Keine A49

AKTIONEN ZUR BUNDESTAGSWAHL 2002

Fischer & Co. in Göttingen (August 02)


1. Ideensammlung und Beispiele für Aktionen
2. Viele, viele Berichte und Beispiele
3. Inhaltliche Einleitung
4. Kampagne und Aktionen gegen die Bundestagswahl – ein AG Bericht
5. Gedankensammlung zu Anti-Wahlkampagne (ungültig wählen)
6. ungültig wählen - nur wie?
7. Entwurf für eine Wahlkampagne: „Wenn NIEMAND an der Macht ist, geht es allen besser.“
8. Antiwahltexte
9. Aktionsideen für größere, gemeinsam Aktionen
10. Schreiben sollen Angst schüren - Polizei ermittelt
11. Fischer & Co. in Göttingen (August 02)
12. Anti-Wahl-Woche vom 28. August bis 3. September in Berlin
13. Anti-Wahl-Aktionstag und antirassistische Demo am 14.9. in Gießen
14. Gefälschte Briefe zur Wahl verteilt

Bombs not food ... Fischer & Co. in Göttingen
Gestern haben die Grünen hier in Göttingen eine Wahlkampfveranstaltung auf dem Marktplatz gemacht. Es redeten im strömenden Regen von der Ballustrade des Rathauses: Margit Göbel, Stefan Wenzel (Land- und Kreistag), Jürgen Tritten, Joschka Fischer. Zahlreiche Aktionen kommentierten das Geschehen, im folgenden eine kleine Liste:
  • Die Antifa hat eine kleine Demo (200 Leute) zum Marktplatz gemacht, dabei hatten sie Schilder in B90/Grüne-Design mit verschiedenen Sprüchen
  • mehrere andere Gruppen hatten ebenfalls Schilder auf denen (oft ebenfalls in dem Design der Grünen) gegen Krieg und neoliberale Politik protestiert wurde, außerdem wurden am Gänseliesel-Brunnen Anti-Atom-Transpis angebracht
  • es gab ein inhatlich fundiertes Flugblatt zur Situation im Irak und den Kriegsvorbereitungen bzw. der Politik gegen den Irak, das Flugi wurde allerdings zu wenig verteilt, was vielleicht auch an dem strömenden Regen lag, der jedes Papier sofort durchnässt hat
  • an der gegenüberliegenden Häuserzeile haben zwei Kletterer versucht ein Riesentranspi vom Dach abzuseilen, das gelang im Prinzip auch, nur leider ist das Transpi bei der Aktion zerrissen, so daß man es nicht mehr lesen konnte
  • vorne in der Menge hat sich eine Gruppe diverse Sprüche für Krieg gerufen ("Wir sind Grüne, wir wollen Krieg!") und den Grünen frenetisch zugejubelt; auf zwei umgedrehten Schirmen wurde ein Transpi aufgespannt mit dem Spruch "Humanitär bombardieren, aber konsequent" und dem B90/Grüne-Logo (Sprüchezettel anbei)
  • die Minister, Bullen und viele andere wurden mit Konfetti beworfen
  • überall auf dem Marktplatz wurden hunderte DIN A7-Zettelchen in die Luft geworfen, auf der einen Seite zeigten sie einen Panzer ("Unser Ziel: Der 3-Liter-Panzer" plus umgestaltetes B90/Grüne-Logo "Bund 90/Olivgrün"), auf der anderen Seite zeigten sie Kampfjets ("Grün ist der Solarbomber" und ein umgestaltetes Grünen-Logo "Jäger 90/ Die Grünen")
  • mit Trillerpfeifen, Stadiontröten und Rufen wie "Kriegstreiber" hat eine weitere schwarz gekleidete Gruppe vorne die Reden kommentiert (insgesamt in den vorderen Reihen ziemlicher Lärm, in den hinteren Teilen des Platzes ließen sich die Reden wegen der leistungsstarken Anlage dennoch ganz gut verfolgen - den Protest haben aber auch alle mitbekommen)
  • es sind einige Farbeier geflogen, eins traf das Rathaus (ich habe allerdings im Gegensatz zur Presse sonst nicht so viele Wurfgeschosse gesehen)

Außerdem: Die Bullen waren massiv vor Ort, vor allem hatte sich eine sehr große Anzahl Zivi-Bullen unter die Leute gemischt. Die haben dann teilweise ziemlich brutal und ohne Rücksicht auf die Umstehenden versucht, WerferInnen herauszugreifen. Dabei ist - vielleicht willentlich - auch das "Humanitär bombardieren"-Transpi zerrissen worden (nach einige Sekunden).

Fazit: Die Kommunikationsguerilla-Aktionen haben ein bißchen an der Durchmischung der Protestierenden gelitten. Am Ende haben sich eher der gewohnte Spruch "Kriegstreiber" und der allgemeine Stör-Lärm durchgesetzt. Allerdings war die Koordinierung insgesamt auch mehr als schwierig, da die allermeisten Leute auf dem Platz unter Schirmen standen, großer Lärm war und man gar keinen Überblick bekam. Die Veranstaltung hat insgesamt (3 Redner!) nur 40 Minuten gedauert, da sonst Fischer alleine schon mal eine Stunde redet (laut taz) und auf dem Platz auch viele ZuhörerInnen waren, die nicht mitprotestiert haben, muß man das als Folge des Protestes werten, denen die ergiebiegen Regengüsse aber sicher geholfen haben. Fischer mußte am Ende mit Polizeischilden abgeschirmt werden.

Gut: Die Kommunikationsguerilla war am Anfang gut (als nicht enden wollende Joschka-Rufe den Lokalmatador Trittin verwirrten) und gut wäre auch gewesen, nach Ende der Reden nochmal laut zu rufen (da hätte man das nämlich über den ganzen Platz hören können) - der Regen war jedoch unerträglich. Gut sind vermutlich auch spontane Kommentare, wie z.B. die "Aldi, Aldi"-Rufe, als Trittin das Engagement der Kette bzgl. des Dosenpfands lobte. Die Dachkletterer waren toll, mir tat es echt leid, daß deren Transpi zerriß.

Die Redner: Ich habe nicht viel mitbekommen von dem, was sie gesagt haben. Vieles davon war sicher wenig angreifbar (auf die platte Art) und ich finde es auch merkwürdig, wenn mit solchen Aktionen immer nur die Grünen bedacht werden (obwohl sie es sicher auch verdient haben), für Göttingen kann man das jedoch nicht sagen. Schäuble und Beckstein sind in Göttingen zuletzt auch nicht zu Wort gekommen. Und wer weiß, was bei den kommenden Wahlkampfveranstaltungen passiert. Lustig war, das Fischer immer nur gegrinst hat, als die Joschka-Rufe bei Trittins Rede laut waren (hat er sich über die Mißachtung von Trittin gefreut oder dachte er noch, das alles gut wird?). Trittin hat übrigens vor der CSU gewarnt, mit der Begründung, man dürfe Rechtspopulisten nicht helfen und hat Paralellen zu Berlusconi und Le Pen gezogen. Ob das die Presse bringt? Die Zwei-Haufen-Scheiße-Theorie war in den Reden sehr präsent (gewarnt wurde natürlich nur vor der schwarz-gelb-braunen Scheiße).

Die Grünen: Der Kreisverband hatte 50 OrdnerInnen aufgeboten, die natürlich hilflos waren. Aber Vorsicht: Auch wer nur ruft etc. wird schon gerne mal von umstehenden Grünen autorität oder drohend angefaßt. Eine Ordnerin hat mich zu beruhigen versucht (obwohl ich nichts geworfen hatte und überhaupt niemanden irgendwie zu nahe gekommen bin), sie verabschiedete sich mit dem Wort "Peace" (offenbar eine Kommunikationsgurilla gegen mich ...).

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