Laienverteidigung

RELIGION? NEIN DANKE ...

Links und Materialien


1. Definitionen zu "Religion"
2. Merkmale und Gemeinsamkeiten von Religionen
3. Weltliche Gottheiten & transzendentale Quellen des Richtigen
4. Besondere Formen irrationalen Glaubens
5. Kritik und Überwindung der Religion
6. Links und Materialien

Im Original: Bücher vorgestellt
Stefan Braun
Das Staat-Religionen-Verhältnis in seiner historischen Entwicklung
2005, Wissenschaftlicher Verlag Berlin, 129 S., 16 Euro)
Ein Geschichtsbuch der Beziehung zwischen Kirche und Staat, Religion und Politik in Deutschland und der Geschichte, die von zentraler Bedeutung für die heutige Situation in diesem Land ist. Es beginnt mit der Etablierung des Christentums im Römischen Reich und endet in der Verfassungswirklichkeit der BRD. Etliche Quellen bis hin zu aktuellen Urteilen belegen die Aussagen. Eigentlich hätte der Titel aber statt Staat auch Deutschland und statt Religion passender Christentum lauten müssen - dafür aber dann bietet das Buch sachkundige Information.

Hans Joas (Hrsg.)
Was sind religiöse Überzeugungen ?
(2003, Wallstein in Göttingen, 152 S., 19 Euro)
Braucht Werterziehung Religion?
(2003, Wallstein in Göttingen, 141 S., 19 Euro)
Jeweils der beiden Bücher enthält drei Beiträge, die zu Wettbewerben unter der Fragestellung des Buches eingereicht und prämiert wurden. Sie beleuchten die Frage aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Alle drei des ersten Buches versuchen sehr stark, logische Argumentationsmuster zu entwickeln, nach denen ein Gedanke oder eine Empfindung als religiös eingestuft werden kann. Eine klare Antwort haben alle nicht - insofern sind die Texte eher eine Anregung als eine Antwort, können aber genau so auch gut gelesen werden. Im zweiten Buch stehen sich unterschiedliche Auffassungen gegenüber. Etwas seltsam kommt dabei die kritische Bejahung von religiösen Werten in der Erziehung herüber, die mit dem Trick arbeitet, diese seien gut, weil ein Kind daran eigene Überzeugungen messen kann. Mit dieser Gedankenschleife wäre alles begründbar - auch der Faschismus. Wertevermittlung aber heißt im Kontext von Erziehung, also der zielgerichteten Steuerung von Verhalten und Denken, gerade nicht die Information zum Zwecke der Auseinandersetzung. Insofern ist die Logik von Erziehung in den Beiträgen zum Teil unzureichend erfasst.

Reinhard Starkl
Naturwissenschaft & Glaubenslehren
(2000, VAP-Verlag in Preußisch Oldendorf, 334 S.)
Achtung, konzentrieren: Hier wird das Denkvermögen nicht geschont. In präzisen Abhandlungen werden die großen Religionen dieser Welt und etliche bekannte Wissenschaftstheorien vorgestellt. Die Texte gehen dabei vielfach so in die Tiefe, dass mehr vermittelt wird als nur ein einfacher Überblick. Dann geht es ans Vergleichen, zunächst der Religionen untereinander (wobei noch ein besonderer Schwerpunkt auf die Entwicklung der christlichen Theorien gelegt wird), dann mit den Wissenschaften und ihren Welttheorien. Logisches Denken wird stark beansprucht. Die Vergleiche beschränken sich einerseits auf konkrete Fragestellungen wie das Leben nach dem Tod, andererseits versucht der Autor, Ansätze für eine Fusion zu einem alles einschließenden Weltbild zu finden. Zumindest die Frage kommt bei Lektüre des stark mathematischen, vor allem mit Formeln als Weltbeschreibung arbeitenden Textes auf, ob nicht spätestens hier der Autor selbst Gefahr läuft, sich als Religionsstifter zu betätigen. Denn Religion ist ebenso wie dogmatische Wissenschaft ja gerade dadurch gekennzeichnet, geschlossene Erklärungsansätze für die Welt zu bieten und Komplexität durch Berufung auf eine Einheitlichkeit zu reduzieren.

Erhard Zauner
Die Un-Heilige Schrift
(2007, novum in Neckenmarkt, 462 S., 21,30 Euro)
Wer eine ganz harte Kritik an der Bibel sucht, wird hier fündig. Zitat für Zitat wird die ersten Teile der Schrift seziert - und als blutrünstige, menschenverachtende Erzählung mit einem widersprüchlichen, aber oft fast sadistisch anmutenden Gott vorgeführt. Die Sichtweise ist tendenziös - wie die der Kirchen und sonstigen Christusfans. Beides zusammen aber belegt auf jeden Fall, dass die Bibel einfach alles enthält, komplett beliebig ist und so für alle die eine Quelle sein kann, die das Unerwünschte einfach ausblenden. Der billigen Masche vieler Christusfans, dass die alten Teile der Bibel von Jesus widerrufen oder zumindest ergänzt worden wären, tritt der Autor entschieden entgegen. Auch Jesus ist für alles zu haben - auch für die Forderung nach wörtlicher Umsetzung der sadistischen Anweisungen des Alten Testaments.

Winfried Krakau
Vernunft contra Glaube
(2007, Novum Verlag in Neckenmarkt, 113 S.)
Ein flammendes Plädoyer für eine Überwindung monotheistischer Moralreligionen hin zu kosmischen Wertereligionen. Der Autor stuft die großen Offenbarungsreligionen Islam, Juden- und Christentum als Zwischenstadien ein, die geschichtlich rückständig sind. Seine Vorbilder sind die Bilder einer universellen Weisheit, die von namhaften Philosophen ebenso vertreten werden wie ansatzweise in esoterischen Orientierungen oder asiatischen Religionen. Warum überhaupt solche externen Quellen höherer Werte notwendig sein sollen, erklärt der Autor nicht.

Wörterbuch Religion
(2008, Compact-Verlag in München, 288 S.)
Rund 1000 Stichworte werden beschrieben - nicht nur religiöser Fachbegriffe, sondern auch Allerweltsworte, die hinsichtlich ihrer Bedeutung in Religionen ausgelegt werden. Die thematische Breite reicht weit über die klassischen großen Religionen hinaus, z.B. in esoterische Themen. Die Stichworte sind sehr kurz beschrieben und beschränken sich weitgehend auf das Alltagswissen. Kritische Verweise fehlen fast vollständig.

Ernst F. Salcher
Gott? Das Ende einer Idee
(2007, VAS in Frankfurt, 425 S., 22,80 Euro)
Das Buch ist eine runde Sache: Nachvollziehbar wird der Werdegang des historischen Objektes "Gott" erklärt - seine Entstehung, Gründe und Hintergründe der Dominanz in vielen historischen Phasen, aber ebenso die Überflüssigkeit dieses Versuchs, über dem Menschen und von ihm unerreichbar eine Instanz anzusiedeln, die beliebig als Projektionsfläche für Orientierung oder Quelle von Machtansprüchen genutzt werden kann. Insgesamt liegt mit dem Buch ein Kompendium des Nachweises vor, dass Gott eine allzumenschliche und oft auch allzu leicht aus Interessen ableitbare Erscheinung ist. "Wir sollten diese vage Ersatzlösung nicht länger akzeptieren und den Mut haben, den historischen Fehlversuch der Gottsuche zu beenden. Wenn uns wirklich an der besseren Welt liegt, müssen wir begreifen, dass nur die Menschen sie schaffen können." Damit hätte das Buch ein schlüssiges Ende gehabt. Hätte ... denn dann führt der Autor an, dass er erst kurz vor Drucklegung des Buches in Kontakt mit ReligionskritikerInnen der bekannten Giordano-Bruno-Stiftung kam. Da stellt sich einerseits die Frage, wie solch ein Autor eigentlich agiert und recherchiert. Andererseits übernimmt Salcher dann unkritisch deren Positionen und druckt zum Abschluss die neuen 10 Gebote des Stiftungsvordenkers Schmidt-Salomon ab. Die sind zwar eine beißende Kritik bisheriger Religionen. Mit ihrer überdeutlichen Bejahung höherer Werte und der Aufforderung, diesen als Mensch zu dienen, inszeniert sich Schmidt-Salomon aber eher als neuer Religionsstifter denn als Kritiker übermenschlicher Autoritäten.

Elie Barnavi
Mörderische Religion
(2008, Ullstein in München, 176 S., 18 Euro)
Dem Autor geht es vor allem um die von ihm "Offenbarungsreligionen" genannten drei Religionen, die auf Schriften basieren - im Ursprung alle sogar auf dem gleichen, dem Alten Testament. Er versucht nachzuweisen, dass gerade diese drei, Juden-, Christentum und Islam (nach Alter geordnet), zu fundamentalistischen Tendenzen neigen. Exemplarisch beschreibt er einige - und verliert aus den Augen, dass Religion eine grundsätzlich das Menschliche in Frage stellende Sache ist, weil sie einen höheren Wert kreiiert als den Menschen selbst. So ließen und lassen sich Hexenverbrennungen, Kreuzzüge, Massenmorde, Zwangsmissionierungen und unzählige Fälle von Gehirnwäsche legitimieren: Es geht um etwas Höheres! Folglich wählt der Autor auch seine Medizin so aus: Demokratische Werte sollen den religiösen Orientierungen Grenzen setzen. Das aber ist der Austausch einer höheren Moral gegen die andere. Emanzipation dagegen denkt und geht vom Menschen aus.

Alfred Hackensberger
Lexikon der Islam-Irrtümer
(2008, Eichborn in Frankfurt, 280 S., 19,95 Euro)
Es geht um "Vorurteile, Halbwahrheiten und Missverständnisse von Al-Qaida bis Zeitehe" - so jedenfalls verspricht es der Untertitel. Alphabetisch werden etliche Themengebiete abgehandelt, in denen in hiesigen Medien und Diskursen zum Teil seltsame Vereinheitlichungen und Legenden zur Religion der Moslems dominieren. Das Buch räumt mit einigen auf, aber es macht sich die Sache einfach: Auf Quellenangaben verzichtet der Autor gleich ganz - und so manche seiner Ausführungen füllt den Leerraum zerschlagener Mythen mit neuen Verallgemeinerungen. Als gäbe es "den Islam" überhaupt ...

Richard Dawkins
Der Gotteswahn
(2008, Ullstein in Berlin, 575 S., 9,95 Euro)
"Schrill, aufgeregt, unbeherrscht, intolerant" - so beschimpft der Schreiber eines Leserbriefes das Buch. Abgedruckt ist die Kritik im Buch selbst. So unrecht hat der Schreiber nicht, nur vergisst er, dass eine solche Sprache durchaus angemessen sein kann angesichts der verblödenden, machtsichernden und mörderischen Wirkung der Inszenierung personaler Gottesbilder und der wirren Ableitungen, die daraus für das menschliche Leben und die soziale Struktur erfolgen. Fraglos ist Dawkins Buch eine Anklage, mitunter polemisch. Doch die Schärfe des Wortes ist das Mindeste, was der Schärfe der Gehirnwäsche und blutrünstiger Machtkämpfe entgegengesetzt werden muss, die im Namen Gottes, der große Erfindung zur Legitimierung übelster Handlungen, erfolgen.

Rolf Luther
Die Weisheit des Lebens
2009, Projekte-Verlag Cornelius in Halle, 163 S., 12,50 Euro)
Ein wirres Buch voller religiöser Bekenntnisse, die - lose gegliedert - aneinandergereiht wurden. Alle Klischees religiöser Gehirnwäsche werden bedient - von der Fügung unter höhere Gewalt bis zur Teilung in gut und böse. Insofern kann das Buch doch einen Nutzen haben: Eine Zitatequelle zur Kritik an einem Menschen- und Gesellschaftsbild, das nur so davon trieft, Menschen als Mitglieder einer armseligen Herde von Schafen zu begreifen. Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln (außer Verstand) ...

Carsten Jaboki u.a.
Religionskritik
(2007, mdv in Halle, 232 S., 16 Euro)
Eine - sich neutral gebende - Sammlung von Abhandlungen über Religionskritiker in der Zeit nach der Aufklärung. Der Blick auf Literatur und philosophische Debatte verschafft einen guten Überblick über die dort vorhandenen Begründungen für die Kritik an Religion oder am Gebaren der Religionshüter. Den Schlusspunkt bildet ein Überblick über die Religionskritik der Nationalsozialisten. Spätestens dann wird deutlich: Religion kann aus einem befreienden Verständnis heraus abgelehnt werden - oder als Konkurrenz zu anderen, mitunter noch herrischer Ideologien.

Gerd Lüdemann
Der große Betrug
(1998, zuKlampen-Verlag in Springe, 126 S.)
Der Autor, Professor für Evang. Theologie in Göttingen, untersucht Passagen der Bibel nach einfachen Kriterien. So schließt er bestimmte Formulierungen aus, die von ihrer Form her beweisen, dass sie zumindest in der konkreten Formulierung nicht von ihm stammen können, weil Deutungen aus der Zeit nach seinem Tod in die Worte aufgenommen wurden. Zudem werden solche Passagen als unglaubwürdig bewertet, die Naturgesetze durchbrechen. Schließlich gilt alles als unecht, was eine heidnische Zuhörerschaft voraussetzt, denn in einem solchen Umfeld lebte Jesus nicht. Insgesamt kommt der Autor zu dem Ergebnis, dass Jesus zwar gelebt, gewirkt und viele interessante Dinge gesagt hat, aber von anderen zum Sohn Gottes bzw. zu einer heiligen Figur überhöht wurde. Als ergänzende Quelle für die Kritik an Kirche und Gottesglauben ist das Büchlein recht nützlich.

Dr. Alfred Stümper
Gott? Rational nachgefragt
(2005, Info Verlag in Karlsruhe, 26 S., 5 Euro)
Die erste Hälfte liest sich richtig spannend: Der Autor, Hobby-Gottesforscher im Polizeipräsidentenrang, frönt dem Dekonstruktivismus. Dass es Wahrheit im objektiven Sinne nicht gibt, hätte er mal in seinem früheren Beruf mehr beherzigen sollen. Im Buch lässt er auf diese Erkenntnis dann die Definition folgen, dass Gott in Form der Liebe existiert. Die Idee ist zwar gegenüber dem strafend-personalen Gott schon ein Fortschritt - aber was daran rational gedacht ist, bleibt unklar.

Horst Groschopp
Humanismusperspektiven
(2010, Alibri in Aschaffenburg, 209 S.)
Das Buch war überfällig. Seit Jahren erscheinen Bücher mit Titeln, in denen der Begriff des Humanismus den Kern bildet. Sie kritisieren in teils brillianter Art den Unsinn theistischer Religionen. Gleichzeitig muteten immer wieder Texte selbst religiös oder zumindest bekenntnishaft an. Humanismus erschien als Leitkultur, die alte ersetzen sollte. Kritik daran führte eher zu Verärgerung - mitunter ein Beleg dafür, dass sie trifft. Das Buch zeigt nun die Richtigkeit des Vorhalts, hier würde eine konkurrierende Weltanschauung beworben, zumindest von Jaap Schilt auf Seite 84, der findet, "dass der HVD nur als Gemeinschaft mit einem klaren, gelebten Bekenntnis die Traditionslininen des europäischen Humanismus wirkungsvoll mit seiner Arbeit verknüpfen und gegenüber den Kirchen eine wichtige gesellschaftliche Rolle spielen kann". Amen - ist mensch zu sagen geneigt. Blättert weiter und stößt als Nächstes auf ein Kapitel, dass ein deutscher Verfassungsschützer schreibt. Gehts noch? So geht ganz verloren, dass etliche der einzelnen Kapitel durchaus scharf, analytisch und interessant zu lesen sind. Doch sie sind Teil einer Baustelle, die stark nach Religionsanstiftung riecht.

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