Projektwerkstatt Saasen

(SELBST-)ORGANISIERUNG: TIPPS FÜR ALLTAG UND POLITIK

Kritik an NGOs und sozialen Bewegungen


1. Hierarchieabbau und Kreativmethoden in politischer und Bildungsarbeit
2. Kritik an NGOs und sozialen Bewegungen
3. Selbstorganisierung

Den Kopf entlasten: Kritik an vereinfachten Welterklärungen
"Monsanto ist schuld ... Nein, die Bilderberger ... Quatsch, das Finanzkapital macht alles kaputt ... Hinter allem stecken zwei Bankierfamilien ... Europa wird immer mehr amerikanisiert ... Geht doch gar nicht, weil die BRD ohnehin von den USA besetzt ist ... oder gar nicht existiert ... zumindest sollen die vielen Flüchtlinge Deutschland kaputt machen, das ist alles geplant ..."
So oder ähnlich erklären Reichsbürger, Chemtrailsgläubige, AfD, USA- und Israelhasser die Ursachen empfundener Missstände. Was sie gemeinsam haben: Sie vereinfachen, verkürzen komplexe Herrschaftsanalysen und spielen mit den Mitteln des Populismus. Statt Menschen zu eigenständigem Denken und kritischem Hinterfragen anzuregen, wandeln sie Ohnmacht oder Empörung in billige Zustimmung. Mit plumpen Feindbilder und verkürzten Ursache-Wirkungsketten stacheln viele zum Hass gegen unerwünschte Bevölkerungsgruppen, denen die Schuld für das Böse auf der Welt zugeschoben wird - der Antisemitismus ist nur ein Beispiel dafür, welche Folgen das haben kann.
Der Referent hat sich einige Zeit in solchen Gruppen umgeschaut. Er benennt Prinzipien vereinfachter Welterklärungen und stellt Beispiele vor, über die jeweils auch kurze Debatten möglich sind. Den Abschluss bilden praktische Tipps für skeptisches Denken. Infoseite: www.kopfentlastung.siehe.website

Mehr Infos:

Einleitung auf der Kulturseite zum Bericht "Jörg Bergstedt widmete sich in Gießen den Verschwörungstheoretikern", in: Gießener Anzeiger, 3.11.2017
Es ist gar nicht so einfach, sich einen kritischen Blick auf die Welt zu bewahren, und es macht im Zweifel einsam. Denn der Wunsch nach einfachen Lösungen und eine klare Zweiteilung der Welt in Gut und Böse ist offenkundig, über alle Lagergrenzen hinweg weitverbreitet und scheinbar nicht auszurotten. Jörg Bergstedt hat es trotzdem versucht und zu einer Art "Hate-Slam" der Verschwörungstheorien ins Antiquariat Guthschrift eingeladen.


Layoutmaterial (größeres Bild: Klicken oder Rechtsklick-->"Speichern unter ...")
Mehr Infos, Texte und Grafiken auf den Themenseiten www.kopfentlastung.siehe.website!

Film "Empörung und Verschwörung - Porträt einer Person auf dem Weg in rechte Ideologien"
Holger Strohm war einer der ersten bekannten Autoren der Anti-Atom-Bewegung. Sein Buch "Friedlich in die Katastrophe" bildete einen Meilenstein und zeigte Gefahren, Hintergründe und politische Seilschaften auf. Danach verfasste er etliche Umweltbücher, aber auch zu kinderfreundlichen Schulsystemen oder gegen die Gentechnik. Seine Hoffnungen auf eine Wende erfüllten sich nicht. Mehr und mehr sah er die Welt am Abgrund. Aus Verzweiflung wuchs Empörung - und die ebnete den Weg in rechtes Gedankengut und absurdeste Verschwörungstheorien. Als 2012 der Anti-Atom-Klassiker verfilmt wurde, streute Filmemacher Marcin El dort solche Gedanken ein. Es war der Anfang einer geistigen Entwicklung, die aus Holger Strohm und seinen Unterstützern vielgefragte, rechtsextreme Redner und Interviewpartner gemacht haben - voller Hass gegen Flüchtlinge, Juden, die USA und Israel, Linksfaschisten und zensierte Medien. Der Film "Empörung und Verschwörung" zeichnet das alles nach - ist aber mehr: Eine grundlegende Kritik an vereinfachten Welterklärungen, an Gut-Böse-Stigmatisierungen und dem Glauben an eine Machtpyramide mit nur wenigen Strippenziehern an der Spitze. Strohm ist ein Beispiel für viele - aber er zeigt, dass auch ein "linker Anarchist" (Selbstbezeichnung Holger Strohm) zum Verkünder wirrer und rechter Welterklärungen werden kann. ++ 71min ++ Creative Commons (NC-SA) ++ Weitere Quellenangaben am Filmende und auf Youtube
Der Film zum Download in HD (720) und in Full-HD (1080) (Tipp: Rechtsklick und "Speichern unter ..." anwählen) ++ Mehr hier ...

Rechte Ökologie
Es geht um Inhalte und Strukturen: Welche inhaltlichen Positionen von Umweltschützer_innen und rechten Gruppen überschneiden oder ähneln sich? Welche Anknüpfungspunkte gibt es daher z.B. in Richtung Landschafts- und Heimatschutz, in Richtung der Erfindung von Überbevölkerung, dem Glaubenskrieg gegen Finanzkapital-Schurken, Lebensschutz und mehr? 2004 verabschiedeten die Chefs der deutschen Umweltverbände und Angela Merkel zusammen eine Presseerklärung. Zwischenüberschrift: „Naturschutz ist angewandter Patriotismus“ ...
Zweitens konkrete organisatorische Verknüpfungen: Rechte Aktivist_innen in Umweltgruppen, Kooperationen mit rechten Gruppen, die Lage bei der ÖDP, die Rolle von Fascho-Organisationen in der Entstehung der „modernen“ Umweltbewegung (ab dem Kampf gegen Atomkraft, bei der Gründung der Grünen) oder die Geschichte des Naturschutzbundes als Reichsvogelschutzbund während der Nazi-Herrschaft.

Mehr Infos:

Können Parteien soziale Bewegungen stärken?
Die Gründung von "Die Linke" war ein Musterbeispiel für die Produktion von Diskursen - was vorher unbeachtet und langweilig war, wurde binnen kürzester Zeit zum zentralen politischen Gesprächsthema. Alte Kamellen und abgehalfterte Politiker wurden zu dynamischen Stars gemacht. Lafontaine, einst als Programmkommissionschef der SPD und Ministerpräsident im Saarland neoliberaler Vormann der immer noch "sozial"demokratisch genannten Standortpartei, und Gysi, eher ein Rechtsaußen der PDS, wurden plötzlich als "Fundis" bezeichnet und repräsentierten "die Linke". Fast jede Nachrichtensendung und jede Tageszeitung brachte tagelang die Parteigründung und ihre Superstars als Aufmacher bzw. erste Nachricht. Sonderseiten und -sendungen putschten das Thema, bis es zum Selbstläufer wurde und dann von selbst in den Nachrichten nach oben kam.
Dieser Hype produzierte Wahrnehmungen und Diskurse. Auf ähnliche Art war wenige Jahre zuvor Attac zur zentralen politischen Bewegung gemacht worden und kanalisierte rund um die Ereignisse in Göteborg und Genua 2001 einen unberechenbaren Protest. In der WASG/PDS-Hochzeit versandeten viele Proteste gegen soziale Ungerechtigkeit - Assimilierung als moderne Herrschaftsstrategie. Aktuelle Beispiele sind die Syriza in Griechenland, andere linke Parteien in weiteren Ländern oder die Kanalisierung von Empörung durch Campact & Co.

Inhalte:
  • Medienhype und Populismus
  • Hierarchien und Untergraben von Selbstorganisierung
  • Inhaltliche Verflachung und organisatorische Berechenbarkeit
  • Und wenn doch? Ideen, wie Parteien/Wähler*innengruppen aussehen müssten, damit sie politische Aktion unterstützen und nicht etablieren.

Mehr Infos:


Frühere Vorträge: Anti-emanzipatorische Strömungen ...
Statt selbst denken: Religion, Esoterik, Verschwörungstheorien und Biologismen
Was haben so unterschiedliche Sachen wie Papstworte, morphogenetische Felder, Rassenkunde, Schwarmintelligenz und Bilderberger gemeinsam? Sie enthalten scheinbare Erklärungen für hochkomplexe Natur- oder Gesellschaftserscheinungen, die mit krassen Vereinfachungen arbeiten. Wenn Gott allmächtig oder das Schicksal vorherbestimmt ist, wenn Karma oder die Bilderberger alle Geschicke leiten, Recht und Ordnung höhere Weihen hat oder vom Volk stammt, wenn alles wie in Herden oder nach kosmischen Gesetzen abläuft, während Männer und Frauen, Schwarze und Weiße, Alte und Junge eindeutige Schubladen bilden, dann ist alles schön einfach. Genau deshalb sind solche Theorie auch so attraktiv: Sie entlasten den eigenen Kopf. Die so unbegreiflich und deshalb bedrohlich wirkende Welt wird wieder übersichtlich. Doch damit geht schlicht eine Selbstkastration analytischen und skeptischen Denkens einher. Statt Menschen zu eigenständigem Denken und kritischem Hinterfragen anzuregen, wollen sie billige Zustimmung einfangen für ihre Glaubensgemeinschaften, Zirkel oder "Theorien". Sie sind damit doppelt anti-emanzipatorisch: Sie betäuben das Denkvermögen der Menschen - und sie sortieren Welt in schematische Modelle, oft verbunden mit dem Glauben an höhere Gewalten und Einteilungen in Gut und Böse.

Offene Flanken nach rechts? Antiemanzipatorische Positionen von Heimat, Nation bis Bevölkerungsexplosion in Umwelt- und politischen Bewegungen
Immer wieder können rechte Gruppen an politische Bewegungen andocken. Ein Grund dafür sind inhaltliche Schwächen, vereinfachte politische Erklärungsmodelle, populistische Forderungen und ein Mangel an emanzipatorischer Analyse und Utopie. An Beispielen zunächst aus der Umweltbewegung mit ihren vor allem früher sehr ausgeprägten Grauzonen zu rechten Positionen und Gruppen sowie dann heute aktueller Forderungen politischer Gruppen sollen die Schwachpunkte aufgezeigt werden. Autoritäre Ordnungskonzepte im Umweltschutz, nationale Reregulierung statt Globalisierung, biologistische Bevölkerungspolitiken oder vereinfachte Welterklärungen sollen vorgestellt und auf ihre anti-emanzipatorischen sowie nach rechts offenen Anteile untersucht werden. Dabei besteht jeweils die Möglichkeit zu Nachfragen und Diskussion. Abschließend soll Platz sein für Perspektiven: Welche Inhalte und Aktionsformen stärken emanzipatorische Positionen und machen damit immun gegen die Vereinnahmung von rechts?

Filz im Naturschutz
Übersicht über die Verflechtungen zwischen Umweltverbänden und -gruppen mit Parteien, Wirtschaft, Regierungen, rechten und esoterischen Gruppen. ++ Infoseiten

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