Campact

BEWEGUNG 2.0: MANAGER MEETS FOLLOWER

Bewegungsagenturen: Campact, .ausgestrahlt & Co.


1. Sei Rädchen im Protest - Einblicke in moderne Bewegungshierarchien
2. Simulation von Protest: Klicken und spenden
3. Bewegungsagenturen: Campact, .ausgestrahlt & Co.
4. Ende Gelände: Von der Bündnisaktion zum Hegemon der Klimabewegung
5. Ende Gelände kopiert: Kampagnen aus der Retorte
6. Der Wellenreiter: XR (Extinction Rebellion)
7. Fridays for Future - entstanden von unten, übernommen von oben?
8. Weitere Beispiele
9. Dienstleister: Firmen machen Verbände
10. Links

Dies ist die Eingangsseite zur Kritik an den Organisierungsformen der überregionalen Kampagnen und Bewegungsagenturen (Kurzlink: www.campact.siehe.website, ehemals "www.campact.tk"). Die Abschnitte dieses Textes sind über die Links direkt über dem Text, weitere Seiten zu großen Playern wie Sand im Getriebe, Ende Gelände oder Interventionistische Linke sind über das Menü oben unter Organisierung --> Moderne Hierarchien zu erreichen. ++ Gesamtübersicht "Organisierung"

Zwei Organisierungsformen prägen die moderne politische Bewegung: Zum einen die Bewegungsagenturen, die wir Konzerne aufgebaut sind und aus einem Hauptamtlichenapparat heraus Kampagnen organisieren, deren Hauptziel das Einwerben von Spenden oder, inzwischen seltener, aber dem gleichen Ziel dienend, Mitgliedern ist. Zum anderen existieren Kampagnen, deren Ziel es ist, große Massen von Menschen zu einheltichem Verhalten in Großevents zu bewegen, um dadurch mediale Aufmerksamkeit und eine eigene Dominanz in einem politischen Thema zu erreichen.
Neben diesen beiden modernen Formen existieren weiter die klassischen hierarchischen Verbände, viele kommerzielle Anbieter im jeweiligen Thema und etliche Splittergruppen vor Ort.

Diese Seite behandelt die Bewegungsagenturen.
Der Film auf Youtube ++ ein ausführlicher Text dazu auf projektwerkstatt.de und Facebook ++ Podcast (.mp3):

Campact

Die von einer kleinen, zentralen Hauptamtlichengruppe getragene Organisation verbindet mehrere moderne Methoden, zum einen der Steuerung von Bewegung, zum anderen auch des Unternehmertums mit politischem Protest. In der Zentrale werden politische Einzelaktionen fernab der Orte der Auseinandersetzung geplant. Nach immer gleichem Muster entstehen Instantaktionen, aus der Retorte. Als in Stuttgart der Streit um den Tiefbahnhof "Stuttgart 21" eskalierte, war Campact sofort mit einer Email-Aktion dabei. Andernorts drücken sie AktivistInnen ihre professionell gefertigten Schilder in die Hand und schaffen es immer wieder dank ihrer überlegenen Pressearbeit, den Eindruck entstehen zu lassen, Campact hätte die Aktion gemacht. Der Lohn: Viele Adressen (über die Emailaktionen), viele Spenden und hohe Aufmerksamkeit in den Medien. Letztere fördern Campact auch gern, denn das ist Widerstand, wie sich taz, FR, SZ und Co. das vorstellen: Schnell, sauber und nur als zurückhaltende Politikberatung. Für Campact ist ein solcher Protest Unternehmertum. Wie andere Firmen Toastbrot oder Taxifahrten anbieten, verkauft Campact Fertig-Aktionen. Das trifft auf den Zeitgeist des trägen BildungsbürgerInnentums, die - oftmals mit Bildern von Wackersdorf, Wyhl oder der Startbahn West im Wohnzimmerschrank - zu den wohlhabenden Schichten aufgestiegen sind, aber ab und zu einen Klick auf den Campactseiten, einen Überweisungsträger an selbige oder Greenpeace, den Einkauf in der Naturkost-Boutique und des Kreuz für die Grünen brauchen, um vor sich selbst zu vertuschen, dass sie in eine beeindruckende Passivität, verbunden mit einem aufwendigen und daher trotz Bioladen-Einkauf stark umweltbelastenden Alltag verfallen sind.


Sieht gut aus, ist aber gekauft - bezahlte Aktivistis (zumindest zum Teil aus unabhängigen Aktionsgruppen - die können eigentlich mehr, sind aber offenbar käuflich) im Campact-Dress)

Im Original: Campact-Strategien
Menschen bei Campact: Reduziert auf Mausklicks und Geldspenden
Aus den Internetseiten von Campact (Stand: 1.7.2010)
Der Campact-Newsletter verbindet bereits 238.781 politisch interessierte und aktive Menschen. Sie unterzeichnen Appelle und Petitionen, informieren Freunde und unterstützen die Campact-Kampagnen durch Spenden und Förderbeiträge. ... Schon mit ein paar Minuten Zeit in der Woche können Sie Ihren politischen Vorstellungen wirksam Ausdruck verleihen.

Aus "Erst im Netz, dann auf der Straße" in: Deutschlandfunk, 12.4.2012
Der politische Druck durch derartige Online-Kampagnen birgt auch Gefahren: Komplexe, aber populäre Themen könnten zu eindimensional und verkürzt transportiert werden, denn sonst sind die Unterstützer schnell überfordert, die eingängige Message wäre in Gefahr. Und am Ende entscheidet das zwölfköpfige Campact-Team, welche Debatten angestoßen werden und nicht - wie zum Beispiel beim BUND - die Mitglieder an der Basis. Allerdings: Demokratisch legitimiert sind die Legionen von Industrie-Lobbyisten in Berlin auch nicht. Der Erfolg der Kampagnenmacher liefert ein Beispiel dafür, wie schnell und effektiv das Internet Protest beschleunigen und politischen Druck aufbauen kann. Christoph Bautz ist sich - nicht zuletzt mit Blick auf die US-amerikanische erzkonservative Tea-Party-Bewegung - auch der Gefahren bewusst, die der professionellen Kampagnenarbeit innewohnen: "Das ist sicherlich eine Gefahr, wenn andere Gruppierungen so arbeiten würden wie wir, die sehr populistisch sind, die vielleicht rechtes oder fremdenfeindliches Gedankengut vertreten würden. Bisher hat sich glücklicherweise eine solche Organisation noch nicht gegründet."
Aber erste Erfahrungen mit populistischen Bewegungen und Kampagnen gibt es natürlich auch hierzulande - auch wenn dabei das Internet bislang nur eine Nebenrolle gespielt hat. Gerade zwei Jahre ist es her, als in Hamburg die geplante Schulreform und damit die Abschaffung der Gymnasien an einem Volksbegehren scheiterte. Hinter der - streckenweise sehr schmutzigen - Kampagne steckte die gesellschaftliche und politische Macht von Menschen aus den reichen, noblen Elbvororten. Medien- und Werbeprofis, Rechtsanwälte und Unternehmenschefs nutzten ihr Know-how und ihren Einfluss auf die öffentliche Meinung, sammelten schnell viel Geld und machten erfolgreich Front gegen die Reform. Kritiker wurden in der Lokalpresse als "Linksextreme" beschimpft oder mit Klagen überzogen. Alles, um die eigenen Kinder davor zu bewahren, zusammen mit den anderen, vermeintlich schwächeren Schülern zu lernen. Erzkonservative Kampagnen funktionieren auch hier und heute schon.


Rechts: Massive Unterstützung durch nahestehende Medien: Campact-Werbung umrahmt die taz-Internetseite gleich an beiden (Werbe-)Seiten

Dumm, dümmer, Campact-Aktion ... ernst gemeiner Vorschlag auf der Campact-Seite im Juli 2013
1. Tragen Sie Ihre Grill-Party auf der Online-Karte ein ...
2. Laden Sie Ihre Freundinnen und Freunde ein...
… nach Hause, an den Badesee oder in einen Park. Jede/r bringt was mit. Wir senden Ihnen einen Vorschlag für eine Einladungsmail.
Mit den Grill-Partys folgen wir bewusst nicht der Geiz-ist-Geil- und Hauptsache-billig-Philosophie. Uns ist anderes wichtig: Wir wollen genussvoll essen – Lebensmittel aus einer bäuerlichen, nicht-industriellen Landwirtschaft. Das klappt auch mit dünnerem Portemonnaie.
Es geht etwa beim Grillen mit weniger Fleisch, ohne Fleisch und wenn Fleisch, dann von Tieren, die nicht in Agrarfabriken gequält und mit Antibiotika vollgepumpt wurden.

Themenfindung und -übernahmen
Campact hat die Vereinnahmung professionalisiert. Statt eigene Themen aufzubauen, analysieren sie die Berichterstattung in Medien und die Aktivitäten anderer politischer Gruppen, simulieren Kampagnen gegenüber Teilen ihrer riesigen Adresssammlungen und entscheiden dann, welche Aktivitäten besonders viele Vorteile (Spenden, Aufmerksamkeit usw.) für die Organisation bringen. Dadurch agieren sie wie Parasiten in der politischen Bewegung, weil sie darauf hoffen, dass andere politische Akteur*innen Themen groß machen, sie aber dann versuchen, dieses zu übernehmen und sich selbst als Hauptakteur zu inszenieren. Dabei werden mitunter sogar die Gruppen, die etwas ingang gebracht haben, aktiv verdrängt wie 2015 bei der ersten Aktion "Ende Gelände", innerhalb der die Besetzer*innen des Hambacherforstes unerwünscht waren.

Aus dem Kritiktext "Ist Campact disruptiv wie Amazon und Google? Eine polemische Analyse" auf dem Theorieblog von Attac
Um dem Mainstream und den Medien zu gefallen werden auch mal alte Partner, wie etwa Attac nach den G20-Protesten, öffentlichkeitswirksam angegriffen. Dabei sind es Attacies, die die Anti- TTiP-Kampagne vor Ort durch Veranstaltungen, Bündnisse und Aktionen organisiert haben. Dabei sind es andere NGOs die Wissen über Monsanto, Bienensterben, Autobahnprivatsierung usw. mühselig erarbeiten und populär machen. Anschließend kapert Campact das Thema, übernimmt die Sprachregelung und die Führung des Protestes. Kleinen NGOs bleibt oft nur mitlaufen oder sein lassen. Eine Änderung der Aufrufe ist kaum möglich. Rücksichtnahme auf demokratische Entscheidungstrukturen der Partner gibt es keine, da aus Sicht von Campact demokratische Prozesse zu langsam und zu ineffizient sind. Damit zwingt Campact sein Tempo sowie seine Denk- und Arbeitsweise anderen auf, stiehlt Aufmerksamkeit für Projekte die andere initiierten und erhält dafür viele Spendengelder. ...
Campact will die Demokratie retten, nur wollen wir wirklich deren Demokratie?


Aus "Die Mitmachmacht", in: Freitag, 13.1.2014
Vor fast zehn Jahren ging es mit vier Räumen los, heute sind es zwölf; für Campact wurde sogar ein neues Stockwerk auf das Gebäude gesetzt. Inzwischen arbeiten 25 Menschen für Campact, die meisten in Teilzeit. Aus einer kleinen Gruppe engagierter Idealisten ist in wenigen Jahren eine der mächtigsten NGOs geworden. Und sie wächst weiter und weiter. Jetzt hat die Zahl der Campact-Aktiven die Eine-Million-Marke durchbrochen – eine Zahl, von der andere Organisationen nur träumen können. ...
Die Fachorganisationen profitieren deutlich weniger und verlieren letztlich im Kampf um Aufmerksamkeit und Spendengelder. Im Fernsehen sind häufig nur die Campact-Aktivisten in ihren roten Jacken zu sehen, wenn sie protestieren, während die Politiker hinter verschlossenen Türen verhandeln. „Solche Bilder sind spannender als heranfahrende Limousinen“, sagt Bautz. Und ein kurzes Statement gibt’s dann meist auch noch. Beim Spendensammeln ist Campact ebenfalls im Vorteil mit der riesigen Datenbank aus E-Mail-Adressen, die sich durch jede Kampagne mit anderen NGOs noch weiter vergrößert. ...
Könnten Fachorganisationen wie der BUND genauso erfolgreich werden, wenn sie selbst Online-Petitionen starten und sich selbst das Wissen über das Protest-Instrument Internet aneignen? Nein, denn Campact wächst auch deshalb so stark, weil ein bestimmter Politikansatz verfolgt wird. Das ist kurzfristig zwar sehr effektiv, könnte auf lange Sicht aber die Bewegung schwächen.
Campact startet eine Kampagne, wenn sie hohe Erfolgschancen hat. Wenn die Bundesregierung beispielsweise bei einem Thema zerstritten ist, kann der öffentliche Protest den Ausschlag geben. So lassen sich schnell sichtbare Erfolge produzieren, aber gleichzeitig fehlen in der Öffentlichkeit die Forderungen nach Veränderungen. „Wir haben nicht den Anspruch, sämtliche Meinungen abzubilden“, sagt dazu Geschäftsführer Bautz. „Niemand ist daran gehindert, selber was zu starten mit radikaleren Forderungen.“
Das ist zwar leicht gesagt, dürfte jedoch schwierig sein. Denn Campact profitiert auch von der Masse der Menschen – und lässt daher auch lieber die Finger von umstrittenen Themen. Es gibt dafür sogar extra einen Mechanismus: Bevor eine Kampagne beginnt, wird ein Testballon gestartet. 5-10.000 zufällig ausgewählte Newsletter-Empfänger sollen sagen, was sie von der Kampagne halten: Würden sie sich beteiligen, Freunde darauf hinweisen? Oder finden sie die Forderungen unwichtig oder gar falsch? Bei zu vielen negative Rückmeldungen wird die Kampagne abgeblasen.
Das Ergebnis: Themen wie Bundeswehr-Einsätze oder Eurokrise werden ignoriert, auch die Asylpolitik wird nur selten angegangen. Und das, obwohl im E-Mail-Verteiler nach Einschätzung von Bautz vor allem Menschen sind, „die sich eher zum linken Spektrum der Gesellschaft zählen“. Typische Kampagnen fordern mehr Ökologie, Datenschutz oder soziale Gerechtigkeit.
In den Protestbewegungen ist Campact umstritten. Zu den wenigen, die ihre Kritik öffentlich äußern, gehört die Aktivistin Hanna Poddig. „Campact steht für eine Professionalisierung und eine Ausrichtung auf Realpolitik, die allerdings auch bei anderen Organisationen in schwächerer Form zu finden sind“, sagt sie. So würden „keine Visionen und Utopien formuliert“, zudem mache Campact „die Leute nicht zu Mitgliedern eines Netzwerks, sondern zu weitgehend blinden Konsumentinnen und Konsumenten von Protestaktionen“. Das liege jedoch auch an den Campact-Aktiven selbst, die sich oft nicht daran störten, dass sie beispielsweise an der Wahl der Slogans gar nicht beteiligt waren.
Die Struktur von Campact führe dazu, „dass es keine Basis gibt, die rebellieren kann“. Ortsgruppen wie etwa beim BUND existieren nicht.


In einem Workshop auf dem "Wir haben es satt!"-Kongress im Oktober 2016 in Berlin hielt Campact-Topcampaigner Gerald Neubauer ein Einführungsreferat und führte dort aus, dass erfolgreiche Kampagnen nur zweierlei bräuchten - eines davon sei, dass die davon erreichten Menschen sich bedroht fühlen müssten. "Wenn man sich nicht bedroht fühlt, geht man nicht auf die Straße." Ganz offen gibt er also zu, dass Angstmachen die zentrale Strategie von Campact ist. Angst ist die Basis irrationaler Politiken und Entscheidungen. Wer Angst macht, will keine Emanzipation, sondern das Geld der eingeschüchterten Menschen. Außerdem plädierte Neubauer: "Wir brauchen eine große Erzählung", d.h. er wollte nur ein Thema pro Aktion und Kampagne und keine komplexen politischen Positionen bzw. Analysen. "Es braucht konkrete politische Konflikte um ganz einfache Forderungen." Konkret schlug er vor, statt eines Kampfes für eine andere Landwirtschaft nur gegen Glyphosat (eine der bislang absurdesten Angstkampagnen aus den NGOs) oder Mega-Tierställe zu führen - und alles andere wegzulassen.

Hanna Poddig über Campact, in: Klimakämpfe (2019, Unrast-Verlag, S. 68f)
Direkt im Anschluss an die Europawahl im Mai 2019 schreibt Campact, bezogen auf die Fridays-For-Future: »Die Schüler*innen haben recht: Unsere Forderungen müssen viel konsequenter sein.«
Ich kann nur den Kopf schütteln. War es doch Campact selbst, die immer wieder mit den weichgespültesten Detailforderungen daherkamen und gerade dadurch die Dramatik der Sachlage verzerrt und verharmlost haben. 2012 schrieb Campact beispielsweise: »Über 140.000 Bürger/innen haben bereits mit unserem Appell gefordert, die Förderung für Solarstrom mit Augenmaß und nicht mit der Brechstange zu senken.« Ich kombiniere: Förderung senken ist schon in Ordnung, nur eben nicht so ganz so doll. Ende 2012 geht es weiter: »Wenn Großverbraucher wie Stahl- und Aluminiumhütten, die im internationalen Wettbewerb stehen, günstigen Strom erhalten, mag das unter Einhaltung strenger Kriterien gerechtfertigt sein.« Wie bitte? Weil dreckige Großkonzerne, die von Ausbeutung und Umweltzerstörung profitieren, mit anderen ebensolchen Konzernen in Konkurrenz stehen, sollen sie auch noch günstiger Strom bekommen, im konkreten Fall ironischerweise von der Umlage für erneuerbare Energien befreit werden? Oder 2013: »Mit unserem Online-Appell nehmen wir die SPD in den Fokus, damit sie wieder wie früher für eine konsequente Energiewende eintritt.« Auf welches »früher« sich Campact da bezieht und welche Definition von Konsequenz dem zugrunde liegt bleibt offen. Ebenfalls 2013 wird dann auch schon als »gute Nachricht aus den Koalitionsverhandlungen« verbucht, dass es im Bereich Energie zu Nachverhandlungen kam. Im September 2018 lese ich bezogen auf den Hambacher Forst: »RWE muss die Rodung stoppen, bis der Kohleausstieg feststeht.« Gemeint ist mit dem Feststehen des Kohleausstiegs nun aber mitnichten das Ende von Kohleabbau und Kohleverstromung, sondern die Entscheidung der Kohlekommission bzw. die Verabschiedung eines Gesetzes mit einer Regelung zum ›irgendwann-mal-Ausstieg‹. Was hier also gefordert wird ist (aller Rhetorik, es gehe um die »Rettung« des Hambacher Waldes zum Trotz) eben nur ein realpolitisches Aufschieben der Rodung, ohne die klare Ansage, dass die Rodung unverhandelbar bleibt.


Unfassbar: Campact behauptet im Transparenzbericht 2018, dass die von dem Protestkonzern mitorganisierte Hambi-bleibt-Demo am 6.10.2018 den Wald gerettet hätte ... dabei wurde der Rodungsstopp schon am Tag vorher verhängt. Sechs Jahre zuvor wurde der Wald besetzt (größer und vollständiger Ausschnitt durch Klick).

Eine der üblichen Taktiken: Aktionen mit Schildern und Fahnen fluten, damit es so aussieht, als sei Campact dort prägend. Das Geld für ständige Materialschlachten hat der Politkonzern.
Unten: Die große, von vielen getragene Demo wird als "unsere" Demo bezeichnet.

Campact als Firma: Ziel aller Kampagnen ist Geld

So sieht das praktisch aus: Auswahlmenü an Aktionsmöglichkeiten auf der Campact-Eingangsseite im Internet. Die Folge: Überschuss und gigantische Zuwächse beim Spendenaufkommen (Steigerung von 2013 auf 2014 um mehr als Doppelte ... Quelle):
Spendenaufkommen Campact
Spendenaufkommen von Campact (von deren eigener Internetseite
Unten: Rumgeheule nach mehr Spenden in einem Aufruf der Campact-Führung

Weiterentwicklung: Adressen sammeln als Hauptziel
Campact hat seine Strategien inzwischen weiterentwickelt. Die optische und mediale Übernahme von Aktionen ist seltener geworden. Das mag eine Reaktion auf Kritiken am aggressiven Labeling sein, oder einfach die Überlegung, dass Campact davon lebt, einen riesigen Adressenpool mit Berichten, Erfolgsmeldungen und Aufrufen zu bespaßen, um an Spenden zu kommen. Daher sind in letzter Zeit Kampagnen unterstützt worden, ohne das Campact das eigene Label draufdrückte. Vielmehr bleib der Politkonzern eher unsichtbar, achtete aber darauf, dass Vorgänge, bei denen (Email-)Adresse abgegeben wurden, über ihre Internetseiten oder Adresse liefen. So wird vor allem die Petitionsplattform WeAct immer wieder - scheinbar uneigennützig - Gruppen und Kampagnen angeboten. Wer dann dort die Petition unterstützt, landet schnell im Datennetz der Spendenzocker.


Wie bringt Campact zum Unterschreiben? Durch die Suggestion des unmittelbar bevorstehenden Erfolgs. Die Drei Screenshots stammen von der gleichen Seite. Immer kurz bevor die Zahl der Unterschriften erreicht wird, wird die Zielzahl hochgesetzt. So werden Menschen zum Unterschreiben geködert. Es scheint aber gar keine wirkliche Zielzahl zu geben ... (Screenshots im Abstand von jeweils wenigen Wochen)


Ein reiner Hauptamtlichenapparat
Die - inzwischen vielen - Hauptamtlichenposten besetzt Campact nicht selbst, sondern lässt das durch einen professionellen Personalauswähler erledigen: Die Firma Talents4Good. Auch hier gehen Anteile der Spenden also in die freie Wirtschaft - wo Campact selbst von seinen Strategien hier als Politikkonzern auch anzusiedeln. ist.

Im Original: Campact-Stellenanzeigen

Ausschnitt: Online-Fundraiser/in bei Campact (gefunden bei Talents4Good am 28.10.2014)


Ausschnitt: Online-Campaigner/in bei Campact (gefunden bei Talents4Good am 28.10.2014)


Talents4Good ist ein professioneller Personalvermittler. Auf der eigenen Internetseite sind Referenzen und Partner zu sehen:



Einstellungsvoraussetzung "Führerschein und Fahrpraxis"
Eine der Bedingungen zur Einstellung beim Praktikum laut Internetseite und beim freiwilligen sozialen Jahr (abgerufen 15.6.2019)
mit Führerschein und Fahrpraxis
Zeitgleich sprang Campact auf den Verkehrswende-Zug auf, um in der durch andere erzeugten medialen Öffentlichkeit auch etwas vom Spendenkuchen abzukommen ...

Die*r Einzelne zählt nichts
Wer an Campact mailt, bekam lange Jahre eine automatisch erzeugte Nicht-Antwort: Die Menschen und ihre Anliegen zählen nichts. Die Standardantwort im Wortlaut:

Gesendet: ...
Von: "Campact e.V."
An: ...
Betreff: Bitte nicht antworten: Anmerkung zu Eurer Gentechnik-Kampagne
Vielen herzlichen Dank für Ihre Nachricht an Campact! Wegen des sehr hohen E-Mail-Aufkommens sind wir leider nicht mehr in der Lage, Nachrichten an info@campact.de zu bearbeiten. Um Ihnen trotzdem weiterhelfen zu können, setzen wir auf ein zweistufiges Verfahren:
1. Um Ihnen möglichst schnell weiterhelfen zu können, haben wir auf unserer Hilfe-Seite Antworten auf die häufigsten technischen und inhaltlichen Fragen zusammengestellt.
2. Falls Sie auf der Hilfe-Seite keine passende Antwort finden oder ein individuelles Anliegen haben, können Sie von dort über ein Formular eine Nachricht senden. Wir bemühen uns, diese dann schnell zu beantworten.
Bitte besuchen Sie unsere Hilfe-Seite!
support.campact.de/
Campact ist es ein wichtiges Anliegen, unsere Spendengelder zu einem möglichst großen Teil in die unmittelbare Umsetzung unserer Vereinszwecke zu stecken und damit den Anteil der Verwaltungskosten möglichst gering zu halten. Deswegen haben wir uns für dieses Verfahren der Anfragenbeantwortung entschieden.
Vielen Dank fuer Ihr Verständnis!
Mit herzlichen Grüßen
Ihr Campact-Team


Trotz dieser Abneigung, die vielen Unterstützer_innen als mehr zu sehen denn als Melkkühe, heuchelt Campact auf der eigenen Internetseite Interesse an eigenständigen Menschen: "Am Ende kommt es immer auf jeden Einzelnen an ... Das Campact-Team sorgt dafür, dass die Botschaft der Bürger/innen auch bei den politischen Entscheidungsträger/innen ankommt."


Chef als Selbstbezeichnung - Ausschnitt aus der Eingangsseite von www.campact.de (am 16.6.2019)

Campact und Corona: Zuhause bleiben, spenden, die Regierung loben
Ziemlich auffällig waren Massenrundmails im Jahr 2020, mit denen Campact auf eine seltsame Art in die Corona-Debatte eingriff. Die Firma stellt quasi den Gegenpol zu den populistischen, nach rechts offenen Corona-Leugner*innen, Querdenken usw. dar. Campact warb dafür, der Regierung bedingungslos zu folgen und politische Aktivitäten einzustellen. Damit fiel sich vielen laufenden Aktionen (Flüchtlingshilfe, Dannenröder-Wald-Besetzung usw.) übel in den Rücken.

Sätze aus einer Rundmail von Campact an ihrer Mitläufer*innen am 15.5.2020 mit Anmerkungen
Überschrift: "Campact-Vorstand Felix Kolb analysiert die Lage und warnt vor den Corona-Demonstrationen" Dann ein langer Text. Schließlich der Satz: "Natürlich: Alle Maßnahmen dürfen kritisiert werden. Und manche waren eindeutig überzogen – wie die anfänglichen Verbote, auf einer Parkbank frische Luft zu tanken." Von den Demoverboten schreibt Felix Kolb an keiner Stelle - dabei hätte das für eine Organisation, die zwar tatsächlich ein Konzern ist, aber vorgibt, eine politische Gruppe zu sein, eigentlich besonders wichtig sein müssen. Doch Campact hatte schon kurz nach Ausbruch der Corona-Hysterie* alle Mitläufer*innen aufgerufen, zuhause zu bleiben. Politischer Protest - ausschalten!
Etwas später der Satz: "Wenn nicht mehr Vorsicht und Wissenschaft die Corona-Politik bestimmen – sondern Ideologien und Emotionen –, schweben bald viele Menschen in Lebensgefahr." Das "nicht mehr" enthält die Behauptung, vor den fraglos unerträglichen Corona-Demos hätten "Vorsicht und Wissenschaft" die Corona-Politik bestimmt. Das ist üble Regierungspropaganda. Tatsächlich waren auch vor diesen Demos schon Politikverbote, Übergriffe gegen Flüchtende und Gefangene, soziale Ausgrenzung und Pampern der Wirtschaft mit Milliarden Teil der Corona-Politik. Umso ärgerlicher, dass der Campact-Boss auch noch den Regierenden zweimal dickes Lob zollen: "Im Kern waren die Maßnahmen zum Infektionsschutz richtig und angemessen ... Für viele andere Staaten ist Deutschland in der Krise weiterhin ein Vorbild."
Erinnern wir uns, dass die spendengeilen Staats-Arschkriecher schon einmal dem Staat besonnenes Verhalten attestieren: Als dieser im Sommer 2017 den Protest gegen den G20-Gipfel in Hamburg niederknüppelte. Und als die Corona-Hysterie* losging, war Campact auch schnell zur Stelle und forderte alle Menschen auf, konsequent zu Hause zu bleiben. Für eine politische Organisation ist das eine seltsame Idee. Für einen Konzern, der davon lebt, dass die Menschen nicht selbst aktiv werden, sondern brav Klicks und Spenden an Campact schicken (von Zuhause aus), passt das aber. Das Schlimme ist nicht, dass ein Konzern, der politischen Protest simuliert, so handelt, sondern dass Millionen da mitmachen!
Insofern sei die Überschrift der Campact-Mail mal umformuliert: Unabhängige Aktivistis analysieren die Lage und warnen vor den Campact-Machenschaften.

*Damit kein Missverständnis entsteht: Der Begriff "Hysterie" (ursprünglich mal sexistisch konnotiert) meint hier die übertriebene Angst, die zu sehr irrationalen Überlegungen und einem Ausnutzen dieser Angst für autoritäre Politiken führte. Grundsätzlich ist es richtig, sich vorsichtig zu verhalten und Ansteckungen zu vermeiden (Abstände einhalten, fettlösende Mittel auf Hände und an Nutzflächen usw.). Neben Hamstern und Furchtattacken auf der einen und autoritärem Staatsgehabe andererseits gibt es aber weitere Alternativen, die aus eigenem und reflektiertem Nachdenken entstehen.

Ende 2020 legte Campact nach. Hatte die Firma im oben zitierten, millionenfach gestreuten Aufrufen von allen Menschen gefordert, bedingungslos den Anweisungen von oben zu folgen, so wurde nun die Politik selbst adressiert und aufgefordert, noch härter durchzugreifen. Die erste Mail, im Mai 2020, begrüßte alle Regierungsmaßnahmen bis zu diesem Zeitpunkt. Das war wenige Tage, nachdem in Gießen von unabhängigen Aktivist*innen das Versammlungsrecht zuerkämpft worden waren. Am 16. April stellte das Verfassungsgericht das Demorecht auf deren Antrag wieder her. Wäre es nach Campact gegangen, hätte es das nicht gegeben. Campact forderte nämlich ganz offen, politische Aktion einzustellen. Für eine Firma, die davon lebt, dass die Menschen wirkungslose Internetklicks ausführen und dann Campact Geld spenden, mag es ein Vorteil sein, wenn Protest nur noch im Wohnzimmer simuliert wird. Für den Kampf gegen Rassismus, Klimawandel, Sexismus, Krieg, Ausbeutung, Artenschwund usw. ist das aber tödlich.

Aus dem zweiten Campact-Aufruf "Corona: Dritte Welle verhindern" Ende 2020
Bitte sorgen Sie dafür, dass große Familienfeiern, Partys, Feste und ähnliche Events tabu sind, bis flächendeckend geimpft wird.
Corona können wir besiegen – aber nur gemeinsam. Wir als Bürger*innen sind weiterhin bereit, unseren Anteil zu leisten. Von Ihnen erwarten wir, dass Sie entschieden und vorausschauend handeln und dabei aus Fehlern lernen.

.ausgestrahlt

Spezialität sind Massenaktionen ohne Mitbestimmungsmöglichkeiten. Alles ist instant: Politische Aktion wie Fast-Food. Händchen halten und Geld spenden. Das sind die modernen Konzepte der Bewegungsagenturen. Sie bilden wachsende Hauptamtlichenapparate, leben von den Spenden des gut situierten BildungsbürgerInnentums, die ihre frühere BI- und Ökozeit nun mit Überweisungsträgern weiterführen.
Häuptling ist Jochen Stay. Er agiert aber unter verschiedenen Labeln. Zudem ist er Hauptamtlicher und Geförderter der Bewegungsstiftung, vorher dort im Stiftungsrat. Die gehört zum krakigen Geflecht der Verdener BewegungsmanagerInnen, die ganz praktisch überall Aktive an Schaltstellen fördern oder platzieren. Völlig zurecht erhielt er den Utopia-Award 2010 - und zwar den Publikumspreis. So jemand, der den Menschen suggeriert, mit kleinen Gesten vom Händchenhalten auf Elbedeichen oder Protestbriefchen an die Mächtigen sei eine andere Welt möglich, ist einfach der Liebling derer, die ansonsten auch daran glauben, mit ihrer gut gefüllten Geldbörse in den Öko-Boutiquen die bessere Welt einkaufen zu können (während sie wegen ihres ständigen Konsums von Edelprodukten eine katastrophal schlechte Ökobilanz im Leben haben ...).

  • Extra-Absatz zu Jochen Stay und .ausgestrahlt als selbsternannte Sprachrohre und "Wir" der Anti-Atom-Bewegung"

Im Original: Eine Aktion kaufen?
Aus einem Massenbrief des Vielfachfunktionärs und .ausgestrahlt-Kopfes Jochen Stay im Februar 2011
Wir gehen davon aus, dass uns die Ketten-Mobilisierung alles in allem 75.000 Euro kosten wird. Davon sind bisher etwa 30.000 gedeckt. Es fehlt also für jeden Meter der 45 Kilometer langen Kette ein Euro.
Wie viele Meter Kette kannst Du mit Deiner Spende ermöglichen? Mit 20 Euro sorgst Du für 20 Meter Kette, mit 100 Euro finanzierst Du schon 100 Meter und mit 1.000 Euro einen ganzen Kilometer. Jede Spende hilft!

Geld schafft Atomausstieg ... Auszüge aus dem Rundbrief Nr. 13 von ausgestrahlt (Sommer 2011)


Beilage zum Rundbrief September 2013:


Aus einer Werbemail von Jochen Stay am 2.8.2011
Denn nur durch die Unterstützung zahlreicher SpenderInnen war es überhaupt möglich, dass wir nach dem Beginn der Katastrophe von Fukushima schnell handlungsfähig waren. .ausgestrahlt war maßgeblich daran beteiligt, die Anti-Atom-Bewegung zu organisieren und ist so nicht ganz unschuldig an der jetzt beschlossenen Stilllegung von sieben bis acht Atomkraftwerken. ...
Bisher haben wir einen Großteil unserer Arbeit über viele Einzelspenden finanziert. Solche Spenden kamen vor allem, wenn gerade eine politische Entscheidung anstand, vor einer Großdemonstration oder jetzt im Frühjahr mit den schrecklichen Bildern aus Fukushima. ...
In nächster Zeit werden wir dicke Bretter bohren müssen: ... Vieles davon klingt unspektakulär und wird deshalb zu weniger Einzelspenden führen. Deshalb sind für unsere Handlungsfähigkeit gerade jetzt regelmäßige Spenden besonders wichtig, auch damit wir planen können. Wenn Du mit uns der Meinung bist, dass es eine Organisation wie .ausgestrahlt auch nach dem schwarz-gelb-rot-grünen Atomkompromiss braucht, wenn Du uns ermöglichen willst, unsere Arbeit kompetent fortzusetzen, dann würde ich mich freuen, wenn Du jetzt regelmäßige/r Förderin oder Förderer von .ausgestrahlt wirst. ...
PS.: Wenn Du uns ab sofort mit 10 Euro oder mehr monatlich unterstützt, bekommst Du ein kleines Willkommens-Geschenk.

ausgestrahlt-Flyer: Mitmachen nur als GeldspendenAbb. rechts: Ausschnitt aus einem .ausgestrahlt-Flyer im Oktober 2015 - für den Atomausstieg gibt es nur eine Handlungsoption: Spenden.

Wenn Du nicht spendest, laufen die Atomkraftwerke weiter!
Werbebrief von Jochen Stay im Februar 2012
... wenn es gelingt, die Proteste weithin bekannt zu machen. Dazu will .ausgestrahlt in bewährter Manier beitragen. Aber das geht nur mit Deiner Spende.

Und nicht viel später: Gleiche Person im Werbebrief vom August 2012
Wie groß diese Proteste ausfallen werden, hängt auch davon ab, wie viele Menschen wir mit unseren Argumenten erreichen können. Und dazu brauchen wir schlicht und einfach Geld.

Oder noch absurder im Werbebrief April 2013: Mit Spenden den Absatz von Werbematerial subventionieren
Das Aktionsmaterial gibt es im .ausgestrahlt-Shop auf unseren Internet-Seiten. Der Name ,,Shop" täuscht etwas: Wir wollen damit keine Gewinne machen. Im Gegenteil: Wir wollen, dass die Aktiven vor Ort mit geringem finanziellen Einsatz viel erreichen können. Deshalb bieten wir Aktionsmaterial teilweise kostenlos an, teilweise unter Herstellungspreis. Aber das ist uns nur weiter möglich, wenn es Menschen gibt, die mit ihren Spenden dafür sorgen, dass die Kosten gedeckt werden. Kannst Du etwas beitragen? Schon kleinste Beträge helfen!

Aus dem dem .ausgestrahlt-Rundbrief Winter 2010/11 (S. 2)
Nehmen wir jetzt den Atomausstieg selbst in die Hand! Wie ginge das besser als mit einer Menschenkette?

Im Begleitbrief dazu von Jochen Stay:
Doch unsere Kampagnen-Kasse ist leer. Jetzt brauchen wir Dich, Dein Engagement, Deine Spende, um die Erfolgsstory fortsetzen zu können. ... Mehr Informationen auf der Kampagnen-Webseite ... Dort kannst Du auch online spenden.


In einer Mail am 30.10.2014 tat Jochen Stay dann so, also würde er "normalerweise" nicht um Geld betteln:
Liebe Freundinnen und Freunde,
normalerweise, wenn ich Euch im Namen von .ausgestrahlt schreibe, geht es um atompolitische Skandale oder den Aufruf zur nächsten Demonstration. Doch diesmal geht es um .ausgestrahlt selbst. ...
Deswegen suchen wir in diesem Herbst neue Förderinnen und Förderer, die gerade jetzt dazu beitragen wollen, dass .ausgestrahlt wachsam bleiben und genau im Blick behalten kann, was sich hinter den Berliner Kulissen und hinter den Mauern der Reaktoren so tut und dass wir weiter Proteste organisieren, wo immer das nötig ist.
Wenn Du jetzt mitmachst, kannst Du sogar etwas gewinnen: Das Team des wunderschönen wendländischen Bio-Hotels „Kenners Landlust“ hat uns ein Wochenende für Zwei spendiert, das wir unter allen neuen Förderinnen und Förderern (und allen bisherigen, die ihren Beitrag erhöhen) verlosen.

Und auch die nächste Mail (12.12.2014) hatte den gleichen Inhalt: Spenden, Spenden, Spenden ...
Liebe Freundinnen und Freunde,
nur noch wenige Tage gilt: wer .ausgestrahlt fördert, kann gewinnen. Einerseits natürlich politisch, denn je besser die Arbeit von .ausgestrahlt unterstützt wird, um so mehr können wir in Sachen Atomausstieg leisten. Andererseits aber auch ganz materiell: Wer noch bis zum kommenden Montag, den 15. Dezember, neue/r Förderer oder Förderin wird oder den bestehenden Förderbeitrag erhöht, nimmt an unserer Verlosung für ein Wochenende im wendländischen Bio-Hotel „Kenners Landlust“ teil.
Wenn Du es noch nicht getan hast, dann ist also jetzt die letzte Gelegenheit, mitzumachen! Jeder Beitrag hilft uns, den täglichen Kampf gegen die verbrecherischen Machenschaften der Atomindustrie weiterzuführen: www.ausgestrahlt.de/foerdern

Im Rundbrief drauf dann gleich ein Extra-Kapitel nur zu Geld (aus dem .ausgestrahlt-Rundbrief Winter 2014/15)
Die gute Nachricht zuerst: .ausgestrahlt kann weiter mit voller Kraft und allen MitarbeiterInnen Anti-Atom-Arbeit machen. Die Laufenden Ausgaben, etwa für Gehälter, sind fürs ganze Jahr 2015 gedeckt. ...
Leider sind die Einzel-Spenden für konkrete Projekte im Sommer und Herbst 2014 dramatisch eingebrochen: Statt dem Streit um die Atomkraft standen andere politische Themen mehr im Licht der Öffentlichkeit. Das bekamen wir sofort zu spüren. Hätten wir nichts unternommen, wäre .ausgestrahlt entweder innerhalb von drei Monaten zahlungsunfähig gewesen oder wir hätten MitarbeiterInnen entlassen und damit unsere Arbeit massiv einschränken müssen. Dabei ist es gerade, wenn das Atomthema in der öffentlichen Wahrnehmung einmal nicht ganz oben steht, umso wichtiger, am Ball .zu bleiben - denn die Atomlobby schläft nicht. Es ist weiterhin dringend nötig, dass sich zumindest eine bundesweite Organisation auf das Thema Atomkraft und den Protest dagegen konzentriert. ...
Noch kaum finanziert sind darüber hinaus die Sachkosten, die für unsere Aktionen, Kampagnen und Materialien 2015 anfallen
werden. ... Wir sind also auch 2015 weiter für einzelne Projekte auf kleinere und gern auch größere, einmalige und gern auch regelmäßige Spenden dringend angewiesen ... .ausgestrahlt lebt vom Rückhalt und der Unterstützung aller bisherigen und neuen Förderinnen und Förderern und allen, die unsere Arbeit mit einzelnen Spenden, ob groß oder klein, ermöglichen. Großer Dank auch an alle, die in ihrem Umfeld dafür geworben haben, diese weiter dringend notwendige Anti-Atom-Arbeit zu unterstützen. Es ist ein gutes Gefühl, so viele Menschen mit uns zu wissen.


Und aus dem üblichen Bettel-Begleitbrief von Jochen Stay:
Was genau wir planen, liest Du in diesem Rundbrief. Umsetzen können wir es aber nur, wenn viele Menschen uns mit einer Spende dabei unterstützen. Kannst du etwas beitragen?

Aus dem Bettelbrief im Mai 2017 zur geplanten Menschenkette zwischen Aachen und dem AKW Tihange
Mit Deiner Spende kannst Du dazu beitragen, dies alles möglich zu machen. Möglich zu machen, dass am 25. Juni die Kette steht.

Weiterer Spendenaufruf als Beispiel ...

Methoden wie bei ADAC und amazon
Aus einer .ausgestrahlt-Mail am 31.8.2017
Kannst Du uns diese Arbeit durch einen regelmäßigen Förderbeitrag ermöglichen?
Wenn Du mitmachst, kannst Du gleich doppelt gewinnen: Zum einen verlosen wir unter allen neuen Förderinnen und Förderern ein Wochenende in einem wendländischen Bio-Hotel und zwei Ökostrom-Gutscheine der EWS Schönau. Zum anderen gibt es schon ab 10 Euro monatlicher Fördersumme ein Buch als Geschenk für Dich. Und der „politische“ Gewinn Deiner Förderung ist dabei noch gar nicht mitgezählt.


Dann November 2018 ... wir wollen gar nicht nur Spenden, daher: Spendet!
Offenbar merkten die Funktionär*innen es langsam selbst, dass sie als Spendenmaschine wahrgenommen werden ... aber nicht doch!
Aus dem .ausgestrahlt-Newsletter vom 20.11.2018 (Autor: Jochen Stay)
... neulich machte mir ein Bekannter den Vorschlag, .ausgestrahlt solle doch jetzt auch in Sachen Kohleausstieg und Hambacher Wald aktiv werden. Da seien doch aktuell „viel mehr Spenden zu holen“ als mit dem Atom-Thema, für das sich derzeit nur wenige interessieren.
Ich war entsetzt. Klar verfolge auch ich den Streit um die Kohle mit viel Interesse und Solidarität. Und viele Bilder aus dem Hambacher Wald kamen mir als langjährigem Anti-Atom-Aktivisten bedrückend bekannt vor. Das ist nicht der Punkt. Was mich auf die Palme brachte, war die Vorstellung, die inhaltliche Ausrichtung von .ausgestrahlt davon abhängig zu machen, was gerade mehr Spenden bringt. ...
Nein, wir richten unsere Ziele nicht danach aus, wofür es die meisten Spenden gibt. Aber ohne Spenden können wir auch die Ziele, die wir ja gerade wegen fehlender öffentlicher Aufmerksamkeit beackern wollen, nicht erreichen. Ich hoffe auf Deine Unterstützung.
» Ich unterstütze .ausgestrahlt mit einer Spende


Es kam, wie es kommen musste: Die "taz" vollendete die Krönung der Bewegungskönige. Das ist ja nicht irgendeine Tageszeitung, sondern eine, die diese Hierarchien selbst mitgestaltet, Teil von Bewegung und einer der großen Förderer der modernen Führungseliten ist. Zusammen mit anderen Blättern wie FR, SZ oder Spiegel macht sie seit Jahren Bewegungsberatung, fördert die FührerInnen und Agenturen bildungsbürgerlicher Ausrichtungen. Am 26.3.2010 schrieb die "taz" ihre Hommage an die fünf Männer, die so mutig gegen Merkel ankämpfen. Dass sie vor allem ihren Hauptamtlichen Befehle geben und große Herden gleichgeschalteter ProtestlerInnen von Ferne dirigieren und vereinnahmen, steht im Text natürlich nicht (insofern sind diese Männer z.T. nur so mutig wie Könige, die ihre Soldaten ins Feld schicken und selbst im Warmen blieben).

Im Original: Texte zu .ausgestrahlt
Aus Kaul, Martin: "Fünf Männer gegen Merkel: Die Bewegungsmanager", in: taz, 26.3.2011
Sie sind Angela Merkels Gegenspieler und sie haben eine Mission. Innerhalb weniger Tage haben sie 100.000 Menschen auf die Straße gebracht: die Manager der Anti-AKW-Bewegung. ...
Er hat heute Nacht nur eine Stunde geschlafen, sagt er. Seine Augenringe geben ihm recht. Und jetzt sitzt Jochen Stay schon wieder am Konferenztisch. Es riecht nach Metallspänen. Doch aus der alten Industriehalle in der Marienthaler Straße in Hamburg ist eine Schaltzentrale geworden, von der in diesen Wochen eine große Macht ausgeht. Eine Schaltzentrale der Anti-Atomkraft-Bewegung. ...
Jochen Stay, 45, sitzt im Büro seiner atomkraftkritischen Initiative .ausgestrahlt. Er ist hier der Sprecher. ... das .ausgestrahlt-Büro ist so etwas wie das Dienstleistungszentrum der Atomkraftgegner. 13 Angestellte arbeiten hier, und Jochen Stay ist der basisdemokratische Chefmanager mit Innovationskraft.

Im Zentrum der Massen
Er ist nicht der Einzige. Denn was viele nicht wissen: Im Zentrum der Massen, die in den letzten zwei Jahren, seit dem großen Bauerntreck nach Berlin, immer wieder gegen die Nutzung von Atomkraft auf die Straße gegangen sind, stehen viele Organisatoren. Aber vor allem fünf Männer. "Herrenriege" oder den "Ältestenrat der Anti-AKW-Bewegung" nennen sie sich selbstkritisch. Andere sagen "Zentralkomitee" zu ihnen, "Bewegungsvorstand", "Combo" oder "Phalanx".
Die Anti-Atomkraft-Bewegung in Deutschland, sie wird getragen von einem Exekutivkomitee, das durch dreierlei besticht: Es arbeitet professionell, effizient und vor allem auch hauptberuflich am Atomausstieg.
Stay ist einer dieser Männer. Wenn er und seine Combo beschließt, es gibt Demos, dann gibt es Demos. Und wenn sie sagen, es kommen Zehntausende, dann liegen sie meistens richtig. Mal waren es ihre Menschenketten und mal ihre Großdemonstrationen, mal Netzkampagnen und mal AKW-Blockaden, mit denen sie in den letzten zwei Jahren Schlagzeilen gemacht haben. Und meist beginnt alles mit einer Telefonkonferenz zwischen Jochen Stay in Hamburg, Christoph Bautz in Verden, Thorben Becker in Berlin, Peter Dickel in Braunschweig und Dirk Seifert in Hamburg. ...
"Das, was wir jetzt machen, ist hocheffizient. Aber das klappt nur auf Basis dessen, was gesellschaftlich vorhanden ist." Wenn er "wir" sagt, dann meint Dickel die fünf. "Aber die Macht sind nicht wir, sondern diejenigen, die auf die Straße gehen." Die Fünfergruppe sei nur ein Teil in der Anti-AKW-Bewegung, allerdings mit Zugriff auf Machtinstrumente. "Und dieser Stellung sind wir uns durchaus bewusst. Wenn man damit nicht vernünftig umgeht, kann man einen Teil der Bewegung abhängen."
Wenn er von Macht spricht, dann meint Dickel "Internet, Geld, Telekommunikation und die Verfügung über Arbeitskraft".
... dieser Fortschritt beruht auf einem Baukastenprinzip. Beispiel Samstag: Auch im Rheinland soll es eine Großdemo geben? Da rufen sie Manni an, der macht das. Komplettes Bühnenprogramm in vier großen Städten, inklusive "Wir sind Helden"-Auftritt, bitte innerhalb von zwölf Tagen zu organisieren - das regelt Astrid von Attac. Und damit in Berlin die Plakate unters Volk kommen, da fragen sie Uwe von den Naturfreunden. Aber die schnellen Absprachen, die strategischen Großlinien, die entspringen zumeist der Telefonkonferenz im "Ältestenrat". ...
Immer wieder schimpfen Bürgerinitiativen daher auch gegen die Mammutpläne aus der Telefonkonferenz: "Da wird einiges im stillen Kämmerlein beschlossen", sagt etwa Herbert Würth, Pressesprecher des Aktionsbündnisses Neckarwestheim. "Diese selbst ernannte Bundesliga lässt auch viele Standortinitiativen vor Ort links liegen." Als die Bewegungsstrategen im letzten Jahr zur Großdemo nach Berlin riefen, schoss die Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg offen dagegen. Sie fürchtete, dass nach zu vielen Protestterminen niemand mehr zum Castor kommen könnte. Doch: Das Gegenteil war der Fall.
Christoph Bautz kommt im Moment nicht mehr zum Blumengießen. Die zwei Pflanzen auf seiner Fensterbank dorren vor sich hin. "Es gibt nicht nur Input-Legitimation, sondern auch Output-Legitimation", sagt der 38-Jährige. Früher hat der Biologe, Schafherdenbesitzer und Attac-Mitbegründer in seiner Heimat Kröten über die Straße getragen. Morgen kann seine Output-Legitimation wieder gemessen werden, bei den Straßenprotesten in München und Berlin, in Köln und Hamburg.

Leserbrief dazu von Dirk Werner
In dem Artikel vom 26.3 ist die Rede von den fünf Männern, den sogenannten Managern der Anti-AKW-Bewegung. Er bestätigt sehr meinen Eindruck und meine Erfahrungen, die ich in letzter Zeit machen durfte. Zum Beispiel bei der Vorbereitung zur Menschenkette, bei der Mahnwachenplanung und aktuell zum Tschernobyltag - hier wurden uns oft aus dem „ stillen Kämmerlein“ Termine, Orte, Konzepte, Layouts von Flyer und Plakate vorn Latz geknallt. Ja, Mitbestimmung und eigene
Impulse waren und sind nur sehr eingeschränkt oder gar nicht mehr möglich. Alles wirkt bei sogenannten „Koordinationstreffen“ irgendwie schon abgesteckt, längst gedruckt und verpackt - das erschlägt uns als regionale Gruppen oft und fühlt sich für viele irgendwie verdammt „fremdbestimmt“an.
Ungerecht wird es doch immer genau dann, wenn Menschen mit starren und vorgefertigten Ideen und Konzepten in eine neue Gruppe kommen, wenn sie nicht mehr offen sind für Veränderung und Mitgestaltung! Allein schon der enge Zeitplan der „Großen“ lässt dies aus meiner Sicht gar nicht zu. Natürlich, es gibt hier wie überall, die Tendenz zu echten Egotrips, die ja im Gruppengeschehen völlig normal sind - jedoch in Verbindung mit der beschriebenen Macht der „Herrenriege“ wird es zu einem großen Problem. Ich sehe in z.B. in der Außendarstellung, wie jetzt im taz-Artikel, einen eher unangenehmen Personenkult, der nur noch nervt, denn hier werden hierarchische Strukturen angepriesen, die alles andere als autonom, freiheitlich, demokratisch und transparent sind.
Frei nach der Devise, wer zuerst kommt malt zuerst- befehlen und bevormunden hier Einzelperson eine ganze Bewegung - wer nicht mitspielen will, wird halt gemieden oder ignoriert. Nach Aussage von M. Kaul gibt der große Erfolg ihrer Arbeitsweise Recht, doch sind Menschen über die Abläufe und Strukturen hinter den Großveranstaltungen wirklich informiert?
Leider gibt es nur wenige, die ihnen die Stirn bieten - meistens wird selbst in einer Alternativen Szene den „Großen“ gehörig gefolgt, denn sie haben viel Einfluss, Spendengelder, fertige „Profi-Konzepte“, viel Medienpräsens und natürlich die „richtigen“ Kontakte - aber was ist das für ein scheiß Geklüngel! Ich hoffe, die „Herrenriege“ zerstört irgendwann selbst dieses schräge „Macher-Bild“ und nährt es nicht noch mit Sprüchen der Ignoranz, wie sie teilweise im Artikel vom 26.3 zum Ausdruck kamen. Eigentlich ist ganz leicht, diesem Bild auch in den Medien kein Nährboden zu geben, Peter Dickel macht es ja zum Glück vor, er lobt zuerst all die Menschen im Hintergrund, die Kleinen, die unentgeltlich ihre Kraft für die Sache zur Verfügung stellen, das ist sehr wichtig.
Sind die fünf Männer bei soviel Macht noch in der Lage einer normalen Gruppendynamik zu folgen oder überhaupt Kritik aus den eigenen Reihen anzunehmen!? Schwingt da etwa schon königlicher Hochmut mit?
Schon seit einiger Zeit sind wir „kleinen“, regionalen und nichtprofessionellen Gruppen öfter mal abgenervt von den Entscheidungen der sogenannten „inneren Zirkeln“ und den bundesweiten Vorgaben von Campact und ausgestrahlt. Sie verlieren damit oft völlig den Überblick über unsere Potentiale, Aktionen und zeitlichen Engpässen, durchqueren sie mit ihren anonymen Flashmobs oftmals sogar.
Ich frage mich, wer muss sich hier an wen anpassen? Persönliche Kontakte sind schon längst nicht mehr vorhanden und werden auch nicht weiter angestrebt.
Viele Köche verderben anscheinend den Brei - aber wer will schon solch einen faden Einheitsbrei runterwürgen!? Ich will ihn nicht, denn wir haben hier eigene regionale Rezepte, Vorlieben und gute Geschmäcker!
Wer von den Herren des „Zentrums der Massen“ ist zukünftig in der Lage, auf Augenhöhe mit uns "kleinen" zusammen zu arbeiten, d.h. ohne extra Einladung, ohne Vorrecht, ohne Berufung auf innere Zirkel und ohne irgendwelcher Vorbehalte aus Hierarchiegründen. So koppeln sich die Großen weiter von den Basisgruppen ab, welche ihnen zwischen „ihre“ Konzepte fahren.
Zum Thema "abgekoppelt ", ich denke regionale Gruppen kriegen das schon geschaukelt, auch ohne die großen Organisationen. Ganz sicher!
Wir wollten nie ein perfektes Event präsentieren - keinen Rund-um-Sorglos-Demo-Paket, auch wenn der Maßstab durch bundesweite Profi-Managerteams genau diesen „Bequemlichkeitsfaktor“ wunderbar bedienen. Wir können das nicht leisten! Ich finde diesen Anspruch übrigens absolut konsumorientiert und wenig selbstbestimmt - wollen „wir“ das wirklich?
Seit langem sind hier im regionalen Widerstand eigenständige Gruppen aktiv, mit einer eigenen wertvollen Dynamik -mit eigenen wichtigen Impulsen und mit eigenen Zielen und Grenzen. Auch sie machen Großkundgebungen, Menschenketten zu dem was ist heute sind! Das sind Werte und Kostbarkeiten, die eine „Herrenriege“ wie im Bericht beschrieben, anscheinend nicht mehr wertschätzt oder augenscheinlich gar nicht wissen will - oder auf Grund der Größe nicht mehr kann?? Wenn dem so ist, sollte dringend etwas verändert werden. Ich wünschte mir wir würden unsere Kräfte weiterhin zusammen nutzen.
Die Mitbestimmung, Selbstbestimmtes handeln und Bürgerbeteiligung ist doch das A und O für jede Bewegung! Denke wir sollten mal ein ernstes Gespräch führen über diese Macht der "Großen". Vielleicht führt es uns darin zurück zur Basis.

Vorwort "Gesteuerte Proteste" von Elisabeth Voß in der Sommerausgabe 2011 der Contraste (S. 2)
Heute, am 28. Mai 2011, soll um 12 Uhr die große Anti-AKW-Demo starten - aber wo? Ein Blick in die taz: Auf der Titelseite eine Demo-Anzeige, und eine Beilage "Gorleben Rundschau" mit dem Hinweis "Heute wird in 21 Städten für den Sofortausstieg demonstriert". [lind wo beginnt die Berliner Demo? Na das habe ich wohl übersehen, also noch mal von vorne, Seite für Seite. Nichts. Warum kann meine Zeitung mir nicht den wichtigsten Termin des Tages verraten?
Dann eine vage Erinnerung: Hing da nicht vorhin ein Demoplakat vorm Haus? Schnell runter, ja, am Stromkasten hängt es und verrät, dass es am Roten Rathaus losgeht. Es ist schon kurz vor 12, also schnell los. Als ich ankomme, ist der Demozug schon losgelaufen, mit etlichen später Ankommenden eile ich hinterher, Wummernde Bässe aus einem LKW, das klingt nach "Love Parade", verzückte Gesichter junger Menschen, die hinter dem Wagen tanzen. Ich empfinde das als unangenehm, also lieber weiter nach vorne.
Die übliche bunte Demo-Mischung, Grüne, Linke und verschiedene Politsekten, Attac, BUND und andere NGOs, fantasievolle und skurrile Aussagen, keine schwarzen Blöcke, sondern bei strahlendem Sonnenschein die Atmosphäre eines fröhlichen Familienfestes. In groteskem Gegensatz dazu die Polizei in Kampfmontur - wozu?
Vom Wagen des BUND ruft einer durch den Lautsprecher "Atom-Atomkraft" und die Demonstrierenden skandieren "Abschalten". Sie brüllen Bäume an, denn die Route führt mittlerweile auf der Straße des 17. Juni durch den Tiergarten. Aber wenigstens sind sich alle einig. Ich mag nicht mit den Massen brüllen, und erinnere mich an den taz Artikel vor 2 Monaten über die "Bewegungsmanager", die die Strippen der Anti-AKW-Proteste ziehen: Jochen Stay (ausgestrahlt, Hamburg), von dem die taz schreibt: "Wenn er und seine Combo beschließt, es gibt Demos, dann gibt es Demos." Zur Combo gehören noch Christoph Bautz (Campact, Verden), Thorben Becker (BUND, Berlin), Peter Dickel (Urnweltzentrum Braunschweig) und Dirk Seifert (Robin Wood, Hamburg). Ob diese fünf Männer demokratisch legitimiert sind, ob und wie sie von welcher Basis kontrolliert werden, weiß ich nicht. Und so wichtig ich einerseits diese Proteste finde und mich selbst auch daran beteilige, so unangenehm fühlt es sich andererseits für mich an, mich als Teil einer Manövriermasse zu fühlen, die auf Zuruf einer Führungsclique hauptberuflicher AntiAtom-Politiker gehorsam auf die Straße geht.
Am Ende der Demo, vor der Zentrale der CDU, gibt es Live-Musik von einer großen, sehr professionellen Bühne. Dazwischen Reden und immer wieder Spendenaufrufe, um "all das hier" zu finanzieren. Und wieder die Aufforderung zu Sprechchören und zu Hinsetzen-Aufstehen-Abschalten Wellen. Solchen Massenaktionen mag ich mich nicht anschließen. Ich erinnere mich, wie ich es früher genossen habe, mich auf Großveranstaltungen zugehörig zu fühlen, wenn wir die Internationale gesungen haben. Heute fürchte ich mich vor der Manipulierbarkeit der Massen und vor einer Emotionalisierung mit unbeherrschbar destruktivem Potential.
Die Angebote am Ort der Abschlusskundgebung sind überschaubar. Ein reger Handel mit Protestbedarf an T-Shirts, Fahnen und Stickern, ganz reizend der gelbe Aufkleber mit roter Sonne: "Wir sind die Guten und kämpfen gegen das Böse". Ob das ironisch gemeint ist? Windkraft-Verbände, Lichtblick und Naturstrom, Attac, Linkspartei und Grüne. Zum Essen gibt es nur Brezeln und Currywurst. Mir fehlen alternativkulturelle Angebote, es wirkt alles ziemlich professionell, aber auch steril. Am Stand des Mitveranstalters BUND frage ich nach dem Bühnenprogramm. Das gibt es nicht und niemand weiß, welche Programmpunkte geplant sind.
Ich habe Hunger und mache mich auf den Nachhauseweg. Am Bühnenzaun befestigen gerade zwei junge Männer ein Transparent gegen Uranstreubomben: "30-40% unserer Soldaten kommen verstrahlt nach Hause". Unsere Soldaten? Irritiert gehe ich nach Hause.


Im Rundbrief Nr. 26 Herbst 2014 findet sich ein Artikel unter der Überschrift "Ich habe einen Traum ...". Was so ein bisschen revolutionär klingt, ist zunächst ein Text einer Person aus der "Kerngruppe" von .ausgestrahlt, die es so beschreibt, als seien dort alle ehrenamtlich (schlicht eine Lüge). Dann kommt der Absatz, in dem Traum näher beschrieben werden (vollständige Wiedergabe!): "Und vielleicht bin ich eine Träumerin, wenn ich glaube, dass es möglich ist, dass jede/r vierte LeserIn dieses Rundbriefes sich entscheidet, uns dauerhaft fünf Euro im Monat zu spenden, um uns allen bei .ausgestrahlt, dem ehrenamtlichen Vorstand ebenso wie den ANgestellten, die Sicherheit zu geben: Die Gehälter und damit die Arbeit von .ausgestrahlt sind langfristig finanziert. Ich möchte Dich also bitten, die Verantwortung für das Projekt .ausgestrahlt mit mir uns uns gemeinsam zu tragen, in dem Du konkret die Verantwortung für fünf Euro im Monat übernimmst: Entweder, in dem Du selbst Förderr oder Förderin wirst oder eine Person findest, die dies tut oder vielleicht sogar beides oder mehr." Also das sind die Träume von heute in der modernen politischen Bewegung: Geld - und zwar sichere Einnahmen. Bitte um Aktivität, mitmachen bei Aktionen? Kein Thema mehr für die heutigen Politmanager_innen. Wo ist der Unterschied zwischen Konzernen und ihren Kritiker_innen?

Ohnehin: Die Medien, Verlage und andere MeinungsmacherInnen spielen bei der "Inthronisierung" von Bewegungseliten eine entscheidende Rolle. Sie brauchen einerseits Köpfe für ihre vereinfachende Berichterstattung (simple Weltbeschreibungen verkaufen sich besser), andererseits haben sie immer wieder eigene strategische Interessen. Sie sind selbst Teil politischer Prozesse. Ein wichtiges Ziel ist die Kanalisierung von sonst unberechenbarem Protest. Die Medien machten aus dem kleinen Netzwerk "Attac" 2001 die Führungsgruppe des Globalisierungsprotestes in Deutschland. Sie feierten Online-Proteste als neue Qualität.

Im Original: Führungsriegen ausrufen
Aus Daniel Boese (2011): "Wir sind jung und brauchen die Welt" (S. 243)
.ausgestrahlt: Die Kommunikationszentrale der deutschen Anti-Atombewegung
Neben .ausgestrahlt wurde in der Linkliste nur noch X-tausendmalquer als deutsche "Rebellen" genannt". Unter Strategen nur ZUGABe. Ausgerechnet unter "Mehr als Clicktivism?" steht als einzige deutsche Gruppe Campact. - also immer der gleiche Kreis, der auch mit Führungsanspruch auftritt. International werden unseriöse Kampagne wie AVAAZ immer wieder genannt.

Für alles, was sich unter den dogmatisch gewaltfreien Aktionsbegriff sammelt, organisiert eine kleine Runde Leute Rechtshilfe. Das machen sie oft engagiert und allemal kreativer als die schnöden Anweisungen aus links-autoritären Kreisen, wie sie z.B. bei Rote Hilfe oder vielen EAs dominieren. Doch auch die dogmatisch Gewaltfreien beherrschen die Techniken von Ab- und Ausgrenzung. Neu ist nun der Internetauftritt - und hier wird das besonders deutlich. Personenkult schlägt einem in Form von großen Fotos der Hauptperson entgegen, während die Seiten mit den Rechtstipps überwiegend noch fehlen. Beeindruckend ist ein Klick auf die Linkliste: Verbandswerbung pur, aber kein einziger Link zu Seiten mit Rechtstipps. Was hier deutlich wird: Es geht um die Organisationen, während den betroffenen Menschen nicht die Hilfe zugänglich gemacht wird, die optimal wäre. Wie bei Nationen auch sind die Label "des kleinen Mannes" immer konkurrierend zu den Menschen selbst. Eine Internetseite, deren Ziel maximale Hilfe für Menschen ist, sieht anders aus.

Rechts: Linksliste des Rechtshilfebüros ... Verbandswerbung 100%, Rechtshilfelinks 0%

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