Offener Raum

BEZIEHUNGEN

Liebe als Mangelzustand


1. Ehe, Liebe und romantische Zweierbeziehung
2. Zweigeschlechtlichkeit in Zweierbeziehung eingeschrieben
3. Entfaltung statt Sicherheitsillusion
4. Liebe als Mangelzustand
5. Beziehungsweisen jenseits klarer Einteilungen?
6. Kritik an "Freier Liebe" & neuen Beziehungsnormen
7. Anarchist Proudhon für patriarchale Familienstruktur
8. Links, Materialien, Workshops
9. Downloads

Eigentlich ist der Begriff "freie Liebe" in sich schon eine Tautologie, so wie weißer Schnee. Als ob Liebe anders sein könnte als frei?
Die Begriffsverwirrung taucht auf, weil im Alltagsgebrauch das Wort Liebe meist für Zustände gebraucht wird, die korrekt eher als Mangelprojektionen zu bezeichnen wären: Wenn jemand das dringende Bedürfnis hat, dass ein anderer/eine andere ihn beachtet, ihm Zeit und Aufmerksamkeit schenkt, sich nach Zärtlichkeit, Berührung oder Sexualität sehnt, und wenn er diese Mangelzustände ganz fest an eine Person (das Opfer) knüpft, von der er sie erfüllt haben will, wird das üblicherweise Liebe genannt. Und wenn diese Wünsche nicht erfüllt werden, werden die Leute dem Opfer gegenüber vielfach von massivem Abgrenzungsbedürfnis und Ablehnung erfüllt oder depressiv.
Dem diametral gegenüber steht für mich, was ich Liebe nennen möchte: Ein Zustand des Überflusses und der Fülle, in dem ich den Wunsch habe, einem anderen Aufmerksamkeit, Zeit und Zuwendung zu schenken, mich selbst mit Zärtlichkeit, Berührung und Sexualität zu verschenken. Wenn das nicht möglich ist, weil es für die geliebte Person nicht stimmig ist, dann ist das schade, dann werde ich darum trauern, aber es entsteht daraus keine Ablehnung der Person, sondern ich kann ihr aus ganzem Herzen alles Glück der Erde wünschen, auch wenn wir keinen gemeinsamen Weg haben.

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