Laienverteidigung

VON DER THEORIE ZUR PRAXIS - WEGE ZUR HERRSCHAFTSFREIHEIT

Einleitende Gedanken


1. Einleitende Gedanken
2. Gab es schon mal herrschaftsfreie Gesellschaften?
3. Links

Dieser Text ist Teil der Gesamtabhandlung "Freie Menschen in Freien Vereinbarungen" ... zum Anfang.

Nun soll es um die Umsetzung gehen. Das gezeichnete Bild wird dadurch zerklüfteter. Denn es kann kein geschlossenes Rezept geben auf dem Weg zu einer menschlichen, emanzipatorischen Gesellschaft. Evolution verläuft nicht linear, sondern baut auf den jeweils geschaffenen Möglichkeiten auf. Was heute als Entwurf geschriebenen werden kann, ist erstens eine Möglichkeit unter vielen und zweitens nur die auf dem Möglichkeitsniveau der Gegenwart. Ein emanzipatorischer Prozess als Evolution des Menschlichen würde dieses Niveau aber stetig anheben, d.h. die Möglichkeiten erweitern, die Bedingungen verändern und so neue Entwürfe ermöglichen. Alles Folgende ist daher eine Momentaufnahme und immer nur ein jeweiliger Aspekt.
Diese sollen aber zweigeteilt vorgestellt werden. Zunächst geht es um Strategien, dann um konkrete Praxisansätze. Der Unterschied ist, dass Strategien nicht einzelne konkrete Umsetzungsbaustellen betreffen, sondern eine Verknüpfung zwischen Theorie und Praxis schaffen. Hier steht also die Frage "Worum geht es eigentlich?" im Mittelpunkt. Ziele, Zwischenschritte, Teilziele und Etappen werden formuliert - nicht als in Beton gegossene Vorgabe der richtigen Route, aber schon als Versuch, die Analyse der Geschichte, der gegenwärtigen Möglichkeiten und der Verhältnisse und Beziehungen, in denen Menschen stecken und wirken, zu verknüpfen und einen roten Faden für die dann daraus abzuleitenden praktischen Umsetzungsorte und -wege zu beschreiben.
Wer überlegt, wie der Weg zu den eigenen Zielen aussehen könnte, wer die Rahmenbedingungen und Machbarkeiten prüft und wer Erfahrungen aus der Praxis reflektiert und in neue Schritte einbaut - der/die handelt strategisch. So jedenfalls ist der Begriff hier gemeint. Strategie ist der - hoffentlich immer wieder überprüfte und weiterentwickelte - Plan von der Idee zur Umsetzung.

Es folgen fünf Texte zu strategischen Überlegungen für verschiedene gesellschaftliche Felder. Es handelt sich um keine vollständige Strategie, wahrscheinlich nicht einmal zu den benannten Punkten. Es dürfte darüber hinaus viele weitere geben. Das an dieser Stelle nur einzelne Bereiche und diese auch recht kurz dargestellt werden, liegt auch daran, das ein weiteres Buch - nämlich "Autonomie & Kooperation" - sich in der Hauptsache solchen Strategien widmen. Dort geht es um herrschaftsfreies Wirtschaften, horizontale Beziehungen zwischen Freien und Gleichen, Alternativen zur Strafe, Lernen ohne Zwang und emanzipatorische Umweltschutzkonzepte.

Aus: Gruppe I.N.K.A.K., 2000: Kritik der verkürzten Kapitalismuskritik, S.18)
Die scheinbare Alternativlosigkeit mit der wir konfrontiert werden, zeigt wie totalitär das herrrschende Denken in den Köpfen verankert ist. Nichts scheint umsetzbar zu sein wenn es sich nicht im Rahmen des real vorhandenen bewegt. Eine gesellschaftliche Utopie wird zu etwas abstrakten, mit nur wenig Möglichkeiten einer Anbindung an die Realität. Sie schließt sich nicht an unseren Erfahrungshorizont an. Grundlegene Mechanismen dieses Gesellschaftssystems werden nicht mehr hinterfragt (z.B. Herrschaftsverhältnisse), sondern als Naturgesetzartig hingenommen. Wir müssen dieses Dilemma durchbrechen und gerade der realen Verhältnisse wegen radikal und utopisch zu bleiben. Sich nicht zufrieden zu geben mit Reformen oder Scheinlösungen ist Teil dieses Politikansatzes. Wenn Ziele oder Forderungen von uns als grundsätzlich gut, aber nicht realisierbar abgetan werden, spricht dies nicht gegen die Utopie sondern gegen die Realität. Deshalb brauchen wir Räume, gerade auf der lokalen Ebene, die die Realität in Frage stellen und Utopie in Ansätzen erfahrbar machen. Mit dem Verschwinden dieser Räume würde eine weiteres Experimentierfeld mit anderen Kommunikations- und Organisationsstrukturen entfallen.

Aus einem Interview mit Murray Bookchin, in ÖkolinX, Sommer 1996 (S. 19)
Heutzutage treffe ich Salonlinke, die mir weismachen wollen, "unter den gegebenen Umständen" sei es unmöglich, für eine grundlegende soziale Veränderung zu kämpfen. Solche Typen sind doch komplett entfremdet. Das ist die bürgerliche Vorstellung von "Erfolg" und nicht von Wahrheit und Freiheit.

Autonomie und Kooperation
2006 erschien das Buch "Autonomie und Kooperation" zum Thema: Wie kann herrschaftsfreie Gesellschaft konkret aussehen?
Extraseite zum Buch
++ Bestellseite ++ Kapitel zur Herrschaftsfrage

Zum nächsten Text, dem zweiten Text im Kapitel zu Strategien herrschaftsfreier Gesellschaft: Emanzipation als Prozess

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