Projektwerkstatt Saasen

GENTECHNIK-LEXIKON

Gentechnik-Steckbrief: IPK Gatersleben


1. Teil C: Übersicht und die Player (Institutionen, Firmen, Lobbyisten ...)
2. Gentechnik-Steckbrief: KWS Saat AG
3. Gentechnik-Steckbrief: Syngenta
4. Gentechnik-Steckbrief: Monsanto
5. Gentechnik-Steckbrief: Bayer
6. Gentechnik-Steckbrief: BASF
7. Gentechnik-Steckbrief: BMELV
8. Gentechnik-Steckbrief: JKI
9. Gentechnik-Steckbrief: EFSA
10. Gentechnik-Steckbrief: BVL
11. Gentechnik-Steckbrief: ZKBS
12. Gentechnik-Steckbrief: BMBF
13. Gentechnik-Steckbrief: BfR
14. Gentechnik-Steckbrief: InnoPlanta & AGIL
15. Gentechnik-Steckbrief: FNL
16. Gentechnik-Steckbrief: BDP
17. Gentechnik-Steckbrief: TransGen
18. Gentechnik-Steckbrief: BioTechFarm
19. Gentechnik-Steckbrief: AgroBioTechnikum
20. Gentechnik-Steckbrief: IPK Gatersleben

Geschichte
Der Vorläufer des heutigen IPK entstand unter den Nationalsozialisten. 1943 schufen sie nahe Wien das Kaiser-Wilhelm-Institut für Kulturpflanzenforschung. 1945 erfolgte der Neuaufbau im sachsen-anhaltinischen Gatersleben, ein Jahr später übernahm die Universität Halle das Institut. 1991 wurde es als Folge des Einigungsvertrages mit neuem Namen versehen und später in eine Stiftung umgewandelt.

Gentechnik
Ab 1998 leitete der Biotechnologe Prof. Uwe Sonnewald die Abteilung Molekulare Zellbiologie, im gleichen Jahr folgte die Gründung der ersten lupenreinen Gentechnikfirma: SunGene, heute eine reine Tochter der -->BASF. Zwei Jahre später entstand das nächste Unternehmen dieser Art, Novoplant. Parallel wurden zwei Bereiche ausgebaut, die sich eigentlich ausschließen: Die Saatgutbank, die vorhandenes Saatgut durch Vermehrung und Einlagerung in Sortenreinheit zu erhalten versucht - und die Gentechnik, die durch Freisetzung manipulierter Pflanzen genau diese Sortenreinheit in Gefahr bringt. Im IPK Gatersleben jedoch standen beide auf einem Gelände nebeneinander.

Das IPK entwickelt auch selbst gv-Pflanzen. Gleiches gilt für mehrere Firmen in den beiden Biotechparks auf dem Gelände. 2009 gründeten IPK und Bayer ein Joint Ventures zur Entwicklung von gv-Raps.

Die Biotechparks wurden einerseits von der regionalen Wirtschaftsförderung Aschersleben-Staßfurt und andererseits von einer Immobilienfirma der katholischen Kirche aufgebaut.

Verflechtungen
In und um das IPK entwickelte sich ein bemerkenswerter Filz von Lobbygruppen, Neugründungen von Gentechnikfirmen und Aktivitäten der großen Konzerne. Es war die erste große Seilschaft der praktischen Gentechnikanwendung, gefüttert mit Forschungsmillionen aus Töpfen der Bundesministerien und des Landes Sachsen-Anhalt, in dem über etliche Jahre der FDPler Horst Rehberger Wirtschaftsminister und der spätere Chef-Lobbyist Uwe Schrader sein Referent war.
Im wissenschaftlichen Beirat des IPK sitzt Thomas Kühne vom -->JKI, im Genbank-Beirat sein Kollege Prof. Frank Ordon. Kühne ist auch im Vorstand von InnoPlanta aktiv, der im IPK untergebrachten Lobbyorganisation. Im Stiftungsrat sind die Ministerien direkt vertreten: Joachim Welz, Thomas Reitmann (Kultusministerium), Martin Köhler und Jürgen Roemer-Mähler (beide -->BMELV). Vorsitzender des Genbankbeirates war im Jahr 2006 Dr. Reinhard von Broock von der Lochow-Petkus GmbH, einem Unternehmen der KWS.
BASF Plant Science pflanzte mehrfach Kartoffeln am IPK an, ihr Vize-Präsident Ralf-Michael Schmidt sitzt im Wissenschaftlichen Beirat des IPK. Jens Lerchl, Geschäftsführer der am IPK ansässigen Firma SunGene und Sprecher des „Green Gate Gatersleben - The Plant Biotech-Center“, einer Standortinitiative aller in Gatersleben ansässigen Biotechnologiefirmen einschließlich des IPKs, brachte die gesamte Situation treffend auf den Punkt: „Der Standort fasst das zusammen, was ein guter Standort haben sollte: Forschung mit internationaler Ausstrahlung, Innovation ..., eine starke Unterstützung aus Politik und Verwaltung.

Der Lobbyist -->InnoPlanta hat seinen Sitz im Biotech Campus, der sich auf dem Gelände befindet. Die -->BioTechFarm, späterer Betreiber des Schaugartens in Üplingen, hatte hier ihren ersten Briefkasten.

Millionengrab Gentechnik
Doch das half wenig. Die Gentechnik wurde auch hier zum Steuergeldergrab:"Um das IPK herum setzte der langjährige sachsen-anhaltische Wirtschaftsminister Horst Rehberger (FDP) großzügig Fördergelder ein: Knapp 150 Millionen Euro machte er 2003 für die Biotech-Offensive locker, um Firmen in die Region zu holen. Die „Mitteldeutsche Zeitung“ sah die Pflanzenbiotechnologie zwischen Harz und Magdeburg auf dem Weg in die „Weltklasse“. ...
Mit mehreren Millionen Euro hielt die landeseigene Investitionsbank IBG jahrelang eine Firma am Leben, die eine Antikörper produzierende Freilanderbse gegen Schweinedurchfall entwickelt hatte, die keiner haben wollte. "Geld verdienen wir mit Q-Cells", sagt Haseloff leicht sarkastisch, einer inzwischen weltbekannten Solarfirma, die das Land mitbegründet hat. ...
Im hinteren Teil des Gaterslebener Biotech-Zentrums ist vor gut einem Jahr ein neues Gelände eingeweiht worden. Doch in diesem „Biopark“ herrscht Leere."
(Spiegel 41/2008).

Zur Zeit ist wenig übrig: Bayer hat große Teile übernommen, während -->BASF die zunächst erfolgreich geschluckten Firmen sogar schon wieder auflöst oder verlagert.

Riskante Versuchsfeldorte und Verstöße gegen Sicherheitsauflagen
Die Nähe der Flächen mit gv-Pflanzen zur Saatgutbank war stets umstritten. Genehmigt wurden die Felder mit gv-Erbsen und später gv-Weizen trotzdem. Das -->BVL schrieb, offenbar beeindruckt von den Protesten, einen Brief mit der Empfehlung, die Saatgutbank zu verlegen - eine seltsame Idee einer Behörde, die durch die Genehmigung des Versuchsfeldes die Gefährdung selbst herbeigeführt hatte.

Im Herbst 2007 wurde ein Feld mit Winterweizen angelegt. Die Mantelsaat, die Pollenflug verhindern soll, bestand aus Phacelia und wurde erst im Mai 2008 gepflanzt. Ein Schutz während des Pollenflugs bestand also nicht.

Weitere Entwicklung
Am 21. April 2008 zerstörten sechs FeldbefreierInnen das gv-Weizenfeld. Seitdem gab es nur noch Kartoffelfelder von -->BASF auf der Fläche, 2012 aber nur noch als "präpariertes Versuchsfeld" zum Einfangen von FeldbefreierInnen angelegt (was nicht klappte).

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