Keine A49

WILDBIENEN

Bestäubung, Bedeutung und Schutz der Bienen


1. Was ist eine Biene?
2. Solitäre Lebensweise
3. Soziale Lebensweise
4. Schmarotzende Lebensweise
5. Nestbau
6. Der Nistplatz
7. Bestäubung, Bedeutung und Schutz der Bienen
8. Nisthilfen
9. Verbesserung des Nahrungsangebotes

Es gibt zwar viele Insekten, die sich von Nektar und Blütenpollen ernähren, doch bei keiner Familie ist die Beziehung Insekt - Blüte so stark und spezialisiert wie bei der Gruppe der Bienen. Es muß allerdings zwischen dem Spezialisierungsgrad einzelner Arten unterschieden werden.
Die Honigbiene ist wie viele Hummelarten recht anspruchslos. Das Hauptsammelkriterium ist hier eine gute Tracht, d. h. die Pflanze sollte möglichst viel Pollen und Nektar bieten. Jedoch können nur Pflanzen besammelt werden, deren Staubgefäße und Nektardrüsen durch den Saugrüssel erreichbar sind, die Kelchlänge der Blüte kann also begrenzend wirken. Es ist übrigens nicht nur die Honigbiene, die unsere Obstbäume bestäubt, sondern gerade in Gebieten in denen kein Imker seinen Bienenstock aufgestellt hat, übernehmen einen sehr großen Teil dieser Arbeit die Wildbienen.

Abb. 7: Hinterbein von Bombus terrestris. Aus ALFORD (1975)
Abb. 9: Andrena clarkella k. weibchen, rechtes Hinterbein. Aus FRIESE (1923)

Das Sammeln von Pollen
Alle Pollen sammelnden Bienen haben extra zu diesem Zweck einen meist gut ausgebildeten Transportapparat, der aus einer bestimmten Haaranordnung an einem Körperteil besteht. Daneben gibt es Kropfsammler, die nicht nur den Nektar, sondern auch die Pollenkörner in einem Kropf sammeln und dessen Inhalt im Nest wieder hervorwürgen, wie z.B. die Maskenbienen (Hylaeus spec.). Manche Bienen (wie zum Beispiel Hummeln) feuchten die gesammelten Pollenkörner immer wieder mit Nektar an, viele Bauchsammler dagegen sammeln den Pollen trocken (=Trockensammler)


Abb. 8: Dasypoda plumipes Pz. weibchen, linkes Hinterbein mit der großen Bürste. Vergr. 15/1 im Nabei ca. 5x8 cm. Aus FRIESE (1923)

Beinsammler
Die Mehrheit der Pollen sammelnden Bienenarten gehören zu dieser Gruppe. Es entwickelten sich hier unterschiedliche Transportvorrichtungen. Diese sind oft ein gutes Bestimmungsmerkmal für Weibchen. Männchen besitzen keine Sammelvorrichtung, weil sie keine Brutfürsorge, bzw. -pflege betreiben müssen. Nun einige Beispiele:

  1. 1. Die uns bekannte Honigbiene und alle echten Hummeln besitzen an der hinteren Schiene ein Körbchen (Abb.7). Die Schienenfläche ist unbehaart, an den Seiten befinden sich lange und dichte Haarreihen. Diese sind leicht nach innen gebogen und halten so den Blütenpollen fest, der durch einen speziellen Kamm hineingekämmt wird. Ist das Körbchen gefüllt, so spricht man oft von "Pollenhöschen".
  2. 2. Bei Hosenbienen (Dasupoda spec.), ist das ganze Hinter- bein sehr lang und borstig' behaa'rt und dient in'sgesamt als Sammelapparat (Abb.8). So können sie große Pollen mengen sammeln, ohne daüernd zum Nest zurückkehren zu müssen.
  3. 3. Die Sandbienen (Andrena spec.) besitzen neben längeren Haaren am Hinterbein eine auffällige Haarlocke auf dem Schenkelring am Bauch (Abb.9). Auch hier bilden die Haare eine Art Körbchen, das mit Pollen angefüllt werden kann.

Bauchsammler
Diese Bienengruppe umfaßt in Deutschland nur 69 Arten aus der Familie Megachilidae. Der Sammelapparat besteht aus einer Sammelbürste auf der Unterseite des Hin terleibes, die wiederum aus einzelnen Borstenbändern auf jedem Bauchsegment aufgebaut ist. Die Wildbiene strift da mit über die Staubgefäße und nimmt so Pollen in die Bürste auf, deren Haare leicht nach vorne orientiert sind.

Ökologische Bedeutung
Wildbienen haben sowohl für den Menschen, als auch für den gesamten Naturhaushalt eine hohe Bedeutung. Der Mensch profitiert von ihnen direkt durch die Bestäubung seiner Obst bäume. Indirekt spielen Wildbienen eine große Rolle bei der Vermehrung von Ackerfutterpflanzen, wie z.B. dem Rotklee (Trifolium pratense) oder der Luzerne (Medicago sativa). Wildbienen erbringen besonders bei der Luzerne eine bessere Bestäubungsleistung als die Honigbiene. Dies erkannten z.B. die marktorientierten amerikanischen Großbauern schnell. Deshalb setzen sie nun schon seit vielen Jahren Wildbienen, die sie gezielt in Nisthilfen ansiedeln, zur Bestäubung der Luzerne ein und werden dafür mit einer gesteigerten Samenernte belohnt.
Aber auch im Naturhaushalt sind Wildbienen unentbehrlich. Sie bestäuben hier einen großen Teil der wildwachsenden Blütenpflanzen, wobei auch Pflanzen mit geringem Nektar- und Pollenangebot berücksichtigt werden. Sie sichern die geschlechtliche Vermehrung vieler Wildpflanzen und tragen damit zur Erhaltung, aber auch zur Weiterentwicklung, von deren Erbgut bei.

Gefährdung
Seit 20 Jahren ist bei den Wildbienen ein alarmierender Rückgang sowohl der Arten- als auch der Individuenzahlen zu beobachten. (WESTRICH u. SCHMIDT 1984 ). Die tiefgreifenden Landschaftsveränderungen, vor allem seit Anfang der 60er Jahre, wirken sich für die Wildbienen aufgrund ihrer spezialisierten Lebensweise besonders bestandsgefährdend aus. Viele sehr wärmelibende Arten sind aufgrund der Rebflurbereinigung in Deutschlands Weinbaugebieten sehr stark zurückgegangen oder schon ausgestorben.
Stark bedrohte Lebenaräume der Wildbienen sind vor allem: Flugmanddünen, Trockenhänge im Weinbauklias, Felsfluren und Steinhalden, Trocken- und Halbtrockenrasen, MagerWiesen, Dämme, vegetationsfreie Erdeege oder Abbruchkanten, Sand- und Kiesgruben, Hecken und Gebüsche in der Feldflur und in Siedlungen, Streuobstbestände mit morschen Bäumen, Waldränder und Lichtungen, Röhrichte und Hochstaudenfluren feuchter Standorte, Au- und Bruchwälder, alte Bauwerke mit Reetdächern oder lehmverfugtem Gemäuer.
Bedroht werden Wildbienen neben der Lebensraumzerstörung auch durch die Anwendung von Insekten- und Unkrautvernichtungsmitteln, den Straßenverkehr und durch übertriebene Garten- und Parkpflege.
In die Rote Liste der Bundesrepublik sind bisher 35% der Wildbienenarten aufgenommen worden. Davon waren 1984 bereits 7% ausgestorben, wobei die Tendenz steigt. Günstig ist die Bestandssituation lediglich für eine kleine Gruppe von Arten, die aufgrund ihrer meist geringen Spezialisie rung auch innerhalb von Siedlungen noch ausreichende Exis tenzbedingungen finden (WESTRICH u. SCHMIDT 1984)

Schutz
1980 wurden in der Bundesrepublik Deutschland die Wildbie nen in ihrer Gesamtheit unter gesetzlichen Schutz gestellt. Damals war allerdings nicht einmal sicher bekannt, wieviele Arten es tatsächlich bei uns gibt. Aus diesem Grunde wurde von WESTRICH (1984) ein Wildbienenverzeichnis der Bundesre publik und später' auch praktische Anleitungen zum Wildbie nenschutz veröffentlicht.
Wildbienenschutz heißt in erster Linie Biotopschutz. Nur zusätzlich dazu können weitere Hilfen im Bezug auf das Nah rungs- und Nistplatzangebot von jedem durchgeführt werden. Zur Einrichtung von Nisthilfen sollte immer ein bestimmtes Nahrungsangebot hinzu kommen, da beides für die Bienen gleichrangige Bedeutung hat. Wildbienenschutz fängt vor der Haustür oder schon auf dem eigenen Balkon an. Mit einfachen Mitteln kann hier einiges erreicht werden. Als Nebenprodukt wird man das Naturgeschehen hautnah miterleben.

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