Biotopschutz

DIE ZIELE DER STIFTUNG FREIRÄUME

Ziel 4: Tu ‚Gutes’ und rede darüber - Werbung für offene Räume und Aktionsplattformen


1. Allgemeine Ziele und Grundgedanken
2. Ziel 1: Viel Wirkung mit wenig Ressourcen - Hilfe zur Selbsthilfe
3. Ziel 2: FreiRäume erhalten - Aktionsplattformen sichern
4. Ziel 3: Wenn doch was schief geht ... Informations- und Verhandlungspflicht
5. Ziel 4: Tu ‚Gutes’ und rede darüber - Werbung für offene Räume und Aktionsplattformen
6. Ziel 5: Handlungsmöglichkeiten der Stiftung erweitern

Austausch und Wissensweitergabe
Die Stiftung schafft und sichert nicht nur einzelne Häuser, Räume und bewegliche Infrastruktur, sondern versucht, aus der Vernetzung der Beteiligten und weiterer Interessierter mehr zu machen als ein Nebeneinander. Das "Netzwerk FreiRäume", welches hieraus entsteht, soll sich selbst organisieren und unabhängig tragen - unterstützt je nach Bedarf und Möglichkeiten von der Stiftung FreiRäume.

  1. untereinanderMöglichst alle Projekte sollen miteinander in Kontakt stehen, um sich gegenseitig zu helfen, Wissen und Materialien auszutauschen. Zudem ist der Austausch mit ähnlichen Projekten erwünscht, damit nicht die formale Verbindung zur Stiftung eine neue Grenze schafft - zwischen Stiftungs- und Nicht-Stiftungsprojekten. Dazu sollen Projekte, Veranstaltungen, der kontinuierliche Erfahrungsaustausch und Fortbildungsangebote grundsätzlich offen für alle sein. Da die Stiftung keinen eigenen Apparat ausbilden will, ist das Ziel, dass aus den unterstützten Projekte konkrete Personen Kontakte in den genannten Bereichen aufbauen - sowohl innerhalb der Stiftungsprojekte als auch zu weiteren interessierten Gruppen und Projekten. Solidarischer Umgang mit Geld und anderen Ressourcen, Weitergabe von Materialien und Know-How gehören ebenso dazu wie praktische Unterstützung. Treffen und Seminare zu Themen wie Selbstorganisation, Finanzbeschaffung, Gruppenprozesse und Entscheidungsfindung von unten usw. sollen im Netzwerk FreiRäume verwirklicht werden, das aus den Projekten mit Stiftungsbeteiligung und weiteren ähnlichen Projekten entsteht.
  2. bewegungsorientiertDie Projekte, an denen die Stiftung Eigentum hat oder in anderer Weise formal beteiligt ist (z.B. über einen Vertrag zur Sicherung offener Räume), sollen sich als Teil sozialer, kulturellen und politischer Bewegung in ihrer Region und, soweit sinnvoll und gewünscht, auch darüber hinaus begreifen. Mit eigenen Handlungen und der Zugänglichkeit der Infrastruktur sollen sie diese stützen und weiterentwickeln. Häuser und Grundstücke sollen Treffpunkte und Arbeitsplattform für politische Gruppen, Kultur- und Bildungsarbeit, Selbstorganisationsprozesse usw. sein. Materielle Ressourcen können vorrangig emanzipatorischen Gruppen zur Verfügung gestellt werden, d.h. solchen, die selbst an der Entwicklung horizontaler Handlungs-, Nutzungs- und Kommunikationsformen Interesse haben. Generelle Ausschlussregeln und Ausgrenzungspraxen sind für die offenen Räume nur im Rahmen dessen zulässig, wenn dieses im "Autonomievertrag" ermöglichst wird.

Netzwerk FreiRäume
Die beschriebenen Ideen sollen zu einer Vernetzung und Organisierung gegenseitiger Unterstützung zwischen politischen Frei-Räumen führen – mit ganzen Häuser, offenen Werkstätten und Büros in solchen, Wägen, Plätzen, temporären offenen Räumen wie Camps oder andere Veranstaltungen, materiellen oder virtuellen Plattformen, Nutzer*innengemeinschaften, Umsonstläden und vielen mehr als Bausteine und Knotenpunkte im Netz.
Als prägendes Merkmal aller beteiligten Frei-Räume verstehen wir dabei die Idee des offenen Raumes, d.h. einem Bruch mit der die gesamte Gesellschaft prägenden Normalität einer "Nicht-Horizontalität". Die Menschen sind im aktuellen Alltag und in (fast) allen Subräumen der Gesellschaft nicht gleichberechtigt. Räume und Organisierungen, in denen Aktion und Interaktion erfolgt, sind durchzogen von Dominanzen, Verregelungen und Vorbehalten.
Das Experiment des offenen Raumes verzichtet auf die Verregelung des Teilnehmens am offenen Raum und der Nutzung von Handlungsmöglichkeiten (Know-How, Infrastruktur usw.). Die im Netzwerk FreiRäume beteiligten Projekte sind ganz oder teilweise als offene Räume organisiert - auch wenn die Praxis aufgrund der umgebenden, gegenteiligen Verhältnisse immer experimentellen, d.h. mit Versuch und Scheitern behafteten Charakter aufweist.
Aus dieser Orientierung, d.h. dem Verzicht auf kollektive Entscheidungsstrukturen, die die Nutzung der offenen Räume beschränken und konkrete Personen oder Gruppen ausgrenzen können, entstehen spezifische Fragen, Probleme usw. Diese zu erörtern, Lösungen und Ideen zu finden für das Experiment horizontaler Organisierung und angestrebter Herrschaftsfreiheit, soll ein Gegenstand des Austausches im Netzwerk FreiRäume sein, unter anderen über eine Mailingliste und - hoffentlich - noch andere Formen der Vernetzung (gegenseitige Besuche, Unterstützung, Seminare, Treffen usw.). Hieraus soll sich zudem gegenseitige Hilfe ergeben. Manch ein Projekt hat von etwas sehr viel, ein anderes wenig. In einem Projekt fehlt handwerkliches oder anderes Know-How, woanders wohnt/agiert jemand, der es hat. In einem Projekt ist mal sehr viel Kraft nötig - vielleicht helfen welche aus einer anderen Stadt oder einem anderen Projekt???
Das und anderes könnten die beteiligten Projekte im Netzwerk FreiRäume verwirklichen. Was tatsächlich passiert, ist Sache der Beteiligten. Nicht Apparate und Geld schaffen die Praxis, sondern die Menschen. Das Netzwerk FreiRäume und andere Formen der Vernetzung sollen, soweit nötig und möglich, von der Stiftung angestoßen und unterstützt werden.

  • Seite zum Netzwerk FreiRäume

Projekte und Öffentlichkeitsarbeit
Die Stiftung organisiert – möglichst in Verbindung mit den konkreten Projekten - eine breite Öffentlichkeitsarbeit. Diese soll gleichzeitig vernetzenden Charakter haben. Konkret sind Bildungs-, Austausch- und Beratungstreffen ebenso Teil der Stiftungsarbeit wie offene Medien mit Berichten und Diskussionsbeiträgen.

Emanzipatorische Debatte
Aus der Stiftung FreiRäume heraus soll eine Debatte um emanzipatorische Organisierungen und zukünftige Gesellschaftsmodelle angestoßen oder mitgeführt werden. Ziel ist, eine gesellschaftstheoretische Fundierung für die konkreten Projekte zu schaffen, aber auch die Projekte als praktische Experimente auszuwerten, um ihre Erfahrungen zu reflektieren, Vorgehensweisen und Strategien weiter zu entwickeln und neue Erkenntnisse in die Theorien und Diskussionsstränge einfließen zu lassen.

  1. Visionen herrschaftsfreier Gesellschaft
    Neben der konkreten Ebene, Projekte zu realisieren, soll die Stiftung auch eine visionäre und strategische Debatte vorantreiben. Damit soll der Prozess in den Projekten, immer neue und kreative Wege zu begehen, unterstützt werden. Emanzipation als Überwindung von Herrschaftsverhältnissen und gesellschaftlichen Konstruktionen ist ein immerwährender Prozess. Eine Debatte, die sich an der Praxis misst, ohne durch das scheinbar nur “Machbare” ausgebremst zu werden, ist wichtige Voraussetzung dafür.
  2. Entwurf, Experimente und Reflexion emanzipatorischer Prozesse und Projekte
    Aus der Debatte um Visionen und konkrete Perspektiven entstehen die Entwürfe für konkretes Vorgehen. Entscheidungsprozesse, Organisierungsformen von Projekten und Aktionen – all das sollte laufend weiterentwickelt werden vor allem hinsichtlich des Abbaus von Dominanzverhältnissen. Die Erfahrungen vieler bestehender Projekte können als
    Betrachtungsgegenstand, dabei oft als abschreckendes Beispiel dienen.
  3. Dekonstruktion nicht-materieller Herrschaftsstrukturen und Ungleichheiten
    Ungleichheiten und Dominanzen zwischen Menschen beruhen nicht nur auf formalen und materiellen Unterschieden. Diese sind ein Teil, ihre Reduzierung oder Auflösung aufgrund neutralisierter Eigentumsverhältnisse von Boden, Gebäuden, Geräten, Wissen usw. daher sinnvoll und notwendig. Sie ist aber nicht ausreichend. Sonst würden die Herrschafts- und
    Diskriminierungsverhältnisse der Gesellschaft bestehen bleiben, die aufgrund der “Zurichtung”, d.h. der Beeinflussung durch soziales Umfeld, Konstruktion von Persönlichkeit, Rollenzuweisungen und Erwartungshaltungen in jedem Menschen wirksam werden. Wenn die Stiftung Boden und Häuser dem Privateigentum entzieht, entstehen noch nicht allein dadurch kreative, gleichberechtigte Strukturen. Vielmehr blieben die gesellschaftlichen “Zurichtungen”
    erhalten – die Unfähigkeit zur Selbstorganisation, die Zurichtung auf einengende Familien- und Eltern-Kind-Verhältnisse, auf Chefstrukturen, Männer-Frauen-Rollen, bevormundende Erwachsene gegenüber Kindern, Angst vor Apparaten oder materiellen Verlusten usw. Gemeinsame Prozesse, kooperative Strukturen und mehr, das dem entgegenwirken könnte. entstehen nicht von selbst, sondern bedürfen gleichzeitig einer materiellen Grundlage in Form des gleichberechtigten Zugriffs auf alle Ressourcen als auch der aktiven Dekonstruktion von Wertigkeiten, Rollenbildern usw. Dies ist nur über einen Diskussionsprozess und ein aktives Experimentieren bzw. Reflektieren zu erreichen – am besten im direkten Austausch mit politischen Bewegungen, die ebenfalls solche Ziele verfolgen. Die Stiftung FreiRäume soll daher Verknüpfungen schaffen und sich nicht auf die Eigentumsfrage beschränken.

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