Offener Raum

SOZIALE FRAGEN: DIE SCHERE ZWISCHEN ARM UND REICH WIRD GRÖSSER!

Gesundheitsthemen und -politik


1. Gesundheitsthemen und -politik
2. Buchvorstellungen zum Themenbereich

Biontech (Hersteller des hierzulande bevorzugten Corona-Impfstoffs) im 1. Quartal 2021
Umsatz 2,05 Milliarden ++ Gewinn: 1,13 Milliarden (d.h. ca. 55% Gewinnspanne)

Gesundheitsschutz im Kapitalismus ist eine schwierige Sache, schließlich lässt sich mit Krankheit mehr Geld machen als mit Gesundheit. Automatisierte, hochtechnische Abläufe sind ebenfalls lukrativer als das Sich-kümmern um Menschen. Profitraten wachsen, wenn Menschen weniger verdienen - und so sind Pflegekräfte trotz ihrer bemerkenswert wichtigen Rolle für ein menschliches Miteinander schlecht bezahlt, trotzdem bis zum Anschlag gefordert im Job.


Verdummung mit Pseudo-Medizin – und mit der Kritik daran
Der Buchmarkt mit vermeintlich hochwirksamen Alternativverfahren der Krankheitsheilung quillt über – und Stück für Stück auch das Gegenprogramm. Geld verdienen lässt sich mit allen. Für den Verkaufserfolg eines Buches kommt es vor allem darauf an, Inhalte vereinfacht und verkürzt darzustellen, also zusammengefasst: populistisch zu sein. Das ist fast allen Heilsvermeldern in Buchform anzusehen. Es gilt aber ebenso für viele der kritischen Bücher. Ein prägnantes Beispiel ist „Der große Bluff“ von Theodor Much (2013, Goldegg in Berlin, 237 S.). Seite für Seite seziert er verschiedene alternative Heilverfahren. Immer wieder sind Passagen in Anführungsstriche gesetzt, doch ob es Zitate sind, lässt sich nicht einmal erahnen. Quellenangaben enthält das Buch sowieso nicht. Was nicht zur (industriefreundlichen) Schulmedizin passt, ist offenbar per se gut. Ein typisches Beispiel ist die Kritik an Impfgegnern. Obwohl in deren Reihen tatsächlich viel krudes Zeug verbreitet wird, schafft Much nur so Sätze wie: „Für die Behauptung, dass Impfungen Erkrankungen verursachen würden, existieren keinerlei Beweise“ – gerade so, als wenn eine solche Gefahr sich selbst widerlegt und alle Veröffentlichungen folglich nur Nonsens seien. Er fährt fort: „In mehreren US-Studien konnte zum Beispiel gezeigt werden, dass“ usw. So schreibt die andere Seite auch immer: „Studien hätten gezeigt“ oder „es gibt unzählige Beweise“ usw. Der eigene Text wird aufgebläht mit Hinweis auf ganz viele Studien – und daraus offenbar gefolgert, dass mensch dann keine einzige konkret benennen muss.
So schlimm treiben es Dittmar Graf und Christoph Lammers in „Anders heilen?“ (2015, Alibri in Aschaffenburg, 178 S., 14 €) nicht. „Wo die Alternativmedizin irrt“ steht im Untertitel. Das gibt die Richtung vor – und in der Tat zeigen die Autor_innen des Buches eine Menge kruder Vorstellungen auf, die mit dem Glauben an Homöopathie und andere Formen der Paramedizin, wie alle abweichenden Methoden außer der Schulmedizin genannt werden. Allerdings darin liegt genau das Problem des Buches: Es ist nützlich für einen skeptischen Blick auf viele Einfachlehren, esoterische Phantasien usw. Aber es macht einen eigenen Blick auf Wahrheit auf, der als Dogma herüber kommt: Was die Wissenschaft sagt, stimmt. Es gibt auch immer nur ein „richtig“. Das ist nicht einmal wissenschaftlich. Solche Bücher zertrümmern ebenso wie die Verteufelung jeder Schulmedizin den wichtigsten Wirkstoff, den es gibt: Das Gespräch z.B. mit der_dem heilenden Person und die Suggestion an die Wirksamkeit des Medikamentes (Placebo). Wenn es hilft, warum solche Suggestion verteufeln? Wollen die Autoren uns weismachen, dass Krankheiten immer nur rein physische Grundlagen haben und folglich die Psychosomatik unwissenschaftlich ist? Das wäre gefährlich, denn dann würde der Körper zu einer reinen Experimentierzone für profitabel verkaufte Chemikalien. Dass ein selbsternannt eher anarchistischer Verlag die Selbstbestimmung des Menschen (Autosuggestion, psychologische Selbstheilungskräfte usw.) verdammt und die chemieschwere Schulmedizin hypt, zeigt, wieweit der Kapitalismus die letzten Ritzen der Gesellschaft erobert hat.

Personalmangel im Pflegebereich
Aus "Pflege: Nachwuchs kann Bedarf nicht decken", in: Junge Welt, 11.4.2024 (S. 15)
Von den mehr als 1,1 Millionen professionellen Pflegekräften in Deutschland werden mehr als 249.500 in den kommenden zehn Jahren das Renteneintrittsalter erreichen – das sind 21,9 Prozent. Der Bedarf variiert von Bundesland zu Bundesland zwischen 19,7 Prozent in Sachsen und 26,5 Prozent in Bremen. Der tatsächliche Pflegekräftebedarf dürfte dem diesjährigen DAK-Report zufolge angesichts einer ständig wachsenden Zahl pflegebedürftiger Menschen noch weitaus größer sein. Die Zahl der Pflegebedürftigen werde von 5,2 Millionen im Jahr 2022 auf 7,5 Millionen im Jahr 2050 steigen.

Corona - Analysen im Rückblick

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