Campact

VERKEHR, UMWELT UND DER KAPITALISMUS

Gute Gründe gegen Autos (egal, welcher Antrieb)


1. Völlig verfehlte Verkehrspolitik
2. Zahlen, Fakten, Zitate - Material für Eure Flyer, Schautafeln usw.
3. Zahlen aus der Studie „Mobilität in Deutschland“ und dem ADAC-Mobilitätsindex
4. Gute Gründe gegen Autos (egal, welcher Antrieb)
5. Gegen das Auto und das Gequatsche vom Grundrecht auf Autofahren
6. Woran die Verkehrswende scheitert ...
7. Diesel & Co.: Alte Autos weg, aber keine neuen her!
8. Die sozialen Aspekte der Verkehrswende (gerechte Mobilität)
9. Abschaffung der Verkehrsregelungen senkt Unfallquote
10. Flugverkehr
11. Bahn jahrzehntelang zerlegt - Konzern kümmert sich vor allem um Aktienkurse
12. Politiker*innen-Gequatsche
13. Sprücheklopfer, Lobby & Co.
14. Vergessene Fragen der Mobilität
15. Bücher, Texte und Links zum Themenbereich

In Hungen gab es eine Umfrage, was den Menschen am meisten Angst macht. Auf Platz 1 landete der Autoverkehr, gefolgt von baulich ungünstigen Gegegebenheiten in der Stadt. Er dann kamen Angstmomente durch fremde Personengruppen.

Aus "Motonormativity: Warum uns die Nachteile von Autos oft egal sind", in: National Geographic am 1.9.2023
Zu schnelles Fahren, Falschparken und Luftverpestung: In keinem Lebensbereich wird unsoziales Verhalten so wenig geahndet wie im Autoverkehr. ...
Belästigung, Nachlässigkeit bei der Lebensmittelsicherheit oder Zigarettenrauch in Menschenmengen: Antisoziales Verhalten, das der Gesamtgesellschaft schadet, wird meist vom Großteil der Bevölkerung abgelehnt. Anders, wenn es um Autos geht. ...
75 Prozent der Menschen fanden, man solle in größeren Menschenmengen nicht rauchen, aber nur 17 Prozent stimmten zu, dass Autoabgase in größeren Menschenmengen nichts verloren hätten. Ähnliches passierte bei der Frage zur Akzeptanz negativer Folgen einzelner Verhaltensweisen: Während 52 Prozent der Befragten denken, man könne Menschen durch bestimmte Maßnahmen dazu bringen, weniger Alkohol zu trinken, glauben nur 31 Prozent, dass es generell möglich sei, Menschen dazu zu bringen, weniger Auto zu fahren. „Unsere Umfrage zeigt, dass die Menschen abhängig davon, ob es sich um eine Frage des Fahrens oder des Nicht-Fahrens handelt, einer gesundheits- oder risikobezogenen Aussage zustimmen oder sie ablehnen“, heißt es in der Studie. ...
Gerade Deutschland scheint meilenweit entfernt von einer umfassenden Verkehrswende in Richtung öffentlichem Nah- und Fernverkehr. Das zeigt auch die Gesetzgebung. „Geschwindigkeitsübertretungen zum Beispiel sind ein illegales Verhalten, das von den meisten Autofahrer*innen praktiziert wird und in der Öffentlichkeit, den Medien und der Justiz breite Zustimmung findet“, schreiben die Forschenden. ...
Auch der Umgang mit den Klimaprotesten der Letzten Generation zeigt diese Doppelmoral auf. Wut über versperrte Straßen führt bei vielen Autofahrenden immer wieder zu Gewalttaten gegenüber den Protestierenden – eine Körperverletzung wird offenbar als geringeres Vergehen gewertet als das Versperren einer Straße.

Wir wollen keine Autos mehr, denn …
  • die Produktion eines jeden Autos verursacht Schäden in der Umwelt durch den hohen Verbrauch an Rohstoffen und Energie.
  • Autos brauchen Fahrbahnen und Stehplätze, die in Innenstädten ein Drittel der Fläche beanspruchen – mehr als Spiel- und Grünanlagen und mehr als Wohnungen.
  • der motorisierte Verkehr verdirbt die Lebensqualität in Dörfern und Städten durch Lärm, Luftschadstoffe und die ständige Unfallgefahr, die Straßen zu No-Go-Areas machen und Wohnquartiere zerschneiden. Tiere, Kinder und viele andere Menschen können ihre Wohnungen nicht ohne Aufsicht verlassen.
  • der Betrieb der Autoinfrastruktur von Parkhäusern bis zu Ampelanlagen dominiert die Abläufe in der Stadt und führt zu massiven Einschränkungen und Kosten.

Rechts: Flyer zur Kritik an Autos (unter anderem mit dem Text dieser Seite)

Wir wollen auch keine Elektroautos, denn verändert würde nur der Ausstoß von Klimagasen. Alle anderen Nachteile bleiben. Neue kommen hinzu:
  • Elektro-Autos sind schwerer und in der Produktion noch rohstoffintensiver. Die Umrüstung oder der Umstieg auf Elektromobilität würde riesige Mengen Rohstoffe, Manpower und Geld verzehren, die dringend für den Ausbau des ÖPNV gebraucht werden.
  • Beim Bau vor allem der Batterien sind spezielle Rohstoff nötig. Es drohen neue Kriege um Ressourcen.
  • Die Power, mit der die E-Auto-Infrastruktur vorangetrieben wird (Planen, Bauen, Finanzieren) ist für den Ausbau des ÖPNV (u.a. die Elektrifizierung vieler Bahnlinien) und die Umverteilung der Verkehrsflächen dringend nötig.

  • Extraseite zu Elektroautos

Das Argument „Arbeitsplätze“ ist, wenn pauschal geäußert, nicht sinnvoll. Denn die Arbeiter*innen in der Automobilindustrie und oft auch ihre Ingenieursausbildung werden dringend gebraucht – als Lok- und Busfahrer*innen, in Energie- und Verkehrswendetechnik, aber auch an vielen anderen Orten der Gesellschaft (Krankenhäuser, Pflege usw.). Wenn durch den Umstieg auf die deutlich rohstoff- und flächensparenden Verkehrsmittel Straßenbahn, Seilbahn, Bus und Fahrrad weniger Arbeit für alle entsteht, so ist das ein sinnvolles Ziel. Daher fordern wir:
  • Bessere Arbeitsbedingungen für Lok- und Busfahrer*innen plus Umschulungsprogramme für alle, die auf diese Berufe umsteigen wollen - gerade aus der Automobilbranche.
  • Arbeitszeitverkürzung auf 30 Stunden oder weniger: Teilen wir uns lieber die verbleibende Arbeit besser auf und sichern allen dabei ein gutes Auskommen!
  • Enteignung der Automobilkonzerne, Weiterführung als kooperativ geführte Betriebe und Umbau der Produktionsanlagen für zukunftsfähige Produkte.

Wo überall Menschen fehlen ... Autobauer*innen - wir brauchen Euch!

Aus "Warum der Lehrerverband mit Sorge auf das kommende Schuljahr blickt", in: Welt, am 2.8.2019
Laut einem „Focus“-Bericht geht der Verband davon aus, dass rund 15.000 Stellen nicht besetzt werden können. Das wären rund 5000 mehr als im vergangenen Jahr. Rund 40.000 Lehrerstellen könnten zudem nur mit Quereinsteigern oder durch die Mehrarbeit von Pensionären besetzt werden.

Aus "Es fehlen 300.000 Beschäftigte", auf: tagesschau.de am 6.2.2020
Dem Staat fehlen nach Einschätzung von Deutschem Beamtenbund (dbb)und Tarifunion aktuell 300.000 Mitarbeiter. Das geht aus einer Abfrage hervor, die der dbb zum Auftakt seiner Jahrestagung veröffentlichte. Demnach fehlen in den Kommunalverwaltungen 138.000 Mitarbeiter, in der Kranken- und Altenpflege 40.000 und in Bundes- und Landespolizeien je 25.000.

Wer Straßen sät, wird Verkehr ernten!
Das ist inzwischen vielfach untersucht: Neue Straßen schaffen mehr Verkehr. Durch massiven Autoverkehr belastete Orte schreien nach mehr Beton und Asphalt. Sie sind Opfer der Verkehrspolitik und des Straßenbaus der Vergangenheit. Jetzt wollen sie, dass andere den Ärger haben - und zwar deutlich mehr davon. Denn neue Straßen können einzelne Orte entlasten, aber insgesamt den Verkehr wachsen lassen und damit mehr Orte belasten, als entlastet werden. Ein Teufelskreis, denn diese Orte, die nach dem Neubau von Autos geflutet werden, sind dann die nächsten Schreihälse nach noch mehr Beton und Asphalt.

Aus "Ausbau des Straßennetzes hilft wenig gegen Stau", auf: Heise online am 5.11.2009
Wenn das Straßennetz in einer Region um 1 Prozent ausgebaut wurde, nahm in weniger als zehn Jahren dort auch der Verkehr um 1 Prozent zu. Und die Autoren gehen noch weiter: "Wir stellen fest, dass die gefahren Strecken in Kilometer auf Schnellstraßen proportional mit neu gebauten Straßen mitwächst." Für die Zunahme seien im Wesentlichen drei Faktoren verantwortlich: Eine zunehmende Straßennutzung der örtlichen Bewohner, eine Zunahme transportintensiver Produktionstätigkeit und der Zuzug neuer Bewohner. Dagegen würde eine bessere Versorgung mit öffentlichen Verkehrsmitteln die Verkehrsbelastung nicht verbessern. Oder kürzer formuliert: Wenn mehr Straßen zur Verfügung stehen, werden sie auch genutzt.


Verkehrszunahmen laut Hessenschau am 10.10.2020
Interessant ist neben der krassen zusätzlichen Belastung von Homberg und Stadtallendorf die prognostizierte Zusatzbelastung für die A5 von 8% - das ist ein Haufen mehr Fahrzeuge, die insgesamt da dann lang fahren werden. Autobahnen erzeugen Verkehr.


Statt mehr Straßen fordern wir: Verkehr vermeiden und verlagern!
  • Verkehr vermeiden!
    Wenn Menschen in Stadtteilen und Dörfern (wieder) Einkaufsmöglichkeiten, Kulturangebote, Arbeitsplätze, Arztpraxen usw. finden, fallen viele Wege weg. Das ist eine Frage der regionalen und kommunalen Planung.
  • Autofreie Ortskerne und Zonen um sensible Bereiche!
    Der Autoverkehr (motorisierter Individualverkehr) muss zurückgedrängt werden, zunächst aus den Innenstädten und rund um Krankenhäuser, Kindergärten, Schulen usw. Das ist der Anfang, danach werden Autos auch aus Wohngebieten und am Ende überall verbannt. Die freiwerdenden Flächen werden dringend für andere Verkehrssysteme, Aufenthalts- und Spielflächen und Begrünung gebraucht.
  • Schienenverkehr stärken, Busse als Zubringer - und das alles zum Nulltarif!
    Mobilität muss für alle gleichermaßen möglich sein. Dafür bedarf es eines flächendeckenden, dichten Netzes an Bus- und Bahnlinien. Wo möglich, sind Straßenbahnen mit Kopplung an die Bahnlinien (sog. RegioTrams) zu verwirklichen. Seilbahnen können ergänzen. Damit alle gleichberechtigt möbil sein können, sollen die Fahrkarten abgeschafft werden (Nulltarif).
  • Ein Netz von echten Fahrradstraßen in allen Orten!
    50 Prozent und mehr des Verkehrs per Fahrrad? Das ist möglich, wie Städte zeigen, die das Radfahren systematisch fördern. Die Förderung des Radfahrens ist daher die wichtigste Maßnahme einer Verkehrswende. Fahrradstraßen sind das Rückgrat eines dichten und gut zu befahrenden Radwegenetzes.
  • Fußwege und autofreie Plätze schaffen und verbessern
    Nicht vergessen werden dürfen die Wege zu Fuß: Genug Platz, verbunden mit angenehmen Aufenthalts- und Spielplätzen, barriere- und lärmfrei. Auch Rollstühle und Rollatoren sind Verkehrsmittel. Gleichberechtigung gibt es nur dort, wo Barrieren verschwinden - und die Autos!

Jede neue Straße macht den Erhalt der bestehenden Wege schwieriger
Immer mehr Straßen zerfallen: Oberflächen werden löchrig, Brücken drohen einzustürzen. Statt nun alle Kapazitäten darauf zu richten, dass bestehende Netz in Schuss zu halten, werden lieber neue Straßen gebaut. Fürs Schulterklopfen und Selbst-Abfeiern sind Neubauten geeigneter. Doch Geld und Baukapazitäten gehen damit verloren - und mit jedem Meter mehr wird das Netz, welches instand gehalten werden soll, größer.
Aus einer Pressemitteilung am 30.9.2024
Der ADAC Hessen-Thüringen fordert eine Fokussierung auf den Erhalt und die Verbesserung der bestehenden Infrastruktur, um die Funktionsfähigkeit des Autobahnnetzes langfristig sicherzustellen.

Individualverkehr heißt Überwachung
Spannend ist noch ein weiterer Punkt: Wer in einem eigenen Auto sitzt, kann sehr einfach überwacht werden - bzw. wird das schon. Auf der Wirtschaftsseite einer Zeitung befand sich ein Interview mit einem "Verkehrsexperten", in dem dieser einen interessanten Aspekt benennt, den ich auch noch gar nicht beachtet habe. Der motorisierte Individualverkehr ist notwendig zur Überwachung der Gesellschaft, d.h. Polizei/Staat sowie Google&Co. dürften neben den Auto-, Öl- bzw. Stromkonzernen gewichtige Befürwortis des Autos und unsere Gegner sein. Autofrei ist auch ein Schritt weg vom Überwachungsstaat/-kapitalismus!

Aus "Uber, Tesla und Google preschen vor", Interview mit Timo Daum in: Gießener Anzeiger, 31.8.2019
Sauberer Verkehr durch E-Autos und geteilte Nutzung sowie weniger Unfälle durch autonom fahrende Autos – das klingt nach einem nachhaltigen Modell.
Der Schein trügt. Die digitalen Konzerne wollen nicht unbedingt Ressourcen schonen. Die Nutzer sollen vielmehr möglichst viel Zeit mit den Fahrzeugen und Diensten verbringen, damit mehr Daten eingesammelt und mehr Umsätze erzielt werden. Die Städte könnten mit autonom fahrenden Autos überflutet werden, um möglichst viele Daten, Profile und Werbeeinnahmen zu erhalten. In diesem Fall würde der öffentliche Nahverkehr zurückgedrängt.
Wie könnte ein Alternativmodell für dieses Szenario denn aussehen?
Ein digitalisierter, elektrifizierter und automatisierter Verkehr müsste öffentlich dirigiert werden. Aus der autogerechten Stadt müsste eine werden, in der ein elektrisch und algorithmisch betriebener öffentlicher Verkehr Vorrang hat. Autonom fahrende Shuttle-Minibusse könnten beispielsweise Dörfer in ländlichen Regionen per Knopfdruck bedienen. Wir brauchen eine Digitalisierung des Verkehrs nach Service-, Ökologie- und Raumordnungskriterien. Die zahlreichen Verkehrsdaten werden dabei zur wichtigsten Ressource.
Welche Rolle sollen die Kommunen übernehmen?
An den Städten kommt kein Verkehrsanbieter vorbei. Die Kommunen haben es in der Hand, die Regeln vor Ort aufzustellen. Das öffentliche Teilen von Fahrrädern, E-Autos und -Transportern sollte künftig zur kommunalen Aufgabe werden. Die Städte müssen gleichzeitig die Hoheit über die Sammlung und Verarbeitung von Daten behalten, um den Verkehr steuern und planen zu können. Nur auf diesem Weg kann es gelingen, den Verkehr insgesamt zu reduzieren, ohne dabei die private Mobilität einzuschränken.

Studien, Links usw. mit Kritik am Auto insgesamt

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Kommentare

Ralf Korten am 16.03.2022 - 18:04 Uhr
Die Anhänger dieser Thesen gehören in´s Land der ideologischen Träumer.


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