QUEER  THEORY AND POLITICS
EIN NEUESKONZEPT DER GESCHLECHTLICHKEIT -
MIT THEORETISCHERUND GESELLSCHAFTSPOLITISCHER BEDEUTUNG

Im „alten Denken“ werden die sexuellen Orientierungender Menschen in ein „Entweder-Oder“-Schema gepreßt. Die „Homosexualität“und die „Heterosexualität“ setzt beide gegeneinander in einen Bezug.

• Scheinbar sind beide gleichberechtigt. Wodurch entstand diese Zweiteilung? Irgendjemand hat sich herausgenommen, zwei Kästchen hinzustellen und jeden einzelnen Menschen in einen davon einzusortieren. Woher kommt die Macht dazu? Scheinbar sind die Kästen gleichberechtigt, aber ihre Existenz, das Recht, Menschen auf diese Weise einzuteilen, wird nicht mehr hinterfragt. Durch das Aufstellen der Kästen hat sich die dahinter steckende Macht verhüllt. Als Denkgewohnheit schleppen wir sie in vielen Fällen sogar mit uns selbst herum... Die Dekonstruktion solcher Gewohnheiten; die Erkenntnis, daß die Kästen von jemandem hingestellt worden sind - ist eine wichtige Erkenntnis. Wir können dadurch die dahinterstehenden Interessen als (bewußte oder unbewußte) Machtinteressen erkennen.
• Was das eine ist, ist das andere gerade nicht. Dadurch wird eins über das andere definiert. Homosexuell ist, was nicht heterosexuell ist. Daß dies nicht oft andersherum gedacht wird, kennzeichnet die eben erwähnte reale Ungleichheit. Für die Homosexualität bedeutet diese Identifikation als „nicht heterosexuell“ auf jeden Fall die Definition über ein Fehlen, etwas Mangelndes, eine Negation - impliziert eine Unvollständigkeit und anerkennt nicht die eigenständige Qualität dessen, was gemeint ist.

Diese Punkte tauchen nicht nur bei der Einteilung sexueller Orientierungen auf, deshalb hat ihre Problematik einen allgemeinen Charakter. Wir sollten darauf achten, wo uns Ähnliches begegnet ...