Demokratie

BOLO'BOLO (AUSZÜGE)

Die drei Grundbestandteile der Maschine


1. Der grosse Kater
2. Die drei Grundbestandteile der Maschine
3. Drei Deals in Krise
4. Der A-Deal: enttäuscht vom Konsum
5. Der B-Deal: frustriert vom Sozialismus
6. Der C-Deal: genug von der Entwicklung des Elends
7. Der Bankrott der Realpolitik
8. Die Schattenwirklichkeit
9. Substruktion
10. Dysko
11. Triko ... und: bolo'bolo - Grundrisse für ein Projekt
12. Fahrplan
13. ibu
14. bolo
15. sila
16. taku
17. kana
18. nima
19. kodu
20. yalu
21. sibi
22. pali
23. sufu
24. gano
25. bete
26. nugo
27. pili
28. kene
29. tega
30. fudo
31. sumi
32. asa
33. buni
34. mafa
35. feno
36. sadi
37. fasi
38. yaka
39. Anmerkungen
40. Sechs Jahre bolo'bolo
41. Abfahrt

Wenn wir uns die PAM näher ansehen, stellen wir fest, dass ihr Mechanismus mindestens drei grundlegende Bestandteile und Funktionen aufweist: Information, Produktion und Reproduktion. Diese Funktionen, A, B, C, können so beschrieben werden:

A.) Information:

Planung, Entwurf, Management, Wissenschaft, Kommunikation, Produktion von Ideen, Ideologien, Religionen, Kunstwerken usw.: das kollektive Hirn und Nervensystem der Maschine

B.) Produktion:

Beschaffung von Rohstoffen, Fabrikation, industrielle Landwirtschaft, Transport, Abfallbeseitigung, materielle Ausführung von Plänen: Muskeln, Knochen, Magen und Blutkreislauf der Maschine

C.) Reproduktion:

sorgt dafür, dass A-, B-, C-Arbeiter geboren, erzogen, gepflegt, also für die Maschine brauchbar gemacht werden: Hausarbeit, "Dienstleistungen", Schulen, Unterhaltung, Krankenhäuser, Sex, Tourismus - "Arbeit am Menschen"

Jeder Job hat A-, B-, C-Aspekte, ist eine Mischung von Information, Produktion und Reproduktion. Doch die meisten Jobs lassen sich einer dieser drei Kategorien zuordnen. Alle drei Funktionen sind für die Maschine lebenswichtig und sie hängen alle voneinander ab. Fällt eine Funktion aus, so werden schliesslich auch die beiden andern davon betroffen und blockiert. Jeder Funktion entspricht ein bestimmter Arbeitertypus:

A.) wissenschaftlich-technische Arbeiter: hoch qualifiziert, meist männlich und weiss, gut bezahlt und sozial abgesichert: z.B. Computeringenieur

B.) Industriearbeiter und Angestellte: unterschiedlich qualifiziert, weiblich oder männlich, mittel bis schlecht bezahlt, ethnisch und rassisch gemischt: z.B. Automobil-Fliess bandarbeiter, Elektronik-Montagearbeiterin

C.) Gelegenheitsarbeiter, Saisonarbeiter, kleine Bauern, zwischen Dienstleistungsjobs, Haushalt, Arbeitslosigkeit, Klein händlerei und Kriminalität hin- und herpendelnde "Halb"-ArbeiterInnen, meist weiblich und farbig, ohne regelmässiges Geldeinkommen, oft am Verhungern, krank, in Grosstadt-Ghettos und Slums

All diese Arbeitertypen gibt es in verschiedenen Formen überall auf der Welt. Doch sind die Grössenverhältnisse je nach Gegend anders und so können wir sie schwerpunktmässig den drei grossen Weltgebieten zuordnen:

A.) fortgeschrittene westliche Industrieländer: USA, Europa Japan

B.) sich industrialisierende Länder: UdSSR, sozialistische Länder

C.) "unterentwickelte Länder" (Dritte Welt), Brasilien, Nigeria, Indien, China

Die "Drei Welten" sind überall vorhanden, nur in ver schiedenen Mischungsverhältnissen. In New York kann man ganze Stadtviertel zur Dritten Welt zählen. In gewissen "Schwellenländern" (Brasilien, Mexiko, Taiwan, Ägypten) gibt es industrialisierte Zonen, diezuBgerechnetwerdenmüssen. Insozialistischen Ländern entstehen schon starke A-Bereiche (z.B. Raumfahrt). In fortgeschrittenen Industrieländern gibt es immer noch grosse B-Taschen (z.B. englische Bergarbeiter, französische Stahlarbeiter usw.). Jede Region und jedes Land hat seine eigene Mischung. Aber der Unterschied etwa zwischen den USA und Bolivien, zwischen Polen und Westdeutschland, zwischen Laos und Schweden, zwischen Japan und Ceylon ist doch markant und wichtig.

Die PAM ist also auf drei Pole hin organisiert: der westliche, reiche Ingenieur, der östliche, bescheidene Industriearbeiter, die südliche, ums Überleben kämpfende Hausfrau. Diese drei Typen und Funktionen werden überall gegeneinander ausgespielt.

Die Kontrolle der Maschine über ihre Teile beruht gerade auf diesem Spiel. Nicht nur die Individuen werden isoliert und zueinander in Konkurrenz gesetzt, sondern auch die Arbeitertypen, die Lohnstufen, die Weltregionen. Das Spiel der Spaltungen, die relativen Vorteile und "Privilegien" ist sehr reich an Elementen, die verschieden kombiniert werden können: Geschlecht, Rasse, Ausbildung, Volkszugehörigkeit, Religion, Alter, Aussehen, Arbeitshaltung usw. Immer gibt es einen "Grund", jemanden zu bevorteilen oder zurückzusetzen. Und jedes Mal gewinnt die Maschine, denn jede solche Unterscheidung schafft Misstrauen, Neid, Vorurteile, Angst unter den Arbeitern. Die A-Arbeiter fürchten, ihren hohen Lebensstandard zu verlieren und solidarisieren sich daher mit der Maschine. Die B-Arbeiter haben Angst, dass einwandernde C-Arbeiter ihnen ihre bisher sicheren Arbeitsplätze wegnehmen oder die Löhne drücken. Die C-Arbeiter haben keine andere Wahl, als gegen jeden zu kämpfen, um überhaupt zu überleben: jeder, der etwas besitzt, ist ihr Feind. Die A-Arbeiter beneiden die "faulen" C-Arbeiter, die in der Sonne herumliegen und beklagen sich zugleich über Stress. Die gleichen "faulen" C-Arbeiter würden alles tun, um sich den miesesten Job zu ergattern. Die Maschine spielt dieses grausame Spiel nicht, weil sie gewisse Arbeiter-Typen besonders liebt, sondern weil sie davon profitiert. Sie ist eine sehr kapriziöse Geliebte, die ihre Gunst sofort aufkündigt, wenn jemand zu übermütig wird.

So braucht die Maschine keine spezielle "herrschende Klasse" mehr, um ihre Kontrolle zu erhalten. Sie hat dazu ihre eigenen Funktionäre, Manager und Bürokraten. Zwar gibt es auch heute noch Reste klassischer Bourgeoisie, Kleinbourgeoisie, Privatunternehmer und Kapitalisten, dazu einige Aristrokraten, Häuptlinge und Diktatoren. Wo die Maschine schwach ist, spielt sie manchmal noch mit solchen lokalen Machthabern herum. Doch die wichtigen Kontrollprozesse laufen ohne sie ab. Wie das Beispiel der sozialistischen Staaten, westlicher Staatsbetriebe und von multinationalen Grossunternehmen zeigt, managt sich die Maschine mit ihren eigenen Kreaturen. Manager und Bürokraten sind A-Arbeiter; Polizisten, Beamte sind B-Arbeiter; und für die Dreckarbeit als Spitzel, Provokateure, ContraSöldner, Todesschwadronen, rekrutiert sie C-Arbeiter. Wir werden immer mit Verpuppungsformen von uns selbst konfrontiert. Wir üben die Macht der Maschine gegeneinander aus: das ist wahre Demokratie.

Das Gleiche gilt auf internationaler Ebene durch die Konfrontation der Blöcke. Die USA-Arbeiter sollen Angst vor den UdSSR-Arbeiter haben, die UdSSR-Arbeiter Angst vor den China-Arbeitern usw. Es geht um regionale Privilegien, doch das Resultat ist immer die Gesamtkontrolle durch die PAM. Dieses politische Blockspiel ist natürlich nicht von irgendeinem Gremium bewusst ferngesteuert, es spielt sich von selbst, es ist der Mechanismus der PAM, die vom isolierten Einzelarbeiter bis zum isolierten Einzelblock der gleichen Logik gehorcht.

Die PAM ist eine Maschine von sich gegenseitig unterdrückenden und fürchtenden Menschen. Wir alle garantieren ihr Funktionieren. Alle sind mit ihr auf ihre eigene Art unzufrieden, sogar die "privilegierten" A-Arbeiter. Warum akzeptieren wir ein Leben, das wir nicht wirklich mögen? Welches sind die Vorteile, die uns dazu bringen, immer wieder mitzumachen?

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