Keine A49

GEWALTFREIHEIT: STRATEGIE, UTOPIE ODER DOGMA?

Staat und Gewalt


1. Die Argumente pro Gewaltfreiheit - und was davon zu halten ist
2. Offene Fragen und blinde Flecken der dogmatischen Gewaltfreiheit
3. Gut und Böse: Identitätsstiftende Kraft der Gewaltfreiheit
4. Der Machtanspruch gewaltfreier Dogmatik
5. G8-Gipfel 2007 Heiligendamm: Dogma und Kontrolle
6. Staat und Gewalt
7. Kritik an dogmatischer Gewaltfreiheit
8. Links

Erich Fried
Die Gewalt herrscht dort, wo der Staat sagt: Um die Gewalt zu bekämpfen darf es keine Gewalt mehr geben außer meiner Gewalt.

Georg Orwell, zitiert nach „Freitag Nr. 41“, 5.10.2001
Leute, die durch Geld und Kanonen geschützt sind, hassen die Gewalt zu Recht und wollen nicht einsehen, dass sie Bestandteil der modernen Gesellschaft ist und ihre eigenen zarten Gefühle und edlen Ansichten nur das Ergebnis sind von Ungerechtigkeit, gestützt durch Macht.

Der Staat übt Gewalt aus - ständig. Er ist bei näherem Hinsehen eine in Form gegossene Gewalt, die zudem das Monopol auf Gewalt für sich beansprucht. Damit ist er die totale Form von Gewalt. Niemand außer ihm darf gewalttätig sein, aber er darf das immer (zumindest wenn andere Mittel nicht reichen). Er ist auch tatsächlich der gewalttätigste Teil der Gesellschaft.


Jede Art von Gewalt ist zu verurteilen.
Regierungssprecherin Martina Fietz am 2.1.2019 im Namen der Bundesregierung (Bericht mit Video)

Es kommt aber noch schlimmer. Seine Ablehnung von Gewalt ist sogar doppelt geheuchelt. Er verschweigt nicht nur die eigene, ständige Gewalt, sondern befürwortet auch Gewalt, die ihm nützt, wenn sie von anderen ausgeführt wird.

  • Beim Anschlag auf Hitler, am 20.7.1944 mit dem Ziel der Rettung des faschistischen Deutschlands durchgeführt, ist der BRD sogar ein Bombenattentat recht. Jedenfalls feiert sie diese Gewaltanwendung kräftig ab.
  • Auch Steinwürfe sind okay, wenn sie sich gegen die andere Seite richten, z.B. beim sog. Aufstand in der DDR am 17.6.1953. Immer wieder wird ein Steinwurf gegen die Sowjetpanzer als Propagandafoto benutzt.
  • Der unter anderem von Faschisten durchgeführte Putsch in der Ukraine, die von Faschisten angeführten Separatisten im Kosovo und ihr Krieg gegen Serbien wurde 1999 von der NATO mit Militärschlägen sogar direkt unterstützt.

Die Liste ließe sich beliebig verlängern. Sie zeigt: Der Ruf nach Gewaltfreiheit ist eine Aufforderung an die Opposition, bitte im Sandkasten des Versammlungsrechts zu bleiben.

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