Offener Raum

THEORIE-TEXTE ZUM KAPITALISMUS

Markt, Konkurrenz, Wachstum


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Das (Un-)Wort des Jahres? Gewinneinbußen - wenn das Absurde zur Normalität wird ...
Gewinn bedeutet, mehr von dem zu haben, was schon da ist. Das ist das übliche Ziel im Kapitalismus: Gewinn machen, Profite rauspressen aus Mensch und Natur. Einbuße wäre das Gegenteil. Gewinneinbuße ist also eine interessante Wortschöpfung. Es gibt weniger vom Mehr. Wenn das Hauptziel wäre, dass es mehr wird, müsste alles gut sein, auch wenn es mal weniger mehr ist. Im Turbo-Brutal-Kapitalismus ist das aber nicht so. Da ist das Ziel nicht mehr Gewinn, sondern steigender Gewinn. Das Mehr muss ständig wachsen, was insgesamt ein expontielles Wachstum ergibt. Wer nicht immer brutaler ausbeutet, ist raus.
Der Kapitalismus ist in eine derart absurde Phase eingetreten, dass nicht mehr verständlich ist, warum er noch irgendein Fitzelchen Unterstützung hat.



Aus: Wolf Göhring, Schließen Nachhaltigkeit und Warenproduktion einander aus?
Der Markt vermittelt diesen Tausch: Gegen das Abstraktum Geld wechseln die konkreten Produkte die Hände. Ent-scheidend ist das an den Tauschpunkten umgesetzte Geld, wo vor- und nachgelagerte stoffliche, dingliche und persönliche Zusammenhänge zumeist unbekannt sind, denen die Individuen mehr oder weniger hilflos und gleichgültig gegenüber stehen und die viel zu oft nur ein Achselzucken hervorrufen. ...
Marktwirtschaft resultiert daraus, daß die Produkte der unabhängig, isoliert von einander be-triebenen (modern: nebenläufigen) Arbeiten nur im Tausch – Verkauf und Kauf – ihrem letzt-lichen Gebrauch zugeführt werden können. Ein Einzelner kann sich diesem Tauschgeschehen heute praktisch nicht mehr entziehen. Er kann, weil er tauschen muß, im wesentlichen nur noch für andere, d. h. für die Gesellschaft produzieren. In diesem Sinn ist die gesellschaftliche Produktion ein Fakt. Andererseits sind die Individuen dieser Produktion weitgehend „ausgeliefert“: Man kann nur kaufen, was geboten wird; man muß resultierende Umweltprobleme erdulden, auch wenn man sie nicht bestellt hat; man ist den Turbulenzen der Märkte ausgesetzt. MARX hatte diese Situation damit gekennzeichnet, daß die Individuen zwar der ge-sellschaftlichen Produktion untergeordnet seien, diese aber nicht den Individuen, um sie „als ihr gemeinsames Vermögen“ handhaben zu können.


Sinnlose oder verkürzte Markt-Analysen
Aus dem Vorwort zur Energiedepesche Dez. 2002 von Aribert Peters (S. 2)
... die Verbraucher werden derzeit gerupft wie das Federvieh. Der Wettbewerb erlahmt und die Stromversorger erhöhen trotz historisch einzigartig hoher Gewinne die Strompreise. Dieser Nicht-Wettbewerb hat Preisaufsicht und Markt gleichzeitig ausgeschaltet.
Anmerkung: Akkumulation und Monopolisierung sind nicht das Gegenstück, sondern typische Folge von Marktprozessen!

Konkurrenz
Aus Bookchin, Murray (1992): "Die Neugestaltung der Gesellschaft", Trotzdem-Verlag in Grafenau (S. 85, mehr Auszüge)
Das Konkurrenzprinzip hat nicht nur die Kapitalisten in den Kampf gegeneinander um die Märkte gehetzt, sondern alle Ebenen der Gesellschaft durchdrungen. Käufer und Verkäufer werden gegeneinander ausgespielt, Bedürfnis gegen Habgier und Individuum gegen Individuum gesetzt, bis in die elementarsten Bereiche menschlicher Begegnungen hinein. Selbst Arbeiter begegnen einander auf dem freien Markt sozusagen mit einem Knurren, und jeder sucht aus Überlebenswillen den anderen zu übervorteilen. Kein Moralisieren und kein Predigen kann die Tatsache ändern, daß Rivalität bereits auf den allerelementarsten Ebenen der Gesellschaft ein bourgeoises Lebensgesetz ist das im wahrsten Sinne des Wortes über "Leben" entscheidet. Akkumulation - um den Konkurrenten zu fällen ' aufzukaufen oder auf andere Weise in Verlegenheit zu bringen - ist eine Existenzbedingung innerhalb einer kapitalistischen Wirtschaftsordnung.

Markt und Verwertung des Menschen
Rosa Luxemburg, 1923: Die Akkumulation des Kapitals (S. 321)
Zuerst war der Zweck die Isolierung des Produzenten, seine Trennung von der schützenden Gebundenheit des Gemeinwesens, dann die Trennung der Landwritschaft vom Hndwerk, jetzt ist die Trennung des klienen Warenproduzenten von seinen Produktionsmitteln die Aufgabe.

Aus Robert Kurz: Antiökonomie und Antipolitik
Deshalb trat der Sozialismus das Erbe des Liberalismus an, wie dieser das Erbe des Absolutismus angetreten hatte: protestantisch-calvinistische Reformation und absolutistische Zentralisierung, Französische und Amerikanische Revolution, Russische Oktoberrevolution und antikoloniale nationale Befreiungsbewegungen bilden eine einzige Kette der Durchsetzungsgeschichte warenförmiger Vergesellschaftung, in der jedes Moment der Emanzipation von einem jeweils früheren Zustand immer gleichzeitig eine neue Stufe der Repression und Entmündigung darstellte.

Aus Gruppe Gegenbilder, 2000: Freie Menschen in Freien Vereinbarungen, S. 17 ... bestellen! ++ Download als PDF)
Die Sachverwalter des Kapitals als Exekutoren (Ausführer) der Gesetze der Wertverwertungsmaschine haben erkannt, daß der Mensch selbst die letzte Ressource ist, die noch quali-tativ unentfaltete Potenzen der Produktivkraftentwicklung birgt. In seiner maßlosen Tendenz, alles dem Verwertungsmechanismus einzuverleiben, versuchen Kapitalmanager auch diese letzte Ressource auszuschöpfen. Die Methode ist einfach: Die alte unmittelbare Befehlsgewalt über die Arbeitenden, die dem Kapitalisten durch die Verfügung über die Produktionsmittel zukam, wird ersetzt durch den unmittelbaren Marktdruck, der direkt auf die Produktionsgruppen und Individuen weitergeleitet wird. Sollen doch die Individuen selbst die Verwertung von Wert exekutieren und ihre Kreativität dafür mobilisieren - bei Gefahr des Untergangs und mit der Chance der Entfaltung.

Gegen Verwertung

Wachstum

Wachstumwahn von links - Titelseite der marxistischen Tageszeitung "Junge Welt" am 26.2.2020
Weiteres Beispiel: Konzerne, die nicht ordentlich wachsen, sind schuld an Misere: "Autoindustrie, die für das gerichte deutsche Wirtschaftswachstum hauptverantwortlich zeichnet" (Kommentar in: Junge Welt am 25.1.2020)


Folge Nr. 2: Glaube an Wirtschaftsschwäche
Zweite Folge einer neuen Themenreihe des "Hirnstupser" über das, was informell die Gesellschaft prägt. Es geht um den wohl aktuell prägendsten, aber auch absurdesten Diskurs in Deutschland - nämlich dem Märchen, dass es der Wirtschaft schlecht geht. Politik und Medien feuern diese Nachricht aus allen Rohren, und immer mehr Menschen geben sie als Meinung, Pseudo-Expertise oder schlicht Angst weiter. Genau das ist Diskurs. Da gerät völlig in Vergessenheit, dass überall Rekordgewinne und Spitzengehälter eingestrichen werden - natürlich nur bei denen, die ohnehin oben schwimmen.
Weitere Beispiele werden in den kommenden Folgen dargestellt - um sie zu enttarnen, mitunter zu entlarven, aber vor allem auch zu zeigen, wie sie funktionieren, wirken und sich verändern lassen. ++ diskurs.siehe.website

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