Offener Raum

DEN KOPF ENTLASTEN? WOHER KOMMEN UND WAS SOLLEN "VERSCHWÖRUNGSTHEORIEN"?

Definitionen


1. Einleitung
2. Definitionen
3. Was braucht es und was macht alles so attraktiv?
4. Cui bono - sind die Nutznießer von Ereignissen auch deren Verursacher?
5. Vereinfachte Welterklärungen an Beispielen
6. Können "Verschwörungstheorien" auch nützen?
7. Gegenmittel: Skeptisches Denken
8. Wer klärt auf und enthüllt "Verschwörungstheorien"?
9. Was sagen die Kritisierten zur Kritik?
10. Warum werden solche "Theorien" eigentlich verbreitet?
11. Links und Materialien
12. Buchvorstellungen zum Themenbereich

Als "Verschwörungstheorie" werden im weitesten Sinne alle Versuche bezeichnet, ein Ereignis, einen Zustand oder eine Entwicklung durch eine Verschwörung zu erklären, also als zielgerichtetes, konspiratives Wirken von Personen zu einem illegalen oder illegitimen Zweck. Sie bieten damit einfache Erklärungsmodelle für die als unbefriedigend empfundene Lage. Wer immer die Entwicklung der Welt nicht mag, wer Ungerechtigkeiten spürt oder selbst in einer bedrückenden Lage ist, kann mit "Verschwörungstheorien" zwar keine Verbesserung erreichen, aber wenigstens die Schuldfrage klären, ohne allzuviel Denkkraft zu investieren.

Im Original: Definitionen
Aus Wikipedia zu Verschwörungstheorie
„Theorie“ bezeichnet eine modellhafte, korrekturfähige Vereinfachung der Wirklichkeit, die von Einzelereignissen oder Umständen abstrahiert, um übergreifende Zusammenhänge zu beschreiben. Genau das leistet eine Verschwörungstheorie aber nicht, da sie zwar vereinfachende Muster anbietet, aber kein Modell. Verschwörungstheorien leisten keine Abstraktion, sondern nehmen im Gegenteil eine Konkretion vor, die unzulässigerweise verallgemeinert wird. Während die Abstraktion Komplexität erhält und nur die Beobachtungsebene verändert, ist die unzulässige Konkretion verlustbehaftet. Die nachgelagerte Verallgemeinerung basiert also auf einer Vereinfachung. ...
Der Begriff Verschwörungstheorie wird oft kritisch oder abwertend verwendet. In der Rhetorik ist die mediale Diskreditierung des Gegners vermittels eines solchen Vorwurfs ein erprobtes Instrument. Die Charakterisierung als Verschwörungstheoretiker ist Gegenstand von Diskussionen.
Grundlage vieler Verschwörungstheorien ist ein dezidiertes und vereinfachendes Welt- und Geschichtsbild, das auf der Grundannahme basiert, dass Strukturen der sozialen Wirklichkeit durch Handlungen von Personen direkt steuernd beeinflusst werden können. Vor dem Hintergrund der gegenseitigen strukturellen Abhängigkeiten und hochgradigen Vernetzungen komplexer sozialer Systeme gilt diese Voraussetzung heute jedoch allgemein als unplausibel. Sozialwissenschaftliche Modelle zeigen, dass sich weitreichende Ereignisse in Gesellschaft, Wirtschaft oder Staat nicht allein durch das zielgerichtete Handeln von Personen oder Personengruppen verursachen lassen. Man geht hier vielmehr vom Zusammenwirken vieler verschiedener subjektiver Gründe und objektiver Bedingungen aus, die aus Strukturen, Konjunkturen, Absichten, Gegenabsichten, Irrtümern und schlichten Zufällen bestehen und sich zudem gegenseitig beeinflussen. Die Auffassung, eine relativ kleine Personengruppe könne wichtige gesellschaftliche Ereignisse zentral steuern, gilt daher als unterkomplex.
Karl Popper drückt dies – bezogen auf einen speziellen Typus von Verschwörungstheorie – folgendermaßen aus: „Um meine Gedanken zu verdeutlichen, werde ich in kurzen Zügen eine Theorie beschreiben, die weit verbreitet ist, aber das genaue Gegenteil dessen annimmt, was ich für das eigentliche Ziel der Sozialwissenschaften halte; ich nenne sie die Verschwörungstheorie der Gesellschaft. […] Diese Ansicht von den Zielen der Sozialwissenschaften entspringt natürlich der falschen Theorie, daß, was immer sich in einer Gesellschaft ereignet, das Ergebnis eines Planes mächtiger Individuen oder Gruppen ist.“ – Karl Popper: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde – Band II – Falsche Propheten: Hegel, Marx und die Folgen ...
Typisch für „conspiracism“ ist dabei seine Immunisierung gegen jede Form von Widerspruch. Wer an den angebotenen Erklärungen zweifelt, gilt entweder als getäuscht, erpresst oder gar als Mitwisser der Verschwörung. Die Verschwörungsideologie kann dann nicht mehr widerlegt werden. Gerne wird von Verschwörungstheoretikern gerade das Fehlen von Beweisen als Beweis für eine Verschwörung gewertet, da dies eben die unheimliche Effektivität der Verschwörer zeige. Eine Parodie auf diesen Umstand ist etwa die im Internet zirkulierende „Bielefeldverschwörung“. Da die vermuteten Verschwörungen als strukturell unbeweisbar konstruiert werden, gilt ihnen eine Expertenmeinung nicht als höherwertig als eine private Spekulation. ...
Der Zusammenhang zwischen Verschwörungsideologie und Vernunft kann auch umgedreht werden. Der Historiker Dieter Groh vermutet hier eine „Dialektik der Aufklärung“ im Sinne Adornos: Verschwörungstheorien sind als „das Andere der Vernunft“ Schattenseite und gleichzeitig Gegenbewegung einer zu schnell sich vollziehenden Rationalisierung aller gesellschaftlichen Beziehungen; denn das Aufkommen der Verschwörungsideologien hängt gerade mit der Aufklärung und Säkularisierung zusammen, die irrationale Welterklärungen durch rationales Wissen ablösen und zurückdrängen will; wenn man nicht mehr alles mit dem Wirken eines allmächtigen Gottes erklären kann, wächst die Neigung, unerfreuliche Phänomene den Machenschaften einer Verschwörergruppe zuzuschreiben, da irgendjemand ja dafür verantwortlich sein muss. Für diesen Zusammenhang von technischem Fortschritt und Rationalität auf der einen Seite sowie mentaler Modernitätsverweigerung und Antirationalismus auf der anderen prägte der Philosoph Ernst Bloch auch den Begriff der „Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen“. Jüngere ethnologische Untersuchungen legen einen ähnlichen Zusammenhang nahe zwischen Verschwörungsideologien und der Bedrohung einer traditionalen Gesellschaft durch Modernisierung. J. Clyde Mitchell hat bei seinen Untersuchungen der Volksgruppe der Yao in Sambia aufgedeckt, dass mit der Unübersichtlichkeit des sozialen Wandels dort die Anklagen wegen witchcraft (allgemeiner magischer Schädlichkeit) zunahmen, wohingegen die angeblichen Fälle von sorcery (konkretem Schadenzauber) abnahmen: Sie dienen offenkundig dazu, soziale oder stammespolitische Konflikte auszutragen.

Definition auf der Seite der Skeptiker (GWUP), die aber auch wiederum selbst oft vereinfacht argumentieren
Eine Verschwörungstheorie ist die sachlich unbegründete Annahme, ein bestimmtes, meist negatives Geschehen sei das Ergebnis einer Verschwörung. Durch ihre Argumentation widersetzen sich Verschwörungstheorien jeglicher logischen Widerlegung, deshalb sind sie wissenschaftlich wertlos. Viele Vertreter von parawissenschaftlichen Behauptungen versuchen, ihre Thesen durch Verschwörungstheorien zu stützen (Beispiele s.u.).
Grundlage einer Verschwörungstheorie ist nach dem Modell von Thomas Grüter der Verschwörungsglaube, d. h. der Verdacht, dass eine Personengruppe heimlich Böses plant. Stärker ausgearbeitet als der Verschwörungsglaube ist die Verschwörungslegende, die bestimmte Ereignisse als Ergebnis eines Komplotts erklärt, ohne dies jedoch schlüssig zu beweisen. Die Verschwörungstheorie schließlich bündelt Verdacht und Legenden zu einem fest gefügten System.
Verschwörungstheorien enthalten teils reale Elemente, verquicken diese jedoch mit Erfundenem und bloßen Mutmaßungen zu einer „Parallelwirklichkeit“. Im Gegensatz zur rationalen Ursachenforschung zeichnen sich Verschwörungstheorien durch ihre Immunisierung aus. Äußert eine Person Zweifel oder führt sie Gegenargumente an, wird sie mit dem Vorwurf konfrontiert, selbst zu den Verschwörern zu gehören. Damit wird die Verschwörungstheorie der wissenschaftlichen Überprüfung entzogen. Die vorgebrachten Argumente für die Verschwörung halten jedoch keiner kritischen Untersuchung stand.

In "Stimme&Gegenstimme" Nr. 40/13 (S. 1) wird im Vorwort die Existenz von Verschwörungen beschrieben:
Auch diese S&G wirft ein Licht darauf, wie umfassend sämtliche Lebensbereiche allerorts von Überwachung und Verschwörung durchsetzt und verseucht sind. Man mag es kaum glauben: Dies alles ist langfristig geplant und wird mit allen Mitteln systematisch durchgesetzt. Wer sind die Drahtzieher hinter den Kulissen, die Köpfe dieser gezielten Zerstörung? Sie und ihre Machenschaften gilt es ans Licht zu bringen, ihrem Treiben ein Ende zu setzen und sie zur Verantwortung zu ziehen.

Aus dem Kapitel „Verschwörungstheorien“ in: Jörg Lorenz (2013): „Das Chemtrailhandbuch“, jmp-Verlag in Hannover (S. 11 ff.)
Verschwörungstheorien gibt es nicht erst seit jüngster Zeit, sondern wahrscheinlich schon immer. Zu den bekanntesten gehören sicher die zum Attentat auf John F. Kennedy, die zur Mondlandung und die zu den Ereignissen von 9/11 in New York.
Gekennzeichnet sind Verschwörungstheorien dadurch, dass Vorgänge, Ereignisse, Zustände und andere Sachverhalte durch Verschwörungen erklärt werden, die äußerst geheim stattgefunden hätten. So würde davon in der Öffentlichkeit nicht berichtet, sondern es würde vertuscht und abgelenkt. Die Verschwörungstheoretiker ("Truther", "lnfokrieger") selbst seien diejenigen, die die tatsächliche Wahrheit kennen würden. Diejenigen, die nicht an die Verschwörungstheorien glauben, seien "Schlafschafe" oder vom System bezahlt und sollten mal aufwachen.
Als Verantwortliche für die Verschwörungen werden immer wieder unterschiedliche Personen, Gruppierungen, Organisationen, Länder usw. benannt. Meist ist die Rede jedoch von Juden, USA + Israel, Freimaurern, Illuminati, Reptiloiden, CIA, Finanzelite. Gemeinsam ist aber, dass es etwas Böses sei, dem man angeblich ausgeliefert sei. Schließlich wurde ja schon immer gelogen und vertuscht, Verbrechen gegen die Menschlichkeit wurden schon immer begangen.
Die Methoden bei der Verbreitung der Verschwörungstheorien ähneln sich meist. Zunächst ist wichtig, dass nicht jedermann die Behauptungen wissenschaftlich prüfen kann, die aufgestellt werden. Nach dem Aufstellen von Behauptungen wird alles gesucht, was irgendwie dazu passen könnte (einschließlich Aussagen von Personen, deren Titel, Berufe usw. wichtig klingen) und es werden Zusammenhänge hergestellt, die für Außenstehende plausibel klingen, wissenschaftlichen Untersuchungen jedoch nicht standhalten.
Eine weitere Methode ist, dass die Verschwörungstheoretiker Vermutungen aufstellen und diese mit dem Konjunktiv formulieren: "Es könnte doch sein, dass …“. In der Folge gehen sie langsam dazu über, das im Konjunktiv Formulierte als Tatsache darzustellen: "Wenn es aber so ist, dann …“. Die ursprüngliche Vermutung ist nun auf einmal eine Tatsache, auf der alles aufgebaut wird: "Da es so ist, dann ...“.
Gern wird dazu bei entsprechenden Verschwörungstheorien ein Phänomen genutzt, dem wir alle unterliegen, die selektive Wahrnehmung. Die Verschwörungstheoretiker lenken den Blick auf Sachverhalte bzw. Vorgänge, die es schon immer gab, die wir aber noch nie bewusst beobachtet haben. Schon konnten wir etwas Neues entdecken: Stimmt, an der Behauptung muss etwas dran sein, denn es ist ja wirklich so.
Unterstützt wird dies dadurch, dass sich sicher nicht jeder alles erklären kann. Die Verschwörungstheoretiker drücken also aus, dass da etwas seltsam sei, also etwas nicht stimmen würde. Deshalb könne das auch nicht normal sein. Dass es für alles Fachleute gibt und man nicht alles wissen kann, wird dabei ausgeblendet.
Durch Nutzung des Internets werden die Inhalte der Verschwörungstheorien besonders dort verbreitet, wobei die Quantität zählt. Die "Truther", "Wahrheitssucher", Infokrieger" oder wie sich die Vertreter der Verschwörungstheorien auch immer nennen, zeigen dabei mehr oder weniger Fanatismus bei der Umsetzung des Ziels, möglichst viele Menschen zu erreichen. Und da es heute jedermann möglich ist, Inhalte ins Internet zu stellen, ist dies für sie auch kein Problem. Dadurch werden diese Inhalte natürlich auch durch die Suchmaschinen gefunden.
Darauf aufbauend kommt eine weitere Methode zum Einsatz: Die Vertreter der Verschwörungstheorien rufen auf, nach den jeweiligen Inhalten zu suchen. Und wenn wir nach etwas suchen, bekommen wir die entsprechenden Inhalte als Suchergebnisse. Suchen wir also nach "Weihnachtsmann", werden wir die Inhalte dazu bekommen. Suchen wir nach "9/11" oder "Chemtrails", werden wir ebenfalls die entsprechenden Inhalte finden.
Und weil mittlerweile viele Menschen schon danach gesucht haben, bietet Google bei der Eingabe der Suchbegriffe zweckmäßiger weise auch gleich die Suchen zu den Verschwörungstheorien an. Somit wird der Blick gezielt auf die Inhalte der Verschwörungstheorien gelenkt. Auf die Idee, nach den anderen Inhalten zu suchen, kommen viele Menschen nicht. Und da eben gerade massig Inhalte ins Netz gestellt wurden, kann man auch feststellen, dass es schon viel dazu gibt.
Wer vertritt nun die Verschwörungstheorien bzw. wer glaubt an sie? Hier sind einige Beispiele:
In erster Linie werden es natürlich die Personen sein, die sich fachlich noch nicht ausreichend mit dem Inhalt der Verschwörungstheorie, mit der sie unbewusst konfrontiert werden, auseinandergesetzt haben. Wenn man Schatten, die auf Fotos von der Mondlandung nicht parallel verlaufen sieht, muss man entweder Kenntnisse in der Optik oder sich zumindest schon mit Bildaufbau in der Fotografie beschäftigt haben. Dann wüsste man, dass auch auf der Erde Schatten nicht immer parallel verlaufen.
In der Verschwörungstheorie wird edoch genau auf dieser Unkenntnis aufgebaut; es werden Zusammenhänge konstruiert und es wird ausgedrückt, dass das auf dem Bild zu sehende physikalisch unmöglich sei und schon besteht die Gefahr, dass man bei der Konfrontation mit der Verschwörungstheorie diesem Inhalt verfallen ist.
So hätte also niemand an der Mondlandung gezweifelt, wenn nicht Verschwörungstheoretiker Bilder falsch interpretiert hätten. Und bei einem Himmel mit hoher Bewölkung würde man immer noch davon ausgehen, dass eine Wetteränderung bevorsteht, wenn nicht die Chemtrail-Gläubigen den "verschmierten" Himmel als Folge von Chemtrail-Sprühungen bezeichnen würden.
Man darf bei den hier betroffenen Personen allerdings nicht den Fehler machen und sie generell als "dumm" o.ä. einschätzen. Diese Personen können in anderen Bereichen topfit sein. Selbst Fachleute können unter bestimmten Umständen betroffen sein dass ein Flugzeug in niedrigen Höhen auch schnell fliegen kann, ist durchaus auch nicht allen Aviatik Fachleuten bekannt, weil dieser Vorgang doch recht selten und auf Flugshows beschränkt ist.
Dadurch, dass die Verschwörungstheorien nach außen hin aber so konstruiert sind, dass Scheinzusammenhänge gerade durch Fachfremde leicht verstanden werden können, kann es auch diesen Personen passieren, dem zunächst Glauben zu schenken.‘
Allerdings hätten viele dieser Personen ein leichtes Spiel, die Verschwörungstheorien zu durchschauen. Sie müssen dazu nicht einmal Fachkenntnisse im entsprechenden Bereich haben, sondern es muss zuerst die Bereitschaft vorhanden sein, sich überhaupt damit auseinanderzusetzen. Dann brauchen sie noch die methodische Kompetenz; sie müssen also wissen, auf welchen Wegen sie sich mit den Inhalten auseinandersetzen können. Und hier ist es besonders wichtig, dass sie sich nicht auf die Quellen konzentrieren, die die Inhalte der Verschwörungstheorien wiedergeben.
- Weiterhin verfallen Menschen diesen Verschwörungstheorien, die selbst in irgendeiner Art und Weise im Leben versagt haben oder Misserfolge hatten und die Schuld woanders als bei sich selbst suchen. Diese Misserfolge können verschiedenste Hintergründe haben sei es eine gewisse Perspektivlosigkeit nach der Wende in der ehemaligen DDR, sei es der Verlust des Arbeitsplatzes, Scheidung, Sucht usw. Hier bieten die Verschwörungstheorien den geeigneten Boden. Auch bei ihnen geht es schließlich darum, dass irgendwelche Mächte die Schuld an den Inhalten der Verschwörungstheorien haben. DIE sind schuld.
- Man kann an den Verschwörungstheorien viel Geld verdienen, zum Beispiel durch Eintrittspreise zu Veranstaltungen, durch Seminarbeiträge, durch den Verkauf von irgendwelchen Unterlagen (Literatur, DVDs usw.) und in Abhängigkeit von der Jeweiligen Verschwörungstheorie am Verkauf von irgendwelchen Techniken/Mittelchen. Nicht zuletzt finden wir auf den einschlägigen Websites auch immer wieder Spendenaufrufe. Ob diejenigen Personen selbst an die Inhalte der Verschwörungstheorien glauben oder ob sie die nur als Mittel zum Geldverdienen einsetzen, ist natürlich fraglich.
- Viele Verschwörungstheoretiker sind anfällig für Schuldzuweisungen an etwas Böses. Dieses Prinzip verfolgen auch politisch extreme Kräfte, indem sie bestimmte Personengruppen verantwortlich für mögliche Missstände machen. Somit sind auch die Verschwörungstheoretiker eine geeignete Zielgruppe für deren Gedankengut, wobei hier auch der allgemeine Antiamerikanismus ins Spiel kommt, für den die Zielgruppe gut eingesetzt werden kann.
Natürlich könnte zu den Verschwörungstheorien noch viel mehr analysiert werden damit beschäftigen sich sogar viele Leute. Hier sollte es aber nur ein kleiner und relativ allgemeiner Überblick sein.


Die bestehenden Herrschaftsverhältnisse hingegen sind komplex. Es wäre anstrengend, die verschiedenen Mechanismen, Konkurrenzen und Elitestrukturen auch nur annähernd zu erfassen, um zu begreifen, warum was und wie geschieht (siehe die Texte, Definitionen und Thesen auf www.herrschaft.siehe.website sowie in den Büchern des Seitenhieb-Verlages). Denn bei genauerem Hinsehen fehlt ein klar lokalisierbares Zentrum der Welt - ebenso ein alles prägender, außerhalb der Gesellschaft liegender Mechanismus. Daraus folgt nicht, dass alle Menschen gleichberechtigt sind, sondern die Menschen haben je nach Stellung, Beziehungen, Fähigkeiten und Mitteln unterschiedliche Gestaltungsmacht in dieser Gesellschaft. Aber niemand, auch keine Institution oder Gruppe, hat den Steuerknüppel exklusiv in der Hand. Es gibt sie einfach nicht, die oft gesuchten und mitunter vermeintlich gefundenen StrippenzieherInnen der Welt. Das ist doof für alle, die schnell und einfach die Welt erklären wollen. Denn gerade darum haben "Verschwörungstheorien" Hochkonjunktur: Sie entlasten so schön den Kopf, wenn mensch sich einreden kann, irgendwo säßen die Bösen, die alles lenken - oder es existiere ein diffuser großer Keilriemen im metaphysischen "Off", der die Welt antreibt. Doch solche Sparsamkeit im Denken ist nicht nur gefährlich, weil auf diesen Bildern auch alle bisherigen Vernichtungsphantasien (historisch vor allem gegen „die Juden“, heute oft gegen „den Islam“, "die Ausländer", "das Finanzkapital" oder „die USA“) basieren. Sie sind zudem eher für die nützlich, denen sie eigentlich entgegentreten sollen: Den Funktionseliten moderner Herrschaftssysteme. Sie können ungestört in den intransparenten und zentrumslosen Sphären gesellschaftlicher Gestaltungsmacht agieren, während viele unzufriedene Menschen sich mit Chemtrails, Zinseszins- und Finanzkapitalhetze oder an ausgewählten Bankiersfamilien dieser Welt abarbeiten ...

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Kommentare

robin am 16.03.2021 - 16:19 Uhr
"...Sie sind zudem eher für die nützlich, denen sie eigentlich entgegentreten sollen: Den Funktionseliten moderner Herrschaftssysteme. ..." (Zusammenfassung am Ende)

Diesen Satz möchte ich gern herausstellen, weil dieser meiner Ansicht nach den sensiblen Punkt schlechthin trifft: (seinen eigenen Rationalitäten sowie die anderer) ständig hinterfragend Zusammenhänge analysierend, um sich (immer wieder neu) eine begründete eigene Meinung bilden, diese kommunizieren und danach handeln zu können...(zumindest auf der sogenannten bewussten bzw. gedanklichen Ebene)
Dahingehend finde ich es auch wichtig, Begriffe, wie "Verschwörungstheoretiker", selbstreflexiv zu nutzen - sie werden meiner Ansicht nach nämlich auch sehr häufig und gerade auch in sogenannten "linken Kreisen/ in der Sezene" u. Ä. als Denunziation genutzt, mit der aus meiner Sicht häufigen Folge, hier wiederum differenzierte Kritik zu negieren (um hoffentlich Missverständnisse zu vermeiden: dennoch denke ich, dass es Menschen gibt, auf deren Aussagen und Haltungen Begriffe, wie Verschwörungstheoretiker oder vielleicht besser -fanatiker*innen, Antisemit, Rassist usw. zutreffen...)


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