, zeigt der Film am Beispiel von Mecklenburg-Vorpommern.
• Film "Aufstieg und Fall einer Patentlösung - Agro-Gentechnik in Mecklenburg-Vorpommmern" auf Youtube (Achtung: Stefan Raabs Filmproduktionsfirma versucht, den Film verbieten zu lassen – es kann daher sein, dass er auf Youtube gesperrt ist).
• Trailer zum Film
• Entstanden in der Projektwerkstatt. Buch, Regie und Schnitt: Jörg Bergstedt. Kamera: Michael Leitner und Andreas Winkler. Musik: Maximilian Bless, Sascha Ende und Christian Petermann (www.ende.tv) und aus dem Cayzland-Studio (www.cayzland-music.de).
• Download in HD-Auflösung (102 min)
• Download Langfassung (123 min)
• als DVD bestellen
Es gibt den Film auch als Vorführ-DVD "Aufstieg und Fall einer Patentlösung“, dann gleich mi drei MP4-Filmen im HD-Format. Solche höhere Auflösung ist besser geeignet für Veranstaltungen. Die DVD enthält:
• Den Film "Aufstieg und Fall einer Patentlösung" (102min)
• Den FIlm "Aufstieg und Fall einer Patentlösung" als Langfassung (123min)
• Die Ton-Bilder-Schau "Die Mischung macht's!" (108min)
Die DVD startet im Browserfenster des Computers. Die Filme liegen als MP4-Datei auf der DVD und sind auch einzeln anwählbar. Die DVD darf öffentlich vorgeführt werden. Der Kauf beinhaltet die Aufführrechte für alle nicht-kommerziellen Veranstaltungen.
Mehr Filme in Planung …
Die Filmschneideecke in Saasen, in der der Film entsteht, ist durch allerlei Spenden inzwischen einigermaßen gut ausgestattet. Was noch fehlt, ist eine hochwertige Kamera mit der Möglichkeit, externe Mikrofone anzuschließen. Entsprechende Buchsen müssen also vorhanden sein. Außerdem braucht es immer wieder Festplatten – so Filme sind ungeheuer speicherintensiv. IDE- oder SATA-Festplatten ab 100 GB sind weiter hilfreich. Ansonsten findet sich die Sachspendensuchliste immer unter www.projektwerkstatt.de/gesucht.
NEUES AUS DEN AGRO-SEILSCHAFTEN
Alles nur aus wirtschaftlichem Interesse
Sehr schön … wenn die Gentechnik-Seilschaften selbst zugeben, was Sache ist … aus einem Interview mit Tübinger Nobelpreisträgerin und Biologin Christiane Nüsslein-Volhard, auf: SWR, 25.3.2015
„Die zusätzlichen Gene, die da drin sind, haben nichts mit Nahrung zu tun, also die sind eigentlich nur, um die ganze Geschichte wirtschaftlicher zu machen ... Verbessert heißt: Wirtschaftlicher, also der Anbau ist wirtschaftlicher. Das ist das verbesserte daran.“
PRAKTISCHES
Die Kombination: Direkte Aktion und Aneignung
Alles, was Menschen tun oder von sich geben, ist beeinflusst durch die eigenen Ziele, Erfahrungen, Sichtweisen und Interessen. Das ist bei diesem Newsletter so – und überall. Insofern interpretieren Menschen selbst die Vorgänge unterschiedlich, wenn sie am gleichen Ort in das gleiche Geschehen eingebunden sind. Hinsichtlich der Wirksamkeit von politischem Protest ist daher immer richtig, dass genaue Voraussagen nicht möglich sind. Vieles spricht aber dafür, dass allein Appelle an die Mächtigen nicht reichen – egal ob sie über Demos, Überschriftenlisten oder die in Mode gekommenen Klicks auf vorgefertigte Massenmails abgesandt werden. Im Kampf gegen die Agrogentechnik, der 2012 immerhin dazu führte, dass es in Deutschland keine Felder mehr gibt, spielten direkte Aktionen an den Konfliktorten eine herausragende Rolle. Insofern wirkt zunächst seltsam, dass sie in vielen Rückblicken großer Verbände gar nicht erwähnt werden. Das ist aber erklärbar, weil die PR-Abteilungen der von hauptamtlichen Apparaten geführten Organisationen dafür sorgen, dass Text und Inhalt an das Interesse, Spenden zu akquirieren, angepasst werden. Neuestes Beispiel ist eine Beilage des Gen-ethischen Netzwerks zur „taz“ unter dem Titel „25 Jahre Widerstand“. Nur wenn es um eines gar nicht geht in dieser Veröffentlichung, dann um Widerstand. Vermeintlich wird die Geschichte des Agrogentechnikwiderstands dargestellt, aber Feldbefreiungen und –besetzungen tauchen in der Schrift schlicht gar nicht auf. Das ist umso überraschender, als das GeN hier seinen Ursprung hat – in der Vernetzung von Basisinitiativen und unter anderem Feldbesetzungen. Doch offenbar ist selbst die eigene Geschichtsschreibung bedarfsgerecht für die Spendenakquise im gut situierten Bildungsbürger_innentum optimiert. Unter dem Stichwort „Widerstand“ findet sich nur die Mitgliedschaft des GeN in einem Aktionsbündnis. Mehr nicht. Da braucht es absurderweise die Öffentlichkeitsarbeit der geschlagenen Gentechniklobby, die nicht müde wird, die kreativen und militanten direkten Aktionen als Hauptproblem zu brandmarken.
Allerdings ist das so oder so zu wenig. Aktion, die Konzernen und Regierungen bei ihrem Treiben wehtun, ist gut. Aber sie ist immer das Hinterherlaufen hinter Entwicklungen. Besser ist, gewonnene Kraft auch dafür zu nutzen, sich die Gestaltungsmittel in dieser Welt auf Dauer anzueignen. Beispiele:
• Versorgungsnetze aneignen: Wenn Strom- oder Wassernetze den Menschen gehören, können die selbst entscheiden, wie alles abläuft, welche Umweltgesichtspunkte berücksichtigt werden usw.: Keine ständiges Appellieren mehr an die Mächtigen, kein Zittern vor den Wahlen. Allerdings muss dazu auch wirklich eine Trägerstruktur gebildet werden, die eine Beteiligung der Menschen auf gleicher Augenhöhe garantiert. Kommunale Träger, in denen abgehalfterte oder über Korruptionsskandale gestolperte Politiker_innen untergebracht werden, sind das sicher nicht. Als jahrzehntelang bereits agierendes Vorbild können die Elektrizitätswerke Schönau dienen.
• SoLaWi: Für den landwirtschaftlichen Bereich geht die Idee der solidarischen Landwirtschaften in diese Richtung. Sicherlich ist das nur ein Anfang und noch immer sehr stark an Geldflüssen ausgerichtet – zumindest dann, wenn die Einteilung in Produzent_innen und Konsument_innen noch sehr klar ist. Trotzdem werden hier wichtige Lebensbereich dem Diktat von Markt und Konkurrenzdruck entzogen. Das schafft Freiräume für selbstbestimmte Gestaltung. Deshalb sei hier auch noch einmal eine deutliche Lanze dafür gebrochen, solidarische Landwirtschaften aufzubauen statt weiter in der Marktwirtschaft die bessere Welt zusammenkaufen zu wollen!
Schwarzstrafen – die Aktionskampagne für den Nulltarif in Bussen und Bahnen
Mensch glaubt es kaum: Mit bis zu einem Drittel aller Strafprozesse füllen Verhandlungen wegen "Schwarzfahren" in manchen Regionen die Strafgerichte - und ebenso hoch ist der Anteil von Menschen vor allem in Großstadt-Gefängnissen. Da wird deutlich, warum es beim Strafen geht: Um die Durchsetzung abstrakter Rechtsordnungen ohne Sinn und Verstand ... und um die Aufrechterhaltung eines Reichtumsgefälles mit seinen Folgen. Dabei ist die ganze Sache höchst ineffizient: Je nach Berechnungen fällt die Zahl zwar etwas unterschiedlich aus, aber ca. ein Fünftel aller Einnahmen für Fahrkarten müssen für das Fahrkartenwesen selbst ausgegeben werden (Automaten, Kontrolleur_innen, Kartendruck, Buchhaltung und all das Drumherum). Hinzu käme noch der Werbeetat, der wegfallen könnte, wenn es heißen würde: Freie Fahrt für alle Menschen! Weg mit den Fahrkarten! Wer macht mit?
Um diese Forderungen spektakulär einbringen zu können und gleichzeitig die Kriminalisierung von Schwarzfahrer_innen zu verhindern, ist die Aktion „Schwarzstrafen – offensives Fahren ohne Ticket: Für Nulltarif, gegen Knäste!“ gegründet worden. Dabei wird eine Lücke genutzt, die durch die Formulierung „Leistungserschleichung“ in Strafgesetzbuch entsteht: Schwarzfahren, welches offen sichtbar ist, ist keine Straftat (erhöhter Fahrpreis bleibt allerdings). Offen sichtbar ist es am besten mit Schild und Flyern. Will heißen: Politische Aktionen und straffreies Schwarzfahren in Bussen und Bahnen passen gut zueinander. Das könnte die Chance sein, Zigtausende von Menschen, die einfach bisher nur „normal“ schwarzfahren, dafür zu gewinnen, offen für Nulltarif und gegen die Kriminalisierung von Schwarzfahrer_innen einzutreten. Der strafwütige Staat hat nun begonnen, auch solche Leute vor Gericht zu stellen – aber so richtig voran kommt er damit nicht, denn auch das lässt sich wieder zu einer Aktion machen. Mehr Infos und hilfreiche Materialien (Schild, Flyer usw. zum Ausdrucken, Anträge für Gerichtsverhandlungen … sind unter www.schwarzstrafen.siehe.website zu finden).
ZUM NACHDENKEN
Ein Blick zum Himmel
Viele von Euch werden sicherlich schon die vielen Fotos mit den Kondensstreifen gesehen haben. Mitunter entsteht da am Himmel ein fast regelmäßiges Gitternetz. „Jetzt sprühen sie wieder …“, sagt dann vielleicht jemand in Deiner Nähe – oder Du sagst es selbst, weil Du die Sache auch glaubst. Sieht in der Tat frappierend aus wie absichtlich gemacht. Neulich gab es einen Tag mit solchem Gitternetz am Himmel direkt über der Projektwerkstatt. Da habe ich mir die Zeit genommen, mal zu beobachten, wie das entsteht. Das Ergebnis war erstaunlich simpel.
Ein Flugzeug fliegt über mich hinweg, ganz weit oben. Es hinterlässt den weißen Streifen und verschwindet in der Ferne. Irgendwann kommt das nächste und fliegt tatsächlich in einem gewissen Abstand zum letzten, inzwischen etwas unscharf (verwehten) Streifen des Flugzeuges davor. Aber halt: Fliegt es nicht doch auf der gleichen Route? Hat sich vielleicht der vorherige Kondensstreifen bewegt? Na klar: Da oben geht ein Wind. Der drückt den Streifen allmählich zur Seite. Da oftmals (um die Flugrouten auszuschöpfen) die Flugzeuge in mehr oder weniger ähnlichem Abstand fliegen, wird jedes Mal der Streifen um das etwas gleiche Stück verschoben, bis das nächste Flugzeug kommt. Ich achte jetzt darauf und kann das genau nachvollziehen. Ich sehe dann auch, dass je weiter seitlich ein Streifen ist, desto mehr verwaschener ist er – weil er vor längerer Zeit entstanden und inzwischen weit gewandert ist. Irgendwann kommt wieder ein scharfer Streifen: Die nächste Flugroute. Bei den kreuzenden Streifen sehe ich das gleiche – ein bisschen anders, weil der Wind sich da ja anders auswirkt. Eigentlich einfach – und ich hätte darauf schon selbst kommen können, dass die Gitternetze eigentlich logisch sind, wenn die Wetterlage dazu führt, dass die Streifen eine Weile bestehen bleiben. Es wäre eher überraschend, wenn es sie nicht gäbe …
Viele so einfache Erklärungen für das, was manche zu „Chemtrails“ erklären, enthält das Chemtrails-Handbuch – rundum empfehlenswert, wenn nicht der Macho Jörg Kachelmann ein sehr unqualifiziertes Vorwort geschrieben hätte. Der Rest entlarvt aber eine Fälschung nach der anderen bzw. erklärt das, was als unerklärlich definiert wird.
Apropos Vereinfachungen: Für meinen Vortrag/Workshop „Den Kopf entlasten“ hätte ich gern mal als Anschauung das Winkelement von Campact „CETA stoppen“ mit dem Monsanto-Motiv. Hat jemand so eine und kann mir die vermachen? Wäre nett …
TERMINE
Wer hat Lust auf weitere Veranstaltungen?
Gerne können weitere Vorträge, Workshops und Trainingsrundtouren geplant werden: Wer Lust auf eine Abendveranstaltung, ein Training/Seminar oder etwas anderes hat, darf sich gerne schon mal melden.
Besonders passend wären Termine in einer Region, wo schon Veranstaltungen feststehen … damit sich die Anreise lohnt und dann gleich ein paar Tage hintereinander dort etwas stattfindet. Vorausschau:
• Rund um den 25.7., Mitte August, ab 20.9. und um den 17.10. (nächste Termine der Anarchie-Vorlesungsreihe in Köln) in Nordrhein-Westfalen
• Vor dem 17.9. in und um Hamburg (besonderes Interesse: Zumindest einmal die Veranstaltung „Den Kopf entlasten“, da Anlass ein Gerichtsverfahren ist, in dem Holger Strohm einen kritischen Film über seine rechten und verschwörungstheoretischen Aussagen im Film „Friedlich in die Katastrophe“ verbieten lassen will) … auch vor dem 17.9. entlang der Anreise von Hessen nach Hamburg
• Rund um den 9.-11.10. in und um Kassel und weitere Umgebung
Ich empfehle (neben dem Film „Aufstieg und Fall einer Patentlösung“, der ja jederzeit überall gezeigt werden kann) drei neuere Themen, mit denen ich auch gerade immer wieder unterwegs bin:
• Ton-Bilder-Schau „Die Mischung macht's - erfolgreiche Strategien des Widerstandes (am Beispiel der Agrogentechnik)“
Wie lassen sich politische Auseinandersetzungen gewinnen? Am Beispiel der Agrogentechnik wird das anschaulich, doch die Ton-Bilder-Schau soll Handwerkzeug für alle politischen Themen und Aktionsfelder geben. Die Story: 2004 starteten Gentechnikkonzerne und Lobbygruppen eine neue Kampagne zur Durchsetzung ihrer Profitinteressen und zur Anlage von Feldern mit manipulierten Pflanzen. Ab 2005 entwickelte sich - wie schon Mitte der 90er Jahre - eine spannende Mischung des Widerstandes: Feldbefreiungen, Feldbesetzungen, Aktionen vor Konzernzentralen und -versammlungen, Recherchen hinter den Kulissen, brisante Veröffentlichungen und viele informative Veranstaltungen. Mit Erfolg: 2011 wurden die letzten Versuchsfelder in einer spektakulären Aktion zerstört. Monsanto, BASF & Co. kündigten ihren Abgang aus Deutschland an. Seit 2012 ist Deutschland gv-Felder-frei. Da lohnt sich der Rückblick: Was macht solche Widerstandsstrategien aus? Was lässt sich daraus für andere Kampagnen und Aktionen lernen, also für den Widerstand gegen Atom oder Kohle, Tierfabriken oder übergriffige Behörden, Nazis oder Sozialabbau, Militär oder Repression. Fotos, kurze Filme und ausgewählte Anekdoten machen die Ton-Bilder-Schau zu einer rasanten Erinnerung an vergangene Protestjahre - immer verbunden mit Tipps und Thesen für eine entschlossene Protestkultur überall. Am Ende besteht die Gelegenheit zur Debatte, Entwicklung eigener Ideen und für konkrete Verabredungen.
Form der Veranstaltung: Ton-Bilder-Schau (Power-Point, Audio, Filme) oder Workshop (ohne Beamer/Leinwand) ++ Notwendige Technik: Beamer, Leinwand, Lautsprecher (zum Anschluss an Laptop mit kleiner Klinke, also z.B. Computer-/Aktivboxen)
• Vortrag und Diskussion "Macht macht Umwelt kaputt"
Herrschaft bedeutet die Möglichkeit, Abläufe und Verhältnisse so regeln zu können, dass andere die negativen Folgen erleiden müssen. Umweltzerstörung basiert regelmäßig auf diesem Prinzip: Industrie und ihre Staaten graben in armen Regionen nach Energiequellen und Rohstoffen, transportieren schiffeweise Nahrungsmittel oder Holz zu sich und kippen den Müll wieder in die Peripherien zurück. Städte nutzen das Umland als Baufläche, Straßentrassen oder für Müllhalden. Die Natur zählt nichts, weil die Menschen in ihr still sind oder still gehalten werden. Wer Umwelt dauerhaft schützen will, muss daher die Machtfrage stellen. Doch was geschieht tatsächlich? Umweltverbände setzen auf Staat, Umweltpolizei, Gesetze und Firmen, um die Welt grün zu halten. Diese Schüsse gehen nach hinten los - schon seit Jahrzehnten. Nötig ist eine Umweltschutzstrategie, die die Menschen ermächtigt, ihr Leben wieder selbst zu organisieren - ohne Hierarchien und Privilegien. Nur ein Umweltschutz von unten ist ein wirksamer Umweltschutz. Infoseite: www.umwelt-und-macht.siehe.website
• Vortrag und Diskussion "Den Kopf entlasten: Kritik anti-emanzipatorischer Positionen in politischen Bewegungen"
Monsanto ist schuld. Nein, die Bilderberger. Quatsch, der Finanzkapital macht alles kaputt. Hinter allem stecken zwei Bankersfamilien. Europa wird immer mehr amerikanisiert. Geht doch gar nicht, weil Deutschland ohnehin von den USA besetzt ist. Oder gar nicht existiert ... So oder ähnlich klingen viele Erklärungsmodelle für die Ursachen empfundener Missstände. Was sie gemeinsam haben: Sie vereinfachen, verkürzen komplexe Herrschaftsanalysen und spielen mit den Mitteln des Populismus. Statt Menschen zu eigenständigem Denken und kritischem Hinterfragen anzuregen, wandeln sie Ohnmacht oder Empörung in billige Zustimmung - zwecks politischer Beeinflussung, Sammeln von AnhängerInnen und WählerInnen oder auf der Suche nach dem schnöden Mammon in Form von Spenden und Mitgliedsbeiträgen. Vor allem aber können sie gefährlich sein, wenn plumpe Feindbilder und verkürzte Ursache-Wirkungsketten zu einem Hass gegen Bevölkerungsgruppen führen, denen die Schuld für das Böse auf der Welt zugeschoben wird - der Antisemitismus ist nur ein Beispiel dafür, die Folgen sind bekannt.
Im Vortrag (bzw. Workshop) werden Prinzipien vereinfachter Welterklärungen benannt und dann Beispiele vorgestellt, über die jeweils auch kurze Debatten möglich sind. Abschluss ist eine 8-Punkte-Liste für skeptisches Denken. Infoseite: www.kopfentlastung.siehe.website
Weitere Themen unter www.vortragsangebote.siehe.website.
INFOS AUS DER PROJEKTWERKSTATT
25 Jahre Projektwerkstatt
Naja – ob mensch das feiern sollte? Ende November wäre es soweit. Vielleicht hat jemand Ideen? Noch ist nicht klar, ob das Jubiläum überhaupt beachtet werden sollte. Unsere ersten Gedanken und Ideen stehen auf dieser Seite.
In den letzten Wochen waren vermehrt wieder Menschen im Haus, die die Einrichtungen nutzten. Hoffentlich geht das so weiter, dass wieder mehr in Gang kommt. Im Prinzip ist der Laden ja gut in Schuss. Viele kleine Sachen stehen immer an oder werden als Sachspenden gesucht – Infos im Internet auf dieser Seite oder an den Pinnwänden im Haus. Teile der Zwischengebäude werden gerade grundlegend saniert. Die Gruppenküche bekommt eine neue Wandgestaltung und der Kleingruppenraum wir mit Lehmwänden und Wandheizung ausgestattet.
MATERIALIEN
SeitenHieb-Verlag startet etwas Neues: Drei Romane
Unsere Romane sind ein bisschen Science Fiction, aber nicht in klassischer Form einer zukünftigen Welt. Jedes Buch bietet Ausschnitte aus einem möglichen Alltag auf der Welt - heute, morgen oder ganz weit weg. Alle zusammen kosten 22 Euro.
Die Aliens sind unter uns (von Christoph Spehr)
Sie gehen nicht einkaufen. Sie kochen nicht, sie ziehen ihre Kinder nicht selbst groß, sie produzieren nichts, was man essen, anziehen, lesen oder anschauen kann. Dafür gibt es andere: normale Menschen eben. Und denen können sie ganz genau begründen, warum sie effizienter werden und den Gürtel enger schnallen müssen, warum alle mitmachen müssen, um den Planeten zu retten, den Standort, das Abendland oder was immer.
Christoph Spehr spürt die "Aliens" unter uns auf, in Regierungen und Konzernen genauso wie im Betrieb, in der Familie, in Schule und Universität. Er zeigt, wie in unserer Gesellschaft Macht ausgeübt und begründet wird - gerade dort, wo sie sich vernünftig, offen und demokratisch gibt. Spehr fordert eine "Politik der Autonomie", die sich nicht der immer besseren Verwaltung der Welt verschreibt, sondern Herrschaft abwickelt. Und er fragt, wie wir künftig mit den Aliens in uns selbst umgehen sollen. (Beschreibung auf Amazon) 320 S., Erschienen im Mai 2015.
10 Euro ++ ISBN 978-3-86747-054-4
Suizidalien (von Jörg Bergstedt)
Irene hatte für eine freie Welt gekämpft. Rückblickend war schon vieles besser geworden, aber Irene war nie zufrieden. Dann trafen sie mehrere Schicksalsschläge. Ihr Leben geriet aus den Fugen, sie schaffte es nicht mehr, sich neu zu motivieren. Um den Alltag zu vergessen, half sie nach und stürzte immer weiter ab. Mehrere Anläufe, sich wieder zu fangen, scheiterten. Dann hörte Irene von einer Neuerung in der sich weiter von den alten Herrschaftsstrukturen befreienden Welt: Es gab einen Ort, an dem Menschen ihrem Leben ein Ende setzen konnten – ohne Angst vor dem Sterben in einem angenehmen Umfeld. Zwei Jahre kämpfte Irene mit dem Gedanken und war zunehmend fasziniert von der Hoffnung auf ein würdiges Ende. Sie schlich mehrfach um das Gelände. Doch einen Einblick erhielt sie erst, nachdem sie sich entschloss, diesen Weg zu gehen. Der Roman schildert die letzten Stunden von Irene. Sie erlebt eine eingemauerte Welt mit Menschen, die nicht mehr zu verlieren haben, wo Macht oder Reichtum keinen Sinn mehr ergeben. Es werden die interessantesten Stunden im Leben von Irene. Nie zuvor lernte sie so viele Menschen neu kennen, führte so intensive Gespräche und entwickelte so kreative Ideen – jetzt, wo es nichts mehr nützte. Begleiten Sie Irene durch die letzten Stunden ihres Lebens und lassen Sie sich anstecken von dem, was Menschen miteinander machen, wenn sie nur noch sich selbst und wenige Tage Zeit haben. Erschienen im Mai 2015.
10 Euro ++ ISBN 978-3-86747-055-1
Hinter den Laboren (von Jörg Bergstedt)
Es ist ein alter Menschheitstraum: Nicht zu altern und nicht zu sterben. Mit einer bahnbrechenden Entdeckung in den Laboren der Spezialfirma BioGeronto scheint er Wirklichkeit zu werden. Doch Komplikationen treten auf. Die Technik wird teuer - und es bedarf der Forschung an Embryonen. Gesellschaftlicher Widerstand regt sich - üblicherweise kein Problem für die FirmenmanagerInnen. Denn soziale Bewegungen sind handzahm geworden. Doch diesmal verläuft die Sache anders. Die Branche gerät unter Druck - und macht Fehler. Laborbaustellen werden besetzt, dann zerstört. Die Polizei nimmt ihre GegnerInnen auch zu leicht. Und muss lernen. Eine Sonderkommission ermittelt. Das Drama nimmt seinen Lauf. Zwischen Spurensicherung, Vernehmungen, öffentlichen Debatten und Strippenziehen hinter den Kulissen der Finanzförderungen entwickelt sich ein Krimi der besonderen Art. Glauben Sie ja nicht, die phantastische Erzählung könnte nicht wahr sein. Erscheint ca. Juli 2015.
10 Euro ++ ISBN 978-3-86747-056-8
Und dann sind natürlich noch der Film „Aufstieg und Fall einer Patentlösung“ (siehe oben) und weiteres DVDs neu. Schau auf www.aktionsversand.siehe.website!
Kabrack!archiv – wer hat Lust z.B. einen Themenbereich zu übernehmen?
Die Bibliotheken und Themensammlungen der Projektwerkstatt gehören zu den umfangreichsten unabhängigen und selbstorganisierten Bewegungsarchiven. Hier stehen über 20.000 Bücher, ein besonderer Schatz aber sind etliche Kopien, Flugblätter, Zeitungstexte, unveröffentlichte Manuskripte zu vielen politischen Themen. Richtig gut nutzbar wären die aber nur, wenn sie wenigstens ab und zu ergänzt, durchsortiert und neue Infos eingeaktet werden. Und darum geht es: Wer hat Lust, an diesem Archive mitzuwirken? Das Ganze ist thematisch sortiert. Das macht es möglich, einen konkreten Themenbereich zu übernehmen, d.h. zu sortieren, zu gestalten, neue Materialien zu beschaffen, eventuell auch zu erfassen und mehr (also z.B. Gentechnik oder Landwirtschaft, Medizin, Umwelt-NGOs, Energiewende, Anti-Atom, Verkehr oder noch andere Themen … es sind viele da drin!!!). Bibliotheken und Archive würden dann zu einer bunten Kooperation mehrerer Leute, die einzelne Themen oder Bereiche übernehmen – vom Einsortieren über das Organisieren weiterer Materialien bis zur Gestaltung von Regalen, bei Interesse auch gerne den angrenzenden Flächen (mal eine Sitzhecke, eine Hängematte, ein Schreibtisch …). Ein paar Einblicke bietet die Seite www.projektwerkstatt.de/kabrack.
Umweltschutz-von-unten-Newsletter am 11.3.2015
(mit Nachrichten zu den Gentechnik-Seilschaften)Hallo,
Hauptthema dieses Newsletters sind die Aktionstage für einen Nulltarif im öffentlichen Personenverkehr vom 2.-5.3. - endlich mal wieder erfrischende Direct-Action mit erheblicherÖffentlichkeitswirkung (siehe Bericht unten). Leider haben nur sehr wenig Menschen mitgemischt, auch aus der Aktivist_innenszene hielten sich die meisten raus. Da ist ohnehin viel die Luft raus. Es wäre also Zeit, dass auch mal neue Leute aktivistischer werden. Wo seid Ihr?
Dazu passt der Protest gegen das TTIP. Ich hatte mich schon vor längerer Zeit mal kritisch zur Fokussierung auf dieses Thema geäußert, was einige Menschen befremdet hat. Seitdem beobachte ich das Geschehen aus gewisser Distanz - und möchte mich erneut äußern. Auch diesmal wieder kritisch. Ich bin auch ein bisschen enttäuscht,
dass aus dem relativen Erfolg des Gentechnik-Widerstandes offenbar kein Lernen erfolgt. TTIP steht für mich als Abkürzung für eine"Taktik zur Transformation politische Initiativen in eine Profi-Protestkultur". Aber dazu mehr, auch wenn ich hier - wieüblich - eine Außenseiterposition innerhalb politischer Bewegung beziehe.
Für alle, die Lust haben, kreative Aktionsformen zu lernen, gibt es gleich drei Möglichkeiten in den nächsten Wochen:
- 21./22. März: Direct-Action-Training in Stuttgart
- 28./29. März das gleiche mit Schwerpunkt Psychiatriekritik in Wasserburg
- 17.-19. April: Direct-Action-Training in Hildesheim
Außerdem führen Veranstaltungstouren Ende März nach Bayern, Ende April in den Norden und Westen sowie Anfang Mai in den Norden und Nordosten. Bei allen Touren sind noch Termine frei - wer hat Lust auf eine Veranstaltung?
Zu all dem mehr also nun mehr im Newsletter - noch dazu viele Nachrichten ... Gruß aus der Projektwerkstatt, Jörg
TOPTHEMA: „Schwarzfahren“ mit Kennzeichnung
Die Zusammenfassung: Schwarzfahr-Aktionstage vom 2. bis 5.3.2015
Direct-Action nach Bilderbuch: Mit einer 30-stündigen Aktionserie haben einige Aktivist_innen eine Debatte angezettelt um den Unsinn des Bestrafens von Schwarzfahrer_innen, von Fahrkarten überhaupt und gleich noch für eine andere Verkehrspolitik geworden. Start war in Kempten, es folgte eine erste Aktions-Zugfahrt nach München, dort Aktionen, Demos und ein Strafprozess. Die nachfolgende Aktions-Zugfahrt nach Frankfurt war am aufreibendsten, aber nötig. Denn am 3.3.ging es - wieder per Aktionszugfahrt - nach Gießen und dem Prozess dort. Richtig toll: Unabhängig organisierten Aktivist_innen abends eine weitere Aktionszugfahrt ab Göttingen. Nach einem Tag Pause folgte am 5.3.2015 in Gießen dann noch ein weiterer Strafprozess (erster Überblick über alles).
Der Hintergrund: Mobilität für alle & Nulltarif in Bussen und Bahnen - weg mit dem Autowahn!
Es ging von Anfang an um mehr als "nur" die Kritik an der Kriminalisierung des Fahrens ohne Ticket. So wurde auf dem dann während der Aktion genutzten Flugblatt (welches zeitlos ist, also bei Aktionen und z.B. auch beim offenen Schwarzfahren weiterhin eingesetzt werden kann). Dort wurde das gesamte Fahrkartensystem und überhaupt die Unterwerfung der Mobilität unter Kapitalzwänge kritisiert. Auszug:
• Wer sich kein Ticket leisten kann oder will, tut das oft aus Mangel an Geld. So sind die arm gehaltenen Menschen weniger unterwegs, leben sozial isolierter und sind in ihren Möglichkeiten erheblich eingeschränkt. Für Menschen mit sehr wenig Geld bleibt nur die Qual der Wahl zwischen Schwarzfahren oder dem Verzicht auf Fortbewegung.
• Wenn etwas richtig viel Geld verschwendet, dann das Fahrkartenwesen selbst. Ungefähr ein Fünftel der Einnahmen werden von Buchhaltung, Automaten, Preisberatung, Kontrollen und der Werbung für Fahrkarten aufgefressen. Dabei sind die Kosten für Gerichtsverfahren und Gefängnisse noch gar nicht mitgerechnet.
Fazit: Wenn Sie mit Ticket in einer Bahn sitzen, neben Ihnen jemensch schwarz fährt oder sein_ihr Ticket teilt, dann ist Ihr Fahrpreis dadurch nicht höher geworden. Stattdessen müssen Sie aber nicht die Kontrolleur _innen mitbezahlen, sondern den_die Kontrolleur_in.
Es geht auch anders! Wir fordern eine Abkehr vom Fahrkartenwesen. Mobilität ist Menschenrecht. Daher: Nulltarif für alle!
Fahrpreise halten Menschen davon ab, den öffentlichen Verkehr zu nutzen. Würden jedoch mehr Menschen Busse und Bahnen nutzen, müssten mehr Linien in dichterem Takt fahren – auch in abgelegene Bezirke und Regionen. Das wäre doch gut, oder? Das verbessert die Mobilität für alle. Und hat noch weitere Vorteile:
• Freiflächen und sichere Aufenthaltsräume in Dörfern und Städten verschwinden durch den massiven Autoverkehr. Wenn mehr Menschen mit Bussen und Bahnen unterwegs sind, könnten Tiere, Kinder oder Erwachsene viele der bisher für den Autoverkehr genutzten Parkplätze und Straßen zurückerobern als ruhige und kreative Spiel-, Flanier-, Erholungs- oder Gestaltungsräume direkt am Wohnort.
• Ob Millionär_in oder HartzIV – das Ticket von A nach B kostet für beide gleich viel. Ist das nicht völlig ungerecht? Mit einem Nulltarif können alle Menschen in gleicher Weise mobil sein.
Einen genauen Bericht über den Aktionsverlauf mit Links auf noch genauere Berichte findet Ihr unter ... angucken, genießen!
Wie weiter?
Viele weitere Aktionen sind möglich, unter anderem die Idee kleinerer Aktionsschwarzfahrten an verschiedenen Orten (z.B. bei einer Station einsteigen, flyern und informieren, wieder raus). Wie wäre es, wenn Leute, die sowieso schwarzfahren, das künftig mit Kennzeichnung, offensiv und mit Flyern machen? Und die, die vor Gericht stehen, daraus Aktionen machen? Wer beteiligt sich an einer Massenzeitung, die als bunter, inhaltsreicher Flyer überall eingesetzt werden kann?
Wo laufen noch Prozesse? Wer macht darauf Aktion? In Gießen gehen die beiden Prozesse ohnehin weiter. Für die Berufungsverhandlung ist auch schon der Folgetermin klar: Mittwoch, den 18.3., um 9 Uhr im Landgericht Gießen (Raum 15). Wieder die Konstellation Jörg B. gegen Richter Nink. Könnte sich also lohnen, obwohl der Angeklagte um den Blockupy-Aktionstag weiß. "Ich stelle einen Antrag, den Prozess abzukürzen, damit alle zumindest zu den Demos rechtzeitig ins nahe Frankfurt weiterfahren können - auch wenn ich die direkten Blockaden wichtiger finde", kündigt der Angeklagte an. Denn draußen auf der Straße gilt wie im Gerichtssaal: Wichtiger als Mitlatschen oder Zugucken ist Selbermachen! Sicher ist wohl auch: Es werden nicht die einzigen Prozesse bleiben - und am Ende dürften ohnehin Revisions- oder sogar Verfassungsgericht darüber entscheiden, ob provinzielle Richter_innen so einfach mit ihren Urteilen unter Strafe stellen können, wofür es keine gesetzliche Grundlage gibt. Unabhängig davon wäre es schön, die Kampagnen für Fahrkarten-Teilen, pinke Punkte, Nulltarife in Kommunen usw. wieder in Gang zu bringen. Die sind vielfach eingeschlafen. Kreative Aktionsformen können helfen, das Thema nochmals auf die politische Agenda zu bringen - als Ende des Nazi-§265a und als Beginn des Freifahrens in Bussen und Bahnen.
Alle Informationen, Gesetzestexte und -kommentare, Urteile und Studien zum Nulltarif unter www.schwarzstrafen.siehe.website!
Aktionen und Projekte
Zwei neue Veranstaltungsangebote zum Gentechnik-Widerstand
Die Ton-Bilder-Schau „Monsanto auf Deutsch“ ist Geschichte – fast alle Hauptdarsteller_innen sind besiegt: FINAB – aufgelöst. BioOK – aufgelöst. Biovativ – in der Restverwaltung von Kerstin Schmidt. Das BioSicherheits-Programm – weg. Seit 2013 wurde keine gv-Pflanze mehr ausgebracht. Da lohnt es sich, auf die Abläufe der vergangenen Jahre zu schauen. Denn der Erfolg, eine solche Technologie samt großen Konzernen und vielen ambitionierten Universitäten zu verdrängen, kann ja Hoffnung machen und Anregung sein für viele Kämpfe – sei es gegen das TTIP, gegen Massentierhaltung, Fracking, Braunkohle und vieles mehr. Ein abendfüllender Film und die neue Ton-Bilder-Schau mit dem Rückblick auf die Auseinandersetzungen seien empfohlen – auch und gerade allen, die aus dem Widerstand gegen die Gentechnik für ihre eigenen Themen Mut und Ideen entnehmen wollen.
1. Für einen spannenden Kino-/Filmabend: Film "Aufstieg und Fall der Agro-Gentechnik"
124 spannende Minuten über die Hintergründe der aufstrebenden, profitträchtigen Technik und den Widerstand dagegen. In Hunderten von Zitaten, Interviews, Bildern und Filmsequenzen wird nachgezeichnet, wie Parteien, Landesregierung, Universität Rostock, große Welt- und dubiose Kleinstfirmen in Mecklenburg-Vorpommern ein Eldorado der Agro-Gentechnik aufbauten. Doch aus der vermutet widerstandslosen Region wurde ein bemerkenswertes Symbol für die Kraft des Widerstandes, in dem sich kreative Aktivist_innen, Umweltschützer_innen und Anwohner_innen gegen die scheinbare Übermacht verbündeten. Spektakuläre Bilder von Feldbesetzungen, O-Töne von Ohrenzeug_innen der nächtlichen Feldbefreiungen und Dokumente aus dem Inneren der Gentechnik-Seilschaften machen den Film zu einem bemerkenswerten Rückblick auf fast zehn Jahre Aufstieg und Fall der Agro-Gentechnik. Am Ende siegte, zumindest in Deutschland und vorläufig, der Widerstand - ein nicht alltägliches Ergebnis. Wie das kam, zeigt der Film - am Beispiel von Mecklenburg-Vorpommern.
Alles weitere auf www.projektwerkstatt.de/filme.
2. Ton-Bilder-Schau „Gene, Gelder, Gegenwehr“
Mit viel Geld, der Power großer Konzerne und einem geberfreundlichen Staat im Rücken startete 1990 das Projekt, die Landwirtschaft weiter dem Diktat von Markt und Macht zu unterwerfen. Die neue Waffe: Gentechnik. Damit schienen Saatgutkontrolle und Patente möglich - der Traum aller, die Profite erhöhen und Kapital akkumulieren, also kapitalistisch erfolgreich sein wollen. Um ihr Ziel zu erreichen, schufen sie dubiose Firmenkonstrukte, platzierten ihre Leute überall in Behörden und Regierungen und vernetzten die wichtigen Stellen zu Seilschaften der Agrogentechnik. Doch diesmal gewannen sie nicht, zumindest in Deutschland nicht (was nicht reicht!). Denn schon Mitte der 90er Jahre udn dann wieder b 2005 entwickelte sich eine spannende Mischung des Widerstandes: Feldbefreiungen, Feldbesetzungen, Aktionen vor Konzernzentralen und -versammlungen, Recherchen hinter den Kulissen, brisante Veröffentlichungen und viele informative Veranstaltungen. Mit Erfolg: 2011 wurden die letzten Versuchsfelder in einer spektakulären Aktion zerstört. Monsanto, BASF & Co. kündigten ihren Abgang aus Deutschland an. Seit 2013 wächst keine gv-Pflanze mehr. Wie gelang das? Was lässt sich daraus für andere Kampagnen und Aktionen lernen - z.B. für den Widerstand gegen Atom oder Kohle, Tierfabriken oder übergriffige Behörden, Nazis oder Sozialabbau, Militär oder Repression. Fotos, kurze Filme und ausgewählte Anekdoten machen die Ton-Bilder-Schau zu einer rasanten Erinnerung an den Aufstieg und Fall der Agrogentechnik in Deutschland.
Mehr Infos und weitere Veranstaltungsthemen auf www.vortragangebote.siehe.website.
Mehr Filme in Planung …
Die Filmschneideecke in Saasen, in der der Film entsteht, ist durch allerlei Spenden inzwischen einigermaßen gut ausgestattet. Was noch fehlt, ist eine hochwertige Kamera mit der Möglichkeit, externe Mikrofone anzuschließen. Entsprechende Buchsen müssen also vorhanden sein. Außerdem braucht es immer wieder Festplatten – so Filme sind ungeheuer speicherintensiv. IDE- oder SATA-Festplatten ab 100 GB sind weiter hilfreich. Ansonsten findet sich die Sachspendensuchliste immer unter www.projektwerkstatt.de/gesucht.
NEUES AUS DEN AGRO-SEILSCHAFTEN
Polemik aus dem Gentechnik-Fanblock: „Wir haben es satt“ = PEDIGA???
Mit Nazi-Vergleichen sind die Gentechniklobbyist_innen ja geübt – mensch denke an die absurde Behauptung des Prof. Klaus Ammann, die Lage der Gentechniker_innen in Deutschland sei ähnlich der von Juden im Dritten Reich. Nicht viel besser war der Versuch, aus der Kritik profitgeleiteter Wissenschaft eine neue Variante der Bücherverbrennung zu basteln. Aktuell dienen die dumpfen bis braunen Pegida-Aufläufe für solche Niveaulosigkeiten. In einem Kommentar von Joachim Müller-Jung, seit 2003 Ressortleiter der FAZ für Natur und Wissenschaft heißt es (FAZ am 22.1.2014, www.faz.net/aktuell/wissen/verbot-der-gentechnik-pegida-in-gruen-ein-kommentar-13379736.html): „Die Großdemonstration zum Start der Grünen Woche in Berlin war das Pegida der Wissenschaft. Wut statt Vernunft, das hat auch dieser Marsch von Zehntausenden gegen Gentechnik, Intensivlandwirtschaft und Freihandelsabkommen gezeigt, ist ein lautes und ergo probates Mittel der Öffentlichkeitsarbeit. ... Nun kann man den Menschen sehr wohl ihre Meinung und ihre Verschwörungstheorien lassen, ohne gleichzeitig die Politik aus ihrer Verantwortung für die Wahrheit zu entlassen. Denn sie treibt damit ein doppeltes Spiel auf dem Rücken der Wissenschaft. Der Präsident der Royal Society, Nobelpreisträger Paul Nurse, hat die politische Rede gegen unpopuläres Wissen kürzlich als einen Mangel an Führungsstärke bezeichnet. Es ist mehr: die Feigheit vor den Fakten und die Kapitulation vor der Demagogie. Eine Bankrotterklärung der Aufgeklärten.“
Aktualisierte Übersicht über Seilschaften
Andreas Bauer-Panskus und Christoph Then haben zusammengetragen, was sich in den letzten Jahren Neues getan hat in den Gentechnik-Seilschaften – quasi ein Update zu „Monsanto auf Deutsch“. Die Veröffentlichung unter dem Titel „Der lange Arm der Industrie: Einflussnahme auf Forschung und Behörden in Deutschland im Bereich Gentechnik und Lebensmittelsicherheit“ kann unter www.testbiotech.org/sites/default/files/Langer_Arm_der_Industrie.pdf heruntergeladen werden. Wie bei den beiden Autoren üblich, ist die Schrift sehr empfehlenswert. Neue Namen werden benannt, während gescheiterte Existenzen wie Kerstin Schmidt sogar noch vom an Genehmigungsverfahren beteiligten BfR in die Gentechnikkommission gehievt wurden. Eine Mathematikerin, die Raps und Rüben nicht unterscheiden kann (siehe www.gentechnik-seilschaften.siehe.website) als Risikowissenschaftlerin – offenbar gibt es in der „Szene“ kein besseres Personal. Zusammenfassend meinen die Autoren: „Insgesamt ergab sich das Bild einer organisierten und zum Teil verdeckten Einflussnahme auf Behörden
und Forschung insbesondere im Bereich der Agro-Gentechnik. ...
Es zeigt sich, dass die Politik auch bei äußerst problematischen Personalien über Jahre hinweg nicht aktiv wird. Der gegenwärtige Zustand ist das Ergebnis einer regelrechten Tradition der institutionellen Verflechtung zwischen Behörden und industrienahen Einrichtungen in Deutschland. Dabei scheint sich die Bundesregierung auf den Standpunkt zu stellen, dass man Interessenkonflikte am besten einfach verleugnet. Ähnlich wie dies im Umfeld der Tabakindustrie über Jahrzehnte hinweg üblich war (siehe zum Beispiel Kyriss et al., 2008; Grüning et al., 2012), hat sich hier eine gewisse Selbstverständlichkeit im distanzlosen Umgang mit den Interessen der Industrie entwickelt, eine Überprüfung der Unabhängigkeit findet oft nicht statt. Damit leistet die Bundesregierung einem äußerst bedenklichen Zustand Vorschub: Die vielfältigen Verflechtungen weisen darauf hin, dass die Industrie über verschiedene Institutionen versucht, systematisch Einfluss auf Behörden, Forschung und Risikobewertung zu nehmen.
Die beschriebenen Netzwerke nehmen Einfluss auf die Forschungspolitik, die Risikoforschung, die Durchführung von Forschungsprojekten, die Entscheidungsfindung in der Politik und die öffentliche Meinung. Gleichzeitig hat der Einfluss der Industrie über Drittmittel-Projekte auch an den Universitäten in den letzten Jahrzehnten deutlich zugenommen. Heute dominiert daher die Sichtweise der Industrie in der Diskussion über Gentechnik-Risiken. Dies gibt Anlass zur Sorge, dass beispielsweise eine kritische Untersuchung der Risiken gentechnisch veränderter Pflanzen erheblich be- bzw. verhindert wird. Damit haben Politik und Gesellschaft keine ausreichende Basis, um Chancen und Risiken des Einsatzes der Agro-Gentechnik wirklich abzuwägen.“
Leider fehlen wieder alle Hinweise auf „Monsanto auf Deutsch“ als Quelle. Wer von den Geldern der Obrigkeit lebt, spielt halt nicht gern mit den Schmuddelkindern …
Gentechnikverbreitung weltweit
Burkhard Roloff vom BUND Mecklenburg-Vorpommern schickte den folgenden Text – danke sehr!
Die Lobbyagentur ISAAA (International Service for the Acquisition of Agri-Biotech Applications) hat ihren Bericht über die weltweiten Gentech-Anbauzahlen für das Jahr 2014 herausgegeben (s. Anhang). Der jährlich erscheinende Bericht wird von der Gentech-Industrie finanziert. Da keine Quellen genannt werden, sind die in den Berichten aufgeführten Zahlen nicht überprüfbar. Unabhängige Statistiken zum Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen stehen bisher kaum zur Verfügung, da viele Länder den Anbau von Gentech-Pflanzen nicht gesondert erfassen.
Damit ihr die neuen Zahlen besser einordnen könnt, habe ich sie zu den geeigneten Gesamtgrößen in Bezug gesetzt.
• Weltweiter Gentech-Anbau: Die ISAAA vermeldet für das Jahr 2014 insgesamt eine Gentech-Anbaufläche von 181 Millionen Hektar. Bezogen auf die weltweite landwirtschaftliche Nutzfläche von rund fünf Milliarden Hektar sind das etwa 3,6 Prozent. Bezogen auf die weltweite Ackerfläche von rund 1,4 Milliarden Hektar sind das etwa 12,9 Prozent. Wie in ihrem letzten Bericht spricht die ISAAA von 18 Millionen Gentech-Landwirten. Bezogen auf 2,6 Milliarden Landwirte weltweit (Weltagrarbericht 2009) sind das nur rund 0,7 Prozent.
• EU-weiter Gentech-Anbau: Genau wie im letzten Jahr wuchs die einzige Gentech-Pflanze mit einer EU-Anbauzulassung - der MON810-Mais - in Spanien, Portugal, Tschechien, Rumänien und der Slowakei. Im Jahr 2014 sollen es insgesamt rund 143.000 Hektar gewesen sein. Bezogen auf die landwirtschaftliche Nutzfläche der EU sind das 0,08 Prozent. Bezogen auf die EU-Ackerfläche sind das 0,13 Prozent. Das Gros der Gentech-Pflanzen wuchs wieder in Spanien (131.538 ha, 92%) und Portugal (8.542 ha, 6%). Dort lagen im Jahr 2014 rund 98 Prozent der EU-weiten Gentech-Anbauflächen. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Gentech-Anbaufläche um vier Prozent geschrumpft. Die ISAAA nennt in ihrem Bericht nur die Gentech-Anbauzahl für Spanien. Mute Schimpf (Friends of the Earth Europe) hat eine tabellarische Übersicht mit den Gentech-Anbauzahlen für die EU erstellt. Die Zahlen beruhen auf offiziellen Regierungsangaben. Eine deutsche Fassung findet ihr im Anhang. Aber auch diese Daten können kein genaues Abbild der Wirklichkeit liefern, da sie lediglich auf Schätzungen beruhen. Einige Länder berechnen ihre Gentech-Anbauflächen, indem sie bei den Saatgut-Verkäufern die Verkaufszahlen des Gentech-Saatguts abfragen. In Spanien geht man davon aus, dass Landwirte für die Bestellung eines Hektars 85.000 Saatkörner benötigen.
Was ist mit RTDS?
Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hat in einem Bescheid vom 5. Februar 2015 einen mit Hilfe von kurzen Abschnitten synthetischen Erbguts (Oligonukleotiden) entwickelten sogenannten RTDS-Raps der Firma Cibus als - nicht als Gentechnik im Sinne des Gentechnikgesetzes - eingestuft. Dadurch könnten jetzt entsprechende herbizidresistente Pflanzen ohne Sicherheitsprüfung und Kennzeichnung angebaut werden. Gegen diesen Bescheid legen zahlreiche Organisationen und Unternehmen Widerspruch beim BVL ein. Zudem veröffentlichen sie ein gemeinsames Forderungspapier und appellieren an Landwirtschaftsminister Schmidt, die Freisetzung zu stoppen. Sie befürchten eine unkontrollierte Ausbreitung der Pflanzen in der Umwelt und warnen vor einer Aushöhlung des EU Gentechnikrechtes.
„Verfahren, bei denen künstliches Erbgut zur Manipulation der Gene von Pflanzen oder Tieren ein ge setzt wird, sind nach EU-Recht eindeutig als Gentechnik einzustufen. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit muss seinen Bescheid, in dem es einen herbizidresistenten Raps der Firma Cibus nicht als Gentechnik einstuft, zurücknehmen - aus Vorsorgegründen und zum Schutz der gentechnikfreien konventionellen und ökologischen Land- und Lebensmittelwirtschaft. Raps kreuzt in der Natur sehr schnell aus und kann seine Eigenschaften an andere Kulturpflanzen und Wildkräuter weiter geben, aber auch selbst zum Unkraut werden. Diese manipulierten Pflanzen sind weder kontrollierbar noch rückholbar. Landwirtschaftsminister Schmidt muss umgehend handeln“, sagt Annemarie Volling von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) e.V. im Namen der Verbände und Betroffenen.
RTDS steht für „Rapid Trait Development System“ und gehört zur so genannten ODM-Technik, der Oligonukleotid-gerichteten Mutagenese. Hier werden sehr kurze Abschnitte der Erbsubstanz (DNA) synthetisch im Labor nachgebaut und mit zusätzlichen Eigenschaften versehen - zum Beispiel einer Herbizidresistenz. Diese kurzen syntheti sierten DNA-Abschnitte (Oligonukleotide) werden in die Zellen eingeschleust. Die Pflanzenzelle wird dabei veranlasst, die eigene DNA-Sequenz dem fremden Vorbild anzupassen, wodurch es zu einer Veränderung der pflanzlichen DNA an der gewünschten Stelle kommen soll. Der genaue Mechanismus ist noch unverstanden. Es hat bisher weder eine systematische Sicherheits- und Risikobewertung der Technik, noch der damit erzeugten Pflanzen stattgefunden. Gemäß der EU-Richtlinie 2001/18 sind Technologien zur Veränderung des Erbgutes, bei denen DNA außerhalb des Organismus aufbereitet wird und zur Veränderung der Genetik in die Zellen eingeführt wird, als Gentechnik einzustufen.
Die den Widerspruch einlegenden Organisationen und Unternehmen fordern den zuständigen Minister auf, das BVL zur Aufhebung des Bescheids anzuweisen. Gemeinsam fordern sie von der Politik die Stär kung des in der EU gültigen Vorsorgeprinzips. Eine umfassende Sicherheitsprüfung und Kennzeichnung für Pflanzen und Tiere, deren Erbanlagen mit Hilfe von sogenannten Oligonukleotiden verändert wurden, ist sicher zu stellen. Zudem muss in der EU der Anbau von herbizidresistentem Raps grundsätzlich verboten werden. (siehe auch unter www.abl-ev.de/themen/gentechnikfrei/hintergruende-positionen.html)
Wer regelmäßig Nachrichten aus der Agrogentechnik-Welt haben will, kann auf dem Nachrichtenportal www.keine-gentechnik.de nachsehen und/oder den GMwatch-Newsletter beziehen, den es auch als deutsche Übersetzung gibt. Mehr unter www.gmwatch.org/index.php?domain_id=35&/news/newsletter-subscription.
ZUM NACHDENKEN: TTIP
Es ist unheimlich. Niemand weiß so richtig, was in dem Vertrag stehen wird. Und was kann mensch dagegen schon tun? Alles unklar und keine konkreten Aktionsideen - das ist der Stoff, aus dem in heutiger Zeit die prägenden politischen Kampagnen entstehen: Angst und Ohnmacht formen eine Empörung ohne eigene Handlungsoptionen. Professionelle Bewegungsagenturen nutzen das aus und präsentieren sich als Rettung – gesetz dem Fall, dass genügend Menschen Geld spenden und so die scheinbar handlungskompetenten Apparate mit ihren aufgeblähten Hauptamtlichenbüros sichern. Damit verschärft sich, was ohnehin gerade läuft: Handlungsfähige Basisinitiativen lösen sich mehr und mehr auf oder werden zu reinen Zuarbeits-Vereinen für die Hauptamtlichenapparate namens Campact, Umweltinstitut und andere. Die klassischen Umwelt-NGOs, von den modernen Massenmail-Agenturen ein wenig abgehängt, hecheln hinterher und bauen ihre Strategien nun ebenfalls auf diese Arbeitsweise um. Ziel ist hier nicht (mehr), die Menschen zum Widerstand zu ermutigen oder gar zu schulen (wer macht das eigentlich noch?), sondern Herden bereitwilliger Spender_innen aufzubauen und zu unterhalten, damit der Euro rollt. Keine Frage: Hier wächst zusammen, was zusammen gehört. Denn die Masse der Menschen ist müde, ausgebrannt, fühlt sich ohnmächtig – zumindest die, die länger dabei sind. Die jüngeren Aktiven sind oft ohnehin auf Internetklicks fixiert und in ihrem Leben gewöhnt, nicht selbst die Dinge zu organisieren und bei Bedarf auch zu ändern. So entsteht ein Geben und Nehmen im doppelten Sinne: Die einen geben Geld – richtig viel Geld -, welches in den riesigen Hauptamtlichenapparaten versickert. Aber es wirkt auch umgekehrt, denn die Spender_innen bekommen auch etwas von Campact, Umweltinstitut & Co. – nämlich das gute Gefühl, trotz Wenig- oder Nichtstuns aktiv zu sein: Durch Spenden, Unterschreiben, Klicken. Vermeintliche Erfolgsmeldungen aus den Bewegungsagenturen erhalten dieses gute Gefühl. Insofern ist es tatsächlich Geben und Nehmen: Geld zahlen, dafür gutes Gefühl bekommen.
Für den Widerstand ist das fatal – und TTIP ist eine Extremform dieser Entwicklung. Das Thema ist für den beschriebenen Trend bestens geeignet, weil ohnehin niemand recht weiß, worum es überhaupt geht und wie mensch aktiv werden könnte. Also bleibt nur: spenden, Veranstaltungen machen, die Massenmails der irgendwie schlauer wirkenden und sich so darstellenden Hauptamtlichenapparate weiterleiten (am besten 10x über alle möglichen Mailverteiler – viel hilft bestimmt viel …) – und ansonsten die eigene Ohnmacht und Handlungsunfähigkeit kultivieren. Ach, was waren das noch für anstrengende Zeit, als wir gegen Genfelder, Tierhaltungsanlagen, Autobahnen, Stromtrassen oder für eine Entprivatisierung von Wasser- oder Energienetzen stritten. Als wir uns dem Castor entgegenwarfen oder eine Abschiebung verhinderten. Davon ist viel vorbei – und TTIP ist ein Sargnagel beim Tod handlungsfähiger Bewegung.
Doch Ohnmacht ist nicht das einzige, was die Debatte um das TTIP auslöst und dem Umbau politischer Bewegung in einer Hauptamtlichen-Spenden-Logik fördert. Die inhaltliche Unbestimmtheit bietet den optimalen Humus für vereinfachte Welterklärungen aller Art. Als die Debatte aufkam, wurde vor allem mit der Angst „argumentiert“, dass die tollen EU-Standards durch die schlechteren US-Standards verdrängt würden. Das ist nicht nur falsch (z.B. das Haftungsrecht ist im angloamerikanischen Rechtsraum viel schärfer), sondern schildert auch das Ziel des TTIP völlig falsch. Es geht um eine Machtverschiebung zugunsten der Konzerne und auf Kosten der Menschen. Ob es europäische oder US-Konzerne sind, die dann davon profitieren, ist völlig egal. Doch das ist offenbar zu kompliziert. Antiamerikanismus zieht in Deutschland mehr. So verteilte Campact auf der diesjährigen Demo „Wir haben es satt!“ industriegefertigte Fahnen (in einem Land billig gedruckt, mit dem Deutschland ein Freihandelsabkommen hat???) mit zwei Symbolen, die als Monster Angst schüren sollten: Monsanto und der Dollar. Das ist primitiver Antiamerikanismus … die Menschen haben die Fahnen massenweise geschwungen.
Der Protest gegen das TTIP wird aus zwei Gründen die Debatte noch lange prägen. Erstens ist es das gefundene (Spenden-)Fressen für die modernen Bewegungsführungen. Sie können große Massen von Menschen zu bereitwilligen Melkkühen machen. Vorbei ist das Zeitalter, wo sie sich Bedrohungen durch vermeintliche Neuzulassungen von Genpflanzen ausdenken mussten, um die dadurch schockierten Menschen zum Spenden zu animieren. Ja, wirklich, ihr habt euch nicht verlesen: Campact, Umweltinstitut und andere sind derart geldgierig, dass sie sich Bedrohungen manchmal auch ausdenken, um an euer Geld zu kommen. Dummerweise haben sie damit auch noch Erfolg und kaum jemand wird auf Demos wie „Wir haben es satt!“ so bejubelt wie die Leute, die mit Panikmache, Erfindungen und professioneller Inszenierung eigener (vermeintlicher) Erfolge die Spendengelder locker machen – euer Geld! TTIP steigert das ins Unendliche: Ihr habt gar keine eigene Aktionsmöglichkeit, die großen Hauptamtlichenapparate erscheinen euch als Rettung. Das lässt die Kasse klingeln.
Zweitens aber ist gerade die Unbestimmtheit von TTIP gut für die hohe Akzeptanz des Protestes dagegen. Denn wir leben im Zeitalter der vereinfachten Welterklärungen. TTIP passt nicht nur zum weit verbreiteten Antiamerikanismus, sondern auch zu den sich ausbreitenden Behauptungen über Weltverschwörungen, neue Weltordnungen usw. Nicht, dass die Mächtigen in Nationen, Institutionen, Konzernen und den sie überlagernden Seilschaften untätig herumsitzen. Natürlich basteln sie an allen möglichen Strategien, noch mehr auszubeuten, noch mehr zu kontrollieren, noch mächtiger und reicher zu werden. Das ist der Impuls eines Systems, welches (fast) alle Menschen dazu zwingt, sich konkurrierend gegen andere durchzusetzen und aus Geld mehr Geld zu machen. Dass dieses System existiert und die Mächtigen genauso antreibt wie uns, ist aber sehr breit akzeptiert und wird kaum kritisiert. Die meisten derer, die diesen Text lesen, sind unterstützender Teil dieses durch und durch unmenschlichen Systems. Deren Nutznießer_innen aber dürften sich freuen, dass wir uns immer mehr mit absurden Gerüchten über die neue Weltordnung beschäftigen. Völlig egal ist, ob die stimmen oder nicht – es macht uns ohnmächtig. Es gibt da keine Handlungsoptionen. Wir können nur denen Geld spenden, die uns versprechen, uns zu retten. Dummerweise sind die dann Teil des ewigen Spiels um mehr Profit und werden nach immer Geld streben (hier: Spenden) – da sind Campact, Greenpeace, BUND und andere nicht anders als Karstadt, Daimler, BASF oder Tupperware. TTIP passt wunderbar in das Gedankenmodell der Verschwörungen, denen wir ohnmächtig gegenüber stehen. Und in diesem Sinne, perverserweise, ist unser ohnmächtiger Hass auf „die da oben“ genau das, was „die da oben“ brauchen. Wir machen uns selbst zum Kaninchen vor der Schlange. TTIP nimmt uns die letzte Kampffähigkeit. Dabei müssen wir nicht aufhören, auch gegen solche Konzernmachtübernahmen zu kämpfen. Aber wir müssen wieder lernen, dass politische Aktion am Konkreten das Symbolische angreift. Gegen den Castor, weil wir eine andere Energiepolitik wollen. Gegen den konkreten Knast vor Ort, weil uns Strafe und Disziplinierung nicht gefallen. Gegen die Genehmigungsbehörde oder das konkrete Genversuchsfeld, weil uns die Landwirtschaftspolitik nicht passt. Usw. Der Widerstand gegen das TTIP ist, wenn er so weiterläuft wie bisher, eine weitere Beerdigung handlungsfähiger Bewegung – und der weitere Ausbau geldgeiler Hauptamtlichenapparate in Berlin, Hamburg, Verden, München oder sonst wo.
Umweltschutz-von-unten-Newsletter
(mit Gentechnik-Seilschaften-Nachrichten) – verfasst am 10.10.2014Hallo,
zwei Veranstaltungstouren des Herbstes sind schon rum – einmal durch Niedersachsen, einmal durch Sachsen (mit Abstecher nach Berlin). Im Mittelpunkt standen Aktionstrainings, rundherum gab es Workshops und Vorträge. Nur noch einmal war die Ton-Bilder-Schau „Monsanto auf Deutsch“ dabei, hätte aber fast den Besucher_innenrekord einer Abend-Einzelveranstaltung (bisher: Kammerstein 2009 mit 180 Menschen) geknackt. 165 waren in Höckendorf nahe der berühmt-berüchtigten Weißeritz dabei.
Die nächste Tour führt in den Süden, zunächst in Kempten (react!OR, Frühlingsstr. 17):
• Fr, 31.10. um 20 Uhr: Ton-Bilder-Schau "Die Mischung macht's - erfolgreiche Strategien des Widerstandes am Beispiel der Agrogentechnik"
• Sa, 1.11. 15 Uhr: Vortrag und Diskussion "Macht macht Umwelt kaputt"
• Sa, 2.11. 20 Uhr: Vortrag und Diskussion "Den Kopf entlasten: Kritik anti-emanzipatorischer Positionen in politischen Bewegungen"
Danach folgt ein Training zu kreativen Protestformen ("Direct Action" besonders für Landwirt_innen, aber offen auch für alle anderen Interessierten): So, 3., und Mo, 4.11. auf einem Hof nahe Bad Grönenbach (jeweils ab 10 Uhr bis ca. 17 Uhr, Näheres per Mail an muhlinger@t-online.de oder 08334-307).
Danach geht es weiter Richtung Münchener Raum (der 5.11. ist noch frei … wer hat Interesse an einer Abendveranstaltung?). Am 6.11. läuft „Fiese Tricks von Polizei und Justiz“ in München (mal ein anderes Thema, aber ebenso rasant vorgetragen wie „Monsanto auf Deutsch“).
In diesem Newsletter gibt es wieder einige Nachrichten und Aktivitäten zu Umweltschutzprojekten mit emanzipatorischem Anspruch – oder Kritik, wo dieser fehlt. Auch Blicke hinter die Seilschaften z.B. der Gentechnik fehlen nicht.
In der Projektwerkstatt beginnen außerdem Mitte November wieder Seminare und Veranstaltungsreihen zu unterschiedlichen Themen. Sehr spannend und zum Thema passen:
21.-23.11. in der Projektwerkstatt in Saasen (Kreis Gießen): Artgerechte oder keine Tierhaltung?
Eine genauere Beschreibung und die weiteren Termine finden sich unten im Terminkalender.
AKTIONEN UND TERMINE HERBST/WINTER 2014
Die Kampagne "Kein Patent auf Leben!" ruft noch einmal zu einer Demonstration zu Brokkoli und Tomate auf. Es geht dabei um die letzte Entscheidung der Großen Beschwerdekammer, ob konventionell gezüchtete Pflanzen (und Tiere) patentierbare Erfindungen sind. Das Europäische Patentamt mag keine Beteiligung der betroffenen Menschen. Sie möchten unter sich entscheiden. Bitte kommt gerade deshalb und zeigt, dass die Entscheidung uns alle betrifft, die Landwirte und die Verbraucher.
Die Entscheidung wird für alle zukünftigen Patente auf Pflanzen (und Tiere) gelten.
Montag, 27. Oktober 2014, 9-17 Uhr: Europäisches Patentamt, Erhardtstr. 27, Bob von Benthem Platz 1 ++ Weiteres
Militante Tierrechtler_innen
Vor einigen Wochen berichtete die ZEIT über das Milieu der militanten Tierrechtler_innen. Ein Teil der Recherche war die Suche nach Delikten aus der Szene. Mehr als 2.000 Straftaten sollen sie in den vergangenen zehn Jahren in Deutschland verübt haben. In keinem Verfassungsschutzbericht tauchen diese Taten bosher auf. Darum hatte die ZEIT Bekenner_innenschreiben, Blogs, Szene-Magazine, Dokumente von Sicherheitsbehörden sowie Nachrichten in Lokalzeitungen durchforstet. Alle Daten flossen in eine Datenbank über die Anschläge von Animal Liberation Front & Co. ein. Jetzt zeigt ZEIT ONLINE erstmals alle bekannten Taten der vergangenen fünf Jahre in einer interaktiven Karte. Sollte eine Aktion vergessen worden sein, kann diese vertraulich an den anonymen Briefkasten der Zeitung geschickt werden.
MEHR PROJEKTE
Filme
Schon über die Hälfte fertig ist nun der Dokumentarfilm "Aufstieg und Fall der AgroGentechnik in Mecklenburg-Vorpommmern". Mein Plan ist, im November die Vorabfassung fertigzustellen. Die kann dann auch schon angeguckt werden – aber noch nicht öffentlich oder nur mit dem Hinweis, dass es eine Vorabfassung ist und jedes Angucken dazu dient, die Fehler herauszufinden und zu notieren. Wer Lust dazu hat, kann sich gerne melden. Ab Dezember sollte der dann öffentlich vorführbar sein – Termine können gerne schon geplant werden. Es wird dann eine DVD und eine Internetfassung geben. Ein Ankündigungstrailer ist schon zu bestaunen – aber das ist nicht mehr als der Anfang.
Die Filmschneideecke in Saasen, in der der Film entsteht, ist durch allerlei Spenden inzwischen einigermaßen gut ausgestattet. Was noch fehlt, ist eine hochwertige Kamera mit der Möglichkeit, externe Mikrofone anzuschließen. Entsprechende Buchsen müssen also vorhanden sein. Außerdem braucht es immer wieder Festplatten – so Filme sind ungeheuer speicherintensiv. IDE- oder SATA-Festplatten ab 100 GB sind weiter hilfreich. Ansonsten findet sich die Sachspendensuchliste immer unter www.projektwerkstatt.de/gesucht.
NEUES AUS DEN AGRO-SEILSCHAFTEN
TTN wirbt für Agrogentechnik
Das Bundesforschungsministerium hat 25 Jahre lang die Entwicklung der Agrogentechnik finanziert – getarnt unter dem Label „Biosicherheit“. Nur wenige Versuche dienten tatsächlich diesem Ziel, das meiste war Produkt- oder Methodenentwicklung. Nun ist eine Broschüre erschienen, in der die Ergebnisse zusammengefasst werden. Wenig überraschend die Gesamtbilanz: „Gentechnisch veränderte Pflanzen zeigen im Vergleich zu konventionell gezüchteten kein höheres Risiko für Umweltbeeinträchtigungen“ (www.transgen.de/aktuell/1795.doku.html). Wer sich die Broschüre bestellt, entdeckt etwas Interessantes: Das verzweifelte Vorwort stammt aus der Propagandastelle TTN von Evangelischer Kirche und Uni München. Es enthält den Aufruf dazu, politische Meinungen aus den Zulassungsverfahren rauszuhalten. Im Wortlaut: "Biologische Sicherheitsforschung findet sich in einer paradoxen Grundsituation wieder. Zum einen erfüllt sie ein gesellschaftliches Bedürfnis: Sie prüft an konkreten Szenarien viel diskutierte Risiken einer Technologie und stellt ihre Resultate – beispielsweise auf der Website bioSicherheit.de – transparent und in einer für den interessierten Bürger verständlichen Art und Weise dar. Zum anderen
finden die Erkenntnisse der Sicherheitsforschung gentechnisch veränderter Pflanzen jedoch nur bedingt Niederschlag in der gesellschaftlichen Auseinandersetzung wie auch in den politischen Entscheidungsprozessen. Im Besonderen nimmt die Öffentlichkeit die Risiken der Grünen Gentechnik als bedrohlicher wahr als es die Ergebnisse der biologischen Sicherheitsforschung tatsächlich nahelegen würden. ... In der Diskussion sind verschiedenste sozioökonomische Kriterien, wenngleich dies ein heikles Unterfangen ist. Im Kontext der gesetzlich regulierten Zulassungsentscheidung von gentechnisch veränderten Pflanzen können sie keinen Platz haben, da eine Zulassungsentscheidung nicht an unbestimmte Kriterien geknüpft werden darf." Das TTN sitzt in München und organisiert von dort Schriften, Seminare, Veranstaltungen und Predigten pro Agrogentechnik.
FINAB aufgelöst
„Diese Internetseite ist abgeschaltet“ steht auf dem Bildschirm nach Aufruf von www.finab.de. Dahinter steckt das komplette Ende des mecklenburg-vorpommerschen Lobbyverbandes. Nicht viel anders auf www.bio-ok.com: „This website is shut down.“ Nur bei www.biovativ.de ist noch die stark veraltete Seite zu erreichen. Damit gilt: Die Strukturen verschwinden tatsächlich! Übrig bleiben Unis, globale Konzerne und einige mehr – aber die Tarnfirmen und in Deutschland agierenden Dienstleister sind durch den Protest offenbar vernichtend, im wahrsten Sinne des Wortes, geschlagen.
Monsanto warnt vor sich selbst
Eine Meldung vom empfehlenswerten Informationsdienst Gentechnik (www.keine-gentechnik.de/news-gentechnik/news/de/29808.html): „Eine Studie, an der Mitarbeiter von Monsanto beteiligt waren, warnt, beim Anbau von Gentechnik-Soja des Agrochemie-Konzerns könne es zu unerwünschten Effekten kommen. Eine in Nord- und Südamerika auftretende Schädlingsart könne sich dadurch besser verbreiten. „Unsere Ergebnisse sollten als Alarm interpretiert werden, dass der Befall mit S. eridania auf Feldern mit Bt-Sojabohnen zunehmen kann“, schreiben die Forscher.
Bt steht für Bacillus thuringiensis. Die Sojapflanzen haben mittels Gentechnik ein Gen des Bakteriums eingebaut bekommen und sondern dadurch ein Gift ab, das Insekten töten soll. Bei der Falterart Spodoptera eridania klappt das aber offenbar nicht so wie geplant. Sie gedeiht prächtig auf der Gentech-Soja „Intacta“, die nicht nur ein Gift produziert, sondern auch noch gegen das Herbizid „Roundup“ immun ist.“
Bringt das TTIP die Gentechnik nach Europa?
Viele Dinge sind erst skandalös, wenn sie aus den USA kommen. Das hat selten Gründe in der Sache als solches, sondern in der anti-amerikanischen Stimmung, die weit verbreitet ist. So auch mit dem TTIP. Zig solcher Freihandelsabkommen haben Deutschland und die EU schon geschlossen – gekümmert hat es nur wenige. Nun steht das mit den USA an – und schon regt sich viel Widerstand. Unberechtigt ist der nicht, denn Freihandelsabkommen bergen große Probleme. Sie sind eine Art Ermächtigungsgesetz für Konzerne. Sie sind intransparent und zeigen, dass Grenzen für alles geöffnet werden, was dem Kapital dient, während Menschen sich nicht frei bewegen können auf dieser Welt.
Aber es ist falsch, ein Freihandelsabkommen als Übernahme Europas durch die USA zu kritisieren. Denn es sind die Konzerne beider Seiten, die profitieren. Ebenso ist falsch, dass durch das TTIP die Gentechnik von den USA nach Europa kommt. Denn: Da ist sie längst. In der EU sitzen mehr weltweit agierende Gentechnik-Agrokonzerne als in den USA. Am meisten: In Deutschland (auch wenn sie wegen des Widerstandes nicht mehr im Land selbst agieren). Etliche EU-Länder fördern die Gentechnik sehr stark. Das TTIP würde all das stärken. Es ist unter anderem deshalb ein schweres Geschütz des Kapitalismus gegen die Menschen. Aber es ist keine feindliche Übernahme der EU durch die USA. Hier gilt, was auch bei vielen anderen Fragen wichtig ist: Analytisch und skeptisch denken. Kritik muss die Strukturen und Hintergründe durchdringen und darf nicht platten Vorurteilen oder Weltvereinfachungen dienen.
Aus "BLACKROCK beherrscht BAYER" in: Stichwort Bayer 4/2014 ++ Quelle
BAYERs Aktionärsstruktur hat sich in den Zeiten des forcierten Finanzkapitalismus stark verändert. [...] Die meisten Aktien erwarb der Finanzinvestor BLACKROCK. Auf rund 30 Prozent beläuft sich der Anteil des 1988 gegründeten US-amerikanischen Vermögensverwalters am BAYER-Grundkapital. Damit es nicht so auffällt, hat er den Kuchen in zumeist ca. 5-Prozent großen Stücken auf Unter-Gesellschaften wie BLACKROCK GROUP LIMITED, BR JERSEY INTERNATIONAL HOLDINGS oder BLACKROCK INTERNATIONAL HOLDINGS verteilt. Auf eine vergleichbar hohe Prozentzahl kommt BLACKROCK bei DAIMLER, ALLIANZ und BASF. Auch an anderen DAX-Unternehmen ist die Gesellschaft noch beteiligt. Ihre US-amerikanischen Investitionen erstrecken sich unter anderem auf APPLE, MICROSOFT, GENERAL ELECTRIC und GOOGLE sowie die beiden Rating-Agenturen STANDARD & POOR’S und MOODY’S. Damit entwickelte BLACKROCK sich zum größten Vermögensverwaltungskonzern der Erde.
BASF drängt mit eigener Gentechnik-Spritzmittel-Kombination auf den Markt
Vom Gen-ethischen-Netzwerk kommt ein neues Faltblatt zu BASF. Titel: „Aus den Augen aus dem Sinn?“ Darin wird über Dicamba und Imidazolinone berichtet – zwei Herbizide, gegen die Pflanzen mit gentechnischen Methoden resistent gemacht wurden. So beteiligt sich BASF am Ringen um die Nachfolge des Monsanto-Paket „Roundup Ready“, welches wegen dem ausgelaufenen Glyphosat-Patents verdrängt werden kann und aus kommerziellen Gründen sicher auch soll.
WEITERE NACHRICHTEN ZUR AGROGENTECHNIK
Komplizierte Wirkungsweisen von Genen machen Risikoforschung zweifelhaft
Auf telepolis fand sich ein spannender Artikel über das Problem, dass sich Wirkungen von Genen nicht sicher voraussagen und folglich auch nicht messen lassen: „Durchaus kritisch äußerte sich dahingegen Dr. David Williams, ein angesehener Zellbiologe in der Augenforschung, der ebenfalls an der UCLA lehrt. Beim Pushen der grünen Gentechnik wäre viel "naive Wissenschaft" beteiligt gewesen, so Williams sinngemäß. Vor dreißig Jahren hätte man nicht gewusst, dass das Genom reagiert, sobald man ein Gen einbringt. Heute wüsste aber jeder, der in diesem Bereich forscht, dass das Genom nicht statisch wäre. Eingebrachte Gene könnten aus verschiedenen Gründen transformiert werden und das könnte auch noch Generationen später geschehen, erklärte Williams gegenüber Scientific American. Man müsste deshalb sehr wohl davon ausgehen, dass auch potenziell toxische Pflanzen durch Testreihen rutschen könnten.“
Liberale EU-Abgeordnete empfiehlt deutlich stärkere Gentechnik-Verbote
Gefunden hier:“ Anders als die Minister will die Liberale nicht nur Verbote einzelner Gentechnik-Pflanzen (z.B. ein bestimmter Mais von Pioneer oder eine Soja von Monsanto), sondern auch generelle Anbaubeschränkungen ermöglichen. Ries schlägt außerdem weitere Gründe vor, die zur Begründung von Anbauverboten herangezogen werden könnten. Zudem sollen die Verbote insgesamt rechtssicherer werden, dazu sollen sie im Umweltrecht der EU verankert werden. Die Minister hatten hingegen das Binnenmarktrecht vorgeschlagen.“
Der letzte Gentechnikfilz- und erste Umweltschutz-von-unten-Newsletter
– verfasst am 7.7.2014Hallo,
der Gentechnik-Newsletter ist tot –es lebe der Umweltschutz-von-unten-Newsletter. Das hat mehrere Gründe. Zum einen ganz persönliche: Die jahrelange Kampagne gegen die Agrogentechnik mit den Recherchen hinter den Kulissen der Seilschaften, mit Vorträgen, Seminaren und mehr, dazu die vielen Aktionen, ein halbes Jahr Knast, die Anfeindungen aus Gentechniklobby und Umweltschutz-Eliten gleichzeitig – all das schlaucht. Ich mag Wiederholungen nicht. Daher musste ich im letzten Jahr mit dem Schwerpunkt auf das Thema aufhören, bevor ich ganz ausgebrannt war. Welch Glück, dass es mit dem zweiten Grund zusammenfiel.
Zum zweiten nämlich können die direkten Aktionen an und um Felder mit gentechnisch veränderten Organismen ebenso deutschlandweit ruhen wie die gegen die Infrastruktur. Denn Felder gibt es im Moment nicht, und vom AgroBioTechnikum über die BioTechFarm bis zu Förderprogrammen der Marken BioSicherheit oder ForPlanta ist alles eingestellt. Ohne Aussicht auf Profit aber passiert in dieser Gesellschaft nicht mehr viel. Das ist kein Ruhekissen. Kapitalist_innen und Eliten bleiben immer in den Startlöchern, stets zum Sprung bereit, wenn Posten, Einfluss oder Profit in Aussicht stehen. Trotzdem ist es richtig, die Kraft und die Erfahrungen nun für andere, genauso wichtige Themen zu nutzen.
Der dritte Grund ist mir aber der wichtigste. Ich fand es immer falsch, das Thema Agrogentechnik aus dem Kontext herauszureißen. Ist Massentierhaltung gut, wenn sie gentechnikfrei geführt wird? Fällt der Regenwald umweltfreundlicher um, wenn hinterher gentechnikfreies Soja angebaut wird? Die Verkürzungen, die hinter der Idee gentechnikfreier Landwirtschaft standen und stehen, sind fatal. Darum möchte ich aus dem Gentechnik-Newsletter einen erweiterten Newsletter zu Fragen des emanzipatorischen Umweltschutzes machen. Dazu passend habe ich ja auch die Veranstaltung „Macht macht Umwelt kaputt“ im Angebot und schon einige Male gemacht. Demnächst gibt es da auch einen Mitschnitt der Veranstaltung am 2. Juni auf Schloss Tonndorf (inzwischen hier hochgeladen).
Also … dieses ist das letzte Mal ein Newsletter zu Gentechnik – und die Ankündigung des Newsletters „Umweltschutz von unten“. Passend dazu auch schon ein paar Infos zu Umweltthemen … Ich hoffe, wir lesen, hören und sehen uns … vielleicht schon am kommenden Wochenende, wo das erste Klimacamp dieses Jahres startet (in Hohenmölsen, mit Demonstrationen in Weißenfels und an den Tagebauen südlich Halle/Leipzig). Ich bin auf jeden Fall da … wer noch?
WIDERSTAND, AKTIONEN, PROJEKTE: SOMMERCAMPS 2014
11.-13. Juli im mitteldeutschen Braunkohlerevier: Klimacamp
Die Tagebaue südlich von Halle und Leipzig sind etwas vergessen. Es gibt nur wenig Protest. Wir wollen das ändern. Vom 11. bis 13. Juli soll es drei Tage lang Aktionen geben. Der Freitag (11.) ist mehr regional gedacht, aber auch schon offen für alle. Es gibt dort ein Programm mit Workshops und Vorträgen – alles in Hohenmölsen (siehe www.klimacamp.eu).
Samstag und Sonntag sollen dann mit Aktionen und Besichtigungen der Tagebaue sowie der betroffenen Orte gefüllt sein. Das bietet die Chance für alle, die von weiter weg kommen, z.B. entlang der Stromtrasse Richtung Süden (entlang der Grenze zwischen Thüringen und Sachsen, dann durch Bayern bis kurz vor Augsburg). Denn der Strom der dort fließen wird, kommt aus den Braunkohlekraftwerken, die hier südlich von Halle und Leipzig die Landschaft zerfressen, das Grundwasser verdrängen, die Luft mit Feinstaub, CO2 und vielem mehr belasten. Um 11 Uhr ist für alle, die Sa/So kommen, in Weißenfels der Auftakt mit einer Demo gegen die geplante Braunkohlestromtrasse durch den Thüringer Wald bis nach Bayern. Danach geht es zu den Tagebauen und nachmittags zum Imbiss in Röcken im Pfarrgarten bei der Nietzsche-Gedenkstätte (mit Führung, wenn erwünscht – auch die Gedenkstätte würde dem Tagebau weichen müssen. Abends ist ein Workshop zu alternativen Energien angesetzt. Im Mittelpunkt bleiben aber vor allem Aktionen, Besichtigungen der riesigen Braunkohlelöcher und Begegnungen mit den Betroffenen vor Ort. Übernachtungsgelegenheiten mit Isomatte/Schlafsack sind unbegrenzt vorhanden. Anmeldung und Infos über die Internetseite (wo nicht alle Programminfos eingefügt wurden – also nicht irritieren lassen).
Weitere Camps in diesem Sommer
• 26.7.-3.8. in Borschemich am Tagebau Garzweiler: Klimacamp 2014
• 6.-10.8.in Asendorf bei Nienburg: Aktionscamp gegen Tierfabriken
• 8.-17.8. in Potsdam (FreiLand, ): 4in1-Kongress zum Umweltschutz, Tierrechten und direkter Aktion
• 9.-16.8. bei Kiel: Campen gegen Atomkraft
MEHR PROJEKTE
Ankündigung des Films "Aufstieg und Fall der AgroGentechnik in Mecklenburg-Vorpommmern"
Ca. im Herbst soll der Film über die Seilschaften in und den Widerstand gegen die Agrogentechnik am Beispiel Mecklenburg-Vorpommerns fertig werden. Es ist der zweite Versuch, die schon über ein Jahr alten Aufnahmen zu einem Film zusammenzubringen. Der erste scheiterte am Versagen der Technik. Nun soll es in der neuen Filmschneideecke der Projektwerkstatt wieder vorangehen. Ein Ankündigungstrailer ist schon zu bestaunen – aber das ist nicht mehr als der Anfang: www.youtube.com/embed/MVGB4PLqtfk. Um in Zukunft besser und schneller auch Filmprojekte verwirklichen zu können, braucht die Filmschneideecke in Saasen noch einige technische Verbesserungen. Von dieser Seite (Sachspendensuchliste der Projektwerkstatt) stammt der Ausschnitt dazu:
• RAM-Bausteine für Computer: vor allem DDR2 ab 2 GB (1066/800/667/533 non-ECC, un-buffered)
• RAM-Bausteine für Notebooks, vor allem DDR2 ab 1,5 GB mit 800er Taktung und DDR1 ab 1 GB (PC 2700, 333mhz, 2,5 Volt)
• Weitere gesuchte RAMs siehe auf dieser Seite
• Prozessor für AM3-Sockel (z.B. AMD Athlon II, Sempron 1xx-Serie, AMD Phenom II)
• Festplatten für S-ATA- oder IDE-Anschluss) ab 100 GB
• Flachbildschirme mit VGA- oder DVI-Anschluss
Freispruch für Feldbefreiung in Frankreich
Es stand bei Zeit-Online am 14.5.2015: „Im Berufungsprozess um die Zerstörung von 70 gentechnisch veränderten Rebstöcken auf einem Versuchsfeld im Elsass hat das Berufungsgericht in Colmar alle 54 Angeklagten freigesprochen. Die Genehmigung für diese Versuchsfeld durch die Pariser Regierung sei "illegal" gewesen, stellte das Gericht am Mittwoch fest. Daher sei die Zerstörung der Rebstöcke im August 2008 kein Delikt gewesen.“
NEUES AUS DEN GENTECHNIK-SEILSCHAFTEN
Kein Themenzentrum Gentechnik auf den DLG-Feldtagen 2014
Letztes Mal (2012, weil es nur alle zwei Jahre stattfindet) stand da noch das fette Werbezelt, wo ich Filmaufnahmen machen wollte, aber alle wegliefen. Dieses Jahr war nichts mehr im Programm angekündigt. Auch hier also ein Verlust an Infrastruktur der Gentech-Lobby.
Seilschaften zwischen Bauernfunktionär_innen und Bonzen
Nicht mehr ganz frisch, aber trotzdem nachgereicht … Topagrar vermeldete am 18.9.2013: „Wie die Agrar- und Ernährungswirtschaft mit der Interessenvertretung in Spitzenverbänden und in der Politik verknüpft ist, soll eine aktuelle Studie der Grünen verdeutlichen. Dipl.-Ing. agr.Veikko Heintz hat dazu eine Netzwerkbetrachtung angefertigt.“ ++ Studie
Einsamer Kämpfer: Rehberger
Hat eigentlich jemand was von Kerstin Schmidt gehört? Oder Karl-Heinzkogel, Uwe Sonnewald & Co? Nicht mehr viel los da … doch, einer kämpft noch: Horst Rehberger, Hans Dampf in allen Gentechnikgossen. Sein letztes Meisterwerk: Ein Brief am 10.6.2014 im Schadenersatzprozess wegen dem zerstörten gv-Weizenversuchsfeld in Gatersleben. Muss mensch selbst lesen, hier die schönsten Zitate: „Anlass fur den anhängigen Rechtsstreit ist die dreiste Anmaßung der sechs Beklagten, irn Wege des Faustrechts und damit in krimineller Art und Weise das Gnindrecht der Forschungsfreiheit der Wissenschaftler des Klägers im Falle des Winterweizen-Freisetzungsversuches außer Kraft zu setzen und dabei auch einen großen materiellen Schaden anrichten zu dürfen. Keiner der Beklagten ist selbst ein studierter Biologe oder gar Wissenschaftler. Die Beklagten bilden sich vielmehr ein, indem sie Ammenmärchen glauben und Angstparolen folgen, besser als jeder Wissenschaftler sach- und fachkundig Fragen der Gentechnik beurteilen zu können und sich deshalb über Recht und Gesetz hinwegsetzen zu dürfen.“
WEITERE NACHRICHTEN ZUR AGROGENTECHNIK
Datenbank zu GVO in Europa
Nur wenige gentechnisch veränderten Pflanzen dürfen in Europa angebaut werden – und das auch nicht in allen Ländern. Ganz anders sieht es auch bei der Zulassung für den reinen Handel oder von Lebensmitteln und Futtermitteln. Da gibt es jede Menge zugelassene Sorten, nicht nur etliche landwirtschaftliche Pflanzen, sondern z.B. auch Zierblumen. Die Propagandaseite pro Agrogentechnik (ursprünglich mal von kritischen Verbraucher_innenverbänden gegründet, aber dann sanft eingekauft) namens „Transgen“ bietet ein Abfrageformular, mit dem sich herausfinden lässt, was alles zugelassen ist oder war. Die Datenbank findet sich hier, eine Infoseite beim Umweltbundesamt Österreich informiert ebenfalls.
Die nächsten Veranstaltungstouren
Es soll auch mit „Touren“ weitergehen – jeweils gern als Mischung von Ton-Bilder-Schauen, Workshops und Trainings. Wer Lust hat, einen Abend oder Tag zu organisieren, sollte sich melden …
In Planung:
- Ende September/Anfang Oktober durch Niedersachsen Süden (Anfragen bisher: Direct-Action-Training auf einem Bauernhof irgendwo zwischen Oldenburg und Ostfriesland; Vorträge in Buchholz und Hildesheim)
- Mitte Oktober durch Sachsen, bislang stehen: 14.10. in Döbeln (Näheres folgt) Vortrag und Diskussion "Macht macht Umwelt kaputt" ++ 15.10. in Höckendorf (Sachsen, Näheres folgt): Ton-Bilder-Schau "Monsanto auf Deutsch - Seilschaften zwischen Behörden, Forschung und Gentechnikkonzernen"
- Anfang November durch den Süden (Anfragen bisher: Direct-Action-Training auf einem Bauernhof im Allgäu)
Wer hat Lust auf weitere Veranstaltungen?
Ob in nächster Zeit oder dann wieder im Winterhalbjahr: Wer Lust auf eine Abendveranstaltung, ein Training/Seminar oder etwas anderes hat, darf sich gerne schon mal melden.
MATERIALIEN
Neue DVD "Die Mischung macht's!" ... Richtwert 7 Euro
Professioneller Mitschnitt der Veranstaltung "Die Mischung macht's - erfolgreiche Strategien des Widerstandes am Beispiel der Agrogentechnik" (3.4.2014 in Bayreuth, Referent: Jörg Bergstedt ). Er enthält gut 1,5 Stunden spannende Rückblicke auf den Aufstieg und Fall der Agrogentechnik Deutschland. Seit 2013 gibt es kein Feld mit GVO mehr: Was macht solche Widerstandsstrategien aus? Und was lässt sich daraus für andere Kampagnen und Aktionen lernen - z.B. für den Widerstand gegen Atom oder Kohle, Tierfabriken oder Schlachthöfe, Nazis oder Sozialabbau, Militär oder Repression. Fotos, kurze Filme und ausgewählte Anekdoten machen die Ton-Bilder-Schau zu einer rasanten Erinnerung an vergangene Protestjahre. Am Ende folgen Thesen für eine entschlossenere Protestkultur auch zu anderen Themen.
Die DVD kann auch öffentlich vorgeführt werden. Der Kauf beinhaltet die Aufführrechte für alle nicht-kommerziellen Veranstaltungen. ISBN im SeitenHieb-Verlag 978-3-86747-068-1 (108min)
Neues Buch „Gentechnik und Macht“
Nummer 5 und 6 der kleinen Bücher zu Theoriethemen sind erschienen – und eines heißt „Gentechnik und Macht“. Es ist ein kleines Büchlein mit Texten und Zitaten zum Zusammenhang von Herrschaft und gentechnischer Manipulation an Nutztieren und -pflanzen. Im Mittelpunkt steht die Kritik an Saatgutkontrolle, Patenten und Ingenieursmethoden im Sozialen. Ebenso beleuchtet werden die spendenorientierten Strategien von Umweltverbänden, Grünen und anderen, die auf Herrschaftsanalyse und deshalb in gefährliche Argumentationen abrutschen. Das Büchlein hat 64 Seiten und kostet 3 Euro.
Unter den ersten vier der Buchreihe waren zudem schon zwei zu Themen, die eng mit „Monsanto auf Deutsch“ verbunden sind und auch jeweils 3 Euro kosten.
• Den Kopf entlasten: Sog. „Verschwörungstheorien“: Woher kommen sie? Was bewirken sie? Und was ist von ihnen zu halten?
11.9., Bilderberger, BRD GmbH, das böse Finanzkapital, Chemtrails, Zinsen - das und mehr taucht auch in politischen Debatten immer wieder in Form verkürzter Weltanalysen auf. Das Büchlein erklärt die Funktionsweise solcher Mythen, was an ihnen nützlich und was gefährlich ist. Etliche vereinfachte Welterklärungen werden vorgestellt und gezeigt, wo sie fälschen oder vereinfachen. Gegenbelege sind aufgeführt. Zum Schluss gibt es Tipps zum skeptischen Denken.
Ab 3 St.: 2,50 Euro, ab 10 St.: 2 Euro. Quadratisch 15x15cm, 76 S.. ISBN 978-3-86747-064-3
• Macht und Umwelt: Über den Zusammenhang von Herrschaft und Umweltzerstörung
Texte und Thesen zur Verknüpfung von Herrschaft und Umweltzerstörung. Es zeigt sich, dass machtförmige Verhältnisse gleichzeitig die Voraussetzung wie auch das Mittel der rücksichtslosen Aneignung von Rohstoffen, Land und allen anderen Lebensgrundlagen ist. Natur und Mensch sind die Faktoren, die zum Zwecke von Herrschaftsausbau und -sicherung sowie ständigem Profit ausgebeutet werden.
Ab 3 St.: 2,50 Euro, ab 10 St.: 2 Euro. Quadratisch 15x15cm, 64 S. ISBN 978-3-86747-060-5
Der neue Newsletter
Das Thema Agrogentechnik soll nicht verschwinden, aber im Kontext von Umweltfragen, Alternativen in der Landwirtschaft usw. betrachtet werden. Daher bleibt der Verteiler zur Gentechnik erhalten und bekommt fortan den neuen Umweltschutz-von-unten-Newsletter. Wer das nicht will oder, falls noch nicht für den Newsletter angemeldet, kann sich an- oder abmelden– per Formular auf www.gentechnik-seilschaften.siehe.website oder Mail an saasen@projektwerkstatt.de.
Kabrack!archiv – wer hat Lust z.B. auf den Bereich zu Gentechnik???
Die Bibliotheken und Themensammlungen der Projektwerkstatt gehören zu den umfangreichsten unabhängigen und selbstorganisierten Bewegungsarchiven. Hier stehen über 20.000 Bücher, ein besonderer Schatz aber sind etliche Kopien, Flugblätter, Zeitungstexte, unveröffentlichte Manuskripte zu vielen politischen Themen. Richtig gut nutzbar wären die aber nur, wenn sie wenigstens ab und zu ergänzt, durchsortiert und neue Infos eingeaktet werden. Und darum geht es: Wer hat Lust, an diesem Archive mitzuwirken? Das Ganze ist thematisch sortiert. Das macht es möglich, einen konkreten Themenbereich zu übernehmen, d.h. zu sortieren, zu gestalten, neue Materialien zu beschaffen, eventuell auch zu erfassen und mehr (also z.B. Gentechnik oder Landwirtschaft, Medizin, Umwelt-NGOs, Energiewende, Anti-Atom, Verkehr oder noch andere Themen … es sind viele da drin!!!). Bibliotheken und Archive würden dann zu einer bunten Kooperation mehrerer Leute, die einzelne Themen oder Bereiche übernehmen – vom Einsortieren über das Organisieren weiterer Materialien bis zur Gestaltung von Regalen, bei Interesse auch gerne den angrenzenden Flächen (mal eine Sitzhecke, eine Hängematte, ein Schreibtisch …). Ein paar Einblicke bietet die Infoseite zum Archiv. Also los … wer Lust hat, eine Themenecke zu übernehmen, an einer mitzuwirken oder auch über das „große Ganze“ des Archivs und der Raumgestaltung nachzudenken, sollte sich melden – gerne auch mit Wünschen, an welchen Themen Interesse besteht.
In den Jahren davor gab es regelmäßig einen Newsletter zu den Gentechnik-Seilschaften. Hier ist das Archiv all dieser Texte ...