Keine A49

PRO AUTORITÄRE STRUKTUREN: HIERARCHIEN IN GRUPPEN, NETZWERKEN UND BÜNDNISSEN SIND GEWOLLT!

Texte zu Grenzen, Ausgrenzungen, Streitkultur, Debatte und Beliebigkeit


1. Offene Befürwortung zentraler bzw. hierarchischer Strukturen
2. Texte zu Grenzen, Ausgrenzungen, Streitkultur, Debatte und Beliebigkeit
3. Umgang mit autoritären Strukturen in linken Zusammenhängen:
4. Repressionsschutz als Repression
5. Links und Lesestoff
6. Gegenentwürfe

Texte zu politischer Organisierung

Es geht viel schlimmer ...

Verhaltens- und sogar Dresscodes - autoritär durchgesetzt
Aushang (mehrfach, aber anonym) auf dem Klimacamp 2016 ++ im Original
Schwarze Widerstandssymbole auf weißen Köpfen?!
Dreadlocks sind genau wie Irokesenschnitte, gedehnte Ohrläppchen und Tätowierungen inzwischen besonders in linken Kreisen weit verbreitet. Zum einen dienen sie als Szene-Code, zum anderen als Zeichen des Widerstandes gegen eine Kultur, in der die meisten der überwiegend weißen, jungen und gebildeten Aktivist*innen ein enorm privilegiertes Leben führen. Den Ursprung dieser Symboliken kennen die wenigsten.
Als Ausdruck tiefer Spiritualität und Abkehr von allem weltlichen (inklusive Kämmen und Bürsten) entstammen Dreadlocks sowohl dem afrikanischen (Rastafari) als auch dem indischen (Sage, Yogi) Raum. Erst zur Zeit der Sklaverei erhielten sie durch die unzähligen gefangenen und versklavten Personen aus Indien und Afrika Einzug in die USA, wo sie später von der Schwarzen Bürgerrechts- und Black Power-Bewegung der 1950er und 1960er Jahre aufgegriffen worden sind. Gemeinsam mit dem Afro-Look wurden sie zum Symbol des Widerstandes gegen Marginalisierung, Imperialismus und weiße Schönheitsnormen.
In diesem Kontext, wirkt es geradezu absurd, dass Weiße sich heutzutage dieser Symboliken bedienen. Doch im Gegensatz zu den vielen Schwarzen Personen, die sich durch diese Aneignung wütend und verletzt fühlen, scheint das den meisten Weißen irgendwie nicht klar zu sein. Dabei gibt es diese Kritik auch im deutschsprachigen Raum.
Wenn PoC in der Öffentlichkeit Saris, Bindis oder Turbane tragen, dann gelten sie als nicht integrationswillig und rückschrittlich. Weiße Personen hingegen werden in ähnlicher Kleidung als weltoffen, exotisch und modisch gelesen. Ob sie die Bedeutung kennen oder nicht spielt in erster Linie keine Rolle, weil sie ein Privileg genießen, welches ihnen auf der Grundlage ihrer Hautfarbe zugestanden wird.
Sich Dreads wachsen oder die Ohrlöcher dehnen zu lassen bedeutet noch lange nicht, weiße Privilegien abzulegen. Weiße können problemlos Dreadlocks tragen, ohne dadurch rassistische Implikationen hervorzurufen. Schwarze nicht. Mit diesem Wissen im Hinterkopf, erscheinen Dreadlocks bei Weißen eher als eine Zurschaustellung von Privilegien, denn als antirassistische Praxis. Weißsein ist in unserer rassistischen und rassifizierten Welt die Norm. Das ist ein Fakt, von dem Weiße profitieren und Schwarze eben nicht. Weiße können es sich aussuchen, für einen gewissen Zeitraum ein bisschen aus der Reihe zu tanzen und vielleicht mal den ein oder anderen skeptischen Blick zu ernten. Für Schwarze ist das Alltag - und zwar ein Leben lang.
Es steht Weißen schlichtweg nicht zu, darüber urteilen, ob bestimmte Praktiken nun rassistisch sind oder nicht. Weiße Privilegien zu reflektieren bedeutet schließlich auch, Deutungshoheit abzugeben und damit aufhören, Schwarze Befindlichkeiten zu relativieren und in Frage zu stellen. Es reicht aus, bei Google die Wörter ,,dreadlocks racism“ oder „dreadlocks cultural appropriation“ einzugeben, um eine Ahnung davon zu bekommen, wieviele Schwarze Menschen sich durch weiße Dreadlocksträger*innen verletzt fühlen. Schwarze Widerstandssymbole haben auf weißen Köpfen nicht zu suchen. Punkt.
Leseempfehlung: Sow, Noah (2009): Deutschland Schwarz Weiß: Der alltägliche Rassismus. München: W. Goldman


Im Original: No-Go-Areas im Linken-Lande
Der folgende Text war eine Reaktion auf den Sexismusvorwurf, wirft aber eigene Fragen und Provokationen auf, daher steht er als eigener Beitrag plus Stellungnahmen - wiederum anonymisiert, um nicht dem (weiteren?) Mißbrauch des Sexismusvorwurfes zur Denunziation Vorschub zu leisten. Die Debatte hier ist offen und unterliegt weder Zensur noch Denunziation.
Per Email:
Es gibt Leute, die bezeichen sich als Antikapitalisten und würden niemals ihren verwöhnten Arsch aus ihrer Mietswohnung in eine Wagenburg kriegen.
Es gibt Leute, die bezeichnen sich als Antifaschisten und würden niemals ihren feigen Hintern des Nachts zu einer NPD-Zentrale schleppen, um deren Inneneinrichtung aufzumöbeln.
Es gibt Leute, die bezeichnen sich als Tierrechtler und glauben, dass ihr lactovegetarisches Milch&Eier-Gekrautere irgendeine konsequente Struktur hätte.
Es gibt Leute, die bezeichnen sich als Antisexisten und sind heimlich immer noch stolz auf die Leistungen ihrer zwischen ihren Schenkeln baumelnden Mordwaffe.
Schluss mit diesem Wischiwaschi. Ich will mich ja hier nicht als Szenediktator aufspielen, aber es muss erlaubt sein, einen gehörigen Verlust von Konsequenz im "emanzipatorischen Widerstand"; zu bedauern. Irgendwie scheinen die Leute zu denken, dass es hier nur noch um Events und spannende Revolutionspiele geht, von denen mensch sich zuhause warm und mollig auf der Couch erholen kann. Ja glaubt Ihr denn allen ernstes, dass eine emanzipatorische Gesellschaft mit Couchen zu haben is? Oder mit Tee am Sonntag. Mit Gemütlichkeit? Mit Eiern und Milch? Mit all den bunten Errungenschaften der völlig von pseudorevolutionärer Hühnerkacke durchsetzten Kulturindustrie? Wo ist er denn, der entschlossene Widerstand, der sich durch sowas wie eine klare, selbstverständlich von allen eingehaltene Linie auszeichnet? Es kann doch nicht sein, dass wir stundenlang mit Toleranz-faselnden ReformistInnen in Plena diskutieren müssen, die uns weismachen wollen, dass wir der bürgerlichen Schnauzbartpresse mehr als unseren veganen Dünnschiss aufs Auge drücken sollten. Ich hab die Schnauze voll davon, auf Widerstandscamps mittlerweile eine wahre Invasion systemkonformer Event-Revoluzzer zu dulden, die mir in ihrem Nofx-T-Shirt erzählen wollen, wie geil sie auf dem Bizarre abgekackt sind?
Ich hab's satt, mich mit versoffenen Chaostagepunks rumzuschlagen, die von unserer politischen Motivation gerade soviel wissen, wie zwischen ihre Buttons passt. Was ist eine antihierarchische, emanzipatorische Bewegung wert, wenn sie so offen ist, dass sämtliche systemfreundliche, reformistische, Lifestyle-Linke Positionen in sich aufnimmt und sich dann beschwert, dass sie vor lauter interner Diskussionen zu keinem Ergebnis mehr kommt. Es ist doch ganz einfach: Schotten dicht für alle reformistischen Weicheier, die am Tage der Revolution krampfhaft versuchen würden, das Haus ihrer Familie zu verteidigen und uns dann so einen Blödsinn wie"Ideeller Wert" der Enteignung entgegenjammern.
An dieser Stelle kann ich nur die Gießener Antisexismus-Gruppe für ihre konsequente Vorgehensweise gegen jeden Sexisten loben, die sich nicht ihre eigene Bewegung von wimmernden Weltverstehern aufweichen lässt.
Bleibt zu sagen, wenn wir den linksradikalen Widerstand retten wollen, sollten folgende Positionen diskutiert werden:
Ausschluß aller
AutofahrerInnen
Basisdemokraten
Chamäleons der Politik
Event-HopperInnen
Lacto-VegetarierInnen
Sexisten
ReformistInnen
"Man muss die Leute verstehen"-SagerInnen
SubjektivistInnen
RelativistInnen
ExistenzialistInnen
KünstlerInnen (save true punk!)
PhilosophInnen
"Ich teile mein Haus nicht mit flohbestückten Kampflesben"-Denker
und all dem anderen menschlichen Gesocks, dass uns erzählen will, wir sollten dieser verachtenswerten Gesellschaft mit irgendetwas anderem als konsequentem, straighten, puren, emanzipatorischen, kämpferischem Hass begegnen!
Feuer und Flamme für diesen Staat und alle außer uns!

Antwort per Email:
sag mal martin, hast du eigentlich 'n schaden? Ich weiß zwar nich, was du unter 'punk' verstehst, aber ich persönlich versteh darunter nich, ein völlig spartanisches leben zu führen, aus überzeugung auf dem nackten Boden eines Bauwagens sitzend, aus überzeugung halbverhungert und aus überzeugung ohne kontakt zu irgendwem außerhalb. Ich halte gewalt durchaus für ein Mittel, wenn auch das letzte, aber es ist auf jeden Fall KEIN Mittel, stumpf auf alles einzukloppen was einen stört! JA, ich war auf den Chaostagen,habe gesoffen und mich mit Bullen gekloppt, aber ich spreche trotzdem mit gewaltablehnenden Antialkoholikern immer noch wie mit menschen! Und JA ich bin Ovo-lacto-vegetarier, wenn auch von der etwas radikaleren Art, aber ich sehe nicht ein, warum ich keine Freilandeier essen und keine Biomilch trinken soll?! UND: JA ich habe eine Couch, fließend wasser und trinke Tee, wenn ich das möchte, aber ich laufe trotzdem mit 'nem knüppel in der Tasche rum und verkloppe Faschos, wenn es sein muß. Binn ich jetzt ein winselndes weichei? Und ist nicht ein linkes winselndes weichei immer noch besser als ein unpolitisches oder gar rechtes winselndes Weichei?! Meinetwegen leb du dein radikales, spartanisches leben, aber versuch nich mir zu erzählen, wie ich meins zu leben hab! GET UNITED! LINXRADIKALE ALLER LÄNDER UND GRUPPEN VEREINIGT EUCH! VIVA LA REVOLUTION!

Weitere Antwort per Email:
Es gibt Leute, die bezeichen sich als Antikapitalisten und würden niemalsihren verwöhnten Arsch aus ihrer Mietswohnung in eine Wagenburg kriegen.Es gibt Leute, die bezeichnen sich als Antifaschisten und würden niemalsihren feigen Hintern des Nachts zu einer NPD-Zentrale schleppen, um derenInneneinrichtung aufzumöbeln.Es gibt Leute, die bezeichnen sich als Tierrechtler und glauben, dass ihrlactovegetarisches Milch&Eier-Gekrautere irgendeine konsequente Strukturhätte.Es gibt Leute, die bezeichnen sich als Antisexisten und sind heimlichimmer noch stolz auf die Leistungen ihrer zwischen ihren Schenkeln baumelndenMordwaffe.Ich will mich ja hier nicht als Szenediktator aufspielen, aber es muss erlaubt sein, einen gehörigen Verlust vonKonsequenz im „emanzipatorischen Widerstand“ zu bedauern.
lieber martin hülsen du kannst bedauern was du willst, aber das bleibt eben auch ohne konsequenz. wie sollen denn deine ausschluss-fantasie umgesetzt werden? wer soll das denn für dich machen?
glaubt Ihr denn allen ernstes, dass eine emanzipatorische Gesellschaft mit Couchen zu haben is?
Oder mit Tee am Sonntag. Mit Gemütlichkeit? Mit Eiern und
Milch? Mit all den bunten Errungenschaften der
völlig von pseudorevolutionärer Hühnerkacke durchsetzten Kulturindustrie?

ja, das glaube ich, denn wozu soll ich mich emanzipieren, wenn nicht zu einer gesellschaft, in der ich frei, angenehm und nach
meinen vorstellungen leben und spaß haben und mehr als überleben kannwo ist er denn, der entschlossene Widerstand, der sich durch sowas wie eineklare, selbstverständlich von allen eingehaltene Linie auszeichnet?
ich glaube, der ist mit dem letzten stalinisten gestorben, und dasd ist gut so.
. Was ist eine antihierarchische, emanzipatorische Bewegungwert, wenn sie so offen ist, dass sämtliche systemfreundliche, reformistische,Lifestyle-Linke Positionen in sich aufnimmt und sich dann beschwert, dasssie vor lauter interner Diskussionen zu keinem Ergebnis mehr kommt. Es istdoch ganz einfach
nein, ist es nicht. politischer kampf bedeutet nun mal diskussion und auseinandersetzung, auch wenns dir nicht gefällt. ich setz
mich ja auch mit dir auseinander.– Schotten dicht für alle reformistischen Weicheier,die am Tage der Revolution krampfhaft versuchen würden, das Haus ihrerFamilie zu verteidigen und uns dann so einen Blödsinn wie „IdeellerWert“ der Enteignung entgegenjammern.
ich würd mich von dir auch nicht enteignen lassen wenn ich ein haus hätte, weil ich glaube, dass du der eraste wärst, der mein
haus zu deinem privateigentum machen würdest, wofür du dann eine erklärung aus deinem antifaschistischem brevier ziehen
würdest.Bleibt zu sagen, wenn wir den linksradikalen Widerstand retten wollen,sollten folgende Positionen diskutiert werden:
wenn die ganze beweguung deiner meinung nach aus diesen typen besteht, willst du wirklich mit denen diskutieren?Auschluß aller

AutofahrerInnenBasisdemokratenChamäleons der PolitikEvent-HopperInnenLacto-VegetarierInnenSexistenReformistInnen„Man muss die Leute verstehen“-SagerInnenSubjektivistInnenRelativistInnenExistenzialistInnenKünstlerInnen (save true punk!)PhilosophInnen„Ich teile mein Haus nicht mit flohbestücktenKampflesben“-Denker

und all dem anderen menschlichen Gesocks, dass uns erzählen will, wirsollten dieser verachtenswerten Gesellschaft mit irgendetwas anderem alskonsequentem, straighten, puren, emanzipatorischen, kämpferischem Hass begegnen!

immerhin ist selbst das gesocks für dich noch menschlich, das heißt, du bist von den faschos noch einen schritt weit weg.Feuer und Flamme für diesen Staat und alle außer uns!
bis zu deinem schlusssatz hab ich noch geschwankt, aber jetzt weiß ich: du bist einfach ein guter satiriker. das hoffe ich für den
ganzen linksradikalen widerstand.


Andere über autoritäre Strukturen
Verfassungsschutzbericht NRW 2002 (S. 183)
Da durch den stetigen Rückgang an Aktiven in der Anti-Kernkraft-Bewegung die Masse der Demonstrierenden nicht mehr für sich spricht, sondern zuletzt immer mehr Organisationen dazu über gegangen sind, Sprecher zu etablieren, werden die Strukturen anfällig für Hierarchien und Personenkult - Reizthemen für jene linksextremistisch beeinflussten Kreise, die Herrschaftsstrukturen und Fremdbestimmung entschieden ablehnen.

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